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Wir müssen jetzt eine Strecke von einigen Hundert Meilen und einen Zeitraum von vier Jahren überschreiten, um Gräfin Constanze Merwing wiederzufinden. Dieß gelingt uns in der ewigen Stadt Rom, auf der Piazza del Populo am großen vielstöckigen Fremdenhause, das am Ausgang des Corso und gegenüber dem Monte Pincio liegt. Die Gräfin bewohnt mit ihrer alten Cousine und mehreren aus Deutschland mitgebrachten Domestiken das zweite, oder wenn man den Entresol mitrechnen will, das dritte Stockwerk des Hauses.
Sie liegt im offnen Fenster und blickt melancholisch und ohne an die in's Auge gefaßten Gegenstände zu denken, abwechselnd auf den weiten vor dem Hause ausgebreiteten Platz und auf die Bäume des hochliegenden Pincio. Sie ist in ihrem Aeußern verändert; obgleich ihre Züge noch eben so jugendlich und tadellos schön zu nennen sind, so ist doch der Ausdruck ihres Gesichtes nicht mehr derselbe. Der offene fröhliche Uebermuth des schönen Mädchens, der Stolz der vornehmen Frau, die Sicherheit der vielseitig und gründlich Gebildeten, ja selbst der schwärmerische Ausdruck der Enthusiastin, und alles, was sonst noch sich früher so rückhaltlos in ihren schönen Zügen spiegelte, ist dem Gepräge eines scheuen und sogar mißtrauischen Ernstes gewichen. Sie öffnet ihre großen dunkeln Augen nur noch in ihrer vollen Weite, wenn sie sich allein in Gottes freier Natur oder unbelauscht den Wundern der Kunst gegenüber befindet; ihr rückhaltloses helles Lachen hört Niemand mehr und selbst ihre hohe Gestalt, die sonst so gebietend sich zurücklehnte wie, um die ihr tributpflichtige Welt zu überblicken, geht jetzt gewöhnlich gesenkten Hauptes einher. Graf Julian nannte sie in letzter Zeit: ›das verschleierte Wunder.‹
Ja, ein Schleier ist es auch und zwar ein dichter undurchdringlicher Schleier, der sie von den Menschen trennt; denn selbst den Ursprung, die Ursache ihres veränderten Wesens weiß Niemand, jeder der sie früher kannte, sieht, daß sie leidet, aber keiner vermag die Quelle ihrer Schmerzen zu erforschen. Natürlich sind aber, wie das in der so wohlwollenden theilnehmenden Welt der Freunde, Verwandten und Bekannten nicht anders möglich ist, die verschiedensten Gerüchte darüber im Umlauf, und je näher die Menschen ihr früher standen, desto tolleres Zeug behaupten sie von ihr. Der Eine sagt, ein treuloser Liebhaber hat sie verlassen, der Andere, sie hegt eine leidenschaftliche Liebe zu einem verheiratheten Mann; der Dritte, sie grämt sich, weil Prinz August noch immer nicht von seinen Reisen zurückgekehrt ist; der Vierte sagt, sie zieht sich von allen Menschen zurück, weil sie zu hochmüthig ist, mit irgend einem umzugehen und wir alle ihr nicht unterthänig genug zu Füßen liegen.
Die arme Constanze! Zwei Jahre lang hatte sie all' diesen Unsinn über sich ergehen lassen, um dann endlich sich mit einem kräftigen Entschluß loszureißen und nach dem Süden, der Balsam jeder kranken Brust und jedem kranken Herzen bringt, zu wandern.
Seit den zwei Jahren, daß sie Frankreich, Spanien, die Schweiz und Italien durchreiste, war ihr Leiden nicht besser geworden – ihr Geist freilich hatte sich gehoben, aber wieder auf Kosten ihres Glückes; sie hatte beschlossen sich möglichst ganz zu vergessen, denn weder in ihrer noch in Prinz August's Anschauungsweise von der Aufgabe des Lebens war für ihre Stimmung und für ihr Herz Heil mehr zu finden.
Sie litt nämlich, ohne daß jemand auf Erden es ahnte, an einem furchtbar quälenden Gedanken, einer Einbildung, einem Wahn, der aber für sie die ganze Kraft der tiefsten Ueberzeugung hatte.
Sie glaubte allen Menschen, denen sie Theilnahme schenkte, Unglück zu bringen und ihre Liebe hielt sie für gradezu verhängnißvoll und verderblich.
Diese Idee hatte sich bei ihr zu einem förmlichen System ausgebildet, zu welchem ihr ganzes vergangenes Leben die Grundlagen und die Pfeiler liefern mußte.
Da sie Niemand diesen entsetzlichen Gedanken mittheilte, konnte ihn auch Niemand bekämpfen und ihr Benehmen und sie durch Vernunftgründe und den Zuspruch sorglicher Freundschaft eines andern belehren.
Die erste Veranlassung, den ersten zu Keim dieser Unglücksidee hatte wohl Mellheim's, sie so widrig berührendes Wesen in ihr geweckt. Sie sagte sich: Hätte ich ihn in meinen Briefen nicht immer zu Großem gespornt, zu Außerordentlichem aufgefordert, nicht gar in meiner Schwärmerei einen Helden der Zukunft in ihm gesehen, er würde nie diese halsbrechenden Pfade gewandelt sein, nie sich in diese selbstmörderischen Umsturzpläne versenkt haben.
Und Manfred? War Manfred nicht ein harmlos glücklicher Mensch, der pflichtgetreue Liebling seines alten Vaters gewesen, bis sie kam und ihm eine tiefe Leidenschaft einpflanzte? War nicht dadurch sein innerstes Leben für ewig vergiftet und zugleich in seinem edlen Herzen der Aufopferungstrieb, der bisher nur seinen Vater beglückt hatte, zu solcher Glut angefacht worden, daß er ihm das Elternhaus, das Vaterland, seinen Namen und was mehr als alles, auch sich selbst opferte – denn er hatte sie ja geliebt und ihr entsagt! Und war Prinz August's nie endende Abwesenheit von der Heimat nicht vielleicht auch eine Folge ihres unglücklichen Einflusses?
Ja selbst zu dem frühen Tod ihrer Brüder wußte sie sich die Veranlassung aufzubürden und selbst Habicht's jetzt stadtkundig gewordenes Eheunglück, als dessen einzige Ursache Frau Habicht Constanze nannte, bedrückte zuweilen ihr armes selbstquälerisches Herz!
Sie suchte und fand jetzt ihr einziges Heil im Vergessen ihrer selbst und ihrer Vergangenheit, und seitdem sie in Italien und besonders wieder in Rom sich befand, gelang ihr dieß auch oft vollständig. Was war ihr einziges Schicksal im Vergleich mit jenem, welches die Menschheit getragen in diesen Mauern, ja selbst im Vergleich zur Pein der Einzelnen aus der Zahl jener Märtyrer für Kirche und Vaterland, die hier sich martervoll verblutet hatten! Was war sie selbst, ihr ganzes Dichten und Streben gegen jenes der gigantischen Naturen, die hier auf Jahrtausende hinaus sich durch ihren Geist, ihr Talent, ihren Meißel und ihre Palette Denkmale geschaffen?
Das Gefühl der Demuth, welches die Wunder der Kunst in ihr erzeugten, steigerte sich aber zuweilen bis zur Trostlosigkeit; – was konnte sie einem Schöpfer sein, sagte sie in bangem Zweifel – der solche Geschöpfe hatte; wie konnte er auf den Grashalm achten, wenn solche Cedern zu ihm aufsproßten und seine Macht in alle Welt verkündeten? Und was hatte sie gethan, um seiner Herrlichkeit eine Stufe zu bauen – sie hatte nichts bezweckt als ihre Nebenmenschen aus den ihnen vorgezeichneten Bahnen zu reißen, um sie dem Unglück preis zu geben!
Heute war sie besonders trüb gestimmt. Manfred's Bild, das aus allen Gestalten der Vergangenheit mit seinen treuen Augen ihr am häufigsten vor die Erinnerung trat, schwebte ihr auch heute vor. Was war aus ihm geworden? Alle Aufforderungen, die nach seinem plötzlichen Verschwinden der Feder seines Vaters entfloßen und so rührend stilisirt waren – sie waren vergebens durch die französischen, englischen und italienischen Zeitungen gelaufen; nie hatte Jemand wieder eine Silbe von ihm erfahren; sein Vater hatte sich endlich getröstet und sah, von einem reichlichen Jahrgehalte Constanzens unterstützt, jetzt mit ziemlicher Seelenruhe des Sohnes Wiederkehr entgegen.
Da weckte Constanzen ein am Thorweg haltender Reisewagen aus ihren Träumen; deutsche Laute schallten bis zu ihr herauf und als sie die Lorgnette vor das Auge nahm, erkannte sie in den unten Aussteigenden Niemand anders als – Herrn Habicht und seine Hochwohlgeborne Gemalin Helene.
Sie wollte vom Fenster zurücktreten, aber die noch im Wagen sitzende und neugierig aufblickende junge Frau hatte sie mit ihren zwar unbewaffneten aber stahlscharfen Augen bereits erkannt.
»Gräfin Constanze!« rief sie mit einer so hellen und freudigen Stimme als habe sie ihr Liebstes auf Erden gefunden und ohne ihres Mannes helfenden Arm anzunehmen, sprang sie leichtfüßig aus dem Wagen, die breiten Stiegen hinauf, bis in Constanzens Zimmer und in ihre Arme.
»Welches Glück! Welche Freude!« jauchzte sie ein um das andere mal – »und was wird mein Mann sagen? Der hat Sie noch nicht gesehen, denn ich war zu eilig es ihm zu erzählen – er wird außer sich sein – beinahe zu viel Glück für einen Mann; im Hause, wo er sich eine Wohnung bestellt, findet er die Dame, die er vor allen seit Jahren verehrt!«
Constanze wußte nicht, hörte sie recht oder war die kleine Frau verrückt – mit wahrhaft erschrockenen Augen musterte sie das hochrothe Gesicht Helenens, bis diese ihre Verwunderung bemerkte und in helles Lachen ausbrach:
»Sie wundern sich, daß ich nicht mehr eifersüchtig bin – davon bin ich curirt auf ewige Zeiten!«
»Und was hat dieß Wunder vollbracht?« sagte nicht sehr zuvorkommend Constanze.
»Vier Wochen in Paris! Da ist Niemand eifersüchtig –«
»Und« – fragte Constanze mit ziemlich hörbarer Ironie ihre einst so unversöhnliche Feindin – »und welche Wirkung hat der Pariser Aufenthalt auf Ihren Gemal ausgeübt – ist Er vielleicht dort eifersüchtig geworden?«
Helene jauchzte laut auf vor Vergnügen über diese Frage. – »Immer dieselbe geistreiche penetrante Comteß Constanze! Sie haben's getroffen! Er ist es jetzt à n'y plus tenir! Und deßhalb komme ich hierher – Sie sollen ihn curiren!«
»Ich?« fragte Constanze und glaubte zu träumen.
»Glauben Sie denn Ihr Einfluß auf ihn, seine Bewunderung für Sie seien vermindert? er hat noch in Paris Ihrem Vetter erklärt –«
»Meinem Vetter?«
»Nun ja, wissen Sie denn nicht, daß er jetzt eines der größten diplomatischen Lichter am kaiserlichen Hofe ist?«
»Mellheim?«
»Aber wie können Sie ihn so nennen, liebste Gräfin? hat ja doch selbst der Fürst die Verirrungen, die er unter diesem Namen beging, vergessen und ihm nach einem Jahre Festung die Freiheit und Amnestie ertheilt; er ist jetzt Graf Hugo Merwing und wohl nächstens ambassadeur extraordinaire de sa Majesté Imperiale l'Empereur des Francais près du Saint Siège!«
»Ist das wahr?«
»Aber mein Gott – Sie wissen ja, daß er seit lange schon in Paris sich aufhält?«
»Das wußte ich. Mein Geschäftsführer, der wegen der Auslieferung seines Vermögens mit meinem Vetter in Verhandlungen zu treten hatte, hat ihm dorthin Alles senden müssen.«
»Nebenbei gesagt,« fiel Helene ein, dieser Geschäftsführer ist seitdem in den Hafen der Ehe eingelaufen und glücklicher Gemal von Fräulein Curtius geworden. Er hat den Ruhm der solideste Ehemann in der ganzen Stadt zu sein. Was aber Graf Merwing betrifft,« fuhr Helene Habicht fort, »so weiß ich nicht –«
»Ob er in Paris den Ruhm des solidesten Garçons genießt?« fragte Constanze lächelnd.
»O, sagen Sie ihm nichts Uebles nach,« fiel Helene ein – »wenn Sie ihn sähen, würden Sie geblendet sein durch die vortreffliche Tournüre, durch den Geist und die überlegene weltmännische Bildung, die Ihr Vetter sich angeeignet hat!«
»In der That? Welche Wandlung!«
»Sie würden sicherlich nicht einen ehemaligen Demokraten in ihm erkennen. Er würde heute,« so fuhr Helene in ihrer lebhaften Schlußrede fort, »er würde heute den Grafen d'Orsay eifersüchtig machen können. Er ist im Jokeyclub eine Autorität geworden!«
»Und nun zu allen diesen Vollkommenheiten noch das Verdienst zu fügen, ein Diplomat geworden zu sein!«
»Nicht wahr?« beantwortete Helene mit naiver Aufrichtigkeit Constanzens etwas ironischen Ausruf.
»Niemand würde es geglaubt haben! Es muß doch aber im Blute liegen!«
»Das Blut hat früher nicht eben sehr merklich sich in ihm geltend gemacht,« meinte Constanze.
»Wer weiß es?« sagte Helene. »Vielleicht war es eben nur der Contrast seines Bewußtseins und seines Selbstgefühls mit der mehr als bescheidenen Beschaffenheit seiner wirklichen Lebensverhältnisse, was ihn unter die Malcontenten trieb. Uebrigens,« fuhr Helene fort, scheinen doch auch Sie ihm Ihre Theilnahme lebendig forterhalten zu haben, denn er hat mir sogar ein paar freundliche Zeilen gezeigt, die Sie ihm nach Paris geschrieben haben und hat dabei nur beklagt, daß sie ohne Datum und ohne Angabe Ihres Aufenthaltes waren, weil er sonst gewiß Ihnen geantwortet, vielleicht sogar« – setzte Helene mit einem kleinen neckenden Lächeln hinzu, »zu Ihren Füßen Ihnen für Ihre Theilnahme gedankt haben würde.«
Constanzen berührten diese letzten Worte wie ein Wespenstich – aber sie unterdrückte ihre Empfindlichkeit und sagte ruhig: »Auf solchem Fuße stehen wir nicht – mein Vetter und ich. Und ich habe ihm auch nur geschrieben, weil ich glaubte, er lebe in Paris in ganz isolirter Stellung und werde sich über ein Zeichen der Theilnahme aus dem Vaterlande freuen.«
»Isolirt ist er durchaus nicht, er ist der Liebling der Gesellschaft, die Vorliebe der Pariser Damen für ihn geht so weit, daß sie sogar seinen harten deutschen Accent wundervoll finden!«
»Das hat er Ihnen wohl selbst gesagt?« fragte Constanze mit mehr Härte als sie eigentlich beabsichtigte, aber das Wesen der jungen Frau, durch das sie sich früher, wenn auch nicht angezogen, doch auch nicht abgestoßen gefühlt hatte, berührte sie so unangenehm, daß sie instinctmäßig etwas sagte, was Helenen besonders beleidigen mußte.
Die Frau des Banquiers richtete sich stolz auf.
»Sie verkennen Ihren Vetter und mich –«
In diesem Augenblick wurde sehr zu gelegener Zeit Herr Habicht gemeldet, der von den Domestiken erfahren hatte, wo seine Frau geblieben sei.
Constanze empfing ihn unwillkürlich viel freundlicher, als sie es vor einer Stunde noch möglich gehalten. Sie reichte ihm herzlich die Hand, deren Fingerspitzen er dankbar gerührt an seine Lippen führte. Helene sagte mit etwas impertinentem Spott: »Bringe ungestört der Gräfin Deine Huldigung dar, ich will einstweilen für den Transport des Gepäcks in unsere Zimmer sorgen,« und mit einer leichten Verbeugung gegen Constanze war sie verschwunden.
Herr Habicht war von diesem unerhörten Vertrauen durchaus nicht überrascht. Constanze beherrschte also ihre Bewunderung auch und bot ihm einen Sessel an, während sie selbst sich niederließ.
»Wie finden Sie meine Frau,« fragte Habicht mit einer gewissen Spannung.
»O sehr wohl aussehend, ganz vortrefflich!«
»Ja – aber ich meine ihr Wesen, ihr Benehmen, finden Sie sie nicht verändert, gnädige Gräfin?«
»Viel munterer und lebhafter!« sagte Constanze, der diese Fragen eine Art Tortur waren.
»Finden Sie aber nicht auch, gnädige Gräfin, daß ihr das stille, schüchterne Benehmen, welches sie früher in Gesellschaft hatte, besser kleidete, als diese unternehmenden Manieren?«
»Auf Reisen ist man immer lebhafter und unternehmender!«
»Nein – ach nein, es ist die Frucht ihres Pariser Aufenthaltes und des burschikosen cavalièren Tones, der in der dortigen Frauengesellschaft seit der letzten Revolution Mode geworden. Die Französinnen werden aber durch diese Manieren nicht so entstellt wie die deutschen Frauen –«
»Sie machen uns deutschen Frauen dadurch ein großes Compliment, ohne daran zu denken,« äußerte um abzulenken Constanze. »Aber nun bitte ich Sie, erzählen auch Sie mir etwas von meinem Vetter, von dem mir Ihre Frau gesagt hat, daß Sie öfter mit ihm zusammengetroffen sind, und daß er ein vollendeter Weltmann, ein Stern der haute volée geworden ist!«
»Ich soll von ihm erzählen? Das ist eigentlich viel verlangt, denn ich liebe ihn nicht – er ist mir als Aristokrat noch viel unausstehlicher, denn als Demokrat!«
»Ist es wahr, was Ihre Frau sagt, daß er in französische Dienste treten will – daß er vor dem absolutesten und durchgreifendsten aller Herrscher den Nacken beugen will, den er früher so stolz für das Volk erhob?«
»Nein, so weit glaube ich, geht doch seine Conversion noch nicht – so unausstehlich er mir ist, so muß ich ihm doch Gerechtigkeit widerfahren lassen. Aber er ist ein persönlicher Freund des neuen Machthabers, der vielleicht von seiner Vergangenheit gar nichts weiß und nur den deutschen Reichsgrafen in ihm sieht und ihn deßhalb sich zu verpflichten wünscht.«
»Ihre Frau ging so weit zu behaupten, wir würden meinen Vetter bald als Gesandten hier sehen!«
Ein so spöttisches Lächeln zog über Habicht's Gesicht, wie es Constanze nie in diesen gutmüthigen Zügen bemerkt hatte.
»Meine Frau irrt – sie wird wenigstens sicher den Grafen nicht mehr hier sehen, denn meine Geschäfte erlauben mir nur noch, eine ganz kurze Frist hier zu verweilen. Uebrigens kann es wohl sein, daß man in Paris dem Grafen, der zum Vergnügen hierher reist, einige officiöse Aufträge gegeben – officiel aber wird Graf Merwing nicht auftreten, das – so hat er mir versichert – das zieme sich nicht für seine Stellung!«
»Als ehemaliger Freiheitsheld?«
»Nein, als deutscher Reichsgraf.«
»Im Ernste, sagte er das?« fragte Constanze lachend.
»Wahrhaftig! Aber ich muß nun meiner Frau folgen, die doch wohl ohne mich nicht die exorbitanten Forderungen des Kutschers und der Träger wird befriedigen können.«
»Seien Sie nur höflich mit ihnen!« rief ihm Constanze nach »Wir sind nicht in Deutschland.«