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Auf dem Bayrischen Bahnhof herrschte heute ein reges Leben.
Lauter fröhliche Mädchen liefen kichernd, plaudernd oder sich begrüßend hin und her. Dazwischen sah man fein gekleidete Damen und Kinderfräulein, die ihre Schutzbefohlenen nicht aus den Augen ließen.
Schulausflug!
Welch großes Vergnügen, hinaus ins Freie zu fahren und im Walde zu lagern.
Nur Fräulein von Raven, die Klassenlehrerin, fehlte noch, dann waren, so viel man übersehen konnte, alle pünktlich zur Stelle.
Die Billetts waren schon genommen, denn der Zeiger rückte stark auf 1 Uhr, noch 8 Minuten, und es war Zeit zum Einsteigen.
Wiederholt liefen Schülerinnen voll Ungeduld aus der Wartehalle. um auf die Straße zu blicken, von wo aus die Lehrerin kommen mußte.
»Endlich! Sie kommt!«
Eiligst nahm Frau Müller, Miezens Mutter, ein Billett für die Lehrerin und nun schoben sich die Mädchen und ihre Begleitung durch die Eingangspforte nach dem Bahnsteig.
Es war aber die höchste Zeit, denn schon rissen die Schaffner die Türen auf.
»Einsteigen, nach G, nach L, nach B,« tönten ihre lauten Stimmen.
Ein Zuklappen, und der Zug setzte sich langsam in Bewegung.
Es war geglückt!
Die drei Freundinnen, Mieze, Lydia und Liesel, waren, wie erhofft, zusammen in ein Abteil gekommen.
»Famos!« rief letztere, »das war eine Hetze. Else Grau drängte sich vor, und es hätte nicht viel gefehlt, sie wäre mit hereingekommen. Nun ist sie im Nebenabteil mit Lilly Günter.«
»Zu der paßt sie auch besser, zwei Tranlampen zusammen,« sagte Lydia, setzte ihren Hut ab und legte ihn ins Netz.
»Zu fein, daß die »III.« besetzt war, nun können wir nobel »II.« fahren.« damit nahm Mieze, ihr frischgewaschenes weißes Kleidchen fein säuberlich zusammenraffend, in den Polstern Platz.
Kaum saß sie, stieß sie Liesel Weil mit dem Ellenbogen an und wies mit den Augen auf zwei andere Schülerinnen, die augenscheinlich einer höheren Klasse angehörten.
Die hatten sich nämlich schon jetzt ein »Freßkoberchen«, wie die Mädels es nannten, vorgenommen und begannen sich an Kirschen zu laben. Die Kerne flogen durch das geöffnete Fenster.
Ueberhaupt mußte man jetzt sehr heimlich tun, die anderen Mädchen brauchten nicht zu hören, was sich die Schulfreundinnen zu erzählen hatten.
Die Fahrt dauerte nicht lange. Nur zu schnell flog man an Wiesen und Aeckern vorbei. Hin und wieder jagten aufgescheuchte Gänse dahin, ganze Herden Schafe, Kühe und Kälber belebten das schöne Frühlingsbild bis zur Station.
Mit dem Aussteigen mußte man sich eilen, nur zwei Minuten hielt der Zug.
Nun ging es auch gleich zur Waldschänke. Hier waren lange Kaffeetafeln für die Erwarteten gedeckt.
Lange nötigen ließ sich keiner, und bald waren Tassen und Teller geleert.
Wie schmeckte das alles fein in der köstlichen Waldluft! Die Wirtin, eine weiße Schürze um ihren umfangreichen Körper, brachte nochmals dampfenden Kaffee und eine ganze Schüssel voll gefüllter Pfannkuchen.
Von der Schänke aus kreischte ein lautes Grammophon:
»Das haben die Mädchen so gerne.«
Auf der freien Wiese lockten Schießbude und Karussell, und gerade als die Mädchen darauf losstürmen wollten, tönte von weitem Trommelschlag und Pfeifenton.
Und siehe da!
Mit großen Hüten, Fahnen und Bändern kam ein ganzer Trupp Wandervögel im Marschschritt daher.
Allgemeines Entzücken!
Die Ueberraschung war beiderseits unendlich groß, und allen wurde es sofort klar, daß nun ein Tänzchen stattfinden könnte.
Der Saal, der sonst die ganze Woche über leer stand, füllte sich bald mit den jugendlichen Gestalten.
Die Führer hatten sich den Lehrerinnen vorgestellt, die gestatteten, daß sich Schüler und Schülerinnen zum Tanz vereinten.
Ein altes Klavier, das verstaubt in der Ecke stand, wurde hervorgezogen. und eine Lehrerin setzte sich selbst davor und spielte einen flotten Walzer auf.
Die drei Freundinnen hielten sich wie immer zusammen. Lieschen flüsterte Lydia zu:
»Da ist Keils Rudolf, der immer Maria Peters nachläuft. Vorige Woche hat er ihr ins Parterrefenster einen Strauß Nelken hineingeworfen.«
»Mit dem würde ich nicht tanzen,« entgegnete Lydia verächtlich.
Kaum aber hatte sie es gesagt, da stand wie aus der Erde gewachsen, tief errötend und sich verbeugend, der Genannte und bat sie um den ersten Walzer.
Lydia wurde ebenfalls purpurrot, nahm jedoch seinen Arm und bald darauf drehten sie sich im Tanze.
Keils Rudolf war ein Frechdachs, er verstand es gut, sich einzuschmeicheln. Ganz leise drückte er Lydias Arm an sich, und noch ehe der Walzer zu Ende war, flüsterte er ihr zu:
»Ich kenne Sie schon lange, ich sehe Sie alle Tage aus der Schule kommen.«
Lydia, die ihr Mündchen nicht gut halten konnte, erwiderte sofort:
»Aber Maria Peters kennen Sie noch besser!«
Erschreckt hielt Rudolf im Tanze inne.
»Woher wissen Sie – wer hat Ihnen gesagt, daß ich Fräulein Peters kenne?«
»Liese Weil hat gesehen, wie Sie Blumen in Peters' Fenster geworfen haben!«
Die Walzermelodie brach ab.
Langsam gingen die einzelnen Paare durch den Saal zu ihren Plätzen.
Lydia machte einen tiefen Knicks, dann ging sie zu ihren Freundinnen, die nicht engagiert worden waren.
Sie drängte Tränen zurück. Weshalb mußte sie dies auch gleich wieder sagen! Ihre Mama hatte schon recht, daß sie sie oft ein vorlautes Mädchen nannte.
Nun würde Rudolf seinen Freunden erzählen, wie sie ihn geärgert, und niemand würde nun mit ihr tanzen.
Sie schluckte an Tränen, ihr war die ganze Stimmung verdorben.
»Sei nur nicht so traurig!« beschwichtigte Margarete Hille, der sie hiervon erzählte, »wirst schon noch engagiert werden, wenn nicht, tanzen wir zusammen.« –
»Sieh 'mal den Blonden da drüben.« Marie Berber stieß ihre Freundin an. »Der hat die schönsten Bänder an seiner Laute.«
»Ueberhaupt – der scheint der Feinste zu sein. Ein bildhübscher Junge, so vornehm gekleidet,« fügte Klärchen Heine hinzu.
Sie sahen von ihren Plätzen aus verstohlen zu einem wohl zwölfjährigen Knaben hinüber und flüsterten miteinander.
»Ja, das tue ich!« sagte Marie. »Komm, komm mit.«
Sie schritten zu ihren Müttern.
»Muttel,« bettelte Marie, »bitte, bitte, sage doch, der blonde Junge da drüben, möge uns etwas auf seiner Laute spielen. Der kann es gewiß sehr schön, auch ein Wandervogel-Lied möge er uns zum Besten geben.«
Die Mamas lachten und alle blickten jetzt auf Hugo Löwe, so hieß der Knabe. Der arme Junge wurde ganz verlegen.
»Das geht nicht,« erklärte Mariechens Mama, »ich kann mir doch nicht grade einen der Wandervögel aussuchen, der singen soll. Ich bitte den Lehrer darum, daß er alle zusammen einmal singen läßt.«
Der Lehrer war sofort bereit, den Wunsch der Dame zu erfüllen, und es sah reizend aus, als sich die Wandervögel mit ihren Lauten gruppierten.
Das erste Lied das gesungen wurde, war ein Burschenlied, und hell klangen die frischen Stimmen:
»Wir wandern in die weite Welt,
Vom Sonnenstrahl geleitet.
Schon hat sich über Wald und Feld
Der Frühlingsduft gebreitet.
Und alles, was da lebt, es singt
In tausend Jubelchören:
»Dem, der ins Reich der Freiheit dringt,
Ihm soll die Welt gehören!«
Wer nicht die Freiheit lieben kann
Und nicht des Frühlings Freuden,
Der ist fürwahr kein guter Mann
Und nimmer zu beneiden.
Wir aber wandern fort und fort,
Im Herzen Lieb und Glauben,
Und lassen uns der Jugend Hort,
Den Frohsinn, niemals rauben.
Die staub'gen Bücher lassen wir
Daheim im morschen Schranke:
Es lebt im freien Waldrevier
Ein höherer Gedanke.
Im goldnen Buch, das vor uns liegt,
Drin wollen wir studieren,
Und alles, was da kriecht und fliegt,
Wird uns zur Weisheit führen.
Wohlauf mit hellem Sang und Klang,
Und laßt uns fürder schweifen:
Nur wer ins Reich der Freiheit drang,
Der lernt die Welt begreifen,
Dem wird in Pracht und Herrlichkeit
Das Leben sich entfalten;
Nicht Kummer wird, nicht herbes Leid
In seinem Herzen walten.
Und geht die Sonne niederwärts,
Wir in das Städtchen ziehen,
Und treiben mit den Mädchen Scherz,
Die, Blumen gleich, erblühen.
Wir ziehen sie heran vertraut,
Mit ihnen froh zu lachen
Und jubeln und besingen laut
Die allertollsten Sachen.«
Allseitig wurde das flotte Lied gern gehört. Klärchen Heine flüsterte Marie Berber zu, Hugo Löwe hätte die beste Stimme.
»Unsinn,« entgegnete sie, »wie willst du diese wohl herausgehört haben unter den vielen!«
Schließlich wurde noch ein Schullied angestimmt, und auch die Mädchen konnten nun flott mitsingen.
Das brachte sie den Wandervögeln näher, und hin und wieder flogen von ihnen zu denen und umgekehrt, Bemerkungen und Scherzworte.
Mit einem Male hieß es: »Zur Schießbude!«
Hei, war das ein Vergnügen! Es gab jedesmal ein lautes Bravo, wenn die Mädels besser trafen als die Jungens, und nicht lange dauerte es, da wurde Jagd gespielt, gesungen und deklamiert.
Hugo Löwe, als ob er ahnte, daß er den beiden Schülerinnen gut gefalle, hielt sich immer an Marie Berbers und Klärchen Heines Seite. Er hatte wirklich mehr Art als die anderen Jungen, denn er hatte zwei richtige Waldsträußchen gepflückt, aus Laub und Ebereschen, und befestigte sie an der Mädchen Hüte. Das war eine zarte Aufmerksamkeit und freute die Mädchen sehr. Dafür revanchierten sie sich, indem sie vermittelst Tannennadeln Eichenblätter aneinanderfügten und ihm eine Ehrenkette aus solchen um die Schultern legten.
Er salutierte, die Mädchen knicksten; es war ganz reizend.
»Hallo!« erscholl es von weit her.
»H – i – e – e – r!« riefen die drei zurück.
»Kommt, wir wollen Pfänder spielen!«
In großen Sätzen liefen alle drei wieder den Waldweg entlang, der Waldschänke zu.
Hier saßen um einen runden Tisch, beschattet von einer riesigen Eiche, die Alten und Jungen und berieten mit, welches Spiel man beginnen sollte.
»Wollen wir eine Kette von Zitaten und geflügelten Worten schmieden?« schlug eine Dame vor. »Mit dem letzten Wort eines Zitates muß ein jeder ein neues suchen.«
Sogleich warf sie Lina Stern ihr Taschentuch zu und sagte:
»Nehmet Holz vom Fichtenstamme.
Doch recht trocken laßt es sein.«
Und sofort zitierte diese:
»Sein oder nicht sein,
Das ist die Frage.«
Das Taschentuch flog zu Bella Rot, die schlagfertig fortfuhr:
»Frage nicht, warum ich weine.«
So ging es flott weiter, und es kamen verhältnismäßig wenig Pfänder ein. –
Ganz besonders ärgerte sich Lydia Voigt, daß sie so oft hineinflog, ihr wollte nichts einfallen, worüber Rudolf Keil höhnisch seinen Mund verzog.
Beim Pfandauslösen kam man aus dem Lachen nicht heraus, es gab aber auch zu ulkige Aufgaben, an denen die Knaben sich tapfer beteiligten. Am besten benahm sich Kitti Lenz, der man ein allseitiges Bravo zurief. Sie sollte nämlich, um ihr Pfand wieder zu bekommen, »die Schönste aus dem Kreise küssen«.
Ohne sich zu besinnen, lief sie auf ihre Mama zu und küßte sie herzhaft.
Da applaudierten die Wandervögel wie auf Kommando und alle stimmten ein. –
Plötzlich sah der Führer der Wandervögel auf die Uhr.
»Wir müssen jetzt aufbrechen,« erklärte er, »sonst kommen wir zu spät heim.«
Es gab ein großes Bedauern, aber man sah ein, daß er recht hatte.
Während die Schülerinnen mit der Bahn heimwärtsfuhren, legten die Wandervögel im Marschschritt den Weg zurück, und es war kein kurzer Weg bis zur Stadt.
»Zum Abschied wollen wir euch noch ein Lied weihen,« sagte der freundliche Führer, stimmte die Laute und begann:
»Bin ein fahrender Gesell, kenne keine Sorgen,
Labt mich heut' der Felsenquell, tut es Rheinwein morgen.
Bin ein Ritter lobesam, reit auf Schusters Rappen,
Führ' den lockren Zeisighahn und den Spruch im Wappen
Lustig Blut und leichter Sinn, hin ist hin, hin ist hin.
Zieh' ich in ein Städtchen ein, spür ich's im Gehirne,
Wo man trifft den besten Wein und die schönste Dirne.
Spielmann lächelt wohlgemut, streicht die Fidel schneller,
Und ich werf ihm in den Hut meinen letzten Heller.
Lustig Blut und leichter Sinn, hin ist hin, hin ist hin.« –
Nun aber brachen die Wandervögel auf.
Ein Winken und Grüßen, und immer mehr und mehr verlor sich der Trommelschlag der Marschierenden. –
Nun ging es über Wiesen und Felder wieder in den Wald hinaus, es war ein Hin und Her und ein köstliches Amüsieren.
Lydia Voigt und Marie Berber hielten sich etwas zurück, sie wollten nämlich wieder mal »was aushecken«.
Das gab ein Getuschel und Gelächter und ein eifriges aufeinander Losreden.
Schließlich riefen sie noch einige Mädels heran und weihten diese in ihren Plan ein.
»Hört mal,« nahm Lydia das Wort und machte ein gar pfiffiges Gesicht. »Die Gustel Hawerland hat doch solche dumme Angst vor Padden, der wollen wir mal was einbrocken! Kinder, das gibt einen Spaß!«
»Na, wie denn?« fragte eine Schülerin.
»Sie hat ihr Beutelportemonnaie verloren. Ich habe es gefunden, und nun suchen wir uns ein kleines Fröschlein und tun es dort hinein. Das Weitere wird sich finden.«
Gerade kam auch ein kleines Tierchen herangehüpft, das mit Jubel eingefangen, in das Beutelchen getan wurde. Nun rief mit lauter Stimme und vorgehaltenen Händen Lydia, daß es in den Wald hallte: »Gu – s – t – el!«
Flugs kam in weißem Matrosenkleid mit blauem Kragen, die Genannte herbeigelaufen, so daß ihre langen Zöpfe flogen.
»Was soll ich denn?«
»Du, ist das dein Portemonnaie?«
»Natürlich, gib her! Danke bestens.«
Sie wollte es in die Tasche stecken, aber Lydia drängte, sie solle erst nachsehen, ob auch alles drin sei.
Gustel drehte den Bügel auf – und ließ vor Schreck todbleich das Portemonnaie zur Erde fallen. Der Frosch wäre ihr vor Freude, daß er aus der Gefangenschaft erlöst wurde, beinahe ins Gesicht gesprungen.
Alle lachten, aber Gustel rief entrüstet.
»Du abscheuliches Mädchen, mich so zu erschrecken, das sage ich meiner Mama und unserer Lehrerin obendrein!«
Damit lief sie davon.
»Das war aber wirklich nicht hübsch,« sagte eins der Mädchen. »Es sind Menschen schon krank vom Erschrecken geworden. Du kannst wirklich manchmal recht häßlich sein!«
Damit lief sie Gustel nach, und einige andere folgten, und es gab eine Verstimmung, obgleich Lydia auch viele Lacher auf ihrer Seite hatte.
Schließlich ward noch geschaukelt! – Ina Jäger, die stets etwas verwegen war, wollte sich ganz besonders hervortun, sie flog so hoch, daß den anderen fast schwindlig wurde. –
Plötzlich stieß sie einen Schrei aus und fiel herunter. Zum Glück war die Schaukel schon im Senken, sonst hätte es wohl Inas Leben gekostet. Die Mädchen liefen zusammen, ein Entsetzen erfaßte alle.
Die Mutter, die Lehrerinnen, alle stürzten herbei. Man trug die arme Ina, die ohnmächtig war, in die Gaststube und machte sich um sie zu schaffen.
Inas Mama rang die Hände und war ganz verzweifelt. Sie beruhigte sich erst, als ihr Kind wieder zu sich gekommen war.
Freilich jammerte Ina über Schmerzen am Arm, auf den sie gefallen war, aber immerhin atmete man doch auf, als sich ihre Züge belebten. Aber die Stimmung der Mädchen war zerstört, und früher, als der Ausflug enden sollte, wanderte man zur Bahn.
Inas Arm hatte man mit einer von der Wirtin besorgten Binde versehen. Die Mutter hatte an den Hausarzt telephoniert, der sich schon in der Wohnung befand, als sie mit ihrem Kinde eintraf.
So kehrte man weniger froh heim, als man auszog. – Am längsten hatte natürlich die Betreffende darüber nachzudenken. Ihr Arm war gebrochen, und sie lag mit vielen Schmerzen sehr lange auf der Chaiselongue und mußte lange, lange der Schule fernbleiben.
Das war für das lernbegierige Mädchen sehr schmerzlich. Während sie nun das Haus hüten mußte, zeigte es sich, wer ihre wahren Freundinnen waren. Zwar kam in der ersten Zeit fast die ganze Klasse, sich nach ihrem Befinden zu erkundigen, aber nach und nach bekümmerte sich keine weiter um sie, bis auf die drei Klassenschwestern Mieze, Grete und Erni, die sich auch innig mit einander befreundeten.
Konnten sie nicht alle drei zu gleicher Zeit kommen, so wechselten sie sich ab, so daß Ina über Langeweile nicht zu klagen hatte.
Meist lag sie jetzt im Liegestuhl auf der Veranda oder in der Hängematte im Garten. Daß sie ihren geschienten Arm noch nicht gebrauchen konnte, war ihr zu fatal. Mit müßigen Händen dazusitzen, wo sie so lebhafter Natur war, war gräßlich.
Wenn ihre Freundinnen kamen, fehlte es nicht an Unterhaltung. Sie erzählten aus der Schule, und es gab stets viel zum Lachen.
Inas Mama, welche ihr Töchterchen mit großer Sorgfalt pflegte, nahm oft teil an der Unterhaltung der Mädchen und erzählte ihnen gern ihre eigenen Schulerlebnisse.
Eines Mittwochs nachmittags kamen die drei Freundinnen Mieze Müller, Erni Grosse und Grete Valentiensen auf Besuch zu Ina.
Sie hatten ihre Handarbeiten mitgebracht, und man saß gemütlich um den runden Tisch, auf welchem köstliches Obst für sie stand.
Erst wurde über dies und jenes geplaudert, man kam noch auf den Ausflug zurück, auf die Wandervögel, und Mieze erzählte von Liesel Weil, die sich so über Lydia geärgert. Der Rudolf Keil hatte sie nämlich Klatschbase genannt und grüßte nun nicht mehr, und seine Schwester habe nun erklärt, warum er die Nelken in Maria Peters Fenster geworfen.
Und Gustel Hawerland, die wolle von Lydia auch nicht viel wissen, weil sie ihr den Frosch ins Portemonnaie gesetzt habe, überhaupt der Ausflug – an den würde manche denken! –
Als die Mädchen weitere Neuigkeiten austauschen wollten, trat Inas Mama herein und begrüßte die Erschienenen.
»Da ihr so freundlich seid, liebe Kinder, eure freie Zeit bei meinem Töchterchen zuzubringen, so recht wie es unter Freundinnen sein muß, habe ich für euch Schulmädelgeschichten herausgesucht, die noch aus meinen Kindertagen stammen.«
»O, das ist freundlich,« kam es wie aus einem Munde.
»Meine Mama hat auch noch alle ihre Jugendbücher, und ich lese so gerne darin,« sagte Erni Große. »Die gefallen mir bald besser, als die ich besitze.«
»Ich habe sogar noch Bücher von meiner Großmutter,« fiel Grete Valentiensen ein. »Eins heißt: »Die rote Mühle«. Ach, so wunderschön wie das Buch ist – du, Ina, das borge ich dir. Da wird dir die Zeit nicht lang werden.«
»Aber was Mama uns hier bringt – das ist zum Lachen, ich habe schon mal eine Geschichte daraus gelesen. Na, das waren aber Schulmädels! Sowas dürfte bei uns in der Schule nicht vorkommen, unser Lehrer würde uns schön heimleuchten! Bitte, Erni, gib mir mal das Büchlein her, ich will vorlesen, ihr könnt sticken.«
Erni reichte ein altmodisch gebundenes Buch herüber.
Ina blätterte darin und wählte schließlich eine Geschichte, die ihr selbst längst bekannt war, und las fließend:
»Der heiße Junitag.«
Es war ein heißer Junitag, die Sonne brannte um die Mittagszeit erdrückend, und wir Schülerinnen der ersten Klasse baten unsere Lehrerin, für den Nachmittag die Handarbeitsstunde ausfallen zu lassen, jedoch ohne Erfolg.
Um meinen Leserinnen einen klaren Ueberblick über die Stellung dieser Lehrerin zu gewähren, will ich sie vorerst mit den Verhältnissen unserer höheren Töchterschule bekannt machen.
Die Idee zu diesem Bildungsinstitut wurde von derselben hochherzigen Dame, die sich an diesem heißen Junitage sträubte, ihre Zöglinge frische Luft schöpfen zu lassen, angeregt, und das Direktorat übernahm ein liebenswürdiger Herr, der ehemals Gymnasiallehrer gewesen.
Ihm folgte in der Rangordnung der würdige Professor Rieder, der Naturwissenschaft und Physik gab, dann kam besagte Dame, Fräulein Gertrud, welche in ihrer Vielseitigkeit den Unterricht in Französisch, Englisch, Literatur, Rechnen und Handarbeiten übernommen hatte.
Der »schneidige« Dr. Bock lehrte Geschichte und Geographie und imponierte bei seinem Eintritt durch sein vornehmes Wesen.
Ihm folgte unser Gesang- und Zeichenlehrer, der ausnahmsweise nicht akademisch gebildet, sondern aus der Elementarschule zu uns herübergekommen war und von uns kurzweg der »schwarze Kantor« genannt wurde.
Ach, der schwarze Kantor, er liegt mir noch heute im Magen! – Von allen diesen Lehrkräften liebten wir fast schwärmerisch nur unseren Direktor, der uns in der deutschen Grammatik unterrichtete, wobei er einen schweren Stand hatte; eine stille Leidenschaft hegten wir für den »Schneidigen«, spielten Trudchen manchen Streich, wenngleich wir ihr zugetan waren, blieben kalt beim Professor und verhöhnten den »schwarzen Kantor«. – – – –
Fräulein Gertrud hatte sich für heute unsere Gunst verscherzt, den Nachmittag wollten wir ihr nicht so leicht vergeben!
»Es ihr anstreichen,« wurde beschlossen.
Gesagt, getan.
Von den Fenstern unseres geräumigen Garderobenzimmers vermochten wir die hohle Gasse, durch welche Trudchen kommen mußte, zu übersehen.
Im Garderobenzimmer pflegten wir uns bis zum Beginn der Stunde aufzuhalten. Hier machten wir ein Tänzchen, hier spielten wir Pfänder, Ball u. s. w.
Es schlug 2 Uhr, wir begaben uns in die Klasse.
Keine Lehrerin erscheint.
Von den Schülerinnen fehlte Auguste Marschall, die das selbst den Lehrern bekannte Talent besaß, die verschiedenen Stimmen nachzuahmen, wie Weiland Wilhelm Rumpf in der Karzergeschichte.
Es schlägt viertel drei Uhr, keine Lehrerin erscheint!
»Ah! Triumph!« sagt eine von den ältesten. »Deine Stunde hat geschlagen, Trudchen! Jede Schuld rächt sich auf Erden. – Seid ihr alle entschlossen, mit im Komplott zu sein?« wendet sie sich mit Pathos an uns.
»Ja!« erscholl es in corpore.
»Gut, ich übernehme das Kommando! Elise Horn, du stehst Posten, aber laß dich nicht von der Straße her erblicken, und wenn du sie siehst, so eile mit der Meldung.«
Elise entfernte sich.
»Und ihr,« fährt der Kommandeur femininus fort, »stellt alle Bänke dicht an die Tür, Barrikaden gehören zum Kampf.
Und nun hört: wir lassen die Lehrerin so lange nicht herein, bis es 3 Uhr wird und der Direktor mit der Grammatik anrückt. Eine Rüge soll sie haben, Punkt.«
Es schlägt halb drei Uhr, und Liese stürzt mit dem Rufe:
»Sie kommt, sie kommt!« außer Atem in die Klasse. Unter allgemeinem Gelächter riegelt der Kommandeur die Türe ab. –
Jetzt tritt eine atemlose Stille ein und manch Hasenfüßlein begann zu zittern. Die Lehrerin versuchte die Tür aufzuklinken – aber vergeblich.
»Ich bitte, mir die Türe zu öffnen!«
Keine Antwort.
»Augenblicklich öffnet ihr!« Dieser kategorische Zuruf wird von Klopfen und Rütteln an der Tür begleitet.
»Du denkst wohl, wir wissen nicht, daß du es bist, Auguste Marschall?« entgegnete der Kommandeur. »Du hoffst, schnell herein zu kommen. Fräulein Gertrud soll nicht wissen, daß du dich verspätet hast? Nein, stehe so lange draußen, bis sie selbst hier ist.«
»Aber, Kinderchen, ich bin es wirklich!«
»Ja, dein »würklich«, wir kennen das, du kannst lange »würklich« rufen.«
»Margarete Halm, ich befehle dir jetzt, sofort aufzuriegeln, oder ich gehe zum Herrn Direktor!«
»Das brauchst du nicht, in einer halben Stunde ist er selbst hier, grade der soll es ja wissen, daß du wieder einmal eine Stunde geschwänzt! Vielleicht ist Fräulein Gertrud krank geworden, da sie selbst noch nicht hier ist, da wärst du billig fortgekommen.« –
Ein Hagel von Schlägen prasselte gegen die Tür.
»Ihr macht auf!« kreischte es von draußen.
»Es ist jetzt dreiviertel drei,« flüsterte eine Schülerin, »du kannst ruhig aufmachen, ehe die Bänke wieder an ihrem Platz sind, ist der Direktor da.«
Margarete Halm schritt zur Tür, und die Hand ans Schloß legend, rief sie:
»Na, denn komm nur herein, aber das laß dir eine Lehre sein, dich ein andermal weniger ungefällig zu zeigen, als du gewöhnlich bist. Wir vergelten Böses mit Bösem, Gutes mit Gutem!«
Sie öffnete.
Mit kirschrotem Gesicht stand die korpulente Lehrerin jetzt auf der Schwelle.
»O, ihr unverschämten Mädchen, seid ihr Schülerinnen der höheren Töchterschule? Ihr? – O, ihr gehört ganz wo anders hin! Solcher Zöglinge muß man sich schämen.
Was sollen die Bänke hier? Sofort bringt sie an ihren Platz, und dann werdet ihr mir Rede stehen.«
Wir stellten uns bestürzt und erschrocken und machten uns daran, die Bänke an ihren Platz zu schieben. Als die letzte eingereiht war, schlug es 3 Uhr, die Tür öffnete sich, und der Herr Direktor betrat die Klasse.
Er grüßte Trudchen, die noch immer in Karmesin erglänzte, freundlich, sie dankte verlegen und verließ das Zimmer. –
Der Herr Direktor fand seine Schülerinnen zerstreut und schob das der Hitze des Tages zu.
Er hielt mit dem Examinieren inne und griff zur Lektüre. – »Wallenstein« befahl er uns vorzunehmen.
Rosa Lieben hatte zu lesen: »Es gibt im Menschenleben Augenblicke –«
»Weshalb legen Sie auf »Augenblicke« eine besondere Betonung? Lesen Sie noch einmal!«
»Es gibt im Menschenleben Augenblicke –«
»Das ist nicht richtig, auf Blicke hat der Ton nicht zu ruhen, Sie haben den Satz gleichmäßig zu lesen, noch mal!«
»Es gibt im Menschenleben Augenblicke.«
»Sie sind sehr zerstreut! Sie lesen jetzt genau so falsch wie vorher. Noch mal!« seine Stimme erhob sich.
Rosa war in der Tat arg verwirrt. -
»Es gibt im Augenblicke Menschenleben –«
»Setzen Sie sich! Weiter!«
Ihre Nachbarin erhob sich, die Klasse lachte, der Direktor ließ einen verstimmten Blick auf die nun Vortragende fallen und vermahnte sie mit einem »Nun?«
Hinter ihr saß Olga Beier, »nun, commencez, mademoiselle!« soufflierte sie und zupfte sie am Zopf.
»Es – gibt –« kam es zitternd vor Angst, daß sie lachen könnte, über ihre Lippen, »im Menschenleben –« ein Wort Olgas, für sie nur hörbar, ließ sie den Satz mit einem schallenden »ha, ha, ha!« beenden.
Zornesröte bedeckte das sonst so freundliche Gesicht des Direktors.
»Weshalb lachen Sie? Was gibt es hier zu lachen? Was kommt Ihnen lächerlich vor? Antworten Sie!«
Plötzlich war Ida Warren das Lachen vergangen, man war gewöhnt, sich nie unehrerbietig dem Direktor gegenüber zu zeigen.
Lautlos und blaß stand sie mit niedergeschlagenen Augen auf ihrem Platze.
»Antworten Sie,« befahl der Direktor nochmals.
»Ich kann nicht sagen, weshalb ich gelacht,« sagte sie leise.
»Weshalb nicht?« fragte er stirnrunzelnd. »Augenblicklich sagen Sie, was Sie veranlaßte, ganz ungebührlich aufzulachen. – Nun?«
»Ich kann nicht.«
»Ich befehle es Ihnen aber!«
»Herr Direktor,« entgegnete Ida jetzt mit Festigkeit, »eine meiner Mitschülerinnen hatte eine sehr komische Bemerkung gemacht.«
»So? Welche war das? Und was sagte sie?«
»Ich denke, daß sie sich selbst melden wird.«
Der Herr Direktor sah sich würdevoll im Kreise um.
Eine atemlose Stille trat ein, mit Spannung blickte eine zur anderen.
»Ida Warren hat an die Ehrenhaftigkeit der Klasse appelliert. Ich hoffe, daß man das in meiner Schule nicht vergeblich tut. Meldet sich niemand? – Dann befehle ich Ihnen, Warren, daß Sie mir augenblicklich die Störerin nennen, damit ich sie nun doppelt bestrafen kann. Weigern Sie sich aber, so fällt Ihnen allein eine ganz exemplarische Strafe zu. Nun, wird's bald?«
»Strafen Sie mich!« sagte Ida mit niedergeschlagenen Augen, zitternd und weinerlich.
Der Herr Direktor öffnete die Lippen und ließ den Satz, den er eben äußern wollte, unausgesprochen.
Seine Augen richteten sich nach jener Ecke, aus der ein so klägliches Miau erscholl, daß man hätte meinen mögen, eine zu Tode geängstigte Katze hätte es ausgestoßen.
Der gutherzige Herr horchte mit den Schülerinnen gemeinsam, man wußte nicht recht, woher der Ton kam.
Die Mädchen blickten unter alle Bänke, es war keine Katze zu sehen.
Jetzt hatte der Direktor augenscheinlich Idas Strafe vergessen.
»Beginnen Sie,« sagte er zu Wilhelmine, die ihr Buch zur Hand nahm.
Aber nur einen Satz vermochte sie zu lesen, denn es drang ein noch herzzerreißenderes Miau, viel näher, als es vorher schien, an das Ohr der Anwesenden.
»Hier muß sich eine Katze eingeschlichen haben und eingesperrt worden sein,« meinte der Direktor, verließ das Katheder und suchte selbst.
»Grete, schließen Sie das Schränkchen auf, vielleicht hat sich das arme Tier verkrochen.«
Gern erhob sich Margarete, die Unterbrechung des Unterrichts war allen nur zu willkommen. Aber es fand sich weder im Schränkchen etwas, noch hörte man einen ferneren Laut.
Margarete nahm wieder ihren Platz ein, der Direktor sah nach der Uhr, es waren nur einige Minuten vor vier.
»Suchet die Katze,« sagte er verdrossen, dann nahm er seinen Hut und ging.
» Cherchez la chatte!« rief Olga und war mit einem Satze über die Bank, alle anderen nahmen aus Uebermut denselben Weg.
»Nein, laß uns anders rufen: Vive la chatte!! hoch, hoch, hoch! denn sie hat Ida gerettet.«
»Ein Hoch von dir ausgebracht, Olga, ist allerdings für die Katze,« rief mit schnippischem Tone verächtlich Regina, die gehört hatte, daß Olga diejenige war, die Ida in so arge Verlegenheit gebracht, ohne sich dann aber zu melden.
Als die Beleidigte eben heftig antworten wollte, öffnete sich die zum Garderobenzimmer führende Türe, und mit langen Schritten und in der Haltung des Direktors, mit einem Stock in der Hand und eine Brille ohne Gläser auf der Nase, spazierte Auguste Marschall herein.
Sie stieß mit dem Stock Ruhe gebietend auf den Boden und sprach im Tone des Direktors:
»Nun, meine Damen, suchen Sir doch, suchen Sie,« und plötzlich stieß sie heftig mit einem Bein auf und rief in wiederum verändertem Tone: »Wo ist die Katze?«
Die Redensart war damals an der Tagesordnung und rief Heiterkeit hervor, aber Auguste stimmte in das Lachen der Schülerinnen nicht ein, gravitätisch schritt sie auf Ida zu, beugte tief ihren Nacken vor ihr und sprach, in dieser Stellung verharrend:
»Bitte, meine Liebe, hänge mir eine Rettungsmedaille um, ich war diejenige, welche – nämlich diejenige, die sich dir zu Liebe in eine Katze verwandelt und dich dadurch vor Arrest gerettet hatte.«
»Du?«
»Wie kamst du aber herein?«
»Mach' uns nichts vor!« scholl es durcheinander.
»Nun,« erklärte Gustchen, »die Handarbeitsstunde bei Trudchen wollte ich schwänzen, die Grammatik beim Direktor aber nicht, doch mit des Geschickes Mächten – ich kam zu spät, kam aber gerade früh genug, um euer homerisches Gelächter über Rosa Lieben zu vernehmen. Da blieb ich im Garderobenzimmer, um zu hören, wie sich die Sache entwickelt.
Als es unserer guten Ida aber an den Kragen ging – zeigte ich meine Katzennatur.
Ei, denke ich, wozu hat man jahrelang geübt und« – »Miau, Miau, Miau« kam es in allen Tonarten heiter und klagend von ihren Lippen. Ja, sie miaute noch vor der Tür, von wo aus sich das lustige Völkchen zerstreute.
*
Erna Grosse, die sehr kritisch veranlagt war, ergriff zuerst das Wort, als Ina geendet und das Buch beiseite legte.
»Na,« sagte sie und verzog ihren Mund, »besonders gefallen hat mir das nicht. Solche unartigen Mädels!«
»Ach was, lustig ging's zu,« schaltete Grete ein. »Bei uns ist alles tranig, wir müssen auch mal was Besonderes anstellen.«
»Ja, wißt ihr – Erni Grosse vollendete den Satz nicht, denn eine Stimme fragte von der Veranda aus:
»Ist es gestattet?« und zu den tieferrötenden Mädchen gesellte sich Inas Bruder Fritz.
Der wußte mal viel Schnurren zu erzählen! Und necken tat er die Mädchen über die eben gehörte Geschichte. Er war nämlich schon lange nach Hause gekommen und hatte ungesehen zugehört.
»So sind die Mädels, solche Sachen machen sie! Da sind wir anders,« so ging es in einem fort.
Dann erzählte er aus seiner Schule, und daß man kürzlich einen richtigen Kneipabend gehabt und Zigaretten geraucht habe. Auch jetzt nahm er ein Etui heraus und präsentierte den Mädels Zigaretten. Erna Große griff ungeniert zu.
Mieze und Grete Valentiensen dankten und amüsierten sich im stillen über Erna, die sich vergeblich bemühte, den Rauch in Ringen hochgehen zu lassen.
Zum Schluß mußte sie tüchtig husten und verschluckte sich, so daß Mieze sie auf den Rücken zu klopfen begann.
Das ärgerte sie, und es kam eine leise Verstimmung unter die Mädchen, sie brachen weniger heiter, als sie hergekommen, auf. – –
Der nächste Besuchstag fand am Sonnabend statt, die Freundinnen freuten sich sehr, daß Inas Genesung solche guten Fortschritte gemacht, daß sie am Montag wieder zur Schule werde gehen können. Daß sie selbst am glücklichsten darüber war, konnte man sich ja denken.
»Du, Ina, ich schlage vor, wir lesen noch eine Geschichte aus deiner Mama Büchlein,« sagte Mieze.
»Ist es euch recht?« fragte Ina die andern.
»Ja,« meinte Lydia, »ich bin gespannt, zu hören, in welcher Weise die Lehrerin der Ungebühr ihrer Schülerinnen begegnet war.«
»Gut, so lesen wir »Trudchens Rache«.«
Sie gingen in eine schattige Laube, in der dichte Jasminsträucher köstlich dufteten, und diesmal war es Grete Valentiensen, die vorlas:
»Trudchens Rache.«
Der Vorfall mit Ida hatte nicht, wie man vermuten sollte, auf Olga Beiers Ehrgefühl eingewirkt. Ihr Wesen hatte im Gegenteil etwas Trotziges angenommen, sie drängte jedes bessere Gefühl zurück und ward nicht nur Ida, sondern auch der ganzen Klasse feindlich gesinnt.
Eines Tages war sie ungewöhnlich früh in die Klasse gekommen. Sie hoffte, noch vor Beginn des französischen Unterrichts ein bißchen mit Marianne Berg zu plaudern, und ihr vor allem zu berichten, wie es gestern bei Doktors »gewesen«.
Doktors hatten nämlich Lauras Geburtstag gefeiert und dazu mehrere Mitschülerinnen eingeladen. Um diesen auch ein Tänzchen zu ermöglichen, hatten sie ihrem Sohn, dem Sekundaner, gestattet, seine Freunde mitzubringen.
Es war wundervoll. Olga hätte sich gottvoll amüsiert, wenn Ida Warren nicht auch dagewesen wäre, die sich »entsetzlich aufgespielt« mit dem langen Hilscher, von dem es hieß, daß er als Erster nach Prima versetzt werden würde.
Hilscher war überhaupt eine angesehene Persönlichkeit, er hatte schon einmal Tanzstunde gehabt, und man wußte ganz genau, daß er trotzdem den Winterkursus nochmals mitmachen würde.
Er ritt, als Sohn eines Oekonomen, vorzüglich, hatte einen Anflug von Bart, und, was die ganze Eleganz seines Wesens noch mehr hervortreten ließ – er sprach alle Anwesenden mit »gnädiges Fräulein« an.
Die anderen – Plebejer neben ihm – brachten es nur bis zum »Fräulein«, wogegen gänzlich auf den Kopf Gefallene ihre Tanzdamen kurzweg beim Namen nannten.
Daß dadurch jeder Reiz beim Tanzen schwand, kann man sich denken.
So sah sich denn Olga sehr zurückgesetzt, indem sie höchstens mal mit »Fräulein« angeredet, von Hilscher aber, der von der blonden, blauäugigen Margarete keinen Augenblick wich, überhaupt nicht beachtet wurde.
Sie tanzte nun gar nicht mehr, und als Frau Doktor, die Gastgeberin, sie fragte, ob sie denn keine Freude am Tanze habe, antwortete sie mit für alle vernehmbarer Stimme: »Nein, Frau Doktor, Tanzen ist eine Kunst, die nur geistlose Menschen pflegen.«
Aber da hatte Liese Geiger, Liese, ihre beste Freundin, die empörende Keckheit, ihr höhnisch zuzurufen, »wo hast du denn das gelesen?« worauf ein schallendes Gelächter, in welches Hilscher einstimmte, erfolgte.
Da ward es Olga ein bißchen zu heiß im Zimmer, sie fand auch die Zeit, die ihr Mama fortzubleiben gestattete, für abgelaufen, ja sogar das Zureden des Geburtstagskindes, noch zu bleiben, da es noch Flammerie und Mohnklöße geben würde, halfen nichts. Olga trat ihren Heimweg an.
Anstatt daß sie nun Doktors ältester Sohn von rechtswegen begleitete, wie es seine Mama gewünscht, hörte sie die halblaute Weigerung, »er würde sich hüten, jetzt, wo getanzt wird«.
Olga mußte mit Frau Doktors Dienstmädchen nach Hause wandern.
Frau Doktor gab ihr noch einen Schal um, damit sie sich nicht so erhitzt der Abendluft aussetze, aber sie dankte mit verhaltenem Ingrimm für diese Aufmerksamkeit und für »die freundliche Aufnahme«.
Zu Hause schämte sie sich der Mutter zu sagen, daß sie sich zurückgesetzt gefühlt, sie weinte auch erst, als sie zu Bette war, darüber.
Am anderen Tage war sie also die erste in der Schule.
Die Unterrichtsstunden begannen heute in der ersten Klasse um neun Uhr, wogegen die Schülerinnen der zweiten schon um acht Uhr zu erscheinen hatten.
Dr. Bock, der die zweite mit Geographie traktierte, war heute ausnahmsweise etwas früher als sonst erschienen, hatte nach seiner Gewohnheit die Tür weit geöffnet und war bis zum Katheder gelangt, wo er durch seine Kurzsichtigkeit nun erst Trudchen erkannte.
»Oh, pardon, pardon, ich komme wohl – ah, meine Uhr geht etwas vor.« –
»Oh, bitte, Herr Doktor, wir sind gerade bei einem Abschnitt, ich räume das Feld –« oh, wie gern tat sie das!
Schon war jeder Protest überhört, schon stand Trudchen im Garderobenzimmer der ersten Klasse.
»Guten Morgen, Fräulein!« erscholl es frisch hinter ihr.
»Guten Morgen, Olga! Schon hier?«
»Hm, ja,« Olga biß respektwidrig in einen Apfel, den ihr die Mutter zu einem Frühstücksbrötchen gegeben, drehte sich auf dem Absatz herum und nahm einen vertraulichen Ton an.
»Bei Doktors wurde gestern abend Lauras Geburtstag gefeiert, die Klasse wird sich verspäten, es wurde lange getanzt.«
»Waren Sie nicht geladen?«
»Doch, aber ich ging früh nach Haus.«
»Warum, haben Sie sich nicht amüsiert?«
»O – ja – a.«
»Das sagen Sie so gedehnt, war es denn nicht hübsch?«
»Ja,« und nun drang ein häßlicher Blick zu dem Fräulein hinüber, als Olga hastig begann: »ja, hübsch war es eigentlich, aber die Gymnasiasten, die alle geladen waren und von denen sich Ida, Grete, Liese, Wilhelmine und die ganzen zwei Bänke von oben die Cour machen ließen – ob sich das schickt? – ich weiß es nicht –«
Olga zog ihre mageren Schultern in die Höhe.
Trudchens Nase wurde spitz, als sie ganz entrüstet »Gym – na – si – asten?« hervorbrachte.
»Ja, Emils Freunde.«
»Das finde ich sehr sonderbar von Frau Doktor. Wie haben sich denn die jungen Mädchen benommen?«
»Oh! Am ärgsten Margarete Hälm, Fräulein Gertrud, die hatte nur Augen für den langen Hilscher – ein gräßlicher Mensch –« Olga schnarrte das R, »gräßlich« kam wie Rädergerassel heraus.
»Und Liese war so abscheulich zu mir. Um sich vor den Gymnasiasten groß zu tun, machte sie Witze, deren Zielscheibe ich sein sollte. Wenn das meine Mama wüßte! Und grade Grete und Liese, die damals Posten gestanden, als sie Fräulein den Streich mit dem Aussperren spielten, sollten doch froh sein, daß ich nichts verrate.«
Trudchens Wangen nahmen wieder bedenkliches Karmesin an. Sie nestelte ihren Halskragen auf, ein Zeichen von großer Erregtheit bei ihr.
»Liese, Posten gestanden, und Margarete?« fragte sie.
»Grete, – Kommandeur ist sie gewesen!«
»Die Sittenschülerin?! – so nun –«
Stimmen wurden laut, eiligst wurde die Treppe erstiegen, die Schülerinnen der ersten Klasse waren vollzählig.
»Olga, Sie werden mir weiter berichten,« sagte Trudchen noch leise, dann nahm der Unterricht seinen Anfang. – –
Vierzehn Tage waren nach der Tanzgesellschaft bei Doktors verstrichen, und es kann eben nicht verschwiegen werden, in dieser Zeit hatte sich ein Freundschaftsverhältnis zwischen Ottomar Hilscher und Margarete Hälm gebildet. Zufällig nahm er alle Mittage denselben Weg wie sie, wenn sie aus der Schule kam, machte zufällig Fensterpromenade, bei denen sie zufällig am Fenster stand – zufällig las sie auch mal ein Gedicht, das sie in einem Sträußchen fand, welches gewöhnlich des Abends durchs geöffnete Fenster in ihr Zimmer flog, – kurz: Margarete und Ottomar, Ottomar und Margarete. Von etwas anderem sprachen »höhere Töchter« und Gymnasiasten nicht mehr.
Aber nicht nur diese, auch Fräulein Trudchen war von dem Freundschaftsverhältnis dieser beiden Kinder unterrichtet, denn Olga hatte den Vorzug, sie in ihrer Wohnung besuchen zu dürfen, Fräulein Trudchen sah ihr die französischen Arbeiten durch.
Wenn nun ab und zu Olga von den »Beiden« erzählte – konnte das Fräulein dafür?
»Auguste und ich wissen es nun ganz genau. »Er« gibt Emil den Brief, Emil gibt ihn Laura, und diese bringt ihn mit in die Klasse!«
»In die Klasse?«
Trudchen war sehr entrüstet, sehr erregt und doch, Triumph: die Klasse war ihr Bereich.
»Jawohl, Laura legt den Brief in ihr Heft, und Grete findet ihn dann.«
»So –«
*
In der englischen Stunde kam Laura etwas zu spät.
Als sie eintrat, erhielt sie eine arge Rüge, ja Fräulein drohte mit dem Klassenbuch, ließ sie dann aber unbehelligt ihren Platz einnehmen.
»Grete, du hast dein Heft bei mir vergessen, hier,« wandte sich Laura zu ihrer Mitschülerin, die hastig danach griff.
Da aber stand, wie eine rächende Göttin, Fräulein Gertrud, hoch aufgerichtet in der strammsten Haltung, die ihre Körperfülle zuließ, und rief ein majestätisches »Halt!« indem sie sich des Heftes bemächtigte.
Beide Mädchen wurden sehr bleich. Auch die anderen Schülerinnen waren mehr oder weniger erschrocken. Nur in Olgas Antlitz blitzte eine teuflische Freude.
Mit Herzklopfen sah Laura – Margareten war vor Angst Sehen und Hören vergangen – wie die Lehrerin des ersten Bildungs-Instituts des Städtchens Blatt um Blatt wandte, und endlich – ach! sie hatte das corpus delicti in Händen!!
Aber – noch war Polen nicht verloren, das rosa Kuvert, dessen er sich bedient hatte, war ja verschlossen! Hatte sie ein Recht, es zu öffnen?
Pfeilschnell durchschoß dieser Gedanke Margaretens Hirn, und stolz sich aufrichtend, sprach sie:
»Der Brief gehört mir, Fräulein, ich bitte darum!«
»Sie haben den Mut, zu bekennen, daß der Brief an Sie gerichtet ist?« Bedächtig und scharf kamen die Worte von Fräulein Gertruds Munde.
»Jawohl!«
»Wer hat ihn geschrieben?«
»Laura, – wir – wir – wir korrespondieren zusammen.« –
Zum ersten Male nahm Margarete ihre Zuflucht zur Lüge.
»Darf man fragen, warum die »Damen« korrespondieren, da sie doch immer beisammen sind?«
»Wir – wir machen Stilübungen,« brachte Laura heraus.
»Nun, als Lehrerin steht es mir wohl zu, zu kontrollieren, wie weit ihr es darin gebracht –«
Da stand Margarete mit blutrotem Gesicht vor ihr und streckte flehentlichst ihre Hand aus:
»Ich bitte, nein, ach nein, Fräulein, bitte, geben Sie mir doch mein Eigentum.«
»Auguste Marschall, du verstehst es ja vortrefflich, Stimmen wiederzugeben, der demütige Ton ist sehr zu Herzen sprechend, gelegentlich kannst du ihn verwerten!«
Der Hohn, mit dem Fräulein Gertrud sprach, empörte die ganze Klasse, auch war »Trudchen« damit gar nicht diplomatisch, jetzt wußten alle, daß sie von dem Streich, den sie ihr gespielt, unterrichtet, sich einfach rächen wollte.
Margarete hatte ihren Platz wieder eingenommen.
»Wenn es Ihnen beliebt, so behalten Sie den Brief,« sagte sie etwas trotzig, aber ihre Lippen bebten nervös.
»Ich danke, ich werde ihn dem Herrn Direktor übergeben. Aber die Aufschrift will ich den Schülerinnen vorlesen, mit welcher Laura« – sie lächelte hohnvoll, als sie Laura scharf betonte, – »ihre Briefe zu versehen pflegt. Uebrigens hat sie sich diese schreiben lassen, denn es ist die Handschrift eines Knaben.«
Margarete wurde wiederum bis in die Haarwurzeln rot, als sie ihren Anbeter so bezeichnen hörte, und die Lehrerin begann mit schmachtender Stimme:
»An meine Göttin!«
»So,« schloß sie, steckte den Brief in die Kleidertasche und griff zur Grammatik. – –
Am andern Tage sagte der Direktor nach dem Unterricht zu Margarete Hälm den gefürchteten Satz:
»Kommen Sie um 4 Uhr zu mir in die Wohnung.«
Da hatte sie ihr Schicksal. Trudchen hatte Wort gehalten! –
Zögernden Schrittes und klopfenden Herzens schritt sie, von Laura begleitet, durch den schattigen Garten, der die Amtswohnung des Direktors umgab, und setzte nun schüchtern die Hausklingel in Bewegung.
Frau Direktor öffnete, und es wollte dem jungen Mädchen scheinen, als lächle das hübsche Gesicht der liebenswürdigen Frau weniger freundlich wie sonst, als sie Margarete einzutreten ersuchte. –
Da stand sie nun im Studierzimmer des verehrten Lehrers. Die Globen, die großen Landkarten, die ausgestopften Vögel, das Eichhörnchen auf dem Bücherschrank – alles war ihr bekannt. Schon oft hatte sie als Sittenschülerin dem Direktor die Diktathefte, die sie für ihn eingesammelt, hierher bringen dürfen.
Aber mit welch anderem Gefühl war sie sonst hier!
Vor Scham meinte sie in die Erde sinken zu müssen, und doch lechzte ihr Herz nach Vergeltung für diejenigen, die sie in diese Situation gebracht, die mit roher Hand den Schleier gelüftet, der über ihrem schlummernden Gefühl geruht, die ihr süßes Geheimnis preisgegeben.
Der Direktor trat ein.
Der sonst so liebenswürdige Herr sah ernst aus und sagte, an seinem Schreibtisch Platz nehmend, unwillig:
»Hälm, es sind mir Sachen von Ihnen mitgeteilt worden, die mir sehr mißfallen. Ihr Betragen ist derart, daß es Anstoß in der Schule erregt!«
Margarete weinte, der Direktor nahm aus einem Fach seines Schreibtisches das unheilvolle rosa Kuvert hervor. –
»Der Brief war an Sie gerichtet?«
»Jawohl!«
»Ich habe ihn nicht geöffnet, Margarete, da ich das Vertrauen zu Ihnen habe, daß Sie mir sagen werden, welchen Inhalts der Brief ist, und wer ihn abgesandt. Werden Sie?«
»Jawohl, Herr Direktor, und – ich danke Ihnen. Der Absender ist Sekundaner Hilscher, das Kuvert birgt nur ein Gedicht. Er dichtet so schön, und« – noch leiser – »ich interessiere mich so für Gedichte.«
»So! Nun, Margarete, ich werde dafür Sorge tragen, daß Ihr Interesse für Poesie von unserer Seite wach gehalten wird, vielleicht gelingt es uns, einen Dichter ausfindig zu machen, dessen Muse der Hilscherschen gleichkommt. Ihnen verbiete ich aber ganz energisch jeden Verkehr mit Gymnasiasten. Erfahre ich noch irgend etwas, das Schatten auf Sie werfen könnte, haben Sie ohne Erbarmen die Schule zu verlassen. Ueber den Sekundaner Hilscher werde ich mit dem Herrn Gymnasialdirektor sprechen. Gehen Sie!«
Als Margarete zur Tür schritt, rief ihr der erzürnte Herr noch nach:
»Von morgen ab ist einstweilen Ihre Nachbarin Sittenschülerin.«
Margarete war wie vernichtet, sie weinte den ganzen Tag, und erst am Abend vermochte sie der Genius ihres Anbeters über die Schwere des Lebens hinwegzutäuschen. Sie las, nachdem sie sorgfältig alle Vorhänge geschlossen und ihr Zimmer abgeriegelt, sein Poem.
Jenes Poem, das »Trudchens« Hohn herausgefordert, es lautete:
An meine Göttin!
Als die dämmernde Frühe mit Rosenfinger erwachte,
Stand ich am Fenster und grüßte Hälms blauäugige Tochter Margarete.
Aphrodite! rief ich begeistert,
Und die Vögel jubelten mit mir: Aphrodite! Aphrodite!
Als um Mittag die Sonne hell stand am Himmel,
Dacht' ich dein, blauäugige Citherea,
Dachte an Dich und seufzte: Aphrodite, Aphrodite!
Als die Nacht sich senkte mit finsterm Schatten,
Stand ich am Fenster, die Sterne suchend,
Und gedachte Dein, blauäugige Venus,
Dein, wie Romeo an Julia gedacht.
Ottomar Hilscher.
Andächtig faltete die Alsobesungene das Blatt zusammen. Sie dachte, »er wird mal ein großer Dichter werden, und es werden mich viele um seine Bekanntschaft beneiden!«
*
»Aus!« sagte Grete und schloß befriedigt das Büchlein.
»An Margaretens Stelle hätte ich nicht sein mögen, die hat's aber gebüßt!«
»Was braucht sie sich auch mit Gymnasiasten zu befreunden? So etwas würde meine Mama nicht erlauben.« Alle sprachen durcheinander.
»Na, ja,« sagte Ina, »ihr habt ja recht, aber es liest sich schön, und ich amüsiere mich immer über die »Hochtöchterschulenstreiche«. Ueberhaupt, ich finde, wo ich gesund geworden bin, alles schön und gut, und übermorgen – hurra! Da komme ich wieder in die Schule.«