Friedrich Schiller
Die Verschwörung des Fiesco zu Genua
Friedrich Schiller

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Dritter Aufzug.

Furchtbare Wildniß.

Erster Auftritt.

Verrina. Bourgognino kommen durch die Nacht.

Bourgognino (steht still.)A wohin führst du mich, Vater? Der dumpfe Schmerz, womit du mich abriefst, keucht noch immer aus deinem arbeitenden Odem. Unterbrich dieses grauenvolle Schweigen. Rede. Ich folge nicht weiter.

Verrina. Das ist der Ort.

Bourgognino. Der schrecklichste, den du auffinden konntest. Vater, wenn Das, was du hier vornehmen wirst, dem Orte gleich sieht, Vater, so werden meine Haarspitzen aufwärts springen.

Verrina. Doch blühet das, gegen die Nacht meiner Seele. Folge mir dahin, wo die Verwesung Leichname morsch frißt, und der Tod seine schaudernde Tafel hält – dahin, wo das Gewinsel verlorner Seelen Teufel belustigt, und des Jammers undankbare Thränen im durchlöcherten Sieb der Ewigkeit ausrinnen – dahin, mein Sohn, wo die Welt ihre Losung ändert, und die Gottheit ihr allgütiges Wappen bricht – dort will ich zu dir durch Verzerrungen sprechen, und mit Zähneklappern wirst du hören.

Bourgognino. Hören? Was? ich beschwöre dich.

Verrina. Jüngling! ich fürchte – Jüngling, dein Blut ist rosenroth – dein Fleisch ist milde geschmeidig; dergleichen Naturelle fühlen menschlich weich; an dieser empfindenden Flamme schmilzt meine grausame Weisheit. Hätte der Frost des Alters oder der bleierne Gram den fröhlichen Sprung deiner Geister gestellt – hätte schwarzes, klumpigtes Blut der leidenden Natur den Weg zum Herzen gesperrt, dann wärst du geschickt, die Sprache meines Grams zu verstehen und meinen Entschluß anzustaunen.

Bourgognino. Ich werde ihn hören und mein machen.

Verrina. Nicht darum, mein Sohn – Verrina wird damit dein Herz verschonen. O Scipio, schwere Lasten liegen auf dieser Brust – ein Gedanke, grauenvoll, wie die lichtscheue Nacht – ungeheuer genug, eine Mannsbrust zu sprengen – Siehst du? Allein will ich ihn vollführenallein tragen kann ich ihn nicht. Wenn ich stolz wäre, Scipio, ich könnte sagen, es ist eine Qual, der einzige große Mann zu sein – Größe ist dem Schöpfer zur Last gefallen, und er hat Geister zu Vertrauten gemacht – Höre, Scipio –

Bourgognino. Meine Seele verschlingt die deinige.

Verrina. Höre, aber erwiedre nichts. Nichts, junger Mensch! Hörst du? Kein Wort sollst du drauf sagen – Fiesco muß sterben!

Bourgognino (mit Bestürzung). Sterben? Fiesco?

Verrina. Sterben! – Ich danke dir, Gott! es ist heraus – Fiesco sterben, Sohn, sterben durch mich! – Nun geh – es gibt Thaten, die sich keinem Menschen-Urtheil mehr unterwerfen – nur den Himmel zum Schiedsmann erkennen – Das ist eine davon. Geh. Ich will weder deinen Tadel, noch deinen Beifall. Ich weiß, was sie mich kostet, und damit gut. Doch höre – du könntest dich wohl gar wahnsinnig daran denken – Höre – sahest du ihn gestern in unsrer Bestürzung sich spiegeln? – Der Mann, dessen Lächeln Italien irre führte, wird er seines Gleichen in Genua dulden? – Geh. Den Tyrannen wird Fiesco stürzen, das ist gewiß! Fiesco wird Genuas gefährlichster Tyrann werden, das ist gewisser! (Er geht schnell ab. Bourgognino blickt ihm staunend und sprachlos nach, dann folgt er ihm langsam.)

Zweiter Auftritt.

Saal bei Fiesco.

In der Mitte des Hintergrunds eine große Glasthüre, die den Prospect über das Meer und Genua öffnet. Morgendämmerung. – Fiesco vom Fenster.

Was ist das? – der Mond ist unter – Der Morgen kommt feurig aus der See – Wilde Phantasieen haben meinen Schlaf aufgeschwelgt – mein ganzes Wesen krampfig um eine Empfindung gewälzt – Ich muß mich im Offenen dehnen. (Er macht die Glasthüre auf. Stadt und Meer von Morgenroth überflammt. Fiesco mit starken Schritten im Zimmer.) Daß ich der größte Mann bin im ganzen Genua? und die kleineren Seelen sollten sich nicht unter die große versammeln? – Aber ich verletze die Tugend? (steht still.) Tugend? – Der erhabene Kopf hat andre Versuchungen, als der gemeine – Sollt' er Tugend mit ihm zu theilen haben? – Der Harnisch, der des Pygmäen schmächtigen Körper zwingt, sollte der einem Riesenleib anpassen müssen?

Die Sonne geht auf über Genua.

Diese majestätische Stadt! (Mit offenen Armen dagegen eilend.) Mein! – und drüber emporzuflammen, gleich dem königlichen Tag – drüber zu brüten mit Monarchenkraft – all die kochenden Begierden – all die nimmersatten Wünsche in diesem grundlosen Ocean unterzutauchen? – – Gewiß! Wenn auch des Betrügers Witz den Betrug nicht adelt, so adelt doch der Preis den Betrüger. Es ist schimpflich, eine Börse zu leeren – es ist frech, eine Million zu veruntreuen, aber es ist namenlos groß, eine Krone zu stehlen. Die Schande nimmt ab mit der wachsenden Sünde. (Pause, dann mit Ausdruck.) Gehorchen! – Herrschen! – ungeheure schwindlichte Kluft – Legt Alles hinein, was der Mensch Kostbares hat – eure gewonnenen Schlachten, Eroberer – Künstler, eure unsterblichen Werke – eure Wollüste, Epikure – eure Meere und Inseln, ihr Weltumschiffer! Gehorchen und Herrschen! – Sein und Nichtsein! Wer über den schwindlichten Graben vom letzten Seraph zum Unendlichen setzt, wird auch diesen Sprung ausmessen. (Mit erhabenem Spiel.) Zu stehen in jener schrecklich erhabenen Höhe – niederzuschmollen in der Menschlichkeit reißenden Strudel, wo das Rad der blinden Betrügerin Schicksale schelmisch wälzt – den ersten Mund am Becher der Freude – tief unten den geharnischten Riesen Gesetz am Gängelbande zu lenken – schlagen zu sehen unvergoltene Wunden, wenn sein kurzarmiger Grimm an das Geländer der Majestät ohnmächtig poltert – die unbändigen Leidenschaften des Volks, gleich so viel strampfenden Rossen, mit dem weichen Spiele des Zügels zu zwingen – den emporstrebenden Stolz der Vasallen mit einem – einem Athemzug in den Staub zu legen, wenn der schöpferische Fürstenstab auch die Träume des fürstlichen Fiebers ins Leben schwingt. – Ha! welche Vorstellung, die den staunenden Geist über seine Linien wirbelt! – Ein Augenblick Fürst hat das Mark des ganzen Daseins verschlungen. Nicht der Tummelplatz des Lebens – sein Gehalt bestimmt seinen Werth. Zerstücke den Donner in seine einfachen Silben, und du wirst Kinder damit in den Schlummer singen; schmelze sie zusammen in einen plötzlichen Schall, und der monarchische Laut wird den ewigen Himmel bewegen – Ich bin entschlossen! (Heroisch auf und nieder.)

Dritter Auftritt.

Voriger. Leonore tritt herein mit merklicher Angst.

Leonore. Vergeben Sie, Graf. Ich fürchte, Ihre Morgenruhe zu stören.

Fiesco (tritt höchst betreten zurück.) Gewiß, gnädige Frau, Sie überraschen mich seltsam.

Leonore. Das begegnet nur den Liebenden nie.

Fiesco. Schöne Gräfin, Sie verrathen Ihre Schönheit an den feindlichen Morgenhauch.

Leonore. Auch wüßt' ich nicht, warum ich den wenigen Rest für den Gram schonen sollte.

Fiesco. Gram, meine Liebe? Stand ich bisher im Wahn, Staaten nicht umwühlen wollen, hieße Gemüthsruhe?

Leonore. Möglich – Doch fühl' ich, daß meine Weiberbrust unter dieser Gemüthsruhe bricht. Ich komme, mein Herr, Sie mit einer nichtsbedeutenden Bitte zu belästigen, wenn Sie Zeit für mich wegwerfen möchten. Seit sieben Monaten hatt' ich den seltsamen Traum, Gräfin von Lavagna zu sein. Er ist verflogen. Der Kopf schmerzt mir davon. Ich werden den ganzen Genuß meiner unschuldigen Kindheit zurückrufen müssen, meine Geister von diesem lebhaften Phantome zu heilen. Erlauben Sie darum, daß ich in die Arme meiner guten Mutter zurückkehre?

Fiesco (äußerst bestürzt). Gräfin?

Leonore. Es ist ein schwaches, verzärteltes Ding, mein Herz, mit dem Sie Mitleiden haben müssen. Auch die geringsten Andenken des Traums könnten meiner kranken Einbildung Schaden thun. Ich stelle deßwegen die letzten überbliebenen Pfänder ihrem rechtmäßigen Besitzer zurück. (Sie legt einige Galanterieen auf ein Tischchen.) Auch diesen Dolch, der mein Herz durchfuhr – (seinen Liebesbrief) auch diesen – und (indem sie sich laut weinend hinausstürzen will) behalte nichts, als die Wunde!

Fiesco (erschüttert, eilt ihr nach, hält sie auf). Leonore! Welch ein Auftritt! Um Gotteswillen!

Leonore (fällt matt in seinen Arm). Ihre Gemahlin zu sein, hab' ich nicht verdient, aber Ihre Gemahlin hätte Achtung verdient – Wie sie jetzt zischen, die Lästerzungen! Wie sie auf mich herabschielen, Genuas Damen und Mädchen! »Seht, wie sie wegblüht, die Eitle, die den Fiesco heirathete.« – Grausame Ahndung meiner weiblichen Hoffart! Ich hatte mein ganzes Geschlecht verachtet, da mich Fiesco zum Brautaltar führte.

Fiesco. Nein, wirklich, Madonna! dieser Auftritt ist sonderbar.

Leonore. Ah, erwünscht. Er wird blaß und roth. Jetzt bin ich muthig.

Fiesco. Nur zwei Tage, Gräfin, und dann richten Sie mich.

Leonore. Aufgeopfert! – Laß mich es nicht vor dir aussprechen, jungfräuliches Licht! Aufgeopfert einer Buhlerin. Nein, sehen Sie mich an, mein Gemahl! Wahrhaftig, die Augen, die ganz Genua in knechtisches Zittern jagen, müssen sich jetzt vor den Thränen eines Weibes verkriechen. –

Fiesco (äußerst verwirrt). Nicht mehr, Signora. Nicht weiter.

Leonore (mit Wehmuth und etwas bitter). Ein schwaches Weiberherz zu zerfleischen! O es ist des starken Geschlechts so würdig. – Ich warf mich in die Arme dieses Mannes. An diesen Starken schmiegten sich wollüstig alle meine weiblichen Schwächen. Ich übergab ihm meinen ganzen Himmel – Der großmüthige Mann verschenkte ihn an eine –

Fiesco (stürzt ihr mit Heftigkeit ins Wort). Meine Leonore! nein –

Leonore. Meine Leonore? – Himmel, habe Dank! das war wieder echter Goldklang der Liebe. Hassen sollt' ich dich, Falscher, und werfe mich hungrig auf die Brosamen deiner Zärtlichkeit – Hassen? Sagte ich hassen, Fiesco? O glaub' es nicht! Sterben lehrt mich dein Meineid, aber nicht hassen. Mein Herz ist betrogen. (Man hört den Mohren.)

Fiesco. Leonore, erfüllen Sie mir eine kleine kindische Bitte.

Leonore. Alles, Fiesco, nur nicht Gleichgültigkeit.

Fiesco. Was Sie wollen, wie Sie wollen – (Bedeutend.) Bis Genua um zwei Tage älter ist, fragen Sie nicht, verdammen Sie nicht! (Er führt sie mit Anstand in ein anderes Zimmer.)

Vierter Auftritt.

Mohr keuchend. Fiesco.

Fiesco. Woher so in Athem?

Mohr. Geschwind, gnädiger Herr –

Fiesco. Ist was ins Garn gelaufen?

Mohr. Lest diesen Brief. Bin ich denn wirklich da? Ich glaube, Genua ist um zwölf Gassen kürzer worden, oder meine Beine um so viel länger. Ihr verblaßt? Ja, um Köpfe werden sie karten, und der Eure ist Tarock. Wie gefällt's Euch?

Fiesco (wirft den Brief erschüttert auf den Tisch). Krauskopf und zehn Teufel! wie kommst zu diesem Brief?

Mohr. Ungefähr wie – Euer Gnaden zur Republik. Ein Expresser sollte damit nach Levanto fliegen! Ich wittre den Fraß, laure dem Burschen in einem Hohlweg auf. Baff, liegt der Marder – wir haben das Huhn.

Fiesco. Sein Blut über dich! Der Brief ist nicht mit Gold zu bezahlen.

Mohr. Doch dank' ich für Silber. (Ernsthaft und wichtig.) Graf von Lavagna! Ich habe neulich einen Gelust nach Eurem Kopf gehabt. (Indem er auf den Brief deutet.) Hier wär' er wieder – Jetzt, denk' ich, wären gnädiger Herr und Halunke quitt. Fürs Weitere könnt Ihr Euch beim guten Freund bedanken. (Reicht ihm einen zweiten Zettel.) Numero zwei.

Fiesco (nimmt das Blatt mit Erstaunen). Wirst du toll sein?

Mohr. Numero zwei. (Er stellt sich trotzig neben ihn, stemmt den Ellenbogen an.) Der Löwe hat's doch so dumm nicht gemacht, daß er die Maus pardonnierte? (Arglistig.) Gelt! er hat's schlau gemacht, wer hätt ihn auch sonst aus dem Garne genagt? – Nun? Wie behagt Euch das?

Fiesco. Kerl, wie viel Teufel besoldest du?

Mohr. Zu dienen – nur einen, und der steht in gräflichem Futter.

Fiesco. Dorias eigene Unterschrift! – Wo bringst du das Blatt her?

Mohr. Warm aus den Händen meiner Bononi. Ich machte mich noch die gestrige Nacht dahin, ließ Eure schönen Worte und Eure noch schönern Zechinen klingen. Die letzten drangen durch. Früh sechs sollt' ich wieder anfragen. Der Graf war richtig dort, wie Ihr sagtet, und bezahlte mit Schwarz und Weiß das Weggeld zu einem contrebandenen Himmelreich.

Fiesco (aufgebracht). Ueber die feilen Weiberknechte! – Republiken wollen sie stürzen, können keiner Metze nicht schweigen. Ich sehe aus diesen Papieren, daß Doria und sein Anhang Komplott gemacht haben, mich mit eilf Senatoren zu ermorden und Gianettino zum souveränen Herzog zu machen.

Mohr. Nicht anders, und das schon am Morgen der Dogewahl, dem dritten des Monats.

Fiesco (rasch.) Unsere flinke Nacht soll diesen Morgen in Mutterleibe erwürgen – Geschwind, Hassan – meine Sachen sind reif – Rufe die Andern – wir wollen ihnen einen blutigen Vorsprung machen – Tummle dich, Hassan!

Mohr. Noch muß ich Euch meinen Schubsack von Zeitungen stürzen. Zweitausend Mann sind glücklich hereinprakticiert. Ich habe sie bei den Kapuzinern untergebracht, wo auch kein vorlauter Sonnenstrahl sie ausspionieren soll. Sie brennen vor Neugier, ihren Herrn zu sehen, und es sind treffliche Kerl.

Fiesco. Aus jedem Kopf blüht ein Scudi für dich – Was murmelt Genua zu meinen Galeeren?

Mohr. Das ist ein Hauptspaß, gnädiger Herr. Ueber die vierhundert Abenteurer, die der Friede zwischen Frankreich und Spanien auf den Sand gesetzt hat, nisteten sich an meine Leute und bestürmten sie, ein gutes Wort für sie bei Euch einzulegen, daß Ihr sie gegen die Ungläubigen schicken mögt. Ich habe sie auf den Abend zu Euch in den Schloßhof beschieden.

Fiesco (froh.) Bald sollt' ich dir um den Hals fallen, Schurke! Ein Meisterstreich! Vierhundert, sagst du? – Genua ist nicht mehr zu retten. Vierhundert Scudi sind dein.

Mohr (treuherzig.) Gelt, Fiesco? Wir Zwei wollen Genua zusammenschmeißen, daß man die Gesetze mit dem Besen aufkehren kann – Das hab' ich Euch nie gesagt, daß ich unter der hiesigen Garnison meine Vögel habe, auf die ich zählen kann, wie auf meine Höllenfahrt. Nun hab' ich veranstaltet, daß wir auf jedem Thor wenigstens sechs Creaturen unter der Wache haben, die genug sind, die Andern zu beschwätzen und ihre fünf Sinne unter Wein zu setzen. Wenn Ihr also Lust habt, diese Nacht einen Streich zu wagen, so findet Ihr die Wachen besoffen.

Fiesco. Rede nichts mehr. Bis jetzt hab' ich den ungeheuren Quader ohne Menschenhilfe gewälzt; hart am Ziel soll mich der schlechteste Kerl in der Rundung beschämen? – Deine Hand, Bursche! Was dir der Graf schuldig bleibt, wird der Herzog hereinholen.

Mohr. Ueberdies noch ein Billet von der Gräfin Imperiali. Sie winkte mir von der Gasse hinauf, war sehr gnädig, fragte mich spöttelnd, ob die Gräfin von Lavagna keinen Anfall von Gelbsucht gehabt hätte? Euer Gnaden, sagt' ich, fragen nur einem Befinden nach, sagt' ich –

Fiesco (hat das Billet gelesen und wirft es weg). Sehr gut gesagt; sie antwortete?

Mohr. Antwortete, sie bedaure dennoch das Schicksal der armen Wittwe, erbiete sich auch, ihr Genugthuung zu geben und Euer Gnaden Galanterieen künftig zu verbitten.

Fiesco (hämisch). Welche sich wohl noch vor Welt-Untergang aufheben dürften – Das die ganze Erheblichkeit, Hassan?

Mohr (boshaft). Gnädiger Herr, Angelegenheiten der Damen sind es zunächst nach den politischen –

Fiesco. O ja freilich, und diese allerdings. Aber was willst du mit diesem Papierchen?

Mohr. Eine Teufelei mit einer andern auskratzen – Diese Pulver gab mir Signora, Eurer Frau täglich eins in die Chocolade zu rühren.

Fiesco (tritt blaß zurück). Gab dir?

Mohr. Donna Julia, Gräfin Imperiali.

Fiesco (reißt ihm solche weg, heftig). Lügst du, Canaille, lass' ich dich lebendig an den Wetterhahn vom Lorenzothurm schmieden, wo dich der Wind in einem Athemzug neunmal herumtreibt – die Pulver?

Mohr (ungeduldig). Soll ich Eurer Frau in der Chocolade zu saufen geben, verordnete Donna Julia Imperiali.

Fiesco (außer Fassung). Ungeheuer! Ungeheuer! – dieses holdselige Geschöpf? – Hat so viel Hölle in einer Frauenzimmerseele Platz? – Doch, ich vergaß dir zu danken, himmlische Vorsicht, die du es nichtig machst – nichtig durch einen ärgeren Teufel. Deine Wege sind sonderbar. (Zum Mohren.) Du versprichst, zu gehorchen, und schweigst.

Mohr. Sehr wohl. Das Letzte kann ich, sie bezahlte mir's baar.

Fiesco. Dieses Billet ladet mich zu ihr – Ich will kommen, Madame! Ich will Sie beschwätzen, bis Sie hieher folgen. Gut. Du eilst nunmehr, was du eilen kannst, rufst die ganze Verschwörung zusammen.

Mohr. Diesen Befehl hab' ich vorausgewittert und darum Jeden auf meine Faust Punkt zehn Uhr hieher bestellt.

Fiesco. Ich höre Tritte. Sie sind's. Kerl, du verdientest deinen eigenen Galgen, wo noch kein Sohn Adams gezappelt hat. Geh ins Vorzimmer, bis ich läute.

Mohr (im Abgehen). Der Mohr hat seine Arbeit gethan, der Mohr kann gehen. (Ab.)


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