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Es ist mir ordentlich bange dabey, was ich Ihnen auf Ihr letztes Schreiben antworten soll. Spreche ich vom Herzen weg, so kann es unmöglich ohne Aeußerungen abgehen, mit denen Sie nicht wenig unzufrieden seyn möchten. Verberge ich meine wahren Gesinnungen, so ist das meiner ganzen Gedenkungsart zuwider, und Sie würden es vielleicht selbst für einen Beweis der Abnahme meiner Freundschaft ansehen, das mir um so weher thun müßte, je größer das Unrecht wäre, das Sie mir dadurch zufügten. Ich erkenne es würklich für ein zuverläßiges Zeichen Ihres Vertrauens, das Sie in mich setzen, daß Sie mir die Predigt mittheilen wollten, von der Sie, wie Sie selbst bezeugen, voraus sahen, daß sie wohl das Signal zu einem neuen Streit zwischen uns beeden abgeben möchte. Um zu zeigen, daß ich dieses Ihres gütigen Vertrauens zu meiner Aufrichtigkeit und Bescheidenheit nicht ganz unwürdig sey, eile ich, mich offenherzig gegen Ihnen darüber zu erklären. Voraus versichere ich heilig, daß ich Ihre Anweisung, solchen für mich zu behalten, auf das strengste beobachtet habe; nicht zwar ganz aus dem Grund, den Sie mir angeben, sondern theils, weil Sie es so haben wollten; theils, weil es würklich meine Sache nicht ist, entweder selbst über dergleichen Dinge zu spotten, oder andern damit eine lustige und heitere Stunde zu machen. Sollte also die Predigt über kurz oder lang bekannt werden – das ist doch nichts unmögliches – so halten Sie wenigstens mich für unschuldig und unfähig, eine solche Treulosigkeit zu begehen. Nun aber bediene ich mich der Erlaubniß, meine Gedanken eben so frey, darüber zu sagen, als ob ich die Arbeit eines Protestantischen Geistlichen vor mir, und zu beurtheilen hätte. Wenn ich schon kein Theologe von Profeßion, und nur ein Laie bin, so lasse ich mir doch die Befugniß hierzu keineswegs absprechen. Das nehme ich mir nicht heraus, wie ein Kunstverständiger zu urtheilen; es ist aber auch nicht nöthig, einer zu seyn, um überhaupt urtheilen zu können. Sehen Sie also, wie Sie voraus gewonnen Spiel bey mir haben, wenn Ihnen mein Urtheil mißfällt. Sie können sich immer dahinter verschanzen, es sey nur der Tadel eines Laien, und nicht eines Theologen, vom Handwerk; und die Arbeit dieses Mönchen kann vielleicht in Ihren Augen nur desto mehr dabey gewinnen, je weniger Beyfall sie bey mir erhalten hat.
Da haben Sie vollkommen Recht, daß man in dieser Predigt keine reizende Schreibart antreffe. Nein, nicht einmal eine erträgliche. Sie ist ganz in dem Geschmak der katholischen Redner vom vorigen Jahrhundert, und einiger in dem jezigen, z. E. des WiesenPaters zu Ißmaning und des Wohlehrwürdigen und Seeleifrigen Pfarrers zu Brinnhausen, auch des zu Sangersdorf, von denen ich vor weniger Zeit Homilien gelesen habe, über die man, wenn schon ihre Zuhörer wacker darüber gelacht haben, die bittersten Thränen weinen möchte.
Ihr locus communis, daß es auf die Gedanken, und nicht auf den Ausdruck in einer Predigt ankomme, paßt meines Erachtens nicht ganz hieher. Dieser muß doch wenigstens genießbar seyn, und man muß daraus sehen können, daß der Redner nicht aus dem Pöbel ist. Aber jeder Bauer, der nicht ganz im Gehirn verwahrloßt ist, muß solchen Jargon zusammensetzen können, den wenigstens ich nicht ohne Eckel gelesen habe. Es ist ein Unterschied unter einem vortreflichen, und unter einem pöbelhaften Stil. Jener ist für den kleinsten Theil der Zuhörer, das gestehe ich ein; aber dieser taugt gar nirgends hin, als auf die Jahrmärkte und in die Wirthshäuser, in solche Gesellschaften, wo sich die Grundsuppe der Menschen lustig macht. Ich glaube, die Mönche haltens für ein beträchtliches Stück der Orthodoxie, sich rauh und ungeschliffen auszudrücken. Wenn sie das vor 10 – 20. Jahren geglaubt haben, so möcht es noch hingehen. Aber Sie wissen ja selbst, daß in verschiedenen katholischen Staaten Deutschlands sich der Geschmack seit einiger Zeit hierinn sehr geändert hat. Ich habe Meisterstücke der Beredsamkeit aus Bayern gelesen; diese sollte der Verfasser der Predigt vor sich genommen haben. Gute Schreibart macht einen noch nicht zum Ketzer, so wenig einer deßwegen ein gut katholischer Christ ist, wenn er nicht 2. Zeilen vernünftig zu Papier bringen kann. Es ist wahr, unter einem groben Kittel ist oft Weisheit, wie das lateinische Sprüchwort heißt; aber bey weitem nicht alle grobe Kittel bedecken Weisheit, das werden Sie selbst ohne Schwierigkeit eingestehn. Es fehlt aber den guten Mönchen an einer Hauptsache. Wer nicht denken gelernt, und nie gute Bücher zu Gesicht bekommen hat, von dem läßt sich auch nichts anders erwarten, als was ich in dieser Predigt angetroffen habe. Wenn Sie mir nicht geschrieben hätten, daß Sie solche selbst angehört haben, so ließe ich mich nichts von dem Gedanken abbringen: ein Schurke habe, um sich die zeit zu vertreiben, eine Sammlung der schlechtesten katholischen Schriftsteller vor sich genommen, sich, so viel möglich, auf eine Weile in ihre Gedenkungsart hineingesetzt, elenden Gedanken ein noch elenderes Kleid angelegt, und diesen Strohmann alsdann gescheiden Leuten, um den Mönchen abermal ein tüchtiges anzuhängen, zum Spott dargestellt. Aber Sie, mein Freund, haben aus lauter Wollust, daß den Mönchsfeinden wieder eine, Ihrer Meynung nach scharfe Lauge aufgegossen worden, alles Elende, das aus einer jeden Sylbe dieser schnakischen Rede heraussieht, großmüthig übersehen; und nicht daran gedacht, daß eine so böse Sache, als die Vertheidigung der Mönche gegenwärtig ist, einen in allem Betracht außerordentlichen und vortreflichen Advokaten haben will. Vermuthlich werden Zuhörer von verschiedener Gedenkungsart in der Kirche gewesen seyn. Hätten Sie allen ins Herz sehen können, was würden Sie angetroffen haben?
Die Wahl des Textes, so viel ich dabey zu erinnern fände, ist noch so ziemlich erträglich. Der Prediger mag sich auch in der That viel damit wissen. Aber die Vorstellung daraus und die Hauptsätze sind unter aller Kritik. Die Vernunftlehre ist nun niemalen, die Sache der Mönche. Aber wer, auch ohne ein Gelehrter zu seyn, ordentlich denkt, kann durchaus mit einem solchen Mischmasch nicht zufrieden seyn. Die Ausführung ist das vorworrenste Zeug, das je in eines Menschen Hirn gekommen ist. Wiederholungen zum Eckel von Dingen, die man das erstemal mit Verdruß anhört – Ausfälle auf die Widersacher der Mönche, die ganz am unrechten Ort stehen. Denn wie unklug überhaupt das sey, daß der Prediger in einer Versammlung, darinn vielleicht ein paar hundert Personen in ihrem Leben nichts davon gehört haben, was gegenwärtig wider die Mönche im Werk ist, diese Materie vorträgt, und ohne Zweifel damit manchen seiner dummen Bauren erst aufmerksam auf diesen Handel macht, das werden Sie mir nach genauerer Ueberlegung selber ohne Anstand eingestehen. Hätte er nicht, wenn er seine Kirchkinder von der Verführung zum Haß wider die Mönche hätte verwahren wollen, ganz anders verfahren, ihnen die Vorwürfe, die man ihm und seines gleichen macht, aus den Augen rücken; oder, wenn er sie anführen wollte, kurz und bündig darauf antworten sollen? Das klügste an der ganzen Arbeit ist die Kürze. Die Weile wurde mir zwar lang genug, als ich sie durchlase. Aber doch wunderte ich mich an dem Ende selbst, daß ihm nicht noch mehr von diesem Schlag beygefallen ist. Man merkt ihm auch an, daß er sich selbst eben für keinen schlechten Prediger hält; und bey solchen, sie mögen gut oder schlecht seyn, hat man immer wahrgenommen, daß sie sich selbst gern hören, und also schwer daran kommen, zu rechter Zeit ein Ende zu machen. Ich sorge nur, wenn der Mann die oben von mir angeführten gedruckten Predigten zu Gesichte bekommt, so möchte ihn der Einfall plagen, die seinige auch drucken zu lassen. Doch Nein! Auf diese Besorgniß haben Sie mir schon voraus geantwortet. Er will nicht gern unter die Horniße fallen, und fürchtet sich vor Controversen. Daran thut er wohl. Jene würden übel mit ihm verfahren; und für einen Helden in der Polemik halte ich ihn auch nicht. Wenigstens würden diejenigen, die, mit den Mönchen zu reden, wider das Geschlecht Gottes aufstehen, sich nicht scheuen, mit ihm anzubinden, wenn sie seine in dieser Predigt beobachtete Methode, die Ketzer zu widerlegen, kennen gelernt hätten.
Ich bin immer noch nicht mit mir einig, was ich darüber denken soll, daß Sie mir diese Broschüre zugeschickt haben. Hoffen konnten Sie doch nicht, daß ich mich dadurch würde auf einen andern Sinn, in Absicht auf die Mönche und Klöster, bringen lassen. Sie müßten mich gar nicht kennen, wenn Sie das glauben. Ein solches Muster von Beredsamkeit, ist das sicherste Mittel, die Mönche vollends gar um den kleinen Rest von Ansehen zu bringen, in welchem sie noch bey einigen stehen. Oder wollten Sie mich etwa gar damit necken, und mich für meine Neigung zur Lektüre wohlgeschriebener protestantischer Schriften bestrafen, daß Sie mir diesen Bogen Papier mit Mönchsphrasen ohne Philosophie und Theologie vollgepfropft, in die Hände spielten? Das wird gerade conträre Würkung thun. Ich will mich dadurch an Ihnen rächen, daß ich in Zukunft, wenn ich eine vernünftige Predigt lesen will, meinen Fleschier zur Hand nehme; oder nichts anderes von geistlichen Reden mehr unter meine Augen kommen lasse, als was zu Leipzig, oder zu Hannover gedruckt ist. Sagen Sie das meinetwegen dem Mönchen, wenn Sie ihn wieder sprechen – meinetwegen allen paßionirten MönchsFreunden – Wollten sie sichs per Selbsterkenntniß dienen lassen, so sollte es mich freuen, und ich wollte der erste seyn, der sich durch ihre Besserung wieder auf einen andern Weg bringen ließe. Aber so lang dieser Geschmack noch bey ihnen herrscht, den ich in der mir mitgetheilten Predigt angetroffen habe, der auch diejenige ganz durchgesäurt, die in den Nachrichten von Klostersachen vorkommt, und womit jener Verfasser gewiß nichts anders gesucht hat, als die Mönche dem Hohngelächter vernünftiger Leute zum Opfer zu bringen; so lang, ich berge es Ihnen gar nicht, halte ich auch dieses für einen der allerwichtigsten Gründe, warum man mit diesen Leuten je bälder je lieber einer Hauptveränderung zueilen sollte. Sie arbeiten ja offenbar auf nichts anders loß, als daß die Erleuchtung unter dem gemeinen Volk sowohl, als unter andern, die noch an ihnen hangen, gehindert, der Haß wider alles, was nicht katholisch und Mönch heißt, gepflanzt, der Aberglaube unterhalten, und so das wahre Glück der Staaten ihrem Intereße aufgeopfert werde. Können Sie das läugnen, mein Freund, und wenn Sie es nicht läugnen können, – das traue ich Ihrer Wahrheitsliebe allerdings zu – können Sie es billigen? Es ist ja unverantwortlich, daß diese Leute den Meister in der Welt spielen, und sich alles unter ihren Scepter beugen solle. Ich weiß es wohl, was Sie dieser ihrer Forderung für einen Anstrich geben. Bey ihnen sey die wahre Religion zu Hause, sagen sie, sie heben den Himmel, – ein Ausdruck Ihres Mönchen in der Predigt – daß er nicht einfalle, und die Sünder in den Boden hineinschlage. Wenn keine Mönche und Klöster mehr wären, so würde alle Gottesfurcht dahin, und von der Erde vertilgt seyn, und was dergleichen mehr ist, das ich nicht zum Eckel wiederholen mag, da es schon tausendmal gesagt, aber eben so oft auch widerlegt worden ist. Sie haben mir zugemuthet, diese Predigt zu lesen; ich darf Ihnen nun doch wohl auch zumuthen, Geduld mit mir zu haben; oder Sie wenigstens bitten, einen Vorschlag von mir anzuhören, der mir über diesen Gegenstand beygegangen ist, und den ich Ihnen so kurz als möglich, mittheilen will. Wie wäre es, wenn man es ernstlich in Ueberlegung nähme, die MönchsOrden zu vermindern, und die übrig bleibenden, alle, keinen einzigen ausgenommen, zu verbeßern? Entrüsten Sie sich doch nicht darüber, daß ich mich, als ein Laie, in solche Dinge mische, die gar nicht für mich gehören, die ich nicht verstehe, über die kein Mensch von denen, denen es zukommt, die Sache vor ihren Richterstuhl zu ziehen, Vorschläge von mir verlangen wird. Nicht wahr, das sind Ihre ersten Gedanken, die ich auf ein Haar getroffen habe? Sie kommen aber damit nicht weg; ich lasse mich nicht so geschwind abweisen. Ich dringe ja meine Einfälle niemanden auf; sie sind ja ganz unmaßgeblich: sie werden niemanden zu Gesicht kommen, der sich dardurch, als durch einen Eingriff in seine Vorrechte, beleidiget halten könnte. Die Sache betrift die Religion, und in dieser Rücksicht gehört sie für jedermann, dem die Religion nicht gleichgültig ist; und als die wichtigste Angelegenheit, die ein Mensch haben kann, darf sie doch niemanden, der denken kann, gleichgültig seyn. Daß diese Sache über den Horizont eines Laien hinaus sey – das wäre ein wenig zu hoch gesprochen! Man darf ja nur die Schriften lesen, die hievon in jedermanns Händen sind, um Einsicht darein zu bekommen. Daß diejenigen, vor deren Richterstuhl diese Materie gehört, oder gehören soll – darüber wird auch gestritten, und Sie wissen, daß die weltliche Obrigkeit, trotz aller Widersprüche der Geistlichkeit, sich die Befugniß, ein Wort dazu zu sagen, noch nicht hat absprechen lassen, – von mir keine Vorschläge hierüber verlangen werden, glaube ich gerne. Ich werde sie ihnen auch nicht mittheilen, viel weniger aufdringen. Also bleibt immer, meiner Einsicht nach, so viel richtig, daß ich keineswegs sündige, wenn ich darüber nachdenke, wie dem in der katholischen Kirche offenbar herrschenden, und vornehmlich durch die Mönche aufgebrachten, und von ihnen geflissentlich unterhaltenen Unwesen, zum Besten der christkatholischen Glaubigen, gesteuret, ganz abgeholfen, und dardurch etwa zur Vereinigung der noch von uns getrennten Gemeinden der Weg gebahnet werden könnte. Sind denn diese Absichten so tadelhaft; oder muß mans für bekannt annehmen, daß alles, was den Mönchen nur ein wenig mißfallen könnte, voraus für ungerecht und gottlos erklärt werden müße? Das letztere wäre doch überaus hart, und ich weiß nicht, woher diese Leute eine solche sanctitatem und Unverletzlichkeit beweisen wollten. Hat sich ja der Pabst vor bald 20. Jahren von dem Febronius bittere Wahrheiten im Angesicht der ganzen Welt sagen lassen, und Vorschläge anhören müßen, wie man ihn in seine alten Gränzen zurückführen, ihm in Zukunft nicht mehr einräumen, als ihm gebühre, und das zu einem Mittel machen solle, die Irrenden wieder in den Schooß der Kirche zurück zu bringen? Warum wollen die Mönche vor dem Pabst etwas voraus haben? Und jenes that noch dazu ein Katholik, ein Prälat, in einem Buch, das noch würklich in aller Hände ist. O so wird es gewiß auch vergönnt, und keine so halsbrechende Vergehung seyn, den Mönchen zu eröfnen, daß man ihnen gute Besserung wünsche, und ihnen zu verstehen zu geben, daß sie selber das Beste dabey thun könnten, wenn sie sich von freyen Stücken besserten; aber auch, daß, wenn letzteres nicht geschehe, sie es sich nur selber ohne Umwege beyzumessen hätten, wenn man mit Gewalt zugreife, und eine zwar schmerzhafte, aber heilsame operation mit ihnen vornehme. Wer will etwas hiewider einwenden? Und bedenken Sie doch nur auch das, daß wir beede ja keine Protestanten sind. Wäre ich einer, so wunderte ich mich nicht, daß Ihnen diese meine Gedanken verdächtig vorkommen. Und hätte ich an Ihnen einen Protestanten vor mir, so wüßte ich freylich, daß, wenn meine Vorschläge noch so ungerecht und impraktikabel wären, ich Ihnen doch damit willkommen seyn würde. Aber, da es bey mir nicht darauf angesehen ist, der Kirche, unserer Mutter, nur das geringste zu vergeben, sondern ihr vielmehr besser aufzuhelfen: so sollten Sie mir billig alle Gerechtigkeit, wenigstens Nachsicht, von ganzem Herzen widerfahren lassen. Und glauben Sie denn nicht auch, daß es so gar Mönche giebt, die froh dazu seyn würden, wenn man sie ihrer Gelübde entließe? Sie müßten ja keine Menschen seyn, und alles Gefühl verlohren haben, wenn sie nicht die Nachricht mit Frohlocken anhören sollten: Eure barbarische OrdensRegel ist aufgehoben; ihr dürfet nun nicht mehr unter dem Joch eines menschenfeindlichen Abbts schmachten; ihr dürfet die Rechte der Menschheit wieder genießen, die man euch und Millionen eurer Vorgänger widerrechtlich und unmenschlicher Weise entzogen hat. Gesegnet sey die Stunde, in der einem erleuchteten, und Liebe und Wohlwollen athmenden Mann der Gedanke gekommen ist, diese große Absicht ausführen zu helfen. Gesegnet sey der Tag, an welchem er bey denen, die darüber zu sprechen haben, Gehör mit seinem Vorschlag gefunden hat! Ja gesegnet seyen die Fürsten, die sich hauptsächlich darinn als Väter ihres Volkes beweisen wollen, daß sie sich nichts, keine Drohungen, keine Thränen und Seufzer der Abergläubischen, keine Vorstellungen falscher Politiker davon abhalten lassen in dieser in unzählichen Rücksichten so ungemein wichtigen Angelegenheit ein vor allemal durchzubrechen, und zu zeigen, daß sie die ihnen von Gott gegebene Macht, ihrer Unterthanen Bestes in allen Stücken zu befördern, nicht als ein todtes, unnützes Capital ansehen, sondern zur Hand nehmen und gebrauchen. Also zur Sache! Ich werde Ihnen die Zeit mit meinen Vorbereitungsbetrachtungen lang genug gemacht haben; und Sie werden mir vielleicht doch am Ende desto weniger Recht geben, je mehr ich mich bemühe, alles aus dem Weg zu räumen, was Sie irren könnte.
Ich habe Ihnen schon gesagt, daß die Frage theils von der Verminderung, theils von der Verbesserung der alsdann noch übrigen MönchsOrden sey. Ich trage also keineswegs auf die Abschaffung aller Mönche an; nicht auf die Aufhebung aller Klöster, und entweder gänzliche Zerstörung derselben, oder Verwandlung in andere Anstalten, z. E. in Schulen und Akademien, in Hospitäler, in Zucht= und Arbeitshäuser, Gebäude zu Manufakturen und Fabriken, in Casernen, und dergleichen; dazu wird auch Rath werden, wenn sie nur einmal auf eine gemäßigtere Anzahl heruntergesetzt sind? Sondern es ist für dießmal von ihrer Verminderung die Rede. Diese kann zu stande gebracht werden, theils, wenn man die Orden selber vermindert; theils wenn man eine gewiße kleinere Anzahl von Klöstern jedes Ordens festsetzt. Sie sehen, daß ich billig bin, und daß ich bey Leibe nicht das Garn auf dem Boden gehen lassen, und dergestalt mit dem Besen des Verderbens unter diesen guten Leuten gekehrt wissen will, daß nach Verfluß von ein paar Jahren kein Mensch mehr wissen soll, wie eine Kutte oder Kaputze ausgesehen hat. Nein, das wäre zu bunt und zu grausam, davon nichts zu gedenken, daß das, wo nicht möglich, doch gewiß mit großen und unübersteiglichen Schwierigkeiten verknüpft wäre. Der Ursprung der Mönche, wenn ich schon nicht glaube, daß er im Alten Testament bey dem Propheten Elia, oder in den allerersten Zeiten der christlichen Kirche zu suchen sey, ist mir doch viel zu ehrwürdig, als daß ich mir einen solchen Gedanken erlauben könnte. Mönche sollen bleiben; Klöster soll man in der katholischen Kirche bis ans Ende der Welt haben. Ein Projektenmacher, der zu weit geht, zeigt allemal entweder Unverstand, oder Bosheit; und beedes ist ferne von mir, wenn mir schon meine SelbstErkenntniß genug sagt, daß ich mir kein allzugroßes Maaß von Einsicht und Verstand zuschreiben dürfe; so wie es falsche und unsinnige Demuth wäre, wenn ich behauptete, ich besäße gar keine. Es ist gewiß keine von den guten Seiten der Protestantischen Kirche, daß es ihnen an Mönchen und Klöstern fehlt. Luther war ein schneller und hitziger Kopf, der manchen Schritt im Anfang gemacht hat, von dem er gern wieder zurück gekommen wäre, wenn es mit Ehren hätte seyn können. So gieng es ihm hier. Weil er in diesem Stück Mißbräuche bemerkt hatte, die auch kein unparteyischer und vernünftiger Katholik bis auf diese Stunde läugnen kann, so fuhr er zu, und ließ nicht ab, bis der Mißbrauch samt dem rechten Gebrauch dahin war. Das kann niemand loben. Ich bin gut dafür, daß mancher nachdenkender Protestant das in der Stille an der Reformation tadeln wird. Auf Verminderung und Verbesserung hätte er antragen sollen. Lassen Sie mich hier im Vorbeygehen etwas aus einer französischen Schrift, die vor 18. Jahren in London herausgekommen ist, anführen, das hieher gehört. Sie hat den Titel: Essais historiques sur Paris de Mr. De Saintfoix. Das Buch ist schon älter; denn dieß ist die dritte Ausgabe. Dieser Verfasser schreibt: »Die Bettelmönche, wenn sie gleich nur von Allmosen unterhalten werden, kosten dem Staat nicht wenig. Camus, Bischoff zu Bellay, bemerket irgendwo, daß ein einziger Bettelorden der Christenheit 34. Millionen Gold koste, wenn man auf die Kleidung und den Unterhalt eines jeden dieser Mendicanten nur 100. Franken rechne.« Ist da die Nothwendigkeit der Verminderung nicht im höchsten Grad sichtbar? Aber hören Sie weiter, wie der Verfasser diesen großen Aufwand des Staats auf diese Mönche so einleuchtend entschuldiget. Indessen, sagt er, »haben einige darunter, als z. E. die Franciscaner, an ihrer OrdensKleidung einen Schatz, womit sie ihren Wohlthätern diese Unkosten reichlich vergüten. Ihr General, Gilles Dauphin, gab 1502. dem Parlament in Paris, und 1503. dem Vorsteher der Kaufleute Schöppen, und vornehmsten Bedienten dieser Stadt die Erlaubniß, daß sie sich in der OrdensKleidung des heil. Francisci dürften begraben lassen. Der Vortheil dieser Erlaubniß besteht darinn, daß der heil. Franciscus, wenn er einen Besuch im Fegfeuer ablegt (welches alle Jahre einmal zu geschehen pflegt) diejenigen, die er in seinem Ornate findet, mit sich herausführt.« Nun aus eben diesem Buch auch etwas, das die Nothwendigkeit der Verbesserung der Orden beweißt. »Die vielen Schlösser, welche man wider die Normänner baute, wurden in der Folge Raubnester, wo man die Reisende nicht nur ausplünderte, sondern sich auch derjenigen Weibspersonen bemächtigte, welche einem gefielen. Diesem Beyspiel folgten die Mönche nach. Sie hielten aber lieber ihren Raub so vest, daß sie lieber ihre Klöster bestürmen ließen, und Gewalt mit Gewalt vertrieben, als daß sie ihn hätten fahren lassen. Wenn man eine Oeffnung in ihre Klostermauren gemacht hatte, und sie dem Eindringen nicht weiter widerstehen konnten, so bedienten sie sich der heiligen Reliquien, als einer Vormauer, und hielten sie ihren Feinden entgegen, vor welchen diese (welches in den damaligen Zeiten nicht zu verhindern war,) so viel Ehrfurcht hatten, daß sie weiter keinen feindlichen Versuch auf das Kloster machten, und die Mönche ruhig bey dem Besitz ihrer Beute ließen.«
nun wider das Letzte werden Sie mir einwenden, diß passe auf unsere Zeiten nicht mehr; wer heutiges Tages den Mönchen dergleichen etwas nachsagen wolle? Ich will mich auch hierinn in bester Ordnung zurück ziehen. Aber die erste Stelle, in Ansehung der ungeheuren Menge der BettelOrdensKlöster ist immer betrachtungswürdig, und verdient desto mehr zu werden, da es gewiß ist, daß seit jener Zeit ihre Anzahl nicht ab= sondern vielmehr noch ansehnlich zugenommen habe. Konnte man damal 34. Millionen in Gold rechnen, die die Unterhaltung der Bettelmönche kostete; so darf diese Summe gegenwärtig, um des höher gestiegenen Preises der Lebensmittel willen, und wegen der unstreitig seitdem ungemein vermehrten Anzahl dieser Mönche, um 2. Drittheile höher berechnet werden. 63. Millionen Gold – welche Summe! Wie viele andere Ausgaben könnte man davon bestreiten – wie viele Arme reich machen – wie viele Bedürfniße des Staats befriedigen! Setzen Sie von diesen 63. Millionen 6. Millionen zur Unterhaltung der Bettelmönche aus. – Eine ansehnliche Summe, womit sie zufrieden seyn könnten. Und die andere 57. welche Lücken könnte man damit ausfüllen. Ein jeder katholischer Landesherr lasse sich also ein zuverläßiges Verzeichniß aller in seinem Land befindlichen Klöster von dieser Gattung, geben, und gehe mit unparteyischen, verständigen, gottesfürchtigen Ministern, denen es nicht bloß um die Vermehrung der Einkünfte, sondern um das wahre Beste seiner Unterthanen im politischen und moralischen Fach zu thun ist, zu Rath, wie die Verminderung dieser Klöster, ohne allzugroßes Aufsehen bey dem Volk zu machen, und ohne die guten Leute, die Mönche selbst, zu sehr zu betrüben, und ihre Seufzer auf sich zu laden, ins Werk zu setzen sey. Es wird nicht schwer seyn, allerhand Mittel ausfindig zu machen, um es nach und nach, und ganz unvermerkt, zu Stand zu bringen. Z. E. – ein Mittel, das jedermann beyfallen kann – wenn ein Mönch stirbt, so wird seine Stelle nicht wieder ersetzt; man ertheilt Befehle, keine Novizen mehr anzunehmen, bis auf weitere Verordnung – wie manches Mutterkind bleibt auf solche Weise gerettet, das unter den Abkanzlungen des Magisters, wenn es seine Kulpa treuherzig her erzählet hat, bey dem Cilicium, bey der Geißelung etc. trauriger Stunden viele gehabt hätte. Diese zween Wege, keine Novizen annehmen, und die Stellen der Verstorbenen nicht ersetzen, müßen, im Ganzen in wenigen Jahren Wunder thun. Gebraucht man sie bey mehrerern Klöstern von Einerley Orden auf Einmal, so ergiebt sich der dritte Weg von selbsten, Mönche aus diesem Kloster in ein anderes, in welchem etwa schon mehrere Plätze leer worden sind, zu verpflanzen. Jenes wird nach und nach auch aufgeräumt, und den Mönchen geschieht die Veränderung nicht sauer, weil in einem. Wie in dem andern, einerley OrdensRegel ist. Sollte es nicht auch unter diesen Leuten solche geben, die sich gern dazu verstünden, die Kutte gar abzulegen? Daran zweifle ich gar nicht. Wie viele sind schon aus ihren Klöstern gesprungen, die wahrhaftig kein Gewissenstrieb, nicht die Wahrheit, überhaupt keine lautere Absicht, sondern bloß die Begierde, Weiber zu nehmen, aus der katholischen Kirche heraus in die Lutherische gelockt hat, und die, wenn sie ihre Fleischeslust gebüßt haben, nachher eben so wenig gute Lutheraner gewesen sind, als sie vorher gute Katholiken waren? Denn wenn sie das letztere gewesen wären, so wären, so wären sie gewiß bey unsrer Kirche, unserer heiligen Mutter, geblieben. Das sagen die Protestanten selbst, die schon oft schlechte Ursache gehabt haben, sich ihrer Convertiten zu rühmen, und die eben deswegen, wie ich höre, sich auch gar kein Verdienst daraus machen, Convertiten anzuwerben. So gering nun auch die Anzahl der Ueberläufer von unserer zu der Lutherischen Kirche ist, so wird sie noch mehr abnehmen, wenn der Mönche weniger sind; denn diese waren doch immer diejenigen die am häufigsten absprangen. Sollte nicht diß einzige meinem Vorschlag auch bey den heftigsten Vertheidigern der Mönche Empfehlung verschaffen? Und wenn es denn Mönche gibt, wie ich dafür stehen will, die geneigt sind, dem Kloster den Abschied zu geben, was hinderts, ihnen hierinn zu willen zu werden? Wie sie von ihrem Gelübde loszusprechen seyen, das freylich vorher gehen muß, ehe sie diesen Schritt thun, dafür zu sorgen, überlasse ich den Fürsten, sich mit dem oder denen, denen die Erkenntniß in dieser Sache gebührt, abzufinden: so wie ich allerdings auch weiß, daß das vor einen andern, als den weltlichen Richterstuhl gehört, mehrere Orden in Einen zusammen zu ziehen. Das wird sich zu seiner Zeit aber auch geben. Sie wissen ja, daß Se. Päbstl. Heiligkeit erst kürzlich die Verordnungen Sr. Kaiserl. Majestät, wovon man glaubte, daß man zu Rom große Augen darüber machen würde, durch eine Congregation von Kardinälen hat untersuchen lassen. Und die Folge dieser Untersuchung war, – es seye nichts daran auszusetzen – Scilicet! Sehen [Sie], wie gar nicht difficil der Römische Hof ist: und es ist nichts anders, als eine pure Kalumnie, wenn man behaupten will, die Verfügungen, die die katholische Fürsten in diesen und jenen Dingen machen, die die Geistlichkeit angehen, finden so viel Widerstand bey dem Heil. Stuhl. Das wäre ungesittet, und ein solches Betragen läßt man sich in unsern Zeiten nirgends, und also auch in Rom nicht, gerne nachsagen. Dieser Einwurf wäre also beantwortet, der einer der fürchterlichsten ist. Wie wird es mit denen gehen, die noch von weit geringerem Gewichte sind? Giebt sich ein Mönch an, daß er das Kloster verlassen wolle, so sollte man ihm freystellen, ein Lebensart zu erwählen, welche er will. Er wird immer noch in einem Alter seyn, in dem es möglich ist, etwas zu lernen, womit er der menschlichen Gesellschaft nützen kann. – Einem Alten versagt man die Erlaubniß zu einer solchen Veränderung, und läßt ihn ruhig und im Frieden in seiner Zelle von hinnen fahren – Den allermeisten könnte man Pfarreyen anvertrauen, und, damit ihnen die Menge der Weltgeistlichen in Zukunft nicht mehr im Weg stehe, so wäre das rathsamste, auf eine Weile die Anzahl derer, die die Gottesgelehrsamkeit studiren wollen, einzuschränken, um die Mönche desto bequemer zu versorgen. An tüchtigen Schulmeistern auf den Dörfern ist auch kein Ueberfluß. Wenn die Mönche in ihren Klöstern die demüthige Leute gewesen sind, für die sie angesehen seyn wollten,und die sie vermög ihres Gelübds seyn müßen, so werden sie sich hoffentlich einer solchen wichtigen Verrichtung, als der Unterricht der Kinder ist, nicht entziehen wollen, und sich dardurch nicht für erniedrigt halten. Das Gelübde der Armuth könnten sie beybehalten, denn es ist ohnehin fast überall so gut, als zu einer Observanz erwachsen, diejenige, die in den Schulen arbeiten, den bittern Hunger leiden zu lassen. Noch mehr: Reiche und angesehene Leute, die zu stolz sind, ihre Kinder mit andern vom Pöbel zur Schule zu schicken, und doch nicht haben wollen,daß sie unwissend bleiben, dürfen sich nur entschließen, solche ExMönche in ihre Häuser zu nehmen, und für eine billige Erkenntlichkeit ihnen ihre Kinder in den Unterricht zu geben. Gutgesinnten Eltern muß es vor allen Dingen darum zu thun seyn, daß ihre Kinder fromm werden. Wer kann besser hierzu helfen, als die Mönche, deren Thun und Lassen, wie Sie mich mehr als einmal versichert haben, nichts als Tugend und Gottseeligkeit ist? Aber eben hier fällt mir ein wichtiger Zweifel bey, den ich mir in der That selbst beantworten muß, ehe ich weiter gehe. Leute, die mit Mönchen Umgang gehabt haben, wollen behaupten, daß diese Bestimmung der Mönche überaus bedenklich seyn würde, da sie oft unwissender seyn dörften, als die Kinder, denen sie Weisheit beybringen sollten. Das ist nicht ohne. Ich bin selbst ein Zeuge davon. Doch ist der zweifel nicht unbeantwortlich. Lesen und schreiben können sie doch; und wo es ihnen außer diesen zween Punkten fehlt, darinnen sollen sie sich von dem Pfarrer des Orts Unterricht geben lassen: so ist der Sache geholfen. Eltern, die Hauslehrer suchen, mögen sie vorher prüfen, und wenn sie nichts taugen, sehen, wo andere zu haben sind. Am Ende werden doch Mönche, wenn ihre Kunst noch so klein ist, so viel leisten, als die bisherigen Schulmeister, die Leineweber, Zeugmacher, oder sonst Handwerksleute waren, bey denen man weder Wissenschaft, noch Gabe, zu unterrichten, suchen durfte. In den Provinzen Deutschlands, in welchen seit einigen Jahren so vortrefliche Anstalten, in Absicht auf Schulen und Schulmeister, gemacht worden sind, – ich will diese Länder mit Fleiß nicht nennen, da verlauten will, sie haben hie und da schon wieder einige Veränderungen erlitten – möchte ich wohl mit meinen Vorschlägen zu spat kommen. Was man dort mit den Mönchen anfangen soll, um sie zu berathen, das werden die sorgfältige Landesväter selbst am besten wissen – Aber es sind in Deutschland noch Provinzen genug übrig, wo man sich dieser Leute auf diese Art erledigen kann, ohne sie der Noth und dem Kummer preiß zu geben. Eine andere Bedeutlichkeit bey dem Hausunterricht muß ich nicht verschweigen. Alte Mönche, habe ich gesagt, müßte man zu nichts anders mehr bestimmen, sondern sie in ihrem Nest absterben lassen. Das Loos zu Hauslehrern träfe also junge. In einem Hause, wo man diese Unkosten aufwenden kann, giebt es allerley Domestiken, männlichen und weiblichen Geschlechts; Mesdemoiselles, oderr Französinnen, für die Junkers und Fräuleines, Köchinnen und Näherinnen, Mägde, u. s. w. Die Gefahr, die hiebey auf beyden Seiten vorwaltet, ist nicht ausser acht zu lassen; wenn schon den ExMönchen die Keuschheit, deren Gelübd er vorhin auf sich gehabt hat, von Rechtswegen nicht sauer ankommen sollte. Aber ich weiß, man kann das Argument gerade umkehren. Dem Informator könnte einfallen, er seye nunmehr jenes harten Jochs los, vor keinem Kulpa sagen und Magister habe er sich jetzt mehr zu fürchten, und warum man ihm denn für seine viele Mühe, bey der ohnehin schlechten Bezahlung, da ihm der Kutscher weit hierinn vorgehe, nicht auch eine kleine Ergötzlichkeit in aller Unschuld gönnen wolle, und was dergleichen mehr ist. Und doch kann es Monsieur und Madame nicht angenehm seyn, wenn die Vertraulichkeit zwischen den Hausgenossen beyderley Geschlechts zu weit geht. Die Reihe könnte vielleicht gar auch die Fräulein mit der zeit treffen, daß sich die dem Lehrer schuldige Liebe und Vertrauen in Zärtlichkeit verwandelte.
Aber auch dafür ist noch Rath zu schaffen. Man nehme zween Mönche ins Haus. Der Nutze würde vielfach seyn. Zween können weiter im Unterricht bey ihren Eléves kommen, als Einer. Die Unkosten fürchte man nicht: Eltern soll nichts dauren, was auf ihre Kinder verwandt wird; und wenn sie auch sparen wollen, so darf man ja nur einem jeden etwas an seinem Gehalt abziehen, weil er auf diese Art weniger Arbeit hat, als wenn er allein wäre. Der eine könnte auch das Gesinde im Christenthum unterrichten, und der andere die Kinder; und damit die Anhänglichkeit der Schüler und Schülerinnen vermieden würde, so dürften sie nur mit einander abwechseln. Die Hauptsache aber ist die, daß einer des andern Beobachter seyn müßte, damit ja in keinem Punkt, wovon die Rede ist, nichts ungleiches vorgehen könnte. Soll ich aber meinen Rath vollständig machen, so ist noch dieß hinzusetzen: man nehme ja nicht zween Mönche aus einerley Orden, viel weniger aus Einem Kloster. Entweder waren sie vorhin gute Freunde, oder nicht. Im ersten Fall könnten sie sich gar zu gut mit einander verstehen, und sich förmlich unter die Mesdemoiselles vom ersten und zweyten Rang im Hause theilen; da wäre die Arzney schlimmer, als der Schade. Im andern Fall aber würde sich der Geist der Uneinigkeit und Zwietracht in das Haus einschleichen, und es könnte eben dergleichen ärgerliche Auftritte geben, als man genug in allen Klöstern findet. Ich habe noch einen Vorschlag auf dem Herzen, den ich lieber auch vollends mittheilen will. Wenn von Verminderung der Klöster die Rede ist, so werden die Nonnen wohl auch in den Anschlag kommen. Wenn ihrer schon keine so große Anzahl ist, als der Mönche, so können sie doch auch eine Abschatzung leiden. Aber wozu soll man sie bestimmen? Mit den Alten mache man es, wie mit den Mönchen. Sie sind der Welt schon viel zu sehr entwohnt, als daß sie brauch[b]ar darinn werden könnten. Die junge verheurathe man; das Kloster, aus dem sie entlassen werden, mag für ein Heurathgut sorgen, und manche bringt doch wohl etwa eine Morgengabe auf dem Gesichte mit, daß sie eine Partie finden kann. Außerdem darf ja ein junger Mann, der aufs Heurathen ausgeht, auf eine eingezogene und tugendhafte Gattin rechnen, wenn er eine aus dem Kloster bekommt, die ihm weder durch Hang zum Staat, noch durch Liebe zu Visiten und Ausschweifungen beschwerlich wird; da diese zween Artikel manchen Ehemann mehr kosten, als das doppelte Interesse aus dem vielleicht noch so beträchtlichen Capital, das er mit seiner Frau erhalten hat. Aber, werden Sie sagen, manches Mädchen gieng ins Kloster, weil dieß oder jenes Leibesgebrechen sie entweder zum Ehestand untüchtig machte, oder ihr keine tröstliche Aussichten in dem Umgang mit einem Gatten eröfnete. Der Einwurf ist nicht zu verachten; doch läßt er sich beantworten. Diese mache man, wenn ihrer zu viel seyn sollten, um sie im Kloster absterben zu lassen, zu Vorsteherinnen von Mädchensschulen, und zu Hauslehrerinnen. Die Sittsamkeit, die ihnen vor dem männlichen Geschlecht eigen ist, giebt ihnen die größte Empfehlung zu dieser Stelle. In Städten und auf Dörfern trenne man die Knaben von den Mädchen in den Schulen, und richte auch verschiedene Gebäude dazu ein. Wo man diese hernehmen solle, darf man nicht bange seyn. Bey meinem Vorschlag müßen Klöster leer werden, die man doch fürwahr zu nichts besser bestimmen kann, als zu Schulen. Und in den Häusern sind die Nonnen nicht nur zu Lehrerinnen und Aufseherinnen über Kinder weiblichen Geschlechts, sondern auch zu andern häuslichen Arbeiten, z. E. zum Nähen, Sticken,Waschen, Spinnen, Biegeln u. s. w. vortreflich zu gebrauchen. Das will ich noch bey den Mönchen nachholen, daß, da sie als Novizen und Fratres vorhin in ihren Klöstern auch allerhand niedrige Arbeitenm verrichten, und z. E. fegen, putzen, holztragen, u. s. w. mußten, sie sich nun nicht beschweren können, wenn man ihnen eben das in den Häusern, wo sie Brod haben, zumuthet, besonders, wenn ihre Kunst in der Gelehrsamkeit nicht weit her ist, und man sich für das, daß die Kinder nichts bey ihnen lernen, weil sie selbst nichts können, durch Verrichtung anderer Arbeiten, die sonst die Sache der Knechte und Kutscher waren, schadlos halten will. Ich habe oben der Sittsamkeit gedacht, als einer Eigenschaft, die man bey den Nonnen antreffen könne, und die also den Vorschlag, sie zum Unterricht der Mägden zu bestimmen, sehr annehmlich mache müße. Diese Tugend möchte man bey einigen finden, aber nicht bey allen. Manche könnten dagegen mit Klätschereyen umgehen, und dardurch weiß nicht was für Zerrüttung in solchen Häusern anrichten, wo etwa auch noch Mönche, als Informatores, wären. Diesem Unheil abzuhelfen, trenne man sie, so viel möglich, so daß sie auch nicht an Einem Tische speisen dürfen. Man unterhalte ein beständiges geheimes Mißtrauen zwischen beeden Partien, fast auf den Schlag, wie ehemal ein Spanischer ViceKönig in Neapel unter den Banditen, der einen Befehl ergehen ließ, daß, welcher den andern einliefern würde, nicht nur für seine Person Vergebung, sondern auch ein ansehnliches Geschenk zu gewarten haben sollte. So traute keiner dem andern, und die Sicherheit wurde im Königreich hergestellt. Das läßt sich im Kleinen in den Häusern bey den Mönchen und Nonnen nachahmen. Wenn sie sich vor einander fürchten müßen, so wird viel Böses unterbleiben, das sonst geschehen wäre. Sie werden sich auch vor Schwätzereyen in Acht nehmen müßen, wenn die Herrschaft Mine macht, diejenigen, die diese Unart an sich haben, urplötzlich aus dem Hause zu schaffen. Das versteht sich von selbst, daß Monsieur und Madame, wenn die Rede davon ist, solche Mönche und Nonnen anzustellen, aus Vorsichtigkeit darinn mit einander übereinstimmen, diese Leute vorher kennen zu lernen, und ja keine andere zu wählen, als solche, deren Gestalt und Aussehen Gewähr dafür leistet, daß an keine verliebte Passagen zu denken sey. Die Lavaterischen physiognomischen Einfälle fechten mich nicht an; sie sind ohnehin noch vielem Widerspruch unterworfen; und es müßte ein Wunder seyn, wenn nicht ein scheußlicher Mönch und eine ungestalte Nonne allen Besorgnißen dießfalls vorbeugen, uns bewürken könnten, daß die Frau ruhig vor der Bekanntschaft ihres Mannes mit der Nonne, und der Mann vor dem Umgang der Frau mit dem Mönch schlafen könnte. Auf der Türken Sprüchwort halte ich nicht viel, daß in einem schönen Leib auch eine schöne Seele wohne. Die Kinder werden vielmehr dardurch von der Sinnlichkeit entwöhnt, wenn sie sehen, daß ihre Lehrer und Lehrerinnen desto gelehrter sind, je garstiger sie aussehen. Auch das übrige Hausgesind wird besser dabey fahren, wenn man nicht nöthig hat, erst Vorkehrungen zu machen, daß dem unerlaubten Zuwandel des einen Geschlechts zu dem andern gesteuret werde. So verbietet sich die Sache selber. Es ist besser, daß böse Lüste gar nicht gereizt, als daß ihnen, wenn sie ihrem Ausbruch bereits nahe sind, Riegel vorgeschoben werden müssen. Aber, was sollen die Mönche und Nonnen ihre Schüler und Schülerinnen lehren? Das ist eine wichtige Frage, die man mit bedeutender Mine aufwerfen wird. Wir wollen unsere Kinder nicht mönchisch, das ist, abergläubisch erziehen lassen. Sie sollen Vernunft, Religion und gute Sitten bey ihnen lernen. Und können sie wohl das bey jenen lernen? Ich gestehe, daß ich hierinn ein wenig verlegen bin. Wenn man freylich den Anfang der Verminderung der Mönche mit den Bettelmönchen macht, so dürfte die Verlegenheit groß genug seyn. Denn diese ihre tiefe und vielleicht gar unheilbare Unwissenheit ist allgemein bekannt. Von guten Sitten halten sie, als Leute, die auf Realität zu sehen gewohnt seyen, sich dispensirt; und sie erst zu lernen, und hernach andern beyzubringen, dürfte es zu spat seyn. Wenn man solche ins Haus brächte, so baue man bald wieder mit ihnen ab; es ist nicht rathsam, aus Mitleiden und Großmuth lang nachzusehen. Es giebt ja, wenn man sie nicht gar verstoßen will, andere Arbeiten, die man ihnen auftragen kann. Ihre Klöster stehen ihnen nicht mehr offen. Ehe sie sich in die weite Welt hinaus wagen, und Gefahr laufen zu verhungern, wäre es doch besser, Kaminfeger, oder Schuhputzer abzugeben; sie können so ihre klösterliche Verläugnung und Demuth am bequemsten ausüben. Ich weiß nicht, ob sie nicht eben das vorhin auch in ihren Klöstern thun mußten. Dem sey, wie ihm wolle, so können sie sich nicht beschweren. Die Savoyarden sind doch nicht schlechter, als die Mönche. Und tausende von jenen nähren sich einzig und allein von dergleichen Arbeiten. Die Mönche und Nonnen aber, die würklich Kenntniße besitzen, wenigstens so viele, als sie nöthig haben, um andere etwas zu lehren, wissen nun, seit dem die allerneuste Kaiserliche Verordnung in Absicht auf die nunmehr jedermann gegebene Erlaubniß, die Bibel zu lesen, heraus ist, schon, was sie mit ihren Schülern zu treiben haben. (Im Vorbeygehen, das ist der Befehl, auf den ich in meinem letztern Brief zielte, und nicht so kühn war, es gerade heraus zu sagen, wiewohl ich schon vorläufig Nachricht davon hatte.) In Prag ist eine Ausgabe der Bibel zum Vorschein gekommen, die hiezu ganz brauchbar seyn wird. Diese sollen sie jetzt, anstatt der bisher eingeführten heillosen Erzählungen von Heiligen, die vielleicht niemal in der Welt gewesen sind, anstatt so vieler elender Legenden, Wundergeschichten, und anderes erbärmlichen Zeugs mit der Jugend lesen, sie zum Verständniß dessen anhalten, was sie lesen, durch Fragen und Antworten das schwere erläutern, sie besonders wichtige Stellen, kleine Geschichten, Sittenlehren, auswendig lernen lassen, sie nach den Mustern. Die in der Bibel, und vorzüglich in den Psalmen häufig vorkommen. Beten lehren, überhaupt sie zur Aufmerksamkeit auf alles, was sie lesen, und zur Nachahmung der Exempel des Guten, und Verabscheuung der Beyspiele von Bösen angewöhnen. Glauben Sie nicht, daß hierdurch mehr Gutes von den Mönchen in Zukunft werde gestiftet werden, als bisher geschehen ist; und daß die Vernünftigsten von ihnen mit der Zeit Gott selbst für diese im Anfang so unangenehme, aber in der That heilsame Veränderung ihrer Umstände danken werden? Um diesem Unterricht ferner die nöthige Gründlichkeit zu geben, darf man nur, wie ich oben schon etwas berührt habe, die Geistlichen des Orts unter der Hand ersuchen, je zuweilen, als wenn es von ungefähr geschehe, der Herrschaft eine Visite zu machen, und gelegenheitlich sich nach den Umständen und dem Zunehmen der lieben Jugend im Lernen zu erkundigen, und wohl eine Weile zuzuhören, und auf diese Weise dem Lehrer den Puls zu fühlen, was er für eine Methode habe. Dieser wird gewiß, um nicht zu schanden zu werden, wenn er weiß, daß er seinen Beobachter alle Augenblicke auf dem Hals haben kann, recht viel Fleiß anwenden, und also seiner Pflicht je länger, je mehr Genüge leisten. Eine der den Mönchen geläufigsten Arbeiten in ihren Klöstern ist die Gärtnerey. Auch die Nonnen verstehen sich darauf. Sie können fortfahren, sich hierinn zu üben, der Herrschaft einen Gärtner ersparen, und ihren jungen Leuten damit eine vernünftige Gemüthsergötzung verschaffen. Man kann diese Leute ohne Zweifel noch zu weit mehreren Dingen brauchen, die mir jetzt nicht beyfallen. Das giebt sich auch nach und nach selber in jedem Haus: der Markt lehrt kenne, heißt das bekannte Sprüchwort. Sie sehen aus diesem allem, mein Freund, daß die Verminderung der Mönche, ohne sie eben ohne weitere Rückfrage aus ihren Klöstern hinauszuschmeißen und ihrem eigenen Schicksal, welches grausam wäre, zu überlassen, ganz wohl möglich ist. Und was alsdann mit den leerstehenden Klöstern, wenn einige Jahre herum sind, und aufgeräumt ist, anfangen? Darauf zu antworten, überlasse ich Policeyverständigen, und patriotisch gesinnten Räthen der Fürsten. Diese werden, ohne sich die Köpfe darüber zu zerbrechen, schon wissen, wozu man sie bestimmen soll. Joseph hat mit dem KamaldulenserKloster zu Mauerbach schon einen Wink dazu gegeben. Casernen, Findelhäuser, Hospitäler, Schulen, Seminarien, Zuchthäuser, Häuser für Fabrikanten und Manufakturiers – das läßt sich alles hören. Man hat an manchen Orten mehr über den Mangel an solchen Gebäuden, als über ihre Menge zu klagen. Und in den meisten würde man erst mit den Veränderungen nicht viele Kosten haben, die man um ihrer neuen Bestimmung willen vornehmen müßte. Denn die Klöster sind gemeiniglich gut gebaut und eingerichtet; und denken Sie nur, was für ein Seegen von den vielen Seufzern, Gebeten und Gesängen, die vorher darinn gen Himmel abgeschickt worden sind, noch immer auf diesen Häusern ruhen, und sich nun auch auf die neuen Bewohner derselben ergießen müßte! Ihnen darf ichs wohl sagen, daß ich dafür halte, durch die Arbeitsamkeit, nützliche Beschäftigungen, und Werke der Barmherzigkeit, die nun darinn an verlassenen Kindern, an verunglückten Mädchen, an Soldaten, derer doch der Staat viel weniger, als anderer Menschen, die noch so unentbehrlich scheinen, entbehren kann, ausgeübt würden, würde der Fluch, der von Rechtswegen auch auf manchen Klöstern, worinnen mehr dem Aberglauben, dem Müßiggang, und der – – – als der Gottseeligkeit gefröhnt worden ist, ruhen lassen, weggewischt werden. Das werden Sie mir wohl nicht verzeihen, daß ich so arges denke. Aber ließen sie einmal einen Mönchen, oder eine Nonne, die das Kloster verlassen haben, vom Herzen sprechen, wenn sie sich nimmer scheuen dürfen, offenherzig zu seyn, Sie würden Wunderdinge erfahren. Nun komme ich auf den andern Weg, zur Verminderung der Mönche, und dieser wäre: die Orden selbst auf eine gemäßigtere Anzahl herunter zu setzen. Ihrer sind ja so viele, daß man ein gutes Gedächtniß haben muß, wenn man nur ihre Nahmen behalten will. Das ist ein ganzer Wald von Bäumen; jeder Baum hat viel Aeste; und jeder Ast viel Zweige. Diesen ein wenig auszuhauen, würde in der Kirche Gottes nicht so viel Schaden anrichten, als die Aushauung der natürlichen Waldungen, im Nahrungsstand, worüber ein Patriot, der für die Nachkommenschaft sorgen will, bittere Zähren weinen muß. Hätte man es bey den wenigen Orden gelassen, die von Anfang waren; so hätte man nun nicht Ursache, sich über ihre unmäßige Anzahl zu beschweren. Aber fast jeder Pabst errichtete einen neuen; so wie alle Türkische Kaiser eine neue Moschee in Konstantinopel bauen. Und das eine hätte so gut unterbleiben können, als das andere. Man weiß aber, warum jenes geschehen ist. Und dieß ist auch die Ursache, warum der Pabst nicht gern daran kommen wird, die Wünsche der katholischen Fürsten hierinn zu erfüllen. Erst unter der Regierung P. Klemens XIII. brachten einige Geistliche noch über alle vorhandene, eben als ob ihrer nicht schon übrig genug wären, einen neuen Orden, den PaßionsOrden, in Vorschlag. Es war schon so weit gekommen, daß man um die Bestätigung desselben anhielt. Se. Heiligkeit trugen dem Kardinal Conti die Untersuchung dieser wichtigen Sache auf: dieser aber antwortete: »Er würde stets sein Jawort geben, wenn von Verminderung der Orden die Rede wäre; er würde aber auch stets standhaft Nein sagen, so oft man neue in Vorschlag bringen wollte. Durfte ein Kardinal einem für die Ordensgeistliche so sehr eingenommenen Pabst, als Klemens XIII. eine so derbe Antwort ertheilen, und wurde gar seine Meinung befolgt, wie der Ausgang gezeigt hat, warum soll man sich fürchten, die Verminderung der Orden heut zu Tage in Vorschlag zu bringen, da man gewiß am Päbstlichen Hof damit Gehör finden würde. Wie oft hat sich dieser nur seit ein paar hundert Jahren durch die Streitigkeiten der Orden mit einander in die verdrüßlichste Lage versetzt gesehen. Es ist bekannt, was für ein wichtiger Streit sich ehemal zwischen den Franciscanern und Kapuzinern über der Kapuze des H. Franciscus entsponnen hat, wovon ich schon einmal bey einer andern Gelegenheit mit Ihnen gesprochen habe. Die beyden Orden trennten sich darüber, und sind bis auf diese Stunde die heftigsten Feinde. Der Pabst konnte mit aller seiner Einsicht nicht so entscheiden, daß er selbst da hätte beruhigt seyn können. Die Händel zwischen den Dominikanern und Franciscanern wegen der unbefleckten Empfängnis der H. Jungfrau Maria haben fürchterliche Unruhen in der Kirche Gottes angerichtet. Aeußerlich scheint es Friede zu seyn; aber die Gährung in den Gemüthern hat noch lange kein Ende. Von den Uneinigkeiten, die die Jesuiten mit den Dominicanern ehmal hatten, will ich nichts sagen, da der erstere Orden erloschen ist. Wollte Gott, es stürben noch mehrere eines sanften Todes: die chrtistkatholische Welt würde ihren Abgang gewiß nicht spüren, wenigstens gar bald verschmerzen. Was wäre es denn, wenn man sich mit einem halben Duzend Mönchsorden überhaupt begnügte? Man erhalte die aufrecht, die sich bisher durch unläugbare Verdienste, im Fach der Gelehrsamkeit, bey dem Unterricht der Jugend, u. s. w. ausgezeichnet haben. Ich rechne hieher vorzüglich den BenediktinerOrden, den ich niemal ohne Hochachtung nennen höre, wenn ich nur an die vortreflichen Werke gedenke, womit er, besonders in Frankreich, die gelehrte Welt beschenkt hat. Ich verehre ihn auch deßwegen, weil ich immer heimlich glaube, daß er auch bey der Aufhebung des JesuiterOrdens nicht ganz unwirksam gewesen ist. Solche Rücksichten sollte man sich hauptsächlich leiten lassen, wenn man einmal Hand an das Werk legen will. Die Generale der Orden muß man freylich nicht fragen; ihre Antworten sind leicht voraus zu sehen; und ich stelle mir vor, daß auch am Päbstlichen Hofe manche Congreationen werden niedergesetzt, manche geheime Consistoria gehalten, manche Bedenken von Prälaten und Rechtsgelehrten eingeholt, und manche – Kabalen gespielt werden, um die Ausführung dieser Sache entweder zu hindern, oder zu Stande zu bringen. Die Schwierigkeiten sind nicht gering; sie sind weit größer, als die in Absicht auf die Verminderung der Mönche und Klöster. Doch, wer weiß, was für uns unbekannte Maschinen in der Stille würken, und etwas zuwegebringen können, das vorher ganz unmöglich geschienen hat? Es ist am Tage, daß Weltgeistliche und Ordensleute, niemal Freunde sind. Woher kommts, als daß diese gerne, wenn sie es mit jenen zu thun haben, zu weit greiffen, ihnen ihre Einkünfte schmälern, und das Volk, aus allerhand Absichten, an sich zu ziehen suchen. Es giebt zwischen ihnen Verdrüßlichkeiten wegen des Meßlesens, Beichtsitzens, wegen der Begräbnisse und anderer Dinge mehr. Ist das nicht ärgerlich, daß Personen, die beyderseits der Kirche Gottes dienen, auf Einen Zweck abeiten, und andern durch ihr Betragen zu Mustern werden sollen, sich so vergehen? Ich gestehe es, ich bin allemal auf der Seite der Weltgeistlichen. Diese muß man haben, ohne sie würde Kirche und Religion zu grund gehen. Aber, wenn kein Haar von einem Mönchen mehr auf der Welt ist, so wird doch das Christenthum stehen bleiben. Sie werden doch die Protestanten auch für Christen halten, wenn sie schon in einer irrenden Kirche sind? Und diese haben keine Mönche. Ich habe Ihnen schon bezeugt, daß ich das nicht verlange. Nur sollen die Pfarrer nicht bey den Mönchen und durch die Mönche zu kurz kommen; auf dem vorgeschlagenen Weg kann geholfen werden. Die Weltgeistlichen haben keine Klöster, worinnen sie gefüttert und gekleidet werden. Sie müßen von ihren Besoldungen leben, die oft nicht zureichen wollen, besonders wenn der Pfarrer auch etwas auf die Litteratur hält, Bücher kaufen, und mehr Kenntnisse sammeln will, als sein Schulmeister besitzt. Wenn die Mönche reducirt werden, so bekommt er mehr Messen zu lesen, erhält mehr Beichtkinder, genießt auch mehr von den Begräbnißen; und kann sich alsdann auch seiner Arbeit freuen, wenn er sieht, daß er dafür belohnt wird. Ja man könnte auch von den Einkünften der einzuziehenden Klöster die Besoldungen der Weltgeistlichen erhöhen. Vielleicht ist gar die Zeit nicht mehr ferne, daß um eines andern, die Weltgeistlichen betreffenden Umstands willen, den ich jetzt noch nicht nennen will, die unumgängliche Nothwendigkeit erfordert, ihre Einkünfte zu vermehren, damit sie m – – – –m – menschlich, d. h. in Ehe und Familie (?) leben können. Sie verstehen mich doch schon? Bey weitem nicht alle haben Zulagen nöthig: denn es giebt Pfarreyen und Dechaneyen in der katholischen Kirche, die fett genug sind, ganze Familien reichlich zu ernähren. Aber es giebt auch magere; und wenn Pfarrer nach Abgang der Mönche mehr Arbeit bekommen, so sehe ich nicht ein, warum man nicht auch darauf denken sollte, etwas zu ihrem Einkommen hinzuzuthun; welches am besten von dem, was die Mönche bisher im Ueberfluß genossen haben, und nun nicht mehr brauchen, geschehen kann. Gewiß, die Fürsten und ihre Minister, die etwa bey der Verminderung der Mönche thätig seyn möchten, können keinen zuverläßigen Beweis ihrer vollkommenen Uneigennützigkeit und Unparteylichkeit bey diesem Geschäft geben, als wenn sie die Einkünfte der Klöster, die zugeschlossen werden, unter andern hiezu verwenden, anstatt, so bald man ihrer nur habhaft ist, damit der Kammer zuzuwandern.
Nun haben Sie, denke ich, genug von meinen Vorschlägen zu Verminderung der Mönche und Klöster gelesen; vielleicht so viel, daß Sie es verschwören, in ihrem Leben nichts mehr davon zu lesen. Ueberlegen Sie es, Sie werden nichts übertriebenes darinn finden. Die Nothwendigkeit dieser Sache ist allgemein anerkannt; die Mönche mögen dawider schreyen, so lang sie wollen. Es wird auch andere geben, die mit diesem Projekt sehr zufrieden seyn, und wünschen werden, daß es nur bald zu stand käme. Wie die Mönche und Nonnen zu versorgen seyn, dazu habe ich nur einige Winke gegeben. Einsichtsvolle und patriotische Männer, deren Amt und Pflicht es überdieß ist, darüber nachzudenken, werden zu mindern und zu mehren, und noch weit mehrere Vorschläge zu thun wissen, denen ich von Herzen gern voraus beytrete, und einem jeden Lande Glück wünsche, in welchem Männer von dieser Art am Ruder sitzen. Ist nur einmal der Anfang dazu in Einer Provinz gemacht; sieht man die Möglichkeit und Nutzbarkeit einer solchen Veränderung ein: so werden andere bald nachkommen. Ich zweifle auch im geringsten nicht, daß derjenige Prinz den Anfang machen werde, der das vollkommenste und nachahmungswürdigste Muster der Prinzen ist, welchem nachzuahmen wahre Ehre ist. Würde er es aber nicht thun, nun so nähme ich auch von Herzen gern alle meine Betrachtungen über diesen Gegenstand wieder zurück, und bescheidete mich, daß ich zu voreilig gewesen sey. Ich verlange hiebey weder ein votum consultativum, noch decisivum. Jener Prinz nicht, und außer Ihnen sonst niemand, erfährt ja ein Wort von dem, was ich hier schreibe. Ich begehre niemand zu lieb, oder zu leid zu reden. Die Wahrheit, und die Glückseeligkeit des Staats und der Kirche ist das Ziel aller meiner Gedanken. Glauben Sie doch ja nicht, daß Leidenschaften, z. E. Haß und Rachgier, mir die Feder führen. Ich kenne freylich Mönche, die ich mir in Ansehung ihrer Gedenkungs= und Handlungsart nicht zu Mustern wählen möchte. Aber das sey ferne, daß ich glauben sollte, es wären alle von gleichem Schlage. Und wenn sie es wären, nun so hätten sie es auf ihre Verantwortung; ich aber hielte mich nicht für befugt, das Verdammungsurtheil über sie auszusprechen. De, ungeachtet ließe ich mir aber auch nicht wehren, zu behaupten, daß man wohl etwas zu ihrer Besserung vorkehren dürfte. Ich nehme mir also die Erlaubniß, meine Gedanken in aller Kürze über die Verbesserung der MönchsOrden hieher zusetzen. Daß sie keiner Verbesserung nöthig haben, werden weder Sie, noch andere den Mönchen im höchsten Grad geneigte Männer im Ernst behaupten. Ich bin nicht belesen genug; sonst getraute ich mir, Ihnen eine Menge solcher Stellen aus bewährten Schriftstellern der katholischen Kirche beyzubringen, die schlechterdings darauf gedrungen haben, daß man diese wichtige Sache ins Werk setzen solle. Aus Unterredungen Gelehrter weiß ich mich solches ganz wohl zu erinnern. Ich würde es auch gar nicht begreifen können, wenn niemand jemals darauf gefallen wäre. Was schlimm, was aus der Art geschlagen, was nicht mehr so ist, wie es seyn sollte, das muß gebessert werden. Diesen Satz lehrt die Vernunft, und ich bedarf nicht einmal einer göttlichen Offenbarung, um die Wahrheit desselbigen zu bestätigen. Wollen Sie läugnen, daß die Mönche – ich will verschonend verfahren – nicht mehr so seyen, wie sie seyn sollten? Ich will nur wenig Exempel anführen. Der heilige Benedikt richtete im VI. Jahrhundert einen neuen Mönchsorden auf. Das war ein Mann, der nach den Umständen seiner Zeit, für fromm und vortreflich gelten konnte. Seine OrdensRegul ist noch vorhanden, aus der man sehen kann, daß seine Absicht keine andere war, als eine gottesdienstliche Gesellschaft zu stiften, die dauerhafter wäre, als andere, gelindere Gesetze hätte, und die andern auch an guten Sitten überträfe. Die Glieder derselben sollten ihre Zeit ganz unter Gebet, Studiren, Arbeiten und die Jugend unterrichten, in stiller Heiligkeit austheilen. Aber, mein! leben alle Benediktinermönche gegenwärtig noch auf diesen Fuß? Würde der Vater seine Söhne noch kennen, wenn er von den Todten auferstünde, und eine Generalvisitation seines Ordens anstellte? Nach und nach sammleten sie durch die Freygebigkeit vornehmer und frommer Leute beynahe unermeßliche Schätze. Sie ergaben sich der Ueppigkeit, der Faulheit und allen möglichen Lastern; mischten sich in weltliche Geschäfte, in die Intriken der Höfe, und machten sich ein eigenes Geschäft daraus, eitler und abergläubischer Gebräuche und Ceremonien immer mehrere zu machen. Das vergaßen sie nicht, das Ansehen und die Macht des Pabstes geflissentlich auszubreiten und zu erhöhen. Das letztere war ohne Zweifel ihr geringster Fehler. Von diesem allein aber steht kein Wort in der Regel des h. Benedikts; ich zweifle auch, ob man die Erlaubniß zu einem oder dem andern nur mit dem mindesten Schein daraus folgern kann. Noch wir diese Regel mit den grösten Lobsprüchen bis auf diese Stunde beehrt: aber es ist nicht nur Ein Jahrhundert verflossen, seit dem sie gar nicht mehr gehalten wird. Könnten sich nun die BenediktinerMönche beschweren, wenn man sie wieder zur Beobachtung der Regul ihres Vaters anhielte? Das hieße, den Orden kurz weg verbeßern. Der Regel ihr altes Ansehen und Kräfte wieder geben; die eingerissenen Mißbräuche abschaffen, die Laster unter den Mönchen ausrotten, und diese wieder zu denen machen, die sie bey ihrer Entstehung gewesen sind. Im zwölften Jahrhundert war kein Orden, der einen größern Ruf der Unschuld und Heiligkeit hatte, als der Cistercienser. Er ist ein Zweig von den Benediktinern. Zu seiner Aufnahme trug niemand so viel bey, als der berühmte H. Bernhard, ein Abbt in Frankreich, der durch das ganze christliche Europa in einem beynahe unermeßlichen Ansehen stand, alles, was er wollte, nur mit einem Wink durchsuchte, und so gar Königen zu befehlen das Herz hatte. Man kann ihn mit Recht den zweyten Vater und Stifter des Cistercienser Ordens nennen. Aber o könnte er nach seinen Söhnen sehen, was würde er erblicken? Auch sie sind ausgeartet, von ihrer ersten Unschuld und Reinigkeit abgekommen, und nicht mehr diejenigen, die sie seyn sollten. Ist es Unrecht und Gewaltthätigkeit, wenn man darauf anträgt, auch diesen wieder zu ihrer vorigen Gestalt, in der sie sich vor jedermann dürfen sehen lassen, zu verhelfen? Lassen Sie mich nur noch ein Wort von den Bettelorden sagen. Ihr Name zeiget schon deutlich genug, worinn sie von den andern Mönchen unterschieden seyn. Sie heißen so, weil sie nicht wie andere Orden von gewißen Einkünften und Besitzungen leben. Die Ursache ihrer Entstehung war diese: die andern Orden waren durch den Besitz großer Reichthümer von der Sorge für die Religion, und den Gehorsam gegen dem Pabst abgekommen, und auf Faulheit, Wollüste, und alle möglichen Arten von Lastern verfallen,so daß man sie zu keinen wichtigen Verrichtungen mehr brauchen konnte. So konnten die Ketzer sich immer weiter ausbreiten und sich Anhang verschaffen. Diese gaben vor, wahre Knechte Jesu Christi müßten in einer freywilligen Armuth leben; die Lehrer müßten in der Armuth den Aposteln nachahmen, u. dergl. Sie warfen der Kirche ihre Reichthümer, und dem geistlichen Stand die aus dem Besitz großer Schätze entspringende Laster vor. Dadurch machten sie Aufsehen bey dem Pöbel, und erregten die Meynung, daß bey niemand, als bey ihnen, das wahre Christenthum zu suchen sey. Bey diesen Umständen mußte man solche haben, die durch strenge Sitten, Verachtung des Reichthums, und ein äußerliches heiliges Leben die Leute vorstellen konnten, wie sie die Ketzer haben wollten, und dergleichen diese selbst unter sich hatten; und die sich weder durch ein gemächliches Leben, noch durch Furcht vor Königen und andern Großen sich in ihrer Pflicht gegen der Kirche und dem Pabst irre machen ließen. Innocenz III. sahe das wohl ein; er war diesen Orden äußerst beygethan. Seine Nachfolger ahmten ihn darinn nach, da sie durch die Erfahrung von dem großen Nutzen der Bettelmönche überzeugt wurden. Daraus entstand aber nun eine solche Menge dieser Art von Ordensgeistlichen, daß sie nicht nur dem Volk, sondern der Kirche selbst sehr zur Last werden. Gregor X. schränkte sie wieder ein, und führte die Bettelmönche auf diese 4. Orden zurück: Dominikaner, Franciscaner, Carmeliter und AugustinerEremiten. Unter diesen erhoben das Haupt aber vorzüglich die Dominikaner und Franciscaner. Auf ihren Wink gab alles an den Höfen des Pabstes und der weltlichen Fürsten. Sie stunden wegen ihrer Heiligkeit in solchem Ansehen bey jedermann männlichen und weiblichen Geschlechts, daß sich die vornehmsten Leute, in gesunden und kranken Tagen, besonders aber auf dem Todtenbette, in ihren Orden ein schreiben ließen, um dadurch in die Gnade Gottes zu kommen. Viele ließen es in die Testamente setzen, daß man sie ja gewiß entweder in einem garstigen Dominikaner= oder Franciscaner Habit unter die Bettelmönche hinein begraben solle. Der abscheuliche Aberglaube jener Zeiten, die ungeheure Unwissenheit, die überall herrschte, konnte die Leute leicht glauben machen, daß diejenigen das beste Schicksal an jenem Gerichtstag haben würden, die einen Mönchen von dieser Klasse zur Seite hätten. Dem ungeachtet aber waren ihre Laster und großer Verfall schon dazumal so auffallend, daß die Päbste selbst verlegen darüber wurden. Benedikt XII. suchte dem Unheil abzuhelfen; aber das wichtige Vorhaben hatte nicht den erwünschten Fortgang. Das ist nun schon 400. Jahre. Haben sich die Bettelmönche seit dieser Zeit gebessert? Ich meyne nicht. Wenn sie nur nicht noch weit schlimmer worden wären, so möchte es noch hingehen. Aber daß dem würklich so sey, davon ist nicht nur die protestantische, sondern die ganze katholische Welt voll. Soll man immer nur zusehen, und klagen, und die Hände in den Schooß legen? Das könnten wahrhaftig diejenigen nicht verantworten, die es auf ihrem Gewissen haben, für die Kirche Gottes zu sorgen, und den Aergernissen, so viel möglich, zu steuren. Man mahne die Bettelmönche an ihre erste Einrichtung. Man halte sie bey ihren Gelübden vest. Man wehre ihren [ihnen] ihre abergläubische Possen, womit sie den Pöbel in Abgründe von Unwissenheit, und dardurch in alle mögliche Laster geflissentlich hinein ziehen. Man verbiete ihnen die Eingriffe in die Rechte der Weltgeistlichen, die immer so viele Unlust machen; man unterwerfe sie sammt ihren Provinzialen und Generalen den Bischöffen, und erspare damit dem heiligen Vater zu Rom, der viele andere und wichtigere Dinge zu thun hat, als sich mit Entscheidung ihrer ewigen Streitigkeiten abzugeben, so manchen Verdruß, dessen er ohnehin genug hat. Man dringe darauf, daß sie sich auf das Studiren legen, um durch ihre Predigten desto mehr Erbauung zu schaffen, und in Zukunft nicht mehr, wie bisher, auf der Kanzel den Pikelhering zu machen. Das sind nur die Hauptzüge bey der Verbesserung der Orden: nur der erste grobe Entwurf. Ich überlasse es denen, deren Sache es eigentlich ist, besser ins Detail zu gehen. Diese werden das Projekt weitläufer auszuführen wissen. Daß man in der Katholischen Kirche damit umgeht, weiß ich zu meinem Vergnügen wohl. Daß es Hindernisse finden werde, glaube ich. Daß aber auch diese zu besiegen seyen, wenn man mit Ernst Hand an das Werk legt, ist eben so gewiß. Möchten sich nur Königreich und Priesterthum wohl mit einander verstehen! Sie wissen schon, was ich damit sagen will. Der Pabst kann das Beste dabey thun. Die Protektoren der Orden in Rom müßten freylich vorher ernstlich entschlossen seyn, die Hände dazu zu bieten, und es dem Pabst nahe legen, daß es ein vor allemal die höchste Bedürfniß der Kirche erfordere, die Sache in Ueberlegung zu nehmen, und sich keine Nebenabsichten von der muthigen Ausführung derselbigen abhalten zu lassen. Ich glaube auch, daß mehrere Jahre darzu gehören, bis es zur Reife kommen kann. Doch, wenn man will, so kann man alles thun. Vielleicht ist diese große und beträchtliche Revolution dem Neunzehnten Jahrhundert, wovon wir ja nicht mehr ferne sind, vorbehalten. Das wäre ein vortreflicher Anfang dazu. Weniger Mönche und Klöster; aber fromme, erleuchtete, vernünftige, gelehrte, friedliebende, gesittete Mönche! das wäre eine goldene Zeit! Ich gerathe in ein Entzücken, wenn ich mich in Gedanken in solche Tage hinein versetze. Und das lasse ich mir nicht nehmen. Es ist kein anderes Mittel, zu diesem großen Endzweck zu gelangen, möglich, als die Verminderung und Verbesserung der MönchsOrden. Diese Leute werden doch nicht glauben, daß sie unverbesserlich seyen? Incorrigibel wohl, werden manche Mönchsfeinde sagen. Aber das sage ich nicht. Man urtheile nur uneingenommen, und ex actis, wie die Juristen sagen, ohne Leidenschaften: so sieht man ins Klare, und hat sich in seinem Gewissen nichts vorzuwerfen.
Nun, lieber Freund, haben Sie einen großen Brief von mir zu lesen. Nehmen Sie eine Woche dazu, wenn Sie in Einem Tag nicht fertig werden. Ich mußte mir Gewalt anthun, ihn nicht noch länger zu machen. Ich weiß aber nicht, ob es nicht jetzt lang anstehen dürfte, bis ich Ihnen wieder schreibe. In dieser Rücksicht verzeihen Sie mir desto eher.
Ich erwarte Antwort, und bin etc.