Anzeige. Gutenberg Edition 16. 2. vermehrte und verbesserte Auflage. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++
Zacharias. Salomith. Der Chor.
Salomith. Nun, lieber Zacharias, sag', was bringst du?
Zacharias. Verdoppelt euer heißes Flehn zum Herrn!
Bald schlägt vielleicht für uns die letzte Stunde,
Schon, Schwester, gab man den Befehl zum Kampf.
Salomith. Und Joas?
Zacharias. Joas wurde jetzt gekrönt,
Der Hohepriester hat sein Haupt gesalbt.
O Himmel, welche Freud' in jedem Auge
Beim Anblick des vom Tod erstandnen Königs,
Der noch die Spur der Todeswunde trägt!
Auch zeigte die getreue Amme sich,
Die in des weiten Baus geheimstem Winkel,
Von Gott und meiner Mutter nur gesehn,
Sich barg und dieses theure Pfand bewahrte.
Vor Freud' und Rührung weinten die Leviten
Und mischten lauten Jubelruf darein;
Er aber blieb bei solchem Wonnetaumel
Leutselig, frei von Stolz, gab hier die Hand
Und grüßte dort mit sanftem Blick. Er that
307
Den Schwur, nach ihrer Weisheit Rath zu handeln
Und nannte seine Väter, Brüder sie.
Salomith. Drang dies Geheimniß schon nach außen hin?
Zacharias. Noch ist es auf des Tempels Raum beschränkt.
Die Kinder Levis, in zwei Reihn getheilt,
Stehn schweigend an den Thoren aufgestellt,
Sie brechen all' auf Einmal dann hervor
Und rufen laut: Es lebe König Joas!
Doch darf der König nicht sich in Gefahr
Begeben; ihm zur Seite bleibt, so will's
Mein Vater, Azarias. Unterdessen
Verhöhnt, den Dolch in ihrer Hand, Athalia
Das schwache Bollwerk unsrer ehrnen Thore,
Sie denkt mit Sturmmaschinen sie zu brechen
Und sinnt nur auf Zerstörung, Mord und Brand.
Zwar schlugen ein'ge Priester vor, man sollte
Ins unterirdische Gewölbe, das
Einst unsrer Väter Hand gebaut, in Eile
Die heil'ge Bundeslade bringen, doch
Mein Vater sprach: Schämt ihr euch nicht der Angst,
Die so unwürdig wie verletzend ist?
Die heil'ge Lade hat manch stolzen Thurm
Zu Fall gebracht, sie trieb des Jordans Lauf
Zurück, sie siegte über fremde Götter
Und soll vor einem frechen Weibe fliehn?
Die Mutter weilt indeß beim Könige
Und blickt verwirrt bald zum Altar und bald
Auf ihn, sie könnt' in ihrer Angst und Qual
Die Feinde selbst zum tiefsten Mitleid zwingen.
Joas umarmt sie dann von Zeit zu Zeit
Und sucht mit sanften Worten sie zu trösten.
Kommt, theure Schwestern, folget mir, und soll
Noch heute unser König untergehn,
So mög' ein gleiches Loos mit ihm uns einen.
308
Salomith. Welch fremde Hand klopft an des Tempels Thor,
Was rennen die Leviten so bestürzt?
Warum verbergen sie voll Angst die Waffen?
Brach man schon in den Tempel ein?
Zacharias. Seid ruhig,
Gott sendet hier uns Abner.
Abner Joad. Josabeth. Zacharias. Salomith. Ismael. Zwei Leviten. Der Chor.
Joad. Theurer Freund,
Darf ich den Augen traun? Auf welchem Pfad
Kamst du durch's Feindeslager bis zu uns?
Man sagte, die verruchte Tochter Ahabs,
Sie hätt', um ihre Pläne auszuführen,
Mit Ketten schmachvoll dich belasten lassen.
Abner. Ja, Herr, ihr bangt vor meinem Muth und Eifer,
Doch hatte sie noch Schlimmres mit mir vor.
Auf ihr Geheiß in Kerkers Nacht geworfen,
War nach des Tempels Brand ich drauf gefaßt,
Daß sie, noch satt nicht vom vergoßnen Blut,
Mich von der Tage Last befreien würde.
O, hätte sie der Kummer, meinen König
Zu überleben, längst doch schon gekürzt!
Joad. Durch welch ein Wunder wurdest du begnadigt?
Abner. Gott weiß, was in ihr vorgeht, aber plötzlich
Ließ sie mich rufen und sie sprach zu mir
Verstörten Angesichts: Du siehst, wie dieser Tempel
309
Von meinen Söldnern schon umzingelt wurde,
Die Wuth des Feuers wird ihn bald zerstören,
Und selbst dein Gott wird ihn nicht schützen können;
Doch können eure Priester (nur bedarf's
Der Eile) auf Bedingung los sich kaufen:
Eliazim liefre man in meine Hände
Und bringe mir den Schatz, von dem, ich weiß,
Sie Kunde haben, und den David einst
Dem Hohenpriester anvertraute! Geh'
Und melde, daß um diesen Preis ihr Leben
Gesichert ist.
Joad. Was räthst du, Abner? Meinst du,
Mau müss' ihr Folge leisten?
Abner. Alles Gold,
Wenn's wahr ist, daß ihr einen Schatz von David
Bewahrt, und Alles, was ihr sonst an reichen
Und seltnen Dingen ihrer Gier entzogt,
Gebt es ihr hin, so rath' ich euch. Wollt ihr,
Daß rohe Mörderhand euch den Altar
Zertrümmre und die Cherubim verbrenne,
Und Hand an unsre Bundeslade legend
Das Heiligthum mit eurem Blut beflecke?
Joad. Doch, Abner, würd' es edlen Herzen ziemen,
Ein hilflos Kind dem Tode preis zu geben,
Ein Kind, das Gott mir selber anvertraute,
Um uns mit seinem Leben frei zu kaufen?
Abner. Gott sieht mein Herz. Ach, gäbe Gott, Athalia
Vergäße dies unschuld'ge Kind und wäre
Mit meinem Blut zufrieden, in der Hoffnung,
Dadurch den Himmel, der mit Angst sie quält,
Zu sühnen! Aber sprich, was kann dem Joas
Dein Mühn und Sorgen nützen? Wird er dadurch,
310
Daß ihr verloren seid, gerettet werden?
Will Gott von euch Unmögliches? Am Nil
Ward Moses, kaum geboren, von der Mutter
Dem Tode preis gegeben zur Erfüllung
Tyrannischen Gebotes; aber Gott
Erhielt den Säugling wunderbar und schickt' es,
Daß der Tyrann ihn selber auferzog.
Wer weiß, was eurem Zögling er beschieden,
Und ob, ein ähnlich Schicksal ihm bereitend,
Er unsrer Kön'ge wilde Mörderin
Für's Mitleid nicht empfänglich schon gemacht?
Ich sah und so auch Josabeth, wie sie
Bei seinem Anblick plötzlich Rührung zeigte
Und sich des Zornes Heftigkeit verlor.
(Zu Josabeth)
Du schweigst in dieser dringenden Gefahr,
Dem fremden Kind zu Liebe duldest du,
Daß nutzlos du, dein Sohn, das ganze Volk
Ermordet werde, und des Feuers Glut
Den einz'gen Ort zerstöre, wo Gott will,
Daß ihm gehuldigt werde. Was vermöchtest
Du mehr zu thun, wenn dieses Kind ein theures
Vermächtniß eures Königshauses wäre?
Josabeth Du siehst, wie er an seinen Kön'gen hängt,
Warum denn sprichst du nicht?
Joad Noch ist's nicht Zeit.
Abner. Die Zeit drängt mehr, als du wohl glaubst. Dieweil
Du hier mit deiner Antwort zögerst, fordert
Mathan wuthschäumend von Athalien schon,
Daß sie sogleich des Mordes Zeichen gebe.
Muß ich dich anflehn auf den Knien? Muß ich
(Er wirft sich vor ihm nieder)
311
Bei diesem heil'gen Orte dich beschwören,
Wo Gott in seiner ew'gen Hoheit thront?
Wie streng auch das Verbot sei, welches man
Dir gab, such' abzulenken diesen Streich!
Gestatte mir nur Zeit, daß ich mich fasse;
Schon morgen, ja heut Abend schon, such' ich
Nach Mitteln zu des Tempels Schutz und Rache
Für jede Unbill, die ihm widerfährt.
Jedoch ich seh', daß ich mit Wort und Thränen
Umsonst dich zu bereden strebe, denn
Die Strenge deiner Tugend giebt nicht nach.
Nun wohl, so gieb mir Waffen, gieb ein Schwert,
Damit ich an des Tempels Thoren, wo
Die Feinde auf mich warten, kämpf' und falle.
Joad. Ich weiche dir, du zeigst den Ausweg, den
Ich wählen darf. Noch läßt das Unheil, das
Uns droht, sich von uns lenken. Abner, ja,
Uns blieb ein Schatz von David, und die Obhut
Desselben ward mir anvertraut; es war
Die letzte Hoffnung des Hebräervolks,
Die sorgsam ich verborgen hielt. Da ich
Ihn nun der Königin enthüllen soll,
So werden sich sogleich die Thore öffnen.
Mit ihres Heeres Führern mag sie kommen,
Doch halte sie der Söldner rohe Schaar
Von unsren heiligen Altären fern.
Spart mir den Anblick einer Tempelschändung!
Sie braucht ja Kinder, Priester nicht zu fürchten,
Sie möge sich mit dir darum verständ'gen,
Wie zahlreich ihr Gefolge sein soll;
Doch was das Kind betrifft, um das sie sich
So viele Sorge macht, so weiß ich, Abner,
Wie billig du gesinnt; ich will vor ihr
Dir die Erklärung seiner Abkunft geben.
Dann wirst du selber sehen, ob ich ihr
312
Es überliefern darf, und zwischen ihm
Und ihr sprich dann dein Urtheil aus.
Abner. Schon nehm' ich's unter meinen Schutz, drum sei
Nur unbesorgt, ich eile zu ihr hin.
Joad. Josabeth. Zacharias. Salomith. Ismael. Zwei Leviten. Der Chor.
Joad. Allmächt'ger, deine Stunde naht, das Opfer
Wird dir gebracht. Ismael, horch!
(Er flüstert ihm etwas zu.)
Josabeth. O Herr,
Umhüll' ihr Auge mit derselben Binde,
Als damals, wo du des Verbrechens Frucht
Ihr nahmst, an meiner Brust das zarte Opfer
Verbargst.
Joad. Ismael, geh', beeile dich
Und thu' genau mein wichtiges Gebot;
Vor Allem sorge, daß beim Ein- und Austritt
Ihr rings der Ruhe Bild entgegentrete.
Ihr Kinder, macht den Thron bereit für Joas,
Er komme selbst mit heil'gem Kriegsgefolge,
Doch auch die treue Amme soll erscheinen.
(Zu Josabeth)
Du aber, Fürstin, trockne deine Thränen.
(Zu einem Leviten)
Sorg' du dafür, daß, wenn von Stolz geblendet,
Die Königin des Tempels Thor durchschritt,
Der Weg zur Rückkehr ihr verschlossen sei,
Dann soll sogleich die krieg'rische Drommete
In unsrer Feinde Lager Schreck verbreiten!
313
Ruf' überall das Volk herbei zur Hülfe
Des Königs, laß die wunderbare Kunde
Von Joas' Rettung in sein Ohr erklingen.
Er kommt.
Joad. Joas. Josabeth. Zacharias. Salomith. Azarias. Priester und Levitenschaaren. Der Chor.
Joad. Leviten, Priester unsres Gottes,
Umzingelt diesen Ort nach allen Seiten,
Doch zeigt euch nicht und zügelt euren Eifer,
Indem ihr meines Winks gewärtig seid.
(Alle verbergen sich.)
O König, fest steht meine Ueberzeugung,
Daß deine Hoffnung sich erfüllen wird;
Komm nur und sieh, wie deine Freunde dir
Zu Füßen sinken. Sie, die einst voll Wuth
Als zarten Säugling dich verfolgte, naht
Jetzt diesem Ort, aufs Neu' dich zu verderben.
Doch fürchte Nichts, bedenke, daß zugleich
Mit uns der Rache Engel bei dir steht.
Besteige deinen Thron . . . . Doch horch, das Thor
Wird schon geöffnet; möge diese Hülle
Für einen Augenblick dem Lichte dich verbergen.
(Er zieht einen Vorhang vor.)
Wie, Fürstin, du erbleichst?
Josabeth. Soll ohne Zittern
Ich sehn, wie sich des Tempels Raum mit Mördern
Anfüllt? Siehst du nicht dort die wilden Schaaren?
Joad. Ich seh', daß man des Tempels Thore schließt,
Und Alles ist in Sicherheit.
314
Athalia. Joas (hinter dem Vorhang verborgen) Joad. Josabeth. Abner. Athaliens Gefolge.
Athalia
(zu Joad). Bist du's,
Verführer, der Vernichtung, Aufruhr stiftet
Und seine Hoffnung auf den Umsturz baut?
Du ew'ger Feind erhab'ner Königsmacht,
Du hattest dich auf deinen Gott gestützt.
Ist noch die eitle Hoffnung nicht enttäuscht?
Er läßt in meiner Macht hier diesen Tempel
Und so dein Leben. Wahrlich, am Altar,
Auf dem du opferst, sollt' ich dich . . . . Jedoch
Der Preis, den ihr mir bietet, soll genügen.
Erfülle denn, was du versprochen hast;
Wo ist der Schatz und wo das Kind, das man
Mir geben soll?
Joad. Du wirst sogleich befriedigt,
Mit einem Mal will ich dir beide zeigen.
(Der Vorhang wird weggezogen, man sieht Joas auf dem Throne, seine Amme kniet ihm zur Rechten, Azarias mit gezogenem Schwerte steht ihm zur Linken, neben ihm knieen Zacharias und Salomith an den Stufen des Throns, Leviten mit Schwertern stehen an den Seiten.)
Erscheine, theures Kind, du würd'ger Sproß
Der Könige, die unsre Ahnen sind.
Erkennst du, Fürstin, sprich, den Erben jetzt
Des heiligsten der Kön'ge? Sieh das Maal
Der Wunde nun, wie es dein Dolch gebohrt.
Dein König ist's, dein Sohn, Ahasjas Sohn!
Ihr Völker alle, und auch Abner du,
Erkennet Joas!
Abner. Gott!
Athalia (zu Joad). Verräther! 315
Joad. Siehst du
Die treue Jüdin, die ihm Amme war?
Durch Josabeth vor deiner Wuth gerettet,
Nahm dieser Tempel hier ihn auf, und Gott
Hat ihn beschützt: das ist es, was allein
Von Davids Schätzen mir geblieben ist.
Athalia. Dein Trug wird diesem Kind Verderben bringen.
Auf, schafft das Wahngebild aus meinen Augen!
Joad. Ihr Krieger des lebend'gen Gottes, schaart
Euch um den König und beschützet ihn.
(Hier öffnet sich der Hintergrund des Theaters, man blickt ins Innere des Tempels, und bewaffnete Leviten besetzen auf allen Seiten die Bühne.)
Athalia. Wo bin ich? Ha, Verrath! Ich Unglücksel'ge!
Ringsum bedroht von Waffen und von Feinden!
Joad. Vergeblich forscht dein Blick umher. Entrinnen
Kannst du nicht mehr. Gott hält dich überall
Umzingelt. Er, dem du zu trotzen wagtest,
Hat uns dich überliefert. Gieb vom Blut,
In dem du dich berauschtest, Rechenschaft.
Athalia. Betäubt mein feiges Kriegsvolk bange Furcht?
(Zu Abner)
Elender, locktest du mich in die Falle?
Abner. Gott ist mein Zeuge, Königin . . . .
Athalia. Bleib' mir
Mit deinem Gotte fort und räche mich!
Abner
(indem er sich Joas zu Füßen wirft).
An Joas, meinem König?
316
Athalia. Joas, er,
Dein König er? Bedenkt es, ihr Verruchten,
Daß meine Truppen ringsum euch belagern.
Ich hör' es, wie mein Heer laut nach mir ruft.
Man eilt, man kommt. Erzittert, ihr Verräther.
Ismael Joas. Joad. Athalia. Die Vorigen.
Ismael
(zu Joad).
Frei ist der Tempel, Herr! Die Feinde flohn,
Das Volk der Juden hat sich unterworfen,
Und nirgends mehr ein Feind. Wie Windeshauch
Den Rauch zerstreut, hat des Allmächt'gen Wort
Das Heer verjagt, und die Leviten haben
Vom heil'gen Vorhof aus dem Volke schon
Ahasjas Sohn verkündet, haben ihm
Erzählt, wie er dem Dolch entrissen ward
Und Ahabs Tochter in die Schlinge fiel!
Zu gleicher Zeit ertönten überall
Die heiligen Drommeten. Dieser Klang
Und ihr Geschrei verbreiteten im Lager
Denselben Schreck, dieselbe Angst, womit
Einst Gideon den Mideaniter traf.
Die Syrer, Schild und Speere von sich werfend,
Entflohn zuerst nach allen Seiten hin
Und so auch ein'ge Israeliten, doch
Die Andren, Gottes weisen Rathschluß preisend,
Erklärten sich mit lautem Ruf für Joas.
Derselbe Geist beherrscht das ganze Volk,
Und Weiber, Greise, Kinder fallen sich
Vor Freuden in die Arme, Gott und den,
Den er gesandt, lobpreisend. Alle singen
317
Des David auferstandnem Sohn. Ein Greuel
Ist Baal der heil'gen Stadt, und schon zerbrochen
Sind seines frevelvollen Tempels Thore,
Mathan erwürgt.
Athalia. O du, der Juden Gott,
Du siegst! Ja, Joas ist's, vergebens such' ich
Mich drob zu täuschen, ja, ich seh' die Stelle,
Wo ihn der Dolchstich traf, ich seh' Ahasjas
Gebärde und Gestalt; ja, Alles ruft
Mir des verhaßten Blutes Sproß zurück.
David! David! du siegst, nur Ahab ist
Der Einz'ge, der vernichtet wurde. Du hast,
Fühlloser Gott, es selber so gelenkt,
Mit Träumen leichter Rache mich bethört,
Mich mit mir selber zwanzigmal am Tage
In Streit gebracht, bald mir um jenes Kind
Gewissensangst erregt und bald mir Lust
Erweckt nach jenen Schätzen, die ich nicht
Zu rauben wagte! Möge dieser Sohn,
Dein Werk und deine Sorge, herrschen, mög' er
Mir, um die Herrschaft würdig anzutreten,
Ins Herz das Eisen stoßen! Dieses wünscht
Im Sterben seine Mutter ihm, doch mehr
Als bloßer Wunsch ist es, ich hoff' es sicher
Daß unerträglich ihm dein Joch und lästig
Ihm dein Gesetz wird, daß dem Blute Ahabs
Das er von mir empfangen treu, dem Urahn
Und Vater ähnlich, der verhaßte Erbe
Des Königs David einst dir jede Würde
Und Ehre raubet, den Altar entweiht
Und so mich rächt und Jesabel und Ahab!
(Athalia geht mit dem Leviten fort, der sie begleitet.)
Joad. Sogleich führ' man sie aus dem Tempel fort,
Daß sie die heil'ge Stätte nicht entweihe!
318
Geht, edle Rächer der erschlagnen Kön'ge,
Und sühnt mit ihrem Blute das Verbrechen;
Und tritt voll Frechheit Einer für sie ein,
Dann gebt mit ihr zugleich dem Schwert ihn preis.
Joas. Joad. Abner. Die Vorigen.
Joas
(vom Thron herabsteigend).
Gott, der du mich in Sorg' und Kummer siehst,
Den Fluch Athaliens wende von mir ab
Und duld' es nicht, daß er sich je erfülle!
Laß Joas sterben, eh' er dein vergißt!
Joad
(zu den Leviten)
Ruft alles Volk und zeigt ihm seinen König!
Es komm' und mög' in seine Hand den Eid
Der Treu' erneun. Auf, König, Priester, Volk,
Laßt uns mit heißem Dankgefühl den Bund
Jakobs mit Gott bestät'gen und voll Reu'
Um das, was wir gefehlt, aufs Neu' uns ihm
Mit einem Eid verpflichten. Abner, nimm
Jetzt deinen Platz an deines Königs Seite!
Ein Levit. Joas. Joad. Die Vorigen.
Joad. Nun rede, ward die Frevlerin bestraft?
Ein Levit. Das Schwert hat ihres Lebens Greu'l gesühnt.
Jerusalem, zu lang des Frevels Beute,
319
Ist endlich vom verhaßten Joch erlöst
Und sieht mit Freuden sie in Blut getaucht.
Joad. Dies Schreckensende ihrer bösen Thaten
Lehrt dich, der Juden König: Nie vergiß es,
Daß dort im Himmel ein gestrenger Richter
Der Fürsten harrt, daß Unschuld einen Rächer
Und daß die Waisen einen Vater haben!