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Es war einmal einer, der zog aus – nicht um das Gruseln, sondern um das – Lachen zu erlernen. Ein gar trübselig-seltsamlicher Gesell!
Der gute Mann hatte mancherlei gelernt. Er konnte den Eintritt einer Sonnenfinsternis auf die Minute berechnen, nicht um, wie vernünftige Leute bei solchen Gelegenheiten, nach einem um Mittag hervorlugenden Stern auszuschauen; nicht um über den Hahn zu lachen, der dann wohl gravitätisch seine Damen zu Bette bringt; nicht um zu jubeln, wenn eins der jungen Mädchen der lustigen, Astronomie treibenden Gesellschaft das angeschmauchte Glasstück an der geschwärzten Seite auf die Nase drückt und eine ganz andere, viel hübschere Verfinsterung hervorbringt: – nein, nur um – die Tiefe des menschlichen Geistes im allgemeinen und die seines eigenen Geistes im besonderen zu bewundern, und um noch einmal so griesgrämlich wichtig in seinen Augen – und seinen herabgetretenen Pantoffeln da zu stehen. Brr! ...
Himmel, was konnte der gelehrte Herr alles! Sanskrit, Latein und Griechisch war ihm gar nichts. Den Aristophanes las er ohne Wörterbuch und Eselsbrücken; aber lachen – lachen konnte er über ihn nicht, und das war der Mangel! Nur ein Harlekin, der lachen muß, mag sich noch unbehaglicher fühlen, als der Professor der Astronomie Jodocus Homilius sich fühlte! –
... »Wie gesagt, alter Knabe,« sagte zu ihm sein einstiger Universitätsfreund, der Medizinalrat Zappel, »wie gesagt, – lache oder stirb! Das ist mein letztes Wort. Da schlägt es zwölf! Guten Appetit!«
»Den habe ich ja nicht!« seufzte der Professor mit herabhängender Unterlippe.
»Lache! – Auf Wiedersehn!« ...
»Uff!« sagte der Professor und zog den grünen Augenschirm tiefer über die Augen, als die Tür hinter dem wohlbeleibten, rotwangigen Arzt zugefallen war.
»Lache oder – stirb! Das ist leicht gesagt! O, o, o!«
Die Fenster des gelehrten Mannes gingen auf einen dunklen, schmutzigen, stillen Hofraum, in dessen Mitte eine Wasserpumpe stand, welche von Zeit zu Zeit die Mägde des Hauses um sich versammelte und die dem Professor ein größeres Ärgernis war, als dem Mann im Gleichnis der Splitter im Auge seines Nachbars. Ihr Kreischen, die Unterhaltungen neben ihr hatten schon manche tiefe Berechnung, manchen sublimen Gedanken ums Leben gebracht: was wäre aus dem Professor Homilius geworden, wenn er nach vorn heraus, unter dem Lärm der Gassen, hätte wohnen und grübeln sollen?!
»Lache oder stirb!« rief der gelehrte Mann, sprang auf und schritt, die Hände auf dem Rücken, hin und her. Seine Wirtschafterin deckte den Tisch, – der Professor sank maschinenmäßig auf seinen gewohnten Platz, führte einen Löffel voll Wassersuppe zum Munde, ließ ihn wieder sinken und seufzte: »Stirb!«
Die Wirtschafterin spitzte das Ohr und schaute ihren Herrn verstohlen von der Seite an. Hätte der Gelehrte in die Tiefe ihrer Seele blicken können, ein Paragraph seines Testamentes wäre sicher gestrichen worden, so aber schob er nur den Teller zurück und seufzte: »Lache!« –
Die Wirtschafterin räumte schnell den Tisch ab und meinte, sobald sie draußen war: »Lange kann er's nicht mehr treiben! Ach, der arme, liebe, brave Mann! Gott schütze ihn!« – –
Die Kindermärchen seiner Jugend hatte der Professor Homilius lange vergessen; er wußte also auch nicht, daß jener, welcher das Gruseln lernen wollte, auf die »große Landstraße« gehen mußte, um endlich, endlich sein Ziel zu erreichen. Aber Gott verläßt ja keinen Deutschen, viel weniger deutsche Philosophen, welche ihn um so nötiger haben, da sie ihn oft genug vergessen.
Der Professor begann seinen Spaziergang wieder, schritt auf und ab, hin und her; von der Ecke des dritten Bücherschrankes bis zu dem Pfeifenwinkel, wie es seit zwanzig Jahren seine Gewohnheit war, eine halbe Stunde nach Tisch, wenn vernünftige Leute ihre – Siesta halten.
Seit zehn Jahren war es ihm nicht begegnet, daß er auf diesem Wege einmal ans Fenster getreten wäre. Damals hatte ihn ein brennender Schornstein dazu bewogen; heute – – –
Ach, die menschliche Brust hat viele psychologische Rätsel, das Faktum ist sicher, aber nicht erklärbar – –
Heute stand der Professor plötzlich, an den Scheiben trommelnd da, ohne daß jemand Feuer, Mörder, Diebe! auf dem Hofe geschrien hätte. Nur das Scheusal, die Pumpe, kreischte wieder und stöhnte wie ein – wie ein Kommerzienrat, der von einem Zweckessen nach Haus gekommen ist. (Bitte, bitte, schönste, liebste Leserin!) – – –
Ein junges Dienstmädchen bewegte den Schwengel, ohne zu bemerken, daß der Eimer längst überfloß.
»Er ist voll!« hätte der gelehrte Mann beinahe gerufen, so ärgerte er sich über eine Geistesabwesenheit, die ihm natürlich an andern um so unerträglicher schien, als er ihr selbst im höchsten Grade unterworfen war. Glücklicherweise faßte er aber das Gesicht der Jungfrau am Brunnen näher ins Auge. Das Kind hatte geweint! ... weinte noch! ...
»O, o, o!« brummte der Professor kopfschüttelnd. Seit langen Jahren hatte er keine Träne gesehen. Er weinte nicht, seine Wirtschafterin auch nicht, seine gelehrten Freunde weinten ebenfalls nicht. –
Eine Träne im Auge einer jungen Dienstmagd brachte den Professor Homilius zum – Lachen, wenn auch nicht gleich! Gut Ding will Weile haben. Vorerst ließ der Professor die Unterlippe noch einmal so lang herabhängen!
Eben wollte er wieder das Fenster mißmutig verlassen, um seinen Brunnenweg von neuem zu beschreiten, als er plötzlich eine Veränderung im Wesen und im Gesicht des Mädchens am Brunnen bemerkte. Das Kind schaute nach der Haustür unter dem Fenster des gelehrten Mannes, der Pumpenschwengel gelangte zur wohlverdienten Ruhe. – Ein Handwerksbursche, das Ränzel auf dem Rücken, einen tüchtigen Knotenstock in der Hand, kam leise und scheu in den Hof geschlichen, als fürchte er, im nächsten Augenblicke hinausgeworfen zu werden. Das Mädchen sprang ihm entgegen, zog den jungen Burschen zu dem Vorsprung unter dem Fenster des Professors, und dieser belauschte folgendes Gespräch:
»Ach Gottfried!«
»Ja, Minchen, 's ist nun nicht anders. Wir müssen uns zufrieden geben! 's ist ja nicht für ewig.«
»Ach, das sagst du wohl, Gottfried ...«
»Ich konnte doch nicht ewig Lehrling bleiben, Minchen?! – Da wär' mir mein Leben lieb gewesen! – Nimm doch Verstand an! Drei Jahre sind bald herum. Bleib mir nur treu und drehe immer den Ring, den ich dir gegeben habe, dreimal herum, ehe du mit einem andern tanzest!«
»Ach Gott, ich tanze gar nicht, solange du fort bist, Gottfried.«
»Nanu?!«
»Ganz gewiß nicht!«
»Na, nur ein bißchen! Du verlernst es ja, bis ich wiederkomme. Heule doch nicht so, – ach, wenn mich so der Straubinger sähe, der mit mir geht! – Treu sollst du mir nur bleiben!«
»Ach, Gottfried!«
»Sei lustig und gib dich zufrieden. Denkst du, ich würde mich diese drei Jahre hindurch nicht oft genug auf den Kopf stellen? Prosit! Lustig wollen wir sein und uns treu bleiben! Das andere macht sich!«
»Ach Gott, nun wird keiner mehr des Abends unter unserm Küchenfenster den alten Dessauer pfeifen!«
»Alle Wetter, das wäre mir auch was Schönes! Das wollt' ich auch keinem raten! – Ich will ihn dir schon oft genug vorblasen, wenn ich wiederkomme ...«
»Ach! ...«
»Nu, nu hör auf, du solltest dich freuen, daß die Püffe und Knüffe endlich ein Ende haben! Quäle dich um mich nicht; Frau Meisterin wirst du doch und lustig ist's auf der freien Landstraße auch. Komm, gib mir noch einen letzten Schmatz! Sieh, wie du deine Schürze naß geheult hast.«
»Ach, die hast du mir auch geschenkt ...«
»Ach, Minchen, du machst mir doch das Herz schwer ...«
»Gottfried! ...«
Das übrige verlor sich in dem Hausgange; der Professor Homilius schloß leise das Fenster und schritt ...
... wieder seinem Pfeifenwinkel zu.
»Ob ich ihm wohl seinen Kaffee bringe?« fragte sich die Haushälterin, das Ohr an die Zimmertür des gelehrten Mannes legend. – Auf einmal fuhr sie zurück und schlug die Hände zusammen: »O Gott, er pfeift! Er pfeift den alten Dessauer!«
»Magdalena, meinen Rock und meinen Hut!« rief um fünf Uhr nachmittags der Professor Homilius. Er stand wiederum am Fenster und hatte das Auge fest auf einen Streifen Sonnenlichts an der gegenüberliegenden Hausmauer gerichtet.
Eine dicke Brummfliege summte um seinen Kopf, als sei es seine letzterzeugte Grille. Sie schoß gegen das Fenster und schien die gefrorene Luft durchaus nicht begreifen zu können. Wie ein Dichter, der durch ein philosophisches System zur Gottes- und Weltanschauung gelangen will, arbeitete sie sich ab, stieß sich gegen das Glas.
Der Professor – öffnete ihr das Fenster!
Es geschah zwar hauptsächlich in der Überlegung, daß das Gesumme des kleinen Wesens ihm heute abend bei seiner Arbeit sehr störend werden könne; aber es wirkte doch auch ein anderer Grund ein ganz klein wenig zu dieser Handlung des gelehrten Mannes mit.
»Wollen der Herr Professor ausgehen?« fragte die Haushälterin, Frau Magdalena. »Ich glaube fast, es wird regnen!«
»Dann gib mir meinen Schirm mit, Magdalena.«
»O je, o je, was ist mit dem?« dachte die Dame, indem sie nicht sehr bereitwillig den Befehlen ihres Herrn nachkam. »Wenn der wieder auflebt, dann kann er noch viel Geld für seine alten Schwarten verwenden, und unsereins hat das Nachsehen! ...« Laut brummte sie: »Hier ist der Rock, hier der Stock, hier der Hut, hier der Schirm! Wenn Sie naß und krank werden, ist's nicht meine Schuld!«
Damit warf sie die Tür hinter sich zu, und der Professor Homilius war mit seinem Gedanken: Lache oder stirb! allein.
»Hier komme ich nicht dazu!« rief er in Verzweiflung. »Alle Tage eine halbe Stunde ordentlich, herzhaft lachen?! O, o, o! 's ist wirklich zum – Weinen.«
Und mit dem Mute, den die Verzweiflung gibt, warf er den Schlafrock ab, fuhr in den Oberrock, setzte den Hut auf, nahm den Regenschirm unter den linken Arm, den Stock in die rechte Hand, warf einen bitterwehmütigen Blick auf seine Bücherreihen und seinen Schreibtisch und – schritt hervor aus seinem Studierzimmer, gravitätisch wie – ein Storch aus einem Sumpfe.
»Rühre mir meine Papiere nicht an, Magdalena!« sagte er auf dem Vorplatze zu der Wirtschafterin, die in der Küchentür erschien und ein Gesicht machte, als überlege sie, was sie dem braven Mann am liebsten nachwerfen würde, ihren alten Schuh oder den Kehrbesen.
»Warte nur!« brummte sie. »Scheuern will ich, bis du – schwarz wirst!«
Auf der Erde ging es in dem Augenblicke, als der Professor Homilius sein Studierzimmer verließ und die Treppe eilig hinabstieg, her wie immer. Es blühte und es welkte, es sproßte und verging; eine Schlacht wurde geschlagen, und ein Brautpaar verließ die Kirche; – zwei Länder, welche die See trennte, wurden durch einen elektrischen Telegraphen verbunden, und von einem Blütenbaume ließ sich eine kleine grüne Raupe an einem kaum bemerkbaren Faden zur Erde nieder! – Millionen weinten, Millionen lächelten. –
»Ach, wer doch lachen könnte!« seufzte der Professor, an der nächsten Straßenecke stehen bleibend. »Wer lehrt mich das Lachen? Wer lehrt mich das Lachen?«
»Schenken Sie mir einen Dreier, gnädiger Herr, und ich schlage Ihnen ein Rad!« rief ein kleiner, zerlumpter Gassenbube, welcher den Gelehrten wohl belauscht haben mußte. »Hopp! ...«
Der Professor warf dem Kobold einen Groschen zu, und dieser sprang jubelnd davon.
»Das ist's, was die Welt kann!« brummte Homilius. »Ich denke, ich gebe es auf! Ich denke, ich gehe wieder nach Haus. Ich bin wirklich nicht dazu gemacht, zu lachen!«
Es tat dem Alten leid, daß sich nicht einmal ein Wölkchen am blauen Sommerhimmel zeigte; er hätte was darum gegeben, wenn es hätte regnen wollen.
Aber ein junges Mädchen schritt singend an ihm vorüber; die Sonne tat seinem Rücken so wohl, daß er sich doch noch etwas bedachte, ehe er seiner Wohnung wieder zulenkte.
»Ach, ich bin einmal draußen; ich will die Folgen auf mich nehmen!« sagte er. »Aber wohin? Ich wundere mich nur, daß die Leute sich nicht um mich versammeln wie die Tagesvögel um einen Uhu!«
Er griff in die Rocktasche, um das Schnupftuch hervorzuziehen. »Ach,« rief er, »da ist ja mein Horaz! Das ist noch ein Trost! Nun suche ich mir eine stille Bank im Grünen! Staub und Schatten sind wir! – 's ist ja doch bald einerlei, ob ich gelacht habe oder nicht!«
Gesagt, getan! Eine halbe Stunde später treffen wir in einem öffentlichen Garten auf der einsamsten Bank im dichtesten Gebüsch unsern braven Alten wieder an; vor ihm auf dem Tisch ein Glas – Zuckerwasser und neben demselben der Horaz; letzterer zwar aufgeschlagen, aber – ungelesen!
Frau Magdalena würde sich sehr gewundert haben, wenn sie in diesem Augenblick das Gesicht ihres Herrn hätte sehen können. Eine eigentümliche Veränderung war mit ihm vorgegangen; eine Veränderung, bewirkt durch die allereinfachste Ideenassoziation, in welche sich ein bißchen Vogelgezwitscher, Sonnenschein und der Klang fröhlicher Menschenstimmen gemischt hatte. –
Der Professor Homilius hatte heute seinen Taschentröster einmal von einer andern Seite angesehen. Er hatte sich erinnert, daß das Büchlein – ein Andenken seiner Jugendzeit – ein Schulbuch sei, und so hatte er es betrachtet!
Da standen hie und da auf den gelben, befleckten Blättern Namen von Jugendfreunden, Mädchennamen, fratzenhafte Illustrationen und so weiter, und so weiter. Die ganze alte fröhliche Zeit war plötzlich dem alten Gelehrten wieder aufgetaucht; jene herrliche Zeit, wo es noch nicht des Befehls eines Doktors bedurfte, um einen zu bewegen, das Lachen zu suchen! ...
»Ludwig Richter! – Wer war doch das?« murmelte der Professor Homilius, das Büchlein in der Hand haltend. »Ach richtig, ich erinnere mich! Was mag aus dem geworden sein? ... Und hier – Maria Marcus – Maria Marcus? ... Hier noch einmal, Maria Marcus? – – Ganz vergessen, vergessen! – Ich glaube, ich habe einmal leidenschaftlich gern getanzt, o,o! – – – Und hier ... Bei Gott, das ist der alte Subrektor Brausemann! Heut noch sehe ich seine hellblonde Perücke vor mir. – Wie haben wir den gequält; Gott verzeihe mir die Sünde!
Und hier – – –
Ach, wie wütend war ich, als mir meine Schwester das Tintenfaß über diese Seite goß ... Tot, tot! Wie lang ist das her, seit sie starb?! ...«
Der Professor rechnete an den Fingern: »Zehn, zwanzig, dreißig, – fünfunddreißig! Fünfunddreißig Jahre! – Was sie für schöne Locken hatte – meine süße Mathilde, was für Augen! ... Sie war sechzehn Jahre alt, als sie sterben mußte! Und ich habe kein anderes Andenken von ihr als diesen Tintenfleck! ... Daß ich daran auch heute denken muß, wo ich ausging, das – Lachen zu suchen!«
Der Alte stützte den Kopf auf die Hand; er hatte vergessen, daß nur Tränen die Staub- oder Steinrinde, die sich um ein Menschenherz gelegt hat, lösen können.
»Ich wollte, ich wäre zu Haus!« murmelte er. »Die Luft bekommt mir nicht; – ich wollte, ich wäre zu Haus! ...«
»Ja, ich will nach Hause gehen!« sagte der Professor der Astronomie Jodocus Homilius, trank einen kleinen Schluck Zuckerwasser und schüttelte sich, als ob ihn fröstele. »Uff!« sagte er und schaute zu einer lichten Stelle zwischen dem Baumgezweig über ihm empor. Eine kleine, rötliche Wolke zog langsam am Abendhimmel daher, und unwillkürlich verfolgte der Alte sie mit dem Auge.
»Wenn sie vorüber ist, marschiere ich ab!« sagte er.
Der Professor Homilius war ein systematischer Mann und berechnete gern alles, was er tat oder ließ; er erschrak daher nicht wenig, als er sich nach einer halben Stunde noch immer in die Luft starrend fand. Er hatte nicht bedacht, daß in gewissen Seelenstimmungen der unbedeutendste Fleck dem Menschen zu einem Theater werden kann, auf welchem alles mit der größten wenn auch unbewußtesten Aufmerksamkeit verfolgt wird. Auf ein duftiges Wolkenbild war ein andres gefolgt; einzelne Vögel, Scharen weißer Tauben waren hin und her geschossen, Mückenwolken hatten vor der Nase des gelehrten Mannes getanzt, und sonderbare, wehmütig-lustige Gedanken hatten sich zwischen das alles geschlungen, segelnd mit den Wolken, flatternd mit den Vögeln, tanzend mit den Mücken. –
»O, o, o,« sagte der Professor, als er endlich durch ein trockenes Zweiglein, welches ihm auf die Nase fiel, erweckt wurde. Ein warmer, duftender Windhauch, von Süden her, bewegte das Blätterwerk der Laube und schüttelte auf den Tisch, auf das Liederbuch des Quintus Horatius Flaccus, in das Glas Zuckerwasser des gelehrten Mannes und auf den gelehrten Mann selbst, neckisch seinen Regen von welken und grünen Blättchen, trockenen Blütenhülsen, Käfern und Raupen.
Über die Ode: »O Venus, Königin von Knidos und von Paphos« lief eine kleine, rote Glücksspinne, und in dem Wasserglase zappelte ein winziges Käferchen mit goldglänzenden Flügeldecken und suchte sich vergeblich auf ein Blütenblatt zu retten. Es ruderte – es arbeitete mit seinen Beinchen – verzweiflungsvoll – es sank! ...
»Hm, hm!« brummte der Professor, »ist doch ein schöner Abend; – wir wollen den kleinen Kerl retten!«
Mit dem hölzernen Löffel wurde das kleine Wesen hervorgeholt; und aufmerksam betrachtete es der Professor, wie es regungslos in seiner hohlen Hand lag.
»Es ist tot! – Nein, – halt! Es bewegt ein Bein! – Sollte es wohl wieder zum Leben erwachen? – Wahrhaftig, wahrhaftig! Es sucht wieder auf seine Füße zu kommen! Hm, hm; ich wollte, ich könnte hier eine Parallele ziehen! – Da fliegt es hin! ...«
»Es ereignet sich doch mancherlei in der Welt!« sagte der Professor Jodocus Homilius und wiegte bedächtiglich das Haupt. Wie kam er plötzlich von dem wieder aufgelebten Käferchen auf den jungen Handwerksgesellen, der vor einigen Stunden vor der Pumpe vor seinem – des Professors – Fenster seine Wanderschaft angetreten hatte? Was ging den gelehrten Herrn in diesem Augenblick die kleine, traurige Dienstmagd an, welche jetzt wahrscheinlich schluchzend in ihrer verrauchten Küche saß?
»Ich bin doch eigentlich recht verknöchert!« brummte der Professor und schielte seitwärts auf seinen Regenschirm, der neben ihm auf der Bank lag. – Er atmete aus voller Brust auf.
»Wie ist mir denn? Das Zuckerwasser kann mich doch nicht berauscht haben?!«
Was würde Frau Magdalena gesagt haben, wenn sie ihren Herrn in diesem Augenblick gesehen und gehört hätte? Der alte Bursche hatte beide Beine weit von sich gestreckt, die Hände auf den Magen gefaltet und – brummte – nach dem Abendhimmel hinaufblinzelnd – – ein Studentenlied seiner Jugend vor sich hin.
»Ich wollte, – ich hätte – jemand, mit dem ich jetzt – – ein – – Glas Wein trinken könnte! › Der Herr Professor – liest – hm – kein Kollegium, drum ist es besser ...‹ Ich glaube, ich komme doch noch einmal zum Lachen!«
Der Alte hatte seinen Horaz aufgegriffen und schlug damit den Takt zu seinem Gebrumm. Eben hätte er beinahe das Buch in seinem taumelnden Behagen in die Luft geworfen, um es wieder zu fangen, als es ihm glücklicherer und anständigerer Weise entglitt und zur Erde fiel. Es schlug auseinander, und als der Professor es aufnahm, warf er natürlich einen Blick auf die zutage liegenden Seiten und erblickte – einen – Druckfehler in der Ode an die Lydia!! ...
»O, o, o!« brummte er, und fast hatte er alles um sich und in sich wieder darüber vergessen. Die Unterlippe fing schon an herabzusinken, als plötzlich ein Name, welcher über die Seite gekritzelt war, seinen Blick fesselte und den Gesichtsausdruck des gelehrten Mannes total veränderte.
»Natalie Born!« sagte der Professor.
War das noch dieselbe Laube von Geißblattranken, Holunder und jungen Buchen? War das noch derselbe Professor der Astronomie, Jodocus Homilius, vor dem alten wackeligen Tisch? Hatte ein Zauberstab die Laube, den Tisch, das Glas Zuckerwasser und den alten Herrn selbst berührt? War das Wort »Natalie« eine Zauberformel, vor welcher alle vertrockneten, versandeten Quellen des Lebens von neuem aufsprudelten, vor dem das Tote auferstand und das Gegenwärtige Vergangenheit wurde?
»Natalie!« seufzte der Professor und senkte sinnend das Haupt. Er nahm den Hut ab und blickte lange vor sich hin, sein Auge ward feucht, eine – Träne rollte langsam über die runzelige Wange des alten Mannes: – der Professor war auf dem besten Wege zum – Lachen!
... »Es wäre manches anders gekommen! ... es hätte manches anders kommen müssen!« murmelte der Alte ... »O Natalie Born, Natalie Born! – Ach, es war nicht deine Schuld ... Ob sie wohl noch lebt? Ob sie wohl glücklich ist? Träume ich denn oder wache ich?« fuhr er lauter fort. »Bei Gott, wenn ich mich nicht durch eine Gewalttat ermuntere, wird es mir gehen wie dem Zauberer Merlin in seiner Waldwildnis! Kellner, Kellner! Heda, Kellner, eine – Flasche Wein – Rheinwein! ... O, Natalie Born!« ...
»Hier, Herr,« sagte der Kellner, den begehrten Trank auf den Tisch stellend und mit einem eigentümlichen Blick auf den alten Herrn das Glas Zuckerwasser fortnehmend.
»Was hindert mich, noch einmal jung zu sein?« rief der Professor, ein gefülltes Glas gegen das Licht haltend:
»Der Erinnerung!«
Eine wohltuende Wärme durchströmte den Alten.
»Dem Leben! ... Ich wollte, – ich säße hier nicht so allein! ...«
»Dem Vergangenen! ... Ich will mit der Erinnerung trinken.« –
» Dir, – dir – Natalie Born! Natalie Born!«
Eine kleine, weiße Hand, die zwischen den zierlichen Fingern ein gefülltes Weinglas hielt, schob sich vorsichtig leise zwischen dem Gezweig im Rücken des Professors durch; zwei braune, zwischen Lachen und Weinen funkelnde Augen leuchteten aus dem Grün hervor. Der Hand folgte ein hübscher, runder Arm, und – der Professor schrak nicht wenig zusammen, als sein Glas plötzlich berührt klang, und eine weiche Stimme wie ein süßes Echo seinen Trinkspruch aufnahm und sagte:
»Natalie Born!«
Mit weit offenen Augen blickte der Astronom in das Gesichtchen, welches jetzt ganz aus dem Blätterwerk neben ihm lugte, wie ein Genienkopf aus einem Blumenkranz von Cornelius de Heem. Er fuhr mit der Hand über die Stirn: War sein langes Leben wirklich nur ein Traum gewesen? War er allein alt und grau geworden, während alles um ihn her jung und blühend geblieben war?
»Natalie, Natalie!« murmelte er, »bist du es? Sprich, sprich! Bist du es wirklich, Natalie Born? Habe ich nur geträumt? – Träume ich?!
»Ich heiße Ida Weber,« sagte das junge Mädchen. »Meine Mutter und mein Vater ...«
»Ida Weber? Ida Weber!« murmelte der Professor.
»O, o – und deine, Ihre Mutter war – ist – heißt – Natalie ...«
»Natalie Born! Verzeihen Sie, daß wir Ihr Selbstgespräch belauscht haben, Herr Professor Homilius! Sehen Sie da – –«
»Ich träume, ich träume!« rief der Gelehrte. – Ein ältliches Paar – eine freundliche, grauhaarige Frau, gestützt auf den Arm eines behäbigen Mannes – erschien an dem Eingange der Laube des Professors.
»Guten Abend, Homilius!« rief der Mann, lachend seine Hand dem Professor entgegenstreckend. »Kennst du mich nicht mehr? Meine Frau scheinst du noch gar gut zu kennen! Na, na, alter Junge, – eifersüchtig werde ich nicht mehr. Gib ihm die Hand, Natalie, geborene Born, verehelichte Weber!«
Die Frau machte sich von den Armen ihres Gatten los, faßte beide Hände des Professors, der einem erweckten Nachtwandler gleich dastand, und schüttelte sie herzlich.
»Wie freue ich mich, Sie wiederzusehen!« sagte sie.
»Ich träume, ich träume!« rief der Astronom.
»Und hier ist unsere Tochter!« rief der alte Weber. »Komm heran, Törin! – Was meinst du dazu, Jobst? He, willst du sie haben?«
Errötend drängte sich das junge Mädchen an ihre Mutter, drehte sich aber rasch nach einem plötzlich eintretenden jungen Manne um, welcher die letzten Worte des alten Weber gehört haben mußte; denn mit eifriger Stimme rief er:
»Ich protestiere, ich protestiere! Verschenken Sie gefälligst, was Ihnen gehört, Papa Weber! Was der Papa sich doch einbildet, Ida.«
»Jawohl, Papa, du weißt:
Einmal gegeben und wiedergenommen,
In die Hölle gekommen!«
rief Ida und ward dabei womöglich noch röter als zuvor.
Der Papa Weber kratzte sich lächelnd hinter dem Ohr und sagte: »Jobst, Jobst, ich glaube, du bist wieder einmal zu spät gekommen!«
»Alter Freund,« sagte Natalie, indem sie sich zu dem Professor, der auf seine Bank gesunken war und von einem zum andern schaute, herabbeugte, – »alter Freund, ich – freue mich – in der Tat sehr, Sie wiederzusehen!«
»Na, Alte!« rief Weber und wandte sich, komisch die Achseln in die Höhe ziehend, an den jungen Mann. »Da hast du das Weibervolk, Fritz! Laß es dir eine Warnung sein!«
Dann wandte er sich wieder an den Professor. »Erlaube, Jobst, daß ich dir hier meinen künftigen Schwiegersohn, den Herrn Supernumerar Galldorf, einstigen Vizesupernumerarrentkammerjustizkollegialdeputationsassistenzrat vorstelle! – Herr Professor Homilius – Herr Friedrich Galldorf, – und umgekehrt!«
Der Professor machte zwar seine Verbeugung, aber sein Auge hing wie festgebannt an dem lächelnden Gesichtchen Idas. War es doch dieselbe sonnige Stirn, dasselbe klare Auge, in welchem sich ihm vor langen, langen Jahren einmal alles konzentriert hatte, was ihm die Welt Schönes und Seliges bieten konnte! Eine unendliche Wehmut bemächtigte sich seiner, ein Gefühl welches nur durch den Begriff – Heimweh bezeichnet werden kann. Himmel – leitet die deutsche Sprache von dem alten Worte Heime, Heimat – ab, und des Menschen Heimat ist im – Glück. Sehnt sich das Erdenkind nach einem höheren, seligeren Glück, seiner weiteren, – unbekannten Heimat, so nennt es sein Sehnen – Glaube; sehnt es sich nach einem verlorenen irdischen Glück, so nennt es sein Sehnen – Heimweh!
»O Jugend, Jugend!« seufzte der Professor und schauete in alle die alten und jungen lächelnden Gesichter um ihn her.
»Da kommt die Schwester Cäcilie mit den Kindern!« rief Ida. »Hierher, hierher, Schwager!«
War es möglich, daß ein Ehepaar eine solche Schar von Kinder aufweisen konnte?! – Von allen Größen waren sie plötzlich da und kamen jubelnd in die Laube gestürzt, – eine wahre Sturmflut rotwangiger Gesichter! Kinder überall! – Auf dem Tische, unter dem Tische, an den Rockschößen des Großvaters, an den Kleidern und auf den Armen der Großmutter und Tante saßen sie, krochen sie, hingen sie, ohne daß man wußte, wie sie dahin gekommen waren.
Ganz betäubt saß der Professor da. » Das ist mein Schwiegersohn, der Assessor Werder, das ist meine älteste Tochter Cäcilie!« schrie ihm der Großvater Weber ins Ohr. »Hier, Lenchen – Wetter, kann man wohl sein eigenes Wort hören?! Hier, der Professor Homilius, – ein Jugendfreund von uns beiden Alten! Ist es denn möglich, diesem wilden Heer die Mäuler zu stopfen?! Heda, junges Volk! Achtung! – Wer in zehn Minuten die meisten Schneckenhäuser gefunden hat, ist der – Beste und kriegt – das dickste Butterbrot! Fort mit euch! ...«
Hurra! Allgemeines Getümmel! Freudengeschrei! Aufbruch nach allen Seiten! – leer die Laube!
»Gottlob!« rief der Großvater, lächelnd wie ein Diplomat nach einem gelungenen Staatsstreich. »Also, Cäcilie, Assessor! – hier – der Professor Jobst Homilius, ein großer Gelehrter, Kinderfreund und – Bewunderer des schönen Geschlechts, einst mein ...«
»Nimm dich in acht, Alter!« rief lächelnd die Großmutter.
»... gewaltiger Widersacher, der mir beinahe einmal das Lebenslicht ausgeblasen hätte, weil – nun – ich schweige ja schon! Ein braver Schläger – Du kannst hier noch die Narbe sehen, Assessor! Hurra, Jobst! – jetzt wollen wir aber auch unser Wiedersehen feiern, alter Träumer! Haben wir hier alle Platz?«
»Wir Alten wohl!« rief der Professor, seinen Regenschirm von der Bank schleudernd. »Aber die Kinder?! Da kommt schon eins, – da ein zweites! Die Kinder müssen dabei sein!«
»Wir wollen den – Onkel Homilius mit in unsere Laube nehmen,« sagte Ida. »Seien Sie fröhlich, Onkelchen – wir wollen schon gute Freunde werden! Wenn ich Sie besuche, lassen Sie mich wohl auch einmal durch ein großes Fernrohr nach dem Monde gucken; – nicht wahr?! Das ist einer meiner höchsten Wünsche!«
»Nun, kleines Volk, wer hat die meisten Schneckenhäuser?« fragte der Assessor.
»Ich!« – »Ich!« – »Ich!« – »Ich habe sechs!« – »Ich habe acht!« – »Ich habe die meisten! ...«
»Ach Gott, ach Gott, die reinen Schürzen und Kittel! Liebste, beste Kinder, bringt die Tiere wieder fort!« rief die Frau Cäcilie. »Bitte setzt sie wieder ins Gras! ...«
»Kinder!« rief der Großvater Weber. »Könntet ihr wohl diesen Onkel Jobst, wie er da ist, ganz leise und behutsam in die nächste Laube bringen? In dieser ist nicht Platz genug für uns alle!«
Sechzehn braune, blaue, graue Kinderaugen richten sich auf den Professor. Stille – wie vor einem ausbrechenden Sturm! Jetzt! Allgemeiner Jubelruf! Sturm, – Orkan, – Hurrikan! ... Sechzehn Händchen bemächtigen sich des Alten. Er steht auf den Füßen, ohne zu wissen, wie! Er wird gezogen – geschoben; – er schwankt, – er verliert den Hut ...
»Langsam, langsam!« ruft der Assessor, vergeblich die wilde Schar von dem Alten abwehrend. Den Horaz und den Hut faßt Ida, den Regenschirm und Stock rettet die Großmutter, der halbgeleerten Weinflasche bemächtigt sich der Großvater Weber; – der Professor der Astronomie Jodocus Homilius ist hinter dem grünen Gebüsch der Nachbarlaube verschwunden!
——————
»Wo mag er nur stecken?« sagte kopfschüttelnd Frau Magdalena, die angezündete Lampe auf den bücherbedeckten Arbeitstisch in der Studierstube des gelehrten Mannes stellend. »Wenn ihm nur kein Unglück begegnet ist! Da schlägt es schon zehn Uhr! Ich habe seine Schreibereien so schön geordnet; ach Gott, ach Gott! wenn er sich nur kein Leid angetan hat?! Die Nachbarin Klappmann hat immer gesagt, er würde sich noch einmal erhängen ...«
Ein Schritt ließ sich auf der Treppe hören.
»Ist er das? Sein Gang ist's! – Nein, – doch nicht! Wahrhaftig, er ist's! Alle Heiligen! ...«
Die gute Frau prallte drei Schritte zurück, als sie die Tür öffnete.
Der Professor trat ein! Frau Magdalena erkannte ihn fast nicht wieder! –
Der Hut saß ihm etwas seitwärts auf dem Kopfe und gab ihm ein ganz jugendliches Ansehen; in der linken Hand trug er einen großen Blumenstrauß, und in der rechten schwang er den Stock. Den Regenschirm hatte er verloren.
»Ob ich's wag', und ob ich's tu',
Ob's die Herren auch lassen zu?
Guten Abend, Frau Magdalena!« sang und sagte er und fuhr fort:
»Hinunter den Plunder!
Hinunter den Plunder!
Hinunter, hinunter, hin - unter mit ihm! ...«
»O je, o je, Herr Professor!« stammelte die Wirtschafterin. »Aber, Herr Professor ...«
»Frau Magdalena?« sagte der Professor. »Ein Wort für tausend! Morgen besucht mich der Hans, der Fritz, Fräulein Jettchen, Lottchen, Lieschen, und so weiter, und so weiter – große Gesellschaft habe ich morgen, Frau Magdalena: alte Leute, hübsche Leute, kleine Leute, große Leute, niedliche Leute! – Magdalena, sieh doch nicht so verstört, so – brummig aus! – Ha, ha, ha! – Eine große Gesellschaft, Magdalena! Großväter und Großmütter, Väter und Mütter, – Braut und Bräutigam! – Wie ich sehe, Magdalena, hast du wieder einmal meine Schriften und Bücher auf deine Weise geordnet – du hast mich dadurch ärgern wollen – ha, ha, ha! – ich danke dir dafür! Bin ich nicht Onkel geworden? Werde ich nicht bald Pate, – Gevatter, he?! – Also, – alles blank gemacht auf morgen, die Spinngewebe heruntergerissen und die Fenster geputzt!! – Viele Damen kommen und – die hübscheste darunter heißt – Ida! – Ida! ist das nicht ein hübscher Name? ...«
»Der jüngste Tag ist gekommen!« rief die Wirtschafterin, schlug die Hände zusammen und stürzte hinaus.
Der Professor aber füllte ein Glas mit frischem Wasser und setzte seinen Blumenstrauß hinein.
»Ida!« sagte er. »Einst dachte ich, es gäbe keinen schöneren Namen als – Natalie! ...«
Er zog seinen alten Lehnsessel an den Tisch, stützte das Haupt auf beide Hände, richtete das Auge fest auf die Blumen. In seiner Rocktasche regte und bewegte es sich. Eine Schnecke nach der andern kroch daraus hervor, den Rücken des Alten herauf. Daran waren der Hans und der Fritz schuld.
»Ich hab's gekonnt! Ich hab's gekonnt! Wer hätte gedacht, daß ich heute noch zum – Lachen kommen würde?!« jubilierte der Professor der Astronomie Jodocus Homilius. Er schüttelte sich dabei wie jener, der endlich das Gruseln gelernt hatte, aber er schüttelte sich vor Behagen. – Hundert Jahre alt kann der Professor Homilius werden! –