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Maccus Titus Plautus

Mostellaria

oder

Das Gespenst

übersetzt von
Dr. Artur Brückmann

 

Zur Komödie

Als Vorlage der Mostellaria wird häufig eine Komödie des Philemon angegeben mit dem Titel Phasma, »Das Gespenst«. In der Textüberlieferung ist kein Hinweis auf eine bestimmte griechische Vorlage enthalten. Auch daß Philemon (neben Diphilos) in der Schlußszene namentlich genannt wird, darf kaum als Hinweis auf eine Vorlage verstanden werden. Von den erhaltenen Fragmenten des Phasma von Philemon läßt sich kein einziges mit der Mostellaria des Plautus in Beziehung bringen. Im übrigen ist bekannt, daß es mehrere griechische Komödien mit dem Titel Phasma gab. Ein Vergleich mit dem plautinischen Mercator, dessen Prolog den Emporos von Philemon als Vorlage nennt, zeigt eine so verschiedene Handlungsführung und vor allem eine so ganz andere Atmosphäre der Komödie, daß auch aus diesem Vergleich keine Schlüsse gezogen werden können. Die Frage ist aber auch nicht besonders wichtig: Uns interessiert, was Plautus – aus welcher Vorlage auch immer – daraus gemacht hat.

Die Komödie lebt von dem verzweifelten Intrigenspiel des Sklaven Tranio, der vergeblich versucht, durch immer neue Erfindungen und Täuschungsmanöver den Kopf aus der Schlinge zu ziehen. Obwohl die Person des schlauen Sklaven, der für seinen jungen Herrn Kopf und Kragen riskiert, eine oft vorkommende Komödienfigur ist, trägt dieser Tranio ausgeprägt individuelle Züge. Seine Frechheit und Unverschämtheit steht vor dem dunklen Hintergrund seines völlig rechtlosen sozialen Standes. Im Bewußtsein, außer dem Leben nichts zu verlieren zu haben, riskiert er alles, um dem Leben jede Lust abzugewinnen, die für ihn erreichbar ist. Von Folter und Marter bedroht, genießt er noch sein Intrigenspiel, indem er sich mit Alexander und Agathokles vergleicht oder indem er den beiden getäuschten Alten sich selbst in verhüllter Form als freche Krähe vorstellt, die soeben zwei Geier foppt.

Die übrigen Gestalten sind eher typische Komödienfiguren: der verliebte Jüngling, die Hetären, die beiden Alten, der junge und reiche Lebemann. Individueller gezeichnet ist noch der Sklave Phaniscus, der zynisch das beste aus seiner Lage zu machen bestrebt ist und sich seinem Herrn für alles zur Verfügung stellt. Eine reizvolle Milieuschilderung schließlich gibt die Szene zwischen der Hetäre Philematia und der alten Dienerin Scapha. Die Hetärennamen auf um, Philematium und Delphium im Original, habe ich durch die uns gewohnteren weiblichen Formen Philematia und Delphia ersetzt.

Die oft störende und wenig sinnvolle Einteilung in fünf Akte, die nicht zur Überlieferung gehört und erst von J.B. Pius in einem Kommentar aus dem Jahr 1500 hinzufügt wurde, ist weggelassen und durch eine durchgehende Szenennumerierung ersetzt.


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