Plautus
Der Goldtopf (Aulularia)
Plautus

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Fünfter Act.

Erste Scene.

Lykonides. Eunomia. Phädria, die Tochter des Euklio (hinter der Scene).

Lykonides. So steht es, Mutter. Alles hab' ich dir bekannt
Von mir und unsrer Nachbarin. Jezt bitt' ich dich,
Um was ich dich schon früher bat, beschwöre dich:
Geh hin zum Oheim, und besprich den Fall mit ihm.

Eunomia. Wie gern ich dir zu Willen bin, das weißt du längst.
Auch hoff' ich, daß mein Bruder mir's gewähren wird.
Denn wenn die Sache sich verhält, wie du gesagt,
So kann er deinem Wunsche nicht entgegen sein,
Da du, von Weine trunken, sie zu Fall gebracht.

Lykonides. Wie könnt' ich lügen gegen dich, mein Mütterchen?

Phädria. (hinter der Scene)
Ich bin des Todes, Amme! Weh! Welch herber Schmerz!
Juno LucinaJuno ward als Lucina, d. i. als die Göttin, welche die Geburten an's Licht fördert, von den Gebärenden um Hülfe angerufen. , hilf mir!

Lykonides.                           Mutter, hörst du nicht?
Da siehst du mehr, als meine Worte dir vertraut:
In Kindesnöthen liegt sie, ruft die Götter an.

Eunomia. Komm jezt zu meinem Bruder, Sohn, mit mir hinein,
Damit von ihm dir werde, was du dir gewünscht.

Lykonides. Geh, Mutter, geh, ich folge dir.
(Eunomia geht in das Haus des Megadorus.)
                                                            Mich wundert's nur,
Wo mein Strobil ist, dem ich doch befohlen, hier
Auf mich zu warten. Hat er was für mich zu thun,
Wär's freilich Unrecht, zürnt' ich ihm. Ich geh' hinein,
Wo man zu Rath geht über mich und mein Geschick.
(ab.)

Zweite Scene.

Strobilus kommt mit dem Goldtopf.

Strobilus. Ich bin allein jezt reicher als die GreifeDie Greife, reißende Thiere der alten Fabel, hatten einen Löwenleib, Haupt und Flügel vom Adler, und eine gefleckte Pantherhaut; als Goldhüter (χρυσοφύλακες) der hyperboreischen Gebirge waren sie in beständiger Fehde mit dem scythischen Volksstamme der Arimaspen. S. Herodot. 4, 13. sind,
Der goldnen Berge Hüter; denn ich rede nicht
Von Königen; die sind wahre Bettler gegen mich.
Ich bin der König PhilippusDer König Philippus, Vater Alexanders des Großen, spielt in dem jüngeren griechischen Lustspiel häufig die Figur eines sehr reichen Königs, theils vielleicht wegen der unter seiner Regierung in Macedonien entdeckten Goldbergwerke, theils auch wohl wegen der großen, durch seine Reichthümer begründeten Gewalt, wodurch er den republikanischen Griechen so furchtbar geworden war. Wir finden ihn auch schon in diesem Stück: 1, 3, 8. Köpke. . Welch ein Wonnetag!
Denn weil ich wegging früher, langt' ich früher an,
Und stieg, bevor der Alte kam, den Baum hinauf,
Und lauschte da, wohin er seinen Schaz vergrub.
Sobald er wegwar, ließ ich mich vom Baum herab,
Grub aus den goldgefüllten Topf, und lief davon.
Der Alte kommt zum Plaz zurück, er sieht mich nicht,
Weil ich ein wenig aus dem Weg zur Seite bog.
Hoho!
Da ist er! Geh' ich und verberg' im Haus den Schaz!
(er geht ab.)

Dritte Scene.

Euklio. Hernach Lykonides.

Euklio. Ich bin hin, verloren, todt! Wo lauf' ich hin? Wo lauf' ich nicht hin?
Halt' ihn! Wen? Ich weiß es nicht; ich sehe nichts mehr; wie ein Blinder,
Geh' ich um. Wohin ich tappe, wer ich bin, und wo ich weile,
Das vermag ich nicht zu fassen. Flehend bitt' ich euch, beschwör' euch,
Helft mir doch, zeigt mir die Spur des Menschen, der den Tops gestohlen!
(er faßt einen aus den Zuschauern mit scharfem Blick)
Was sagst du? Dir glaub' ich: du bist ehrlich, dein Gesicht bezeugt es.
Was? Ihr lacht? Euch alle kenn' ich, weiß, es sind hier viele Diebe,
Bergen sich in weißem Kleide, sizen da, wie brave Leute.»Bergen sich in weißem Kleide, sizen da, wie brave Leute.« Weiße Kleider wurden zu Rom vornehmlich von Leuten getragen, die sich um ein obrigkeitliches Amt bewarben: sie sollten das Zeichen eines reinen, unbefleckten Wandels sein. Denn die weiße Farbe war die Farbe der Unschuld; darum erschien auch, wer opferte oder betete, in weißem Gewand.
Keiner hat's von diesen? Dann ist's aus! O sprich, wer hat's? Du weißt's nicht?
Weh mir Armen, Ganzverlornen! Gott, wie bin ich zugerichtet!
So viel Jammer, Noth und Mühsal hat mir dieser Tag geboren,
Hunger, Elend mir gebracht. Ich bin der ärmste Mensch auf Erden.
Nun, wofür noch länger leben, da ich so viel Gold verloren,
Das ich stets gehegt mit Sorgfalt? Ich betrog mich selbst um Alles,
Was Leben und Glück und Wonne mir war. Jezt freuen sich Andere dessen,
Mir zum Unheil, mir zum Schaden. Nein, ich kann es nicht ertragen.

Lykonides. (tritt aus dem Hause)
Welch ein Mensch, der hier vor unserm Hause wimmert, heult und jammert?
(bei Seite)
Das ist Euklio: so glaub' ich. Jezt ist's aus. Es kam zu Tage.
Um die Niederkunft der Tochter weiß er sicher. Was beginn' ich?
Soll ich fortgeh'n? Soll ich bleiben? Ihm mich nahen? Oder fliehen?
Was ich thun soll, weiß ich nicht.

Euklio.                                                 Wer redet hier?

Lykonides.                                                                     Ich bin es.

Euklio.                                                                                             Ich
Bin ein Unglückseliger, ein Verlorner, dem so vieles Leid,
Dem so vieler Jammer widerfahren ist.

Lykonides.                                                   Sei gutes Muths!

Euklio. Gott! Wie kann ich das?

Lykonides.                                 Die That, die dir so große Sorge macht,
That ich selbst, bekenn' es offen.

Euklio.                                                 Was vernehm' ich da von dir?

Lykonides. Nur die Wahrheit.

Euklio.                                     Junger Mensch, wie hab' ich das an dir verdient,
Daß du mich und meine Kinder so verderblich heimgesucht?

Lykonides. Wohl ein Gott war's, der mich trieb, der mich verlockt' in dieses Nez.

Euklio. Wie verstehst du das?

Lykonides.                             Ich fehlte, bin mir schwerer Schuld bewußt.
Darum komm' ich, dich um Nachsicht, um Vergebung anzufleh'n.

Euklio. Wie erfrechst du dich, an das zu rühren, was nicht dein gehört?

Lykonides. Was beginn' ich? 's ist gescheh'n, und ungescheh'n wird's nicht gemacht.
Also wollten's wohl die Götter; ohne dies wär's nicht gescheh'n.

Euklio. Und die Götter wollen auch, daß du bei mir im Kerker stirbst.L. ut apud me te in nervo enicem.

Lykonides. Sprich nicht so!

Euklio.                                 Wie konntest du berühren, was doch meine war?

Lykonides. Wein und Liebe thaten dies, bethörten mich.

Euklio.                                                                             Tollkühner Mensch,
Frecher Wicht, mit solchen Reden wagst du noch mich anzugeh'n?
Wenn's gestattet ist, in solcher Weise sich zu reinigen,
Reißen wir den Frau'n am hellen Tag den goldnen Schmuck vom Leib,
Und ergreift man uns, so sagen wir: der Wein, die Liebe war's,
Die's gethan. In zu geringem Preise stehen Lieb' und Wein,
Darf ein Trunkner und Verliebter straflos thun, was ihm gefällt.

Lykonides. Meinen Fehl dir abzubitten, komm' ich ja freiwillig her.

Euklio. Wer gefehlt hat, und sich dann entschuldigt, der gefällt mir nicht.
Daß es dir nicht zugehörte, wußtest du. Was rührst du's an?

Lykonides. Nun ich's einmal angerührt, so sei es mein!

Euklio.                                                                           Wie kannst du doch,
Ohne daß ich dir's gestatte, haben, was mein eigen ist?

Lykonides. Wider deinen Willen nicht; doch dünkt mich's, daß es mein gehört.
Ja, du selbst wirst finden, sag' ich, daß es mein gehören muß.»Ja, du selbst wirst finden, sag' ich, daß es mein gehören muß.« Wer eine Freigeborene geschwächt hatte, war durch das Gesez gezwungen, sie zu heiraten.

Euklio. Bringst du's nicht zurück –

Lykonides.                                     Und was denn?

Euklio.                                                                     Was du mir entwendet hast,
Schlepp' ich auf der Stelle dich zum Prätor, und verklage dich.

Lykonides. Ich entwendet? Dir entwendet? Was ist das?

Euklio.                                                                               Zeus strafe dich,
Wenn du läugnest!

Lykonides.                   Wenn du mir nicht sagen willst, wonach du suchst.

Euklio. Meinen Goldtopf will ich wieder, den du fortnahmst, wie du mir
Eingestehst.

Lykonides.         Das that ich nicht, noch sagt' ich's je.

Euklio.                                                                           Du läugnest es?

Lykonides. Allerdings. Ich weiß von deinem Gold und deinem Topfe nichts.

Euklio. Den du neulich aus dem Hain Silvan's entwandt, den gib zurück!
Geh und hol' ihn! Lieber geb' ich dir den halben Theil davon.
Bist du gleich ein Dieb, ich will dich doch nicht plagen. Hol' ihn nur!

Lykonides. Bist du rasend, daß du mich Dieb nennen kannst? Nein, Euklio,
Etwas Andres, glaubt' ich, hättest du gehört, was mich betrifft.
Wichtig ist, was ich mit dir in Muße jezt besprechen will.

Euklio. Auf dein Wort: hast du das Gold mir nicht gestohlen?

Lykonides.                                                                               Auf mein Wort!

Euklio. Weißt auch nicht, wer mir's entwendet?

Lykonides.                                                         Auch nicht.

Euklio.                                                                                   Doch, wenn du's erführst,
Gäbst du dann den Dieb mir an?

Lykonides.                                         Ja.

Euklio.                                                     Nähmest auch kein Theil von ihm,
Wer der Dieb auch wäre, bärgst ihn nicht in deinem Hause?

Lykonides.                                                                                    Nein.

Euklio. Aber wenn du lügst?

Lykonides.                           So mache Zeus mit mir, was ihm beliebt!

Euklio. So ist's recht. Nun sage, was du willst.

Lykonides.                                                         Du kennst vielleicht mich nicht,
Welches Stamms ich bin. Mein Ohm ist Megador, der Nachbar, mein
Vater heißt Antimachus mit Namen, ich Lykonides,
Meine Mutter ist Eunomia.

Euklio.                                       Dein Geschlecht, ich kenn' es schon.
Was verlangst du denn?

Lykonides.                             Du hast 'ne Tochter.

Euklio.                                                                     Ja, im Hause dort.

Lykonides. Diese hast du meinem Oheim zugesagt.

Euklio.                                                                     Ganz richtig.

Lykonides.                                                                                   Der
Schickt mich her, dir aufzukünden, weil er andern Sinnes sei.

Euklio. Andern Sinns, da schon zur Hochzeit Alles zugerüstet ist?
Daß doch ihn die Götter alle, wie er ist, vernichteten,
Ihn, durch dessen Schuld ich Armer heute so viel Gold verlor!

Lykonides. Sei getrost und segne lieber, daß es dir und deinem Kind
Zum Gedeih'n, zum Segen werde! »Gebe das der Himmel!« sprich.

Euklio. Gebe das der Himmel!

Lykonides.                               Geb' er mir es auch! Nun höre mich.
Wer mit einer Sünde sich belastet, ist doch nie so schlecht,
Daß er ihrer nicht sich schämte, nicht die Schuld entschuldigte.
Euklio, nun bitt' ich dich, wofern ich übereilt an dir
Und an deiner Tochter mich vergangen, daß du mir verzeihst,
Und mir sie zum Weibe gebest, wie Gesez und Recht verlangt.
Deiner Tochter, ich bekenn' es, hab' ich Unrecht angethan,
An der Ceres Fest, erhizt von Wein, in tollem Jugendmuth.

Euklio. Wehe mir! Was hör' ich Armer da von dir?
(er weint)

Lykonides.                                                               Was weinst du denn?
Daß ich auf der Tochter Hochzeit dich zum Großpapa gemacht?
Heute kam sie nieder. Rechne nach; es ist im zehnten Mond.
Darum hat, durch meine Schuld, mein Ohm von euch sich losgesagt.
Geh hinein, und forsche drinnen, ob ich Wahrheit rede.

Euklio.                                                                                   Gott!
Ich bin hin! So häuft sich allzeit Misgeschick auf Misgeschick.
Muß hinein, muß sehen, was dran Wahres ist.
(geht ab.)

Lykonides.                                                               Ich folge gleich.
So hätt' ich denn, bedünkt es mich, mein Schäfchen fast im Trocknen.
Doch meinen Knecht Strobilus seh' ich nicht: wo der nur sein mag?
Ich warte noch ein Weilchen hier, und folge dann dem Alten
In's Haus. Indessen will ich ihm Zeit lassen, bei der Amme,
Der Zofe seiner Tochter, sich von meinem Abenteuer
Genau zu unterrichten; denn die weiß die ganze Sache.

Vierte Scene.

Strobilus. Lykonides.

Strobilus. Götter, ha! Welch reiche Wonnen habt ihr heut mir zugedacht!
Einen Topf, schwervoll mit Gold! Wer wäre reicher jezt als ich?
Ist in ganz Athen ein Mensch wohl, dem die Götter holder sind?

Lykonides. (für sich)
Hört' ich hier nicht eben eine Stimme? Sprach nicht Jemand hier?

Strobilus. (für sich)
Seh' ich da nicht meinen Herrn?

Lykonides.                                         Das ist gewiß mein Knecht, Strobil.

Strobilus. Ja, er ist's.

Lykonides.               Kein Andrer ist's.

Strobilus.                                               Ich geh' ihn an.

Lykonides.                                                                     Ich muß zu ihm.
Wie ich's ihm geheißen, war er bei der alten Amme wohl.

Strobilus. Soll ich ihm denn frei bekennen, daß ich diese Beute fand?
Ja, ich thu's, und will ihn bitten, daß er mir die Freiheit schenkt.
Herr, ich fand –

Lykonides.                 Was fandst du?

Strobilus.                                             Nicht, was man die Knaben schreien hört,
Daß sie's in der Bohne fanden.

Lykonides.                                       Treibst du wieder Spaß mit mir?
(er will gehen)

Strobilus. Bleibe, Herr! Ich will dir's sagen.
Höre!

Lykonides.   Sprich denn!

Strobilus.                           Herr, ich fand
Einen großen Schaz.

Lykonides.                       Und was denn?

Strobilus.                                                   Einen Topf, schwervoll mit Gold.

Lykonides. Was vernehm' ich da von dir?

Strobilus.                                                   Ich stahl's dem alten Euklio.

Lykonides. Und wo ist das Gold?

Strobilus.                                       Daheim im Kasten. Herr, jezt laß mich frei.

Lykonides. Bösewicht, ich sollte dich freilassen?

Strobilus.                                                                 Geh nur, Herr; ich weiß,
Was du vorhast. Schlau versucht' ich deinen Sinn. Du sannst darauf,
Mir das Gold zu nehmen. Was erst thätst du, wenn ich's wirklich fand?

Lykonides. Weg mit deinen Possen! Gib das Gold heraus!

Strobilus.                                                                               Ich Gold heraus?

Lykonides. Gib's heraus! Ich will es ihm dann wiedergeben.

Strobilus.                                                                                 Und woher
Nehmen?

Lykonides.     Eben sagtest du, daß es daheim im Kasten sei.

Strobilus. Herr, du weißt, ich rede manchmal tolles Zeug; so halt' ich es.

Lykonides. Mensch, ich warne dich.

Strobilus.                                           Und schlügest du mich todt, du kriegtest nichts.Nur bis hierher ist uns dieses Stück erhalten. Das Folgende (von V. 24 [nächster Vers] an) hat der Uebersezer selbst hinzugefügt mit freier Benüzung des Schlußzusazes, welcher den Antonius Codrus Urceus, einen Italiäner, der im 15ten Jahrhundert Professor in Bologna war, zum Verfasser hat. Dieses Supplement besteht aus 122 Versen, während das von uns Beigefügte nur 36 Verse umfaßt, also jedenfalls den Vorzug der Kürze hat.

Lykonides. Wie? Du sträubst dich? Wart'! Ich will's schon kriegen. Kerl, wie einen Hund,
Bind' ich dich an eine Säule, peitsche dich so lange fort,
Bis du mir das Gold herausgibst. Gibst du's, oder gibst du's nicht?
(er faßt ihn an der Kehle.)

Strobilus. Wohl, ich will dir's geben.

Lykonides.                                         Aber gleich!

Strobilus.                                                                 Doch, Herr, ich bitte dich,
Laß mich erst zu Athem kommen!
(Lykonides läßt ihn los)               Was verlangst du denn von mir?

Lykonides. Wie, du fragst noch? Wagst es noch, mir abzuläugnen, Bösewicht,
Was du kaum gesagt? Den Topf mit Gold! (er ruft in's Haus)
                                                                    Wo seid ihr Büttel? He!

Strobilus. (bittend)
Nur ein Wort!

Lykonides.             Ich höre nichts. Ihr Büttel, legt ihm Ketten an!

Strobilus. Wenn du mich zu Tode martern ließest, Herr: was hülfe dir's?
Wenn du mich für frei erklärtest, gäb' ich dir, was du verlangst.

Lykonides. Nun, es sei! Wenn du das Gold mir bringst, erklär' ich dich für frei.

Strobilus. Darf ich deinem Worte trauen? Soll ich frei sein?

Lykonides.                                                                             Wie gesagt,
Wenn du mir den Topf mit Gold zur Stelle schaffst, so bist du frei.

Strobilus. Geh' ich nun, den Schaz zu holen!

Lykonides.                                                     Geh und komm alsbald zurück!
(Strobilus geht ab.)

Fünfte Scene.

Lykonides. Strobilus (nach einer Pause mit dem Goldtopfe zurückkehrend). Später Euklio und Eunomia.

Strobilus. Meinen Fund, den Topf mit Golde, bring' ich hier. Nun – komm' ich bald?

Lykonides. Götter! Was erblick' ich hier? Was hab' ich hier in Händen? – He!
Euklio!

Euklio. (noch im Hause)
            Was ist es?

Lykonides.                     Komm sogleich heraus!

Euklio.                                                                   Wer ruft mich hier?

Lykonides. Komm heraus! Die Götter segnen dich! Der Topf ist wieder da.

Euklio. Habt ihr ihn? (O gute Götter!) Oder treibt ihr Spott mit mir?

Lykonides. Nein, wir haben ihn. O komm doch! Fliege hierher, wenn du kannst!

Euklio. Hoher Zeus! Du, meines Hauses großer Lar!»Du, meines Hauses großer Lar.« Die Laren waren die gemeinsamen Schirmgötter aller Familien, und jedes Haus hatte seinen eigenen Lar. Ihnen war der Herd heilig, wo sie in einem Schrein (lararium), bei Vornehmeren auch in besonderen Kapellen und in der Schlafkammer, als Bilderchen von Holz, Stein oder Metall standen. Vor dem Herde ward ihnen an den Kalenden, Nonen und Iden, vorzüglich an den Neumonden, nachdem man sie vorher vom Rauche gereinigt und mit Blumenkränzen geschmückt hatte, mit Weihrauch, Milch, Oel, den Jahresfrüchten und Anderem geopfert; bei wichtigeren Anlässen sühnte sie als gemeineres Opfer ein Ferkel, als gewählteres ein Lamm, selten ein Kalb. Außer diesen häuslichen Laren gab es öffentliche, wie der Hauptstadt Rom, welche denselben den jeweiligen Imperator beigesellte, so jeder anderen Stadt, und der Scheidewege (compita). Ein öffentlicher Lar war der vergötterte Julius Cäsar, wie überhaupt vergötterte Wohlthäter der Menschheit der Römer zu den Laren, der Grieche zu den Heroen zählte. S. Voß zu Virg. Ecl. 1, 6. 43. 9, 24. Du, Königin
Juno! Du, des theuren Schazes theurer Hüter, Herkules!
Endlich habt ihr euch in Gnaden meiner Herzenspein erbarmt.
Guter Topf, mit Wonnethränen schließ' ich dich in meinen Arm,
Küsse dich und drücke dich vieltausendmal an meine Brust!
(er reißt den Deckel des Topfes ab, und betrachtet lüstern die Goldstücke)
Welch ein Anblick! All mein Gram ist hin! Ich athme wieder frei.
Aber wem vor Allen bring' ich des verdienten Dankes Zoll?
Bring' ich ihn den Göttern dar, die gnädig auf uns Menschen schau'n?
Oder meinen wackern Freunden? Oder Beiden? – Beiden, ja!
Dir, Lykonides, zuerst, der dieses Glückes Quelle war!
Dir verehr' ich diesen Goldtopf: laß dir ihn gefallen! Dein
Soll er sein samt meiner Tochter!

Lykonides.                                           Möge dir's und uns gedeih'n!

Strobilus. Aber, Herr, gedenke nun auch mein!

Lykonides.                                                       Du mahnst mich eben recht.
Sei denn frei! Du hast es wohl verdient, Strobil. Jezt aber geh,
Drinnen uns das Mahl zu rüsten. Sieh, wir alle folgen dir!

Strobilus. (zu den Zuschauern)
Auch ihr Herrn hier auf den Bänken, kommt mit uns, und klatschet laut!


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