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Die Wälder

Ganz nah dem Himmel stehen sie,
sind voll des Wissens des uns Unbekannten.
Die tiefste Weisheit haben sie verstanden
in ihrer hingehauchten Melodie:
Stark sind nur die, die sich zusammenfanden,
den Baum besiegt der Sturm, die Wälder nie.

Aus ihrem kühlen Schatten traten
seit Anbeginn die Götter, deren Taten
Licht zeugten dieser dämmerigen Welt,
reich waren an den wunderbarsten Gnaden,
die den entferntesten Gestaden
noch schenkten ihrer Früchte Saaten
für ein erwartungsvolles Feld.

Keusch hüllen sie sich in ihr Dunkel ein
und sind nicht schamlos wie die nackten Wiesen,
die brünstig jeden Sonnenkuß genießen,
dem Weibe gleich, das auf des Bades Fliesen
den Körper läßt ganz Wunsch und Wollust sein.

Gar mancher, dem die Erde Schweres tat,
ging hin und horchte auf der Bäume Rauschen
und wurde tief verinnerlichtes Lauschen
und lächelte ob seiner Zwergennot.
Er fühlte seiner Hoffnung Segel bauschen
und konnte Kraft für seine Schwäche tauschen:
Sieg witternd stieg er in sein Lebensboot,
hob kühn sein Haupt ob aller Nacht und jedem Tod.

In ihren Dämmer wuchs das Düster-Glühende,
das Hirne ineinanderflammen ließ,
das einmal Wahn und einmal Rache hieß
und manches Mal den Weg in eine blühende
und große Zeit mit heller Fackel wies,
da alles Volk, das kämpfende, sich mühende,
frohlockend zog, wie in das Paradies.

Aus ihnen sprang das furchtbare Verderben,
tierwütig brach es raubend in das Land,
warf in die niedren Stuben qualvoll Sterben
und auf die Dächer roten Feuerbrand.
Der, dessen Tag und Tun, klirrend in Scherben
und Trümmern ging durch eine böse Hand,
floh in den Wald und las dort aus den Kerben
der alten Bäume rasendes Verderben,
dem Menschentrug und allem eitlen Tand.
Da ward er kühn durch dieses stumme Werben
und schleuderte sein Hassen in das Land.

Und wiederum kommt alles Stille, Reine,
Sehnsüchtige aus ihrer grünen Fülle
und legt sich um das Rauhe und Gemeine,
als eine zarte, gottbeseelte Hülle.
Die Dörfer, Städte fühlens in den Quadern,
durch die der Wälder Bäume sich wie Adern
hinziehn, durchrauscht von jenem seltnen Blut,
in dem der Urgewalten Kräfte schäumen
und alle Sagen, alle Märchen träumen
von einem Wunder, das darinnen ruht.