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Die wild'n Fräul'n

Sie liegen zwischen roter Wand und Jägerkamm im Schlierseerrevier, zu ihren Füßen dehnt sich der Föllalmkessel. Wie eine aus dem Wogenschwall rings jäh aufgespritzte Welle blitzen sie auf, aus dem satten Grün der Viehweiden, dem glänzenden der Almrauschdickungen, den stählern schillernden Latschen.

Der Form nach sind es zwei spitze Kegel, voll Schrunden, Rinnen, Löcher, unterbrochen von hängenden Beeten glühenden Almrausches, duftender Vanille und im feuchten Schatten gedeihenden Frauenschuhs.

Der eine Kegel ragt kerzengerade, schlohweiß, gewöhnlich schwankt ein zarter Nebelschleier um sein Haupt; der andere, etwas niederer, ist gegen seinen Kameraden geneigt, gerade als ob er an seine steinerne Brust sinken wollte. Der Name, der so weit zurückreicht, als es überhaupt eine Benennung gab, die Formation, die bei Nebel und Dämmerlicht unwillkürlich an riesige Menschenwesen erinnert, ließen mir nie einen Zweifel, was es damit für eine Bewandtnis hat.

Es sind die »seligen Fräulein« der Sage, die im Felsgebirg ihr unheimliches Wesen treiben, die Schutzgöttinnen des Wildes, die Feindinnen der Jäger, die ihn zum Abgrund locken und die todbringenden Lawinen bringen, während sie die Gemsherden in ihren schützenden Nebelschleier hüllen und dem Auge des Verfolgers entziehen – –

Dreißig Jahre sind es jetzt, daß wir uns kennen, manchen Wintersturm haben wir Zusammen erlebt, unzählige Male erglühten sie mir in rosigem Lichte, sie hörten meinen Jubel über einen guten Schuß und mein Fluchen über Gebatz und Unstern – das nietet zusammen wie mit eisernen Klammern, wenn man ein bißt eine Treu im Leibe hat, »selig« oder wild, das tut nichts zur Sache.

*

Im Mai 1880 besuchte ich sie zum erstenmal. Zwei gute Spielhähne balzten auf dem »Melkstadl« der steil zur Föllalm abfallenden Schneide zwischen »wilden Fräulein« und Jägerkamm. Loisl, der Jagdgehilf, hatte sie »stoansicher« ausgemacht.

Wir nächtigten beim alten Michl, dem Senner auf der obern Alm, der die Aussage des Jägers nur bestätigte.

»Der oane falzt net (gerade) auf der ›Mirzl‹, so nannte er beharrlich den geradstehenden Felskegel. »Der andre fallt epas später auf 'n ›Melkstadl‹ ein. I tat mi halt, wenn i du wär, auf der ›Latt'n‹ ansitz'n, nacher kann dir nix aus.«

Die Latt'n war der andre gegen die Mirzl sich neigende Kegel, und als ich ihn betreffs der Etymologie dieses Wortes näher befragt, meinte er, »wird wohl a Loamlatt'n g'moant sei, weil's in d' Ohnmacht fallt«.

Da lag Humor drinnen, die Mirzl und die Latt'n gewannen neues Interesse für mich.

Der Michl war ungemein ehrgeizig auf seine Lacherfolge, so setzte er immer derbere Lichter auf. »Mensch'r san's scho' verfluachte, grab ihr Spiel treib'ns mit die Nebl, bal spitz'ns mit die Köpf außa, daß d' moanst, 's schönste Wetter werd', bal' san's wurzweg drinn' verschwund'n; und wenn's im Summer wettert, nacher muaßt di grad in acht nehma, so saus'n die Blitz dran oba, daß grad im hellicht'n Feuer steh'n. 's ganz rechte hat's net damit, das glaub' i selb'r. Wia i halt sag', koan Verlaß net auf d' Weiberleut'!«

Bevor ich mich auf das Heulager streckte, trat ich vor die Hüttentür. Der Mond stand im dritten Viertel am stahlklaren Firmament. Silberne Schleier rieselten über die »wild'n Fräul'n«, sie standen so ernst und feierlich und sahen so erhaben herab auf den verleumderischen Knecht, daß ich ihnen im stillen jeden bösen Gedanken abbat.

Wir mußten einen weiten Umweg machen, um den Hahn auf der Latt'n nicht zu stören.

Der Mond war schon untergegangen, eine gespenstige Frühdämmerung herrschte, die »wild'n Fräul'n«, nur in der Silhouette sichtbar, ragten kohlschwarz in das Firmament. Es war kein Frühjahrslüfterl, das von ihnen herabwehte.

Auf dem sogenannten »G'schwand«, der steilaufsteigenden Almfläche, gingen wir ein Rudel Gemsen an. Ein schriller Pfiff, das dumpfe Knallen unter den flüchtigen Schalen gelösten Gesteins, dann wieder Stille.

In einer Stunde waren die »Fräulein« umgangen, und wir nahmen dicht zu ihren Füßen, in einem Latschennest, Stand. Die Mirzl glühte ganz leise an, die Latt'n trug auf ihrem Haupt noch den letzten Abglanz des hinter der roten Wand verschwundenen Mondes.

Trotz aller Stille begann für den feineren Kenner schon die Erregung des Morgens, kleine Vögel nestelten in dem Latschengeäst, ein Käfer kroch mir über die Hand, Steine lösten sich in dem noch schneebedeckten Kar, ein zartes karmesinrotes Wölkchen flatterte über die Jägerkammschneid – – horch!

Loisl atmete tief auf und beugte das Haupt vor: Tschui! – tschui – huui –. Auf der Grottentalerschneid' gerade gegenüber – – Der wär' da! Jetzt beginnt's, das grausame Spiel. Wenn der auf der Latt'n nicht aufmacht oder nicht da ist, dann packen wir's an.

Als ob er's gehört hätte, so zornig setzte er ein mit Schleifen und Kollern und Springen, und der Grottentaler bleibt nicht dahinter. Jetzt folgt dem karmesinroten Wölkchen eine ganze feurige Herde, sie schwärmt über dem Almkessel aus und streut ihre zartesten Lichter. Ein Rind brüllt, ein Laden wird lärmend aufgeschlagen. Der Tag ist da!

Der Latt'nhahn muß dicht über uns sein, dann ein Sausen über uns, der Hahn fallt vor uns auf dem »Melkstadl« ein, trippelt, dreht sich, schlägt mit den Flügeln und Sporen und badet sich im jungen Licht, dann hebt er das Köpfchen auf, als ob's der Mirzl gelte, und zischt sein Werbelied.

Wie schwer es mir da oft fällt zu schießen! Dieser Lebensdrang, dieses Herausfluten über seine persönlichen Grenzen, und von drüben die eifersüchtige Antwort.

Wie ein Pfeil von der Sehne schwirrt's über dem Almkessel, der Grottentaler fallt ein. Gefauch und Gefluder, Abstand genommen. Auf die Mensur! Legt euch aus! Los! – Und im Latschenfeld kollert die verliebte Korona.

Die weißen Blütenbukette unter den Haken blitzen auf, die Kämme leuchten, ein strahlender Morgen zieht herauf. Ein Schuß bricht sich rings in den Wänden, kaum weiß ich, daß ich ihn abgegeben.

Den Grottentaler hat sein Schicksal erreicht, ein leises Zittern durchläuft den Vogelleib, die Sporen gereckt liegt er am Rücken.

Der Lattenhahn ist verschwunden, er glaubt wohl den Preis des Sieges verdient zu haben.

»Auf Wiedersehen im Herbst, meine Damen!« Ich ziehe meinen Hut vor der Mirzl und vor der Latt'n und trete, den Hahn am Bergstock, den Heimweg an ins blühende Tal.

*

Wenn die Hirsche schreien! Zeitige, gottgesegnete Weidmannszeit!

Die Berichte der Jäger werden im ganzen Dorf mit größter Spannung erwartet. Das älteste Mütterl am Stock sogar fragt dich nach die »Horner«, und selige Erinnerung strahlt aus manchem faltigen Antlitz, an Alter und Jugendzeit, wo der Maxl oder der Franzl oder der Hiasl selber –

Ganz besonders aber wirkt die Nachricht auf der Wurzhütte, in dieser alten Jägerherberge, da bildet sie den Mittelpunkt jeder Rede. Die Hölzer, die Wegmacher, Fuhrleute und Almenmenschen verzichten auf ihr Fachsimpeln und reden von den »Hornern«; sie sind Kundschafter und Mitgenießer zugleich.

»Also bei die ›wild'n Fräul'n‹ schreit oaner, scho' ganz a guater, der Stimm' nach!« begrüßt mich der Jakl, der Nachfolger des armen Loisl, der seit einem Jahr unter dem Stein im Schlierseer Kirchhof liegt, »gefallen von Wildererhand«. »Müasam is auffi, arg müasam, aber schiaß'n tuan ma.«

Ich erklärte dem Jakl, der, erst seit kurzem im Dienst, die erste Brunft mit einem Herrn mitmachte, daß es für einen Jäger überhaupt nichts zu Mühsames gebe, und jede Anspielung darauf schon unpassend, und beschloß gleich am nächsten Morgen den Aufstieg.

Unrecht hatte er nicht, der Jakl; steil, steinig, sumpfig, von einem Steig kaum eine Spur, »halt recht liab«, wie man zu sagen pflegt, um Derberes zu unterdrücken. Die Laterne Jakls tanzte über all das hinüber, ich hinterher voll der Hoffnung.

Noch von keiner Seite ein Schrei. Um so besser, vielleicht hält er sich dann länger auf der Almlichte.

Gerade da, wo ich den Spielhahn schoß mit dem Loisl, führt der Wechsel den steinigsten Viehtrieb hinauf aus der Föllalm in das mächtige Latschenfeld des Jägerkamms. Eigentlich kann er nicht aus. Die »wild'n Fräul'n« bildeten gewissermaßen einen Zwangswechsel.

Der Spiegel des Spitzingsees tauchte unten aus dem schwarzen Wald, schon spiegelten sich rote Lichter darin. Da ließ sich eine Stimme hören, dem gebrochenen Schall nach von unten, von der Alm her – dann wieder alles still. Die Trennung fiel ihm wohl schwer von den nächtlichen Weiden seiner Lust.

»Aber hoaß!« Jakl wischte sich den feisten Nacken mit dem blau gewürfelten Sacktuch.

Da wären wir glücklich! Immer schon ein Triumph, so einen schiefrigen Berg überwunden zu haben; jetzt kommt der Lohn dafür: der behagliche Sitz unter der Mirzl. Die Erwartung, der dämmernde Morgen. Was kost't die Welt? Nur ein halbes Stündl noch warten – und wie du schimpfst, wenn du ihn glücklich verbatzt hast, oder wie, oder was!

Ich schwor es mir zwar, es diesmal nicht zu tun, aber als die Stimme von vorhin sich der roten Wand zu wieder hören ließ, da verdrückte ich schon den ersten zornigen Fluch zwischen den Zähnen.

»Macht ja nix, san ja no' mehra da!« Dieser Trost Jakls zog nicht.

Ich kannte sehr wohl die Stimme, wir hatten nicht viel bessere im Revier. – – Dann wieder hoffnungslose Ruhe. Über die Mirzl ging es plötzlich wie Rauch, die Latt'n war schon ganz verschwunden, und aus dem Kessel quoll es ganz schwarz.

»Jetzt san ma's!« meinte der Fall.

Nichts ist mir verhaßter bei einem Jäger als dieser Pessimismus. Er bekam den zweiten Rüffel, unsere Stimmung wurde dadurch gerade nicht erhöht.

Der Nebel war nicht dick, die Formen lösten sich und bildeten sich wieder. Einmal blickte man bis auf den Almboden hinab. Es war nicht ohne Reiz, dieser Kampf des Luftigen mit dem Festen, nur der Wille hätte schweigen müssen, der nach Entladung drängt.

Jetzt gingen Steine auf dem Wechsel, ein abgeschlagener »Schneider« natürlich.

Um die Mirzl, zu der ich flehende Blicke emporsandte, brauten die Nebel, plötzlich brach ihre Spitze förmlich durch und bildete ein blaues Loch. Glorienhaft erhob sie gleich darauf das rosige Haupt in den reinen Äther – und da brummelte es schon den Steinweg herauf – Steine schnallen unter Schalen – die Stimme – fast als wenn er's wäre – nur ein Phantom erschien, ein Stück im Nebel formzerflossen – ein Schmalstück der Größe nach, bei dem wird er kaum den Beihirsch lassen.

Und dahinter kommt was, bewegt sich was, die Nebel fliegen auf und ab, ganze Schwadronen branden herauf, ein wilder Kampf, überkugeln, zusammenballen, sich lösen, fliehen – da löst ein mächtiger Schrei. Das Schmaltier wird flüchtig, mir zu, an mir vorbei, ein zweites, drittes – und jetzt – er! Der Held der Almnacht, den Grind dicht am Boden, den Körper träge wiegend.

»Die dritte Kron'!« flüstert Fall mir zu.

Ein Nebelschwall fliegt herauf, verdeckt ihn vollständig – das zerrt an den Nerven – Plötzlich steht er frei, als ob die Mirzl mir eine Fackel angesteckt, so grelles Licht fiel auf ihn. Das Korn steht schon lange in seinem Blatt. Nennt es grausam, unwürdig eines Kulturmenschen, ich hab's auch schon getan weit weg vom Schuß, unter der Mirzl aber im Morgensonnenglanz hätt' ich am liebsten laut aufgejauchzt, als ich ihn im Schnall zusammenbrechen sah, wenn es nicht gegen den Weidmannskodex verstoßen und dem Jakl ein schlechtes Beispiel gegeben hätte.

Drüben im Gewand gingen Gemsen flüchtig und sendeten einen prasselnden Steinregen in den Almkessel.

Es war ein guter Zehner, der am Steinweg lag. Mirzl, Mirzl, warum hast du deinen alten Freund nicht besser bewahrt mit deinen Schleiern!

Ein paar Bergdohlen umflattern sie im schlanken Flug, ihre gellen Rufe ausstoßend, die dem Aufbruch gelten, der unter Jakls blutigen Händen dem gelüfteten Hirsch entquoll.

Erst noch eine frische Pfeife angezündet und das Geweih geprüft, dann geht's mit innerer Befriedigung, als hätte man schon, ehe die Sonne aufging, weiß Gott welchen Segen gestiftet, der Wurzhütte zu, um Träger und Schlitten zu holen.

*

Jetzt war's der 29. November und schon der dritte Tag, den wir mit den »wild'n Fräul'n« vertan, ohne einen Schuß anzubringen.

Sind wir herüben, das ganze G'schwärl drüben im Gewand, haben wir uns drüben glücklich durch den Schnee gequält, alles herüben bei den »wild'n Fräul'n«. Da fängt man an ungalant zu werden. Also heut' zum letztenmal, dann können sie mich – – die verdammten Weibsbilder!

»Bal's dir a rechte Wut einbildst, wirst seh'n, nacher geht's glei' bess'r!« meinte Jakl.

Na, an der Wut fehlte es mir nicht.

Der Schnee wächst bis zur Brust im Lochgraben aufwärts, und immer steiler wird's. Da heißt's, sich einstemmen und die Schneid' nicht verlieren. Der Lochgraben nimmt kein Ende, zuletzt kommt eine gewisse Gottergebenheit über einen, in der man ganz stumpfsinnig weiter steigt. Endlich taucht die Mirzl auf aus dem schwarzen Tann. Jetzt hat sie eine schneeweiße Pelzhaube auf, die ihr herausfordernd schief auf dem Haupte sitzt, und eine schlohweiße Pelzpelerine um die Schultern. Ganz stattlich sieht sie aus, während die Latt'n unter dem Schnee vollends begraben liegt.

Endlich! Das war eine harte Arbeit, und keine Fährte auf dem Melkstadl. Aber der Nebel riß jäh wie ein Vorhang entzwei, und drüben auf der Grottentalerschneid' ging's lebendig zu, zwei Böcke jagten einander, daß der Schnee aufstieb. Ein ganzes Scharl bildete die Korona.

»Das hätt' ma ja wied'r derrat'n mit enkere wild'n Fräul'n!« brozelte unverbesserlich der Jakl.

»Haben wir auch, jeden Augenblick können's da sein!«

Es fehlte ihm noch die zähe Geduld des Jägers.

Zwei Stunden veränderte sich die Situation nicht. Die Sonne schien schon in den Kessel, den letzten Nebelfetzen verjagend. Da verließ der stärkere Bock seinen Gegner, und das Scharl verschwand im Felsenkar, gerade eine steile Steinkulisse schob sich vor und nahm mir die Aussicht. Er erschien nicht, das Scharl verzog sich – alles leer! Die Sonne schien jetzt heiß, aber hinter der Steinkulisse steinelte es immer fort, dann und wann kollerte ein Schneebrocken herunter, eine breite Spur ziehend.

Wir fingen an, den vorspringenden Felsen auf seine Traversierung zu besehen, wahrscheinlich steckt der gute Bock irgendwo dahinter. Also angepackt! Ein Paar kleine Steindeln, die herunter sprangen, erhöhten noch den Eifer.

»Aber Obacht! Bal'st abifallst, derschmeißt' 's di!« klang die angenehme Mahnung Jakls.

Erst war es nicht so schlimm, der Schnee lag fest in der Rinne, die wir zum Anstieg benutzten, bis das Band erreicht war, das uns hinter die Kulisse führen sollte. Von da ab ging's schon schiefriger, der Bergstock, die Büchs, Obacht geben auch noch, daß man keinen Stein ablaßt –!

Jetzt kam ein fades Übergangl, zwei Schritte nur, aber die müssen gemacht werden, oder du mußt zurück. Teufel, war das nicht ein Gemspfiff – noch einer – dicht unter mir? Jetzt ging's aber, was doch die Einbildung macht! Oben stand ich und der Bock kerzengerade unter mir. Er hatte etwas gehört, aber nicht verstanden. Eine Kitzgeiß aber, der sein Bemühen galt, läßt mich nicht mehr aus den Augen und pfeift, und der Bock ist mir verdeckt, und der Platz, auf dem ich stehe, verträgt nicht viel Umschauen.

Wenn sie abwärts flüchtig wird, ist's recht. Das ist die Zeit der Stoßgebete, jeder Jäger kennt sie. Da – die Geiß packt den Berg an, und unter uns rasselt schon Gestein.

Eingetupft! Büchs an die Wang'! Der Jakl stemmte seinen Bergstock vor meinen Fuß, um ihm mehr Halt zu geben – da steigt er herauf, zwischen Sorge und Begierde schwankend. Irgendein Unheil ahnt er. Den schwarzen Körper bläht die Kraft, jede Muskel federt, der Adel der Freiheit spricht aus dem ganzen Wesen: das ist der Berg, der Fels, der Abgrund, der tosende Fall, die duftende Almrose, der Sturm, die Lawine, die alte Wettertanne.

Der Schuß grollt durch den Kessel, der Gamsbock stürzt im Rauch, in einer Schneewolke geht's herab bis zur Alm. Und das gehört zum Gebirge, das für Männer aufgebaut, um ihre Kraft daran zu erproben, nicht für Klageweiber.

Die Kruken mittala (mittelmäßig), der Bart aber prachtvoll: lang, voll und reifig.

Der Mirzl ist jetzt die Pelzhaube ganz vom Kopf gerutscht, oder hat sie die aus lauter Respekt gezogen? Ich erwiderte den Gruß und rief ihr ein Wiedersehen zu im nächsten Jahre!


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