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[Die weite Heimreise]

Der Barraum einer Spelunke im Londoner Hafenviertel – ein schmutziges, dürftiges Lokal, von Petroleumlampen an den Wänden matt erleuchtet. Links der Bartisch. Weiter vorn eine Tür, die in einen Nebenraum führt. Rechts Tische und Stühle. Hinten eine Tür zur Straße.

Ein schlampiges Barmädchen mit einem dummen, vom Trinken aufgeschwemmten Gesicht wischt den Bartisch ab. Ihr Arm bewegt sich mechanisch hin und her, ihre Augen sind halb geschlossen, sie döst im Stehen. Am anderen Ende des Bartisches steht der dicke Joe, der Wirt, ein grober Koloß mit einem mächtigen Bauch. Sein Gesicht ist rot und aufgedunsen, seine kleinen Schweinsaugen versinken in Fettpolstern. Die dicken Finger seiner plumpen Hände sind mit billigen Ringen überladen, und eine goldene Uhrkette, dick wie ein Kabel, zieht sich über seine karierte Weste.

An einem der vorderen Tische sitzt ein junger Mann mit hängenden Schultern und raucht eine Zigarette. Sein Gesicht ist teigig, der Mund charakterlos, seine Augen sind verschlagen und grausam. Er trägt einen schäbigen, einstmals billig-eleganten Anzug, dazu Halstuch und Mütze.

Es ist etwa neun Uhr abends.

Joe gähnt: Gott verflucht, 's Geschäft ist aber heut abend flau. Weiß der Henker, was los is. 's is wie 'n verdammtes Grab. Wo steckt nur das ganze Matrosenvolk, möcht ich wissen? Mit erhobener Stimme. Hallo, du, Nick! Nick wendet sich gleichgültig um. Wie heißt denn das Schiff, das nachmittags am Dock da unten angelegt hat?

Nick lakonisch: Glencairn. – Kommt von Buenos Aires.

Joe: Hat die Mannschaft schon ihre Heuer?

Nick: Heut nachmittag haben sie Heuer gefaßt, haben sie mir gesagt. Ich hab mich an Bord gemacht und sie mir angesehn. Hab ihnen auch 'n paar von deinen Karten dagelassen, jawoll. 'n paar haben fest zugesagt und wolln heut abend herkommen – wenigstens die ihre Zeit weghaben.

Joe: Haben Zweijährige abgemustert?

Nick: Vier – drei Engländer und 'n Schwede.

Joe entrüstet: Und du bist abgezogen und hast sie da gelassen? Wo ich dich zahlen tu, daß du sie herschleifst!

Nick knurrt: Was du schon viel bezahlst! Ich hetz mich für niemand durch die ganze verdammte Stadt, verstanden?

Joe: 's geht ja doch nich nur um mich. Geb ich dir nich immer dein Teil ab, gut und recht, wie Mann zu Mann?

Nick höhnisch: Tja, weil de mußt.

Joe: Muß? Meinste? Wieviel wärn froh, wenn se mit dir tauschen könnten, mein Junge!

Nick: So? Und die Greifer, die mich ins Kittchen bringen können, von wegen Schleppen und so?

Joe entrüstet: Bei uns wird nich geschleppt.

Nick sarkastisch: Ach nee! Nich die Spur!

Joe einigermaßen verlegen: Nu wenn schon, hin und wieder, wenn keine Kundschaft da is. Um seine Verwirrung zu verbergen, wendet er sich gereizt dem Barmädchen zu. Sie wischt immer noch den Bartisch, ihr Kinn ist auf die Brust gesunken, sie ist halb eingeschlafen. Los, du Trine, jetzt is genug! Du wischst und wischst schon seit 'ner Stunde die verflixte Bar. Raus mit dir! Wild kann man werden, wenn man dir zusieht.

Mag fängt an zu schluchzen: Auu, ich krieg's mit der Angst, wenn Sie mich so anbrüllen, Joe! Ich bin kein schlechtes Mädchen nich, wirklich nich. Weiß Gott, ich tu für Sie, was ich kann. Sie bricht in einen Tränenstrom aus.

Joe grob: Hör auf zu flennen! Und jetzt raus mit dir!

Nick kichert: Sie is besoffen, Joe. Hast dich voll Gin laufen lassen, Mag?

Mag hört sofort zu weinen auf und geht wütend auf ihn los: Du Meckerheini du! 'n Maulkorb gehört dir, jawohl! Was läßt du dein widerliches Mundwerk gegen 'ne ehrliche Frau los, die dir nie was getan hat. Fängt wieder an zu schluchzen. Schimpft mich wie 'n Hund, weil ich krank bin und 's mir mies geht.

Joe: Jetzt aber raus mit dir! Schieb ab nach oben und penn dich aus. Ich weck dich, wenn ich dich brauche. Weck oben die beiden Mädels, 's is halb zehn und Zeit, daß jemand kommt, sag ihnen das, hörst du?

Mag stolpert zur Tür links, schluchzend: Ja, ja, ich hör schon. Weiß Gott, was aus mir werden soll, so krank bin ich. Sie wird's viel scheren, wenn ich abkratze, was? Geht ab.

Joe denkt noch immer über Nicks Lässigkeit nach. Nach einer Pause: Vier Zweijährige abgeheuert, die verdammten Taschen voll Geld – und du läßt sie durch die Finger. Schüttelt betrübt den Kopf.

Nick ungeduldig: Quatsch doch nicht! Sie haben versprochen, sie kommen. Im nächsten Augenblick werden sie hereinspazieren, sag ich dir. 's is ja noch früh am Abend. Leise. Hast du die Tropfen? Vielleicht brauchen wir sie.

Joe holt ein Fläschchen unter dem Bartisch vor: Ja, da sind sie.

Nick befriedigt: Is gut. Seine unsteten Augen durchtasten den Raum. Dann winkt er Joe heran, der an seinen Tisch tritt und sich setzt. Warum ich wegen der Tropfen gefragt hab? Den Käptn von der Amindra hab ich heut nachmittag gesehn.

Joe: Die Amindra? Was für 'n Schiff is das?

Nick: Verdammter Kasten – 'n Segler – vollgetakelt – mit Skysegeln – weiß gestrichen – liegt seit 'nem Monat am Kai. Du kennst 'n.

Joe: Ach ja. Weiß schon.

Nick: Der Käptn sagt, er braucht unbedingt 'nen Mann – aber heut nacht noch. Morgen bei Tagesanbruch gehen sie in See.

Joe: 's gibt doch genug, die herumlungern und auf 'n Schiff warten, sollt ich meinen.

Nick: Aber nicht auf das Schiff, du alter Bock. Der Käptn und der Maat sind verdammte Schinder, und dazu geht's ums Kap Horn. Auf der letzten Reise haben sie die Leute halb verhungern lassen, und keiner traut sich da noch anzuheuern. Nach einer Pause. Ich hab dem Käptn bestimmt versprochen, ich werd ihm heut nacht noch einen besorgen.

Joe zweifelnd: Und wo willst du den herkriegen?

Nick mit einem Zwinkern: Ich dacht an einen von der Glencairn – einer, der abgeheuert hat und herkommt.

Joe grinst: Das war 'n feiner Fang, bei Gott. Er runzelt die Stirn. Wenn sie nur herkommen.

Nick: Kommen schon und werden elendig besoffen sein, wirste schon sehn. Lautes, lärmendes Singen von der Straße her. Klingt, als ob sie's wären. Er öffnet die Tür nach der Straße und späht hinaus. Gott verdammt, da sind sie alle viere! Wendet sich triumphierend an Joe. Was sagste nu? Die suchen dein Lokal. Ich geh und hol se. Er geht hinaus.

Joe stellt sich hinter dem Bartisch in Positur und setzt sein öligstes Lächeln auf. Einen Augenblick später öffnet sich die Tür und es treten ein: Driscoll, Cocky, Iwan und Olson. Driscoll ist ein großer, kräftiger Ire, Cocky ein verschrumpelter Zwerg mit einem spärlichen grauen Schnurrbart, Iwan ein ungeschlachter Bauerntölpel, Olson ein vierschrötiger Schwede in den Vierzigern, mit kindlich runden blauen Augen. Die ersten drei sind alle schwer betrunken, besonders Iwan, der nur mühsam seine Beine regiert. Olson ist vollständig nüchtern. Alle tragen ihre schlechtsitzenden An-Land-Kleider und sehen darin recht unbehaglich aus. Driscoll hat seinen steifen Kragen aufgeknöpft, dessen Enden seitwärts abstehen. Die Krawatte hat er verloren. Nick schleicht hinter ihnen ins Zimmer und setzt sich an einen Tisch im Hintergrund. Die Seeleute nehmen an einem Tisch im Vordergrund Platz.

Joe mit gemachter Herzlichkeit: Schiff ahoi, Jungs! Freut mich, euch wohlbehalten zu Haus zu begrüßen.

Driscoll dreht sich schwankend um und stiert ihn über den Bartisch an: Ha so! Du bist's? Sieht sich um, als erkenne er den Ort wieder. Wahrhaftig, dasselbe verdammte Rattenloch. Ich weiß wieder: vor fünf oder sechs Jahren habt ihr mir hier meinen letzten Schilling abgenommen, als ich schlief. Mit plötzlicher Wut. Verflucht noch mal, komm mir nicht mit einem von deinen schuftigen Streichen, sonst ... Er schüttelt die Faust gegen Joe.

Joe unterbricht schnell: Sie müssen sich irren. Hier ist ein ehrliches Lokal.

Cocky spöttisch: Ja so! Und du bist wohl ein reiner Engel, was?

Iwan nimmt unsicher seinen steifen Hut ab und setzt ihn wieder auf. Klagend: Es gefäällt mir hin nich.

Driscoll tritt an den Bartisch – genau so liebenswürdig, wie er einen Augenblick vorher wütend war: Na, is ja egal. Is ja allens vergessen und vergangen. Ich bin nich der Mann, wo nachträgt, und wo's meine erste Nacht an Land is und ich besoffen bin wie'n Lord! Streckt Joe seine Hand hin, die dieser behutsam schüttelt. Wir wollen alle was trinken, schätz ich. Whisky für uns drei – Irish Whisky!

Cocky höhnisch: Und 'n Glas Ingwerbier für unsern Tugendengel da. Er weist mit dem Daumen auf Olson.

Olson grinst gutmütig: Tja, ich bin mal 'n guter Junge gewesen heut nacht.

Driscoll brüllt und deutet auf Nick, während Joe die Getränke an den Tisch bringt: Und frag den Schlepperssohn von einem Schlepper da, was er haben will – und sauf selber, was du willst. Er zieht einen Sovereign aus der Tasche und haut ihn auf die Bar.

Nick: Gib mir 'n großes Bier, Joe.

Joe zieht das Bier ab und stellt es auf das entfernte Ende des Bartisches. Nick kommt hinüber und holt es. Joe zwinkert ihm bedeutungsvoll zu und nickt zur Türe links. Nick signalisiert zurück, daß er verstanden hat.

Cocky das Glas in der Hand – ungeduldig: Verflucht trocken bin ich! Hebt das Glas gegen Driscoll. Prost, alter Freund, prost!

Driscoll steckt das Wechselgeld ein, ohne nachzuzählen: Prost! Und soll der Teufel diesen Hund von Bootsmann holen! Er trinkt.

Cocky: Jawoll. Der Schlag soll ihn treffen! Er leert sein Glas.

Iwan halb schlafend: Is gut.

Er stürzt sein Glas in einem Zug hinunter. Olson schlürft sein Ingwerbier. Nick nimmt einen Schluck von seinem Bier, geht dann um den Bartisch herum, links ab durch die Tür.

Cocky zieht einen Sovereign: He, du, Dicker, noch eins!

Joe: Dasselbe, Jungs?

Cocky: Jawoll.

Driscoll: Nee, du Wanze, mir 'n Bier. Ich bin trocken wie 'n Kalkofen.

Iwan steht plötzlich torkelnd auf und wirft dabei fast den Tisch um: Es gefäällt mir hirr nich. Will ich Mätchen sehn – viele Mätchen. Kläglich. Es gefäällt mir hirr nich. Will ich mit Mätchen tanzen.

Driscoll wirft ihn mit einem Schlag in seinen Stuhl zurück: Halt's Maul, du russischer Pavian! Was willst du denn mit 'm Mädchen anfangen in deim Suff?

Iwan schluchzt einen unverständlichen Protest und schläft plötzlich ein.

Joe bringt die Getränke – und sieht Olson an: Und Sie, Bester?

Olson schüttelt den Kopf: Für diesmal nix, dank Ihn' schön.

Cocky spöttisch: Er spart sein Geld, wahrhaftigen Gotts! Geht heim zu Muttern. Will sich so 'n verdammten Hof kaufen und Dreck schaufeln, das will der! Spuckt entrüstet aus. 'n komischer Kauz für 'nen Matrosen, hol's der Henker!

Olson mit gleichem gutmütigem Grinsen: Tjä, das is, was mir gefällt. Als Jung war ich lang auf 'nem Hof.

Driscoll: Laß ihn in Ruh, du Blutegel! 's tut mal gut, 'nen Menschen mit Grips im Hirn zu sehen, statt ewig uns verdammte Narren. Ich wollt, ich hätt irgendwo 'ne Mutter. Dann wär ich vielleicht jetzt nich besoffen in dieser verdammten Spelunke.

Cocky fängt kläglich an zu heulen: Ach red doch bloß nich so, Drisc! Ich kann's nich hören. Nie nich hab ich 'ne Mutter gehabt!

Driscoll: Halt's Maul, du Affe, und mecker nich. Wenn du jetzt deine abscheuliche Visage sähst, mit der großen roten Nase drin und ganz verzogen, zeitlebens würdest du nich mehr heulen. Beginnt ein Lied zu johlen.

Wir sind die Jungens von Wexford
Wir kämpfen gegen Kron' und Lord!

Zum Teufel mit Ulster! Er trinkt, die anderen folgen seinem Beispiel. Und ich werd jeden Mann von London stellen, der drauf nicht trinken will.

Starrt Joe böse an, worauf dieser sein Bier hinuntergießt. Nick tritt durch die Tür links wieder ein, kommt auf Joe zu und flüstert ihm etwas ins Ohr. Der nickt befriedigt.

Driscoll sieht sie finster an: Was für'n schuftiges Stück heckt ihr jetzt aus, ihr zwei da? Ballt seine muskulöse Faust. Macht faires Spiel oder ihr bekommt's mit mir zu tun!

Joe hastig: Aushecken? Keine Spur! Verrecken will ich, wenn das nich die reinste Wahrheit ist.

Nick deutet auf den schnarchenden Iwan: Ihr Kamerad dort hat doch nach Mädchen verlangt, und da dacht ich, 's wär Ihnen recht, wenn sie runterkämen und ein'n mit Ihn'n trinken.

Joe zwinkert schmunzelnd: Hübsche, gesunde Mädels sind's, nicht wahr, Nick?

Nick: Ja.

Cocky: Ach! Ich kenn eure Mädels, blind wird man, wenn man sie ansieht. Laß mich in Ruh mit deinen verdammten Mädels, Dicker. Ich und Drisc kennen 'n Haus, nicht wahr, Drisc?

Driscoll: Jawohl, das tun wir. Wir ziehen auch gleich los. Da gibt's Musik und 'n kleinen Tanz, daß ei'm munter wird.

Joe: Der Nick hier kann euch auch was spielen, stimmt's, Nick?

Nick: Ja.

Joe: Und da im Zimmer nebenan könnt ihr tanzen.

Driscoll: Hurra! Das läßt sich hören.

Freda und Kate treten von links ein. Freda ist eine kleine blasse Blondine. Kate dick und dunkel.

Cocky zu Driscoll: Gott verflucht, sieh sie nur an! Scheußlich, was?

Die Frauen kommen mit ihrem besten starren Lächeln an den Tisch.

Freda mit rauher Stimme: Hallo, Jungs!

Kate: Gute Reise gehabt?

Driscoll: Nee, faul; aber is ja egal. Na, willkommen, wie man so sagt, setzt euch und was wollt ihr haben für 'n Durst? Zu Kate. Setz dich zu mir, Liebling – wie heißt du denn?

Kate grinst dumm: Kate. Sie tritt neben seinen Stuhl.

Driscoll legt den Arm um sie: 'n guter irischer Name, aber du bist 'ne Englische, sieht man ja an deinem Bau, hol's der Henker. Na, wenn schon. Dick bist de, Katie, mein Liebling, und ich konnt dünne Weiber nie ausstehen.

Freda beglückt ihn mit einem giftigen Blick und setzt sich zu Olson.

Was willst du trinken?

Olson: Nee, Drisc. Das zahl ich.

Er nimmt einen Pack Banknoten aus einer Innentasche und legt eine Note auf den Tisch. Joe, Nick und die Frauen verschlingen das Geld mit den Augen. Iwan schnarcht noch lauter.

Freda: Wecken Sie Ihren Freund doch auf. Gott, wie ich das Schnarchen hasse.

Driscoll tritt sofort in Aktion, haut Iwan den Hut über die Ohren: Hörst du nicht, daß die Dame mit dir spricht, du russischer Lümmel? Die einzige Antwort ist Schnarchen. Driscoll zieht die zerschlagenen Reste des Hutes von Iwans Kopf und schlägt sie ihm nochmal über die Ohren. Aufstehn, du besoffenes Vieh!

Iwan schnarcht weiter. Die Weiber kichern. Driscoll schüttet Iwan den Rest seines Bieres ins Gesicht. Der Russe wacht sofort auf und sprudelt. Brüllendes Gelächter.

Iwan entrüstet: Ich sag euch – das gefäällt mirr nich.

Cocky: Du sollst das gute Bier nich so verschwenden, Drisc.

Iwan brummt: Ich sag euch – das is nich recht.

Driscoll: Deine eigne Schuld, Iwan. Erst stöhnst de nach Mädchen, und wenn sie da sin', hockst de da und grunzt wie'n Schwein. Haste denn gar keine Manieren?

Iwan scheint die Frauen jetzt erst zu bemerken und grinst einfältig.

Kate lacht ihn aus: Hallo, alter Freund, was macht Rußland?

Iwan hocherfreut, greift in die Tasche: Ich zahl dir 'n Drink.

Olson: Nee. Diesmal zahl ich. Zu Joe. He, du!

Joe: Na, was soll's sein, Kate?

Kate: 'n Gin.

Freda: Brandy.

Driscoll: Und für uns Irish Whisky – außer für unsern Mäßigkeitsapostel, Gott steh ihm bei.

Freda zu Olson: Sie trinken nicht?

Olson halb beschämt: Nee.

Freda lächelt verführerisch: Da ham Se recht. Sie sind vernünftig. Ich leist' mich auch nur hin und wieder 'nen Kleinen für die Gesundheit.

Joe bringt die Drinks und Olsons Wechselgeld. Cocky sieht schwankend auf und hebt sein Glas.

Cocky: Ich weiß 'n feinen Spruch für euch: die Damen, Gott verf... Er zögert und verbessert sich dann, mißgünstig. Na, Gott segen sie schon.

Kate kichert albern: Huch – Sie! Das is nich, was Sie sagen wollten, ein Schlimmer sind Sie!

Sie trinken alle.

Driscoll zu Nick: Du wolltst uns doch was spielen, was is damit?

Nick: Kommen Sie man nebenan. Sie werden's dann schon hören.

Driscoll steht auf: Na kommt, alle Mann. Er soll uns was spielen, und wir wolln tanzen, wenn ich nich zu besoffen bin zum Tanzen, Gott steh mir bei.

Cocky und Iwan stehen schwankend auf. Iwan kann kaum stehen. Er schielt nach Kate und kichert betrunken vor sich hin. Von Nick geführt, gehen sie alle drei links durch die Türe ab. Kate folgt ihnen. Olson und Freda bleiben sitzen.

Cocky ruft über die Schulter zurück: Komm doch mit tanzen, Ollie.

Olson: Tja, ich komm. Er schickt sich an aufzustehen. Vom Nebenzimmer ertönt eine Ziehharmonika und Driscolls wildes Johlen. Darauf ein schweres Getrampel.

Freda: Ach, gehn Se man nich da rein. Bleiben Se hier und erzählen Se doch mit mir. Die sind ja alle besoffen, und Sie trinken doch nich. Lächelt zu ihm hinauf. Sonst mein ich, Sie mögen mich nich, wenn Se da reingehen.

Olson verwirrt: Nee, Frölln Freda, das mein' Sie mal nich. Das tu ich nich – ich will sagn, ich mag Sie ja.

Freda lächelt und legt ihre Hand über die seine auf den Tisch: Und ich mag Sie. Sie sind 'n Gentleman. Sie besaufen sich nich und beschimpfen die armen Mädels nich, die 'n schweres und unglückliches Leben haben.

Olson erfreut, aber mehr noch verwirrt – scharrt mit den Füßen: Ich bin aber oft besoffen gewesen, Frölln Freda.

Freda: Warum trinken Sie dann jetzt nich? Sie wechselt einen raschen fragenden Blick mit Joe, der ihr zunickt, dann fährt sie einschmeichelnd fort. Erzählen Sie mir doch was von sich.

Olson grinst: Tja, was is da zu erzähln, Frölln Freda? Ich bin 'n armes Luder von Matrose gewesen. Weiter nischt.

Freda: Wo sind Se denn her – Norwegen? Olson schüttelt den Kopf. Dänemark?

Olson: Nee. Nu raten Se nochmal.

Freda: Dann muß es Schweden sein.

Olson: Tja. Ich bin in Stockholm geboren.

Freda heuchelt große Freude: Ach, is das komisch! Ich bin auch da geboren – in Stockholm.

Olson erstaunt: Sie sind aus Schweden?

Freda: Ja; man sollt's nich meinen, aber 's is bei Gott wahr. Sie klatscht entzückt in die Hände.

Olson strahlt: Sprechen Sie Schwedisch?

Freda versucht traurig zu lächeln: Nö. Wissen Se, meine Ollen haben nach England gemacht, wo ich noch 'n Baby war, und haben schon Englisch gesprochen, wie ich zu reden anfing. Drum hab ich nie Schwedisch gelernt. Traurig. Schade. Mit einem Lächeln. Jetzt würden wa uns mächtig amüsieren, wenn ich's könnte, nüch?

Olson: Tja, manchmal hört man's gern, die alte Sprache.

Freda: Jawoll. 's geht nichts über die Heimat, sag ich. Gehn Se rauf da nach – nach Stockholm, vor der nächsten Fahrt?

Olson: Tja. Ich fahr von hier nach Stockholm. Stolz. Als Passagier!

Freda: Und da oben machen Se Ferien und gehn dann auf 'n andres Schiff?

Olson: Nee. Ich geh nie wieder in See. Ich hab für mein Lebtag genug von der See – nix als schwere Arbeit und wenig Geld. Schuften, schuften, schuften an Bord. Ich will nich mehr.

Freda: Ja, ich kapier. Darum haben Se's Saufen gelassen.

Olson: Tja. Grinst. Wenn ich sauf, bin ich auch besoffen, und mein Geld is weg.

Freda: Aber wenn Se nich mehr als Matrose fahren wollen, was fangen Se denn an? Se sind Ihr ganzes Leben doch Matrose gewesen? Nich?

Olson: Nee. Ich hab auf 'nem Hof gearbeitet, bis ich achtzehn war. Das tu ich gern – 's is 'n schönes Arbeiten – auf 'nem Hof.

Freda: Aber is Stockholm nich 'ne Stadt genau wie London? Da gibts doch kein' Hof, oder doch?

Olson: Wir – mein Bruder und meine Mutter – Vater ist tot – leben auf 'nem Hof dicht bei Stockholm. Jetzt hab ich Geld genug. Ich geh zurück mit dem Lohn von zwei Jahren. Ich kauf noch Land zu und arbeit auf 'm Hof. Grinst. Keine See mehr, kein Dreckfraß, kein Sturm mehr – nur 'n schönes Arbeiten.

Freda: Ach, is das scheen! Se wer'n wohl auch heiraten?

Olson sehr verwirrt: Weiß nich. Möcht schon, wenn ich 'n nettes Mädchen find, warum nich?

Freda: Haben Se nich vielleicht 'n Mädel da in Stockholm? Ich wett, Se haben.

Olson: Nee. Einmal hatt ich wohl 'n nettes Mädel, bevor ich auf See gegangen bin. Aber ich bin auf Schiff und komm nich wieder und sie heirat' 'n andern Kerl. Er grinst verlegen.

Freda: Na, es is doch nett für Sie, daß Se heimkommen.

Olson: Tja. Denk ich auch.

Ein Poltern im Zimmer links, und die Musik bricht jäh ab. Einen Augenblick später erscheinen Cocky und Driscoll, die die leblose Gestalt Iwans zwischen sich stützen. Er ist im letzten Stadium der Betrunkenheit und unfähig, ein Glied zu bewegen. Nick folgt ihnen und setzt sich an den Tisch im Hintergrund.

Driscoll er und Cocky schwanken im Zickzack zum Bartisch hin: Ich glaub, er ist tot, denn er is schlapp wie 'ne verfluchte Leiche.

Cocky schnauft: Leicht is er nich, verdammt nochmal.

Driscoll schlägt Iwan mit der Hand ins Gesicht: Wach auf, du Satan du. Nutzt nich. Die Trompeten von Jericho würden ihn nich wecken. Zu Joe. Gib mir was zu trinken. Ich krepier vor Durst. Das da is 'n schweres Stück Arbeit.

Joe: Whisky?

Driscoll: Irish Whisky, du Trottel.

Er legt eine Münze auf den Bartisch. Joe bedient Cocky und Driscoll. Sie trinken und schwanken dann zu Olsons Tisch hinüber.

Olson: Nu setz dich und ruh man 'n büschen aus, Drisc.

Driscoll: Nee, Ollie, wir wollen den Jungen heimschaffen und ins Bett packen, 's spät in der Nacht für so 'n Jung. Und ich möcht ihn nich in dem Loch hier lassen, wo er stinkbesoffen is und mit 'm vollen Lohn im Sack. Droht Joe mit der Faust. Ho, ich kenn deine Streiche, alter Freund!

Joe mit gekränkter Miene: Da fangen Sie schon wieder an – beleidigen 'nen ehrlichen Mann.

Cocky: Ho, hör dir den an! Hau ihm in die Fresse, Drisc.

Olson möchte gern einen Streit vermeiden und steht auf: Ich helf euch Iwan ins Logierhaus bringen.

Freda protestiert: Ach, Sie wolln mich doch nich verlassen, was? Wo wir so nett am Erzählen warn.

Driscoll zwinkert: Hörst de, was die Dame sagt, Ollie? Du bleibst man besser da, mein nüchterner Kavalier. Wir kommen ohne dich aus. 's nur 'n kleines Stück Weg, und wir sind zwei starke Leute, auch im Suff noch. Wir schaffen die Leiche noch. Aber die Tür kannst uns aufmachen, Ollie. Olson geht zur Tür und öffnet sie. Komm, Cocky, und schlaf nich selber ein. Sie torkeln zur Tür hin. Beim Abgehen ruft Driscoll über die Schulter zurück. Wir sind gleich zurück. Wart man hier, Ollie.

Olson: Na gut. Ich warte, Drisc.

Er steht unschlüssig in der Tür. Joe macht Freda heftige Zeichen, ihn zurückzubringen. Sie geht zu ihm hin und legt ihren Arm um Olsons Schulter. Joe winkt Nick an die Bar. Sie flüstern aufgeregt miteinander.

Freda schmeichelnd: Du willst mich doch nich verlassen, Liebling? Darauf gereizt. Um Gottes willen, mach die Tür schon zu! Ich frier mich zu Tod in dem Nebel.

Olson kommt mit einem Ruck zu sich und schließt die Tür.

Olson demütig: Verzeihen Sie, Frölln Freda.

Freda führt ihn zum Tisch zurück, hustet: Kauf mir 'nen Brandy, ja? Mir ist so kalt.

Olson: So viel Sie wolln, Frölln Freda, was Sie man wolln. Zu Joe, der immer noch Nick Anweisungen zuflüstert. He, Joe! 'nen Brandy für Frölln Freda. Er legt ein Geldstück auf den Tisch.

Joe: Jawoll. Er schenkt ein und bringt das Glas an den Tisch. Auch was für Sie, Kamerad?

Olson: Nee. Ich glaub lieber nich. Er deutet grinsend auf sein Glas. Das hier is doch man nur Gurgelwasser, was? Er lacht.

Joe hoffnungsvoll: Na, trinken Se man 'nen Männerschluck.

Olson: Möcht schon – aber nee. Wenn ich einen hab, hör ich nich mehr auf. Er lacht wieder.

Freda auf einen bösartigen Stoß von Joes Ellbogen hin: Ach, nimm doch was. Allein macht's mir kein Spaß.

Olson: Na, dann 'n Ingwerbier, 'n kleines.

Joe geht hinter den Bartisch und gibt Nick ein Zeichen, an ihren Tisch zu gehen. Nick tut es und stellt sich so, daß der Matrose nicht sehen kann, was Joe tut.

Nick um Konversation zu machen: Wo sind denn Ihre Kameraden hin?

Joe gießt den Inhalt des Fläschchens in Olsons Glas.

Olson: Sie schaffen Iwan, den Besoffenen da, ins Bett. Aber sie kommen zurück.

Joe bringt Olsons Glas an den Tisch und stellt es vor ihn hin.

Joe zu Nick, böse: Man los doch. Was trödelst de? Was stehste da?

Nick: Man keene Bange nich. Ich geh schon. Er eilt zur Tür hinaus.

Joe kehrt an seinen Platz hinter dem Bartisch zurück.

Olson nach einer Pause, beunruhigt: Ich mein, ich sollt ihnen nachgehn. Cocky is auch sternhagelvoll, und Drisc ...

Freda: Ach, der große Ire ist all right. Hast du nicht gehört, sie wollen bestimmt zurückkommen, und du sollst auf sie warten?

Olson: Tja. Aber wenn sie nich bald kommen, mein ich, ich seh doch nach, ob sie im Logierhaus gelandet sind.

Freda: Wo ist denn das Logierhaus?

Olson: 'n kleines Stück die Straße lang.

Freda: Du wohnst auch da?

Olson: Tja – bis der Dampfer nach Stockholm geht. In zwei Tagen.

Freda blickt zwischendurch immer wieder zu Joe, während sie krampfhaft Olson zum Reden zu bringen sucht, damit er sein Vorhaben, den anderen nachzugehen, vergißt: Na, deine Mutter wird sich aber freuen, dich wiederzusehen. Olson lächelt. Weiß sie denn, daß de kommst?

Olson: Nee. Ich dachte, ich wollt se lieber überraschen. Aus Bonos Eres hab ich geschrieben, aber nichts von gesagt, daß ich nach Haus komme.

Freda: Muß woll schon alt sein, deine alte Dame?

Olson: Zweiundachtzig is sie. Er lächelt im Gedanken an sie. Wissen Sie, Frölln Freda, ich hab meine Mutter und meinen Bruder schon nich mehr gesehn – tja – muß mal rechnen – zählt mühsam an den Fingern nach – über zehn Jahre muß es her sein. Ich schreib hier und da, und sie schreibt oft; und mein Bruder schreibt mir auch. Meine Mutter sagt in allen Briefen, ich soll gleich kommen. Mein Bruder schreibt's auch. Ich soll ihm auf 'm Hof helfen. Ich schreib immer zurück, ich komm bald; und nach jeder Fahrt nehm ich's mir vor, nach Haus zu gehn. Aber dann komm ich an Land, nehm 'nen Schluck, und noch ein' und noch ein', dann bin ich besoffen, mein Geld is alles weg, und ich muß wieder auf Fahrt. Da hab ich mir diesmal gesagt: Kein Schluck, Ollie, sonst kommste wieder nich heim. Und diesmal will ich heim. Ich hab richtig Heimweh nach dem Hof und will meine Leute wieder sehn. Er lächelt. Grad wie 'n kleiner Jung hab ich Heimweh. Drum läpper ich heut nichts als das Gurgelwasser da. Er bricht in ein brüllendes kindliches Gelächter aus und wird dann plötzlich ernst. Wissen Sie, Frölln Freda, meine Mutter is recht alt geworden, und ich will sie sehn. Sonst stirbt sie weg und ich hätt sie niemals ...

Freda gegen ihren Willen gerührt: Ach, red doch nich so. Ich halt's einfach nicht aus, wenn jemand vom Sterben spricht.

Die Tür zur Straße wird geöffnet, und Nick tritt ein, von zwei brutal aussehenden, schäbig gekleideten Männern gefolgt. Die beiden tragen Halstücher und haben die Mützen tief ins Gesicht gezogen. Sie setzen sich an den Tisch nächst der Tür. Joe bringt ihnen drei Glas Bier. Es folgt eine geflüsterte Beratung mit vielen Blicken zu Olson hin.

Olson will aufstehen, beunruhigt: Ich denk, ich will doch rüber zum Logierhaus. Ich denk, da stimmt was nich mit Drisc und Cocky.

Freda: Ach, geh nich fort. Die können schon auf sich selber aufpassen. Sind doch keine kleinen Kinder. Wart noch 'n Moment. Du hast ja noch nichts getrunken.

Joe tritt rasch an den Tisch und deutet mit dem Daumen auf die Männer im Hintergrund: Einer von denen da will mit dir trinken.

Freda: Na schön. Zu Olson. Aber erst trinken wir. Sie hebt ihr Glas. Er tut dasselbe. Jetzt weiß ich 'n Spruch für dich: Viel Glück mit dei'm verfluchten Hof, und leb lang und vergnügt drauf. Skohl!

Sie stürzt ihren Brandy hinunter. Er trinkt die Hälfte seines Glases aus und verzieht das Gesicht.

Olson: Skohl! Er stellt sein Glas hin.

Freda mit gespielter Entrüstung: Gefällt dir mein Spruch nich?

Olson grinst: Tja. 's ist sehr gütig von Ihnen, Frölln Freda.

Freda: Dann trink aus, ich hab's auch getan.

Olson: Na – stürzt den Rest hinunter – meinetwegen! Er lacht.

Freda: Fein hast du das gemacht!

Einer der Schläger lachend: Amindra, ahoi!

Nick warnend: Schsch!

Olson dreht sich auf seinem Stuhl um: Amindra? Is die im Hafen? Bin mal drauf gefahren – lange her – 'n Dreimaster, vollgetakelt, mit Skysegeln? Is das das Schiff, was Sie meinen?

Der Schläger grinst: Ja, ganz genau.

Olson wütend: Ich kenn den verdammten Kasten – das dreckigste Schiff auf See. 'n Saufraß und schuften die ganze Zeit – der Käptn und der Maat sind die reinen Teufel. Kein Matrose, der nicht ganz blöd is, nimmt da Heuer. Wo geht sie denn hin von hier?

Der Schläger: Um Kap Horn rum. Bei Tagesanbruch geht's in See.

Olson: Weiß Gott, die armen Kerls tun mir leid, die um die Jahreszeit um Kap Schlimm fahren. Ich wette, mancher kommt nich zurück. Er fährt sich mit der Hand über die Augen, als wäre er geblendet. Seine Stimme wird schwächer. Mein Gott, mir is schwindlig. Das ganze Zimmer dreht sich, als ob ich betrunken wär. Er steht schwach auf. Gut Nacht, Frölln Freda. Ich fühl mich krank. Sagen Sie Drisc – ich bin nach Hause. Er geht einen Schritt, bricht plötzlich über einen Stuhl zusammen, rollt zu Boden und liegt bewußtlos da.

Joe hinter dem Bartisch: Jetzt aber fix!

Nick springt vor, Joe folgt, Freda ist schon an der Seite des Bewußtlosen und hat den Packen Banknoten aus der Innentasche gezogen. Sie zieht heimlich eine Note ab und steckt sie in den Busen, aber Joe hat es bemerkt. Sie gibt ihm den Banknoten-Packen, Joe steckt ihn ein. Nick durchsucht alle anderen Taschen und legt eine Handvoll Kleingeld auf den Tisch.

Joe ungeduldig: Fix, fix, nu los! Die andern Kerls können gleich wieder da sein. Die beiden Schläger treten vor. He, ihr beiden, faßt ihn unter'n Arm, wie 'nen Besoffnen. Sie tun es. Schafft ihn zur Amindra – ihr kennt sie doch – zwei Kais weiter. Nick wird's euch zeigen. Und du, Nick, gehst nicht von dem verdammten Schiff runter, bevor dir der Käptn nicht den Vorschuß von dem Kerl da gibt – 'n ganzen Monatslohn – fünf Pfund, hörst de?

Nick: Laß man. Ich kenn mein Geschäft, alter Junge.

Sie schleppen Olson zur Tür.

Der Schläger im Abgehen: Na, der wird ganz schön blöd gucken, wenn er an Bord aufwacht. Sie lachen.

Die Tür schließt sich hinter ihnen. Freda geht rasch auf die Tür links zu, aber Joe verstellt ihr den Weg und hält sie auf.

Joe drohend: Her damit, was du geklaut hast!

Freda: Geklaut? Ich hab Ihnen ja alles gegeben.

Joe: Du lügst mich an! Ich hab deinen Gaunertrick gesehen, aber den Joe legst du nich rein. Ich mach schon zu lang mit. Wütend. Gibst du's her, du verdammtes Aas! Er packt sie am Arm.

Freda: Laß mich in Ruh! Ich hab kein ...

Joe schlägt ihr wuchtig mit der Faust ins Gesicht, sie bricht zusammen: So, jetzt weißt du's!

Er bückt sich über sie, tastet in ihren Busen und zieht die Banknote heraus, die er mit einem Grunzen der Befriedigung in die Tasche steckt. Kate öffnet die linke Seitentür und schaut herein – dann eilt sie auf Freda zu und nimmt ihren Kopf in den Arm.

Kate sanft: Armes! Sieht Joe böse an. Hast sie wieder geschlagen, du feiges Schwein!

Joe: Jawoll. Und dich dresch ich auch, wenn du deine Schnauze nicht hältst. Schaff sie weg!

Kate trägt Freda ins Nebenzimmer. Joe geht hinter den Bartisch. Einen Augenblick später geht die Tür zur Straße auf, und Driscoll und Cocky treten ein.

Driscoll: Komm, Ollie. Er bemerkt plötzlich, daß Olson nicht da ist, und wendet sich an Joe. Wo ist er denn geblieben?

Joe mit einem bedeutungsvollen Zwinkern: Er und Freda sind vor fünf Minuten zusammen abgeschoben. Er ist ganz weg mit ihr, ganz weg.

Driscoll grinst: Aha, so steht's also! Wer hätt gedacht, Ollie is so scharf hinter den Weibern her. Nur 'n Glück, daß er nüchtern is, sonst plündert die ihn bis auf den letzten Knopf aus. Er wendet sich an Cocky, der schläfrig blinzelt. Was willst du haben, du kleines Vieh? Zu Joe. Bring Whisky, Irish Whisky!

Vorhang.

 


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