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Kritik der Sprache – Vorarbeit des Wissenschaftslehrers. 1255
Philologie im allgemeinen ist die Wissenschaft der Literatur. Alles, was von Büchern handelt, ist philologisch. Noten, Tltel, Mottos, Vorreden, Kritiken, Exegesen, Kommentare, Zitaten sind philologisch. Rein philologisch ist es, wenn es schlechterdings nur von Büchern handelt, sich auf solche bezieht und sich durchaus nicht auf die Originalnatur direkte wendet. Mottos sind philologische Texte. – Sie ist teils philologisch (?), teils historisch; jenes ist ihr reiner Teil, dies ihr angewandter. Gelehrter im strengen Sinn ist nur der Philolog. Enzyklopädik [?] ist philologisch, – die Historie auch. 1256
Philologie. Anspielungen sind indirekte Zitate. 1257
Philologie. Beispiele sind eine Art von Zitaten. Man muß jeden theoretischen Satz in einer theoretischen Erzählung oder Beschreibung – mit einem Beispiele zu belegen wissen. Alle allgemeinen Räsonnements müssen durchgängige Beziehung auf wirkliche Fakta haben.
Abstraktes allgemeines Räsonnement. (Allgemeine Geschichte.)
Konkretes oder verstecktes allgemeines Räsonnement.
Beides zugleich.
Besonders ist diese ausdrückliche Belegung jedes allgemeinen Erzählungssatzes mit individuellen Beispielen zum Vortrag und Unterricht nötig. 1258
Verzeichnisse aller Glieder eines Buchs. – Was kann und darf und muß ein Buch als solches enthalten.
(Eine Abhandlung usw. ist kein vollständiges Buch.) Außer den vorhin angeführten Stücken – noch – Pagina –
(Bei zu großer Eile wird ein oder zwei oder drei Glieder immer übersprungen. Allgemeine Anwendbarkeit dieser Bemerkung.)
Namen des Verfassers – Druckers, Verlegernamen usw. – Bogenzahlzeichen – Dedikation – Verzeichnis der Literatur – und der gebrauchten Autoren – ehmals Elogia des Autors usw.
Abteilung in Versen – Zählung der Zeilen usw. (Entstehung des Silbemnaßes.) 1259
Ein akademischer Lehrvortrag ist ein mündliches Buch – er muß alle Bestandteile des Buchs haben. Ein Kompendium ist der weitläuftige Plan oder der Umriß des Ganzen, die Abbreviatur des Vortrags. Die Rhetorik gehört zur psychologischen Stimmungskunde. Sophistik ist rhetorische Philosophie, wenigstens ein Teil von ihr. Vorlesungen sind statt der Bücher. Zugleich lehrt der Dozent ipso facto die Kunst des Lesens und Benutzens – durch Repetition, Extraktion, szientifische Experimente mit dem Vorgetragnen oder Anwendung und Beispielen, Akzentuation des Wichtigen usw.
(Beispiel – Muster – Tatsachensammlung.)
Rezension ist Komplement des Buchs. Manche Bücher bedürfen keiner Rezension – nur einer Ankündigung. – Sie enthalten schon die Rezension mit. – Die Noten sind Demonstrationen im andern Sinn oder Ostensionen. – Sie enthalten die Experimente und andre Dinge, die zur Erläuterung des Textes gehören z.B. die Literatur. – Der Text tönt. – Die Note enthält die Figur dazu. 1260
Philologie. Nebeninschriften alter Bücher – Ihr Register. 1261
Philologie. Die Einleitung ist die Enzyklopädistik des Buchs – vielleicht der philosophische Text zum Plan.
Alle Wissenschaften, die von Tatsachen usw. ausgehn, gehören zu den gemischten Wissenschaften – den individuellen Wissenschaften. Jede Tatsache ist synthetisch – substantiell. 1262
Philologie. Rekapitulation gehört auch wohl zu den Buchgliedern. 1263
Philologie. Der amplifizierte Gegenstand des Tltels oder der amplifizierte rltel ist das Buch. Der Text des Buchs fängt mit der Erklärung des Titel an und so fort. 1264
Ideal der Grammatik. 1265
Auch die Grammatik ist philologisch zum Teil; der andre Teil ist philosophisch. 1266
Enzyklopädistik. Die Grammatik und besonders ein Teil von ihr, das Abcbuch einer bestimmten Sprache, ist eine besondre Elementarwissenschaft –
Die allgemeine Grammatik nebst dem allgemeinen Abcbuche ist schon eine höhere Elementarwissenschaft – doch noch eine Anwendung auf Sprache. Die höchste Elementarwissenschaft ist diejenige, die schlechterdings kein bestimmtes Objekt – sondern ein reines N behandelt. So auch mit der Kunst. DasMachen mitHänden ist auch schon ein spezielles, angewandtes Machen. Das N-Machen mit dem N-Organ ist der Gegenstand dieser allgemeinen Iiunstlehre und Kunst. (Vielleicht nichts anders als echte Philosophie – als Bildungslehre und Bildungskunst und Erweckungsmittel des Genies überhaupt.) 1267
Überall liegt eine grammatische Mystik, wie mir scheint, zum Grunde – die sehr leicht das erste Erstaunen über Sprache und Schrift erregen konnte. (Die wilden Völker halten die Schrift noch jetzt für Zauberei.)
Hang zum Wunderbaren und Geheimnisvollen ist nichts als Streben – nach unsinnlichem – geistigem Reiz. Geheimnisse sind Nahrungsmittel – inzitierende Potenzen. Erklärungen sind verdaute Geheimnisse. 1268
Grammatik. Nicht jedes Wort ist ein vollkommnes Wort. Die Worte sind teils Vokalen – teils Konsonanten – geltende und mitgeltende Worte.
Anwendung auf Wissenschaftskonstruktionen.
Substantielle (Vokal-) Sätze und Wissenschaften – akzidentelle (konsonantische) Sätze und Wissenschaften.
Substantiva, Verba usw. 1269
Wissenschaftslehre als Idealsprachschema – Ich – das Urwort z.B.
Philosophie der Sprachteile – der Sprache überhaupt – des Syntaxes. Zusammenhang mit den Begriffen und Empfindungen. 1270
Grammatik. Übergang einer Sprache in die andre durch korrupte oder eigentümliche Aussprache. – Erhebung der gemeinen Sprache zur Büchersprache. Die gemeine Sprache wächst unaufhörlich – aus ihr wird die Büchersprache gebildet. Übergang und Umbildung der Vokalen und der Silben ineinander. Ein-, zwei-, drei-, vierund mehrsilbige Wörter.
Allgemeines Sprachsystem – Sprachgeschichtssystem. Erfindung jeder Sprache a priori. Verschiedenheit der Aussprache. 1271
Grammatik. Die gemeine Sprache ist die Natursprache – die Büchersprache die Kunstsprache. 1272
Die Sprache und die Sprachzeichen sind a priori aus der menschlichen Natur entsprungen, und die ursprüngliche Sprache war echt wissenschaftlich – Sie wiederzufinden ist der Zweck des Grammatikers. 1273
Die Häufung von Verbis, Adjektivis und Substantivis ist oft nichts als eine doppelte und mehrfache Rede – ein zerstückelter Parallelism. 1274
Die Sprache ist für die Philosophie, was sie für Musik und Malerei ist, nicht das rechte Medium der Darstellung. 1275
Scientia artis litterariae. Die Schriftkunst (Tonkunst) schriftkünstlich behandelt liefert die Wissenschaft von der Schriftkunst (scientiam artis litterariae). Die Kritik der Schriftkunst bereitet diese Wissenschaft vor.
Unser Alphabet ist eine Tonschriftkunst und noch obendrein von einem individuellen Instrumente, dem menschlichen Sprachwerkzeugsystem.
Allgemeines, reines Schriftsystem – und besondre abgeleitete Schriftsysteme. (Vide das Zahlensystem.) Noten. 1276
Physik und Grammatik. Ein gedämpfter, sehr naher Ton dünkt uns weit zu sein. Lateralbewegungen der Luft beim Schall. Figurierte Schallbewegungen wie Buchstaben. (Sollten die Buchstaben ursprünglich akustische Figuren gewesen sein? Buchstaben a priori?) Lateral und figurierte Bewegungen des Lichts und derWärme. Farben bilder sind Lichtfiguren. Der Lichtstrahl ist der streichende Fiedelbogen. Was vertritt wohl hier die Stelle des Sandes? Man zwingt eigentlich den Schall, sich selbst abzudrucken – zu chiffrieren – auf eine Kupfertafel zu bringen. Weitere Anwendung dieser Idee. (Bestreuung einer Tafel mit Phosphorpulver, das die Farben des verschiednen Lichts annähme oder das bei einer gelinden Erwärmung verschieden gestalteter und mannigfach berührter Körper in sonderbaren Figuren brennte – und leuchtete – Bereitung eines solchen Pulvers.)
Reflexion, Refraktion und Inflexion des Schalls. Der schmerzhafte Laut – Krispeln auf dem Teller usw. Schneidender Ton.
Über das Sprechen der Stare.
Natürliche, mimische, bildliche Sprache. – Künstliche, zufällige, willkürliche Sprache. (Der Begriff der Kausalität ist z. B. ein willkürliches Zeichen (transzendentales Zeichen) eincs gewissen Verhältnisses.) Transzendentale Logik.
Jedes Wort sollte eine akustische Formel seiner Konstruktion, seiner Aussprache sein – Die Aussprachc selbst ist cin höheres, mimisches Zeichen einer höhern Aussprache – Sinnkonstruktion des Worts. Alles dies hängt an den Gesetzen der Assoziation. Die sogenannten willkürlichen Zeichen dürften am Ende nicht so willkürlich sein als sie scheinen – sondern dennoch in einem gewissen Realnexus mit dem Bezeichneten stehn. Instinktartige Sprache – Ausartung des Instinkts – konventionelle Sprache – diese soll wieder eine instinktartige, aber gebildete Sprache werden. 1277
Allgemeines Sprachproblem – Kupfertafeln – und Schreibtafeln – Druckblättermethode. Gegenseitige Verhältnisse von Flächenzeichen und Bildern und Tönen und Lauten.
Der menschliche Geist kann die äußern Symptome und ihre Kompositionen approximando nachmachen – er muß also Analogie mit den Bestandteilen und Naturkräften haben.
Schlüsse daraus. (Ausgeführte vergleichende Betrachtung der Natur und Kunst und Folgerungen aus der vergleichenden Wissenschaft von beiden.) 1278
Der Buchstabe ist – was ein Tempel oder Monument ist; ohne Bedeutung ist es freilich tot. – (t~ber die Verwandlung des Geists in Buchstaben.) Es gibt geistvolle Historiker des Buchstabens – philologische Antiquare . (Der Antiquar ist eigentlich ein Restaurator des Buchstabens – ein Auferwecker desselben. Nutzen des Buchstabens.) 1279
Jeder Mensch hat scine eigne Sprache. Sprache ist Ausdruck des Geistes. Individuelle Sprachen. Sprachgenie. Fertigkeit in und aus andern Sprachen zu übersetzen. Reichtum und Euphonie jederSprache. Der echte Ausdruck macht die klare Idee. Sobald man nur die rechten Namen hat, so hat man die Ideen mit. Durchsichtiger, leitender Ausdruck. 1280
Unterschied zwischen willkürlicher, symptomatischer, und mimischer Charakteristik oder Sprache. 1281
Individuelles; selbstgegebner Name jedes Dings. 1282
Die Seele strebt bei jedem Begriffe nach einem genetisch-intuitiven Worte (Formel). – Ihr Etymologisieren. Sie versteht einen Begrifl, wenn sie ihn fertig machen und auf alle Weise behandeln kann, zu Geist und zu Materie machen. Das Universalisieren oder Philosophistisieren eines spezifischen Begriffs oder Bildes ist nichts als ein Ätherisieren, ein Verluftigen – Vergeisten eines Spezifikums – oder Individuums. Es gibt auch einen entgegengesetzten Prozeß.
(Expressive – richtig fortpflanzende Worte.) 1283
Alles läßt sich beschreiben – verbis. Alle Tätigkeiten werden von Worten, oder können von Worten begleitet werden – wie alle Vorstellungen vom Ich. 1284
Wir sehn die Natur, so wie vielleicht die Geisterwelt, zu perspektivisch. Den verständigen Einbildungskräften kommt das Geschäft des Bezeichnens im allgemeinen zu – des Signalisierens – Phänomenologisierens. Die Sprachzeichen sind nicht spezifisch von den übrigen Phänomenis unterschieden. 1285
Die abstrakten Wörter sind die Gasarten unter den Wörtern – das Unsichtbare – die abstrakten Kräfte. 1286
Sprechen als Sezernieren betrachtet. 1287
Erkennen – dessen Gebrauch bei Luther. (Instinkt, Trieb. Bienen usw. Kunst.)
Was heißt Realität? und welche Realität hat die Lehre der Vernunft – in allem, wozu Wissen gehört.
(Metaphysik der Sitten – z. B. übers Grüßen.) 1288
Ausbildung einzelner Sätze – Art von Chriëen. Eine Bemerkung deutlich ausgeführt. (Perioden.) 1289
Sich selbst Gesellschaft leisten. 1290
Über die Konstruktion der alten Sprachen . Als Tonsprachen verlieren unsre Sprachen außerordentlich. (1291)
Tiere, als Götterattribute. / Theophrasts und der Astrologen Behandlung der Astrologie. 1292
Ist das Schöne ein Neutrum. – Über Allgemeine Begriffe – sind sie Neutra, Mischungen oder quid? 1293
Attribute – Signaturen – Heraldik, Individualität. 1294
Buchstaben sind geistige Münzen – Chiffren. Schlegel senior. (1295)
Ausdruck – Selbstbefleckung – Selbsttrübung – Selbstpräzipitation.
Grammatik. Die Sprache ist Delphi. 1296
Über den Ausdruck: sich selbst besinnen. 1297
Der Witz ist schöpferisch – er macht Ähnlichkeiten. 1298
(Über den Ausdruck – sich etwas beschlafen.) Ist der Schlaf – eine Selbstbegattung?) 1299
Bewegungsreihen – Figurenreihen – Körperreihen usw. 1300
Nullitas – von nolo. 1301
Über die Apriorität der Anfangs- und Kindersprache – ferner die sonderbaren tropischenVerba – Auflösen, Mischen usw. 1302
Symptom – Etymologie. 1303
Der Ausdruck – aufs reine bringen. 1304
Leichtsinn – Schwersinn usw. 1305
Über den Ausdruck – Glaubenslehren. 1306
Der Ausdruck Sinnbild ist selbst sinnbildlich 1307
Schwarze Kreide, Farben, Striche, Worte sind richtige Elemente, wie mathematische Linien und Flächen. (1308)
Inpunktationsmanier der Bezeichnung der Veränderungen des Stetigen. Z. B. Übergang des Kindes zum Manne.
Bezeichnung des Übergangs (der Seele) mit Punkten. 1309
Gebildete, regelmäßig ausgeführte Bildersprache. 1310
Bearbeitung einer Sprache. Silbenverzeichnis. Charakterisierende Bestandteile der Sprache. Szientifisch systematisches Lexikon. (1311)
Hat die Sprache nicht auch ihre Diskant- und Baß- und Tenortöne ? Nicht ihren Takt – nicht einen Grundton – nicht mannigfaltige Stimmen und Geschwindigkeiten? Sind die verschiedenenArten des Stils nicht verschiedene Instrumente? 1312
Musik. Die Konsonanten sind die Fingersetzungen und ihre Folge und Abwechselung gehört zur Applikatur. DieVokale sind die tönendenSaiten oder Luftstäbe. Die Lunge ist der bewegte Bogen. Die mehreren Saiten auf einem Instrument sind nur zur Bequemlichkeit – es sind Abbreviaturen. Es ist eigentlich nur eine Saite. Die Orgeln sind Nachahmungen der Saiteninstrumente. Über den charakterisierenden Ton der Saite – der Grund dieser Individualität – Masse – Länge – Dicke usw. Über die Mittönungen. Tonreihe jedes Saitenstrichs. Dauer des Strichs – Ansatzpunkt des Bogens. Steg. Bau des Instruments. Harmonika. Euphonie. Über den Glockenton. Theorie des Harmonikaspielens. Die tastierte Harmonika. Warum die Wellen und Ströme des Wassers nicht tönen? Akustizität der Luft. Schwingungen einer mit Elektrizität geladenen Glocke.
Über die allgemeinen Sprache der Musik. Der Geist wird frei, unbestimmt angeregt – das tut ihm so wohl – das dünkt ihm so bekannt, so vaterländisch – er ist auf diese kurzen Augenblicke in seiner indischen Heimat. Alles Liebe – und Gute, Zukunft und Vergangenheit regt sich in ihm – Hoffnung und Sehnsucht. Verse b e s t i m m t durch die Musik zu sprechen. Unsre Sprache – sie war zu Anfang viel musikalischer und hat sich nur nachgerade so prosaisiert – so enttönt. Es ist jetzt mehr Schallen geworden – Laut, wenn man dieses schöne Wort so erniedrigen will. Sie muß wieder Gesang werden. Die Konsonanten verwandeln den Ton in Schall. 1313
Musik. Sollte die Musik der Alten mehr rhythmisch gewesen – die unsre mehr melodisch sein? 1314
Musik. Höhere Töne sind sthenischer – tiefere Töne – asthenischer Natur. Redeton. Höhere Töne drücken erhöhtes Leben, tiefere Töne vermindertes Leben – Mangel aus. Harte und weiche Töne. Wollüstige Töne.
Die Dialekte und Pronunziationen werden durch Konsonanten und Vokale im großen gebildet.
Lippensprache – Gaum – Kehle – Zunge – Zähne – Naseusw. MancheSprache wird aus dem e,u,o usw. gesprochen. So hat jeder Mensch seinen Hauptvokal. Vide Schocher. Es ist damit, wie in der Musik – So hat jedes musikalische Stück scinen Grundton – auch sein Thema. Moll – und Dur. 1315
Physik. Sollte alle plastische Bildung, vom Kristall bis auf den Menschen, nicht akustisch, durch gehemmte Bewegung zu erklären sein? Chemische Akustik. 1316
Musik und Rhythmus. Der Hexameter in Perioden – im großen. Großer Rhythmus. In wessen Kopfe dieser große Rhythmus, dieser innre poetische Mechanismus einheimisch geworden ist, der schreibt ohne sein absichtliches Mitwirken bezaubernd schön, und es erscheint, indem sich die höchsten Gedanken von sclbst diesen sonderbaren Schwingungen zugesellen und in die reichsten, mannigfaltigsten Ordnungen zusammentreten, der tiefe Sinn sowohl der alten orphischen Sage von den Wundern der Tonkunst als der geheimnisvollen Lehre von der Musik als Bildnerin und Besänftigerin des Weltalls. Wir tun hier einen tiefen, belehrenden Blick in die akustische Natur der Seele und finden eine neue Ähnlichkeit des Lichtes und der Gedanken – da beide sich Schwingungen zugesellen. 1317
Musik. Die Musik hat viel Ähnlichkeit mit der Algeber. 1318
Chemische Musik – / Vom Ton usw. Unsre Seele muß Luft sein, weil sie von Musik weiß und daran Gefallen hat. Ton ist Luftsubstanz – Luft Seele – die fortpflanzende Luftbewegung ist eine Affektion der Luft durch den Ton. Im Ohre entsteht der Ton von neuem.
(Betrachtung des Begriffs der Kausalität das transfusionistische System – das Erregungssystem usw.)
Ein reiner Gedanken – ein reines Bild – eine reine Empfindung sind Gedanken, Bilder und Empfindungen – die nicht durch ein korrespondierendes Objekt erweckt usw., sondern außerhalb der sogenannten mechanischen Gesetze – der Sphäre des Mechanism entstanden sind. Die Phantasie ist eine solche außermechanische Kraft.
Magismus oder Synthesism der Phantasie. Philosophie erscheint hier ganz als magischer Idealism. Ist die Natur immer gesetzmäßig gewesen, und wird sie immer gesetzmäßig bleiben? 1319
Musik. Mathematik. Hat die Musik nicht etwas von der kombinatorischen Analysis und umgekehrt? Zahlenharmonien – Zahlenakustik – gehört zur kombinatorischen Analysis.
Die Zähler sind die mathematischen Vokale – alle Zahlen sind Zähler.
Die kombinatorische Analysis führt auf das Zahlenphantasieren – und lehrt die Zahlenkompositionskunst – den mathematischen Generalbaß. (Pythagoras, Leibniz.) Die Sprache ist ein musikalischcs Ideeninstrument. Der Dichter, Rhetor und Philosoph spielen und komponieren grammatisch. Eine Fuge ist durchaus logisch oder wissenschaftlich. – Sie kann auch poetisch behandelt werden. Der Generalbaß enthält die musikalische Algeber und Analysis. Die kombinatorische Analysis ist die kritische Algeber und Analysis – und die musikalische IiompositionsIehre verhält sich zum Generalbaß wie die kombinatorischeAnalysis zur einfachenAnalysis. Manche mathematische Aufgabc läßt sich nicht einzeln, sondern nur in Verbindung mit andern – aus einem höheren Gcsichtspunkte – durch eine kombinatorischc Operation bloß auflösen. 1320
Metrische Zeichen – Interpunktions- und Akzcntuationszeichcn – Nebenzeichen in der Musik. Die allen diesen entsprechenden Bewegungen. (Sonderbar, daß die Hebräer ihre Vokale nicht bezeichneten.) Die Konsonantenformcn entstanden vielleicht aus den Figuren der sie hervorbringenden Organe.
Takte – Rhythmus – mehrere gleichförmigc und in sich verällderte Bewegungen – . 1321
Mathematik und Grammatik. Über die Logarithmen – die eigentliche Sprache ist ein Logarithmensystem. Sollten die Töne nicht gewissermaßen logarithmisch fortschreiten?
Die harmonische Reihe ist die Logarithmenreihe einer dazugehörigen arithmetischen. 1322
Harmonie ist – Ton der Töne – genialischer Ton. 1323
Worte und Töne sind wahre Bilder und Ausdrücke der Seele. Dechiffrierkunst. Die Seele besteht aus reinen Vokalen und eingeschlagenen usw. Vokalen. 1324
Die eigentliche sichtbare Musik sind die Arabesken, Muster, Ornamente usw. 1325
Die musikalischen Verhältnisse scheinen mir recht eigentlich die Grundverhältnisse der Natur zu sein.
Kristallisationen: akustische Figuren chemischer Schwingungen (chemischer Sinn).
Genialische, edle, divinatorische, wundertätige, kluge, dumme usw. Pflanzen, Tiere, Steine, Elcmente usw. Unendliche Individualität dieser Wesen – Ihr musikalischcr und Individualsinn – ihr Charakter – ihre Neigungen usw.
Es sind vergangene, geschichtliche Wesen. Die Natur ist eine versteinerte Zauberstadt. 1326
Tanz und Liedermusik ist eigentlich nicht die wahre Musik. Nur Abarten davon. Sonaten – Symphonien – Fugen – Variationen – das ist eigentliche Musik. 1327
Sprache in der zweiten Potenz, z. B. Fabel, ist Ausdruck eines ganzen Gedankens – und gehört in die Hieroglyphistik der zweiten Potenz – in die Ton- und Schriftbildersprache in der zweiten Potenz. Sie hat poetische Verdienste und ist nicht rhetorisch – subaltern – wenn sie ein vollkommener Ausdruck – wenn sie euphonisch in der zweiten Potenz richtig und präzis ist – wenn sie gleichsam ein Ausdruck mit um des Ausdrucks willen ist – wenn sie wenigstens nicht als Mittel erscheint – sondern an sich selbst eine vollkommcne Produktion des höhern Sprachvermögens ist.
(Sprache im eigentlichen Sinn ist Funktion eines Werkzeugs als solchen. Jedes Werkzeug drückt, prägt die Idee seines Dirigenten aus. Dient ein Organ einem andern, so ist es, sozusagen, seine Zunge – seine Kehle, sein Mund. Das Werkzeug, was dem Geiste am willigsten dient, am leichtcsten mannigfacher Modifikationen fähig ist, wird vorzüglich sein Sprachwerkzeug – daher Mund- und Fingersprache. 1328*
Literatur. Gelehrsamkeit entspricht dem Gedächtnis. Fähigkeit oder Geschicklichkeit dem Geist.Beides verbinden heiRt beides als cin Binomium ansehn und dieses potenzieren. (Romantische Gelehrsamkeit – und romantische Geschicklichkeit – Kombinations – und Variationsfertigkeit.) 1329
Die Verwandlung eines Satzes oder mehrerer in ein Problem ist eine Erhebung. Ein Problem ist weit mehr als ein Satz. Höchstes, allumfassendes Problem. 1330
Enzyklopädistik. Grammatik. Eingewöhnliches Wörterbuch ist ein oryktognostisches Wörtersystem. Es läßt sich noch ein grammatikalisches und ein chemisches oder philosophisches Wörtersystem denken – dieses könnte wieder dreifach sein – progressiv historisch-philosophisch – regressiv historisch-philosophisch – absolut historisch-philosophisch. Einem Worte entspricht ein Satz. (Ein Satz ist die Potenz des Worts. Jedes Wort kann zum Satz, zur Definition erhoben werden.)
Es gibt auch verschiedne Satzsysteme. Sätze werden zu Wissenschaften erhoben – Wissenschaft ist die Dignität des Satzes – und so läßt sich diese Erhöhung bis zur absoluten Universalwissenschaft fortsetzen. Bis dahin kann es noch verschiedne Systeme geben, die jedes seinen besondern Zweck und seine eignen Gesetze hat. Das oryktognostische Verzeichnis ist also die primitive gelehrte Masse, die der Gelehrte überhaupt bearbeitet.
Jedem System dicser Art entspricht eine Grammatik – eine systematische Sammlung seiner Gebrauchsregeln.
Teile der Grammatik. 1. Rechtschreibe- und Rechtaussprache-regeln. 2. Naturbeschreibung und dieser gemäße Behandlungs-regeln. Flexion. 3. Syntax. – (Potenzierungskonstruktions-regeln.) 1331
Philologie. Es ist gewiß, daß eine Meinung sehr viel gewinnt, sobald ich weiß, daß irgend jemand davon überzeugt ist – sie wahrhaft annimmt – freilich muß es auf eine Art sein, deren Ursache nicht gleich in die Augen fällt. – Gewicht der Autoritäten – eine Autorität macht eine Meinung mystisch – reizend. (Rhetorische Gewalt des Behauptens.) Geheimnisse sind Armaturen, Kondensatoren des Divinations-, des Erkenntnisvermögens. 1332
Physiologie. Stilistik. Man kann am Stil bemerken, ob und wieweit der Gegenstand dcn Verfasser reizt oder nicht reizt – und daraus Folgerungen auf seine Konstitution machen, auf seine zufällige Stimmung usw.
Voller Stil – magrer Stil. Bleicher Stil – farbiger Stil. Mannigfaltiger – monotoner Stil. Krankhafter, gesunder – schwächlicher und energischer Stil.
Heilmethoden – Erziehungsmethoden des Stils. (In Goethens Stil ist die Monotonie und Simplizität der großen Welt – notwendige aber äußerst einfache Etikette.) Die große Welt ist bloß gebildete Sensibilität – asthenische Konstitution – als Ideal. Aus der Polarisierung der Stände mußte am Ende eine groRe Welt entstehn – so wie ein Pöbel. Der Haß des Gemeinen führt zum Vornehmen – denn nur dies ist dem Gemeinen entgegengesetzt. Verbindung des Vornehmen und Gemeinen – Man muß als gebildeter Mensch beides sein können, wenn und wie man will. So muß man als gebildeter Mensch überhaupt Körper und Seele – reizbar und sensibel – nach Belieben sein können.1333