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Ort der Handlung: Pilsner Bahnhofsrestauration.
Zeit: Gegenwart.

Personen:
Valentin Fadlbauer, Schneider aus Budweis,
Veronika Schmirlinger, Unterbeamtenwitwe,
der Portier,
ein Kellner,
ein Reisender.

 

(Geräusche einer Bahnhofsrestauration. Draußen kurzes Poltern verschiedener Züge, Pfeifen, Rufe.)

Portier:: Nastupovat do Crast, Rokyèany, Zdice, Beroun, Praha!

Veronika: Bitt' schön, lieber Herr, könnten S' ma net sogn, is das der Zug auf Eger?

Valentin: Auf Eger? Ne! Der jetzt do geht auf Prag. Auf Eger habn S' noch a halberte Stund Zeit. Gut a halberte Stund.

Veronika: Dank schön, Herr!

Valentin: Da können S' Ihnen noch leicht einen Kaffee mit Schlag geben, wenn's Gusto habn. I kauf mir eh a no a Krügl Bier. Kommen S' setzen S' Ihnen her zu mir, gnädige Frau, homer je Zeit. Pane vrchni, ještì pivièko!

Veronika: Bitt schön, wenn Sie gestatten ( setzt sich). Fahren Sie vielleicht auch auf Eger?

Valentin: Dos grad nicht. Aber auf Budweis. Worn S' schon amol in Budweis?

Veronika: Dort gewesen bin ich noch nicht, aber eine Tante von mir wohnt dort.

Valentin: Na alsdann, da haben S' ja doch Beziehungen zu Budweis – wie ma sagt, wenn eine Ihnigere Tante dort wohnt. Heißt sie nicht – na warten S' – sie schaut Ihnen doch ähnlich – na, na – auf der Zung hab i 's – hm – Maier? Nicht? – Maier?

Veronika: O nein! Die Tant schreibt sich Novak.

Valentin: Schad. Weil eine gewisse Maier hätt i kennt. Übrigens, i hab mich noch nicht vorgestellt. Gestatten: meiniger Name is: Valenten Fadlbauer, Kleiderfabrikant en gros aus Budweis.

Veronika: Freut mich sehr! Schmirlinger mein Name.

Valentin: I weiß net, Sie san mir gleich so bekannt vorkommen, sind Sie nicht aus Kaplitz? Oder aus Gratzen?

Veronika: Da irren Sie sich? Ich bin aus Neuern.

Valentin: Neuern, Neuern, Neuern … Herrgott nomal, das soll i wissen, wo das is!

Veronika: Hinter Klattau.

Valentin: Ei da, da bin ich doch schon amal gewesen. Dos wor im Sommer damals und do wor a Staub, a Staub sag ich Ihnen, weil sie den Spritzwagen wieder amal in Reparatur g'habt habn, und nachher ein Kot, wie 's gregnet hat.

Veronika: No, dos wor dann schon Neuern!

Valentin: No also! Sind ma sich jo gar nicht so fremd. Hm. Nicht? Wo ich auch schon amol in Neuern war ( lacht gezwungen).

Veronika: ( lacht auch verlegen).

Kellner: Prosim pivièko!

Valentin: So, so, Sie fahrn auf Eger!

Veronika: Ja.

Valentin: Also, ich, wenn Ihniger Mann wäret, ich möcht Sie nicht so weit bis auf Eger weglassen.

Veronika: Warum?

Valentin: Mein Gott, eine so hübsche Frau, wie Sie sind …

Veronika: No es geht schon.

Valentin: Was heißt, geht schon! Sie sind – wenn ich aufrichtig sein soll – schon beinah' – wie ma sagt – a Schönheit. Is Ihniger Mann nicht eifersüchtig?

Veronika: Mein Mann is schon vor 5 Jahren gestorben.

Valentin: Was Sie nicht sagen! No, mein tiefstes Beileid! Oder dos is fesch von Ihnen, dass Sie eine verwitwete Witwe sind; gleich spricht man sich viel leichter und ungenierter. Hm, hm … Grad schau i so, wos Sie für klani Handln haben; so Patschhanderla, wie ma sogt. Mein Gott … hm, hm … grod zum Dreinbeißn!

Veronika: Sie sind aber ein Schmeichler! Ess'n S' lieber a Knackwurst, wenn S' schon wos zum Dreinbeißen habn wolln.

Valentin: Knacker hob i eh schon viere. Aber a Salzstangl werd i mir noch leisten.

Portier: Nastupovat do Dobøany, Pøestice, Svinov, Klatovy, Železny Rudy!

Veronika: Is dos vielleicht schon mein Zug? Wissen S', i kann nicht böhmisch, und do versteh' i nicht, was der Portier ausruft.

Valentin: Bleibn S' nur ruhig sitzen. I sog Ihnen 's schon, wenn Zeit zum Einsteigen is. Sagn S' amol, gnädige Frau, wenn S' jetzt schon fünf Jahr Witwefrau sind – is Ihnen nicht manchmal – so wie ma sagt – Zeitlang nach an Mannsbild?

Veronika: Was soll ma tun! Dös is Schicksal.

Valentin: Hm … gnädige Frau … hm … san S' net bös, wenn ich mir eine sehr diskrete, intime Frage erlaube. Aber nicht bös sein! Ja?

Veronika: Bitte!

Valentin: Wie alt sind Sie?

Veronika: Na ja! Ich verleugns ja nicht, wie vielleicht andere Frauen! Nicht ganz 52 bin ich.

Valentin: Was Sie nicht sagn! Und noch so fesch beisammen! Ich hätt Sie höchstens auf 51 geschätzt, derweil sind Sie schon 52! Aber das macht nichts. Wenn ma nur gesund ist, nicht wahr?

Veronika: Da haben S' wahr.

Valentin: No, und hätten S' nicht Lust zu einer neuerlichen Wiederverehelichung?

Veronika: Warum nicht? Wenn sich was Passendes passert …

Valentin: Hm … Wie sich das eigentlich schön treffert!

Veronika: Was?

Valentin: No, dos zwischen uns. Schaun S', Sie sind eine Witwe, ich bin ein Witwer … no, und wos soll da jed's so allein in der Welt stehen, wenn man sozusagen wie man sogt, zwiespannig fahren könnt?

Veronika: Noja, es ist ja a so.

Valentin: Schaun's gnädige Frau, 'n ganzen Tag bi i in der Fabrik und im Büro und in die Magazine, und wo muss ma als Chef nicht überall sein! Und da kommt a Beamter: "I bitt schön, Herr Chef" und da kommt a Arbeiter: "prosim, pane šef" und dann kommen Reisende und – no kurz und gut, wie 's halt in einer Fabrikation en groß zugeht. Sehgn S', und da möcht ma dann nach Schluss, am Abend, wenn ma recht abgrackert und abspekuliert ist, auch wem haben, der was einem – wie man sagt – die Sorgen wegstreichelt und einen Tee kocht mit Rum und vielleicht a bissl Mandlbäckerei dazu. Nicht? und so? Hm …

Veronika: Ich versteh Sie schon. Aber sagen Sie, Herr …

Valentin: Fadlbauer, Valentin Fadlbauer is mein Name.

Veronika: Also, Herr Fadlbauer, wos für eine Fabrik habn S' denn eigentlich?

Valentin: Ja so! Das hab i Ihnen noch gor nicht gsogt? … alsdann … ich ruck ein bissl näherer zu Ihnen, damit ich leiserer reden kann, weil das braucht niemand zu hören, wer ich bin, weil man wird immer gleich wegen einem Posten oder einer Arbeit oder Lieferung angesprochen. Also ( geheimnisvoll) gnä Frau, stelln S' Ihnen vor, das wos der Bata, der Schuh-Bata in Zlin in Schuhn ist, das bin ich – beziehungsweise, wie ma sagt – werd ich sein – bezüglich Kleider. So, wie der Bata die Menschheit mit Schuh versorgt und auf der Erde schon bald alles ausgerottet hat, was plattfüßig – na i wollt sagen, bloßfüßig geht, so werde ich, der Valentin Fadlbauer, am laufenden Band Kleider erzeugen.

Veronika: Sie haben aber gesagt, Sie haben schon eine Fabrik!

Valentin: Gewiss! No natürlich! Aber das ist ja erst der Anfang meiner Kleiderfabrikationsfabrik en gros in Budweis. Jetzt bin ich eben darüber, das Ganze hundertfach, vielleicht sogar tausendfach zu vergrößern. Da werden sein vielleicht fünfzig 100 m hohe Rauchfänge, Lastauto, Telefon, Portier beim Fabriktor mit Liveree, eigene Villa mit Kalt- und Warmwasserleitung und Badewanne, no und …

Veronika: Ja, glauben S', ist so ein großer Absatz für Kleider bei der jetzigen Krise?

Valentin: No, bei uns net! Aber in Afrika; zum Beispiel bei die Neger.

Veronika: Die brauchen doch keine Kleider! Die laufen ja nackt umeinander!

Valentin: No, das ist ja das! Da schick ich meine Vertreter und Reisenden hinunter. Die müssen den Negern sagen; no wie ma sogt, so quasi: "Schämt's euch, so nackert umeinander rennen, kauft's euch lieber die spottbilligen Anzüge und Dirndlkostüme von Valentin Fadlbauer in Budweis!" no und die Neger werden uns Baumwolle und Schokolade und Sardinen geben und wos holt da unter wächst, und wir liefern ihnen dafür Kleider en gros und en detail.

Veronika: So eine Spekulation wenn einschlagen tät, das tragert schon!

Valentin: No, gnädige Frau, wenn S' wolln, können S' ja wie ma sagt – Teilhaberin werden, wenn Sie sich Aktien kaufen. So was ist ja rentabel. Wozu in a Sparkassa einlegen, wenn S' a bares Geld haben? A Kassa kracht, oder Sie verlieren sagn ma das Sparkassabüchl – is alles futsch. Bei und kann nix passieren, weil da garantiert schon der Name Valentin Fadlbauer, Budweis. Nicht? … Also mit wie viel möchten Sie sich beteiligen?

Veronika: Ich weiß nicht … ich hab wirklich so ein Vertrauen zu Ihnen vom ersten Augenblick an, dass ich Ihnen meine ganzen Ersparnisse anvertrauen könnt'.

Valentin: Sie möchten es nicht bereuen. Bestimmt nicht. Also … wie viel möchten S' Aktien kaufen?

Veronika: No, i hätt halt ein Sparkassabüchl mit 20.000 Kronen und eins mit 10.000.

Valentin: Da kann ich Ihnen als Fachmann nur raten: das Büchl mit 20.000 Kronen ist da schon empfehlenswerter. Hab'n S' das Büchl vielleicht da, so könn' ma ja gleich an Vertrag machen.

Veronika: Ja, die Sparkassabüchln hab ich nicht da.

Valentin: No, wie mach ma jetzt das … Wann sind Sie wieder daheim in Neuern?

Veronika: Heut is Samstag … am Mittwoch bin ich bestimmt daheim.

Valentin: Also, gnädige Frau, da werde ich mir erlauben, Sie in Neuern zu besuchen. Sie dürfen … hm … wie man sagt … nicht vielleicht meinen, mir ist dabei nur um das Geschäftliche wegen die Sparkassabüchln und so zu tun … gnädige Frau, ich komm auch … meiner Seel … wegen Ihnen.

Veronika: Wirklich?

Valentin: No, wirklich. Schaun S', ich bin ja kein junger Bursch mehr, der was keinen Ernst nicht hat und blöde Witze macht.

Veronika: Wie alt sind Sie, Herr Fabrikant, wenn man fragen derf?

Valentin: No raten S'!

Veronika: 55.

Valentin: Höher!

Veronika: 58?

Valentin: Noch höher!

Veronika: 60???

Valentin: Sechzig, jawohl, im Feber war mein Geburtstag.

Veronika: Für 60 sind Sie aber wirklich gut erhalten!

Valentin: Nicht wahr! Das macht die Solidheit und dann mach ich schon drei Jahr die Knoblauchkur. Kennen Sie das?

Veronika: Nein.

Valentin: No, das ist gegen Arterienverkalkung und so Innereienkrankheiten. Es stinkt zwor bissl, die Kur, aber sie wirkt, und das ist die Hauptsach … Aber, dass ma bei der Soche bleib'n. Ich muss Ihnen aufrichtig sagn, dass Sie einen unvergesslichen Eindruck auf mich gemacht habn … und, wie gesagt, dass ich ein Witwer bin und vielleicht … hm … dass ich auch des Ihnen … wie ma sagt … einen Eindruck gefunden hab … und wenn ich am Mittwoch nach Neuern komm …

Veronika: Sie sind herzlichst bei mir eingeladen. Sie werden mein lieber Gast sein.

Valentin: Küss die Hand, gnädige Frau, für Ihre freundliche Einladung. Da sieht ma gleich, dass ma es mit einer … wie ma sagt … Dame zu tun hat, die was weiß, was sich gehört. Also ist alles in Ordnung … weil – in zehn Minuten geht mein Zug.

Veronika: Alles in Ordnung, Herr Fabrikant. Sie brauchen nur zu mir zu kommen und alles wird recht gut werden.

Valentin: O, Sie Süße!

Portier: Nastupovat do Nepomuk, Horaždjovice, Protivin, Strakonice, Èeske Budìjovice!

Valentin: Das is mein Zug. Nun heißt es aber bald scheiden ( singt): "Scheiden, ach meiden, scheiden tut weh." Wissen S', ich bin auch beim Gesangverein g'wesen und war ein berühmter Solo-Sänger. Aber wos nützt das alles … mein Zug geht. Pane vrchni, platit!

Ober: Prosim.

Valentin: Also ich hab eine Kuttelflecksuppn, fünf Knacker, ein Gulasch, sechs Salzstangeln und vier Bier.

Ober: Macht 18 Kronen 40.

Valentin: Herrgottseitn! Jetzt hab ich wieder kein kleines Geld! Zu blöd! Können Sie mir auf einen Fünftausender herausgeben, Herr Ober?

Ober: Nicht einmal auf einen Fünfhunderter bei die schlechten Geschäfte heutzutags!

Valentin: Was mach ma da? … Was mach ma da? … Jeschischmaria!

Veronika: Aber bitt Sie, Herr Fabrikant, wegen der Kleinigkeit werden S' doch keine Fünftausender wechseln! Das begleich ich derweil.

Valentin: O, zu leib, gnädige Frau. Zu lieb. So eine Zuvorkommenheit!

Veronika: So, da hab'ns, Herr Ober, 18 Kronen 40 haben S' gsagt.

Ober: Danke.

Valentin: Wenn sie schon so nett sind, gnädige Frau, wo wir doch Mittwoch sowieso zusammenkommen, so borgen S' mir bis Mittwoch auch das Fahrgeld bis Budweis, damit ich den Fünftausender nicht wechseln brauch.

Veronika: Aber bitte, bitte, wie viel brauchn S' denn, Herr Fabrikant?

Valentin: 34 Kronen 10 macht die Fahrt. Sagn ma halt rund 50 Kronen.

Veronika: Bitt schön, da sind 50 Kronen.

Valentin: Das ist wirklich nett von Ihnen. So eine Zuvorkommenheit! Großartig!

Portier: Nastupova do Støibro, Marianske Laznì, Cheb!

Valentin: Ja, also die Sparkassabücheln werdn ma am besten alle zwa hernehmen, sowohl das mit die 20.000 Kronen, wie mit die 10.000. Und ich mein, wenn die Sympathien zwischen uns so weiter gehen, so werden Sie ja bald … hm … ( schmeichelnd) erste Teilhaberin bei mir sein, nicht nur in meiner Fabrikation en gros, sondern auch in meinem Herzen en detail.

Veronika: Sie reden wie ein Dichter … so poetisch!

Valentin: Nicht wahr … No ja, ich bin ein weltgereister, belesener Mann und gut erhalten; vergessen Sie ja das nicht, gnädige Frau! Gut erhalten!

Veronika: Sie müssen zu mir nicht immer "Gnädige Frau" sagen. Nennen Sie mich bei meinem Vornamen Veronika.

Valentin: Veronika. Und Sie sagen zu mir Valentin – vielleicht noch kürzer Valtl. Und am Mittwoch dann bei Ihnen in Neuern. Ja?

Veronika: Trinken Sie lieber Tee oder Kaffee?

Valentin: No, lieber, lieber trink ich Bier.

Veronika: Ich mein ja wegen der Jause, was ich richten soll, wenn Sie kommen.

Valentin: No, sog ich jo: paar Flaschen Bier und an Aufschnitt, das genügt. Vielleicht ein paar schöne Virginia dazu. Haben S' an Grammaphon?

Veronika: Wozu einen Grammaphon?

Valentin: Na vielleicht, dass ma aufglegt werdn und dass ma ein Gusto auf ein kleins Tänzerl kriegerten, no überhaupts: Musik macht Stimmung.

Veronika: Sie sind ja noch lebenslustig!

Valentin: was heißt lebenslustig! Lebenshungrig bin ich wie ein winniger Wolf, der was nach Blut schnaubt, Frau Veronika, so vor 20 Jahren hätten S' mich sehen sollen! Da, wenn ich übern Ringplatz gangen bin in Budweis … no natürlich fesch zamgricht – da is es ganz meiserlstad wordn, und die Damen haben geflüstert: "Ah, da kommt der schöne Valentin!" Ja! Und auf einen Ball wenn ich gekommen bin, so bin ich der Salonlöwe gewesen. Ja, auf Ehrenwort. Und bei Damenwahl! Is mir der Schwitz herunter geronnen wie der Regen vom Hausdach, so ein Geriss war um mich. Und erst auf der Schwimmschul im Sommer – no, das mag ich Ihnen gar nicht schildern, weil da möchten S' heut noch eifersüchtig drauf werden. Ja, Frau Veronika, ich war in fescher Mann – ein schöner Mann!

Veronika: Aber, Herr Fabrikant, Sie sind doch heut noch fesch!

Valentin: No ja, grad übel bin ich ja nicht, weil mit jedem x-beliebigen möchten Sie doch nicht gleich von Sparkassabüchln und so weiter reden. Nicht wahr?

Reisender: O, der Herr Fadlbauer! Wo treiben Sie sich denn umanand?

Valentin: ( ganz erschrocken): Habe die Ehre, g'horsamster Diener, Herr Doktor!

Reisender: No, bleiben S' nur sitzen! Aber das kann ich Ihnen schon sagen, den Anzug, den ich Ihnen unlängst zum Bügeln geben hab, den haben S' mir fein hergericht!

Valentin: Um Gotteswillen, Herr Doktor, hat was gfehlt?

Reisender: Das glaub ich! Der Anzug glänzt jetzt, als dürft ich ihn einem Schuster zum Wichsen geben haben und nicht einem Flickschuster, wie Sie, zum Bügeln!

Veronika: Was? Wie?

Valentin: Ha … hm … habe die Ehre! Mein Zug geht schon. ( läuft hinaus.)

Reisender: ( ruft dem davoneilenden Valentin nach): Fadlbauer! He! Wo rennen S' denn hin? He! Fadlbauer! A verrucktes Huhn, der Flickschuster!

Veronika: I bitt schön, Herr Doktor, entschuldigen … warum beleidigen Sie meinen vielleicht schon bald zukünftigen Bräutigam?

Reisender: Wieso?

Veronika: Na, ich meine, wenn Sie einen Fabrikanten Flickschneider schimpfen, das ist doch allerhand!

Reisender: A, daher pfeift der Wind wieder einmal? Hat der liebe Valentin Fadlbauer wohl wieder einmal den Fabrikanten gespielt?

Veronika: ( verwundert): Gespielt? Ja, is er's denn nicht?

Reisender: Keine Spur, liebe Frau! Der Fadlbauer ist ein ganz gewöhnlicher Flickschneider, der in Budweis in derselben Gasse wohnt wie ich. Na, und da gib ich ihm halt hie und da was zum Ausbessern oder zum Bügeln.

Veronika: So ein Gauner! So ein Heiratsschwindler! Mir sagt er, a Fabrikant is er! Die Zech hab ich ihm auch noch zahlt. Fünfzig Kronen hab ich ihm geborgt. Gott sei Dank, dass ich die Sparkassabüchln net mitg'habt hab – die wären jetzt auch futsch! Und da soll dann eine alleinstehende Witwe den Männern trauen!

Reisender: Hat er Ihnen gewiss von seiner Kleiderfabrik erzählt?

Veronika: Aber er hat mir doch sogar einen Heiratsantrag gemacht!

Reisender: Ich sags ja, der Kerl g'hört wieder einmal eingsperrt. Dreimal ist er wegen solchen Sachen schon g'sessn … Also, grüß Gott, Frau, und sind S' froh, dass 's noch so gut ausgegangen ist!

Veronika: Herr Ober, Herr Ober!

Ober: Bitte schön!

Veronika: Erreich ich den Zug noch nach Eger?

Ober: Der ist schon vor fünf Minuten abgefahren!

Veronika: Dös a noch! So a Pech muss i haben! Da hat ma schon amol 's Glück und lernt einen Fabrikanten kennen, und bis ma ihm dann die Zech zahlt und Geld borgt und den Zug versäumt, dann is es ein ganz gewöhnlicher Flickschneider.

 


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