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Theodor Mügge (geb. am 8. November 1806 in Berlin, gest. am 18. Februar 1861 ebendaselbst) zählt unter die namhaftesten Romanschriftsteller. Ursprünglich für den Kaufmannsstand erzogen, übte er anfänglich diesen Beruf, verließ ihn aber bald und trat in die Artillerieschule zu Erfurt ein. Im Jahre 1825 entschloß er sich nach Peru zu gehen und dort unter Bolivar für die Befreiung des Spanischen Amerika zu kämpfen; da er indes schon in London erfuhr, daß der Kampf zu Gunsten der Freiheit entschieden sei, ging er über Paris nach Berlin zurück und widmete sich philosophischen, geschichtlichen und naturgeschichtlichen Studien, um sich für die akademische Laufbahn vorzubereiten. Hier sei bemerkt, daß Mügge sich lebenslang ein warmes Herz für alle freiheitlichen Bestrebungen bewahrte und, wie es seiner Zeit nicht anders sein konnte, darum häufig in Konflikt mit den staatlichen Behörden geriet. So schrieb er nach der Julirevolution 1830 die zwei Flugschriften: »Frankreich und die letzten Bourbonen,« und »England und die Reform,« die höheren Orts sehr übel aufgenommen wurden und infolgedessen er jegliche Aussicht verlor, im Staatsdienste Anstellung zu erhalten. Von nun an wendete er sich ausschließlich der schriftstellerischen Laufbahn zu und in Wahrheit hat er die deutsche Litteratur mit mancher wertvollen Gabe bereichert. Er starb nach kurzer Krankheit in Berlin am 18. Februar 1861.
Mügge ist im allgemeinen ein bedeutendes Talent nicht abzusprechen, vornehmlich aber fesselt er durch seinen Edelsinn und seine Mäßigung. Immer ist er ein Freund der Unterdrückten, stets ein Feind der Tyrannei und diplomatischer Falschheit, dennoch läßt er sich nie hinreißen, das rechte Maß zu überschreiten, sei es nach der einen oder anderen Seite. Teilweise entnahm er der Geschichte, teilweise boten ihm die Länder, die er bereiste, den Stoff zu seinen Erzählungen. Alles was er schildert, sei es Natur, Volk, Sitten, Personen, ist von ihm selbst gesehen und er verstand es, alles mit poetischem Geschick zu verwerten. Darum zeichnen sich seine Naturschilderungen, seine Charakterzeichnungen und Sittenbilder durch Wahrheit und Objektivität aus und nebenher geht eine reiche Erfindungsgabe und ein großes Erzählertalent.
Unter den Müggeschen Dichtungen nimmt sein »Vogt von Sylt« eine bedeutende Stelle ein und ist so recht geeignet, uns die Leute von Sylt, wie sie einst in ihrer verhältnismäßigen Weltabgeschiedenheit waren, zu zeichnen. Ganz im Sinne des Dichters ist der Vogt von Sylt selbst geschildert, und dies, wie schon oben gesagt, als ein Freund der Unterdrückten, ein Feind der Tyrannei und diplomatischer Falschheit. Das Werk soll darum seiner »Afraja« in unserer Bibliothek zunächst folgen.