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Dasselbe Zimmer, wie im ersten und zweiten Akte.
Tante Lise.
Tante Lise (auf ihrem Stuhl sitzend) Hier schall ick sitten, bit he kummt, – ick arm Mensch! – Un wenn Onkel Krischan nu kummt, denn bün ick ja de eerste, mit de he affahrt! – Ne, dat is gräßlich, so'n Kummedispeln! – Dat sick dar noch immer welke to hergevt, – ick begrip de Menschen ni! – In min ganzen Leben spel ick keen Kummedi wedder! – Dat is ja en Tostand, als wenn't op Leben un Dod geiht! – Man kummt ut de Angst gar ni wedder herut! – (Man hört Schritte und Husten. Tante Lise erschrickt.) Onkel Krischan! – – Onkel Krischan! – – Nu kummt he! – – Du ole Modersprak, nu stah uns bi! – –
Onkel Krischan. Tante Lise
Onkel Krischan (ganz echauffiert, nimmt den Hut ab und fächelt sich Kühle mit seinem Taschentuch) Wat heff ick lopen! Wat heff ick lopen! – – Ick bün noch ganz ut'n Aten un heff dar doch all 'n beten vör'n Swienstall seten! – – Awers töf man! – Lat mi em man drapen, den Hans-Snider! – Wa kunn he so wat seggn?! – Een so to narrn! – –
Heinrich. Die Vorigen.
Heinrich (aus der Stube links kommend) Was war da, lieber Onkel? – Was ist dir passiert?
Onkel Krischan. Ja, denk di mal, Heine! – Wi meen'n, de Köh weern in'n Hawer – Un wi leepen un leepen, ick un Peter, dat uns de Tung ut'n Hals hung! – Min schön'n Hawer! – Ick dach ümmer an min schön'n Hawer! Un als wi dar ankeenm, weer dar gar nix in, – keen Köh un nix! – – Awers töf man! – Lat mi em man kriegen, den Hans-Snider! (In anderm Ton zu Tante Lise.) Is noch nix Passeert? – – Se kunn ja all hier we'n. – Hans-Snider meen: um Middag! – (Wieder in anderm Ton zu Heinrich.) Torügg gung't noch duller. – Wat hebbt wi lopen! – Un nu heff ick mi man blots noch en beten verpust bi de Swien, – Ick kunn ni mehr! – Ick dach mi harr de Slag röhrt! – Ick bün dörnatt vun Sweet! – Awers töf man! – (Trocknet sich die Stirn und setzt sich auf seinen Stuhl.)
Peter. Die Vorigen.
Peter (in der Mitteltür) Se se ka ka ka kamt! – Se se ka kamt! – Se kamt! (Ab.)
Tante Lise (zum Publikum) Nu geiht't los! – Ick bün halv dod vor Angst!
Onkel Krischan (aufspringend) Se kamt! – Se kamt! – Tante Lise! – Heine! – Se kamt! – – Din Brut de kummt! – Se hett en groten Hof! – En groten Hof! – – – Na? Hehe! Wat seggft du nu to din Onkel Krischan? – – Mak ick dat nich ümmer am besten?! (Heinrich setzt sich auf Onkel Krischans Stuhl und stützt den Kopf.)
Peter. Frau Reinhardt. Friederike. Die Vorigen.
Peter. Hi hi hier ma ma man ri rin! (Ab durch die Mitte)
Frau Reinhardt (gleich nach ihr Friederike. Beide suchen die Frau Sierksch und ihre Tochter möglichst zu kopieren) Nu kumm man, Antje! – Kumm doch! –
Onkel Krischan. A, dat is nett! – Dat is nett' dat Se kamen do't!
Friederike. Is dat hier, Moder?
Onkel Krischan. Ja! – Hehe! – Hier is dat! – Gu'n Dag! – gu'n Dag denn ock! – – Un willkam als uns' nie Fründschap! – – (Onkel Krischan gibt ihnen die Hand. Zu Heinrich.) Na? Heine? – Jung?! – – He?! Hehe?! – He?! – –
Frau Reinhardt (auf Tante Lise zeigend) De is wul sin Moder?
Friederike. Moder, is dat sin Moder?
Onkel Krischan. Ne! – Hehe! – Dat is Tante Lise! – De hett em tagen! – –
Tante Lise (rasch) Ja, ja! – Ick heff em grotbuddelt!
Friederike. Hett de em tagen, Moder?
Frau Reinhardt (zu Tante Lise, ihr die Hand gebend) Na, – Gu'n Dag denn ock! (Zu Friederike.) Denn man to, Antje! – Nu wes' man ni so blöd! – (Sie sucht sie vorzuziehen. Friederike sträubt sich.)
Onkel Krischan. He! – Hehe! – Se schaneert sick wul. –
Frau Reinhardt. Se schämt sick, – Antje! – Deern!
Onkel Krischan (zu Heinrich) Na, Heine, – nu segg ehr doch gu'n Dag! – He! Hehe! – Se schaneert sick noch. –
Frau Reinhardt. Se schämt sick noch! – Na, Antje?! –
Onkel Krischan. Na, Heine! – Man to! – Du büst, doch sunst ni blöd!
Tante Lise (zum Publikum, schnell), Ne! – Dat weet Gott!
Frau Reinhardt. Antje! – Deern!
Onkel Krischan. Na, Heine?! – (Heinrich bleibt sitzen; auch Friederike verhält sich widerstrebend.).
Frau Reinhardt. Se sünd sick noch to fremd! – Dat gifft sick wul!
Tante Lise (zum Publikum). Ja, dat glöf ick ock! –
Onkel Krischan. Ja! – Dat gifft sick wul! – He! He! – Wenn se nöß man mal alleen sünd! –
Tante Lise (zum Publikum) Ja, – wenn se eerst alleen sünd!
Onkel Krischan. Na, Heine, kumm! – Nu wes' doch ni so narrsch! –
Heinrich (abwehrend) Laß mich! – Laß mich, lieber Onkel!
Frau Reinhardt (zu Friederike). Antje kumm! – (Will sie vorwärts ziehen, Friederike sträubt sich.). Deern, wullt du mal! – –
Friederike. Ne! –
Onkel Krischan (zu Frau Reinhardt). Dat's ja snaaksch! – Dat schulln wi beide we'n! – He! He! He!
Tante Lise (etwas eifersüchtig, zum Publikum). Wat mutt ick hör'n?
Frau Reinhardt (zu Onkel Krischan). He makt Spaß! – (Zu Friederike.). Nu tier di doch ni mehr!
Onkel Krischan (zum Publikum). Hans-Snider hett Recht! Is'n staatsche Person! – 'n staatsch Frunsmensch!
Tante Lise (eifersüchtig, zum Publikum). So? A! – Dat kann ick doch ni sinn!
Onkel Krischan (zu Heinrich). Heine! – Jung! Bedenk doch! – En ganzen Hof! – Un de eenzig Dochder! –
Frau Reinhardt. Ja a a! – Un ock noch en beten mehr!
Onkel Krischan. Noch'n beten mehr?
Frau Reinhardt. Allns fri, – keen Protokoll un nix. –
Onkel Krischan. Allns fri? –
Frau Reinhardt. Ja – –! Un likers ock noch wat in de Melk to krömn.
Onkel Krischan. Ock noch bar Geld?!
Frau Reinhardt. So an de Kant wul en twintig Dusend!
Onkel Krischan. (zum Publikum) Wat'n staatsche Person! – Wat'n Prachtmensch!
Tante Lise (eifersüchtig zum Publikum) Wa kann he so wat seggn!
Onkel Krischan. (zu Heinrich) Heine! Jung! – Hest't hört? Hest't hört? (Faßt ihn an und will ihn zu Friederiken ziehen.) Nu kumm! – Nu kumm un fat ehr um! –
Heinrich (sich sträubend) Nie!– Niemals lieber Onkel! – Ich kann es nicht! –
Onkel Krischan. (verwundert) Wat? – Du kannst dat ni?!
Frau Reinhardt. Wat? – He kann dat ni? – (zu Friederike.) Antje! Deern! Denn wis du em mal, wat'n Hark is! – – Denn fat du em mal um!
Friederike (sich sträubend) Ne, Moder! – Ne! – Ick kann dat ni! (Tut, als ob sie weinen wollte.)
Tante Lise (zum Publikum) Nu frag' ick een! Wa is't möglich!
Onkel Krischan. Wat?! Wat?
Frau Reinhardt. Wat?! – Du kannst dat ock ni?!
Onkel Krischan. (böse zu Heinrich) Nu sla mi doch en Deutscher darin! Nu fatst du ehr um! – – Un dat glieks – Un giffst ehr'n Dütjen! – Hörst du?!– –Un sla di de annere nu man ut'n Kopp! – (Zu Frau Reinhardt.) He harr all mal een! – Awers– dat's all lang' verbi –
Tante Lise (zum Publikum) So? – All lang' verbi!?
Frau Reinhardt. Hett he all mal een hatt? – Min Antje ock all. – Dat makt nix! – Se sünd ja beide jung. –
Friederike (mit zu ihrer Mutter) Hett he all mal een hatt, Moder?
Onkel Krischan. (zu Frau Reinhardt) Wie möt wul beter tosnacken! – Hehe? – Denn kamt se wul.
Frau Reinhardt. Dat löv ick ock! – Wie möt wul 'n beten naschünn! – Denn gevt se sick wul.
Onkel Krischan (zu Heinrich) Wat meenst du denn? He?! Wofür heff ick di denn allns lehrn laten? – He? Dat mutt ick doch beter weten! –
Heinrich. Aber, lieber Onkel!
Frau Reinhardt (zu Friederike) Antje! Min lüttje witte Antje – du weerst doch sunst ümmer so'n lüttje artige Deern! Wa magst din Moder dat toweddern do'n?! –
Friederike (wie vorhin) Ne, – Moder!
Onkel Krischan (zum Publikum) Wa weekmödig, un wa sanst! Ganz Liebe! (Böse zu Heinrich.) Dat will'ck di man seggn! – Un en hochdütsche Fru hier mank de Burn, dat's ja to'm Verglik als'n Pfau mank de Göf'. – Un dat will'ck di man segg'n! – Un du kriggst dat ja allns, – den Hof un allns! – Awer du kriggst ock keen annere, als de din Onkel Krischan will! – –
Heinrich (mit dem Kopfe schüttelnd) Aber, Onkel! – mein lieber Onkel!
Tante Lise (zum Publikum) Wat'n Verstellung!
Frau Reinhardt (zu Friederike) Antje! – Min Kind! – Süh! un dat gung mit mi toeerst ganz ebenso. – Ick much unsen Vader toeerst ock ni liden, als ick em kreeg. He harr en Puckel un humpel mit dat eene Been. – Awers ick neehm em doch, vunwegen dat min Vader un Moder dat so geern wulln. – Un tonöst mit de Jahren hett sick dat ock allns geben. – – Un nimm em man! – He's ja dochen schier un hett keen Puckel. – Un dat gifft sick wul mit de Jahrn. – – Un wes' din Moder nu ni mehr so toweddern. – Hörst du?! – –
Tante Lise (zum Publikum) Immer beter! –
Onkel Krischan (zum Publikum) Wa se dat versteiht! Un wa se'n gudes Hart hett! – Is'n Staatsmensch! 'N Prachtmensch! –
Tante Lise (eifersüchtig zum Publikum) A! – Dat argert mi doch!
Onkel Krischan (böse, zu Heinrich) Ne, – Gott bewahr uns! – Du deist, wat ick di segg! – Un ahn' min Segen kriggst du keen! – Versteihst du?! – Ahn' min Segen ock ni den Hof! – Versteihst du?! – Un dat will ick di man seggn! Düsse schast du hebbn! – Un de nimmst du! – Keen anner als düsse! Un dar (mit dem Fuß stampfend). flök ick op! – So wahr, als ick Onkel Krischan bün! Un darmit Basta!
Tante Lise (zum Publikum). Nu is't richtig! – Dar hebbt se wul man up lurt!
(Heinrich wie niedergeschlagen. Friederike tut als ob sie weinte.).
Frau Reinhardt (zu Friederike). Nu do' dat man! – Wes' ock en artig Kind! – Büst ock min witte Antje! Kumm! – Sin Onkel hett dar ja op flökt. – (Sie faßt Friederike an, um sie Heinrich zuzuführen.).
Friederike (sträubend und schluchzend nachgebend). Denn mutt ick man, – wenn Moder dat pattu will! – – Un sin Onkel darup flökt hett! – –
Onkel Krischan (freudig). Ja! He! – Dar heff ick op flökt! – Dar flök ick op! Keen annere als di schall he hebbn! – (zu Heinrich.). Na, Heine! – Min Jung! – Se will! Se will! – – Nu kumm! (Faßt Heinrich an.) Nu wis' mal, wat du vun din Onkel höllst! – He! Kumm! – Giff ehr de Hand! – Segg ja! – Fat ehr um! Giff ehr en Dütjen! – Giff ehr den Verlabungskuß!
Tante Lise (zum Publikum). Wat'n Kummedi!
Heinrich (dem Onkel widerwillig folgend). Wenn ich denn muß! – Wenn ich denn soll! – Weil du es durchaus willst, – –
Onkel Krischan (vergnügt). Ja! Ja! – Ick will dat! – Ick will dat!!
Tante Lise (zum Publikum). De Esel!
Heinrich. Dir zu Gefallen, Onkel Krischan! – (Gibt Friederiken die Hand). und dir zur Liebe! – In Gottes Namen denn! (Umarmt Friederike und küßt sie.).
Onkel Krischan (froh bewegt). Ja! – In Gottes Namen, Kinner! – Hehe! – In Gottes Namen! – Un dar hebbt ju Onkel Krischan sin Segen! – – – (Legt die Hände auf sie.).
Tante Lise (zum Publikum). O, wat'n Streich!
Frau Reinhardt. Un ock min! – (tut ebenso.).
Onkel Krischan (nach kurzer Pause). Dat weer en harte Tour! – Hehe! – Nu mutt ick eerst en Mundvull smöken!
– He! – Dar schall de Piep wul na smecken! – Meent Se nich ock, Fru Sierksch?
Frau Reinhardt. Ja, dat deit se wul! – Min Selige smök ock.
Onkel Krischan (nimmt sich eine kurze Pfeife nebst Reibhölzern aus der Tasche, reibt ein Hölzchen an der Hose und zündet sich die Pfeife an) Dar kummt ock noch wat mehr. Hehe!
Tante Lise (mit Verwunderung hörend) Noch wat mehr?
Onkel Krischan Un mit de Piep denn fluscht dat beter! – Denn heff ick ümmer noch mal so veel Kurasche! (Heinrich und Friederike zärtlich gegen einander, Onkel Krischan rauchend, vergnügt zu Frau Reinhardt. Na, wat seggt Se nu? – Hehe?! – (Auf die Kinder zeigend.) Hehe! – Nu mögt se sick all! – Nu hebbt se sick all geern!
Tante Lise (zum Publikum) Wat'n Wunner!
Onkel Krischan (zu Tante Lise) Na, Tante Lise, – nu kumm doch un gratleer de beiden! – (Heinrich und Friederike zärtlich gegen einander) Süh! süh! wa se sick leev hebbt!
Tante Lise. Ja, wenn ick denn schall, – – (geht hin und gibt der Braut die Hand. Zu Heinrich, ihm die Hand gebend und so, daß nur das Publikum es hört) Wat büst du en Driwer! – – Und wat is din Onkel för'n Esel! – –
Onkel Krischan (wichtig) Awers nu hört mal all to, Kinners, Hehe! Nu kummt dar noch en Naspel! – Noch en lüttje Öwerraschung, Hehe!
Tante Lise (zum Publikum) Ja, un wat för een!
Onkel Krischan (zu Frau Reinhardt) Wi weern dat doch, Fru Sierksch, Hehe! – Wi beiden hebbt de beiden doch glücklich makt! – Hehe! – – Süh! süh! (auf Heinrich und Friederike zeigend, die zärtlich gegen einander sind) Süh! – Hehe!
Tante Lise (zum Publikum) Wenn em de Ogen eerst apen gaht!
Onkel Krischan (zu Frau Reinhardt) Haken Se mi in, Fru Sierksch, He! He! Haken Se mi in! – (Frau Reinhardt tut es)
Tante Lise (zum Publikum eifersüchtig) Wat nu?!
Onkel Krischan (zu Heinrich) Da Heine, süh mal! – Un hüt is din Geburtsdag! Un wil dat nu allns so kamn is, als din Onkel dat geern wull, – Hehe!
Tante Elise (zum Publikum) Na, – als he dat wull!
Onkel Krischan. Will ick Iüm ock noch wat schenken, – ja, Hehe! Un ganz wat Schönes!
Heinrich. Schenken, lieber Onkel?! – Willst du uns auch noch beschenken?
Onkel Krischan. Hehe! – Ja – Süh! Hehe! – Un dat gehörig! – Du un din Antje-Brut schüllt sick wunnern! – Na, nu hört mal to! – Hehe! – Nu hört mal to! – – (Wichtig und mit Nachdruck.) Ick schenk ju beiden min ganzen Hof?!
Heinrich und Friederike (zugleich) Den ganzen Hof!
Onkel Krischan. Ja! Hehe! – Un to Harst denn – – – (sieht Frau Reinhardt verliebt an) to Harst denn veränner ick mi.
Tante Lise (zum Publikum, eifersüchtig) Wat is dat?
Onkel Krischan (zu Heinrich) Denn trittst du em an, Heine! – Un denn gevt ju beiden Hochtid!
Heinrich. Hochzeit, hörst du es, Antje? Dann geben wir Hochzeit! (Zärtlich gegen sie.)
Onkel Krischan. Ja! Hehe! – Un dar kummt ock noch en lütt Öwerraschung mehr, wenn ju ebn mal 'rutgahn wüllt, – hehe!
Tante Lise (zum Publikum, erregt, eifersüchtig) Noch en Öwerraschung mehr? – Wat? wat?!
Onkel Krischan. Blots Fru Sierksch nich, – de blifft hier. – Ick heff en Ogenblick mit ehr to spreken, – hehe! – Ju könnt ja man ebn mal na'n Gardn gahn – –
Tante Lise (zum Publikum, erregt, eifersüchtig) Blots Fru Sierksch nich?! – wat is dat?!
Heinrich (zu Friederike) Im Schatten blühender Jasminen, wo die Laube am dunkelsten ist. – –
Tante Lise (zum Publikum, erregt, eifersüchtig) Denn will ick ock ni stören! – Ick gah in min Stuv! – (Ab; im Abgehen zum Publikum, erregt, eifersüchtig.) Noch en Öwerraschung mehr?! – – Gott in'n Himmel! Wat mut ick beleben! – (Ab durch die Tür rechts.)
Heinrich (zu Friederike im Abgehen) Und die schönste Rose will ich dir brechen! (Beide ab durch die Mitte. Noch im Abgehen zärtlich gegen einander.)
Onkel Krischen. Süh! süh! – Wat'n Leevd' mit de beiden! – (Zutraulich.) Fru Siertsch, – Fru Sierksch, – hehe? – Wat meent Se, – hehe?! Darbi ward man ock noch mal wedder jung! – (Tante Lise guckt abwechselnd durch die Tür, um zu horchen.)
Frau Reinhardt (verlegen) Ja, dat is en Lust to sehn!
Onkel Krischan. Mi is wat dör'n Kopp gahn! – – Hehe! – So'n glückliche Menschen, se makt een rein lüstern!–
Tante Lise (durch die Tür, eifersüchtig.) Wat mutt ick hör'n!
Frau Reinhardt (verlegen) Een geiht dat Hart op –
Onkel Krischan. Ni wahr?! Hehe? (Weich.) Dat deit de Leevde!
Tante Lise (hört gespannt zu)
Onkel Krischan (zärtlich, weich) Sä'n Se nich eersten, Se harrn Ehr'n Eersten egntlich garni geern hatt? – –
Frau Reinhardt (verlegen) Ja – – Ick sä' dat wul –
Onkel Krischan (zärtlich, weich) Se sünd noch so nett, noch so rüstig!
Tante Lise (durch die Tür, erregt, eifersüchtig) Wak ick? oder dröm ick?
Frau Reinhardt (verlegen) So? – A! – Ne! –
Onkel Krischan (begeistert) Noch so rasch! – noch so smuck!
Frau Reinhardt (verlegen) Ne! – A! – Ne! –
Onkel Krischan (zärtlich, weich) Se kunn noch geern wedder heiraden. –
Tante Lise (durch die Tür, erregt, eifersüchtig) Nu ward't gut!
Frau Reinhardt (verlegen, Onkel Krischans Arm loslassend) Onkel Krischan makt Spaß. –
Onkel Krischan (zärtlich, eifrig) Spaß? – Hehe! – Spaß? Ne! – Dat's min Eernst! Min vüllige Eernst! – Natürlich, ni so'n jungn, als min Heinejung! – Ne! – – Hehe! – So een, de bi Ehr paßt! – – So een to'm Verglik, – (zärtlicher, sie mit dem Ellenbogen anstoßend) Hehe? – Hehe? – Wat meent Se, Fru Sierksch, – Hehe? – O, – ick heff ock noch wat an de Kant, un dat ni wenig! –
Tante Lise (durch die Tür, erregt, eifersüchtig) Nu hör! Dat is schändlich!
Onkel Krischan (zärtlich, weich) Ja, un dar is ja ock noch en groten Hof! – De Kinner brukt dat ja ni gliks all! – Un wi, – – Hehe? (wie vorher, sie wieder mit dem Ellenbogen anstoßend) – Fru Sierksch, Hehe? – Wat meent Se? – Un wi beiden? – – (zärtlicher) Hehe? – Wat meent Se, Fru Sierksch? – Hehe? –
Tante Lise (durch die Tür, erregt, eifersüchtig) O! O! dat öwerlev ick ni! Dat is min Dod!
Frau Reinhardt (bleibt stumm und stellt sich verlegen und schüchtern)
Onkel Krischan (zärtlicher, wie vorhin) Hehe! – – – Wat meent Se Fru Sierksch, Hehe? – –
Frau Reinhardt (Nach kurzer Pause, macht sich allmählich möglichst groß, streckt beide Arme horizontal aus, rollt mit den Augen und spricht im höchsten Pathos und mit donnernder stimme, während Onkel Krischan scheu und entsetzt zurück weicht) Mensch! – – (Onkel Krischan läßt vor Schreck die Pfeife fallen) Bedenke das Ende! – – – (Frau Reinhardt gravitätisch auf Onkel Krischan einschreitend, Onkel Krischan weicht entsetzt zurück) Dich sollt' ich heiraten? – Ich? – die Priesterin der Kunst?! – – Ackerbürger! Viehzüchter! – Wo denkst du hin! – – –
Onkel Krischan (ganz wirr vor Schrecken und Erstaunen, retirierend und ängstlich rufend) Tante Lise! – Heine – Fat ehr an! Fat ehr an! – – –
Tante Lise (durch die Tür) Nu kummt't! – dat schadt em nix!
Onkel Krischan (wie vorhin) Fat ehr an! – se's verrückt!
Frau Reinhardt (pathetisch, während sie langsam, die Arme ausstreckend, vorschreitet und Onkel Krischan Schritt vor Schritt entsetzt und langsam vor ihr zurückweicht, wobei er um die Tische retiriert und tut, als ob er dahinter Schutz suchen wollte) Verrückt? – Verblendeter, du wagst es noch, Im hellen Mondschein wandelnd – oller Kahlkopp! – Die Hand nach einer Venus auszustrecken?
Onkel Krischan (wie vorhin) Holt ehr! – Holt ehr! – Se is verrückt!
Frau Reinhardt (ebenso)
Nicht ich, nicht ich
Bin deiner würdig, sondern jene ist's,
Die durch ein Menschenalter dein schon war
Als treue Magd, – – –
Tante Lise (durch die Tür) Wat? – Als treue Magd? –
Onkel Krischan (wie vorhin) Holt ehr! – Heine! Tante Lise! – – Holt ehr!
Frau Reinhardt (wie vorher) Als treue Magd, – und deinen Jungen, den Heine, Bemuddert hat und großgebuddelt! – (Schreitet, wie eine Priesterin, noch wie vorher mit ausgestreckten Armen feierlich und gravitätisch zur Mitteltür hinaus.)
Tante Lise (durch die Tür) – Dat bün ick – A! (Tür zu, aber während Onkel Krischan spricht, gleich wieder durch die Tür sehend.)
Onkel Krischan (ganz erregt und außer sich) Holt ehrt! holt ehr! – (Nach einer Pause.) Wat is dat? – – Wa! mutt ick beleben? (Setzt sich in Tante Lisens Stuhl und stützt ratlos und betroffen den Kopf.) – Gott in'n Himmel! – O! O! – Se hett den Verstand verlarn! – Harr ick dar en Ahnung vun hatt, dat min Ansprock so'n Indruck op ehr mak! – – O! – Wat för'n Wendung! –
Tante Lise (durch die Tür) Als harr he'n Ammer koles Water öwer'n Kopp kregen! – –
Onkel Krischan. Un op all de Freud, wat för'n Schicksal!
Hans-Snider. Die Vorigen.
Hans-Snider (halb modern und karrikiert gekleidet, stürzt sehr erregt durch die Mitte ins Zimmer) Wat is dat? – Wat is dat?!
Onkel Krischan. Heft ehr sehn? – Heft ehr sehn? – Hans-Snider! harrst ehr man holn! – –
Hans-Snider. Wa kann't eenmal angahn?! – Wa is't möglich?
Onkel Krischan. Hans-Snider! – Hier! – (Zeigt mit dem Zeigefinger vor die Stirn.)
Hans-Snider (ebenso) Ja, hier!
Onkel Krischan. Hans-Snider, se is verrückt! – Se hett den Verstand verlarn!
Hans-Snider. Sonst weer't ock ni möglich!
Onkel Krischan. Wo is se blebn? – Harrst ehr man holn! –
Tante Lise (guckt horchend durch die Tür)
Hans-Snider. In'n Krog. – Se is noch in'n Krog.
Onkel Krischan. In'n Krog? – Ni möglich! – Se störrt eerft eben 'rut.
Hans-Snider. Ja, in'n Krog! – Ick kam lik daher.
Onkel Krischan. Hett se noch so'n Schur? – Snackt se noch so wild? – Wat hett se seggt?
Tante Lise (durch die Tür) Gott in'n Himmel! – Noch ümmer duller!
Hans-Snider. Ganz unklok! – Nix als dumm Tüg! – Un fürchterlich bös'! – – – Ick harr keen Tid, – ick keem man eerst ebn wedder an't Hus. – Nu wull ick hier denn ni störn, – un dar gung ick denn eerst mal na'n Krog.
Onkel Krischan. Un dar? – Un dar? –
Hans-Snider. Un dar seet se denn, – se un ehr Antje, – ick meen, se weern hier.
Onkel Arischan (erstaunt) Ehr Dochder ock? – Antje, de Brut? – Ni möglich!
Tante Lise (durch die Tür) De's ja mit Heine in de Rosen!
Hans-Snider. Antje ock! – Un wa hett se schimpt! – Wa hett se schandeert! – Eerst op mi, – un denn op Onkel Krischan, – un denn op Heine. – – Un denn wedder op mi. – Un Onkel Krischan weer en leegen Kerl, sunst harr he sowat ock ni da'n!
Onkel Krischan. Ne, – ne, – Hans-Snider! – Dat wull ick ock ni! – Dat weer ock garni min Absicht! – Wer kunn dat ahn'n! –
Hans-Snider. Un sin Jung, de Heine, weer noch veel leeger! –
Onkel Krischan. Min Heine? –
Hans-Snider. Ja, dat sä Antje ock!
Onkel Krischan. Antje ock? –
Hans-Snider. Ja, alle beide! – Un de harr stahln un seet in't Lock. –
Onkel Krischan. Min Heine?! –
Tante Lise (durch die Tür) Schön in't Lock! – In de Rosen sitt he!
Hans-Snider. Un de spel un söp!
Onkel Krischan. Min Heine?! –
Hans-Snider. Ja, und löp jümmers achter de Frunslüd her! –
Onkel Krischan. Achter de Frunslüd?! –
Tante Lise (durch die Tür, schnell) Ja, ja! – Dat deit he!
Hans-Snider. Un weer en liederlichen Strick! – Un denn schull se wedder op mi. – Ick weer ock nix beter, – ick Weer en Hungerlider, – en Geldsnider!
Tante Lise (durch die Tür, schnell) Ganz recht! – Dat is he ock!
Hans-Snider. Un Onkel Krischan weer ock ni beter. – Un ick harr se herlockt. – Ick schull mi wat schamn! –
Tante Lise (durch die Tür) Dat schull he ock!
Hans-Snider. Ehrbare Börgerslüd so antoföhrn! – Un dar würr nix ut! – För so'n Famili heeln se sick denn dochen noch veel to gut, – – Un ehr Antje kreeg, ock licht noch en annern!
Onkel Krischan. Un wat sä Antje denn? – Wat sä de Brut? –
Hans-Snider. Antje? – de Brut? – Se sä jümmers; »Ja!« un »Ne!« – Wenn se ja seggn schull, sä se: (nachahmend) »Ja, Moder!«, un wenn se ne seggn schull, sä se: (nachahmend) »Ne, Moder!«
Onkel Krischan. Gott in'n Himmel! Wat en Wendung!
Hans-Snider. Ja, un denn sä se ock noch, de Knech schull man anspann. – Un keen tein Per' schulln ehr un ehr Antje wedder in uns' Dörp rin trecken!
Onkel Krischan (aufstehend) Hans-Snider, wi möt ehr hol'n! – Do' mi'n Gefalln! –Du kannst ja so schön snacken. – Lop hin, – snack ehr den Unsinn wedder ut'n Kopp, – mal ehr wedder vernünftig. – O! – wenn du't kunnst! – Tein Dahler! – Föffdig! – Hunnert! –
Tante Lise (durch die Tür, schnell) Dat weer ock Tid! – de ole Spitzbow!
Onkel Krischan. Mak ehr wedder vernünftig, – snack dat wedder in de Reeg! –
Hans Snider. Ja, ja! – Denn mutt ick man lopen. – Se wulln all glieks fahren. – Ja, wenn ick't man kann. – Will't versöken. – En swaren Weg – en harten Gang, Onkel Krischan! – Awers Em to Gefallen! – (Macht mit Daumen und Zeigefinger das Zeichen des Geldzählens.)
Tante Lise (durch die Tür) De Kujon!
Onkel Krischan. Allns! Allns! – Man gau! – Man gau! (Drängt ihn nach der Tür hin. Hans-Snider ab durch die Mitte.)
Onkel Krischan (sehr erregt, ängstlich, gedrückt, setzt sich wieder in Tante Lisens Lehnstuhl und stützt schwermütig den Kopf) Dat mi ock so wat passeeren mutt! – Wenn he ehr dochen man wedder vernünftig kreeg! – Ick harr ja keen ruhige Stunn mehr, wenn ick dar schuld an weer, dat se den Verstand verlaren. – Wat'n Schicksal! – Ick hess de Schuld! – Ick ganz alleen! – De arme Fru! – Min arme Heine! – –
Tante Lise (durch die Tür) He kunn ja ock noch den Verstand verleern!
Onkel Krischan. Ich bün en flechten Kerl! – En grundslechten Kerl!
Tante Lise (durch die Tür) Nu is't nog! – Nu mutt dat en Enn hebbn! – Sunst ward he ock noch verrückt! –
(Sie kommt leise herein und klopft ihm teilnehmend auf die Schulter.) Onkel Krischan! – Onkel Krischan! – – (Onkel Krischan fährt erschrocken auf.) Dat deit mi leed um Em!
Onkel Krischan. Hett Tante Lise dat sehn? – Weet Se't all? – –
Tante Lise. Weet dat all!
Onkel Krischan. Se weet dat all? – I, sunnerbar! – Se weer ja garni hier! – – O, wat för'n entsetzlichen Ogenblick! – Wat en Schicksal för mi un min Heine!
Tante Lise. Lat Onkel Krischan man ni den Kopp so hangn, – dat ward noch allns wedder gut!
Onkel Krischan. Meent Tante? – Hett Se noch Höpen, dat sick dat wedder verleern deit?
Tante Lise. Seker! – Ganz seker!
Onkel Krischan. O, wat'n Trost för mi! – Tante Lise, Se is gut! – Se hett ja all in so veele Jahrn allns mit mi deelt. – Ehr kann ick dat ja geern seggn! – –
Tante Lise. Weet dat all!
Onkel Krischan. Se weet dat all?! – I, sunnerbar! – Ja, ick bün en elenden Kerl! – Ick bün schuld daran, dat de arm Fru den Verstand verlarn – un dat dat nu allns so kamn is!
Tante Lise. Onkel Krischan, – Onkel Krischan, – ick kunn Em mal wat seggn, – schall ick't? – –
Onkel Krischan. Is't wat Gudes? – Is't en tröstlich Wort?
Tante Lise. Heel wat Gudes! – (Im besonderen Ton, langsam und mit Nachdruck) Se hett ehr sief Sinn noch alltohopen! – Se is garni verrückt!
Onkel Krischan (hoch erfreut), Is garni? – – Is garni? Wa weet Tante dat? –
Tante Lise. Ick weet dat!
Onkel Krischan. Se weet dat? – – I, sunnerbar! –
Tante Lise (im besonderen Ton) Un ick weet ock noch wat mehr, Onkel Krischan, – schall ick't seggn? – Un wat Gudes is dat ock, – heel wat Gudes! – Awers He kann dat man vellicht noch nich insehn!
Onkel Krischan. Segg't man! – Segg't man! – Dat is mi nu dochen allns eenerlei!
Tante Lise (im besonderen Ton) Fru Sierksch, de Em eben so bang' makt hett – is garni Fru Sierksch!
Onkel Krischan (sehr erstaunt und aufstehend) Fru Sier – is ni? – – Wa? – – Wat seggt Tante?
Tante Lise (im besonderen Ton) Ja, – un Antje, – uns' Heine sin Brut, – is garni Antje!
Onkel Krischan Is, – is garni Antje! – Wa? – Wat seggt Se?
Tante Lise (im besonderen Ton)Ja, un verrückt is keen Mensch! –
Onkel Krischan Is keen? – Wat? – Is keen, – seggt Se?
Tante Lise (im besonderen Ton) Onkel Krischan is bedragen, – – se hebbt Kummedi mit Em speelt! –
Onkel Krischan (zurückprallend) Wa? – Wat? seggt Se? – – Bedra-, bedragen? – – Se hebbt Kumme-, Kummedi hebbt se mit mi spelt? – – O, wat'n Sünn! – Wat'n Sünn! – Un wat'n Schimp un en Schann för mi! (Wirft sich wieder in Tante Lisens Stuhl und bedeckt das Gesicht mit beiden Händen) – Dat is min Dod, – min Dod! – –
Tante Lise (weich und mitleidig) Onkel Krischan! – (Onkel Krischan schweigt) Onkel Krischan! – – Un dochen is dat so das Beste!
Onkel Krischan. Bedragen! – – Se hebbt Kummedi mit mi spelt!
Tante Lise. To Onkel Krischan sin egen Glück!
Onkel Krischan. Un min Heine! – Min Heine! –
Tante Lise. Un eerst recht to uns' Heine sin Glück! – Sunst harr he't ock gewiß ni da'n!
Onkel Krischan. Kummedi hebbt se mit mi spelt! – – Min egen Kind! – Min Heine! – – Un en Kummediantsche is sin Brut! – Un ick heff se em geben! – – (Er bedeckt wieder mit den Händen das Gesicht)
Tante Lise (weich) Onkel Krischan! – Onkel Krischan!
Onkel Krischan. Un min Hof heff ick em schenkt! Em un ehr! – Un min Segen! – Min Segen! –
Tante Lise (ernst und ermahnend). Dar kummt nix vun ungefähr! –
Onkel Krischan. O! – O! –
Tante Lise (wie vorhin). Un dar is noch en Hand öwer uns, de mit togrippt, wennt'n mal nödig deit, – Onkel Krischan! – – Un hier de't nödig! – Un eben so gut för Onkel Krischan, als för uns' Heinejung! – – Weer Onkel Krischan denn ni ganz eben noch neeg darbi, op sin olen Dag en grote Dummheit to begahn? – (Onkel Krischan hört aufmerksam zu.). En Mißalliantsche – mit'n Kummediantsche?! – (zu sprechen, wie geschrieben steht.). – – – – Un wenn uns' Herrgott ehr Hart ni lenkt harr, – – wenn dat Unglück passeert weer! – –
Onkel Krischan (lebhaft). Ja! – Ja, – Tante Lise, – dat weer en Glück, dat't nich so keem!
Tante Lise. Na, un Heine! – O, sin Onkel Krischan hölt ja so veel vun em, – he is em so an't Hart wussen, als wenn he sin egen Vader weer! – (Weich.). Un mi ock! – mi ock, – Onkel Krischan! – – He kann't seker glöben, – als wenn ick sin egen Moder weer! – Un dat junge Mäden ut de Stadt vun't Theater, – de is ja nu eenmal all sin Glück! – Un ganz wat se em is, dat is he ock ehr! – Un de Leevd', – – – o! (seufzt). de Leevd' is en Blom, de man eenmal blöht! – – de is en Heiligdom! – Dar möt de annern nich an röhrn un de Hann davun laten!– – Un wa kunn en Vader wul so grausam we'n, sin eenzig Kind sin grötst Eerdenglück ünner de Föt to rieten?! – Un wa kunn en Moder dat wul so still ansehn?!
Onkel Krischan (erregt und gerührt). Swig still! – Swig still, – Tante Lise, ick mag dar nix vun hörn!
Tante Lise. Na, Onkel Krischan, – süht He denn wul? – Is't nich en Glück we'n för Em un sin Heine? – för dat junge Mäden un för uns all, en grotes Glück, dat dat anners keem, als na Onkel Krischan sin Sinn un Willn? –
Onkel Krischan (weich und gerührt). Ja! – Ja! – Tante Lise hett Recht! En grotes Glück för em un för uns all! (Kurze Pause, er steht schnell auf). Tante Lise! – (Er faßt sie mit beiden Händen an). Wat büst du för'n prächtig Frunsmensch! – – Ick segg du to di! – – Un wa kannst du snacken! – – Dat klingt so week und so hartlich. – – – Un wa hest du mi tröst – un wat för'n Steen hest du mi vun'n Harten nahmn! – Tante Lise! – Wa – mak ick dat wedder gut? – Un wa kann ick daför danken?!
Tante Lise. Keen Dank! – Dat weer min Plicht! – – un ick muß ja nix vun Onkel Krischan un sin Heine hol'n, wenn ick't ni da'n harr!
Onkel Krischan (froh, erregt). Tante Lise! – – Ick kannt't! – Ja, ick kann't – Een Wort vun di – un ick kann't – so veel als en Mensch dat öwerhaupt möglich is! – – Dar is min Hand! – sla in! Warr du unsen Heine sin wirkliche Moder, – un giff du mi, wat ick vun de annere wul! – – –
Tante Lise. (sehr bewegt und zögernd). Onkel Krischan!
Onkel Krischan. Giff mi din Hand un din Hart! – Giff se mi! – Segg »Ja!« Tante Lise! – Süh, so wull ick di danken! – Anners kann ick't ni!
Tante Lise (sehr bewegt und zögernd). Dat weer ni min Afsicht! – Dat wull ick ni! – –
Onkel Krischan. Segg »Ja!«, Tante Lise! – – – Do' mi't to Gefallen!
(Kleine Pause.).
Tante Lise (sehr bewegt und weich). Wat schall ick seggn?! – Ick segg nix! – – Mi feilt de Wör! – – Do' –, do' – –, wat – du wullt! (Sie lehnt ihren Kopf an Onkel Krischans Brust, Onkel Krischan legt seinen Arm um ihren Nacken, küßt sie.).
Peter. Die Vorigen.
Peter. (Unvermutet in der Mitteltür. Als er die Situation sieht, macht er ein sehr verwundertes Gesicht und fängt dann an zu lachen). Hi! Hi! Hi! (Onkel Krischan und Tante Lise fahren erschrocken auseinander, halten sich aber noch angefaßt.).
Onkel Krischan. Wat wullt du? – Kannst nich ankloppen, wenn du kummst? –
Peter. Ick – ki, kick – wu, wu, wull – bi bi bitt'n – – Hi! Hi! Hi!
Onkel Krischan. Wat? – Wat?
Peter. Ick – ki, kick – un – Do Do Dortjen – –
Onkel Krischan. Ach, wat! –
Tante Lise. Lat se! – Lat se, Onkel Krischan! – Se hebbt sick leev; – man mutt ehr Glück ni stören!
Onkel Krischan. Na, – minwegen! – Denn nimm ehr man – un heirat ehr.
Peter (sehr vergnügt). O! – O! O! O! –
Onkel Krischan. Nu gah' 'rut un rop de annern! (Peter ab durch die Mitte.).
Peter (hinter der Szene). Hei, Hei, Hei, Heine! – Hei, Hei, Heine!
Onkel Krischan. Wat se wul seggn ward? – Se ward sick wunnern!
Tante Lise. Ick schaneer mi so! – Ick bün ganz beschämt! – Ick kann mi dat noch garni denken! –
Onkel Krischan (zärtlich gegen sie). Warum? – Wato? – Du büst nu min Brut!– – Wi sünd Brut un Brüdigam, Tante Lise! –
Tante Lise. Mi kloppt dat Hart so! – Ick schaneer mi so! – Lat mi leewer 'rutgahn! – (Will fort.).
Onkel Krischan (sie haltend). Ne! – Du bliffst hier! – Ick lat di nu ni wedder los! (Zärtlich gegen sie, während sie sich etwas sträubt.).
Heinrich. Friederike. Frau Reinhardt. Peter. Dortjen. Die Vorigen.
(Alle durch die Mitte, Frau Reinhardt bleibt im Hintergrunde stehen.).
Onkel Krischan. Kumm man 'rin!. – Ick weet allens!
Heinrich. Und du verzeihst uns?
Onkel Krischan. Du schast ehr hebbn, – wil du dat büst!
Heinrich (zu ihm gehend, ihm die Hand gebend) Tausend Dank! – Tausend Dank! lieber Onkel!
Friederike (ebenso) Tausend Dank, lieber Onkel!
Onkel Krischan. Hier! – – Bedank Ju bi Tante Lise!
Heinrich und
Friederike (zur Tante) Tausend Dank! liebe Tante!
Onkel Krischan. Un denn gratleert uns man! (Die Hand hinhaltend.)
Alle (gratulierend) Wir gratulieren! – Wir gratulieren!
Tante Lise. Ick schaneer mi! – Ick schäm mi so!
Onkel Krischan. (Während Heinrich und Friederike und Peter und Dortjen zärtlich gegen einander sind.) Ach wat! – Sühst denn ni de annern? – Süh! – Süh! – Uns' Heinejung – un Peter un Dortjen!
Heinrich. Ja, liebe Tante! – Tres faciunt collegium! – Aller guten Dinge sind drei! – Ihr seid das dritte Paar!
Onkel Krischan. Awer Heine, wat hebbt Ju mi för'n Streich spelt! – Du un din Brut un din Brut ehr Moder!
Heinrich. Verzeihung, lieber Onkel! – Nochmals: Verzeihung!
Friederike. Verzeihung auch für mich!
Frau Reinhardt (tritt schüchtern vor) Und ich bitte erst recht darum! – – –
Tante Lise. Se, Madam? – – O! – Se hebbt dat garni nödig! Im Gegendeel! – Se hebbt groten Dank verdeent! – Ni wahr, Onkel Krischan?
Onkel Krischan. Ja, – dat hebbt Se! – Groten Dank! Se hebbt mi gründlich kureert! – – –
Frau Reinhardt. Sch! sch! Es weiß kein Mensch, – es bleibt unter uns –
Tante Lise. Keen Mensch?! –
Onkel Krischan. Keen Mensch, als Tante Lise, – de weet allens. – Awers dat makt nix, – wi sünd ja Brut und Brüdigam– – un to'n tweeten Mal lett Onkel Krischan keen Kummedi wedder mit sick spelen. – – Nu heff ick een, de davör oppaßt. (Tante Lise zärtlich ansehend.) Ni wahr, Tante Lise? –
Tante Lise (zärtlich) Nu heft du een!
Hans-Snider. Die Vorigen.
Hans-Snider (läuft bestürzt ins Zimmer) Is so! Is so! – (überblickt bestürzt die Situation.) Ja! – Wat nu? – Dröm ick? – Bün ick verrückt? – – Se weern noch in'n Krog! – – Se süud ebn wegfahrn! – Dat sünd se ja ni! – (Auf Friederike und ihre Mutter zeigend.) Dat sünd se ja ni! – – –
Heinrich. Ha! Ha! Ha! Ha! – Ein Schneider in tausend Ängsten! –
Tante Lise. Ick günn em dat! –
Hans-Snider. Un On – – Onkel Krischan ock? –
Friederike (dicht vor ihn hintretend) Sie alter Seelenverkäufer! Sie! – (Hans-Snider springt ängstlich zurück.)
Hans-Snider. Mit Tan – Tante Lise?
Frau Reinhardt (dicht vor ihn hintretend) Sie alter Kuppler! Sie! – (Hans-Snider wie vorher.)
Tante Lise. Dat is recht! – Dat hett he verdeent!
Hans-Snider (noch immer in wirrer Bestürzung auf Friederike und Frau Reinhardt zeigend) Twee wildfremme Men–?! – – –
Onkel Krischan (dicht vor ihn hintretend) Du ole Windbüdel! Du! – (Hans-Snider wie vorher.)
Hans-Snider. Wat? – – Ick?
Onkel Krischan. Wa kunnst Du so leegen? –
Hans-Snider. Wat? – Ick? – Leegn? – – –
Onkel Krischan. Ja! Wa kunnst du seggn: De Köh weern in'n Hawer? – –
Onkel Krischan. Se weern ja garnich in'n Hawer! – Du hest de Schuld!
Alle. Er hat die Schuld!
Tante Lise. Ja, he! – – un denn noch een! – (langsam mit Nachdruck und Pathos) Uns' ole Modersprak!
Alle. Uns' ole Modersprak!
Hans-Snider (sich sehr bestürzt und verzweifelt geberdend)