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Bootsmannsmaat.

(Gleich nach dem Auftreten.)

Zu Straßburg auf der Schanz',
Da war es nicht,
Wo einer, wie das schöne Lied gibt kund,
Weither im fernen Abendglanz
Der Heimat Alpenhorn gehört,
Und dann die Sehnsucht und der Heimwehschmerz
Sein junges, unbedachtsam Herz
So sehr betört,
Daß er in mitternächt'ger Stund'
Vergessen konnt
Der Pflicht, der Ehr',
Und verwirken sein junges Leben,
Die Augen zu!   dem Deserteur
Wird kein Pardon gegeben!
Ein Trommelwirbel!   Es blitzt, es kracht,  
Da war's vollbracht
Zu Straßburg auf der Schanz',    
Aber nein,
Da kann es nicht gewesen sein!

Musik: Der Torgauer Marsch.

Bootsmannsmaat.

Auch in der Schlacht zu Torgau nicht
Sah er dem Tod ins Angesicht,
Zur großen Zeit des alten Fritz,
Der gern hineinfuhr wie der Blitz
Mit seinen Preußen   und   ein Held  
In Staunen setzte eine Welt!
Die schöne Melodie, einst dort erklungen,
Erklang nicht da,
Wo er gerungen
Und kühn dem Tod ins Antlitz sah,
Frau Musika!

Musik: »Zu Mantua in Banden.«

Bootsmannsmaat.

Und wieder nein!   Auch nicht zu Mantua,
Wo das geschah,
Frau Musika,
Auf einer Schanz!
Ich meine doch,
Wir wissen's alle wohl!
Ein Deutscher war es zwar, wie Gold so echt!
»Gebt Feuer!   Ha, wie schießt ihr schlecht!«
Und als er sank,
Und als sein Blut die Erde trank,
Da rief er noch:
»Es leb' mein guter Kaiser Franz!
Ade, mein Land Tirol!«
Es war auch nicht auf Jütlands Auen
Am kleinen Belt,
Weit, weit vom Land Tirol,
Wo einst im frühen Morgengrauen,
Auf freiem Feld'
Die tück'sche Kugel traf ihr Ziel,
Ein Sänger fiel!  
Und als er fiel,
Da klang es noch wie Saitenspiel:
»Geliebtes Schleswig-Holstein,
Mein Vaterland, leb' wohl!«

Musik: »Was glänzt dort vom Walde im Sonnenschein?«

Bootsmannsmaat.

»Und wenn ihr die schwarzen Gesellen fragt,
Das ist Lützows wilde, verwegene Jagd!«
Auch dort ein edler Sänger fiel,
Der, schon so nah dem schönsten Ziel,
Sich aus dem Arm der Liebe rang
Und seine herrlichen Lieder sang
Zum Kampf, zum Kampf für das Vaterland!
Bis jäh vom Roß der Reiter sank,
Gelähmt schon seine tapf're Hand,
Und sein warmes Herzblut die Erde trank,
Theodor Körner!        
Und wenn du auch nicht,
So war's vielleicht von jenen einer
In der großen Zeit der Freiheitskriege,
Vom Anfang bis zum letzten Siege,
Der bis zum Tod getreu der Pflicht!  
Doch nein, von allen war es keiner!

Musik: »Was ist des Deutschen Vaterland?«

Bootsmannsmaat.

O, schönes Lied, das einst erklang
Und überall der Deutsche sang
Viel' Jahre lang, viel' Jahre lang
Aus Freiheitsdrang
Und Sehnsucht nach der Einigkeit,
War's irgendwo zu deiner Zeit?
Doch nein!
Wann war es denn?   Wer mag's gewesen sein?

Musik: »Schleswig-Holstein, meerumschlungen.«

Bootsmannsmaat.

Es war auch nicht am Ostseestrand,
In diesem meerumschlung'nen Land,
Wo einst am Grünendonnerstag
Des Feindes Flotte kam in Sicht,
Und Wunder tat die kleine Schar,
Die in den beiden Schanzen war,
Bis das Geschwader unterlag!

Auch nicht bei Bau,   bei Idstedt nicht
Und nicht bei Friedericia
In jener dunklen Schreckensnacht!

Doch das liegt nah:
Die Kugel war ins Rollen gebracht!    
Und was viel später dann geschah,
Wo war es denn, Frau Musika?

Musik: »Düppelmarsch.«

Bootsmannsmaat.

Nein, auch nicht vor der bösen Sieben
Auf Düppels Höh'n!
Kanonengedonner viele Stunden,
Dann Sturm,   Hurra!
Der Trommeln wirbelndes Getön!
Und ach, wie viele Todeswunden!
Wie viele Brave dort geblieben!
Doch war's auch nicht auf Düppels Höh'n
Im Sturm, Hurra!
Wo war es denn, Frau Musika?

Musik: »Ich bin ein Preuße, kennt ihr meine Farben?«

Bootsmannsmaat.

Nun riß entzwei der alte Bund,
Der faul war bis auf den Grund!
Es kam der Tag von Königgrätz,
Da ward er an die Luft gesetzt.
Das war im siebentäg'gen Krieg,
Und welch ein Ringen! welch ein Sieg!
Wie wurde da geschlagen
In diesen sieben Tagen!

Doch auch nicht hier, wo das geschah,
Wonach wir forschend fragen!
Nur weiter, weiter, Frau Musika!

Musik: »Es braust ein Ruf wie Donnerhall.«

Bootsmannsmaat.

Hurra! über'n Rhein
Und nach Frankreich hinein!

Und dann Sieg auf Sieg!
Und ach, wie so viele gestorben,
Bis zu Ende der blutige Krieg
Und die Kaiserkrone erworben!    
Und die Kaiserkrone verloren
Für den, der herauf ihn beschworen!    

Aber von allen,
Welche gefallen,
Als da erbrauste das Lied vom Rheine,
Doch keiner der, welchen ich meine,
Obgleich dem Vaterland auch galt sein Schwur!
Wer war es? und wo war es nur  ?
Frau Musika, ertön' noch einmal wieder,
Daß wir durch eines deiner Lieder
Gelangen auf die rechte Spur!

Musik: »Das Schiff streicht durch die Wellen.«

Bootsmannsmaat.

Ja, ja!   Das ist's!   Nun hab' ich's schon!
Er zog nicht gen Napoleon,
Viel weiter noch zog er dahin,
Dem Vaterlande zum Gewinn!
Sein Schiff strich durch die Wellen,
Fridolin!    

Und welch ein Schiff!   Ein Schiff der deutschen Flotte,
Der galt so viele Jahre lang
Des deutschen Volkes Sehnsuchtsdrang
Wenn auch den Feinden Deutschlands rings zum Spotte!

Hurra! Hurra!
Germania!
Nun ist sie da!
So schön, so prächtig!
So stolz, so mächtig!
Die Macht zur See!
Die Schwester deiner Landarmee,
Der unvergleichlich ruhmesreichen!
Hurra!
Kein Reich auf Erden deinesgleichen!  
Nun fährt sie hin durch alle Meere
Und läßt den deutschen Adler weh'n,
Soweit die Wellen und die Wolken geh'n,
Zu ihres Kaisers Ruhm und Ehre!
Hurra!

(Mehrstimmiges Hurra hinter den Kulissen links. Aus denselben stürzen, von ihrem Leutnant geführt, Mariner hervor auf die Bühne, während in den Kulissen rechts sich Schwarze zeigen und vorzudringen versuchen. Schüsse von beiden Seiten. Auch der Bootsmannsmaat beteiligt sich am Schießen. Die Mariner dringen siegend über die Bühne vor. Der Leutnant wird von einer feindlichen Kugel getroffen; er schwankt, hält sich aber noch mühsam aufrecht. Der Bootsmannsmaat, es gewahrend, wirft sein Gewehr bei Seite, springt ihm zur Hilfe und hält ihn in seinen Armen.)

Der Leutnant.

(Nach der Hand des Bootsmannsmaat tastend.)

Kamerad!   Kamerad!     Deine Hand!   Deine Hand!  
Will   freudig geben
Mein junges   Leben
Für meinen Kaiser   und seinen Thron  
Und für   mein teures   Vaterland!
Der Tod!   Der Tod!   ich fühl'   ihn schon!
Es zuckt   durch meine   Brust   sein Weh!  
Halt' mich!   Stütz' mich!   sonst   fall'   ich nieder!
Grüß' mir   die Eltern,   die   Schwestern,   die   Brüder!
Mein   Heimatsdorf   im grünen   Tal      
Und sie,   auch sie,
Ach,   die   ich nie
In diesem   schönen Leben   wiederseh'!    
Die Süße,      
Ihr auch   im Tode   meine   Küsse!
Die   grüße
Viel   tausend,     tausend,     tausend   mal!    

(Er stirbt. Der Bootsmannsmaat läßt ihn sanft zur Erde nieder und kniet neben ihm.)

Musik: (Sehr leise) »Ich hatt' einen Kameraden.«

Bootsmannsmaat.

(Während der Musikstrophe diese Zeilen als Text dazu sprechend.)

Ich hatt' einen Kameraden,
Nun ist er mir entfloh'n!
Und ist dahin gegangen,
Im Himmel zu empfangen
Die schönste Ehrenkron'!

Musik: »Heil dir im Siegerkranz.«

(Der zweite Vorhang, Hintergrund, geht in die Höhe. Dieselbe Waldlandschaft.)

Germania.

(Erhöht stehend, einen Lorbeerkranz mit schwarz-weiß-roter Schleife in der Hand und mit hoher Begeisterung sprechend. Vor ihr, an der Erde liegend, einige der gefallenen Wilden. Unter diesen einer, der noch lebt und mit emporgestreckten Armen den Kolbenschlag oder Bajonettstich abzuwehren versucht, welchen ein Mariner im Begriffe steht, ihm zu versetzen. Eventuell noch eine zweite, ähnliche Gruppe.)

(Zum Publikum.) Alldeutschland, dir sei Ruhm und Preis und Ehre!

(Auf den Toten zeigend.) So liebt ein deutsches Herz sein Vaterland!

(Wieder zum Publikum.)

Lorbeergeschmückt sind deine Kriegerheere
Von Kränzen, die gewunden meine Hand!
Nun fährt auch deine Flotte durch die Meere!
Dein Adler steigt der Sonne zugewandt!

(Zu dem Toten, den Kranz auf ihn niederlegend.)

Und dich auch schmücken meine Lorbeerreiser!
Du starbst für Deutschland und für seinen Kaiser!

 

(Der Vorhang fällt.)


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