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Auf dem kürzesten Wege marschierten sie jetzt zu den Hütten der bösen Schlange. Es ging nur langsam vorwärts, da die Indianerfrau von dem Blutverlust noch sehr geschwächt war. Als sie sich am sechsten Tage zur Ruhe niederlegten, waren sie nur noch eine Meile von den Indianerhütten entfernt. Sie schliefen vor Ungeduld fast alle nicht, und lange vor Tagesanbruch eilten sie mit großer Vorsicht weiter, bis die Indianerin sie zu einem nur noch einhundertfünfzig Meter von den Hütten entfernten Dickicht junger Tannen führte, das sie vor Entdeckung völlig schützte. Kurz darauf verschwanden Malachi und die Indianerin, auf Händen und Füßen kriechend, in dem angrenzenden Buschholz, um womöglich durch Horchen etwas zu erfahren. Die Zurückbleibenden hielten inzwischen ihre Augen auf die Hütten gerichtet, in der Erwartung, daß mit Sonnenaufgang jemand herauskommen werde.
Als sie eine halbe Stunde so verweilt hatten, sahen sie aus einer der Hütten einen Indianerburschen treten. Er war mit Beinkleidern und einem indianischen Hemd von Hirschleder bekleidet und trug Bogen und Pfeile in der Hand. Eine Adlerfeder steckte in seinem Haar über dem linken Ohr, das Abzeichen, daß er der Sohn eines Häuptlings war.
»Das ist mein Bruder Percival«, sagte John leise.
»Percival!« versetzte Alfred. »Ist es möglich?«
»Ja«, flüsterte die Erdbeere, »es ist Percival, aber sprechen Sie nicht so laut.«
»Nun, dann haben sie ihn in einen richtigen Indianer verwandelt«, sagte Alfred, »wir werden ihn erst wieder zum Weißen machen müssen.«
Percival sah sich eine Weile um, und als er endlich bemerkte, daß eine Krähe über seinem Kopfe flog, spannte er seinen Bogen, und der Vogel fiel, vom Pfeil getroffen, ihm zu Füßen nieder.
»Ein vorzüglicher Schütze«, sagte Hauptmann Sinclair, »der Junge hat jedenfalls etwas gelernt. Das könntest du nicht, John.«
»Nein«, versetzte John, »aber eine Büchse vertrauen sie ihm nicht an.«
Sie warteten noch einige Zeit, worauf erst eine Indianerfrau und dann ein älterer Mann erschien, zu denen sich eine Viertelstunde später noch drei Frauen und ein etwa zwanzigjähriger Indianer gesellten.
»Ich denke, jetzt haben wir die ganze Streitmacht vor uns«, sagte Martin.
»Ja, das denke ich auch«, erwiderte Hauptmann Sinclair. »Ich wünschte, Malachi käme zurück; denn ich glaube nicht, daß er noch anderes auskundschaftet, als was wir selbst schon wissen.«
Etwa eine halbe Stunde später kehrten Malachi und die Indianerin zurück; sie waren in dem Buschholz bis auf fünfzig Meter zu den Hütten herangekrochen, fürchteten sich jedoch, noch näher zu dringen, da die Frau meinte, die Hunde könnten Lärm machen, denn zwei derselben seien zu Hause geblieben. Die Indianerin sprach ihre Überzeugung aus, daß die Bande noch nicht zurück sei, und man beratschlagte nun von neuem, wie man weiter verfahren solle. Die Streitmacht der Indianer hatte nichts zu bedeuten – ein alter Mann, ein Bursche von zwanzig Jahren und vier Frauen. Diese könnten leicht gefangengenommen und in Sicherheit gebracht werden; aber es entstand die Frage, ob es wünschenswert sei, dies zu tun. Denn, falls einer der Indianer doch auf irgendeine Art entkäme, konnten die Abwesenden durch ihn leicht Kunde von der Ankunft ihrer Verfolger erhalten und dadurch veranlaßt werden, mit Mary Percival nicht zu ihren Wigwams zurückzukehren.
Während Malachi, Hauptmann Sinclair und Alfred noch im Flüsterton hierüber verhandelten, rief John dazwischen:
»Sie gehen auf die Jagd, der alte Mann, der junge Indianer und Percival – alle haben ihre Bogen und Pfeile bei sich.«
»Der Junge hat recht«, sagte Malachi. »Gut, ich glaube, dies entscheidet unsere Frage. Wir können jetzt die Männer gefangennehmen, ohne daß die Frauen etwas davon wissen. Sie erwarten die Jäger nicht vor Abend zurück, und selbst wenn sie dann nicht kommen, werden sie weder überrascht noch beunruhigt sein. Wir tun jetzt am besten, sie eine Strecke weit gehen zu lassen und ihnen dann zu folgen. Wenn wir uns ihrer versichert haben, können wir darüber entscheiden, was wir mit den Frauen machen.«
Dies wurde beschlossen, und Malachi erklärte der Indianerin ihre Absichten; diese billigte das Vorhaben, sagte indessen: »Der alte Rabe (hiermit meinte sie den alten Indianer) ist sehr schlau; Ihr müßt vorsichtig sein.«
Die Männer verweilten noch eine Viertelstunde in ihrem Versteck, bis die beiden Indianer und Percival den offenen Platz vor den Hütten verlassen hatten und in den Wald getreten waren. Dann folgten sie in gleicher Richtung. Malachi ging mit John voran; Martin und Alfred hielten sich so weit von ihnen entfernt, um sie im Auge behalten zu können; in gleichem Abstand schritten die übrigen hinter Martin und Alfred einher. In dieser Weise setzten sie über eine Stunde ihren Marsch durch den Wald fort, bis ein Rudel Rotwild hinter Malachi und John hervorbrach. Sogleich hielten sie im Gehen inne und bückten sich nieder, um sich zu verstecken. Als Martin und Alfred dies bemerkten, folgten sie ihrem Beispiel, und die hinter ihnen Befindlichen taten auf Geheiß der Erdbeere dasselbe. Kaum war dies geschehen, als ein von einem Pfeil getroffenes Tier dem Rudel nachfolgte und nach wenigen Sprüngen zu Boden sank. – Wenige Minuten später erschienen die Jäger und traten an das sterbende Tier heran, sprachen eine Weile miteinander und zogen dann ihre Messer heraus, um es abzuhäuten und aufzuschneiden. Während sie hiermit beschäftigt waren, krochen Malachi und John von der einen Seite, Martin und Alfred von der anderen und die übrigen von einem dritten Platze aus langsam auf sie zu. Um sie indessen völlig einzuschließen, war es nötig, daß die größere Schar sich teilte und einer oder zwei mehr westlich geschickt wurden. Hauptmann Sinclair sandte Graves und einen der Soldaten ab und gebot ihnen, sehr leise bis zu der von ihm bezeichneten Stelle zu kriechen, wo sie warten sollten, bis das Signal gegeben wurde. Während die verschiedenen Abteilungen den Indianern und Percival näher und näher kamen, schien der alte Rabe unruhig zu werden. Er sah sich wiederholt um und legte mehrmals sein Ohr gegen die Erde. Sobald er dies tat, verharrten alle in ihrer Stellung und hielten beinahe den Atem an.
»Die Indianerin sagt, daß der alte Rabe Verdacht schöpft und überzeugt ist, daß sich jemand im Walde in seiner Nähe befindet. Darum meint sie, es sei besser, wenn sie zu ihm gehe«, sagte die Erdbeere zu Hauptmann Sinclair.
»Laß sie gehen«, erwiderte Hauptmann Sinclair.
Die Indianerin stand auf und ging auf den Indianer zu, der sich, als sie sich ihm näherte, sofort umdrehte. Sie sprach mit ihm und schien ihm zu erzählen, wie es zuging, daß sie zurückgekehrt sei. Jedenfalls nahm sie die Aufmerksamkeit des alten Raben so lange in Anspruch, bis die verschiedenen Feinde ganz in seiner Nähe waren. Dann erhob sich Malachi, augenblicklich taten alle übrigen dasselbe und drangen miteinander auf die Indianer ein. Nach kurzem Kampf waren diese gefangen; doch hatte der jüngere Indianer zuvor einen der Soldaten durch einen Messerstich verwundet. Die Riemen waren schon um Beine und Arme der Indianer befestigt, als Percival, den man nicht gebunden hatte, wieder zu entschlüpfen versuchte und auf Malachis Weisung nun wie die beiden anderen gefesselt wurde.
Sobald man der Gefangenen ganz sicher war, machten sich Martin, Graves und die Soldaten daran, das Wild aufzuschneiden und zum Mittagsmahl zuzurichten, während die Erdbeere mit der Indianerfrau Brennholz sammelte. Inzwischen saßen Hauptmann Sinclair, Malachi und John neben den Gefangenen und widmeten ihre Aufmerksamkeit Percival. Sein beinahe zweijähriger Aufenthalt in den Wäldern und bei den Indianern, währenddessen er nie das Gesicht eines Weißen erblickte, hatte alle Erinnerungen an sein früheres Leben gänzlich ausgelöscht. Auf die Fragen, die Alfred an Percival richtete, antwortete er nicht und schien dieselben nicht zu verstehen.
»Laßt mich es mit ihm versuchen«, sagte Malachi, »ich will auf indianisch mit ihm reden, denn vielleicht hat er seine Muttersprache vergessen.«
Malachi redete nun in indianischer Sprache mit Percival, der eine Zeitlang zuhörte, ihm aber endlich ebenso antwortete.
»Was sagt er, Malachi?« fragte Alfred.
»Er sagt, daß er seinen eigenen Todesgesang anstimmen müsse, denn er sei der Sohn eines Kriegers und wolle sterben wie ein Held.«
»Der Knabe ist ja völlig umgewandelt«, sagte Hauptmann Sinclair. »Ist es möglich, daß eine so kurze Zeit dies bewirken konnte?«
»Ja, Sir«, versetzte Malachi, »junge Leute werden schon in ganz kurzer Zeit derartig verändert, aber es ist nicht von Dauer. Wenn er zu seiner Mutter in die Ansiedlung zurückkehrt, so vergißt er allmählich sein Indianerleben und söhnt sich mit den dortigen Verhältnissen aus. Eine Frau übt einen größeren Einfluß aus als ein Mann. Laßt die Erdbeere mit ihm sprechen. Sie sehen, Sir, er betrachtet sich als einen Gefangenen; aber wir dürfen ihn nicht losmachen, bis unser Werk beendet ist.«
Malachi rief die Erdbeere und bat sie, mit Percival von seiner Heimat, seiner Mutter und lauter Dingen zu sprechen, die mit der Farm in Zusammenhang ständen. Die Erdbeere setzte sich neben Percival und redete in sanftem Tone in ihrer eigenen Sprache mit ihm: von seinen Eltern, von seinen Basen, wie er von den Indianern aus der Jagd ergriffen worden sei, wie seine Mutter ihn beweint und alle seinen Verlust beklagt hätten. Mit leiser, wohllautender Stimme sprach sie zu ihm, bald von diesem, bald von jenem Gegenstand, der mit seinem früheren Leben in der Ansiedlung in Zusammenhang stand, bis er ihr endlich mit sichtlicher Aufmerksamkeit zuhörte. Über eine Stunde fuhr die Erdbeere in dieser Weise fort mit ihm zu reden, dann wandte sich Alfred von neuem zu ihm und fragte:
»Percival, kennst du mich?«
»Ja«, versetzte Percival auf englisch, »du bist mein Bruder Alfred.«
»Jetzt ist alles gut«, sagte Malachi, »nur muß er noch festgehalten werden; aber der Junge kommt jetzt wieder zur Vernunft. Die Erdbeere wird ab und zu wieder mit ihm sprechen.«
Nun setzten sich alle zur Mahlzeit nieder; die beiden Indianer wurden unter Bewachung eines der Soldaten etwas weiter fortgeführt, Percival aber blieb bei ihnen. John setzte sich neben Percival, schnitt einen verlockenden Bissen Wildbraten ab und hielt ihm denselben vor den Mund, indem er sagte:
»Percival, wenn wir wieder nach Hause gehen, machen wir deine Hände los, und du sollst statt eines Bogens und der Pfeile eine eigene Büchse haben. Komm jetzt und iß.«
Dies war für John eine lange Rede, und sie verfehlte ihre Wirkung nicht, denn Percival öffnete seinen Mund, um zu essen, und hielt, von John gefüttert, ein sehr gutes Mittagsmahl. Sobald alle gespeist halten, beratschlagten sie, welche Schritte sie zunächst einschlagen sollten. Die umstrittene Frage war die, ob sie jetzt die Frauen gefangennehmen oder ruhig abwarten sollten, bis die böse Schlange mit ihrer Schar eintraf.
Malachi sprach seine Meinung folgendermaßen aus: »Ich bin der Ansicht, wir warten jedenfalls bis morgen, Sir. Die Frauen, sehen Sie, werden sich nicht wundern, wenn die Jäger noch einen oder selbst zwei Tage ausbleiben, denn sie wissen, daß sie ohne Wild nicht heimkehren und dies nicht immer gleich zu finden ist. Ihre Abwesenheit wird also keinen Verdacht erregen, daß wir hier sind. Daher halte ich es für das beste, wir kehren zu unserem früheren Versteck zurück und beobachten von dort aus ihre Bewegungen. Es läßt sich nicht sagen, wann die Gesellschaft mit Miß Percival zurückkehren mag; sie können bereits, während wir hier waren, angekommen sein, können auch erst morgen eintreffen. Es wird daher besser sein, wir belästigen uns nicht unnötigerweise mit einer größeren Anzahl Gefangener.«
Dieser Meinung stimmten die übrigen endlich bei, und nun brachen sie von neuem nach den Indianerhütten auf. Etwa eine Stunde vor Eintritt der Dämmerung kamen sie bei ihrem Versteck an, nachdem sie die Vorsicht gebraucht hatten, den beiden Indianern Knebel in den Mund zu stecken. Percival war sehr ruhig und hatte angefangen, mit John ein wenig zu reden.
Kaum befanden sie sich wieder fünf Minuten hinter den Rotfichten, als sie von dem Teil des Waldes her, der auf der anderen Seite der Hütten lag, ein entferntes Geschrei vernahmen.
»Sie kommen jetzt«, sagte Martin. »Das ist ihr Signal.«
Eine der zu den Hütten gehörigen Indianerinnen beantwortete das Geschrei.
»Ja, Sir, sie kommen«, sagte Malachi. »Bitte, Hauptmann Sinclair, seien Sie still und setzen Sie sich, sonst werden Sie alle unsere Pläne zerstören.«
»Ducken Sie sich nieder, Sinclair, ich bitte Sie«, sagte Alfred.
Hauptmann Sinclair, wenngleich sehr erregt, tat, was man von ihm verlangte.
»Oh, Alfred«, sagte er, »sie ist so nahe!«
»Ja, mein guter Freund, aber wenn Sie sie noch näher zu haben wünschen, so müssen Sie verständig sein.«
»Wahr, sehr wahr«, versetzte Hauptmann Sinclair.
Eine halbe Stunde später sahen sie die böse Schlange mit ihrer Schar aus dem Walde auftauchen und bemerkten, daß vier Indianer eine aus Baumzweigen gefertigte Tragbahre zwischen sich hatten.
»Sie konnte nicht weiter gehen«, sagte Malachi zu Hauptmann Sinclair, »darum tragen sie sie. Ich sagte Ihnen ja, daß sie ihr nichts zuleide tun würden.«
»Lassen Sie sie mich nur einmal sehen, wenn sie die Tragbahre verläßt, dann will ich zufrieden sein«, entgegnete Hauptmann Sinclair.
Bald hatten die Indianer die Lichtung durchmessen und hielten vor einer der Hütten an. Mary Percival wurde heruntergehoben, und man sah sie, von zwei Indianerinnen begleitet, mühsam in den Wigwam gehen.
Zwischen der bösen Schlange und den beiden anderen Frauen fand ein kurzes Gespräch statt, worauf sich der Häuptling und seine Genossen in eine andere Hütte begaben.
»So weit ist alles in Ordnung«, bemerkte Malachi. »Sie haben Miß Percival der Obhut zweier Frauen in einer besonderen Hütte übergeben; wir brauchen daher für sie nichts zu befürchten, wenn wir unseren Angriff machen. Nach meiner Ansicht muß er sehr bald stattfinden, denn, wenn wir es erst dunkel werden lassen, so könnten uns noch einige Indianer entschlüpfen und späterhin gefährlich werden.«
»Lassen Sie uns augenblicklich ans Werk gehen«, sagte Hauptmann Sinclair.
»Nein, nicht augenblicklich, Sir, wir haben das Tageslicht noch anderthalb Stunden. Wir wollen noch eine Stunde warten, denn ich denke mir, da sie nichts zu essen haben und ziemlich müde sein müssen, so werden sie aller Wahrscheinlichkeit nach schlafen gehen, wie es die Indianer zu tun pflegen. – Eine Stunde später wird für uns die beste Zeit sein, über sie herzufallen.«
»Ihr habt recht, Malachi«, versetzte Alfred. »Sinclair, Sie müssen Ihre Ungeduld zügeln.«
»Ich muß es, das sehe ich ein«, erwiderte Hauptmann Sinclair, »aber die Stunde wird endlos für mich sein. Wir wollen uns die Zeit vertreiben, indem wir unsere Vorkehrungen treffen. Wir haben es nur mit Sechsen zu tun.«
»Und nur mit zwei Büchsen«, entgegnete Alfred, »daher sind wir unseres Erfolges ziemlich sicher.«
»Wir müssen erst aufpassen, ob sie alle in derselben Hütte bleiben, denn, wenn sie sich trennen, müssen wir uns danach richten. Wer soll bei den Gefangenen bleiben?«
»Ich nicht«, sagte John in entschiedenem Tone.
»Wenn du dafür bestimmt wirst, so mußt du bleiben, John«, sagte Alfred.
»Lieber nicht, Sir«, versetzte Malachi, »denn, sobald der Junge den Knall der Büchsen hört, verläßt er die Gefangenen und kommt uns nach, davon bin ich überzeugt. Nein, Sir, wir wollen die Erdbeere bei den Gefangenen lasten. Ich werde ihr mein Jagdmesser geben, das wird ausreichend sein.«
Etwa eine halbe Stunde beobachteten sie die Hütten; aber alles schien ruhig, und nicht ein einziger Mansch ließ sich blicken. Nachdem sie ihre Buchsen geprüft hatten, wurde jedem einzelnen eine bestimmte Stellung angewiesen, um auf diese Weise die Gebäude umzingeln und einander unterstützen zu können. John wurde für das Amt bestimmt, sich nach seiner Base Mary umzusehen und die Frauen daran zu hindern, daß sie mit ihr aus der Hütte entflohen, in die man sie gebracht hatte. John übernahm dieses Amt bereitwilligst, da es ihm von Wichtigkeit schien, obwohl man ihn damit betraut hatte, um ihn nicht der Gefahr auszusetzen. Die Gefangenen blieben unter Bewachung der Erdbeere, die mit gezogenem Messer vor ihnen stand und bereit schien, bei dem geringsten Fluchtversuch Gebrauch davon zu machen. Die übrigen krochen nun leise auf demselben Pfade, den Malachi und die Indianerin am Morgen genommen hatten, auf die Hütten zu. Als alle dort angelangt waren, zögerten sie noch einige Minuten; doch sobald sich Malachi erhob, folgten alle seinem Beispiel und eilten auf die für sie bestimmten Posten, im engen Umkreis der Hütte, in die die böse Schlange mit ihren Begleitern eingekehrt war. – Die Indianer schienen zu schlafen, denn alles blieb ruhig.
»Lassen Sie uns zuerst Miß Percival an einen sicheren Ort führen«, flüsterte Hauptmann Sinclair.
»So tun Sie es nur«, sagte Alfred, »wir sind auch ohne Sie unserer genug.«
Hauptmann Sinclair eilte nach der Hütte, in die man Miß Percival gebracht hatte und öffnete die Tür. Sobald Mary aber Hauptmann Sinclair sah, stieß sie einen lauten Freudenschrei aus, sprang von den Fellen empor, auf die man sie gelegt harre, und fiel ihm um den Hals. Hauptmann Sinclair nahm sie in seine Arme, um sie aus der Hütte zu tragen, eine der Indianerinnen faßte ihn jedoch am Rock. Als aber John hinzukam und ihr die Mündung seiner Büchse vor das Gesicht hielt, ließen die Frauen ihn gehen und zogen sich zurück. Hauptmann Sinclair trug nun Mary in seinen Armen auf den Platz im Buschwalde, wo die Erdbeere bei den Gefangenen wachte.
Mary Percivals Schrei hatte die Indianer geweckt, die nach den erlittenen Erschöpfungen und Entbehrungen auf der Reise fest eingeschlafen waren. Doch noch ließ sich keine Bewegung aus der Hütte hören, so daß Alfred und Malachi darüber berieten, ob sie eintreten sollten oder nicht. Dieser Frage wurde durch einen Büchsenschuß aus der Hütte und den Sturz eines dicht neben Alfred stehenden Soldaten ein Ende gemacht. Ein zweiter Schuß folgte, und Martin wurde von einer Kugel in die Schulter getroffen. Gleich darauf stürzte die böse Schlange, gefolgt von ihren Genossen, aus der Hütte. Der Häuptling sprang, seinen Tomahawk schwingend, auf Malachi ein, während die übrigen Alfred und Martin angriffen, die der Tür am nächsten standen. Da traf Malachis Büchse die Brust der bösen Schlange, und die volle Ladung drang in den Körper des Häuptlings. Die anderen Indianer kämpften verzweifelt, doch sie wurden von ihren Angreifern eingeschlossen und überwältigt. Nur zwei nahm man lebendig gefangen, und auch diese waren gefährlich verwundet. Man band sie und legte sie auf die Erde.
»Er war ein schlechter Mann, Sir«, sagte Malachi, der sich über den Körper des Indianerhäuptlings beugte, »aber jetzt wird er kein Unheil mehr anrichten.«
»Seid Ihr verletzt, Martin?« fragte Alfred.
»Nein, Sir, nicht bedeutend; die Kugel ist gerade durchgegangen, hat aber den Knochen nicht getroffen. Ich habe Glück dabei gehabt. Ich werde zur Erdbeere gehen und mich von ihr verbinden lassen.«
»Er ist tot«, sagte Graves, der neben dem Soldaten kniete, der den ersten Büchsenschuß erhalten hatte.
»Armer Kerl«, rief Alfred. »Nun, ich bedaure nicht, daß sie uns zuerst angriffen, denn ich weiß nicht, ob ich im anderen Falle meine Büchse hätte gebrauchen können.«
»Sie erwarteten keinen Pardon«, sagte Malachi.
»Vermutlich nicht. Was sollen wir nun mit den Frauen anfangen? Sie können keinen Schaden tun.«
»Nicht viel, Sir, doch müssen wir das jedenfalls ganz unmöglich machen. Wir müssen alle Waffen in Besitz nehmen, die wir in den Hütten finden. Ihre zwei Büchsen haben wir, aber wir müssen auch die Bogen und Pfeile, die Tomahawks und Messer sammeln und diese entweder vernichten oder behalten. John, willst du dich danach umsehen? Nimm Graves mit.«
»Ja«, versetzte John, der sofort mit Graves die Nachsuchung in den Hütten begann.
Die beiden Frauen, die sich bei Mary in der Hütte befanden, waren darin geblieben, da Johns Büchse sie am Hinausgehen verhindert hatte; die andern beiden aber entflohen während des Handgemenges in die Wälder. Dieser Umstand hatte wenig zu bedeuten, ja, man sagte sogar den anderen, daß sie fortgehen könnten, wenn es ihnen beliebte. Sobald sie dies von Malachi vernahmen, folgten sie dem Beispiel ihrer Gefährtinnen. John und Graves brachten alle Waffen herbei, die sie finden konnten, und Malachi und Alfred gingen dann in das Gebüsch, wohin Mary Percival und Hauptmann Sinclair sich geflüchtet hatten. Alfred umarmte seine Base, die noch zu erregt war, um viel sprechen zu können. Der plötzliche Wechsel in ihren Gedanken und Gefühlen überwältigte sie, und unter den verschiedenartigen Eindrücken, die ihr Gemüt bewegten, übte vielleicht Percivals Wiedererscheinen, das ihr wie eine Auferstehung vom Tode vorkam, die erschütterndste Wirkung. – Alfred und Malachi berieten sich miteinander, als jener die Flammen aus den Hütten schlagen sah. Martin war, sobald seine Wunde verbunden worden, zurückgekehrt und hatte Feuer daran gelegt.
»Es ist ganz recht, Sir«, sagte Malachi, »das wird den Beweis unseres Sieges liefern und den anderen Indianern eine Warnung sein.«
»Was sollen wir aber mit unseren Gefangenen machen?«
»Sie nach und nach freilassen, Sir; von ihnen haben wir nichts mehr zu fürchten. Zuerst nehmen wir sie jedoch zwei bis drei Tagereisen weit mit in die Wälder, für den Fall, daß sie mit irgendeiner anderen Bande Verbindung haben, die sie zu ihrem Beistand herbeirufen könnten.«
»Und die verwundeten Indianer?«
»Wir können sie nicht mitnehmen. Wir wollen Lebensmittel und Wasser zurücklassen. Die Frauen werden zurückkehren und sie finden; sind sie dann noch am Leben, so werden sie nach ihnen sehen, sind sie tot, so begraben sie sie. – Aber da kommt John mit einigen Bärenfellen, die er für Miß Mary gerettet hat, das war bedachtsam von dem Jungen. Sobald der Brand erloschen ist, wollen wir unser Quartier in der Lichtung aufschlagen und für die Nacht eine Wache aufstellen; morgen aber werden wir unsere Rückreise antreten. Wir bringen Ihren Eltern Freude, und je eher es geschieht, desto besser, denn ihnen wird wegen unserer langen Abwesenheit nicht behaglich zumute sein.«
»Ja«, sagte Mary Percival, »in welchem Zustande der Ungewißheit müssen sie sein! Verzögerte Hoffnung macht das Herz krank!«
Sobald sie ihr Lager in der Lichtung aufgeschlagen und Vorkehrungen für Marys Bequemlichkeit getroffen hatten, befreiten sie die Erdbeere von ihrer Sorge für die Gefangenen, die sie nach der Lichtung brachten und sie in ihrer Nähe niedersetzen ließen. Percival, der von seinen Fesseln noch nicht befreit war, wurde jetzt losgebunden, und man erlaubte ihm, herumzugehen; doch hielt sich einer der Männer immer in seiner Nähe und beobachtete ihn sorgfältig. Der erste Gegenstand, der Percival in die Augen fiel, war der Leichnam der bösen Schlange. Der Knabe betrachtete ihn eine Weile und setzte sich dann daneben hin. Dort blieb er über zwei Stunden, ohne ein Wort zu sprechen, bis einer der Männer eine Grube gemacht hatte, in die man die Leiche legte und mit Erde bedeckte. Einige Minuten verweilte Percival noch neben dem Grabe, dann wandte er sich zu den beiden verwundeten Indianern; er brachte ihnen Wasser und redete in ihrer Sprache mit ihnen. Während er noch bei ihnen war, ließ Mary ihn holen, um mit ihm zu sprechen, da sie ihn kaum gesehen hatte. Marys Anblick mußte wohl eine große Wirkung auf den Knaben ausüben. Während er ihren beruhigenden und liebkosenden Worten lauschte, schienen ihn die verschiedensten Empfindungen zu beherrschen. Er legte sich nieder, fing an zu seufzen und schlief endlich ein.
Der Soldat, den die böse Schlange erschossen hatte, wurde noch vor dem Häuptling begraben. Martins Wunde war von seiner Frau verbunden worden, denn die Erdbeere war in der indianischen Heilkunde sehr geschickt. Sie hatte vorher Marys stark entzündete Füße durch breiige Umschläge von gestampften Blättern gekühlt, die die Indianerfrau und sie gesammelt hatten, und Mary fühlte durch die Anwendung dieses Mittels schon große Erleichterung. Ehe der neue Tag dämmerte, starben auch die beiden verwundeten Indianer und wurden neben ihrem Häuptling begraben.
Alfred und Martin hatten beschlossen, am nächsten Morgen die Heimreise anzutreten, wenn es sich ermöglichen ließe, Mary Percival zu befördern. Ihre Schar war zusammengeschmolzen, da der eine Soldat erschossen und Martin dienstuntauglich war. Die Indianerfrau war auch genügend mit den übrigen Büchsen belastet, nämlich mit jenen beiden, die man den Indianern abgenommen hatte, der des verstorbenen Soldaten, sowie der Martin gehörenden, da letzterer in seiner gegenwärtigen Verfassung nichts tragen durfte.
Daher waren jetzt nur sechs leistungsfähige Männer vorhanden, denn John konnte beim Tragen nicht viel nützen und war überdies damit betraut, Percival zu bewachen. Außerdem hatten sie die beiden Gefangenen in Obhut zu nehmen, so daß sie einigermaßen in Verlegenheit waren. Malachi schlug indessen vor, eine Sänfte aus sehr eng miteinander verflochtenen Baumzweigen zu machen und dieselbe an eine Stange zu hängen, so daß zwei Männer sie zwischen sich tragen konnten. Mary Percival war keine sehr schwere Last, und wenn sie einander häufig ablösten, konnten sie täglich einige Meilen zurücklegen, so lange, bis Mary kräftig genug war, um mit ihnen gehen zu können. Alfred willigte in diesen Vorschlag und ging, sobald das Tageslicht anbrach, mit Malachi in den Wald, um ihm beim Abhauen der Zweige behilflich zu sein. Bei ihrer Rückkehr fanden sie alle erwacht und hörten, daß Mary nur noch geringe Schmerzen habe. Sie nahmen ihr Frühstück ein, das aus dem jetzt nahezu verbrauchten Vorrat gesalzenen Fleisches bestand, und sobald ihr Mahl beendet war, setzten sie Mary auf die Sänfte und machten sich auf den Weg. Die Gefangenen nahmen sie mit sich, da sie es nicht für ratsam hielten, ihnen jetzt schon die Freiheit zu schenken. Am ersten Tage machten sie nur wenige Meilen, da sie genötigt waren, sich Nahrung zu verschaffen. Die Gesellschaft blieb unter einem großen Baum, der ein gutes Kennzeichen bildete, in Hauptmann Sinclairs Obhut zurück, während Malachi und Alfred auf die Jagd nach Wild gingen. Als sie in der Dunkelheit mit einem erlegten Hirsch zurückkehrten, teilte ihnen die Erdbeere mit, die Indianerfrau habe ihr erzählt, daß sich zwei Meilen südlich ein in den See mündender Fluß befände und zwei der Bande gehörende Kanus in den Gebüschen am User lägen. Der Fluß sei breit und stark fließend und würde sie bald zu dem See führen, von dessen Gestade sie das Kanu nach der Ansiedlung ziehen könnten. Dieser Vorschlag schien der Überlegung wert, da er ihnen zum mindesten Zeit ersparen und Mary Percival Gelegenheit geben würde, sich zu erholen. Sie entschlossen sich, nach dem Fluß zu gehen und die Kanus zu benutzen, da die Indianerfrau sagte, daß dieselben groß genug wären, um sie alle aufzunehmen.
Am anderen Morgen begaben sie sich unter Führung der Indianerin nach dem Flusse, wo sie am Nachmittag anlangten. Sie fanden die Kanus, die geräumig und in gutem Zustand waren, und nachdem sie dieselben zum Ufer hinabgetragen hatten, beschlossen sie ihre Einschiffung bis zum nächsten Tage zu verschieben, da es ihnen wieder an Mundvorrat gebrach. Alfred, Malachi und John gingen diesmal auf die Jagd, denn Percival hatte sich so ruhig und zufrieden gezeigt und Marys Nähe allmählich so liebgewonnen, daß es den Anschein hatte, als sei er aus seinem Indianertraum erwacht und erinnere sich wieder aller seiner früheren verwandtschaftlichen Beziehungen. Darum hielten sie es nicht mehr für nötig, ihn zu bewachen, zumal er Mary gar nicht verlassen wollte und allerlei Fragen tat, die den sichersten Beweis dafür lieferten, daß er sich viele Dinge ins Gedächtnis zurückrief, die er während seines langen Aufenthaltes bei den Indianern vergessen hatte.
Die Jäger hatten diesmal viel Glück: denn sie kehrten mit soviel Fleisch zurück, daß es für vier bis fünf Tage ausreichen konnte. Beim Frühlicht des nächsten Tages führten sie die Gefangenen etwa eine halbe Meile weit in den Wald hinein, deuteten ihnen an, daß sie sich in nördlicher Richtung entfernen sollten, lösten die Riemen, mit denen sie gebunden waren, und setzten sie in Freiheit. Nachdem dies geschehen, begaben sie sich in die Kanus und glitten schnell stromabwärts.
Drei Tage lang ruderten sie ihre Kanus und gingen nur für die Nacht ans Land, um zu schlafen und ihr Fleisch zu kochen; am vierten zwang sie das Bedürfnis, Nahrung zu erlangen, von neuem zur Fahrtunterbrechung. Nachdem sie ihren Zweck erreicht hatten, mündeten sie am folgenden Tage zweihundert Meilen westlich von der Ansiedlung in den See ein. Mary Percival hatte sich jetzt völlig erholt und fand ihre Seereise reizend. Das Land prangte in voller Schönheit, die Bäume bogen sich mit ihren Zweigen bis zum Flusse hinab und mit Indianern kamen sie nicht in Berührung; auch waren am Ufer keine Wigwams zu bemerken. Bisweilen wurde das Wild durch sie aufgeschreckt, das zum Strom hinabkam, um den Durst zu stillen, und als sie einmal eine Landspitze umschifften, stießen sie auf ein ganzes Rudel Hirsche, das über das Wasser schwamm; es gelang ihnen, bei dieser Gelegenheit so viele Tiere zu erlegen, daß sie bis zu ihrer Ankunft in der Ansiedlung genug daran zu haben glaubten.
Percival war jetzt ganz damit ausgesöhnt, daß er das Indianerleben verlassen hatte, und schien sich nach der Vereinigung mit seinen Eltern zu sehnen, von denen er beständig redete.
Am Vormittag des sechsten Tages bemerkten sie zu ihrem Entzücken in der Ferne Fort Frontignac, und, obwohl das Haus auf der Ansiedlung ihren Blicken durch die dazwischen befindliche bewaldete Landspitze verborgen war, wußten sie, daß sie nur noch vier bis fünf Meilen von dort entfernt waren. In weniger als einer Stunde befanden sie sich gegenüber der Prärie und landeten an der Stelle, wo ihr Fischerkahn befestigt war. Mr. und Mrs. Campbell hatten die Kanus nicht bemerkt, obwohl sie jeden Tag sehnsüchtig nach der Wiederkehr der Schar ausschauten. Ihre Augen und ihre Aufmerksamkeit waren aber dem Lande zugewandt, da sie keine Ahnung hatten, daß die Reisenden zu Wasser heimkehren würden.
»Lieber Alfred«, sagte Mary, »es wäre nicht klug, wenn Tante Percival sogleich sähe; wir müssen sie auf seinen Anblick ein wenig vorbereiten. Der Schreck wäre zu groß, da sie ihn so lange für tot gehalten hat.«
»Du hast recht, liebe Mary. Darum wollen wir mit Hauptmann Sinclair, Malachi und John vorangehen. Percival muß von den übrigen, die etwas zurückbleiben, in die Mitte genommen und später in Malachis Hütte gebracht werden. Dort kann er bei der Erdbeere bleiben, bis wir kommen und ihn holen.«
Nachdem sie diese Anordnung getroffen hatten, der sich Percival nur widerwillig unterwarf, gingen sie auf das Haus zu. Außerhalb der Palisade sahen sie Mr. und Mrs. Campbell stehen, die ihnen den Rücken zugewandt hatten und in der Richtung nach den Wäldern blickten. Als sie die Hälfte des Weges vom Gestade her zurückgelegt hatten, trat Henry mit Nero aus der Hütte, und der Hund, der sie sogleich bemerkte, sprang ihnen entgegen und bellte vor Freude.
Henry rief: »Vater, Mutter, da sind sie! Hier kommen sie.«
Mr. und Mrs. Campbell drehten sich natürlich um und erblickten die Herannahenden; sie eilten auf sie zu, und als sie Mary in ihre Arme schlossen, waren fürs erste alle Erklärungen überflüssig. Sie hatten sie wieder, und das genügte.
»Komm, Mutter, laß uns ins Haus gehen, damit du dich erst ein wenig fassen kannst«, sagte Alfred, um zu verhindern, daß sie Percival unter der in einiger Entfernung folgenden Schar bemerkte. »Erlaube mir, dich zu stützen, nimm meinen Arm.«
Mrs. Campbell, die sehr zitterte, tat dies und wandte sich dadurch von der Gruppe ab, in der Percival sich befand. Emma hatte dieselbe aufmerksam betrachtet und war im Begriff, einen Ausruf des Erstaunens laut werden zu lassen, als Hauptmann Sinclair seinen Finger auf die Lippen legte.
Sobald sie beim Hause angelangt und eingetreten waren, gab Alfred ihnen in kurzen Worten einen Überblick über das Vorgefallene – wie erfolgreich ihr Befreiungsversuch gewesen sei, und wie wenig sie in Zukunft von den Indianern zu befürchten hätten.
»Wie dankbar bin ich«, rief Mrs. Campbell. »Ich fürchtete schon, meine teure Mary – ebenso wie meinen armen Knaben – verloren zu haben.«
»Es ist höchst seltsam, Mutter, aber wir hörten auf unserer Reise, daß die Indianer einen weißen Knaben im Walde gefunden hätten.«
»Ach, das ist nicht der meinige.«
»Ich habe aber Grund zu glauben, daß es Percival war, liebe Mutter, und hege die Hoffnung, daß er noch am Leben ist.«
»Liebster Alfred, sage das nicht, wenn du nicht vollste Veranlassung dazu hast. Du verstehst wenig von dem Weh eines Mutterherzens; schon der bloße Hinweis auf eine derartige Hoffnung hat mich in einen Zustand solcher Aufregung versetzt, daß du dir keinen Begriff davon machen kannst. Ich hatte mich in Gottes Willen ergeben, laß mich nicht in den Zustand von Furcht und Klage zurücksinken.«
»Glaubst du, liebe Mutter, ich würde solche Hoffnung in dir erwecken, wenn ich nicht mit Recht vermuten dürfte, daß sie in Erfüllung geht? Nein, liebe Mutter, so grausam bin ich nicht.«
»Dann weißt du also, daß Percival lebt?« fragte Mrs. Campbell, Alfreds Arm fassend.
»Beruhige dich, liebe Mutter; ich weiß es, ich bin gewiß, daß er lebt und er es war, der von den Indianern gefunden wurde. Ich hoffe auch sicher, daß wir ihn wieder erlangen werden.«
»Gott gebe es«, sagte Mrs. Campbell. »Mein Herz zerspringt fast vor Freude. Oh, wo ist er, lieber Alfred – wo ist er?« fuhr Mrs. Campbell fort.
Alfred antwortete nicht; aber ein Tränenstrom verschaffte ihr Erleichterung.
»Ich werde es dir erklären, wenn du mehr Fassung besitzt, liebe Mutter. Emma, du hast noch kein einziges Wort mit mir gesprochen.«
»Ich war zu überglücklich, um sprechen zu können, Alfred«, versetzte Emma, ihm die Hand reichend, »aber niemand kann über deine Rückkehr sich aufrichtiger freuen als ich, und niemand ist dir dankbarer dafür, daß du uns Mary wiedergebracht hast.«
»Jetzt, Alfred, bin ich ruhig«, sagte Mrs. Campbell, »darum laß mich sogleich alles hören, was du weißt.«
»Ich sehe, daß du gefaßt bist, liebe Mutter, und sage dir daher, daß Percival nicht weit entfernt ist.«
»Alfred, er ist hier, sicherlich ist er hier!«
»Er ist bei Malachi und der Erdbeere, ich werde ihn sogleich holen.«
Alfred verließ das Haus. Die Nachricht war für Mrs. Campbell beinahe überwältigend. Mary und Emma eilten herbei, sie zu stützen. Eine Minute später kehrte Alfred mit Percival zurück, und die Mutter umarmte weinend ihr lange verlorenes Kind – dann legte sie es seinem Vater in die Arme.
»Wie dies geschehen ist, und durch welche gnädige Fügung er erhalten blieb, müssen wir erst noch erfahren«, sagte Mr. Campbell, als die erste Bewegung vorüber war. »Darum, lieber Alfred, erzähle uns alles, was geschehen ist, und wie ihr Mary und den lieben Jungen zurückbekommen habt.«
Alfred ging nun auf Einzelheiten ein und begann zu berichten, wie Hauptmann Sinclair und er durch den Brief der Indianerin die Kunde erhielten, daß Percival noch am Leben sei, und wie darauf die Festnahme und die Gefangenhaltung der jungen Otter erfolgte, die durch Marys Entführung vergolten ward. Als er seine Erzählung beendet hatte, sagte Mr. Campbell:
»Und wo finde ich den armen Martin, damit ich ihm danken kann?«
»Er ist in seiner Hütte bei der Erdbeere, die seine Wunde verbindet; denn in den letzten zwei bis drei Tagen konnte dies nicht geschehen, weshalb sie sehr schmerzhaft geworden ist.«
»Wir schulden ihm große Dankbarkeit«, sagte Mr. Campbell, »er hat unsertwegen viel gelitten. Und Ihr armer Soldat, Hauptmann Sinclair, der erschossen ward!«
»Ja«, versetzte Sinclair, »er gehörte zu unseren besten Leuten. Er verlor bei Marys Befreiung sein Leben. Ich werde sein Weib und Kind nicht vergessen, darauf können Sie sich verlassen.«
»Nun, Mary, laß uns hören, was du bei den Indianern erlebt hast.«
»Wie ihr wißt, pflückte ich Preiselbeeren, als ich plötzlich ergriffen und mir etwas gegen den Mund gepreßt wurde, so daß ich weder Zeit noch Kraft zum Schreien behielt. Nachdem man meinen Kopf so fest mit einer Decke umhüllte, daß ich beinahe zu ersticken meinte, wurde ich aufgehoben und von zwei oder drei Männern fortgetragen. Anfangs blieb ich bei Besinnung, endlich aber nahm das Erstickungsgefühl derartig zu, daß mir der Kopf schwindelte und ich in Ohnmacht fiel; ich erinnere mich nicht, daß man mich zu Boden setzte. Nach einiger Zeit jedoch sah ich mich unter einem Baum liegen, zwischen fünf oder sechs Indianern, die um mich herum kauerten. Wie ihr euch denken könnt, war mein Schrecken nicht gering. Während geraumer Zeit blieben sie regungslos und schweigend. Ich versuchte aufzustehen, aber eine Hand auf meiner Schulter drückte mich nieder, und ich wagte nicht, nutzlosen Widerstand zu leisten. Bald darauf brachte mir eine Indianerin etwas Wasser, und sogleich erkannte ich in ihr diejenige, der wir geholfen hatten, als sie im Walde gefunden wurde. Dies flößte mir Mut und Hoffnung ein, obwohl ihre Miene unbeweglich blieb und sie mir nicht einmal mit ihren Augen ein Zeichen des Wiedererkennens gab; durch Nachdenken gewann ich indessen die Überzeugung, daß sie recht tat, sich so zu benehmen, wenn sie mir zu helfen beabsichtigte. Nachdem ich mich aufgerichtet und etwas Wasser getrunken hatte, unterhielten sich die Indianer in leisem Ton. Ich bemerkte, daß sie dem einen unter ihnen mit Ehrerbietung begegneten, und nach der Beschreibung von Onkel und Alfred war ich überzeugt, daß dieser Mann die böse Schlange war. Nachdem wir etwa eine halbe Stunde auf diesem Platz verweilt hatten, standen die Indianer auf und gaben mir durch Zeichen zu verstehen, daß ich mit ihnen gehen solle. Natürlich konnte ich nichts anderes tun, und wir marschierten bis zum Anbruch der Nacht, wo ich, wie ihr euch denken könnt, nicht wenig ermüdet war. Dann überließen sie mich der Indianerin und zogen sich einige Meter zurück. – Die Frau machte mir ein Zeichen, daß ich schlafen solle, und obwohl ich das für unmöglich hielt, war ich doch derartig ermüdet, daß ich schon wenige Minuten nachher wirklich fest schlief.
Vor Tageslicht wurde ich durch Stimmen geweckt, worauf mir die Frau eine Handvoll gedörrten Mais brachte. War dies auch kein so gutes Frühstück, wie ich es gewöhnt war, so nötigte mich doch der Hunger, es hinunterzuschlucken. Sobald der Morgen kam, brachen wir auf und kamen gegen Abend an einem See an. Aus einem Gebüsch wurde ein Kanu hervorgezogen, das wir alle bestiegen und zwei bis drei Stunden damit längs der Küste ruderten, bis wir das Fahrzeug verließen und unseren Marsch fortsetzten. Meine Füße wurden jetzt sehr wund und schmerzten, denn sie waren ganz voller Blasen, und ich konnte kaum vorwärts kommen. Die Indianer zwangen mich jedoch zum Weitergehen, und wenn sie auch nicht gerade Gewalt anwandten, so zogen und schoben sie mich, damit ich Schritt mit ihnen hielt. Gegen Abend konnte ich kaum noch einen Fuß vor den anderen setzen, denn sie hatten mich genötigt, einige Meilen weit durch einen Fluß zu waten; meine Schuhe waren hiervon ganz zerrissen. Zur Nacht machten sie wieder halt, und die Indianerin sammelte einige Kräuter, die sie mir auf die Füße legte. Das verschaffte mir große Erleichterung; doch schien sie noch immer nicht die Zeichen, die ich ihr machte, zu bemerken. Am anderen Morgen fand ich, daß der Gebrauch der Kräuter mir sehr gut getan hatte, denn während der ersten Tageshälfte konnte ich ziemlich gut gehen. Ich wanderte ein wenig vorauf, als ich hinter mir den Häuptling in zornigem Ton reden hörte; ich drehte mich um und sah zu meinem Schrecken, wie er seinen Tomahawk hob und die Indianerin damit zu Boden streckte. Ich konnte mich nicht enthalten, zu ihr zu eilen, doch vermochte ich nur noch zu entdecken, daß ihr Schädel gespalten und sie tot war; dann wurde ich fortgezogen und zum Weitermarsch genötigt. Ihr könnt euch denken, daß mir bei diesem Auftritt das Blut erstarrte und ich jetzt sehr für mich selbst zu fürchten begann. Warum man mich fortgetragen hatte, wußte ich nicht, denn ich hatte, wie ihr, keine Ahnung, daß Percival lebte und die junge Otter in der Festung gefangengehalten wurde. Als der Häuptling die Indianerin niederschlug, war daher mein Gedanke, daß er sich ihrer entledigen wolle und ich bestimmt sei, sie zu ersetzen. Dieser Gedanke machte mich fast wahnsinnig; doch hatte ich noch einige Hoffnung und betete unterwegs zu Gott; während ich flehte, fühlte ich die Gewißheit meiner Errettung. Ich wußte, daß meine Abwesenheit sogleich bemerkt werden mußte, und daß es Menschen gab, die zu meiner Befreiung ihr Leben einsetzen würden, wenn ich noch auf der Welt war; darum spannte ich alle meine Kräfte an, um so schnell wie möglich zu gehen und die Indianer nicht zu erzürnen. An diesem Abend hatte ich niemand, der meine blutenden und sehr geschwollenen Füße verband, und ich fühlte mich sehr elend, als ich so allein dalag. Ich konnte meine Gedanken nicht abwenden von der armen, in ihrem Blut schwimmenden Indianerin, die ohne ein Verbrechen oder einen Fehler begangen zu haben, ermordet wurde. Am anderen Morgen bestand meine Nahrung wieder in etwas gedörrtem Weizen, wovon ich während vierundzwanzig Stunden nur eine Handvoll zur Erhaltung meines Lebens erhielt. Trotzdem fühlte ich niemals Hunger, denn ich hatte zu arge Schmerzen. Bis gegen Mittag schleppte ich mich noch vorwärts, dann aber fühlte ich, daß ich nicht weiter konnte. Ich machte halt und setzte mich nieder. Der Häuptling erteilte mir durch Zeichen den Befehl aufzustehen; ich deutete auf meine Füße, die bis über die Knöchel geschwollen waren, er aber bestand darauf und schwang seinen Tomahawk, um mich durch Furcht zum Gehorsam zu zwingen. Ich war so erschöpft, daß ich den Hieb beinahe mit Dank hingenommen hätte, doch dachte ich an euch, lieber Onkel und liebe Tante, sowie an andere, die mir teuer sind, und ich entschloß mich, euretwegen nochmals eine Anstrengung zu machen. Ich erhob mich und ging noch eine Stunde in förmlicher Todesqual weiter. Endlich konnte jedoch der Körper die ungeheuren Schmerzen nicht länger ertragen, und ich wurde bewußtlos.«
»Meine arme Mary«, rief Emma.
»Ich dachte oft, sehr oft an dich, meine liebe Schwester«, versetzte Mary, indem sie Emma küßte. – »Ich glaube, es dauerte lange, ehe ich wieder zu mir kam«, fuhr Mary fort, »denn als es geschah, bemerkte ich, daß die Indianer eifrig beschäftigt waren, Zweige zu einer Art Tragbahre zusammenzuflechten. Sobald sie damit fertig waren, setzten sie mich darauf, und zwei von ihnen trugen mich auf einer Stange, die auf ihren Schultern ruhte. Ich brauche wohl kaum zu sagen, daß die Reise jetzt angenehmer als vorher war, obwohl meine Füße in entsetzlichem Zustand waren und mir viele Schmerzen verursachten. An diesem Abende rasteten wir bei einem Bach, und ich hielt zwei bis drei Stunden meine Füße in das Wasser, wodurch sich die Geschwulst sehr besserte, so daß ich nachher etwas schlafen konnte. Noch einen Tag trugen sie mich, dann aber meinten sie, das ihrige getan zu haben und befahlen mir, wieder zu gehen. Das geschah zwei Tage hindurch, dann aber befand ich mich wieder in demselben Zustand wie vorher. Die Indianer fertigten daher von neuem eine Tragbahre und beförderten mich darauf bis zu unserer Ankunft bei den Hütten der bösen Schlange und ihrer Bande. Was von dem Zeitpunkt an geschah, habt ihr von Alfred gehört.«
Als Mary Percival ihre Erzählung beendet hatte, setzten sie sich alle zum Abendessen nieder, um sich dann bald zur Ruhe zu begeben.
Am anderen Morgen erhoben sich alle gesund und guter Dinge. Martin erschien frühzeitig mit der Erdbeere im Hause. Seine Wunde war weit bester, und Mr. und Mrs. Campbell sprachen ihm ihren innigsten Dank und ihre Teilnahme aus.
Als sie beim Frühstück saßen, sagte Mr. Campbell:
»John, in unserer Freude über das Wiedersehen mit deinem Bruder und deiner Base vergaß ich ganz, dich wegen deines Fortlaufens zu schelten.«
»Dann tun Sie es nur jetzt nicht mehr«, sagte Malachi, »denn John hat sich sehr nützlich gemacht, das kann ich versichern.«
»Nein, ich will ihn jetzt nicht schelten«, versetzte Mr. Campbell; »aber ein anderes Mal darf er dergleichen nicht wieder tun. Hätte er mir sein sehnsüchtiges Verlangen, euch zu folgen, mitgeteilt, so hätte ich ihm wahrscheinlich meine Erlaubnis dazu gegeben.«
»Ich bin genötigt, mich jetzt zu verabschieden und zum Fort zurückzukehren«, sagte Hauptmann Sinclair. »Ich muß über die Ergebnisse unseres Zuges und den Tod des armen Soldaten Bericht erstatten, doch hoffe ich, Sie in einigen Tagen wiederzusehen. Wollen Sie mir eins Ihrer Pferde leihen, Mr. Campbell?«
»Sehr gern«, entgegnete Mr. Campbell. »Übrigens erwartet man, wie Sie wissen, täglich das Boot aus Montreal; vielleicht überbringen Sie uns nach dessen Ankunft unsere Briefe.«
Hauptmann Sinclair schied sehr ungern von der Familie, die einige Tage später ihre gewöhnliche Tätigkeit wieder aufnahm. Die Ansiedler hatten während der Abwesenheit der Reisenden einen großen Teil des Kornes in die Scheune gebracht, und nun waren alle Hände rührig, um die Ernte zu beendigen.
»Wie glücklich wir jetzt sind, Mary«, sagte Emma zu ihrer Schwester, während sie am Flusse spazieren gingen und John beim Forellenfang beobachteten.
»Ja, liebe Emma. Wenn wir früher unzufrieden mit unserer Lage waren, so hoffe ich, die Lehre, die wir jetzt empfingen, wird dies in Zukunft verhindern. Die Not, aus der wir errettet wurden, hat uns gezeigt, wieviel Ursache wir haben, dankbar zu sein. Wir brauchen die Indianer nicht mehr zu fürchten, und mir ist, als könnte ich jetzt mein ganzes späteres Leben hier in Zufriedenheit und Dankbarkeit zubringen.«
»Aber doch nicht ohne Hauptmann Sinclair?«
»Nicht immer ohne ihn; ich hoffe, die Zeit wird kommen, wo ich ihn für seine Geduld und Rücksichtnahme belohnen darf. Wann dies geschieht, hängt von Onkel und Tante ab. Wo ist Percival?«
»Er ging mit Malachi in den Wald und trug auf der Schulter eine Büchse, die ihn nicht wenig stolz machte. John ist keinesfalls eifersüchtig. Er sagt, es sei nötig, daß Percival eine Büchse abzuschießen verstände und jenen törichten Bogen nebst den Pfeilen fortwürfe. Findest du nicht auch, daß durch den Aufenthalt bei den Indianern mit Percival eine große Veränderung vorgegangen ist?«
»Eine sehr große; er ist viel männlicher und schweigsamer geworden, und es scheint, als wenn er mehr denkt und weniger spricht als früher. Aber Henry winkt uns. Das Mittag ist fertig, und wir dürfen hungrige Leute nicht unnötig warten lassen.«
»Nein«, erwiderte Emma, »denn in dem Falle würde ich mich selbst warten lassen.«
Nach seiner Rückkehr zur Festung berichtete Hauptmann Sinclair dem Oberst den erfolgreichen Ausgang des Unternehmens, worauf dieser ihn aufs herzlichste beglückwünschte. Die junge Otter, die während Hauptmann Sinclairs Abwesenheit noch in Gefangenschaft geblieben war, wurde jetzt in Freiheit gesetzt. Der Kommandant, der wohl wußte, daß Hauptmann Sinclair nach allem, was vorgefallen war, großes Verlangen trug, einige Zeit auf der Siedlung zu bleiben, bot ihm gutmütigerweise einen mehrtägigen Urlaub an, den dieser sich natürlich zunutze machte. Der Oberst sandte gleichzeitig ein Schreiben an Mr. Campbell, worin er ihm mitteilte, daß er nach Ankunft des Bootes aus Montreal ihm sofort die etwa für ihn eingetroffenen Briefe und Zeitungen überbringen und diese Gelegenheit benutzen wolle, um ihm persönlich seine Glückwünsche auszusprechen.
Hauptmann Sinclair kehrte indessen in den ersten Tagen noch nicht zur Ansiedlung zurück, da er viele Briefe zu beantworten hatte, die während seiner Abwesenheit angekommen waren. Als er wieder auf der Farm anlangte, fand er alle wohl und glücklich. Mary hatte sich von ihrer Ermattung ganz erholt, und alles war wieder in demselben ruhigen Geleise, als wenn jene Reise nie stattgefunden und nie notwendig gewesen wäre. Der ganzen Familie schien jetzt an ihrem Glück nichts zu mangeln, und alle ihre Angelegenheiten gediehen. Die Ansiedler, die sich Mr. Campbell zugesellt hatten, waren arbeitsam, sehr zuvorkommend und praktisch. Sie zollten Mr. und Mrs. Campbell die höchste Achtung, die ihrerseits wirklich sehr freigebig und gütig gegen sie waren und ihnen in jeder Weise halfen, soweit es in ihrer Macht stand. Obwohl die Farm sich sehr vergrößert hatte, war die Arbeit leicht, da sie über so viele Hände gebieten durften. Auch der Viehstand hatte sich sehr schnell vermehrt. Während Alfreds und Martins Abwesenheit hatte der alte Graves die Mühle besorgt und den Wunsch ausgesprochen, bei diesem Amt bleiben zu dürfen, das Alfred mit Freuden abtrat.
Als das erste Mittagessen mit Hauptmann Sinclair vorüber war, richtete Mr. Campbell an die Seinigen folgende Ansprache:
»Meine lieben Kinder, eure Mutter und ich haben uns über einige Punkte miteinander beraten und sind zu der Entscheidung gelangt, daß es von uns sehr selbstsüchtig wäre, wenn wir nicht auch das Glück anderer berücksichtigten. Wir sind jetzt unabhängig und haben alle Aussicht, es täglich mehr zu werden: wir leben nicht mehr allein, sondern sind von Menschen umgeben, die anhänglich an uns sind und uns beschützen würden, falls irgendeine Gelegenheit dies erfordern sollte. Kurz gesagt, wir leben in Behagen und Sicherheit und vertrauen der Vorsehung, daß es so bleiben wird. Du, bester Alfred, verließest großmütig deinen Beruf, den du so liebtest, um zu unserem Schutz mit uns zu gehen, und da wir nur zu wohl wußten, wie wertvoll uns deine Dienste sein würden, nahmen wir dieselben an, obwohl es uns völlig klar war, was für ein Opfer du uns brachtest. Aber wir befinden uns jetzt nicht mehr in einer Wildnis und brauchen deinen starken Arm und dein unverzagtes Herz nicht mehr. Wir sind daher zu dem Entschlusse gekommen, daß es unsere Pflicht ist, dich nicht länger von dem Beruf, dem du dich gewidmet, abzuhalten und dich zu bitten, deine Laufbahn wieder anzutreten und weiter zu verfolgen. Nimm unseren besten Dank, mein lieber Sohn, für alle uns erwiesene Freundlichkeit und betrachte dich jetzt als frei. Du kannst nach England zurückkehren und deinen Dienst wieder aufnehmen, sobald es dir beliebt.
Und nun muß ich mich an dich wenden, meine liebe Mary. Du hast uns mit deiner Schwester hierher begleitet, und ihr habt uns beide während der Dauer unseres hiesigen Aufenthaltes unter allen Entbehrungen, denen wir anfangs ausgesetzt waren, durch eure Liebe und euren stets ungetrübten Frohsinn oft getröstet. Du hast die Neigung eines ehrenhaften und verdienstvollen Mannes gewonnen und hast doch zugleich nie das geringste Verlangen gezeigt, uns zu verlassen. Wir kennen deinen Entschluß in dieser Hinsicht: aber deine Tante und ich betrachten es jetzt als unsere Pflicht, dir zu sagen, daß wir uns zwar sehr ungern von dir trennen werden, du dich aber nicht länger unsertwegen opfern darfst, sondern den glücklich machen sollst, der es so sehr verdient. Daß ihr nicht mehr hier bleibt, steht natürlich außer Frage. Die Beziehungen und das Vermögen deines künftigen Gatten gebieten ihm, nach England zurückzukehren, anstatt sich in den Wäldern Kanadas zu begraben. Daher entspricht es unseren Wünschen, wenn deine Verbindung mit Hauptmann Sinclair nicht länger aufgeschoben wird und du deinem Manne folgst. Wann und wohin du auch gehen magst, dich begleitet unser Segen und das Bewußtsein, uns stets eine pflichttreue Tochter gewesen zu sein, die wir so zärtlich lieben, wie es nur Eltern tun können.
Nehmen Sie sie hin aus meinen Händen, Hauptmann Sinclair, und empfangen Sie mit ihr unseren Segen und unsere besten Wünsche für Ihr Glück, das ohne Zweifel so vollkommen sein wird, wie man es in dieser wechselvollen Zeit erwarten kann: denn eine pflichttreue Tochter wird auch immer eine gute Gattin.«
Mary, die zwischen Mrs. Campbell und Hauptmann Sinclair saß, fiel ihrer Tante weinend um den Hals. Mr. Campbell reichte Hauptmann Sinclair die Hand. Alfred, der noch nichts gesagt hatte, ging zu seiner Mutter und küßte sie.
»Es ist mein Wunsch, daß du gehst, Alfred«, sagte sie, »ich möchte, daß du zu deinem Dienst, dem du Ehre machst, zurückkehrst. Glaube nichts anderes von mir und fürchte nicht, daß ich mich über deine Abreise zu sehr grämen werde.«
»Gehe, mein Sohn«, sagte Mr. Campbell, ihm die Hand schüttelnd, »und laß es mich noch erleben, daß du Schiffskapitän wirst.«
Mrs. Campbell nahm jetzt Mary Percival in das anstoßende Zimmer, damit sie sich sammeln könne, und Hauptmann Sinclair wagte es, ihnen zu folgen. Jeder schien durch Mr. Campbells Eröffnung beglückt, außer Emma, die ungewöhnlich ernsthaft dreinschaute. Alfred, der dies bemerkte, sagte zu ihr:
»Emma, dich betrübt der Gedanke, Mary zu verlieren; ich wundere mich nicht darüber – aber einen Trost sollst du haben, du wirst auch mich los, und ich werde dich nicht länger plagen, wie du stets von mir behauptetest.«
»Daran habe ich nicht gedacht«, versetzte Emma halb erzürnt. »Aber freilich, du bist ein Plagegeist, und je eher du – Emma beendete indessen den Satz nicht, sondern verließ das Zimmer, um zu ihrer Schwester zu gehen.
Nachdem nun Mr. Campbell seine Wünsche kundgegeben hatte, bildete Marys Heirat und Alfreds Rückkehr zum Dienst einige Tage hindurch den Gegenstand der Gespräche. Es wurde beschlossen, daß Mary einen Monat später von dem zur Festung zurückgekehrten Kaplan getraut werden solle und Hauptmann Sinclair darauf mit seiner Gattin und Alfred Ende September die Ansiedlung verlassen solle, damit sie noch zur rechten Zeit in Quebec einträfen, um noch vor dem Winter die Fahrt zurücklegen zu können. Man befand sich jetzt in der letzten Woche des August, so daß die Zeit bis zu ihrer Abreise nur noch kurz bemessen war.
Hauptmann Sinclair kehrte zum Fort zurück, um den Oberst von dem Vorgefallenen in Kenntnis zu setzen und die nötigen Schritte für die Rückkehr nach England zu tun. Er zweifelte nicht daran, daß es ihm gelingen werde, Urlaub zu erhalten, da der Gouverneur ihm geneigt war. Befand er sich einmal in England, so war es noch immer Zeit für ihn, sich zu entscheiden, ob er den Dienst verlassen oder sich in ein heimatliches Regiment versetzen lassen solle. Da in Kanada jetzt jede Kriegsgefahr vorüber war, so konnte er diesen Schritt tun, ohne sich deswegen einem Tadel auszusetzen.
Nach einer Woche langte das Boot aus Montreal an, und der Oberst und Hauptmann Sinclair erschienen auf der Farm, um den Ansiedlern ihre Briefe und Zeitungen aus England zu überbringen.
Nachdem Mr. und Mrs. Campbell die Glückwünsche des Obersten entgegengenommen hatten, öffneten sie ihre Briefe; denn die ganze Familie war gespannt, die Neuigkeiten zu vernehmen. Der erste Brief, den Mr. Campbell öffnete, brachte zu aller Erstaunen eine plötzliche Veränderung auf seinem Antlitz hervor. Er las ihn zum zweitenmal, legte ihn auf seinen Schoß und schien sich in einem Zustand völliger Geistesabwesenheit zu befinden.
»Doch hoffentlich keine schlechten Nachrichten, Campbell?« fragte seine Frau besorgt, während die übrigen ihn voller Verwunderung anblickten.
»Nein, liebste Emilie, keine schlechte, aber eine höchst unerwartete Nachricht, wie ich früher schon eine erhielt. Obwohl Jahre seitdem verstrichen sind – erinnerst du dich sicher noch jenes Briefes, der uns in unser kleines Wohnzimmer gebracht wurde –«
»Jenes Schreiben, das dich in den Besitz von Wexton-Hall setzte, Campbell?«
»Ja, das meine ich; aber ich will euch nicht länger in Ungewißheit lassen. Dieser Brief ist nur ein Gegenstück jenes früheren.«
Mr. Campbell las darauf folgendes:
»Werter Herr!
Zu unserer größten Freude können wir Ihnen von neuem mitteilen, daß Sie, sobald es Ihnen beliebt, zurückkehren und Wexton-Hall in Besitz nehmen dürfen.
Sie werden sich erinnern, daß Mr. Douglas Campbell vor vielen Monaten einen Sturz vom Pferde erlitt. Man fürchtete damals keine ernsten Folgen, doch wurde vermutlich das Rückgrat verletzt, und nach monatelangem Krankenlager ist er am 9. April gestorben.
Da Mr. Douglas Campbell keinen Erben hinterlassen hat, und Sie der nächste sind, so haben Sie jetzt das unbestreitbare Besitzrecht auf jenes Landgut, das Sie vor Jahren in so ehrenhafter Weise übergaben. Ich habe es seit Mr. Campbells Abscheiden auf mich genommen, als Ihr Agent zu handeln. Mrs. Douglas Campbell ist auf einem der Güter ein hübscher Witwensitz zugewiesen worden, der natürlich nach ihrem Tode an Sie zurückfällt. Ich verbleibe, werter Herr,
»Ich gratuliere Ihnen von ganzem Herzen«, sagte der Oberst zu Mr. Campbell, indem er aufstand und dessen Hand ergriff, »Sie haben bewiesen, daß Sie ein solches Glück verdienen; Mrs. Campbell, ich brauche wohl kaum hinzuzufügen, daß meine Glückwünsche auch für Sie gelten.«
Mrs. Campbell blieb anfangs stumm vor Überraschung. Endlich sagte sie:
»Wir befinden uns in Gottes Hand. Der Kinder und deinetwegen, lieber Campbell, sollte ich mich freuen: aber ich muß gestehen, daß ich jetzt auch hier glücklich bin, und es erscheint mir zweifelhaft, ob meine Zufriedenheit durch meine Rückkehr nach Wexton-Hall gesteigert werden kann. Jedenfalls werde ich ungern von hier scheiden. Wir haben seit unserer Heirat zu viele Schicksalswechsel durchgemacht, um nicht zu wissen, daß ein friedliches, ruhiges Heim voller Zufriedenheit mehr zu unserem Glück beiträgt als großer Reichtum.«
»Ich empfinde wie du, Emilie«, versetzte Mr. Campbell, »aber wir werden alt und haben diese Weisheit durch die Ereignisse eines wechselvollen Lebens gelernt. Ich sehe, daß unsere Kinder anders denken – und wundere mich auch nicht darüber.«
»Ich gehe nicht nach England«, sagte John, »dort werde ich bloß zur Schule geschickt. Mich soll kein Lehrer durchhauen; ich bin ein Mann.«
»Mich auch nicht«, rief Percival.
Der Oberst, Mr. und Mrs. Campbell und die übrigen Erwachsenen konnten sich bei diesem Ausruf der Knaben eines Lächelns nicht erwehren. Sie hatten beide schon Männerrollen gespielt, und es war klar, daß sie künftig für die Schulordnung nicht mehr paßten.
»Keiner von euch beiden soll zur Schule gehen«, versetzte Mr. Campbell, »aber ihr müßt euch selbst für eure künftigen Lebensstellungen tüchtig machen, indem ihr euren Geist bereichert und denen Aufmerksamkeit schenkt, die euch belehren wollen.«
Es ließ sich schwer entscheiden, ob irgendein Glied der Familie über die Aussicht, nach England zurückzukehren, eine große, aufrichtige Freude empfand. Mary Percival war freilich entzückt bei dem Gedanken, Onkel und Tante in der Nähe zu behalten, und auch Emma gefiel es besser, in England zu leben, aus Gründen, die sie für sich behielt. Doch war die Wiedererlangung des großen Reichtums sicherlich bei keinem der Anlaß zur Freude. Trotzdem erkannten Mr. und Mrs. Campbell ihre Pflicht zu gut, um zu zögern, und man begann Vorbereitungen zur gemeinsamen Rückkehr mit Alfred und Hauptmann Sinclair zu treffen. John blieb hartnäckig bei seiner Erklärung, daß er nicht fort wolle, und Percival war fast derselben Meinung, wenn er sich auch nicht so offen äußerte.
Als Mr. und Mrs. Campbell miteinander allein waren, sagte ersterer zu seiner Frau:
»Ich weiß nicht, was wir mit John machen sollen. Er bekundet so entschieden seinen Entschluß, uns nicht begleiten zu wollen, daß ich fürchte, er läuft zur Zeit unserer Abreise in den Wald. Er ist beständig bei Malachi und Martin und scheint sich von unserer Familie schon ganz getrennt zu haben.«
»Es ist schwer, über diesen Punkt eine Entscheidung zu treffen. Ich habe schon mehr als einmal gedacht, daß es am Ende besser wäre, ihn hierzulassen. Er ist unser jüngster Sohn. Henry wird natürlich einmal das Gut erben, und wir müssen für die anderen Kinder durch unsere Ersparnisse sorgen. Nun wird die hiesige Farm bis zu der Zeit, wo John erwachsen ist, einen beträchtlichen Wert haben und für einen jüngeren Sohn jedenfalls keine schlechte Mitgabe sein. John scheint so eng verbunden mit den Wäldern und dem Naturleben, daß ich fürchte, es könnte uns beständiges Mißvergnügen daraus erwachsen, wenn wir ihn mitnähmen. Welche Annehmlichkeit oder welchen Vorteil böte uns also in diesem Falle seine Rückkehr nach England? Ich weiß kaum, wozu ich raten soll.«
»Ich habe ernstlich daran gedacht, ihn hier unter Malachis und Martins Obhut zu lassen«, entgegnete Mr. Campbell. »Er würde sich glücklich fühlen und hier allmählich reich werden. Was könnte er in England Besseres erlangen? Aber dir, liebe Emilie, muß die Entscheidung bleiben; ich kann die Gefühle einer Mutter verstehen und achte sie.«
»Ich kann mich nicht sogleich darüber entschließen, lieber Mann. Ich will zuerst mit John selbst sprechen und auch Alfreds und Henrys Rat hören.«
Mrs. Campbells Unterredung mit ihren Söhnen führte zu dem Ergebnis, daß John unter der Obhut Malachis und Martins in Kanada bleiben durfte, die beide gemeinschaftlich die Farm verwalten und den Knaben überwachen sollten. Martin sollte hauptsächlich die Landwirtschaft führen, während Malachi Johns Begleiter in die Wälder blieb. Der alte Graves, der die Mühle leitete, verpflichtete sich, den Briefwechsel mit Mr. Campbell zu führen und ihm über den Gang der Dinge Bericht zu erstatten. Als dies festgesetzt wurde, schien John mindestens um fünf Zentimeter zu wachsen, ja, er versprach, seiner Mutter selbst zu schreiben. Als der Oberst von dieser Abmachung horte, erbot er sich, solange er das Kommando der Festung führe, auch ein wachsames Auge nicht nur auf John, sondern auf die ganze Ansiedlung haben zu wollen und gelegentlich Mr. Campbell zu schreiben.
Einen Monat nach dem Empfang des Briefes schiffte sich die ganze Familie mit Ausnahme Johns in zwei Booten ein, erreichte Montreal, wo sie ein bis zwei Tage verweilte, und setzte dann die Reise nach Quebec fort.
In Quebec hatte ihr Agent zur Überfahrt für sie schon die Kajüten eines sehr schönen Schiffes ausgesucht, und nach sechswöchentlicher Fahrt befanden sie sich wieder in Liverpool, von wo sie mit der Post nach Wexton-Hall gelangten, das Mrs. Douglas Campbell schon verlassen hatte, um sich auf ihr eigenes Besitztum in Schottland zurückzuziehen.
Henry kehrte nicht zur Universität zurück, sondern blieb bei seinen Eltern in Wexton-Hall, wo er seinen Vater bei der Verwaltung des Gutes unterstützte, das er später selbst übernahm.
Alfred wurde für ein Schiff unter Kapitän Lumley bestimmt. Er stieg bald im Dienst, wurde als braver und tüchtiger Offizier ausgezeichnet und verheiratete sich vier Jahre nach seiner Ankunft in England mit seiner Base Emma – was niemand überraschte.
Mary Percival vermählte sich mit Hauptmann Sinclair, der den Abschied nahm und auf seinem Gut in Schottland lebte.
Percival besuchte die Universität und wurde ein sehr tüchtiger Jurist.
John blieb bis zu seinem zwanzigsten Jahre in Kanada; dann besuchte er die alte Heimat, um seine Eltern wiederzusehen. Er war sehr groß und kräftig gebaut, dabei ein äußerst unterhaltender junger Mann geworden. Seine Erzählungen drehten sich indessen hauptsächlich um Jagd- und Sportangelegenheiten. Die Farm war gut verwaltet worden, die Auswanderer hatten ihre Verpflichtungen gelöst und bebauten jetzt ihr eigenes Land. Die Erdbeere hatte Martin mit drei Kindern beschenkt. Malachi war mittlerweile zu alt geworden, um noch oft in die Wälder gehen zu können; er saß im Winter am Feuer und wärmte sich im Sommer in der Sonne vor der Haustür. Mr. Campbell übergab John vor seiner Rückkehr nach Kanada ein Schriftstück, durch das er ihm das dortige Besitztum übertrug, und bald darauf erkor sich John in Quebec ein kleines kanadisches Frauchen, das ihn vollkommen glücklich machte.
Mr. und Mrs. Campbell erreichten ein hohes Alter, wurden allgemein verehrt, solange sie lebten, und beweint, als sie starben. Sie hatten Glück und Unglück erfahren, sich aber jeder Lebenslage so angepaßt, daß das eine sie nicht hochmütig und das andere nicht kleinmütig machte.
Ende