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George auf der Spur. – Das Steppenroß. – Sonnenstrahl und der Mulatte. – Der Falke.
Die Indianer, so wie die Trapper und Jäger aller Farben und Nationen, welche die unermäßlichen Prairien und Wälder der Indianergebiete durchziehen, entfalten eine jeder Beschreibung spottende Geschicklichkeit und Ausdauer, wenn es gilt ihre Fährten zu verdecken; und auch nur dadurch ist es möglich, daß zahlreiche Schaaren, deren Spuren deutlich dahinliefen, plötzlich wie von der Erde verschwunden scheinen, dann in weiter Entfernung und ganz veränderter Richtung wieder auftauchen und wieder verschwinden, bis der etwaige Verfolger gänzlich irre geleitet ist.
Mit unendlicher Geduld wird derselbe Platz viele Male überschritten, bis die Fußtapfen so verwirrt sind, daß eine Unterscheidung unmöglich; und beim Weitermarsch jedes günstige Terrainverhältniß benutzend, reitet oder schreitet der ganze Trupp Mann hinter Mann, um die Anzahl der Krieger zu verbergen; jedes Flüßchen, jeder Bach nimmt die ganze Schaar auf, welche oft bis unter die Arme im Wasser stundenlang marschirt, sorgfältig die Ein- und Ausgangsspuren mit den Händen verwischend.
Freilich giebt es aber scharfsichtige, mit fabelhaftem Instincte begabte Männer, die sich durch Nichts täuschen lassen, sondern unbeirrt durch Contremärsche? falsche Halteplätze und all den Finten indianischer Kriegslist zum Trotz, mit unfehlbarer Sicherheit da Spuren verfolgen, wo andere Augen nur Gras und Steine sehen.
Diese Gabe besaß nicht allein die Pantherkatze und der Falke im höchsten Grade, sondern auch George. Ohne Zögern eilte er daher mit schnellem, elastischem Schritte den Fährten des Mulatten nach. Sein blitzendes Auge durchdrang die Finsterniß, sein Ohr lauschte gespannt nach jedem Geräusch; fast drei Stunden verflossen, ohne daß er auch nur eine Secunde anhielt, jetzt aber warf er sich plötzlich zur Erde, nach Kurzem mit einem leisen Fluche wieder aufspringend, horchte er mit nach vorn gebeugtem Haupt, unmuthig dabei brummend:
»Zum Teufel, ist denn diese Prairie nicht groß genug, daß gerade meinen Pfad solch Otterngezücht kreuzen muß? Was thun? mich im Gras verbergen, wäre leicht; doch wahrhaftig liegt mir mehr daran zu wissen, wer hier herumstreicht, als mich zu verbergen. Pah, mein Ohr täuscht mich auch sicher nicht, es sind nur die Tritte von zwei Pferden, die ich vernehme, was kann da für mich gefährlich sein, mir deren Herren etwas in der Nähe anzusehen?«
In der That erklang leichter Hufschlag und zwei dunkle Schatten näherten sich langsam dem jungen Mann, der jetzt wieder im Selbstgespräch begann.
»Wie ich gedacht – es sind Apachen! Ich kann zwar ihre sicherlich wunderbar schönen Gesichtszüge nicht erkennen, aber die langen Lanzen und vor allem ihr weiberhaftes Schwatzen verraten sie. Doch was wollen die beiden rothhäutigen Schufte hier? Sie müßten doch dem Mulatten begegnet – oder – alle Wetter! sollte dieser mordverbrannte Halunke sich etwa lästiger Zeugen haben entledigen wollen? Ja bei Gott, jetzt erkenne ich des Einen Schecke – wie das Thier meinem armen Gaul gleicht – ja wahrhaftig! es sind die beiden Heiden, die entflohen und auf Befehl des Herrn Jean uns wieder verfolgen sollen, damit er die arme Marie – zum Henker mit den Gedanken, ich werde wohl auch noch ein Wörtchen mit sprechen können!«
Und schlangenartig, ohne das geringste Geräusch zu verursachen, wand sich George durch das hohe Gras und legte sich direct in den Weg der langsam näherkommenden Pferde; wenige Secunden verstrichen, da warfen die Thiere scheu die Köpfe in die Höh', ihre scharfe Witterung hatte ihnen verrathen, daß der Pfad nicht frei! Im selben Augenblick klang die Sehne eines Bogens und der vorderste der Apachen stürzte; noch ehe sein Kamerad sein Pferd erschrocken zurückwerfen konnte, schwirrte ein zweiter Pfeil heran und warf auch ihn von seinem entsetzt aufbäumenden Mustang, der, seines Reiters ledig, in wilden Sätzen dem bereits flüchtig gewordenen Gefährten nacheilen wollte, als der schleppende Lasso im einem Wurzelstock hängen blieb und das arme Thier halberdrosselt zum Fall brachte. Noch herrschte mattes Zwielicht auf der weiten Oede, als George zu dem gefangenen Pferde trat; doch keiner seiner Freunde würde ihn wieder erkannt haben, da er seine Kleidung mit dem Costum eines der Erschossenen vertauscht und mit wunderbarer Treue auf seinem Gesicht all die schrecklichen Malereien nachgeahmt hatte, welche die Züge der beiden erschossenen Indianer trugen. Die nöthigen Farben und einen kleinen Spiegel hatte er aus dem Gürtel des Einen genommen, mit des Anderen Federschmuck sein eignes Haupt geziert und als er jetzt eine der langen Lanzen ergriff und sie spielend um seinen Kopf schwang, hätte auch bei genauerer Untersuchung Niemand in ihm einen Weißen erkannt. Sein Haar, welches ihn verrathen konnte, war sorgsam unter einem bunten Tuch verdeckt, das die Adern trug und sein sonst so mildes, gutes Auge blitzte wild unter gräßlichen schwarzen und rothen Ringen hervor, mit denen er es ummalt, auch seine Hautfarbe war dermaßen gebräunt, daß er sich getrost jedem Indianer an die Seite stellen konnte.
Er trat zu dem gefesselten Pferd und betrachtete es mit Kenneraugen. Der scheue, wilde Blick, der unheimlich aus den von buschigen Stirnhaaren fast verschleierten Augen hervorfunkelte, das Beben der feinen Glieder des kleinen nachtschwarzen Hengstes, vor allem aber der nachschleifende Lasso, welcher das Thier am gestrigen Tage zu Fall gebracht, waren für George sichere Zeichen, daß er vor einem ganz kürzlich eingefangenen, noch ungebändigtem Prairiepferde stehe.
»Gut!« sprach er von seiner kurzen Besichtigung zufriedengestellt, »gut! Deine Beine laufen sicher schneller als die meinen, Du hast Temperament mein Bursche, ob Du auch Ausdauer besitzest, wird sich zeigen. Ha, wie freu ich mich: auf Deinem glatten Rücken die Steppe zu durchfliegen, bei Gott, ich weiß nicht, wie es zugeht, aber seitdem ich die Kleidung des Heiden mit der meinen vertauscht, fühl' ich mich wieder ganz Indianer, ja ganz Indianer« – flüsterte er sich nach den beiden Todten wendend zu, indem er fast unbewußt das Scalpirmesser, des einen ergriff.
»Der da!« fuhr er fort, »würde sich sicherlich nicht besinnen mir den Scalp vom Kopf zu reißen, der andere auch nicht; warum soll ich's nicht thun? – weil ich Christ – hm Christ? War es meine Schuld, daß ich weit über die Hälfte meines Lebens unter den Indianern bleiben, zum Indianer werden mußte? Nein, es war auch wahrlich nicht mein Wille, so bin ich denn halb Indianer, halb Weißer. Ja, aber jetzt habe ich den Weißen, den Christen abgeschüttelt, jetzt bin ich nur Indianer und werde als solcher handeln!«
Mit sicherem Griff erfaßte George die Scalplocke des einen Todten und das blitzende Messer beschrieb gewandt den verhängnisvollen Kreis, nur noch einen Ruck– und der Scalp wäre genommen.
Dadurch das rasche Niederbücken gelöst, glitt aus dem Jagdhemd des erregten jungen Mannes das kleine goldne Kreuz, das seine Mutter einst getragen und augenblicklich sprang George erbleichend empor.
»Ah! meine Mutter,« hauchte er. »Die Warnung kam zur rechten Zeit; ich war ein Thor, ein Hirnloser, Dich und Deine Lehren zu vergessen. Nein, zwingen mich auch die Verhältnisse durch Blut zu waten, zum Barbaren will ich nicht werden!«
Mit fieberhafter Hast häufte er nun über die beiden Leichen, die er mit seinen abgeworfenen früheren Kleidern bedeckt, eine Menge Steine. Wohl eine Stunde arbeitete er mit außerordentlicher Anstrengung, dann sprach er leise:
»Nun schlaft in Frieden! kein Mensch, kein Raubthier wird Euch mehr stören!«
Zufrieden mit sich, warf er einen freien Blick gen Himmel, da schwirrte ein Vogel über seinem Haupt, geschwind ergriff er den Bogen, welche ihn Tojolah zurückgelassen und bald lag der Vogel zu seinen Füßen – es war ein blauer Hetzer.
Jubelnd hob er seine Beute auf und rief:
»Ein gutes Zeichen! hier wo ich fast meine Abstammung geschändet, will ich auch Kunde geben, wer den Hügel dort erbaut!«
Rasch schnitt er die Flügel ab, riß die Schwanzfedern aus und barg dies Alles in seiner Jagdtasche, dann ergriff er eine Lanze, durchstieß den Leib des Vogels und den Schnabel sorgsam nach der Gegend richtend, nach der er ziehen wollte, pflanzte er die seltsam geschmückte Lanze auf das Grabmal.
»Nun aber fort!« rief George, »Freund Jean hat Vorsprung genug, daß ich nicht zu fürchten brauche, vor Dunkelwerden mit ihm zusammenzutreffen!«
Mit wenig Schritten hatte er den Mustang erreicht, der jedoch scheu zurückprallte und durchaus nicht gewillt schien den Reiter aufsitzen zu lassen. Einige Minuten waren verstrichen, George fing an die Geduld zu verlieren und doch stand der Hengst mit noch ungebrochener Wildheit vor dem jungen Mann, jedes Annähern desselben mit einem Seitensprung ausweichend, bis er sich endlich in den Lasso verwickelte und niederstürzte; wohl schnellte sich das wilde Pferd mit stählerner Sprungkraft empor, doch George saß auf seinem glatten Rücken, den lasch zerschnittenen Lasso in der Faust.
Einen Moment schien der Hengst wie erstarrt, dann begannen die feurigen Augen unter den flatternden Mähnen zu glühen, der lange Schweif peitschte die schlagenden Weichen und plötzlich stieg er kerzengerade in die Höhe, warf sich zu Boden und sprang wieder empor; doch eher hätte er einen Jaguar herabzuschleudern vermocht, als den umsichtigen Reiter, dessen Gesicht vor Entzücken und wilder Energie leuchtete.
Jetzt schwang George die schwere Geißel, Hieb auf Hieb fiel klatschend auf den Hengst, der endlich dem Zügel gehorchend wie von Furien gepeitscht davonstürmte.
Der Strahl der brennenden Mittagssonne fand den gewandten Reiter noch auf dem Rücken des pfeilgeschwind dahinfliegenden Thieres und als der Tag sich neigte zog der Hengst noch immer über die Prairie; doch seine Sprünge wurden kürzer, oft knickten die Beine und sein schwarzer Körper war über und über mit weißem Schaum bedeckt, auch George, der zwölf Stunden ununterbrochen im Kampf mit dem Pferde gewesen, troff von Schweiß und keuchend hob sich seine Brust, dennoch trieb er den Mustang mit der schweren Peitsche zur Eile, denn nur wenige Minuten trennten ihn noch von einem Wald, der ihn bald in seinem Schatten aufnahm; vorsichtig leitete George den Hengst durch das dichte Unterholz, bis er an eine große Wasserlache kam und nun erst aus dem Sattel sprang:
»So, mein Bursche!« sprach er tiefaufathmend, indem er dem geduldig haltenden Thier den festen Nacken klopfte. »Das war ein heißer Ritt! Doch denke ich, wir werden bald gute Freunde sein und ich glaube nicht, Dir durch eine zweite Lection beweisen zu müssen, daß mein Kopf noch härter als der Deine. Nun will ich mir aber erst die Nachbarschaft ein wenig anschauen!«
Nachdem George das Pferd getränkt und auch seinen brennenden Durst gelöscht, schlich er geräuschlos durch die Büsche. Der Wald schien wohl lang aber nur sehr schmal zu sein, denn bald hatte der junge Mann das jenseitige Ende erreicht und war nicht wenig überrascht, als er seitwärts, in einer der zerstreut auf der Prairie liegenden Gebüschgruppen einen großen Feuerschein bemerkte; um möglichst in dessen Nähe zu gelangen, wollte er am Rande des Waldes hinschleichen, als er auch da kaum zweihundert Schritt entfernt, ein kleines Feuer aufflackern sah.
Entschlossen eilte George nach diesem, das er im Schatten des Waldes erreichte, ohne daß nur ein Sandkörnchen geknirscht, nur ein Zweig geknackt; doch als er den Kopf durch die Blätter schob, mußte er sich fest auf die Lippen beißen, um den Ruf des Erstaunens zurückzuhalten, der ihm fast entschlüpfte, als dicht vor seinen Augen Preston den leblosen Mulatten fesselte und den Unglücklichen mit Don Manuel verließ.
Vergeblich zermarterte er sein Hirn, er konnte sich das so unerwartete Bild nicht erklären, da weckte ihn lautes Geräusch aus seinem Brüten und auffahrend, gewahrte er an dem zuerst entdeckten Feuer eine Anzahl dunkele Gestalten, die sich mit den Pferden beschäftigten; es waren die Räuber, welche im Begriff standen aufzubrechen. Mit unsäglicher Anstrengung wand sich George in die Nähe seiner Feinde, bis er so nahe war, daß er einzelne Worte vernehmen konnte; jetzt traten noch mehrere Personen heran, und deutlich schlugen Don Manuel's Worte an sein Ohr:
»Senorita, dies ist Ihr Pferd, darf ich Ihnen aufsteigen helfen?«
Das Blut schoß dem treuen George nach dem Kopf, als er Marie's Stimme kalt erwidern hörte:
»Ich danke, ich bedarf Ihrer nicht!«
»Caspita, Sie sollten einen Freund nicht zurückweisen!« entgegnete der Spanier, »doch gleichviel, Sie werden bald anders sprechen. Nun aber meine Galgenvögel, in den Sattel, wir müssen eilen die Apacharia zu verlassen. Binnen acht Tagen liegen wir sicher in unserem Felsennest!«
Brausend stob der Reitertrupp davon und als der letzte Hufschlag verklungen, erhob sich George langsam aus dem hohen Gras, mit finsterem Auge blicke er nach der Richtung, in welcher die Räuber verschwunden und bitterer Hohn lag in seinen Zügen, als er wehmüthig ausrief:
»Mein Gott, so nahe der Erlösung, wirfst Du das arme Mädchen in die Hände ihrer schlimmsten Feinde? Ah, verflucht sei meine Thorheit, daß ich leichtsinnig mich den Hügeln nahen mußte, die allein nur Feinde verbergen konnten, verflucht dies Zusammentreffen des Mulatten mit dem Mormonen und dem Räuber; ah, die Wuth, die Wuth, die in mir kocht! Noch habe ich aber nicht allen Glauben auf Rettung verloren, doch wie dieselbe zu bewerkstelligen und was ich jetzt thun soll, das weiß ich nicht!«
Langsam wandte er sich und schritt der Stelle zu, wo der Mulatte lag: das Feuer an dessen Seite war erloschen und Jean noch immer bewußtlos.
»Was zum Teufel, soll ich nun mit dem Burschen hier anfangen? Liegen lassen? pah, ich fühle wohl, wie meine Brust wieder nur die wilden indianischen Empfindungen durchstürmen, doch das, nein das kann ich nicht! Ebenso wenig könnte ich es aber auch verantworten, wollte ich diesem Scheusal die Freiheit wiedergeben. Das einfachste wird sein, ich erlöse ihn durch einen Pfeilschuß von allen Leiden, von aller Möglichkeit fernere Verbrechen zu begehen!«
Schon lag ein Pfeil auf dem Bogen, als George wieder absetzte und im Selbstgespräch fortfuhr:
»Ich will erst ausruhen! Vielleicht kommt mir ein noch bessere Gedanke, ich werde mein Pferd aufsuchen und wiederkehren, wenn es mir klar im Kopfe geworden! Der da läuft ja schwerlich fort!«
Mit diesen Worten verschwand er im Wald und tiefe Stille lag rings umher; der drückenden Hitze des Tages folgte eine erquickende Kühle, die auch allmälig das Bewußtsein Jean's erweckte, der kaum die Augen aufschlug, als er auch wild empor springen wollte, doch der erhobene Kopf fiel schwer zurück, nicht Hand nicht Fuß vermochte er zu regen, nicht vermochte er auch nur einen Laut von sich zu geben.
Entsetzte Bilder der Leiden, die seiner harrten, rollten seine großen Augen; seine Mienen zeigten tödtliche Angst und kalter Schweiß perlte von der Stirn; plötzlich unterbrach er sein finsteres Brüten mit einem wilden Versuch die Bande zu zersprengen, doch umsonst rieb er sich die Gelenke wund und bald gab er sein fruchtloses Bemühen auf, um es in wenig Minuten auf's Neue zu beginnen. Wohl drängten sich die angespannten Gliedern hervor, doch umsonst, die frisch geflochtenen Lederriemen spotteten seiner riesigen Kraft. Dumpfstöhnend sank der Mulatte zurück und verharrte in trostloser Apathie, nur einmal noch schrak er empor, als dicht an seiner Seite ein paar wilde Augen glühten. Es war ein Wolf, der gierig, mit lechzender Zunge auf ihn starrte, doch das feige Thier wagte nicht den noch Lebenden anzugreifen und trottete davon. –
Die übermäßige Anstrengung des verflossenen Tages hatte George ungewöhnlich lang schlafen lassen und erst der warme Strahl der Sonne weckt ihn; mit Freuden bemerkte er, daß sein Pferd nicht die kleinste Spur mehr von Wildheit zeigte, es hatte die Oberherrschaft der Menschen für immer anerkannt, und nahm ruhig seine Liebkosungen hin; da vernahm sein scharfes Ohr den Tritt eines anderen Pferdes, und um sich von dem seinigen nicht verrathen zu lassen, umwickelte er dessen Maul und Nüstern mit einem Stück Leder, ergriff seine Waffen und eilte nach der jenseitigen Waldesgrenze von woher der Hufschlag erklungen. Etwa vierzig Schritte von dem Mulatten entfernt, bot ein dichtes Gebüsch das trefflichste Versteck, und kaum hatte George selbes erreicht, als wenige Schritte vor ihm, die dunklen Augen auf den Boden geheftet, Sonnenstrahl, die schöne Apachin hielt. Pfeil und Bogen hingen auf ihren Schultern, auf dem Sattel schaukelte eine leichte Rifle und ihre Hand umfaßte den Griff einer schimmernden Streitaxt. Die Spuren vor ihren Füßen schienen sie zu beunruhigen und erst nach langem Zögern folgte sie entschlossen denselben, doch ein lautes »Hugh!« entschlüpfte ihren Lippen, als bei der Biegung des Buschwerks ihr Pferd vor der Gestalt des Mulatten zurückprallte.
Augenblicklich sprang sie vom Pferde, ihre Hand löste rasch den Knebel aus Jean's Mund, doch dessen Fesseln ließ sie mißtrauisch unberührt, dann frug sie:
»Wer brachte Dich in diese Lage?«
Erst nach vielen, tiefen Athemzügen stieß Jean mühsam hervor: »Der bleiche Hund, der mit Waktehno Euer Dorf verlassen!«
»Uah! Du bist aber stark?«
»Der Mezcal, mit dem sie mich berauscht, war noch stärker!«
»Vieh!« murmelte die Indianerin verächtlich. »Gieriges Vieh, was hat aber Deine Freunde in grausame Feinde verwandelt?«
»Binde mich los!« flehte der Mulatte. »Die Riemen zerschneiden meine Gelenke und verursachen mir unsägliche Pein. Binde mich los und gieb mir zu trinken, dann will ich Dir Rede und Antwort stehen! Ah verflucht, wie das höllische Feuer durch meine Adern rollt, binde mich los Weib und –«
»Nein, noch bleibst Du so!« unterbrach ihn Sonnenstrahl kalt, »es spricht sich so besser, doch trinken sollst Du!«
Und als der Mulatte aus ihrem Wasserschlauch den Durst in langen Zügen gelöscht, begann das junge Mädchen auf's Neue.
»Nun aber erzähle, wie kamst Du in diese Lage?«
»Weiß ich's?« knirschte Jean. »Ein glücklicher Zufall führte Marie in meinen Weg.«
»Marie, das schöne bleiche Mädchen, welches aus unserem Dorfe entfloh?« unterbrach ihn Sonnenstrahl.
»Dieselbe! Es gelang mir, mich ihrer wieder zu bemächtigen; wie toll jagte ich davon, endlich hatte ich die Beute errungen, nach der ich so lange gejagt; ich wollte fliehen mit ihr, die Apacharia für immer verlassen, und mich mit ihr in einem stillen Winkel vergraben. Da führte der Teufel mir den Mormonen und den Räuber in den Weg – doch Mädchen, was hast Du? Mein Gott, Deine Augen schauen so wild, und Du bebst am ganzen Körper, was fehlt Dir?«
»Sprich, sprich zu Ende!« hauchte tonlos Sonnenstrahl und der Mulatte fuhr fort:
»Ich verwünschte das Zusammentreffen und konnte es doch nicht ändern – ich war allein gegen zwanzig Mann. Mit listigen Reden veranlaßte man mich zu trinken; ich trank, trank viel und als ich heute Nacht erwachte, lag ich gebunden, wie Du mich fandest.«
»Und wo ist nun das bleiche Mädchen!« frug die Indianerin in fieberhafter Erregung.
»In Waktehnos Gewalt!«
»Unglücksrabe!« kreischte Sonnenstrahl in rasender Wuth, »Du, Du warest schuld an all meinem Unglück; Du brachtest das Mädchen in unser Dorf; Du warest schuld, daß Waktehno's Herz sich von mir wandte! Verflucht sei Dein Gebein! Ah ich möchte Dir das Messer in's Herz stoßen – doch nein, dann wäre Deine Qual zu Ende, – nein ich will Dich liegen lassen, – die Sonne soll Dir das Hirn verbrennen – Hunger und Durst die Eingeweide zerwühlen, bis die Wölfe das Fleisch von Deinen Knochen reißen und die Urubusse die Augen Dir aushacken! Ich gehe Jean! Ich allein folge den Räubern, ich – ein Weib – trotze ihnen, was Du feiger Hund nicht gewagt!«
Hohnlachend weidete sich die Indianerin an den Krümmungen des Unglücklichen, an dem entsetzlichen Gebrüll, das er ausstieß, als sie sich anschickte das Pferd zu besteigen und ihn zu verlassen.
Wild rollten Jean's Augen und quollen aus dem aschfarbenen Gesicht, während seine Lippen bald flehten, bald fluchten.
Jetzt schwang sich Sonnenstrahl in den Sattel und die Angst preßte dem Mulatten die Worte hervor:
»Weib –Teufel! Du kannst, Du darfst mich nicht verlassen! Sei gut Sonnenstrahl, befreie mich von meinen Banden, ich will Dir dienen, Dein Sclave sein; ah Du bist so schön. Du kannst ja nicht ganz ohne Gefühl sein! Sonnenstrahl – Sonnenstrahl erbarme Dich meiner!«
»Nein!« grinzte das entsetzliche Wesen. »Nein, mein Herz ist lange todt; ich höre Dich wohl, doch rufst Du in den Wind, und Deine Worten schlagen an gefühllosen Fels!« Ein höhnischer Gruß mit der Hand – und das Pferd schritt aus!
»Sonnenstrahl halt ein! Sei mitleidig und mache meinen Qualen mit Deinem Messer ein Ende. Ich will Dich segnen. Mädchen, segnen wenn schon mein Auge bricht, doch nein – nein ich darf nicht sterben, ich muß leben, um mich zu rächen! Ah! Waktehno! Preston! Preston! Fluch über Euch!«
Erschöpft, Schaum vor dem Mund, schloß Jean die Augen, er sah nicht, daß Sonnenstrahl bei seinen letzten Worten wieder vom Pferd gesprungen war und sich jetzt über ihn beugte, ihn mit Blicken betrachtete, die schwer auf ihn lasteten und deren geheime Macht ihn zwangen die Augen wieder zu öffnen.
»Du trachtest nach Rache Jean?« frug die Indianerin.
»Mädchen, ich sage Dir,« entgegnete der Mulatte – »freiwillig wollte ich an diesen Ort zurückkehren, wollte mich fesseln und knebeln lassen, wollte geduldig jede Marter ertragen, wenn ich den beiden Hunden das weiße Mädchen abjagen, wenn ich mich an ihnen rächen könnte, rächen, sage ich Dir, daß selbst Dein grausames Herz schaudern würde!«
»Wenn ich wüßte, daß ich Deinem Worte trauen könnte, – Jean, dann würde ich Dich befreien!«
»Binde mich los!« bat der Mulatte, dem die unerwartete Hoffnung Thränen in die Augen trieb; »binde mich los und ich will Dein treuer Sclave sein; durch Feuer und Wasser will ich Dir folgen, nur lasse mir eine kurze Frist, um mich zu rächen!«
Schweigend zerschnitt nach diesen Worten Sonnenstrahl die Fesseln, jubelnd sprang der Mulatte auf, doch seine erstarrten Glieder vermochten ihn nicht zu tragen, er sank vor dem Weibe auf die Knie, bedeckte deren Hände und Füße mit Küssen und brach in ein wahres Delirium von Dankesergüssen aus.
»Laß es genug sein, Jean!« wehrte die Apachin endlich seinem stürmischen Gebahren. »Ich will noch einmal glauben, daß es Treue und Dankbarkeit giebt. Du willst mir folgen? Es sei! Doch bedenke, mein Heil, mein Leben gilt mir nichts; ich habe nur einen Gedanken, mich an den beiden Menschen zu rächen, die auch Deine Feinde sind; willst Du Dich mit mir dazu verbinden?«
»Ich will es! Bei Gott ich will es!«
»Und Du hegst keinen falschen, hinterlistigen Gedanken Jean?«
Mühsam richtete dieser sich empor, langsam hob er den Arm gen Himmel und rief mit feierlicher Stimme:
»Verdorren soll die Zunge, erblinden das Auge, und der Blitz möge diesen Arm zerschmettern, bleibe ich Dir nicht treu. Du gabst mir das Leben, Du gabst mir die Möglichkeit mich zu rächen, ich werde Dir dies nie, nie vergessen. Ich folge Dir, wohin Du willst, und freudig laß ich mich für Dich in Stücke reißen!«
In des Mulatten Zügen war deutlich ausgeprägt, daß es ihm Ernst mit seinem gräßlichen Eide sei und froh, zu ihrem Rachewerk einen solch tapferen, schlauen Genossen gefunden zu haben, reichte Sonnenstrahl ihm beide Hände und der Bund war geschlossen.
Nach kurzer Pause frug die Indianerin:
»Kannst Du gehen Jean!«
»Ich glaube es; der Durst nach Rache wird mir bald meine Kräfte wiedergeben, doch besser ist's, wir ruhen wenige Stunden in diesem Wald!«
»Nein, nein wir müssen fort!« entgegnete hastig die Indianerin. »Von allen Seiten ziehen die zum Kampfe aufgerufenen Apachen nach Darhee's Dorf, wir sind am großen Wege, darum fort; besteige mein Pferd, ich kann neben Dir herlaufen oder besser, es trägt uns Beide; noch ehe die Sonne dort zur Ruhe geht, habe ich uns zwei frische Pferde beschafft. Eile Dich Jean, daß wir Waktehno's Fährten nicht kalt werden lassen!«
Mit ihrer Hilfe bestieg der Mulatte den Mustang, sie schwang sich gewandt auf die Croupe und im scharfen Trabe zogen sie den klaren Spuren der Räuber nach.
Kaum waren sie seinen Blicken entschwunden, als George sein Versteck verließ und zu seinem Pferde schritt; in tiefes Sinnen verloren, sank er neben ihm in das Gras und unbewußt gab er seinen Gedanken Worte.
»Ein schönes Paar das!«, murmelte er, »Preston und der Räuber können sich freuen, wenn sie in die Hände der Beiden fallen; puh, mir brach der Angstschweiß bei dem Flehen des Mulatten und dem kalten Höhnen des Mädchens aus! – Es war doch gut, daß ich Freund Jean gestern nicht erschoß, so habe ich plötzlich zwei capitale Verbündete, welche die Räuber schon beschäftigen werden. – Was soll ich nun thun? Ich kann jetzt nicht aufbrechen, sonst komme ich am Ende mit meinen unfreiwilligen Bundesgenossen in sehr unangenehme Rencontres. – Also warten, ja warten und die kleine Schlange sagte, dies sei die große Straße, auf der die Hilfstruppen der Apachen herbeiziehen würden? Herrliche Aussicht das; George, George! jetzt heißt es wahrlich Augen und Ohren offen halten, sonst könntest Du leicht in eine verteufelte Klemme kommen. – Gott sei gepriesen, daß ich wenigstens das Pferd fing; zeigt es mit gutem Willen nur halb so viel Schnelligkeit, als gestern in seiner Wildheit, so lache ich jeder Verfolgung. Wahrhaftig, ich glaube die Pantherkatze kann mit ihrem weißen Hengst nicht den kleinen schwarzen Teufel einholen. – Hätte nicht geglaubt; daß ich so guten Ersatz finden würde, als ich schweren Herzens Pferd und Hund den Trappern und Tojolah überließ, gern hätte ich Diana bei mir behalten, doch ich raubte ja dann Tojolah einen Beschützer, ah Tojolah, werde ich Dich wiedersehen? Und komme ich heiler Haut aus diesem Wirwarr, wie viele Tage, Wochen mögen vergehen, ehe ich Dich in meine Arme schließen kann?«
Das Gesicht auf die Hände stützend überließ sich George viele Stunden seinem finsteren Brüten, als ihn das Brechen der Zweige aufscheuchte. Schnell sprang er empor, doch vorsichtig duckte er sich nieder, als ein prächtiger Hirsch zur Lache trat und zu saufen begann; ein leises Schnauben des Pferdes schreckte das stolze Thier: scheu wandte es die großen Augen nach dem Geräusch, und während das Wasser in funkelnden Faden von dem Maule tropfte, schlug der schlanke Vorderfuß unmuthig den Boden. Die Versuchung war zu groß für George, fast unbewußt legte er einen Pfeil auf den Bogen und im nächsten Augenblick begrub sich der schlanke Schaft tief in die Brust des jäh aufspringenden Hirsches; doch nur einige Sätze vermochte das schwer getroffene Thier zu thun, dann sank es verendend zusammen.
Laut jubelnd brach George seine Beute auf, löste Rücken und Keulen aus der Haut und wollte eben die Fleischstücke auf seine Schultern werfen, als – eine Büchse krachte und eine Kugel ihn leicht an der Wange streifte. Wie von der Tarantel gestochen fuhr George empor und sah eben einen Indianer hinter einer mächtigen Eiche verschwinden. Wohl war der junge Mann tüchtig erschrocken, doch augenblicklich gewann er seine Kaltblütigkeit wieder, und, wohl wissend, daß er verloren, wenn es seinem Gegner gelänge die Büchse wieder zu laden, ergriff er seinen Tomahawk und sprang kühn nach der Eiche. Der Indianer, noch nicht mit Laden fertig, empfing George trotzig, mit erhobenem Büchsenkolben und schon holte auch dieser zum Schlagen aus, als er mit einem lauten Ruf des Erstaunens zurücksprang!
»Feiger Apachenhund, fürchtest Du Dich?« höhnte der Andere, doch ließ er verblüfft den Kolben sinken, als George in ein unmäßiges Lachen ausbrach, das immer wieder neue Nahrung fand, wenn er die verdutzte, halb mißtrauische Miene seines Gegners betrachtete; endlich bezwang er sich, warf Messer und Streitaxt von sich und näherte sich waffenlos dem erstaunten Indianer.
»Comantsche, Falke! Kennst Du Deinen Bruder George nicht mehr?« frug er mit vor Freude bebender Stimme.
»Uah! Du seist mein Bruder? Du?« rief der Angeredete, welcher in der That der Falke war und mit durchbohrenden Blicken George folgte, der an die Lache trat und sein durch die Malerei entstelltes Gesicht gründlich zu reinigen begann. Jetzt warf er den apachischen Federschmuck zur Erde, wandte seinen Kopf nach dem Falken, und frug lachend:
»Kennst Du mich nun?«
Mit offenen Armen eilte der Comantsche auf seinen Freund zu, drückte ihn herzlich an seine Brust und bat bewegt:
»Mein Bruder zürne dem armen Indianer nicht, daß dieser die Büchse gegen Dich erhoben. Ein böser Geist hatte die scharfen Augen des Falken mit Blindheit geschlagen, er ist trostlos, daß er das Blut seines weißen Freundes vergossen, den er so innig liebt!«
George hatte Mühe den Comantschen zu beruhigen, und bat dringend um Aufklärung, was ihn hierher geführt. Gerührt drückte er dem treuen Indianer die Hand, als derselbe erzählte, daß die Sorge um den tapferen weißen Bruder ihn nicht hatte ruhen noch rasten lassen, bis er im heimathlichen Dorfe angekommen und vom Vater der Comantschen unterstützt, eine Schaar Krieger gesammelt und mit diesen nach der Apacharia aufgebrochen sei.
»Wo aber sind Deine Krieger?« frug George gespannt und sprang jubelnd empor, als der Falke ihm versicherte, daß sie kaum zwei Stunden entfernt in einem der tiefen Risse versteckt seien, die häufig in einer Breite von 16-20 Fuß und einer Tiefe von 10-60 Fuß die Prairie zerspalten.
Der Falke berichtete weiter, daß er, um einen Zusammenstoß mit den Apachen zu vermelden, im weiten Bogen marschirt sei, und deshalb nie George's Fährte haben kreuzen können; er bedauerte schmerzlich, daß das Geschick es nicht gewollt, daß er mit den Trappern und Tojolah zusammengetroffen sei, deren Rettung ihn mit Bewunderung erfüllte, während er George's kühnen Muth, allein der armen Marie zu folgen, einfach in der Ordnung fand.
Als die beiden Männer mit der Mittheilung ihrer beiderseitigen Erlebnisse zu Ende, erhob sich der Falke und erklärte, er wolle aufbrechen, um seine Krieger herbeizurufen, doch George wollte davon Nichts wissen.
»Nein, nein Comantsche!« rief er eifrig. »Ich bin zu erfreut, wieder in Gesellschaft von Freunden zu kommen, als daß ich hier müßig auf deren Ankunft warten möchte; ein Ungefähr könnte uns wieder trennen und das wäre mir doch zu traurig. Du siehst auch, daß ich noch viel zu lernen habe! – Ein Mal führte mein Leichtsinn die arme Marie wieder in Gefangenschaft, das andere Mal ließ ich mich beschleichen, als ich in thörichtem Jagdeifer jede Vorsicht vergaß. – Doch nein, ich will nicht mit mir schelten, ich weiß ja, daß nur ein so gewandter Krieger, wie mein Bruder, sich an mich heranschleichen konnte!«
Geschmeichelt drückte der Falke George's Hand und entgegnete:
»Dieser Wald erregte mein Mißtrauen, ich zog allein aus um die Gegend zu durchforschen; Dein Pferd, das ich gewahrte, war die Veranlassung, daß ich mit der möglichsten Vorsicht durch die Büsche schlich, bald sah ich Dich und Dich für einen Apachen haltend, schoß ich. Uah, mein Herz schlägt, wenn ich daran denke, daß die Todeskugel Deine Stirn durchbohrt. Doch der große Geist war gütig und litt nicht, daß der Falke zum Mörder seines Bruders werde. Jetzt komm, meine Krieger werden ungeduldig meiner warten!«
Wenige Minuten später verließen Beide den Wald und obgleich der Falke zu Fuß ging – mußte George doch seinen Hengst im scharfen Paßgang halten, um an der Seite des unermüdlichen Comantschen zu bleiben. Nach einer Stunde erreichten sie dessen Gefährten und große Freude leuchtete aus des jungen Mannes Augen, als er sechzig Krieger gewahrte; so viele hatte er wahrlich nicht vermuthet.
Sein wackeres Herz bebte, als die schlanken Indianer sich um ihn schaarten und ihn herzlich begrüßten; jubelnd empfingen sie seine Aufforderung, sogleich die Fährten der Räuber aufzusuchen und kaum eine halbe Stunde später begann schon die Verfolgung.
Sechs der Comantschen jedoch mußten zurückbleiben, da sicher zu erwarten stand, daß die Pantherkatze bald in der Apacharia eintreffen würde; sie sollten sich ein sicheres Versteck wählen und täglich kleine Ausflüge machen, um mit dem Sachem zusammenzutreffen.
Niemand wollte sich jedoch von der Verfolgung der Räuber ausschließen, vergeblich waren George's Bitten, des Falken Versprechungen, es mußte zum Ausloosen geschritten werden, und so kam es ganz gegen die Wünsche des Falken, daß die jüngsten und unerfahrensten Krieger zurückblieben.
Sichtlich verstimmt nahm der Führer von ihnen Abschied; er ermahnte zur größten Wachsamkeit und Vorsicht, wiederholte ihnen mehrere Mal, daß auf ihnen große Verantwortung ruhe und schilderte mit beredten Worten die Verlegenheit der Pantherkatze, wenn sie sich fangen ließen oder den Häuptling wenigstens verfehlten; denn dieser würde dann nicht wissen, was aus Marie, George und den Comantschen geworden, würde um die Vermißten zu suchen, in der Irre herum streifen und nutzlos Zeit und Blut opfern!
Herzlich schüttelte er noch einmal den Zurückbleibenden die Hände dann wandte er sein Roß und eilte in stürmischem Galopp den Gefährten nach, die schon einen tüchtigen Vorsprung gewonnen.
Wohl durchzuckten den Falken dunkele Ahnungen, doch der Stoicismus seiner Race ließ ihn nicht gegen die Führung des Geschickes streiten, und der Durst nach Kampf, der wilde Ritt in der blumenübersaeten Prairie, verwischten bald die trüben Bilder, welche sein Inneres erfüllten. –