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Dieser Mann, der über die ganze gesittete Welt und einen großen Teil derjenigen bekannt geworden ist, die wir nicht mit unter dieser Benennung begreifen; von dem man bisher so viel gesprochen hat, und dessen Verlust jetzt der beßre Teil von Europa betrauert, verdient von unserm Vaterland näher gekannt zu werden, als bisher geschehen ist. Wer ihn allein aus seinen Reisen um die Welt kennt, kennt ihn bei weitem nicht genug. Es waren dieses freilich die Unternehmungen, die seinen Ruhm so weit ausgebreitet haben, aber ausgebreiteten Ruhm hatte er schon lange vor jener Zeit verdient. Gegenwärtiger Aufsatz enthält in einer getreuen Erzählung alles, was mir von diesem außerordentlichen Mann bekannt geworden ist; seine Tugenden neben seinen Fehlern: jene ohne rednerischen Schmuck, dessen sie nicht bedürfen; und diese ohne gesuchte Entschuldigung, die sie nicht vertragen. Etwas was den Namen eines Lasters verdiente, ist mir indessen nicht bei ihm vorgekommen.
James Cook ward im Jahr 1728 in der Grafschaft York geboren. Sein Vater war ein gemeiner Landmann, der sich mit Bebauung einiger Ländereien ernährte, die er doch von einem, wie es scheinet, gütigen Herrn gepachtet hatte. Von seinen Brüdern und Schwestern, deren einige waren, ist nur jetzt noch eine Schwester am Leben, die ebenfalls an einen Pächter verheiratet ist. Der junge Cook hatte sich also nach einem solchen Eintritt in die Welt keine sonderliche Erziehung zu versprechen. Auch wurde er bloß in die öffentliche Pfarrschule getan, wo er lesen lernte, etwas schreiben und rechnen und den Katechismus. In seinem 13. Jahre gab ihn sein Vater einem Schiffer aus Whitby, der Steinkohlen von Newcastle nach London zu führen pflegte, auf 7 Jahre in die Lehre. Diese Lehrjahre arbeitete er, ohne sich besonders auszuzeichnen, durch, und diente hernach auf etlichen Reisen von Newcastle nach London als gemeiner Matrose. Auf einer dieser Reisen ereignete es sich einmal, daß das Schiff, zu welchem er gehörte, verkauft wurde; um also wieder nach Newcastle zu kommen, erbot er sich auf einem andern Schiffe gegen bloße Verköstigung als Matrose zu arbeiten. Allein der Schiffer brauchte keinen Matrosen, bot ihm aber die ledig gewordene Schiffskochsstelle an, wenn er sie versehen könnte. Cook übernahm diesen Dienst, und führte also auf einer Reise von London nach Newcastle seinen Namen einmal mit der Tat. Bald darauf wurde er auf einem andern Schiff als Gehülfe des Schiffers (mate) oder Steuermann gebraucht, und bei dieser Stelle war es, wo sich seine Talente zu entwickeln anfingen. Was nämlich bei solchen kurzen Reisen an den Küsten hin Tausende an seiner Stelle nicht merken, das fühlte Cook sehr bald, nämlich, daß man ohne Mathematik zeitlebens ein elender Steuermann bleiben müsse. Eine unerschütterliche Beharrlichkeit in Verfolgung dessen, was er sich einmal zu erreichen vorgesetzt hatte, ist ein Hauptzug in Cooks Charakter. Hier fing er an sich zu äußern. Er machte alles Geld, das er sich auf seinen Reisen erspart hatte, mit dem was ihm sein Vater noch hergab, zusammen und nahm Privat-Unterricht in der Mathematik und der Schiffskunst. Nachdem er sich gute Kenntnisse hierin erworben, so ward ihm auch der Kohlenhandel und das Küstenbefahren zu einförmig. Er breitete sich mehr aus, und tat eine Reise nach der Ostsee, nach St. Petersburg und Wiborg, auch eine nach Norwegen. Auf einer dieser Reisen machte er die Bemerkung von der großen Menge Vögel, die sich in einem Sturm auf das Tauwerk des Schiffs niederließen und davon einige, die vom Falkengeschlecht waren, sich nach einigen Tagen von den übrigen kleineren zu nähren anfingen. S. Georg Forsters Reise S. 36. 1. Teils. Um diese Zeit machte der mit Frankreich ausgebrochene Krieg die Nachfrage nach geschickten Seeleuten sehr groß. Denn nach der Einrichtung des englischen Schiffs-Etat zieht kein Offizier unter Lieutenants-Rang in Friedens-Zeiten Gage. Man sucht also, wenn ein Krieg angeht, vornehmlich Leute, die man zu Mitschmännern, Schiffsmeistern und Meisters-Gehülfen gebrauchen kann, das ist, die entweder ehedem schon ähnliche Stellen auf Kriegsschiffen bekleidet, oder doch auf Kauffahrtei-Schiffen als Schiffer oder Gehülfen gedient haben. Bei dieser Gelegenheit wurde Cook als Meisters-Gehülfe angestellt und wohnte der Eroberung von Louisbourg und Kap-Breton mit bei. Ob er nun gleich hier noch nicht auf dem Wege war, der geschwind zu hohen Stellen führt, so fand sein stilles Verdienst doch bessere Beobachter. Man sah bald, daß sich seine Kenntnisse sehr weit von den Kenntnissen seinesgleichen unterschieden. Denn alle Zeit, die ihm seine Amtspflichten übrig ließen, studierte er, und las die besten Werke der Engländer über das Seewesen, und selbst die, welche die Mechanik der Segel und des Steuerns beim Schiffslauf durch die Analysis des Unendlichen erläutern. Dabei war er pünktlich und unermüdet in seiner Pflicht, lauter Eigenschaften, die so selten bei jungen Seeleuten, die keine außerordentliche Erziehung genossen haben, angetroffen werden, daß sie in ihm nicht übersehen werden konnten.
Als daher im Jahr 1759 England die Eroberung von Quebec beschloß, so bekam Cook eine Stelle als Schiffsmeister bei der Flotte des Admiral Saunders, und war mit bei der Partei die auf der Insel Orleans landete, wo er auch Gefahr lief, gefangen zu werden. Bei der Expedition auf Quebec selbst, also in seinem 31ten Jahr, zeichnete er sich durch eine Tat aus, die unter uns nicht sehr bekannt geworden ist, auch nicht so glänzend ist, als die Umseglung der Welt, aber so wie er sie ausführte, allemal so gut wie diese ihren Mann verewigt. Der Admiral hatte mit dem Befehlshaber der Landmacht, dem Liebling der englischen Nation Wolfe, die Verabredung genommen den Feind in Quebec zu einer falschen Mutmaßung zu verleiten. Man wollte eigentlich beim St. Charles-Fluß angreifen, um ihm aber glauben zu machen, man sei willens den St. Laurenz-Strom hinauf, an der Stadt vorbei, zu gehen und oberhalb derselben etwas zu unternehmen, so mußte Cook alle Nacht in einem Boote unter Bedeckung von einigen Soldaten längst dem Flusse hinauf Bojen zu Wegweisern für die Flotte legen. Der Feind wurde dieses bald gewahr und feuerte aus der untern Stadt auf ihn, allein er fuhr mit der ihm eignen Beharrlichkeit und Pünktlichkeit fort. Alle Morgen kamen die Franzosen und nahmen die Bojen wieder weg, und alle Abend kam Cook und legte wieder andere und ließ wieder auf sich feuern, und dies alles – bloß um den Feind auf eine falsche Mutmaßung zu leiten. Der Angriff geschah endlich beim St. Charles-Fluß, allein die Lage und die Befestigungen des Orts nötigten doch den General Wolfe seinen Plan zu ändern. Man fuhr fort alle Nacht Bojen zu legen, und endlich mußte würklich geschehen, was man anfangs den Feind bloß glauben machen wollte, die ganze britische Landmacht ging unter Cooks Führung als Steuermann in einer Nacht den Strom glücklich hinauf; man erstieg die Höhen Abrahams im Rücken von Montcalm, der nunmehr den Feind beim St. Charles-Strom erwartete, und Quebec und ganz Kanada wurden, wiewohl mit dem Verlust beider Heerführer, Wolfes und Montcalms, erobert.
Nach der Eroberung von Quebec blieb Cook, nebst dem Schiffe, worauf er sich befand, auf der Küste von Nordamerika bis zum Frieden.
Nach dem Frieden wollte die englische Regierung die Küsten der großen und wegen ihrer Fischerei für England unschätzbaren Insel Neufundland so genau als möglich aufnehmen lassen. Auch hier wurde Cook gewählt, denn seine Stärke in allen hierzu nötigen Kenntnissen sowie sein großer Diensteifer waren bekannt und dabei wußte er auch seinen Vorgesetzten durch öfteres Aufwarten seinen Namen gut ins Gedächtnis zu prägen. Man gab ihm ein kleines Schiff nebst 10 bis 12 Mann; er kaufte sich einige gute mathematische Instrumente, unter andern einen sehr schönen hölzernen Quadranten von Birds Arbeit, nebst einem sehr guten Spiegel- Teleskop und einer vortrefflichen Taschen-Uhr. Mit Hülfe dieser Werkzeuge nahm er in den Jahren 1764 bis 1767 (inclus.) die ganze südliche und den größten Teil der nördlichen Küste von Neufundland auf und gab nach und nach Spezialcharten davon heraus. Man darf diese Blätter nur flüchtig ansehen, um über des Mannes Fleiß zu erstaunen. Die Menge der größern Meerbusen, kleinern Buchten, Sandbänke, Klippen und Abweichungen der Magnetnadel, die er angegeben hat, welches ohne Messung unzähliger Winkel und ein beständiges Peilen mit dem Wurfblei nicht geschehen konnte, ist außerordentlich. Was diese Verrichtungen äußerst beschwerlich machte, war, daß er immer im Dezember nach England gehen, und den folgenden März wiederum eine geliebte Familie verlassen mußte, um nach einer Insel zurückzukehren, in deren tiefen Buchten das Eis nicht selten bis in den Junius liegt; ja er selbst hat in der Straße von Belle-Isle einige aus Norden dahin getriebene und gestrandete Eisberge bemerkt, die den ganzen Sommer über nicht schmolzen, und noch tief in den zweiten hinein lagen. Dabei ist das Land an der Küste schlecht bewohnt, höchstens sind es Fischer und Holzhändler, die weder Ackerbau noch Viehzucht treiben, die sich da aufhalten. Das Innere des Landes bewohnen die noch alten Eingebornen, ein wildes ungeselliges Volk, und in dem nördlichen und nordwestlichen Teile der Insel sind die ungeschlachten und oft treulosen Esquimaux. Frische Lebensmittel müssen also durch die Fischerei und die Jagd verschafft werden. Die erstere überließ Cook seinen Matrosen, die letztere übernahm er selbst, und er kam niemals ohne Gänse, Enten und andere Vögel, womit die dortigen Ufer und Felsen oft ganz bedeckt sind, reichlich beladen zurück. Auch erinnerte er sich einmal einen weißen Bären erlegt zu haben, den er den Esquimaux überließ, die ihn aufaßen und viel Fett daraus schmolzen. Auf einer dieser Jagden hatte er das Unglück, daß einmal sein Pulverhorn, eben als er es in der Hand hatte, Feuer fing, ihm den Daumen der rechten Hand zerschlug, und einige andere Finger beschädigte. Die Wunde wurde zwar durch den Chirurgus von einem der Kriegsschiffe, die zur Bedeckung der Fischerei dort immer liegen, bald geheilt, allein Cook konnte sich doch beim Schreiben des Daumens nun nicht mehr bedienen und hielt seit der Zeit immer die Feder zwischen dem Mittel- und Zeigefinger. Man sieht hieraus, daß seine Lage wenigstens in Absicht des Umgangs und der Gemächlichkeiten des Lebens keine von den angenehmsten war, ob er gleich sonst, außer seiner Gage als Meister des Schiffes, täglich noch eine halbe Guinea als Landmesser bekam und manche andere Vorteile genoß. Allein aus diesem Gesichtspunkt allein muß man auch seine Lage nicht beurteilen. Inwiefern er den Verlust guter Gesellschaft dort empfunden haben mag, läßt sich nicht bestimmen, den von Gemächlichkeiten des Lebens hat er wenigstens nicht gefühlt. Er bediente sich vielmehr dieser Gelegenheit seiner Sparsamkeit, die er oft zu weit trieb, ganz nach eignem Gutdünken nachzuhängen und versagte sich auch noch die gemeinsten. Er trank z. B. seinen Tee niemals mit dem auf den Schiffen gewöhnlichen Speiszucker, sondern, um jenen zu ersparen, mit schwarzem Sirup; ja sogar die Talglichter, die ihm doch die Regierung vergütete, brannte er nicht, sondern dafür den Tran, den man aus Seehundefett schmolz. Dieses muß freilich zum Teil mit aus seiner niedrigen Erziehung und den Angewohnheiten aus einem Stand, den er kaum verlassen hatte, erklärt werden, daß aber doch noch etwas mehreres mit darunter steckte, sieht man schon daraus, daß er z. E. wegen seines zerschellten Daumens, als ein in Königl. Diensten Verwundeter, eine jährliche Vergütung von 4 Pf. Sterling aus der Kasse annahm, in welche jeder Matrose, er diene auf Königlichen oder Kauffahrtei- Schiffen, monatlich von seinem Gehalt 6 Pence bezahlen muß, um kranke und verwundete Seeleute daraus zu verpflegen. Wenn er aber den Mangel an guter Gesellschaft selbst nicht gefühlt haben sollte, so ist wenigstens so viel gewiß, gewürkt auf ihn hat er allemal; denn man schreibt mit Recht seinem Aufenthalt in diesen wilden Einöden einen Teil des finstern Wesens und der ungeselligen, oft zu weit getriebenen Zurückhaltung zu, die man nachher an ihm bemerkte.
Während dieser Zeit hatte sich Cook ein kleines Haus mit einem kleinen Garten zu Mile-End nahe am östlichen Ende von London gekauft, wo er seine Winter zubrachte, und da dachte er nun wohl seine Tage als Schiffsmeister und Landmesser im Dienst der Admiralität zuzubringen. Denn der Sprung vom Schiffsmeister zum Lieutenant oder Capitain ist äußerst schwer und selten, man gibt solchen Leuten am Ende höchstens eine von den 20 Besoldungen, welche für alte Schiffsmeister ausgesetzt sind, oder braucht sie zu Aufsehern (master attendants) in den Königl. Schiffs-Werften, wo ihr Amt darin besteht, daß sie Takel- und Tauwerk und die Bestimmung der Segel bei den auszurüstenden Schiffen anordnen. Indessen Cook, der zu etwas Größerem aufgehoben war, tat diesen Sprung würklich und zwar bei folgender Gelegenheit.
Die Königl. Sozietät der Wissenschaften zu London hielt zu Beförderung astronomischer Kenntnisse für vorteilhaft den Durchgang der Venus durch die Sonne, der sich im Sommer 1769 ereignen sollte, auf einer Insel des Stillen Meeres beobachten zu lassen, und stellte deswegen bereits im Februar 1768 dem Könige in einem eignen Memorial den Nutzen einer solchen Unternehmung vor. Der König genehmigte nicht allein den Vorschlag, sondern gab auch sogleich Befehl an die Admiralität ein Schiff dazu auszurüsten und schenkte überdas der Gesellschaft zu Ausführung ihres Vorhabens eine sehr ansehnliche Summe Geldes. Die Wahl fiel damals auf eine der Marquesas-Inseln. Allein Capt. Wallis der eben um diese Zeit von seiner Reise um die Welt zurück kam, bemerkte in einem Briefe an den damaligen Präsidenten der Königl. Sozietät, Lord Morton, daß zu dieser Beobachtung wohl keine Insel leicht bequemer sein könnte, als eine von ihm neuerlich in der Südsee entdeckte, der er den Namen König Georgs-Insel gegeben hatte Otaheiti. Nach genauer Erwägung der Lage dieser Insel wurde Capt. Wallis' Vorschlag genehmigt, die Anstalt zur Reise mit Eifer betrieben, und von dem berühmten Admiral Lord Hawke die Ausführung dieses Unternehmens dem Schiffsmeister und Landmesser Cook, den er zu dem Ende auch zum Schiffs-Lieutenant und Kommandeur des Schiffes ernannte, anvertrauet. Und nun war Cook endlich an der Stelle auf die er gesetzt werden mußte, um von der einen Seite der Welt mit seinen großen Talenten zu nützen und von der andern auch von ihr dereinst die Belohnung sicherer erwarten zu können, die sie verdienten.
Herr Joseph Banks, jetziger Präsident der Sozietät der Wissenschaften, erbot sich aus Eifer für die Naturkunde überhaupt und die Kräuterkunde insbesondere die Reise mitzumachen. Er bewog den Dr. Solander nebst verschiedenen geschickten Malern sie ebenfalls mit anzutreten, und sein ansehnliches Vermögen setzte ihn in den Stand die besten Bücher und Instrumente anzuschaffen und sonst alle nötige Vorkehrungen zu treffen, um die Reise zum Dienst der Wissenschaften gemeinnützig zu machen. Auf Königl. Schiffen ist es gewöhnlich, daß der Capitain, dem es die Regierung vergütet, die Personen, welche sie mitschickt und nicht eigentlich zum Schiffs- Etat gehören, frei beköstige. Herr Banks aber übernahm die Verpflegung seiner eignen Reisegesellschaft, des Astronomen Green und selbst Herrn Cooks, und zahlte demselben obendrein für den Gebrauch der Schiffs-Kajüte und alles andern Gelasses für sich und seine Freunde eine sehr ansehnliche Summe. Das Schiff tat die Reise nach Otaheiti, von welcher Dr. Hawkesworth die bekannte Beschreibung aus Cooks und Herrn Banks Handschriften herausgegeben hat.
Solche Reisen auf kleinen Schiffen im britischen Dienst sind für den Kommandeur immer sehr vorteilhaft, weil man ihm gemeiniglich das einträgliche Amt eines Säckelmeisters (Purser) zugleich mit aufträgt. Er hat nämlich Freiheit an fremden Orten die Bedürfnisse des Schiffs einzukaufen und die Zahlung auf die Admiralität anzuweisen, selbst der Verkauf von Tobak und Kleidungsstücken an die Matrosen ist für ihn eine Quelle eines beträchtlichen Vorteils, welches alles Cook so wohl zu nützen wußte, daß ihm diese Reise wenigstens drei- bis viertausend Pfund in allem eingebracht hat.
Auf Otaheiti selbst kam ihm nun sein Umgang mit den Wilden in Kanada, Neufundland und Labrador sehr zustatten. Er wußte mit diesen freilich gesittetern Völkern so umzugehen, daß er sich ihren Respekt zugleich mit ihrem Zutrauen erwarb. Es kam auch unter ihm auf dieser Insel nie zu den Ausbrüchen von Grausamkeit, denen dieses wehrlose Volk, so oft ohne Not von den Waffen gesitteter Europäer ausgesetzt war. Der Eindruck, den dieses auf die Taheitischen Einwohner machen mußte, war um so lebhafter, als ihnen damals noch die Beispiele so vieler von den Franzosen ermordeten Mitbrüder in frischem Andenken war.
Außer den Beobachtungen, welche der eigentliche Zweck der Reise waren, nämlich des Durchgangs der Venus durch die Sonne und der geographischen Lage der Insel Otaheiti, wurde dieselbe auch von Herrn Cook ganz umsegelt und aufgenommen, so wie er auch alle die benachbarten Inseln in Charten brachte. Auf der Reise von hier aus nach Süden entdeckte er, daß Neuseeland aus zwei beträchtlichen Inseln zusammengesetzt sei; die Meerenge zwischen beiden wurde daher Cooks-Meerenge genannt; er sah auch die ganze östliche Küste von Neuholland in einem Strich von beinahe 30 Graden Breite und entwarf darüber bessere und genauere Seecharten, als wir noch vor kurzem kaum über einige Küsten von Europa besessen haben. Auf dieser Tour war es, wo sein Schiff 24 Stunden auf Korallenklippen hing, und sich in einer der schrecklichsten Lagen befand, die sich bei einer solchen Reise befürchten lassen. Ich muß hier den Leser, dem diese Geschichte noch nicht bekannt ist, auf die Hawkesworthische Beschreibung dieser Reise verweisen, wo sie im 3ten Buch im 3ten Kapitel befindlich ist. Sie ganz herzusetzen fehlt hier der Raum und auch der beste Auszug würde sie verderben. Man hörte während der ganzen Zeit kein ängstliches Schreien und keinen Laut von Verzweiflung auf dem Schiff, man erwartete sein Schicksal mit dem sich allen mitteilenden Mut des standhaften unerschrockenen Mannes, der es führte. Die Reise, von Neuholland ab, durch einen Strich des Meeres, den vermutlich vor ihm nie ein europäisches Schiff gesehen, und den auch nur allein ein Mann wie Cook, von der Vorsichtigkeit, der brennenden Begierde nach Ruhm und dem fast an Hartnäckigkeit grenzenden Beharren in einem einmal gefaßten Vorsatz, befahren konnte, ist unstreitig eine der glorreichsten Begebenheiten seines Lebens. Drei Monate lang mußte er sich mit dem Senkblei in der Hand durch eine Kette von Klippen durchtasten die seinem Schiff jeden Augenblick den Untergang drohte. Das Senkblei wurde einmal auf einen Strich von 220 deutschen Meilen, ganz im eigentlichen Verstand jede Minute ausgeworfen, denn oft, wenn sie die fürchterlichsten Brandungen nahe vor sich sahen, konnten sie dem ohngeachtet mit 120 Lachter Faden keinen Grund finden; jene Korallenklippen scheinen also, als wahrhafte Korallenzinken, wie Türme und Mauern senkrecht aus dem Boden des Meeres herauf zu steigen, an denen das Schiff in dem Augenblick zu Trümmern gehen kann, da man über einer sichern, unergründlichen Tiefe zu schwimmen glaubt. Diese Gefahren wuchsen oft so an, daß sie sogar einmal in einer Lage, die sie kurz vorher für eine der gefährlichsten gehalten hatten, gerne wieder Schutz suchten, um nur dem augenblicklichen Untergang zu entweichen. Dabei zog ihr Schiff jetzt so viel Wasser, daß nur allein Leute in ihrem Zustand, die durch so viele gegenwärtige Gefahren für jede etwas entferntere unempfindlich gemacht wurden, ruhig dabei bleiben konnten. Indessen alle Schwierigkeiten wurden überwunden und Cook entdeckte endlich die Meerenge, welche Neuholland von Neuguinea trennt. Die Unbekanntschaft mit derselben hätte dem Herrn Bougainville, bei seinem großen Mangel an Lebensmitteln fast den Untergang zugezogen.
So sehr sich auch nun Cooks Unternehmung einem glücklichen Ende zu nähern schien, so hätte doch der ihm nötige lange Aufenthalt in dem ungesunden Batavia, seinem Schiffsvolk, den mitreisenden Gelehrten und ihm selber tödlich werden können, der größte Teil wurde von faulen Fiebern und Diarrheen angefallen an denen mehrere wegstarben.
Bei dem Vorfalle mit dem Matrosen, Der Matrose, von dem hier die Rede ist, hieß Mara, und war ein Irländer, tat nachher mit Cook die zweite Reise, wollte in Otaheiti zurückbleiben, und sprang daher über Bord, als man dem Könige O-Tuh zu Ehren die Kanonen bei der Abreise lösete. Er wurde aber entdeckt und wieder an Bord gebracht. Bei seiner Ankunft in England schrieb er die Nachricht von dieser Reise in 8. die ebenfalls ins Deutsche übersetzt ist. der von einem holländischen Schiff nach Cooks Schiff desertierte, und den Hawkesworth im 10.Kap. des III.Buchs seiner Reisebeschreibung erzählt, muß folgendes erinnert werden, weil es uns den Weltumsegler von einer neuen Seite zeigt, und einen Zug in seinem Charakter sehen läßt, der, mehr oder weniger, nachher Ursache an seinem Untergang gewesen ist. Cook hatte diesen Menschen, während so viele seiner Leute krank lagen, einmal gebraucht, sich in seiner Pinasse vom Schiff an Land rudern zu lassen. Als er ausgestiegen war, blieb dieses Boot noch etwas an dem Werft liegen, weil es einige zur Reise nötige Sachen an Bord mit zurück nehmen sollte. Hier erblickte man den Matrosen in demselben. Gleich kam ein holländischer Korporal mit 4 Soldaten um ihn wegzunehmen, einer von Capt. Cooks Seeleuten aber, der sich mit im Boot befand, lief dem Capitain, der kurz vorher ausgestiegen und weggegangen war, eiligst nach und erzählte ihm was vorging. Cook kam zurück ans Boot als eben die Holländer nach einem harten Wortwechsel, womit sie nichts ausgerichtet hatten, zur Gewalt schreiten wollten. Er fragte den Korporal: was er da mit seinen Leuten wolle; ich habe Ordre, antwortete der, diesen Deserteur wegzuholen. Untersteht euch nur, sagte Cook, und als der Korporal zudrang, zog er sogleich den Degen und rief ihm zu, er sei des Todes, wenn er nur noch einen Schritt näher käme. Als nun hierauf der Korporal würklich wieder rückwärts von Gewalt zum Wortwechsel schritt, wurde dem Capitain auch dieses zuviel, rennte mit der größten Hitze und dem Degen in der Hand auf ihn los, und jagte ihn und das ganze Detachement von der Anleg-Brücke eine ganze Strecke in vollem Lauf weg. Dieser Umstand veranlaßte den Befehl des General-Gouverneurs den Matrosen auszuliefern, allein Cook bestund darauf, der Matrose sei ein Untertan seines Königs, und den gäbe er nicht heraus. In der Tat ist auch ein braver englischer Seecapitain gewiß der letzte Mann, der bei einer solchen Gelegenheit seinem Könige und Vaterland und sich etwas vergibt, am allerwenigsten gegen einen Holländer. Man fand auch endlich in Batavia, daß mit dem entschlossenen Mann, ob er gleich seine meisten Kanonen auf den Korallenklippen bei Neuholland hatte sitzen lassen, und seine Artillerie größtenteils in einem Paar Drehbassen zum Salutieren bestund, nichts auszurichten sein möchte, und die Sache wurde, so wie sie Hawkesworth erzählt, beigelegt. Freilich war diese Tat allemal verwegen, hätte er in dem Korporal einen ihm ähnlichen Mann gefunden, so hätte ihn hier schon das Schicksal treffen können, das ihn 9 Jahre nachher auf O-Why-He bei einer ähnlichen Gelegenheit traf. Allein es ist glaublich, daß er dem Korporal sehr bald seinen Mangel an Entschließung bei einer wichtigen Sache angemerkt, und daher gegen ihn mit so großer Kühnheit und Entschlossenheit gehandelt hat.
Kaum war Cook von seiner Reise zurück gekommen, so wurde er von Lord Sandwich dem Könige vorgestellt, der ihn sehr gnädig aufnahm. Er wurde zum kommandierenden Schiffs-Meister ernannt (master and commander) ein Rang der zwischen den Lieutenant und den Capitain fällt. Vielleicht steht hier und zumal bei jetziger Zeit eine kleine Vergleichung zwischen dem Rang der See- und Landoffiziere im englischen Dienst nicht am unrechten Ort. Der kommandierende Schiffsmeister hat den Rang von einem Major, so wie der Schiffs-Lieutenant, den von einem Capitain der Landmacht. Der See-Capitain steht in den drei ersten Jahren nach seiner Ernennung mit dem Obrist-Lieutenant gleich, nach Verlauf dieser Zeit aber ist er soviel als Obrister. Die Kommodore sind Brigadiers; die Rear Admirale (Schout by Nacht) General-Majors und die Vizeadmirale General-Lieutenants; endlich sind die Admirale der verschiedenen Flaggen, den Generalen der Infanterie oder Kavallerie gleich, und ein Vizeadmiral von Großbritannien dem Commandeur en Chef aller britischen Truppen.
Man hatte nicht lange nach dieser Zeit vernommen, daß die Franzosen auch einige Entdeckungen gemacht hätten, und fand als man die Seecharten untersuchte, daß überall im Süden ein großes unerforschtes Meer übrig war, wo noch große Länder uns unbewußt liegen könnten. Der König beschloß diesen Punkt der Erdbeschreibung zum besten aufklären zu lassen, und Cook wurde auch zu dieser Unternehmung wieder ausersehen. Anstatt eines Schiffes wurden aber nun zwei ausgerüstet. Das eine, welches Cook kommandieren sollte, war anfangs zum Kohlenhandel bestimmt, wurde hierauf nach Rußland geschickt, um gegen die Türken gebraucht zu werden, kam aber von da wieder zurück, weil es in Petersburg keinen Beifall erhielt und nun kaufte es die Admiralität zu der neuen Reise. Es war von 480 Tonnen, rund und stark gebaut, konnte also mehr ausstehen, als die, nach Fregattenart, gegen den Kiel zu scharf gebauten Schiffe, und hatte außerdem viel Gelaß. Man nannte es die Resolution und gab demselben oben auf dem Hinterverdecke noch eine Kammer oder Kajüte für den Kapitän, weil Herr Banks, der nebst Dr. Solander und vielen andern Gehülfen wieder mitzugehen gedachte, die Kajüte selbst einnehmen sollte. Das andere Schiff war kleiner, von 340 Tonnen, bekam den Namen Adventure und wurde Herrn Tobias Furneaux Dieser Herr Furneaux, hatte vorher als zweiter Lieutenant mit Capt. Wallis schon die Reise um die Welt gemacht und Otaheiti besucht. Nach Cooks Zurückkunft im Jahr 1775 ward er mit demselben zugleich zum Schiffs-Capitain ernannt und bekam die Fregatte Syrene von 28 Kanonen zu kommandieren, die er auch nach Amerika führte. Hier hatte er das Unglück, daß sein Schiff in einem Sturm nicht weit von Rhode-Island auf Klippen geriet, und scheiterte. Ein Teil seiner Leute wurde von den Amerikanern gefangen, und viele verunglückten; er selbst entkam in einem Boot nach Rhode- Island. Dieser traurige Vorfall machte den braven Mann gleich anfangs tiefsinnig und in dem Zustande kam er zu seinem Bruder in Devonshire. Das Übel nahm bald zu; man brachte ihn nach London, wo er sich des Rats vieler Ärzte, hauptsächlich des Dr. Monro bediente, der in Krankheiten dieser Art vorzüglich glücklich ist. Allein es war alles vergeblich, er wurde völlig wahnwitzig zu seiner Familie nach Devonshire zurück gebracht. Dieses ist das Schicksal eines, wie alle bezeugen, die ihn gekannt haben, gutmütigen, geschickten und tapfern Mannes. als kommandierendem Schiffsmeister anvertraut. Herr Banks mit seinen Freunden und Gehülfen ging indessen nicht mit. Er hatte nämlich ein Schiff verlangt, das mehrern Raum hätte, und dieses zu erhalten setzte Schwierigkeiten von allerlei Art, worüber er endlich seinen Vorsatz aufgab. Nun fiel die Wahl auf Herrn Dr. Forster, der den Antrag unter sehr vorteilhaften Bedingungen annahm, und sich seinen Sohn zugleich als Gehülfen und Zeichner zugesellete, und im Julius 1772 segelten beide Schiffe endlich ab. Man hatte sich hauptsächlich mit allerlei noch unversuchten Mitteln wider den Scharbock und andere Seekrankheiten versehen, die unter allen Übeln, die solche Reisen begleiten, doch immer die fürchterlichsten sind, allein eine Hauptursache derselben wurde durch Herrn Dr. Forster gehoben. Gleich anfangs bemerkte er nämlich einen Geruch, wie faule Eier unten im Schiffe. Ihm als Passagier war dieses neu, er fragte also einen Matrosen, woher das komme; Es käme vom Bilgewater (dem stehenden Wasser im Schiffsboden) antwortete der, als von etwas längst Bekanntem, und einer Sache, die sich nicht heben ließe. Dr. Forster schlug nach physischen Gründen vor die Luft im Pumpenbrunnen, ganz im Boden des Schiffs durch Feuer zu verdünnen; welches bald einen Zufluß von frischer Luft an dem Orte verschaffen, und dem faulen Geruch mit allen seinen Folgen vorbeugen müßte. Sein Rat wurde befolgt und die ganze Reise über verspürte man keine üble Würkung von dem faulen Wasser im Pumpenbrunnen mehr. Man hatte 60 Faß Sauerkraut mitgenommen, davon wöchentlich 3 mal ein halbes Quart auf jeden Mann ausgeteilt wurde, und weil man es an des Capitains Tafel täglich aß, so trug der Matrose kein Bedenken es auch zu essen, da es denn durch seine gegorne vegetabilische Säure der Fäulnis am besten widerstund und den Scharbock verhütete. Doch diese Umstände und andere, wodurch diese Reise eine der merkwürdigsten wurde, in dem in den 3 Jahren, die sie gedauert, von 120 Menschen nur einer eigentlich an einer Krankheit gestorben, sind bereits bekannt. Wäre durch diese zweite Reise auch nichts entdeckt worden, als diese Mittel dem Scharbocke auf Schiffen so kräftig zu widerstehen, so wäre diese für die Menschlichkeit so wichtige Entdeckung allein schon genügsamer Ersatz für alle den Aufwand von Mühe und Geld, der deswegen ist gemacht worden. Die Königl. Sozietät der Wissenschaften ging auch zu dem Ende von ihrer Vorschrift, des Ritter Copley goldne Medaille nur denen zu geben, die die beste Ausarbeitung über irgend eine philosophische Materie oder neue merkwürdige Versuche und große nützliche Entdeckungen einliefern, diesesmal gewissermaßen ab, und gab sie Herrn Cook, dessen Verdienst doch hierbei eigentlich nur darin bestund, daß er den Gebrauch der vorgeschlagenen Mittel nicht hinderte. Allein wer bedenkt, daß neue und nützliche Erfindungen meistens schon ihre bare Belohnung mit sich bringen, entweder Geld oder Ruhm oder beides, und daß hingegen die Überwindung von früh eingesognen Standesvorurteilen, die, so bitter sie auch der Eigenliebe schon an sich ist, es noch mehr durch die damit verbundene Verachtung anderer unsersgleichen wird, nach denen wir uns von Jugend aufgemessen haben, daß diese, sage ich, entweder eine Belohnung selten findet oder doch nur eine, die dem Überwinder selten schmeckt, der wird das Urteil der Königl. Sozietät willig unterschreiben und bekennen müssen, daß auch dieses Verdienst von Cook einer goldnen Medaille würdig war.
Während dieser Reise befuhr Cook das südliche große Weltmeer zwischen dem 60.Grad südlicher Breite und dem Polarzirkel. Eine Fahrt, die wegen der beständigen Gefahren, womit sie verbunden ist, nicht leicht einem andern wieder gelingen wird. Die häufigen Schneegestöber und Nebel machen, daß man in diesen Gewässern selten über einige hundert Lachter vom Schiffe ab etwas unterscheiden kann und daher in beständiger Gefahr schwebt, gegen einen von den so häufigen Eisbergen dieser See zu rennen, indem man nicht selten kaum so viel Zeit hat, wenn man sie erblickt, denselben noch mit dem Schiffe auszubeugen. Allein auch die Fahrt zwischen diesen schwimmenden Eilanden wurde nützlich. Man hat vormals wohl gesagt, daß oben auf diesen ungeheuren Eismassen stehende Seen von süßem Wasser sich befänden, die sich in Strömen und Bächen herab ins Meer ergössen, allein davon liest man nicht, daß irgend ein Schiffahrer das schwimmende Eis aufgefangen, geschmolzen und statt süßen Wassers gebraucht habe. Cranz in seiner Geschichte von Grönland behauptet sogar das Tafel-Eis sei salzig, welches in der antarktischen See zuverlässig nicht ist, wahrscheinlich also auch in der nördlichen nicht. Land ist innerhalb des südlichen Polar-Zirkels und dessen Nachbarschaft nicht gefunden worden, welches Dr. Forster als die wahrscheinliche Ursache der größern Kälte jener Gegenden angibt. Angemerkt zu werden verdient hier, daß Cook zuweilen 16 Wochen ohne Land zu sehen die See hielt, ohne die fürchterlichen Folgen des Scharbocks zu erleben; und ohne großen und gefährlichen Krankheiten mit seinem Schiffsvolk ausgesetzt zu sein, oft innerhalb vier Wochen aus einer Kälte von 27 Graden des Fahrenheitischen Thermometers in eine Wärme von 70 lief, und also bewies, daß es hiermit auf der See auch keine schlimmere Beschaffenheit habe, als auf dem festen Lande. So geht um Archangel und Tobolsk das Wetter oft in wenig Wochen vom Gefrieren des Wassers zur größten Hitze über und innerhalb 3 bis 4 Wochen nach Abschmelzung des Schnees ist das Gras schon wieder so hoch, daß es den Kühen an die Bäuche reicht, und doch sind beide Gegenden gesund und für so kalte Erdstriche auch noch sehr volkreich.
Bisher hatte Cook auf seiner Reise immer einer guten Gesundheit genossen, jetzt wurde er gefährlich krank und zwar aus einer Ursache, aus welcher wohl selten Befehlshaber von Schiffen erkranken. Er wollte durchaus nicht besser speisen, als der Letzte seines Schiffsvolks. Er nahm daher nie Federvieh mit auf die Reise, oder er hatte dessen so wenig, daß es nicht verdient genannt zu werden. Er aß beständig das harte zähe Pökelfleisch mit weg, allein zuletzt hielt es sein Magen nicht mehr aus; er bekam heftige Verstopfungen und ein Gallenfieber. Lange verschwieg er sein Übel vor den Leuten und suchte sich durch Fasten zu heilen, allein das half nichts, er wurde immer schwächer und konnte endlich nicht mehr aus dem Bette sein. Es war ein rührender Anblick zu sehen wie alles trauerte sobald der Mann lag, der sich durch seine Erfahrung und Vorsicht im Seewesen, seine beständige Vorsorge und durchaus einförmiges Betragen gegen sein Schiffsvolk in eine Art von väterlichen Kredit gesetzt hatte. Selbst die Ursache der Krankheit vermehrte den Anteil, den jeder an derselben nahm. Man konnte auf jedem Gesicht Besorgnis und Ängstlichkeit lesen, solange er in Gefahr war. Er hatte große Schmerzen, keine Öffnung und keine Kräfte mehr, und endlich stellte sich sogar ein gefährliches Schlucken ein, das 24 Stunden dauerte, aber endlich doch durch warme Bäder überwunden wurde. Nachdem er sich wieder etwas zu bessern anfing, hatte man nichts, das seinem Magen hätte bekommen und Nahrung und Kräfte geben können. Endlich wurde ein treuer otaheitischer Hund von Dr. Forster aufgegeben und geschlachtet, um dem kranken Capitain stärkende Brühen daraus zu bereiten, mit deren Hülfe man ihn auch würklich so lange hinhielt bis man Inseln erreichte, und wieder neue Erfrischungen, Hühnerfleisch und nahrhafte Früchte bekam. Den Umständen also, daß ein einziger Hund im ganzen Schiffe noch am Leben war, daß derselbe dem Capitain aufgeopfert wurde, daß er in der vorigen Reise gelernt hatte, daß Hunde eine gute nahrhafte und wohlschmeckende Speise geben, hatte also diesesmal das Schiffsvolk das Leben seines vortrefflichen Capitains zu danken.
Nachdem er in der Südsee zum zweitenmal sich den Wende- Zirkeln näherte, sah er die vom Admiral Roggewein entdeckte Paaschen- oder Oster-Insel, welche auch von den Spaniern 1770 im Schiffe San Lorenzo und der Fregatte Rosalia unter dem Befehl des Capt. Don Felipe Gonzalez besucht worden. Er fand wenig oder keine Erfrischungen und nur schlechtes Wasser und eilte daher nach bessern Gegenden, nämlich nach den vom Spanier Mendañia entdeckten Inseln, die derselbe Las Marquesas de Mendoza genennt hatte. Er fand sie und sah noch eine kleine Insel mehr. Nach einem Aufenthalt von wenigen Tagen ging er zum zweitenmal nach Otaheiti und sah unterwegs ein paar kleine, flache Inseln, die noch von wenigen waren gesehen worden. In O-Reyedea hörte er, es wären zwei Schiffe in Huaheine angekommen. Anfangs glaubte er, es wäre eine von den Einwohnern erfundene Fabel, allein am Kap erfuhr er nachher, daß es spanische Schiffe gewesen. Siehe das erste Stück dieses Magazins S.73 u. folg. Auf der Reise nach den freundschaftlichen Inseln sah er ein paar kleine, unbedeutende Eilande. In Rotterdam oder Namoka blieb er einige Zeit und bald darauf sah er die von Bougainville gesehenen und vordem schon von Quiros entdeckten Inseln. Er fand südwestlich von denselben noch andere, denen er zusammen den Namen der neuen Hebriden beilegte. Hierauf wurde Neukaledonien, eine 240 britische Seemeilen lange Insel von ihm entdeckt, und auf dem Wege von da nach Neuseeland ein kleines wüstes Inselchen, das er der verstorbenen Herzogin von Norfolk zu Ehren die Norfolks-Insel nannte. Von Neuseeland aus nahm er einen nie besuchten Weg über die unermeßliche Südsee nach dem Kap Horn zu und legte in 6 Wochen einen Weg von 1500 Seemeilen zurück. Am Kap Horn fand er das schönste Wetter und hier gänzlich unerwartete Windstillen. Der Capitain und seine gelehrte Tisch-Gesellschaft die beiden Herrn Forster und Dr. Sparrmann fanden auf Tierra del Fuego zum letztenmal eine Gelegenheit durch eine sehr gefährliche Jagd dem ganzen Schiffsvolk zu frischem Fleisch zu verhelfen, und allen Gliedern dieser Gesellschaft war es eine rührende Freude einer Menge von 120 Menschen Speisen zu verschaffen, die ihnen, nach dem so lange ununterbrochenen Genuß des fast 3 Jahr alten Pökelfleisches, zugleich die angenehmste Abwechselung und die gesundeste Nahrung gewährten. Überhaupt verdient hier bemerkt zu werden, daß diese Tisch-Gesellschaft auf der ganzen Reise sehr willig ihr erlegtes Federvieh mit dem übrigen Volk teilte und die Kranken vorzüglich damit versah. Diese Sorgfalt machte den Capitain bei seiner sonstigen Störrigkeit und oft unfreundlichem Wesen bei den Leuten sehr beliebt, man ging mit Mut in die größte Gefahr und an die sauerste Arbeit bei Frost, Nässe und Mangel an gesunden und nahrhaften Speisen. Die übrigen Offiziere an Bord waren nicht so gütig, sie behielten ihren Vorrat für sich. Nach Verlassung dieser öden Gegenden, die einem ungewöhnten Auge schrecklich und grausend dünken, kamen die Inseln von Südgeorgien und Sandwich-Land zum Vorschein, gegen welche selbst Staatenland und Tierra del Fuego wieder Paradiese sind. Eis und Schnee bis an den Himmel aufgetürmt, und nahe an der See einige niedrige unbedeckte Klippen, wo in einer kleinen Vertiefung nur Ein Gras (Dactylis glomerata) und eine südliche Pflanze (Ancistrum decumbens) kümmerlich wuchsen, und wo nur schwerfällige Pinguinen und Seelöwen (Phoca jubata) sich langsam bewegten, war alles, was das Auge erblickte. Nun war es wohl ausgemacht genug, daß in dem südlichen Weltmeere außer diesen zwei unbedeutenden Eilanden kein ander Land mehr zu finden sei. Denn man hatte nun die ganze Tour gemacht und tiefer nach Süden einzudringen war wegen des Eises unmöglich. Da aber noch einige Offiziere glaubten, daß doch noch da Land sein möchte, wo Cook im Jahr 1772 das erste Eis gesehen hatte, etwas östlicher als Bouvets vorgebliches Land: so ging Cook, um der Verleumdung allen Weg abzuschneiden, künftig einmal Vorwürfe von Nachlässigkeit selbst nur auf Mutmaßungen gegen ihn zu gründen, auch noch über den Strich See, wo Bouvet Land wollte gesehen haben, aber eigentlich Eis gesehen hatte. Allein man fand nun weder Eis noch Land, und wo 1772 unzählige Eismassen herumtrieben, fand man jetzt auch nicht eine Scholle.
Bei seiner Ankunft am Kap konnten die englischen Ostindienfahrer, die dort lagen, und die gemeiniglich eine ganze Menagerie von gemästeten Schinesischen Wachteln, Gänsen, Hühnern u. a. m. in Käfigen mitführen, um ihre Pasteten damit zu füllen, nicht begreifen, daß ein Mann 28 Monate in See gewesen sein könne, ohne auch nur einen einzigen von Europäern bewohnten Hafen besucht zu haben. Die Geschichte schien ihnen ein Roman. Sie dachten, man bediente sich bloß der Freiheit der Reisenden, Unwahrheiten zu erzählen, als man ihnen sagte: man habe indessen Seeraben, Albatrosse, Sturmvögel, Pinguinen, Seebären und Seelöwen gespeist, und mitunter auch wohl einmal Hunde und Haifische, und nichts konnte sie überzeugen, als die langen Gesichter, die sie an Bord fanden, und die ungeheuchelte Begier, mit welcher alles jetzt verschlungen wurde. Auch unsern Lesern, die vermutlich billiger sind als jene Ostindienfahrer, können wir doch eine kleine Geschichte nicht verschweigen, woraus sie sehen werden, was für frisches Fleisch man zuweilen auf Cooks Schiffe speiste, und was für Wild auf demselben gejagt wurde, wenn es sonst keines zu jagen gab. Ein alter Quartiermeister (der ehrwürdige Graukopf verdient, daß man ihn nennt) namens John Elvel, hatte eine Lieblings-Katze, diese brachte ihm alle Morgen eine feine Ratte, die sie unten im Schiffe fing. Mit diesem Leckerbissen hielten es die beiden Freunde folgendergestalt: John Elvel zog ihr das Fell ab, nahm sie aus, und briet sie, wenn alles fertig war, so erhielt die Katze erst die äußern Teile und auch wohl einige kleine Bissen vom Rumpf, und alsdann aß John Elvel das übrige. An dem Kap sah Cook den lebhaften Capt. Crozet, welcher den Ajax, ein Schiff im Dienst der franz. Ostindischen Compagnie führte, und mit Capt. Marion in Neuseeland gewesen war, der das Unglück hatte, von den Einwohnern nebst 28 Seeleuten erschlagen und aufgefressen zu werden. Crozets freundlich gefälliges Wesen, einige gerechte Lossprüche auf Cooks Verdienste und eine herablassende zuvorkommende Visite, machten, daß Cook diesen Franzosen lieb gewann und ihn nebst seiner ganzen Menge von Offizieren zu Gast bat. Hingegen Don Juan Arraos der spanische Capt. der Fregatte Juno, der als Spanier weniger zuvorkommend, etwas mehr zurückhaltend und ernsthaft war, gefiel dem Capt. Cook gar nicht. Hierzu kam noch, daß Arraos sich eben von einer schweren Krankheit erholt hatte, und daher alles Zeremoniell, das ihm hätte Zwang antun können, vermied, ob er gleich immer sehr freundlich war. Allein bei Cooks Abreise überraschte ihn der zurückhaltende Spanier mit einer Höflichkeit, die er gar nicht erwartete, und nach seinem Betragen und Stand gar nicht erwarten konnte, er begrüßte nämlich als Capitain einer Fregatte von 30 Kanonen den kommandierenden Schiffsmeister einer armierten Schaluppe von 20, mit 9 Kanonen- Schüssen, Dieses schmerzte den Cook und erregte zu spät den Wunsch bei ihm, mit dem edel denkenden Spanier Bekanntschaft gemacht zu haben, wozu auch derselbe nicht undeutlich, wiewohl vergeblich, Neigung zu erkennen gegeben hatte.
Eine kurze Zeit nach seiner Zurückkunft wurde Cook nunmehr zum würklichen Capitain der Flotte erhoben und bekam eine Stelle beim Hospital zu Greenwich, wo er nun sein übriges Leben in Ruhe zuzubringen hoffte. Allein während Cooks Abwesenheit hatte man auch eine Unternehmung zu Erforschung der nördlichen polarischen Gewässer angestellet, in welcher Capit. Phipps (jetziger Lord Mulgrave), wie man weiß, nicht sehr glücklich war. Herr Daines Barrington, Bruder des Lords und Admirals gleiches Namens, hatte in einer kleinen Schrift Zeugnisse gesammelt, die beweisen sollten, daß vordem Schiffe viel weiter nach Norden gedrungen als Lord Mulgrave und selbst dem Pole nah gekommen seien. Diese Schrift wurde durch Parteigeist von den Transaktionen ausgeschlossen. Barrington ließ sie besonders drucken, mit neuen Zusätzen. Er wollte sich rächen und suchte es dahin zu bringen, daß durch eine Parlementsakte dem, der eine nördliche Durchfahrt aus der Südsee in das Atlantische Meer finden würde, eine Belohnung von 20 000 Pf. Sterling gegeben werden sollte, und noch 5000 mehr, falls er sich bis auf Einen Grad dem Nordpole nähern würde. Nun schlug Barrington abermals den Capitain Cook zu dieser Expedition vor, auf welcher man den bekannten So, und nicht Omiah und Clarke müssen diese Namen geschrieben werden. Omai nach Taheiti zurückbringen, und alsdann die Durchfahrt zwischen Asien und Amerika ausfindig machen sollte. Der Ehrgeiz, die Beharrlichkeit und Gewinnsucht des Capitain Cooks waren Herrn Daines Barrington ebensoviel Triebfedern, von denen er sich den glücklichsten Ausgang versprach, wenn die Sache nur irgend möglich wäre. Die Rolle, die er bei der ganzen Unternehmung spielte, war überdas beneidenswert, er konnte sich an seinen Gegnern rächen und erschien dabei als ein Mann, der eine der größten Unternehmungen der neuern Zeit begünstiget hatte. Zwei Schiffe wurden ausgerüstet, die alte Resolution unter Cooks Kommando und ein neues Schiff die Discovery, welches dem Capitain So, und nicht Omiah und Clarke müssen diese Namen geschrieben werden. Clerke anvertrauet wurde, der nunmehr seine vierte Reise um die Welt antrat. Im Julius 1776 stachen sie in See und am 9.November desselben Jahres verließen sie das Kap der guten Hoffnung. Cook hatte indessen seine Aufsätze über die vorige Reise zur Verbesserung dem Dr. Douglas, Canonicus von St. Paul in London, anvertraut und Herrn Strahan, Königl. Buchdrucker, und Herrn James Stuart, der die Beschreibung von Athen herausgibt, die Besorgung der Herausgabe seiner Reise übergeben, unter deren Aufsicht sie auch im Mai 1777 erschien.
Alles, was wir nun von der letzten Reise wissen, ist durch die englischen Zeitungen, vorzüglich aber durch die Briefe des Herrn Pallas an Herrn Ober-Konsist. Rat Büsching, die man in alle Zeitungen auszugsweise eingerückt hat, neuerlich so sehr bekannt geworden, daß wir uns hier mit dem Merkwürdigsten daraus begnügen können.
Vom Kap ging er geradeaus um die von Capitain Marion und Kerguelen entdeckten Inseln, welche auf des Herrn Prof. Forsters Charte der südlichen Meere schon ziemlich richtig angegeben sind, zu untersuchen. Capit. Cook zweifelte an der Richtigkeit der Entdeckung und hielt das Ganze für eine französische Erfindung. Die beiden Herren Forster hingegen waren aus des Capt. Crozets Munde überzeugt worden, daß er und Kerguelen das Land wirklich gesehen hatte. Cook fand es auch und ging von da nach Neuholland, Neuseeland, und den Sozietäts-Inseln, wo er den Omai auf Huaheine absetzte. Omai wurde mit einem allgemeinen Freudengeschrei seiner Landsleute empfangen, und man fand nicht, daß sie ihn seiner Reisen und Vorzüge wegen beneidet hätten, wenigstens nicht während Cooks Gegenwart. In Otaheiti ließ er die am Kap eingenommenen Tiere, nämlich einen Bullen und einige Kühe, einen Hengst und einige Stuten, ein paar Schafböcke und einige Mutterschafe, einen Pfau und einige Pfauhennen etc. zugleich mit einigen Muskat-Nußbäumen, die er von Neuholland mitgebracht hatte. Als die großen Tiere aus Cooks Arche hervor kamen, so sollen sie von den Einwohnern fast angebetet worden sein. Es wurden auch welche unter die übrigen Inseln verteilt. Gegen Ende des Jahres segelte er nordwärts, erreichte im März des folgenden die Küste von Amerika, und lief da etwas nordwärts von dem Ort, wo man auf den Charten Aguilar findet, ein, um sein stark beschädigtes Schiff auszubessern. Von da segelte er, nachdem er viele Stürme überstanden, längst der Küste von Amerika hinauf und verbesserte manche Fehler der bisherigen Charten, die ihn überhaupt oft verführt hatten, fand auch die Meerenge, die Amerika von Asien trennt Diese Meerenge, die sonst die Straße Anian hieß, ist von dem Herrn Ober-Konsist. Rat Büsching nunmehr ebenfalls Cooks-Meerenge genannt worden. S. dessen wöchentl. Nachrichten 1780. St.3. S.38. würklich und fuhr durch dieselbe hin. Nach dem Durchgang durch dieselbe folgte er immer der Küste von Amerika, die sich nun nach Nord-Osten zog und zweifelte nicht mehr, daß er nicht das Ziel seiner Wünsche erreicht haben sollte. Allein im August 1778 wurde er in einer Breite von 70°. 45'. und 198 Grad Länge von Greenwich so plötzlich vom Eise umgeben, daß er Gefahr lief von demselben gar eingeschlossen zu werden. Er machte sich aber doch los, und weil er hier keinen Ausgang sah, auch Land gegen den Pol zu vermutete, wodurch das Eis seine Festigkeit erhielt, so ging er nun nach der asiatischen Seite um sein Glück längs der Küste von Sibirien zu versuchen. Allein es glückte ihm da ebensowenig und er mußte wieder nach der Straße zurück, wobei er unterwegs bemerkte, daß beide Erdteile in dieser Gegend ein niedriges, nackendes Land zeigten, und daß die See zwischen ihnen und nordwärts von der Straße nicht tief sei. Auf der Insel Unalaska überlieferte er einen Brief, der im Oktober 1778 datiert ist, einem Haufen Russen, am Ende desselben er meldet, daß er auch auf dieser Reise bisher nur 3 Mann verloren, worunter einer noch dazu eines gewaltsamen Todes gestorben. Auf einer Tour von hier südwärts traf er unter dem 200ten Grad östlicher Länge von Greenwich und dem 22ten nördlicher Breite auf einen Archipelagus von Inseln, davon eine auf der d'Anvillischen Charte des Globus als das von Mendaña gesehene Land angegeben wird. Und nun muß man erstaunen, es waren Leute, welche an Farbe, Leibesgestalt, Hauptzügen des Gesichts, Sitten und Sprache mit den Einwohnern von Otaheiti überein kamen. Soviel man also nun weiß, ist diese Sprache von Neuseeland bis zur Oster-Insel und von Horn-Island bis zu diesen Inseln ausgebreitet. Ja auf den Ladrones-Inseln finden sich Spuren, sowie im Malaiischen. Ein erstaunliches Rätsel für den Forscher der Weltgeschichte, wenn man bedenkt, was für eine schlechte Verbindung die erbärmlichen Fahrzeuge jener Menschen zwischen so entfernten Ländern abgeben. Auf einer dieser Inseln O-Why-He ankerte er in einem Meerbusen und wurde von den Einwohnern fast göttlich verehrt und mit allen Erfrischungen die sie hatten, im Überflusse versorgt. Bald nachdem er diese Insul verlassen hatte, nötigte ihn ein heftiger Windstoß, worin sein Vorder- Mast platzte, wieder nach derselben zurückzukehren. Nun fand er die Einwohner sehr verändert und sehr viel diebischer als vorher. Sie raubten ihm endlich sogar ein Boot. Als er nun, dieses zurückzufordern, sich nach ihrem Oberhaupt hin begab, übernahm ihn bei einer frechen Begegnung eines der umstehenden Wilden seine Hitze und er gab Feuer auf ihn. Allein der Blitz der ohnehin schon nicht mehr gefürchteten Gottheit schadete nun auch nicht einmal, man fiel über ihn her und Cook wurde mit 4 seiner Leute erschlagen. Dieses geschah am 14. Februar 1779.
So starb einer der größten Weltumsegler, wo nicht der größte unter allen und einer der berühmtesten Männer der neuern Zeit, mitten unter den Bemühungen seinem Ruhm noch zuzusetzen, was ihm fast nur allein noch zugesetzt werden konnte – nämlich da er die Durchfahrt aus dem Stillen Meer in das Atlantische suchte. Die Beinamen, die wir ihm hier gegeben haben, wird ihm niemand streitig machen, der bedenkt, daß außer ihm nie derselbe Mann in beide Polar-Zirkel der Erde eingedrungen; daß er dreimal innerhalb des südlichen gewesen, den noch kein Mensch, von dem wir wissen, je überschritten hat; daß er der Erste war, der die Welt von Westen nach Osten umschifft, und dieses sogar einmal in einer südlichen Breite, die man für fast unbeschiffbar gehalten; daß er die südlichsten Länder der Welt zuerst gesehen, und überhaupt die allgemeine Geographie mit einer Menge von Entdeckungen bereichert hat, die gewiß für unser Zeitalter, da weitläuftige feste Länder nicht mehr zu entdecken stehen, groß sind. Und nun sein Ruhm. Von wessen Unternehmungen und Taten, kann man fragen, haben neuerlich alle Menschen von Erziehung über ganz Europa mit so vieler Teilnehmung gelesen und gesprochen, als von den seinigen? Wessen Mannes Bildnis, der weder ein Prinz, noch ein Eroberer, noch ein Rebelle war, hat man mit so allgemeiner Neugierde angesehen und angestaunt? Alles was er getan hat, hat er zum Dienst seines Vaterlandes und zur Erweiterung nützlicher Kenntnisse getan. Feuer und Schwert haben keinen Anteil. Daher auch mancher, der ihm in unsern Tagen an Ruf gleichkam, ihm an Ruhm nachstehen möchte, und wessen Tod, läßt sich also endlich fragen, ist neuerlich so allgemein beklagt worden als der seinige?
Die Leser werden unstreitig nach dieser Erzählung nun begierig sein den Mann noch etwas näher kennen zu lernen. Ich weiß nicht, ob Ihnen nachstehende Schilderung desselben Gnüge leisten wird. Allein zu meiner Rechtfertigung muß ich anmerken, daß es überhaupt meine Absicht nicht war des außerordentlichen Mannes Leben zu beschreiben; dazu gehört mehr: sondern nur, wie auch die Überschrift zeigt, einige mir aus den besten Quellen zugekommene minder bekannte Lebensumstände und Züge aus dem Charakter desselben bekannt zu machen. Vieles bereits Bekannte konnte alsdann, um der Erzählung doch einigen Zusammenhang zu geben, nicht wegbleiben.
Cook war ein dürrer, hagerer Mann, von breiten Schultern, starkem, gesundem Knochenbau und wenigstens 5 Fuß 11 Zoll bis 6 Fuß lang. Er ging, wie alle Seefahrer von beträchtlicher Leibes- Länge, stark gebückt, um nicht an die Kajüten-Decke zu stoßen. An seinem Gang, zumal wenn er geschwind gehen wollte, erkannte man noch immer den gemeinen Matrosen; er war lang gespalten, und daher seine Schritte, selbst im Vergleich mit seinem Körper, groß. Ein Physiognome würde hierin den Mann erkannt haben, der geboren war, den Erdkreis zu um – wandeln. Die Stirnhöhlen (sinus frontales) und Augenbraunen waren groß und stark, die Nase lang und dick und seine grauen und kleinen Augen scharfblickend, aber nicht lebhaft. Die hohen Jochbeine (ossa zygomatica) und die daher entstehende Form der Backen gaben ihm ein etwas schottisches Ansehen. Der herrschende Charakter seines Gesichts aber war ein finsteres, störrisches, zurückhaltendes Wesen, dessen Ausdruck durch die überhängende Oberlippe sehr verstärkt wurde. In den mannichfaltigen Brüchen desselben erkannte man nicht undeutlich den Mann von früher Anstrengung und Erfahrung, der viele Hindernisse und viel Elend überstanden, der der Schmied seines eignen Glücks war, und bei dieser heißen Arbeit oft was Redliches geschwitzt haben mag; alles dieses war endlich bei ihm stark mit Zügen des despotischen Schiffs-Capitains verwebt, der bei dem mindesten Versehen eines Matrosen mit dem Fuße stampft und dann den Donner seiner Segensformeln bis hinunter in die Pulverkammer erschallen läßt.
Sein Haar war strack und hellbraun; in seiner Jugend soll es rot gewesen sein, wovon aber keine Spur mehr übrig war. In seinem Gesicht war er nicht so schwarz und verbrannt, als man von seiner Lebensart hätte erwarten sollen, wovon wohl seine natürlich bleiche Farbe die Ursache war. Eine frischere Farbe würde ihm zugleich ein schwärzeres Ansehen gegeben haben. In dem Kupferstich, den Sherwin nach einem Gemälde des Dance von ihm geliefert hat, gleicht er sich, nach einem einstimmigen Zeugnis, bis zum Sprechen, und alle die Herrn Bergers Kopie davon, die wir dem Magazin beigefügt haben, mit dem Originale vergleichen wollen, werden finden, daß sie gut ist. Zur Erklärung der etwas eignen Drehung des Kopfs in unserm Kupferstich muß man merken, daß Cook im Original sitzend vorgestellt ist. Vor sich auf dem Tisch hat er eine Charte der südlichen Meere über welche der rechte Arm gelehnt ist, und deren unteres Ende er in der Linken hält, dabei sieht er nachdenkend zur Seite, etwas aufwärts, als empfing er eine Nachricht von jemanden, der in einiger Entfernung von ihm stünde, auf den er aber noch zur Zeit mehr die Augen als die Gedanken gewandt zu haben scheint. In seinem Umgang war er nicht der angenehmste Mann. Feinheit, Artigkeit, Witz und eine gewisse Kultur, die nötig sind in Gesellschaft zu gefallen, fehlten ihm gänzlich. Er war meistens in einer Art von mürrischer Zurückhaltung wie vergraben. Man hat ihn auf einer Reise von 3 Jahren ein einziges Mal für sich singen und einmal pfeifen gehört. Was in seinem Gemüt damals vorgegangen sein mag, weiß man nicht, bei einer außerordentlichen Gelegenheit wenigstens ist es nicht geschehen. Er konnte mit 4 Personen auf dem Schiffe Tage lang umgehen, frühstücken, zu Mittag speisen und zu Abend Punsch trinken ohne mehr als guten Morgen zu sagen, und seine gewöhnlichen Gesundheiten: Der König – Lord Sandwich – Die Marine - Mr. Palliser – und gute Freunde aller Orten, auszubringen. Allein sonnabends abends, wenn er sonst die ganze Woche nicht gesprochen hatte, pflegte er sich wenigstens bei dem ersten Glase Punsch, welches mit der Erinnerung: Saturday night ausgeleeret ward, zu erheitern. Saturday night ist nämlich bei den englischen Matrosen das Losungswort sich an ihre zurückgelassene Weiber und Liebchen zu erinnern, und vergißt niemand vom Schiffsjungen bis zum Capitain alsdann sein Glas zu ihrem Andenken zu trinken. Wo dieser Gebrauch herrühre, ist hier der Ort nicht zu untersuchen. Vielleicht trifft folgende Mutmaßung nicht weit vom Ziel. Man hat bemerkt, daß bei der Königl. Flotte der Sonntag derjenige Tag ist, an dem die meisten Expeditionen losgehen, ganze Flotten und einzelne Schiffe auslaufen usw. Weil nun die Sonnabend-Nacht unmittelbar vor dem Sonntag vorher geht, so könnte es wohl sein, daß man sich auf diese Weise der Abschiedsnacht erinnerte. Dieses im Vorbeigehen, um dem Leser ein Wort zu erklären und zugleich eine Probe zu geben, auf welche Weise eine rohe Klasse von Menschen im Notfall die Vergnügen der Einbildungskraft zu nützen weiß, einem einförmigen, elenden Leben Abwechselung und Anmut zu geben. Oft machten diese Sonnabend-Abende unsern guten Cook sehr munter und gesprächig, er ließ sich in Vademecums-Geschichtchen aus, und riß zuweilen wohl mitunter Zoten. Hieran war aber bei ihm weder Übermaß von Punsch noch eine andere Neigung schuld. Man muß es vielmehr aus seiner Erziehung und ehemaligen Gesellschaft erklären. Denn er war merkwürdig enthaltsam, und man kann von ihm im strengsten Verstand sagen: er liebte weder den Wein noch das Frauenzimmer. Bei seiner zweiten dreijährigen Reise um die Welt kam er nur ein einziges Mal auf den Sozietäts- Inseln in den Verdacht einen geheimen Besuch am Tage in der Kajüte angenommen zu haben. Bei Nacht hat er nie welchen gehabt. Seine vorige Gesellschaft soll ihn oft zum Trinken haben zwingen wollen, aber immer vergeblich. Diese Tugenden, die bei einem so gesunden Mann, in jeder Lage in der Welt Bewunderung verdient haben würden, sind hier derselben desto würdiger, als er sie in einem Stand übte, der dieselben oft mitunter wohl gar für Unanständigkeiten hält.
In Ansehung seiner Religion schien er ein von allem Aberglauben gänzlich entfernter Mann zu sein. Seine oft gewagten und freien Ausdrücke über manche wichtige Punkte der geoffenbarten Religion sollten es beinahe wahrscheinlich gemacht haben, daß er dieselbe wo nicht verwerfe, doch sehr bezweifle. Allein wer ihn genauer gekannt hat, wird dieses vielmehr seinem oft weit getriebenen Widersprechungsgeist und gänzlichen Mangel an gründlichem Unterricht in der Religion und einer ohne alle Auswahl angestellten Lesung von Büchern über dieselbe sowohl, als von Modeschriften darwider, zuschreiben. Denn er hat auch sehr oft zum Behuf der Religion und Sittenlehre manches gesagt, das man von ihm nicht erwartet hätte.
Eben diesem Mangel an ordentlichem und gründlichem Unterricht in andern Dingen, hat man auch zuzuschreiben, daß er sich oft über die Londonsche Sozietät der Wissenschaften so lustig machte. Er hatte des Quacksalber Hill's Review of the Royal Society gelesen und nahm seine Spöttereien daher. Sobald er aber erfuhr, daß man ihm die Copleysche goldene Medaille geben wollte, so wurde er ein Mitglied der von ihm verachteten Gesellschaft. Überhaupt bemerkte man, daß das Bewußtsein seiner Überlegenheit an wahrem, gesundem Menschenverstand und an Macht des eignen Nachdenkens, die er bei sich verspürte, in ihm eine Verachtung gegen alle Gelehrsamkeit, mathematische etwa ausgenommen, bewürkt hatte. Als daher Herr King, zweiter Lieutenant, bei dieser dritten Reise, in welcher Cook umkam, zugleich mit dem Vergnügen, das ihm das Glück machte, unter einem so großen Befehlshaber die Welt umsegeln zu können, seine Verlegenheit gegen ihn darüber äußerte, daß keine Gelehrten mitgingen, sagte er: der T... hole die Gelehrsamkeit und alle Gelehrten obendrein, und bedachte nicht, daß Kenntnis der Mathematik auch Gelehrsamkeit ist. Allein freilich muß man auch diese Worte nicht so nehmen wie sie für uns Mittelländer da stehen. Es ist dieses eine Phrase aus der Hofsprache der schwimmenden Schlösser, welche in die Sprache der Höfe vom festen Lande übersetzt, nicht mehr sagt, als: erlauben Sie gütigst, vielleicht können wir doch zurechte kommen. Auch als man ihm einige Bücher über die Teile von Amerika nordwärts von Kalifornien zu lesen geben und Charten von denselben mitteilen wollte, verbat er sichs anfangs und sagte: er wolle es schon selbst finden.
In Gefahren hatte er beides Vorsicht und Mut, nur will man oft nicht genug entschlossene Kühle an ihm bemerkt haben. Er stampfte und tobte und folgte dann oft dem fragsweise gegebenen obgleich sich selbst widersprechenden Rate seiner Offiziere. Oft übernahm ihn auch die Hitze. Wir haben davon zwei Beispiele gesehen, eins in Batavia und eins auf O-Why-He, worüber er das Leben verlor. Hier ist noch ein drittes, wobei er doch vielleicht noch die meiste Entschuldigung verdient. In Batavia wird nach fast morgenländischer Art dem General-Gouverneur sehr große Ehrerbietung bewiesen und die Glieder des hohen Rats haben gleichfalls einen gewissen Teil an diesen Ehrenbezeugungen. Die in Kutschen in der Stadt Fahrenden müssen nämlich allemal an den Seiten der Straßen stille halten, wann ein Eedle Heer vom Rat angefahren kommt, und ein jeder muß vor dem General-Gouverneur aus der Kutsche steigen. Die Kutscher und Bediente in dem Lande sind dessen so gewohnt, daß nichts als die größten Drohungen oder Todes-Gefahr sie von diesem Gebrauche abbringen kann, und sie wollen, daß alle Fremde mitmachen, was die zu Batavia wohnenden Bürger zu tun verbunden sind. Der Kutscher, den Cook gemietet hatte, sah die Kutsche eines Herrn vom Rate angefahren kommen, und wollte nach Gewohnheit an der Seite stille halten. Cook wollte, er sollte weiterfahren, allein der Kutscher bestund darauf, es sei nicht recht. Kaum hörte Cook diese Worte als er den Degen zog, und denselben unter der ernstlichen Bedrohung, ihn augenblicklich durchzurennen, zwang weiterzufahren. Es geschah, und er hatte auch dieses Mal mit Glück seinen Rechten eines britischen Untertanen und Königl. Offiziers nichts vergeben.
Arbeitsam war er im höchsten Grad, und in allem was er unternahm beharrlich bis zum Eigensinn. Ehrgeiz und Begierde nach Glück und Reichtum (so sollte man wohl den Geiz nennen, wenn er bei so vieler wahrer Ehrbegierde steht) waren wohl die Haupttriebfedern seiner Handlungen; es konnte auch nicht fehlen, die Art, wie er sich gehoben hatte, nämlich bloß durch eigenes Verdienst auf einer Laufbahn, wo er lange sich genötiget sah sparsam zu leben, mußten endlich den Hang bei ihm bewürken, einen etwas zu hohen Wert auf das Geld zu setzen. Seiner Witwe, welcher man einen Gnadengehalt von 1200 Talern jährlich verwilliget hat, hinterläßt er ein Vermögen von fast 70000 Talern.
Als Seefahrer betrachtet, war er von der Natur zu Entdeckungsreisen wie bestimmt, und der Mann, der ihn dem Lord Hawke zuerst vorschlug, hat gewiß ein großes Verdienst, weil es scheint, daß sich sein Vorschlag auf die genaueste Kenntnis des Charakters und der Talente des Capit. Cook gegründet habe. Den unsterblichen Ruhm, den England bei der Nachwelt dieser Reisen wegen haben wird, hat es dieser glücklichen Wahl allein zu danken. Denn die Reisen von Byron, Wallis, Carteret und Furneaux haben wenig oder gar nichts zu der Ausbreitung unserer Kenntnisse über diese unbekannten Teile der Erde beigetragen. Jene Männer verstunden den Seedienst wohl so gut als Cook, allein in Entdeckungsreisen wußten sie sich nicht zu schicken; sie wußten weder wo, noch was, noch wie sie untersuchen sollten; sie hatten nicht Selbstverleugnung genug, die Befehlshaberstelle auf einer Fregatte gegen die auf einem unansehnlichen Kohlenschiffe aufzugeben; ihre Vorsorge fürs Schiffsvolk ging nicht so weit ins Detail; sie wußten sich nicht so gut wie Cook in die Wilden zu schicken; sie hatten weder die mathematischen Kenntnisse dieses Mannes noch die große praktische Fertigkeit in Aufnehmung und Entwerfung der Seecharten, und am allerwenigsten die Geduld 3 bis 4 Jahre auf einer Entdeckungsreise zu liegen.
Die Königl. Sozietät der Wissenschaften zu London läßt jetzt zu seinem Andenken eine Medaille in der Größe einer englischen Krone schlagen, welche aber nur die Mitglieder derselben erhalten, sechs in Gold ausgenommen, wovon eine für den König, eine für die Königin; eine für die russische Kaiserin, wegen des freundschaftlichen Beistandes, den man den Schiffen in dem Hafen Awatscha oder St. Peter und Paul geleistet; eine für den König von Frankreich wegen des an seine Schiffe erteilten Befehls, dem Capt. Cook, falls er ihnen während des Kriegs aufstoßen sollte, als einem Freunde zu begegnen; eine für den Herzog von Croy, der dem Könige deshalb den ersten Vorschlag getan, und endlich eine für die Witwe des Capt. Cook selbst bestimmt ist. Wer von den Mitgliedern indessen 20 Guin. subskribiert, erhält ebenfalls eine in Gold, wer eine Guinee subskribiert, eine in Silber, die übrigen erhalten sie alle in Kupfer.