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2. Tafel des Edlen

Edel ist,
wer die Kinder schützt
vor Gewalt und Gift.

Edel ist,
wer dem Besseren dient
rasch und mit frohem Sinn.

Edel ist,
wer die Reinheit liebt
über alles.

Edel ist,
wer den Kampf
mit dem gierigen Pöbel nicht scheut.

Edel ist,
wer sein Herz
in das eines Freundes legt.

Edel ist,
wer den Menschen
nur soviel schätzt, wie er Seele hat.

Edel ist,
wen Gesang
erbeben macht.

Edel ist,
wer Kindergedanken
unerschüttert im Busen hegt.

Edel ist,
wem süßes Behagen
gab ein Gott.

Edel ist,
wem klarer Blick
aus dem Auge strahlt.

Edel ist,
wer Maß
zu halten weiß.

Edel ist,
wer weint,
wenn der Edle leidet.

Edel ist,
wer die Frauen liebt,
die rein sind.

Edel ist,
wer Gesetze
gerne hält.

Edel ist,
wessen rechte Hand
nie die geschworene Treue bricht.

Edel ist,
wer auf den Hochmut
tritt mit eisernen Füßen.

Edel ist,
wer hohen Sinn
trägt und ein zartes Herz.

Edel ist,
wer gerade aus
blickt und nicht rechts noch links.

Edel ist,
wer schaudert
vor Gemeinheit.

Edel ist,
wer schöne Sitte
übt.

Edel ist,
wer zeugt
den Edlen.

Edel ist,
wer liebt
in der Stille.

Edel ist,
wer das Meer und die Sonne
und die grünende Erde schätzt.

Edel ist,
wer den fremden Geistern
freundlich zuspricht.

Edel ist,
wer versteht,
was frühere Menschen erlebten.

Edel ist,
wer weise
und stark und unschuldig ist.

Edel ist,
wer geduldig
Donner und Blitze und Regen erträgt.

Edel ist,
wer unermüdet
regt die schaffende Künstlerhand.

Edel ist,
wem das Herz
jauchzt, wenn er Kinderaugen sieht.

Edel ist,
wem die Lippen
schweigen und reden in Liebesglut.

Edel ist,
wer Schalmeienton
sendet aus auf die Frühlingsflur.

Edel ist,
wer lacht
und wenig sagt.

Edel ist,
wer den Kot
flieht.

Edel ist,
wer wenig hat
und vieles tut.

Edel ist,
wer dem schimmernden Tautropfen
gleicht.

Edel ist,
wer
in die Sonne sieht.

Edel ist,
wen
die Nacht nicht schreckt.

Edel ist,
wem siebenfach
Gleichmut gepanzert das Herz umzieht.

Edel ist,
wer von Helden gern
hört und spricht.

Edel ist,
wer getreulich
hofft, daß ein Tag der Ernte kommt.

Edel ist,
wer Ruhe
hat und gibt.

Edel ist,
wer guten Rat
mit lieblicher Stimme verteilt.

Edel ist,
wer das Haupt zu den Sternen
und den Blick zur Erde wendet.

Edel ist,
wer
Knaben die helfende Hand reicht.

Edel ist,
wer bleibt
so, wie ihn der Himmel schuf.

Edel ist,
wessen Knie nie wankten
in Gefahr.

Edel ist,
wer getrost und lächelnd und helläugig
in den Tod geht.

Edel ist,
wen klingendes Gold
nie abzog vom rechten Wege.

Edel ist,
wessen Ehre
nicht ruht in der Leute Mund.

Edel ist,
wer aufsteht
vor dem greisen Haar.

Edel ist,
wer jung bleibt
heute und immerdar.

Edel ist,
wer sich neigt
dem Edlen.

Edel ist,
wer sich freut
über fremde Gärten.

Edel ist,
wem der Anmut Götter
umscherzen die Stirn.

Edel ist,
wer mit leiser Hand
schmerzende Wunden berührt.

Edel ist,
wer Kränze trägt
auf dem Haupte und hin zu Altären.

Edel ist,
wem des verschwiegenen Veilchens Duft
gefangen nimmt das sehnende Herz.

Edel ist,
wer
vertraut.

Edel ist,
wer
sorgenlos eilt ans Ende der Welt.

Edel ist,
wer
spielen kann.

Edel ist,
wer
aus dem Kleinen das Große schafft.

Edel ist,
wer in sicherer Hand
hält das eigne Geschick.

Edel ist,
wer mit dem Sturm kann
und auch mit dem Zephyr gehn.

Edel ist,
wem der Wolken Spiel
gefällt.

Edel ist,
wer
deutlich redet.

Edel ist,
wer erzieht
zum Schönen.

Edel ist,
wer
die Welt besiegt.

Edel ist,
wer andachtsvoll
horcht dem Flügelschlag der Engel.

Edel ist,
wer nicht müde wird,
wenn der Gott befiehlt.

Edel ist,
wem Jesu Wort
des Herzens innerste Saiten rührt.

Edel ist,
wer den Armen
gerne erquickt.

Edel ist,
wer tröstet,
wo er kann.

Edel ist,
wer –
adelt.


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