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Alphonse de Prat Lamartine

Lamartine wurde geboren am 21. Oktober 1790 zu Mâcon im Departement Saone und Loire, der Stadt des berühmten roten Mâcon-Weines und der nicht weniger bekannten Beerenmarmeladen. Christlich erzogen, erhielt er eine gediegene klassische Bildung, lebte in Paris als Erbe eines reichen Onkels, verheiratete sich mit einer vermögenden Engländerin, machte große Reisen in Italien, war im Dienst seines Königs Diplomat in Florenz und trat 1823 erstmals als Dichter an die Oeffentlichkeit mit den »Méditations poétiques«, denen die »Nouvelles méditations poétiques« folgten. Damit war sein Name als Dichter begründet.

Bereits 1829 wurde er Mitglied der Französischen Akademie und nahm in ihr den Platz des Staatsmannes Pierre Antoine Bruno Graf Daru (1767 bis 1829), ein, der im Auftrag Napoleons I. die Friedensverträge von Preßburg (1805) Tilsit (1807) und Wien (1809) maßgeblich gestaltete, später in Gegensatz zu Napoleon I. trat und dem Lamartine bei Eintritt in die Akademie einen geistvollen Nachruf widmete. Hatte Daru von Napoleon sich zum Regime der Restauration hinübergefunden, so wurde Lamartine vom Freund des Restaurationsregimes überzeugter Republikaner; 1848 als Vertreter Mâcons in die konstituierende Nationalversammlung gewählt, war er auch prominenter Politiker. Seine Popularität wurde ungemein groß, aber der Sturm der Juni-Unruhen beraubte ihn der Volksgunst. Am 1. März 1869 starb Lamartine zu Passy bei Paris.

Infolge der glänzenden Vermögensverhältnisse seiner Jugend und seiner besten Mannesjahre konnte Lamartine ein recht luxuriöses Leben führen. Indessen gingen die Gelder, über die er verfügte, zu Ende, und Lamartine war froh, als ihm Napoleon III. die Zinsen eines Kapitals von frs.500.000.– als Rente aussetzte. Der politische Mißerfolg und die finanzielle Misere können aber den Ruhm seines dichterischen Genies nicht verblassen lassen. Broncestandbilder in Maçon und Passy wurden ihm errichtet, bleibender aber sind viele seiner Werke.

Es ist für die Deutschen der Vergangenheit eine Ehre und für uns in der Gegenwart von besonderem Interesse, daß der deutsche Emigrant und republikanische Demokrat Georg Herwegh, der der 48er Revolution in Baden vom Elsaß her mit einem deutschen Freiwilligenbataillon zu Hilfe kommen wollte, der Dichter feuriger Revolutionslieder, die auch heute gerne wieder gedruckt und gelesen werden, sich so sehr von Lamartine angezogen fühlte, daß er 1839 bis 1853 Lamartines Werke in deutscher Übersetzung erscheinen ließ. Herwegh, der ehemalige Schüler des Evangelischen Stiftes Maulbronn, im einstigen heute noch erhaltenen Zistercienserkloster Maulbronn, ist den religiösen Stimmungen und Gefühlen Lamartines mit der gleichen Liebe nachgegangen, die er dem politischen und auch sozialistischen Drang des späteren Lamartine widmete.

Wir geben im folgenden einige Ausschnitte aus Lamartines Werken, die den christlich-religiösen Geist des Dichters kennzeichnen. Sie sind zumeist entnommen seinen »Souvenirs, impressions pensées et paysages pendant un voyage en orient« (1835). Lamartine hatte nach der Juli-Revolution 1830 sich vergeblich um einen Kammersitz bemüht, und um sich zu vergessen, schiffte er sich mit Frau und Tochter sowie Dienern in einem luxuriös ausgestatteten Schiff zu einer Fahrt in den Orient ein. Eindrücke von seiner Fahrt hat er in Tagebuchblättern festgehalten.

Andere Proben seines Geistes und seiner Feder schließen wir an – möge der Zweck erfüllt werden.


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