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Unsere alte Kreszenz muss einmal aus dem hintersten Wald in die Stadt, zu Fuß natürlich.
Da geht sie einen halben Tag, barfuß und die Schuhe über der Schulter zusammengebunden, bergauf und bergab.
Wie sie auf einem Hügel schon das Schloss und die vielen Häuser erblickt und alleweil noch weiter hinein in Böhmerland schauen kann, da setzt sie sich nieder auf einen Stein, stellt ihr Bündel neben sich und redet laut:
»Ui, Leut und Kinder, hat dö Welt a Größ'n!«
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Mein Freund Pius – sonst nur Gigerer genannt – führt Mist auf seinen Acker. Da kommt ein Büblein daher von der Schule!
»Pius, sollst zan Herr-Lehrer kemma, z'weg's an Hansei!«
Der Pius hat eine Menge Dirnlein und Bürschlein in die Muckenbrunner Schule geschickt und ist nie zum Lehrer gerufen worden. Also rennt er auf der Stelle vom Mistwagen weg mit dem Geißelstecken in die Schul, und dir wird angst und bang, ob sich der Bub oder der Lehrer freuen soll.
»Pius, Euer Jüngster stottert«, sagt der Lehrer dem Alten.
»Han?« meint der Pius und reißt das Maul auf.
»Der Hansei gigatzt«, verdeutscht es ihm der Schullehrer.
»Da-as wa-ar' nit a-aus«, redet der alte Pius und schüttelt den Kopf, »gi-gigatz' ih nit, gi-gigatz mei' Wei' nit u-und der bua so-oll aaf oanmal gi-gigatz'n?«
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Unser Schulmeister will die Kinder heute einmal in die Felder und Wiesen hinausweisen und ihnen im Freien allerhand deuten.
»Aafpasst, allz'samm z' Paar und Paar!«- ruft er vor der Schule, zu dem Haufen gewendet, laut.
Und einen zieht er sich beim Schopf heraus und schreit ihn an:
»Und du, Spitzbua, gehst mit mir!«
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Die alte Heger-Mutter nimmt einen Enkelbuben am Frauentag mit der Kreuzschar auf Rehberg mit.
In dem Gnadenorte schlafen die Muckenbrunner alle zusammen auf dem Heuboden des Wirtshauses.
In einer Ecke liegt die Alte mit dem Bübel eingegraben im Heu.
»Muader, wo kimmt denn da Manähnel her?« fragt der Kleine, wie auf einmal in der stockmauerfinstern Nacht der Mond durch eine Dachluke aufleuchtet.
»Va da andern Seit'n«, sagt die Großmutter, »und hiazt schlaf' weiter!«
»Muader, z'weg'n was is denn da Manähnel wia a Hörndl?« fragt der Kleine wiederum nach einer Weile.
»Weil's eahm a so paasst – und hiazt sei staad und schlaf', Büawei, sünst schimpft der Himmelvater!«
Nach einer Weile macht der Bub wieder den Mund auf:
»Muader, z'weg'n was…«
Da schreit der Muckenbrunner Betvater aus einem andern Winkel des Heubodens:
»Fixlaudontausendhundertoans – hiazt schauts aber, dass amol a End hergeht mit enkern saudumman G'schmaatz!«
Wie alles wieder still ist, fragt unser wissbegieriger kleine Wallfahrer:
»Muader, is dös hiazt der Himmelvater g'wen?«
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Als Kinder haben wir mit großer Freude auf unserem Kirchturme die Glocken geläutet, weil wir uns dabei lustig in der Luft herum schwingen konnten.
Am Kirchweihtage einmal nimmt der Schimei-Karl einen zu starken Schwung: da reißt es ihn zur Turmöffnung hinaus; er verliert den Halt und saust in die Tiefe hinunter, zum Glück auf die Strohhaufen, die die Krämer für ihre Töpfe und Häfen und Schüsseln vorbereitet haben.
In der nächsten Glaubenslehre will der Pfarrer den Schimei-Karl – in der Schule heißt er Karl Faschingbauer – als Beispiel benützen, wie es dem Menschen im Angesichte des Todes zumut sei:
»Was sind dir für Gedanken gekommen, Faschingbauer, wie du zwischen dem Himmel und der Erde gewesen bist?«
»Z'erscht«, antwortet der Gefragte, »z'erscht habe ich nixi gemuint.«
»Aber dann?«
»Affer«, redet das Bürschlein wichtig weiter, »habe ich mir gedenkt, wenn dös an so weitergeht, bist bald unten!«
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Im eiskältesten Winter bettelt ein Waldlerbub seinen Vater:
»Vader, hörts, kaafts ma Fäustling, mih fruist a so i d' Händ'!«
»Steck's ei', Bua«, sagte der Alte, »nacher fruist dih nimmer!«
»Recht soll mih fruis'n, recht soll mih fruis'n«, gibt der kleine Dickschädel seinem Vater zur Antwort, »weil's mir kui' Fäustling nit kaafa wöllts!«
*
Auf unseren Kinder-Streifzügen durch Dorf und Flur sind wir dann und wann auch ins Ausgedingestüblein der alten Agatha gekommen. Die ist mit allen Leuten irgendwie verwandt gewesen, und jung und alt hat bei ihr getan, wie wenn sie daheim wären.
Also da fallen wir wieder einmal bei der Alten ein.
Sie sitzt beim Ofen auf einem Schemel und betet wie immer den Rosenkranz leise und nach einer Weile etwas lauter:
»Der für uns…«
Wir jagen herum über Tisch und Bank und unter der Bettstatt und machen dabei einen Heidenlärm.
Das Weiberleut murmelt immer wieder, ohne aufzumerken:
»Der für uns…«
Da wirft bei einer kleinen Rauferei der Hansei den Franzei auf die Diele und drückt ihm den Kopf nieder. Und der festgehaltene schreit:
»Brüadei, wann ih auskimm', nacher schuib' i dih in Ofa eini!«
»Der – für uns – in Ofa – g'schob'n is wor'n…!« betet in demselben Augenblick, durch unser Geschrei irre gemacht, die Agatha.
Über dieses Gesätzlein des Rosenkranzes fangen wir alle zusammen an zu lachen, so mächtig wir nur können.
Alsogleich ist die Alte ihrer haushohen Gotteslästerung inne geworden und hat ohne Aufhören geschrien und gegreint und in ihrem heiligen Zorn dabei mit dem Rosenkranz auf uns eingeschlagen, dass wir schleunig bei der Tür und bei den Fenstern aus und davon sind.
Und eine lange Zeit haben wir Kinder einen weiten Bogen um das Häusel der alten Agatha machen müssen.
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Das Wahrzeichen von Niederbayern ist das Messer
Mein Vater, der Girgl von der Haberreut, kauft jedem seiner Firmlinge – als Geldvater ist er ein begehrter Firmgöd – ein Betbuch, einen Rosenkranz und ein Messer.
Also bekam auch der Jüngste vom Lenhart von den Sieben Räubern, ein rechter hinterbayerische Waldlerbub, zu Passau nach der heiligen Handlung sein Messer.
Der Kleine stellt an den Mann im Krämerladen etliche Fragen, untersucht das Geschenk gründlich und redet dann mit sich selber:
»Neugieri' bin ih, wem ih dös Messer z'erscht einirenna wiar'.«
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Nach dem Begräbnis des Schmutzer-Ahnel sitzen wir beim Leichenbier, der neue Dorfpfarrer auch.
Der geistliche Herr wundert sich bald, dass der älteste Bub vom Schmutzer zu seinem Vater »Du« sagt, herentwegen doch seit eh und je zu Muckenbrunn wie im ganzen Wald Kinder ihre Eltern mit »Ös« und »Enk« anreden.
»Jaa…«, meint darauf der alte Schmutzerbauer, »da Hias, der därf mih duhizn, mit den han ich aaf Johanni Bruderschaft trunka!«
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Auf seinem Rundgange durch die Waldseite kommt der Winterberger Rauchfangkehrer in unser Dorfwirtshaus.
Er setzt sich an einen Tisch, zieht einen Speck heraus und ein Stück Brot und ruft:
»Wirtshaus!«
Nach einer guten Weile erscheint die Wirtin, mit einem kleinen Kinde an der Brust.
»A Bier!« bestellt der Gast.
Die Frau legt das Wickelkind auf einen Tisch und geht um das Bier in den Keller.
Der Kleine heult die ganze Zeit gottsjämmerlich.
Die Wirtin kommt bald zurück, nimmt das Kind wieder an sich und stellt das Bier dem Manne hin.
Wie der Säugling den Schwarzen erblickt, plärrt er noch grässlicher.
Da setzt sich die Wirtin zum hintersten Tisch, drückt den Kleinen fest an die Brust und redet gutmütig:
»Trink' schön, trink' schön!«
Der Wurm aber schreit ohne Aufhören weiter.
Da wird zuletzt unsere Wirtin zornig und fährt ihren Sprössling an:
»Hiazt trink', hiazt trink',– sünst gib ih's an Rauchfangkehrer!«
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Ein Knecht sucht sich beim Goldschmied ein der Stadt einen Ring aus und will sich das Folgende hinein setzen lassen:
»Ich Hansgirg Zaglauer, Großknecht vom Simandlhof zu Schweinetschlag, bin verlobt mit der tugendsamen Jungfrau Magdalena Meisetschläger, Dirn beim alten Stieraug in den Schneehäusern.«
»Und naher«, redet er weiter, »machst mir noh an Pfluag und a paar Rösser hin!«
Darauf spöttelt der Goldschmied, ob er nicht ein Paar Hundsköpfe auch noch hinmachen sollte.
»Wanns d' glaubst, daass schön is, so machst's halt aah noh hin!« antwortet ihm unser heiratslustiger Waldbauernknecht.
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Der Schullehrer und der Liebreich rücken auf dem Feste der Dorffeuerwehr immer näher zusammen.
Alle zwei haben den einzigen Buben im Krieg verloren; versteht sich, dass man da mit jedem Glas Bier leichter von Herzen zu Herzen redet.
In später Stunde schiebt der Schullehrer dem Waldbauern das volle Glas hin und bietet ihm das brüderliche Du an. Mit verschlungenem Arm, wie es der Brauch ist, stoßen sie an.
»Sollst leb'n, Liebreich!«
»Und du auch, Schullehrer!«
Als die Letzten vom Feste stehen sie auf; der Schullehrer hat nicht weit, der Liebreich aber muss sich hinauf reiben bis zum letzten Einschichthof am Waldrande.
»Saakra – saakra!« – redet er etliche Male im Gehen, »wann ih nur scha übernumma waar' heunt!«
Die Bäuerin ist ihm nämlich vor einigen Stunden voraus gegangen und er hat ihr versprochen, dass er nur noch eine Halbe trinkt.
Auf einmal kommt ihm ein Gedanke: Liebreich, die Alte überrumpelst mit einer recht großen Neuigkeit, darauf fallen die Weiberleute gern herein.
Bei seinem Eintritt hat die Liebreichin, die im Bett aufsitzt, schon den Mund offen; der Liebreich schneidet ihr schnell die Rede ab:
»Du, Maarei, heunt han ih mit'n Herr-Schullehrer Bruaderschaft trunka, denk' dir, dö Ehr', mir zwä san hiazt aaf du und du. Da wird's ganze Dorf's Maul aafreiß'n, wann ih za eahm sag': Grüaß dih Gott, Schulmoaster!«
Aber da kommt er schön an.
Zuerst bringt sein Weib nichts heraus als:
»Du! – du! – du!«
Wie sie sich aber erfangt hat, keift sie laut und wild:
»Aaf der Stell' gehst ins Dorf awi und bitt'st an Herr-Schullehrer ab, du! – du! – du! – Gleicht sih der Bauerntrampel zan an G'studiert'n zuwi! Du! – du! – du! – Ih han allweil g'hört, was sih für d' Herr'n schickt, schickt sih nit für d' Bauernleut'!«
Alsogleich wird der Liebreich ganz klein; er geht hinaus in Nacht und Nebel, herentgegen dreht sich die Liebreichin auf die andere Seite, als ob nichts geschehen wäre.
Den ganzen Weg hinunter ins Dorf redet er:
»Bluatsaakra! – Bluatsaakra!«
Im Schulhauser klopft er den Duzbruder aus dem Schlafe und bettelt:
»Nix für unguat, Herr Schullehrer, mei' Maarei leid't's nit, daass ih Enk duhizu. Müassts ma's scha vazeiha. – Sie schickt sih nit für an Bauern, moant s'! – Alsdann taat ih halt recht schön bitt'n, wann ih wieder Ös sag'n därfat, – ob's halt einvastandn waa'ts!«
Was bleibt also dem Schullehrer, der auch manchmal tanzen muss, wie seine Genofeva pfeift, bei so gewichtigen Gründen zu tun übrig: er gibt unserem braven Waldbauern durch das Fenster sein Ja und Amen in die Hand, dass der Duzbruderschaft wiederum aufgesagt ist.
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Auf die Muckenbrunner Kirchweih kommt einmal auch ein böhmischer Leierkastenmann. Die gut bayerischen Waldler lassen ihn mithalten, und so zecht er unter ihnen die Nacht durch.
Am Festtagsmorgen sitzt das ganze Dorf andächtig in der Kirche. Auch der Fremde ist irgendwie ins Gotteshaus gekommen und schläft nach der Kälberei seinen Rausch aus.
Wie nun das Gloria einsetzt mit Gesang und Orgelton und Pauken und Trompeten, da kugelt plötzlich der Kirchenschläfer unter die Bank und schreit im Erwachen laut:
»Nimmt denn dös Lotterleb'n heunt gar koa' Ent nit?!«
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Heute hat der Muckenbrunner Vorsteher wieder ein paar Krügel über den Durst getrunken – schuld ist der Ärger, den einem die verdammten Amtssachen alleweil machen – und so wankt er auf dem Heimweg in der Nacht von einer Seite des Weges auf die andere.
Jetzt haut es ihn gar auf den Erdboden nieder, weil's nur niemand gesehen hat!
»Tuifl«, brummt unser Gemeinde-Oberhaupt, »Tuifl – eini – , is dös – wieder – a böhmischer Wind – heunt!«
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Der Kirchenwirt zu Gaisruck hat einen Ochsen im Rausch verhandelt, an einen Bayerischen, der ihm in seinem ganzen Leben noch nie in die Quere gekommen ist; selbiges Mal hat ihn nämlich der Närrisch' grüßen lassen.
Der Fremde nimmt den Ochsen gleich mit und sagt:
»'s Geld bring' ih in a vierzeha Tag'n!«
»Is scha recht!« der andere.
Wie die Zeit um ist und sich niemand blicken lässt, denkt der Wirt:
»Wanns d' nur wiss'n taatst, wia a hoaßt!«
Wiederum nach vierzehn Tagen redet er mit sich selber:
»Und wo a dahoamt ist, sollatst halt aah wiss'n!«
Von dem lieben Ochsen hat der Betrogene nie mehr etwas gesehen oder gehört. Wenn aber im Gaisrucker Kirchenwirtshäusel noch nach Jahr und Tag auf diesen Handel die Rede gekommen ist, hat der Wirt immer schadenfroh geredet:
»G'freun tuat mih dös oane höllsaakrisch, daass ih dem Boarisch'n den Ox'n so tuiermächti' ang'hängt han!«
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Vor vielen Jahren einmal ist bei uns der Dorfschneider zum Vorsteher gewählt worden.
Die Leute laufen gleich mit der Neuigkeit zu seinem Weib.
»Krauts – guatö – Nacht!« fängt die Schneiderin an zu jammern und will schier nicht aufhören.
»Was hast denn?« fragen die Leute.
»U – u – u, bis hiazt han's nur ih g'wüsst«, schluchzt die neue Vorsteherin, »daass ma' Alter a Dudelsack is – und hiazt wird's dö ganz G'moan dafahr'n!«
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Ein Waldler geht nach seiner Verrichtung beim Kreisgericht kreuz und quer in der Stadt herum und bleibt an allen Ecken und Enden stehen.
Von ungefähr trifft einer aus seiner Gegend mit ihm zusammen und begrüßt ihn:
»Was tuast denn?«
»Ih schau' mir a wengei's Dorf an!« drauf unser Bekannter.
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Zum ersten Mal in seinem Leben verirrt sich ein Knecht in Winterberg in ein Filmschauspiel.
Da plötzlich stürzen mitten in einem Stück auf der Leinwand scheue Pferde daher, werden immer größer und größer und kommen schon an die ersten Sitzbänke heran.
»Helfts, Leutl!« schreit der Knecht und springt in die Höhe, »helfts z'samm', dass mir dö Rösser einfangen, bevor a U'glück g'schiagt!«
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Wenn der Xuiverl vom Bayerischen Zipf in unsere Gesellschaft kommt, setzt er umständlich die Brille auf und nimmt die Zeitung in die Hand, – als ob er richtig lesen könnte.
Unlängst erwischt er einmal ein Blatt – verkehrt. Auf der halben Seite ist da ein ganz neuartiger Eisenbahnzug abgebildet.
»Ih sag's jo«, redet der seltsame Zeitungsleser und schiebt die Brille – wie der Herr Pfarrer – auf die Stirn, »wia ma a Zeitung in d' Händ nimmt, gleih steht wa von dan Eis'nbahnu'glück drin!«
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Eine ewige Sorge unserer Waldler ist die, dass sie zu wenig Bier zu vertrinken bekommen; schließlich hat ja jedes Landl sein G'wandl und sein Schandl.
»Geh', zahl' a Halbe!« ist eine der häufigsten Redewendungen in den Wirtshäusern.
Viele aber können das schöner durch die Blume sagen; unter den Tausenden von Fällen, wo ich die Ehre hatte, meinen Landsleuten ein Glas Bier zu zahlen, sind die folgenden die merkwürdigsten.
Da sitze ich einmal bei meinem Bier, und ein Waldler sagt vor allen Anwesenden laut zu mir:
»Ih dank' dir schön!«
»Wofür denn?«
»Na, für dö Halbe, dö's d' mir zahl'n willst.«
»Jeder Mensch hat sei' Kreuz«, redet mir einer in die Ohren, »aber ih han dös allergrößt'.«
Diesen Spruch wiederholt er etliche Male.
»Was is's denn nacher?« frage ich endlich.
»An Durscht han ih und neamd will a Halbe Bier zahl'n!«
Unlängst einmal setzt sich ein Bayer in Fürstenhut an meinen Tisch und redet mich an:
»Nix für unguat, Dokter, geh', zahl' halt a Maß Bier, dass der alt' Brauch nit abkimmt!«
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Der Vorsteher schickt amtlich um die Speckmüller-Dirn.
»Va wem is dei' viert's Kind?« fragt er streng.
»Van Lukas-Luisei«, antwortet die Gefragte.
»Wia dö drei andern!« der Vorsteher.
»J-ja!« bestätigend die Dirn.
»Z'weg'n was heiratst'n nit nacher an Lukas-Luisei?« forscht das Gemeinde-Oberhaupt weiter.
»Woaßt was, Vorsteher«, redet die Speckmüller-Dirn, dass ih dir's grad ausser sag's tua, er – steht mir – nit recht – zan G'sicht!«
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Unser Vorsteher ist den Umgang mit besseren Menschen von Amts wegen gewohnt und redet daher überall leicht.
Sogar mit dem Herrn Bezirkshauptmann.
Der ladet den biederen Waldler oft an den Amtstagen auf eine Weile in seine Räume und spricht mit ihm über alles, was die Menschen draußen drückt.
Bei einer solchen Unterhaltung zieht der leutselige Beamte einmal seine volle Zigarrentasche heraus, öffnet sie und bietet dem Besucher Zigarren an:
»Da, nehmen Sie sich eine!«
»Tuifl, Tuifl«, meint der Vorsteher und rückt in dem gepolsterten Sessel hin und her, »dös san aber feine Zigarr'n!«
Und sucht sich gleich eine heraus und sagt, wie es die hinterwäldlerische Höflichkeit verlangt:
»Wanns ös gar nit nahgebts, nacher muass ih mir halt oane nehma!«
Der Bezirkshauptmann hält ihm auch noch das brennende Zündholz hin.
Unser Vorsteher aber, statt den Spitz abzubeißen und sich die Zigarre anzünden zu lassen, schiebt das Geschenk behutsam in das äußere Brusttäschlein und wehrt mit den Worten ab:
»Naa –, naa –, Herr Bezirkshauptmann, dö Zigarr'n –, dö rauch' ih mir amol an –, wann ih in aner bessern G'sellschaft bin!«
*
Der Dori muss seiner Alten um den Arzt ins Gefilg gehen, weil sie schon einige Tage vom Sterben herumredet.
Unterwegs kehrt er im Buchet ein und vergönnt sich eine Halbe Bier, mehr trägt es ihm nicht. Um den Tisch sitzt da eine gut bayerische Gesellschaft, die lustig zecht: junge Lehrer, Forstleute und Sommerfrischler.
Der Dori schaut ihnen eine Weile zu; dann denkt er sich: »Vasuachst es!« zieht den Hut und redet die Bayern an:
»Kaannst aah a guat's Werk toan – und an armen Mann a Halbe zahl'n!«
Der Wirt legt für den Alten auch ein Wörtlein ein:
»Der Mann is dreiß'g Jahr' Bierknecht g'west beim Stockbauer z' Passau, den peinigt halt alleweil arg da boarische Durscht.«
»Ja, da feit sih nix, da künnen mir den Baazi nit in Stich lass'n!« reden die Bayern und zahlen dem Dori eine Halbe um die andere; er darf sich sogar an ihren Tisch setzen.
»An alt'n boarisch'n Bierknecht künnen mir ja nit verdürscht'n lass'n gell!« geht unter ihnen etliche Male die Rede.
Bevor die Bayern aufbrechen, zahlt jeder dem Dori noch eine Halbe, sodass er im siebenten Himmel ist.
Endlich geht auch der Wirt schlafen und lässt den Alten mit den vollen Biergläsern allein sitzen.
Der Dori leert schön langsam ein Glas nach dem andern.
Da auf einmal gibt es ihm einen Riss, er will sich noch schnell am Henkel eines Bierglases erfangen, kugelt aber mitsamt dem Glas unter den Tisch, und bald dreht sich alles um ihn herum immer schneller und schneller…
»Dori!« schreit der Postbote.
»Ja!« der Angerufene, der schon nicht mehr bei Sinnen ist.
»Da waar' a Briaf – va Passau, – van Stockbauer, – an Herrn Isidori Kölbel – in Fürstenhut – im Böhmerwald.«
»Der g'hört scha mei'!«
»Da hast den Briaf, Dori!«
»Geh', Posterer, – les' mir'n vür, – mir kimmt heunt alles – dureinander.«
»Alsdann: Lieber Dori«, liest der Bote, »da ich bald zu sterben gedenke, – so vermache ich Dir – für die treuen Dienste als Bierknecht – durch dreißig Jahre – l etztwillig tausend Maarkl« –
»Huikreuzteufleini!« juchzt der Dori.
»– tausend Maarkl – mit der Bedingung, dass Du das ganze Geld vertrinka muasst. Dein Kommerzienrat Franz Stockbauer, Löwenbräu-Besitzer in Passau.«
»Jessassei, recht gern aah noh vasauf' ih dö tausend Maarkl, – von Herz'n gern vasauf' ih's, – dö ganz'n tausend Maarkl.«
Und gleich hebt er im Traume an, die Erbschaft zu vertrinken, und gießt eine Halbe um die andere durch die Gurgel ohne Aufhören, bis die Sonne schon zu den Fenstern hereinscheint und immer höher und höher steigt…
Gegen Mittag kommt seine Alte, der das Sterben vergangen ist, daher und sieht die Bescherung.
»Dori!« schreit sie und gibt ihm einen Stoß.
Der Dori reibt sich langsam die Augen und redet halb im Schlafe:
»Mir san tausend Maarkl testiert, – dö muass ih vasaufa!«
»Alter B'suff, a schöner – is dir testiert«, pfnurrt das Weib; dabei nimmt sie ihn unter den Arm und führt ihn heimzu.
»Da kaannt ma derweil wirkli sterb'n«, redet sie, »wanna ma dih um an Dokter schickt.«
Allmählich kommt der Dori wieder zu sich, reimt sich das Geschehene schlecht und recht zusammen und sagt auf die vielen Worte seiner Alten nur immer wieder:
»Was woaßt denn – du – van – boarisch'n – Durscht!«
*
Der dicke Samstag-Müller, ein Schweinezüchter, wie du nicht leicht einen findest weit und breit, hat sich mit seinen schwersten Säuen von einem herumziehenden Pfuscher »abnehmen« lassen.
Beim Bier zeigt er das Bild herum, auch dem Herrn Pfarrer reicht er es hin.
Der Pfarrer schiebt die Brille in die Höhe, schaut das Bild gründlich an – vielleicht versteht er auch was von der Sauzucht – sagt aber nichts.
Da beugt sich der Müller über den Tisch zu ihm hin und redet, weil er sich das Schweigen des geistlichen Herrn falsch auslegt:
»Der mit'n Huat, Pfarrer, bin ih!«
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Auf unserem Feuerwehrfest redet ein bayerischer Wehrmann ein Mädchen an, welches die Festabzeichen feilhält:
»Geh' her, Jungfer, ih kaaf' dir aah a so a Festzeicha ab!«
Und während die Dorfschöne dem Festgaste das buntfärbige Bändlein anspendelt, sagt er ihr höflich ins Ohr, – aber so laut, dass es alle Umstehenden hören:
»Gell, wanns d' eppa koane mehr bist, tuast ma's fei vazeiha!«
*
Bei einem Feuerwehrfeste zu Eleonorenhain finden sich auch die Muckenbrunner Wehrmänner ein.
Unter allen Waldlern verstehen sich die kunstreichen Glasmacher am besten aufs Biertrinken, aber die lieben Gäste sind ihnen noch über gewesen.
Ohne Aufhören raunzen sie herum: das Bier sei zu warm – und es werde zu langsam eingeschenkt – und die Gläser seien viel zu klein – und da müssten größere Gläser her – und überhaupt –
Da wird es dem Herrn von Kralik, der an der Spitze des Festausschusses steht, zu dumm: er schickt in die Glashütte und lässt die großen und schweren Barockvasen herbeischaffen, die für die Ausfuhr nach Hinterindien bereit stehen. Und aus diesen Gefäßen löschen endlich zufrieden und ohne Murren die Muckenbrunner Feuerwehrmänner ihren bayerischen Durst.
*
Zu unserem Pfarrer kommt ein Bettelweib und greint und jammert:
»Mei' Mann liegt krank im Bett und sieb'n Kinder san dahoamt zan fuadern!«
»Weib«, sagt der Pfarrherr, »vorige Woche habts gesagt, dass Euer Mann gestorben ist, und es sind auch nur fünf Kinder gewesen!«
»Mei'ts, mei'ts, Herr-Hochwürd'n«, schwätzt das Bettelweib und lässt sich nicht irre machen, »unseroaner kann sih nit all's a so g'nau mirka, was ma an Leut'n vormacha muass!«
*
Der Speckmüller kommt zum Eselhofer:
»Du, – hörst, – leich' mir – dan nuia Leiterwag'n!«
Da denkt der Eselhofer bei sich:
»Leichst eahm den Wag'n, nacher richt't a dir'n hin; – leichst eahm an nit, – nacher is aus mit da guat'n Nachbarschaft – – – – Ih wiar' den guldan Mittelweg gehen –«
Und antwortet (mit Verlaub!):
»Woaßt was, du kannst mih – – –.«
Und der Speckmüller und der Eselhofer sind weiter wie bisher gute Nachbarn geblieben.
*
Da soll ein alleweil lustig aufgelegter Waldbauer seiner Ehehälfte auf dem Winterberger Jahrmarkt ein Paar Schuhe einkaufen.
»Wia hab'n mir's denn nacher mit der Frau Gemahlin?« fragt der böhmische Schustermeister.
»Hübsch wampert is – und rotschädlet is aah, mei' Altö!« antwortet der Waldbauer.
*
In einem Stadtwirtshaus stelle ein Fuhrmann von der bayerischen Grenze sein Fuhrwerk ein und bleibt über Nacht.
Da bringen sie ihm das Fremdenbuch, damit er seinen Namen hineinsetze.
Da wo gedruckt steht: Dokumente, schreibt er nach langem Nachdenken hin: Geißelstecken.
*
Der reichste Bauer vom Schmalzgraben sitzt allein bei der Schüssel und bringt ein, was nur geht.
Da kommt ein armer Bettelmann, sagt sein »G'lobt-seis Christus!« und bleibt bei der Tür stehen.
»Hoaß is heunt!« antwortet der Bauer, ohne vom Essen wegzuschauen.
»Han?« macht's der andere, als ob er gehörlos wäre.«
»Hoaß is heunt!« der beim Tisch ein wenig lauter.
»Han?« wiederum der bei der Tür.
»Hoaß ist heunt! Sag ih!« schreit der Bauer, was er kann, und dreht sich zu dem Fremden um.
»Huisaakra, wann's san muass, nacher iss ih halt mit!« redet jetzt der schlaue Bettelmann und geht zum Tisch vor und setzt sich nieder und isst mit von dem reichen Bauernessen.
*
Beim Wirt im Sonnwald spricht ein Knecht vor, ob er nicht einstehen könnte.
»Kannst gleih ums Bier fahr'n«, sagt ihm der Wirt.
Der neue Knecht macht sich also mit den Rössern auf den Weg in den Marktflecken, schaut dort zu tief in den Maßkrug hinein und wäre wohl erst am dritten Tag zurück gekehrt, wenn die Rösser den Weg nicht so gut gekannt hätten.
Wie ihn sein Herr daheim empfangen hat, kannst dir selber ausmalen.
»Woaßt was«, antwortet der Knecht dem Wirt, »ih wiar' dir was sag'n: da geh ih glei wieder furt, weil alleweil künnen mir zwä ja doh nit beinander bleib'n!«
*
Zum Arzt im Kuschwardi kommt gegen Abend ein Bote von der Waldmühle:
»Sollts za da jung' Müllerin kemma!«
Der Arzt spannt gleich ein und fährt mit dem Boten in die Wälder hinein, noch gut eine Stunde über den Muckenbrunn hinaus.
In später Nacht kommen sie an.
»Der Ofen wird halt bald einfallen!« sagt der Arzt nach flüchtiger Untersuchung, »aber warum habt Ihr mich denn gerade bei der Nacht gerufen?«
»Mei«, darauf der rücksichtsvolle Waldmüller, »ih han mir denkt, üntern Tag habts ös alle Händ voll z' toan, das wird's Enk aaf d' Nacht eh liawer san –!«
*
Da kommt ein Rosshändler aus Hinterbayern – den Ort und Namen will ich nicht an die große Glocke hängen – in die tschechische Stadt Netolitz im südlichen Böhmen auf den Markt und schaut auch, wie er es seiner unsterblichen bayerischen Seele schuldig ist, in die Kirche hinein.
Daheim erzählt er dann beim Bier:
»Hab'n aah a deutsche Mess', dö Stockböhm.«
Mit »Stockböhm« bezeichnen die Bayern die Tschechen, wir sind dagegen die einfachen »Böhm« gewesen.
Die Zuhörer schütteln ungläubig den Kopf.
»Is denn eppa Dominus vobiscum nit deutsch?« entgegnet den Zweiflern der weitgereiste Rosshändler.
*
Der alte Draußtmüller aß für sein Leben gern Blutwurst, Erdäpfel und Kraut. Der Metzger schlachtete aber nur am Freitag, und an diesem Tage setzte die Müllerin, die streng den Glauben hielt, ihrem Manne sein Leibgericht nicht vor. Also gab es alleweil Hader und Zank.
Im Kirchenwirtshäusel friemte sich dann jedes Mal zum Trutz der Müller seine Lieblingsspeise an und schalt und fluchte den ganzen Abend herum, sodass jede Gemütlichkeit aufhörte.
An einem heißen Sommertage nun verrichtete der Tonei-Finanzer, ein fleißiges Stammtischmitglied und Kartenfreund des alten Müllers, seinen Grenzdienst. Hinter der Draußtermühle trat er in die Kapelle, lehnte das Gewehr in die Ecke und setzte sich auf den Altartisch. Allda zog er das »Prager Abendblatt« aus der Tasche und las in dem kühlen Raume, was sich in der Welt ereignet hatte. Der Tonei war nämlich von Geburt ein Waldler und tat niemandem wehe.
Nach dem Mittagessen ging die alte Müllerin auf die Äcker, wo sie den jungen Müllerleuten beim Kornschnitt helfen wollte. Vor der Kapelle kniete sie immer auf einige Vaterunser nieder. Heute tat sie ab und zu einen Seufzer.
Da stach den Finanzer, der sich bisher auf dem Altar still wie ein Mäuslein verhalten hatte, der Hafer, und er hub an, langsam und feierlich zu reden:
»Apollonia Sitterin! – vulgo Alt-Dreußtermüllerin! – warum seufzest du?«
Das Weiblein flüsterte, ohne aufzuschauen, durch das Holzgitter:
»Liawer Heiland, heunt is halt wieder Freita' da hörst ba man Alt'n an ganz'n Tag nix wia: hui – kreuz-saakra«.
Der Finanzer fiel ihr in die Rede:
»Nun, – so setze ihm halt auf die Nacht Blunzen vor – und Erdöpfel – und Kraut!«
»Am Freita', liawer Heiland?«
»Jawohl! – Ihr seids alte Ausnehmerleut, – habts enk euer ganzes Leben geschunden und geplagt, – euch derlaube ich es, – ihr künnts auch am Freitag Blunzen össen!«
Wie ein Rehböcklein sprang die Beterin davon und war glückselig den ganzen Tag, und der Toni las seine Zeitung weiter bis hinten und dann wiederum von hinten nach vorn.
Am Abend rochen dem Müller schon von weitem Blutwurst, Erdäpfel und Kraut in die Nase, als er von seinem Gange durch den Familienbesitz heimkehrte. In der ersten Freude drückte er seiner Alten, was er schon eine Ewigkeit nicht getan, eine Schmatz auf die Wange, und dann machten sich die beiden alten Leutlein zusammen her über das köstlichste Gericht, das es für Waldbauern gibt.
Auch die Stammtischgesellschaft wurde fortan nie mehr in ihrem wichtigen Tun und Treiben gestört.
Der Tonei-Finanzer aber, der sich oft heimlich freute, so viel Frieden fürwitzig gestiftet zu haben, hat alles erst verraten, als die alten Draußtermüllerleute schon längst unter der Erde lagen.
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Der alte Heger von den Röhrenhäusern liegt schwerkrank schon etliche Wochen, und es wird nicht besser und nicht schlechter.
Sein Weib sitzt neben dem Bett und wartet ihm auf.
Die meiste Zeit schläft er.
Einmal aber packt es ihn stark an: er richtet sich auf, hustet eine lange Zeit herum und kriegt keinen Atem und sinkt wieder zurück in die Federn.
»Weib«, haucht er und muss sich anstrengen, dass er die Wörter herausbringt, »zänd'– – – g'schwind – – –d' Kirz'n – – – an – – – !«
Und die Hegerin holt die Totenkerze aus der Truhe und zündet sie an.
Feierlich brennt auf dem Tische das Licht, den Kranken hört man nach der großen Husterei schwer atmen, und das Weib schluchzt in ihre Schürze hinein.
Nach einer guten Weile dreht sich der alte Heger wiederum auf die linke und nachher noch einmal auf die rechte und sitzt endlich auf und redet leicht und frisch:
»Alte, lösch' d' Kirz'n aus -, mir is scha wieder besser!«
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Mein Vetter hat eine Dirn, die der Arbeit gern ausweicht wie dem Gestank.
Einmal redet sie:
»Woaßt, Bauer, da Mensch därf sih nit z'reiß'n bei da Arbeit, er lebt ja nur oanmal; guat geh'n lass'n sollat ma sih's aaf derer Welt!«
Der Waldbauer sagt nichts darauf, aber bei sich denkt er, wie er uns nachher erzählt:
»Recht hast, Dirn, aber sag'n därf ih dir's halt nit.«
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Wie der erste Kraftwagen durch das allerhinterste Dorf des Waldes rast, steht ein alter Mann vor der Tür seines Häusels, schaut dem neuen Ding lange kopfschüttelnd nach und meint schließlich zu uns:
»Wird aah wieder abkemma!«
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Ein frommer Muckenbrunner wallfahrtet einmal nach Rom, kniet vor dem Papst nieder und betet:
»Liawer Herrgott, ih taat halt recht schön bitt'n um an Seg'n für mih und mei' Wei' und meine Kinder und für d' Leut und's Viach ban uns dahoamt z' Muckenbrunn!«
»Ich bin wohl Gottes Stellvertreter«, antwortet ihm der Heilige Vater, »sonst aber ein Mensch von Fleisch und Blut wie du!«
Da redet der Muckenbrunner, ein rechter Michl Gradan:
»Bluatsaakra, ih han mir's schier denkt, daass ih den Tuifl z' hoch dawisch'!«
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Ein Landsmann von uns wird in einer fremden Stadt dingfest gemacht und soll den Gesetzeshütern unter anderem auch seinen Heimatsort nennen.
Weil diese das weltverlorene Nest in ihren Büchern nirgends finden können, fragen sie nach der nächsten größeren Stadt.
Darauf der hinterbayerische Waldmensch:
»Ei'g'spirrt werd'n mir aaf Passau!«
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Beim Himmelreichwieser heugen sie.
Es ist eine große Hitze, und heute wird sicher noch was kommen.
Daher treibt der Waldbauer die Leute fest zur Arbeit an.
»Wia schön waar's«, gibt ihm ein Knecht zur Antwort, – ein Bursch wie ein Tännling, der die Arbeit aber nicht erfunden hat, – »wann ma hiazt g'storb'n waar'!?«
»O du Pfundsau, du haamische«, schreit ihn der Himmelreichwieser an, »kös taat dir a so paass'n, den ganz'n liab'n Tag i da Tot'ntruha drin umerfaulenz'n, derwal daass mir uns i der Sauhitz vor Arbeit z'reiß'n kaannt'n!«
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Unser Gemeindehirt, der Allerärmste zu Muckenbrunn, schlägt einmal auf der Weide seiner schönsten Kuh mit der Hand auf den Rücken und seufzt:
»Da gaabet's Fleisch g'nua und unseroaner kriagt alle heilig'n Zeit'n amol a Bröckei Fleisch zwisch'n d' Zähnt!«
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Auf der hintern Haid ist dem reichen Hofbauern ein blutjunges Dirnlein gestorben.
Der Bauer hat eine Leiche angefriemt: die Muskanten spielen den Trauerzug zum Freithof hinaus, der Schullehrer weist die Kinder bis zur Grube, und jedes wirft ein Sträußlein der Toten nach, dass die Grube voller Blumen ist, und der Pfarrer soll eine Leichenrede halten.
»Was kost't wird zahlt!« hat der Vater angeschafft.
Nach den kirchlichen Förmlichkeiten redet also der Pfarrherr laut vom Sterben in der schönen Jugendzeit und vom Wiedersehen dermaleinst, dass es allen ans Herz geht.
Ein Schluchzen geht von Trauergast zu Trauergast, und den Jungen und den Alten kollern die Tränen über die Wangen.
Mit einem Male hält mitten in der Rede der Geistliche ein klein wenig stille: vielleicht muss er auch eine Träne verdrücken oder sich am Ende nur räuspern.
»Hiazt kimmst du aaf d' Reih'«, denkt sich der Hofbauer und fängt auf der Stelle an, laut zu schreien, wie es sich für ihn als Vater der Toten schickt:
»O du mei' liab's, guat's, arm's Dirnai, hiazt hast furt müass'n van Vadern und da Muadern«…
Der Pfarrer dreht sich schnell zu dem Störenfried um, gibt ihm einen Deuter mit der Hand und schickt sich an, weiter zu reden.
Das fällt der Hofbauer dem Pfarrer noch einmal ins Wort und entschuldigt sich laut:
»Jessas, Jessas, Herr-Hochwürd'n, hiazt han ih z' fruah ang'hebt zan lamentier'n!«
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Der letzte Pascherkönig des hinteren Waldes, der etliche Jahre hinter Schloss und Riegel sitzt, schreibt in der langen Zeit ein einziges Mal seinem Weib und seinen Kindern heim.
Der Brief enthält von der ersten Seite oben bis zur letzten unten nichts anderes als immer wieder die Worte:
»Dahoamt is dahoamt! – Dahoamt is dahoamt! – Dahoamt ist dahoamt!«
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Ein Saufbrüderlein, das all sein Hab und Gut durch die Gurgel gejagt hat, wankt und schwankt in der Nacht an dem versoffenen Vaterhaus vorbei.
Plötzlich geht ihm seine große Lieblosigkeit hart zu Herzen: er fällt auf die Knie nieder und ruft laut aus:
»O du mei' lieb's Häusei, vazeich' mir's tausendmal, daass ih dih vasoffa han!«
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Ein Waldler liegt todkrank, und es ist ihm keine Hilfe mehr.
Das Weib schlägt die Hände überm Kopf zusammen und jammert und schreit:
»O du mei' liawer, guater Mann, nur a oa'zig's süaß's Waartl sag' mir noh, eh's dahigehst, nur a oa'zig's süaß's Waartl!«
Darauf erfüllt ihr der Mann den Willen und brummt:
»Höni(g)!«
Und dreht sich um im Bett und kehrt seinem Weib und der ganzen Welt zum letzten Mal sein Hinterdorf zu und richtet sich zum Sterben.
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Da sitzt einmal das allerälteste und allerschäbigste Knechtlein unseres lieben Walddorfes Muckenbrunn beim sonntäglichen Mittagstisch und haut um die Wette mit den Bauersleuten ein auf Geselchtes, Kraut und Reiberknödel und redet dazwischen also gescheit:
»'s ganze Leb'n draaht sih halt doh nur um dös Schlitzei unter der Nas'n!«
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