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Supplement

Im Jahre 1812, in welchem ich meine historische Uebersicht der Polar-Reisen schrieb, mußte ich sie mit der Reise des Capt. Phipps und der von Cook schließen. Der Vollständigkeit wegen füge ich hier einen Bericht über die Englischen Expeditionen im Jahre 1818 hinzu

geschrieben im November 1819.

Die vielen vergeblichen Versuche eine nördliche Durchfahrt zu finden, schienen endlich die Gewißheit erzeugt zu haben, sie könne nicht existiren, und man hielt das Problem für gelöst; indeß fing man seit einigen Jahren an, Zweifel gegen die aufgestellten Beweise zu erheben und das Gelingen eines neuen Versuchs für nicht unmöglich zu halten. Die Abfertigung des Lieut. Kotzebue, um die Durchfahrt von Westen nach Osten zu suchen, erregte die Aufmerksamkeit Europa's; es war natürlich, daß die Engländer welche die ersten Versuche, eine nördliche Durchfahrt zu finden, gemacht hatten, sich die endliche Entdeckung derselben nicht gern wollten von einer andern Nation entreissen lassen. Doch dieß möchte wohl das schwächste Motif zu ihrer Expedition im Jahre 1818 gewesen seyn. Von einer Nation, die durch ihre wiederholten Entdeckungs-Reisen der Wissenschaft größere Schätze zugeführt hat, als alle übrigen maritimen Nationen Europas zusammen genommen, war es zu erwarten, daß sie die glückliche Zeit des wiedergekehrten Friedens zu Unternehmungen anwenden würde, durch welche die Wissenschaften bereichert werden mußten. Es waren nicht zwei Jahre seit dem Abschlusse des Friedens verflossen, und schon hatte die Englische Admiralität Schiffe abgefertigt, die Küsten des mittelländischen Meeres, die Küsten von Afrika, so wie das Innere dieses Continents, die Küsten von Neu-Holland, von China und Corea, so wie die größern Seen Amerikas zu erforschen und neu aufzunehmen. Könnte eine solche Nation wohl gleichgültig gegen das einzige geographische Problem bleiben das dem Seemann noch zu lösen übrig ist? – Hiezu kam noch der Umstand, daß die von dem Wallfischfange in den Jahren 1816 und 1817 zurückkehrenden Schiffe die Nachricht mitbrachten, daß das Eis, das seit Jahrhunderten die östlichen Küsten Grönlands umkreiste, sich gelöst habe, und daß mehrere Schiffe bis zum 83º gesegelt waren ohne durch Eis gehindert zu werden. Die Englische Regierung beschloß daher im Jahre 1818 zwei Expeditionen, jede von zwei Schiffen, abzuschicken; die Eine sollte gerade nach Norden segeln, die andere nach der Baffins-Bay. Eine sinnreiche Hypothese war von dem berühmten Barrow, Secretair der Admiralität, den man als den Urheber beider Expeditionen ansehen kann, aufgestellt, als sey der Nordpol von einem Eisfreien Meere umgeben, und es käme daher nur darauf an, die Gränzen dieses Bassins zu erreichen, um dann durch den Pol selbst die Fahrt aus dem Atlantischen in den grossen Ocean zu machen. Die Erfahrung indeß von Hudson, Tschitschagoff und Lord Mulgrave daß es unmöglich sey, zwischen Grönland und Spitzbergen weiter nach Norden als bis zum 81º vorzudringen, ward auch nun von dem Capitain Buchan, dem das Commando der Polar-Expedition gegeben war, aufs neue gemacht, und es ist nicht wahrscheinlich, daß dieser Versuch je wiederholt werde. Die Durchfahrt in NW zu finden, schien weniger unmöglich, und wenn sie auch nicht gefunden werden sollte, so versprach die Unternehmung in geographischer Hinsicht besonders reichlichen Ersatz für das Mißlingen derselben: eine Erwartung, die nicht getäuscht worden ist.

Zum Chef dieser Expedition wurde der Capitain Roß ernannt, ein trefflicher Seemann, welcher seltene wissenschaftliche Kenntnisse in seinem Fache besitzt, und überhaupt unter den vielen vorzüglichen Offizieren der Englischen Marine, einen ausgezeichneten Platz einnimmt. Capt. Roß hatte bereits mehrere Reisen nach dem Norden unternommen, und aus einer Fahrt nach Archangel im Jahre 1814 sehr schöne astronomische Beobachtungen gemacht, so wie eine Karte des weißen Meers verfertigt, an welcher es bis dahin der Englischen Marine ganz und gar gemangelt hatte. Die zur Expedition bestimmten Schiffe: die Isabella von 385 Tonnen, und der Alexander von 252 Tonnen unter dem Commando des Lieut. Parry, wurden zu der gefährlichen Navigation eigens eingerichtet und auf das zweckmäßigste von Außen und von Innen verstärkt, wie dieß aus der Beschreibung die der Capt. Roß in seinem Werke gegeben hat, zu ersehen ist. Beide Schiffe wurden mit einer Menge astronomischer und physikalischer Instrumente, von denen manche erst zu dieser Reise erfunden worden waren, versehen, so wie mit vielen andern Dingen, von welchen in des Capt. Roß Buche ein ausführliches Verzeichniß gegeben ist. Die Isabella hatte unter andern 7 Chronometer: 4 von Arnold, 2 von Earnshaw und einen von Parkinson und Frodsham. Die Instruction wurde von dem gelehrten Secretair der Admiralität Hr. Barrow geschrieben.

Den 25sten April segelte die Expedition von Scheerneß, den 30sten ankerte sie in dem Sunde von Brassa, den sie am 3ten Mai verließ und nun den Cours nach der Südspitze Grönlands zu nahm. Auf dieser Fahrt wurden in 59º 30' N und 17º 30' W und in 57º 30' N und zwischen 28º 20' und 30º 15' W, aber vergeblich, zwei Gefahren gesucht, die auf den Karten unter dem Namen Olof Cramer und Buß vorkommen. Den 26sten erblickte man in 58º 31' N, 5º W vom Cap Farewell den ersten Eisberg, der ungefähr 1000 Fuß lang und 40 Fuß hoch war.

Von dem 24sten May wurde täglich ein Cylinder von Kupfer über Bord geworfen, deren eine große Menge embarquirt worden waren, um die Richtung des Stroms zu erfahren. Ein solcher Cylinder enthielt eine Anzeige der Länge und Breite des Schiffs, der Abweichung der Magnetnadel, und in sechs verschiedenen Sprachen eine Bitte an die Person, welche denselben finden sollte, ihn der Admiralität zuzustellen. Einer von diesen den 24sten Mai in der Nähe des Caps Farewell über Bord des Alexanders geworfenen Cylindern, wurde den 17ten März 1819 an der Küste von Irland in der Bay Killala auf der Insel Bartrah in 54º 13' N und 9º W aufgefischt. Der Strom hatte folglich diesen Cylinder durch den ganzen Atlantischen Ocean und zwar mit einer Geschwindigkeit getrieben, die im Durchschnitt 4 Meilen beträgt.

Die Existenz der letztgenannten Gefahr, hat man einer erdichteten Nachricht zu verdanken, laut welcher das Schiff, die Buße von Bridgewater, eins von den 15 Schiffen, die zu der dritten Expedition Forbishers im Jahre 1578 gehörten, im SO von Frisland eine Insel gesehen haben soll, welche sicher nie existirt hat. Ich habe früher in dieser Uebersicht und ausführlicher von der Entdeckung des Schiffs Emanuel gesprochen.

Nachdem man die Südspitze von Grönland umschifft hatte, ohne sie jedoch zu sehen, richtete Capt. Roß seinen Lauf nach Norden in die Baffins-Bay und den 3ten Juni sah man in einer Entfernung von 40-50 Meilen das erstemal die Küste von Grönland, ein wenig südlich von Coquin-Sound. Den 14ten Juni sah man die Wallfisch-Insel; sie liegt im Süden von Discoe, und wird von den Dänen, die hier ein kleines Etablissement von 100 Esquimeaux unter dem Befehl einiger wenigen Europäer haben, um Wallfische und Seehunde zu fangen, Kronprinz-Insel genannt. Von dem Befehlshaber dieses Etablissements erfuhr Capt. Roß, daß der vergangene Winter ungewöhnlich streng gewesen, daß die See, die in der Regel erst im Februar zufriert, schon im December zugefroren sey, und daß Love-Bay und die Straße Waygaß noch mit Eis angefüllt seyen. Da Capit. Roß des Eises wegen nicht nach Norden segeln konnte, so kehrte er den 17ten Juni nach Süden zurück nach der Waygaß-Straße, wo 46 Wallfisch-Fahrer aus der nämlichen Ursache lagen; und da es wahrscheinlich war, daß er mehrere Tage hier zubringen würde, so befestigte er das Schiff an einem Eisberge, eine Meile von der NW Küste der Waygaß-Insel, und ließ die astronomischen und physikalischen Instrumente ans Land bringen. Die Waygaß-Insel ist 9 Meilen lang, in 70º 26' 17'' nördlicher Breite, und 54º 51' 49'' westlicher Länge. Die Breite wich um einen halben, und die Länge um 5º von den frühern Bestimmungen ab. Die westliche Abweichung der Magnetnadel wurde zu 72º 9' 23'' und die Inclination zu 82º 48' 47'' bestimmt. Die Höhe der Insel betrug 1400 Fuß. Ueber 700 Eisberge waren zu sehen; derjenige, an welchem die Isabella befestigt war, enthielt viel süßes Wasser, und die Schiffe füllten hier ihre leergewordenen Wasser-Tonnen. Den 20sten Juni verließen die Schiffe die Straße Waygaß, da das Eis sich zu trennen anfing, allein nur auf kurze Zeit, und sie waren bald gezwungen in der Nähe des Caps Four Island Point, wo ein Dänisches Etablissement ist, auf gleiche Weise zu ankern d. h. sich an einem Eisberge zu befestigen. Den 24sten versuchte man zwischen Eisbergen und Eisfeldern, weiter zu kommen, was aber sehr langsam von Statten ging. Den 3ten Juli hatte man die Frauen-Insel und das von Davis genannte Vorgebirge Saundersons-Hope erreicht. Capt. Roß fand die Tiefe in der Nähe des Landes sehr groß, dahingegen westlicher weit geringer, was vielleicht die Ursache seyn mag, daß in der Mitte der Bay mehr Eis zu finden ist, indem die großen Eisberge daselbst stranden und an diesen das schwimmende Eis sich ansetzt.

Den 23sten Juli erreichten die Schiffe die Parallele von 75º 12': die größte Breite, welche die Wallfischfahrer zu erreichen pflegen. Eine große Vertiefung zwischen 75º 12' und 76º erhielt den Namen Melville-Bay, ein hoher Felsen in der Mitte derselben Melville Monument. Den 7ten August in 75º 54' N und 65º 32' W, war die Isabella in großer Gefahr vom Eise zerquetscht zu werden, nur die ausserordentlich starke Bauart und innere Befestigung rettete sie.

Den 10ten August erhielten die Schiffe einen Besuch von den nördlichen Esquimeaux, ein Volk das nie früher die geringste Gemeinschaft mit Europäern gehabt hatte. Zur Verständigung mit ihnen war ein auf der Isabella sich befindlicher Grönländer Sakheuse, den man aus England mitgebracht hatte, von großer Hülfe. Die Communication mit diesen Esquimeaux dauerte 6 Tage, von dem 10ten bis zum 16ten August, an welchem Tage das Eis es den Schiffen möglich machte, ihren Lauf nach Norden fortzusetzen.

Die nördlichen Esquimeaux sind klein von Wuchs, nicht über 5 Fuß groß, haben eine kupferbraune Farbe, sind sehr corpulent; in ihren Gesichtszügen gleichen sie den südlichen Esquimeaur; ihre Volksmenge muß unbedeutend seyn, da man nie mehr als 18 zu gleicher Zeit sah. Außer kleinem Gesträuch wächst in ihrem Lande kein Holz, daher bauen sie sich ihre Häuser von Stein, 3 Fuß über und 3 Fuß unter der Erde. Ihre Begriffe sind sehr eingeschränkt, sie können nicht viel weiter als 5 zählen. Canots haben sie nicht und die Schiffe hielten sie für lebendige Wesen; es kostete Sakheuse viel Mühe, ihnen begreiflich zu machen, daß die Schiffe nur Häuser von Holz seyen. Bis zur Ankunft der Engländer hielten sie sich für die einzigen Bewohner der Erde, indem sie annehmen, daß im Süden von ihnen die Welt mit ewigem Eise begränzt sey. Sakheuse rief, wie er sie sah: das sind unsere Väter! Es soll nämlich bei den südlichen Esquimeaux eine Tradition seyn, als ob sie von einem im Norden wohnenden Volke abstammen, was auch die Aehnlichkeit der Sprache zu beweisen scheint. Das Land das sie bewohnen und von Capt. Roß Arctische Hochländer genannt wurde, liegt im nordöstlichen Theile der Baffins-Bay, zwischen 76 und 77º 40' der Breite, und 60 und 72º westlicher Länge, ist also ungefähr 120 Meilen lang und 20 Meilen tief. Es ist ganz umringt von hohen Gebirgen, welche jede Communication mit dem übrigen Theile von Grönland unmöglich machen. Die See ist reich an Wallfischen und das Land an schwarzen Füchsen, so wie es auch reichhaltige Eisen-Minen hat. Eine Bay im östlichen Theile des Arktischen Hochlandes zwischen Cap Melville und Cap Vork, erhielt den Namen Prince-Regent-Bay; in der Mitte derselben ist die Insel Bushnan, die der Spitze Sowallick oder den Eisen-Bergen gegenüber liegt, und auf welcher man den 8ten August landete. Von dem Eisen, das die Berge enthalten sollen, konnte keine Probe erhalten werden, einige Messer aber der Esquimeaux die man mitgebracht hat, sind von dem berühmten Physiker Wollaston untersucht worden, welcher Nickel als einen der Bestandtheile derselben gefunden hat, was auf einen meteorischen Ursprung zu deuten scheint.

An dieser Küste sah man eine Strecke von 8 Meilen mit rosenrothem Schnee bedeckt. Durch ein Mikroscop untersucht, schien der Schnee aus runden dunkelrothen Samenkörnern von gleicher Größe und Gestalt zu bestehen. Zuerst glaubte man am Bord, daß diese rothen Samenkörnchen vegetabilischen Ursprungs seyn müßten, da auf den hinter diesem farbigen Schnee liegenden 600 Fuß hohen Bergen (die aber nicht mit rothem sondern mit weißem Schnee bedeckt waren) Gesträuch wuchs, das eine braungelbliche Farbe hatte. Wollaston, welcher diesen rothen Schnee untersucht hat, findet, daß die äußere Rinde der Kügelchen farbenlos ist, und daß die rothe Farbe von dem Inhalte der Kügelchen entsteht, der öhlig ist, und sich nicht in Wasser, aber wohl in Weingeist auflösen läßt. Im Ganzen glaubt Wollaston doch, daß die Farbe einen vegetabilischen Ursprung habe. Andere Gelehrte in England hingegen, vertheidigen den animalischen Ursprung derselben, indem sie annehmen, daß die rothen Kügelchen Excremente der Alea alce sind, die hier in großer Menge gesehen wird; so daß diese Sache noch nicht entschieden zu seyn scheint. Die mikroskopischen Beobachtungen des Hr. Bauer in Kew, beweisen, daß diese Kügelchen Pflanzen sind, die auf dem Schnee wachsen ( there can be no doubt but this new specie of Uredo grows upon the snow where it is found) und zu einer neuen Gattung Pilze (Uredo) gehören, die er uredo nivalis zu nennen vorschlägt. Die geringe Größe dieser Pflanzen setzt in Erstaunen, nicht weniger die Geschicklichkeit des Naturforschers eine so geringe Größe messen zu können. H. Bauer findet, daß der Durchmesser einer Uredo nivalis der 1600ste Theil eines Zolls ist. Man sehe im 14. Hefte der von dem Königlichen Institut in London herausgegebenen Journale ( Journal of Literature, Science et the Arts) den interessanten Aufsatz des H. Bauer: Microscopical observations on the red snow by Francis Bauer. (Note in 1820.)

Den 17ten August sah man das von Baffin genannte Cap Dudley Diggs, dessen Breite Roß nur wenige Minuten südlicher fand, als sie von Baffin bestimmt worden war. Die Beschwerden der Navigation zwischen Eisfeldern und Eisbergen waren außerordentlich groß; oft vergingen mehrere Tage und mehrere Nächte, wo sich kein Mann von der Equipage nur auf einen Augenblick hinlegen konnte; die Leute waren unaufhörlich beschäftigt, um mehrentheils auf dem Eise das Schiff zu schleppen, zu bogsiren oder zu warpen. Capt. Roß pflegte zum Ersatze des Schlafs den Leuten zur Mitternachtszeit ein Mahl von dem conservirten Donkinschen Fleische zu geben, was viel dazu beitrug, die Kräfte, folglich die Gesundheit der Leute zu erhalten.

Den 18ten August segelte man dem von Baffin genannten Wolstenholm-Sound vorüber, der 50 bis 60 Meilen tief und bewohnt zu seyn schien; die Tiefe des Meers betrug 250 Faden; bald darauf sah man auch die Cary's-Inseln, 36 Meilen weit vom Lande, genauso wie sie Baffin verzeichnet hat, dessen Genauigkeit mehreremal von Roß gepriesen wird. Den 19ten sah man in einiger Entfernung Baffins Wallfisch-Sund, Hackluyt-Insel und Smith-Sund; letzterer ist über 50 Meilen tief, schien aber ganz und gar mit Eis angefüllt, und konnte daher nicht untersucht werden. In 77º 45' am nördlichsten Ende der Baffins-Bay im Westen von Smith-Sund, sah man eine tiefe Bay, die des vielen Eises wegen mit welchem sie angefüllt war, ebenfalls nicht untersucht werden konnte. Capt. Roß zeigt indeß, daß in dieser Bay keine Durchfahrt möglich sey, indem er selbst und mehrere seiner Offiziere deutlich die Verbindung des Landes in jeder Richtung wahrgenommen hatten. Ein Cap am nördlichsten Ende der Bay in 77º 49' N und 78º 41' W erhielt den Namen Hurd nach dem Hydrographen der Admiralität. Die höchste Breite, die Roß auf seinem Schiffe erreichte, war 76º 55', und da Cap Hurd in 77º 49' liegt, so betrug die Entfernung des Schiffs vom nördlichsten Lande 54 Meilen; in diesem Augenblick war die Länge 74º 56' 48''; die Abweichung 108º; die Inklination 86º 25'.

Den 23sten August sah man Baffins Alderman Jones Sund, der ebenfalls mit Eis angefüllt war, auch hier war keine Durchfahrt möglich, indem eine hohe Gebirgskette die Gränzen der Bay ausmachte. Den 25sten in 76º 10' N und 78º 30' W betrug die Abweichung der Magnetnadel 109º 58' die Inklination hatte bis 86º 00' abgenommen. Eine Bay im Süden von Alderman Jones Sund erhielt den Namen Coburg-Bay, deren Südspitze, die in 74º 35' N. 78º 45' W liegt, nach dem Hydrographen der Ostindischen Compagnie, Cap Horsburgh genannt wurde. Von diesem Cap nimmt das Land eine direkt südliche Richtung. Die Navigation erforderte der vielen Eisfelder wegen, von welchen die Schiffe immerfort umringt waren, die größte Vorsicht und Wachsamkeit. Den 31sten August segelte man in eine große Bay, die nach Roß's Karte in einer Ost- und West-Richtung sich von 76½º bis 84º W erstreckt, und durch die Cap Byam Martin in 73º 30' und Cap Cunningham in 74º 45' gebildet wird. Der nördliche Winkel dieser großen Bay wird auf Roß's Karte Lancaster-Sund genannt; im nördlichen Winkel erhielt eine Vertiefung den Namen Barrow's-Bay. Roß segelte über 80 Meilen in diese Bay hinein, und als er glaubte, sich von dem Zusammenhange des Landes im Westen überzeugt zu haben, kehrte er um und richtete seinen Cours nach dem Cap Byam Martin d. h. nach der südlichen Spitze der großen Bay, der Roß keinen Namen gegeben hat, die aber Lancaster-Sund genannt werden muß, da Baffin sie so nannte. Den nördlichen Winkel, welchem Roß diesen Namen gegeben hat, konnte Baffin, da er gar nicht in die Bay hinein sondern nur vorübergesegelt war, durchaus gesehen haben. Die Tiefe betrug auf der Stelle wo die Isabella wandte, 650 Faden, die Abweichung der Magnetnadel 115º W; die Temperatur des Wassers hatte sich von 32 bis 37º vergrößert.

Daß Capt. Roß sobald umkehrte und nicht versuchte, tiefer in die Bay hineinzubringen, ward ihm bei seiner Rückkunft zum großen Vorwurfe gemacht. Der Lieut. Parry und der Arzt Fischer, (welcher ebenfalls eine Beschreibung dieser Reise herausgegeben hat) auf dem Schiffe Alexander, das nach Roß 8 Meilen weiter vom Lande entfernt war, behaupten den Zusammenhang des Landes am Ende der Bay nicht gesehen, und alle Umstände günstig gefunden zu haben, in dieser Bay die erwünschte Durchfahrt zu finden. Capt. Roß hat sich zwar gegen die ihm über diesen Umstand gemachten Anschuldigungen in einer später erschienenen sehr gut geschriebenen Schrift gerechtfertigt; er kann indeß nicht ganz von dem Vorwurfe frei gesprochen werden, die Bay nicht genau genug untersucht zu haben, da ihn nichts hinderte den Cours nach Westen fortzusetzen. Da er noch 50 Meilen weit vom nördlichsten Lande entfernt war, so waren nur wenige Stunden noch nöthig, jedes Individuum auf beiden Schiffen zu überzeugen, daß die Bay rundum geschlossen sey, kein Vorwurf hätte ihn treffen können, und die Nothwendigkeit wäre weggefallen die Untersuchung hier zu wiederholen. Capt. Roß behauptet zwar, und seine Wahrhaftigkeit wird Keiner leicht bezweifeln wollen, nicht früher umgekehrt zu seyn, als bis er die Berge im Westen im Zusammenhange mit denen im Norden und Süden gesehen habe; nicht nur er selbst hatte diesen Zusammenhang gesehen, sondern mehrere seiner Offiziere, so auch der Capt. Sabine, wiewohl gerade dieser am heftigsten gegen ihn aufgetreten ist. Er behauptet durchaus keine Strömung bemerkt zu haben. Dir Admiralität hat, um jeden Zweifel über diese verschiedenen Meinungen zu heben, eine zweite Expedition abgefertigt, von welcher der nämliche Lieut. Parry das Commando bekommen, die den Lancaster-Sund nochmals genau untersuchen soll, und alsdann die Aufnahme der von Roß noch ununtersucht gelassenen Küsten Amerikas vollenden, wo vielleicht noch eine Durchfahrt gefunden werden könnte.

Den 3ten September war der Nebel so stark, daß fast alle Compasse unwirksam wurden. Daß Nebel und feuchte Luft einen starken Einfluß auf die Magnetnadel haben, wird mehreremal von Capt. Roß angeführt. Den 5ten segelte man längs eines Theils der Westküste der Baffins-Bay, die aber nicht von Baffin gesehen worden war, daher sie Roß North Galloway nannte, sowie eine Strecke im Süden bis 71º 22' von ihm den Namen North Ayr erhielt. Den 12ten September in der Breite von 70º 40' segelte Roß 120 Meilen nach Osten, um die auf einigen Karten verzeichnete James-Insel aufzusuchen, ohne sie zu finden; in der Mitte des Canals d. i. zwischen der östlichen und westlichen Küste der Baffins-Bay sondirte man in 290 Faden. Zwei Meilen östlich von einer kleinen Felsen-Insel, die den Namen Agnes Monument erhielt, sah man den größten bis jetzt gesehenen Eisberg, dessen Dimensionen genau gemessen wurden: er war 4169 Yard (12507 Fuß) lang, 3369 Yard (11607 Fuß) breit, und 51 Fuß hoch; in 61 Faden war er gestrandet.

Den 15ten sah man in 70º 11' N und 65º 30' W 5 kleine Inseln, die auf den Karten den Namen Salmon-Inseln führen, und den folgenden Tag entdeckte man zwei Untiefen von ansehnlicher Ausdehnung in einer Ost- und West-Richtung; die nördlichere erhielt den Namen Isabella Bank, die südlichere Alexander Bank, auf der ersten betrug die Tiefe 13 Faden, auf der letzten 35 Faden. Den 18ten September sah man Dyers-Cap und Davis Exeter-Bay. Den 19ten sah man Cap Walsingham und den Berg Raleigh, gerade in der von Davis bestimmten Breite in 66º 37' der Breite und 61º 14' der Länge. Den 21sten sah man das den 7ten Juni gesehene Cap Queen Ann; die Länge an diesem und jenem Tage wurde genau übereinstimmend gefunden. Den ersten October war man der Cumberland-Straße gegenüber.

Wiewohl Capt. Roß die feste Ueberzeugung hat, daß im nördlichen und westlichen Theile der Baffins-Bay bis zur Cumberland-Straße keine Durchfahrt möglich ist: so möchte es doch geratener seyn, bis zur Rückkunft des Capitain Parry diese Behauptung nicht mit zu großer Gewißheit anzunehmen.

So behauptet auch Capt. Roß während seiner Navigation um die Küsten der Baffins-Bay herum, keinen Strom von Norden nach Süden wahrgenommen zu haben. Dieses Factum, sollte es sich bestätigen, ist gerade dem entgegengesetzt, was man mit so vieler Gewißheit angenommen hatte, und worauf in der That die Hypothese einer Oeffnung im Norden gegründet war. Mit Gewißheit läßt sich indeß die Behauptung von Capit. Roß nicht annehmen. Diejenigen welche seine Meinung theilen, geben zwar zu, daß Eisberge und Eisfelder von Norden nach Süden getrieben werden; finden aber den Grund davon theils in den Nord-Winden, die in der Baffins-Bay im Sommer herrschend sind, zum Theil aber auch darin, daß das Schmelzen des Eises und des Schnees im Norden die Stärke der von dort kommenden Ebbe vermehrt und eine Bewegung des Wassers von Norden nach Süden verursacht. Dagegen wenden die Vertheidiger des nördlichen Stroms ein, daß das Herabströmen der Eisberge von Norden nach Süden unmöglich den Winden allein zugeschrieben werden könne, weil ihre Wirkung auf so große Massen unter dem Wasser (das Verhältniß wird wie 1 zu 6 angenommen d. h. man rechnet für jeden Fuß eines Eisbergs über dem Wasser 6 Fuß unter dem Wasser) nicht so beträchtlich seyn könne, um sie die ganze Bay hinunter und in den Atlantischen Ocean hinein zu treiben. Ob diese Bewegung des Wassers von Norden nach Süden, die unbezweifelt ist, einer Strömung oder den Winden zuzuschreiben ist, wird erst dann entschieden werden können, wenn wir gewiß wissen werden, ob das Land im Norden geschlossen ist oder nicht. Bis dahin scheint die Hypothese einer Strömung von Norden nach Süden die wahrscheinlichere zu seyn.

Die Cumberland-Straße wurde viel südlicher gefunden, als sie auf allen bis dahin bekannten Karten verzeichnet ist; allein nach der Rückkunft der Schiffe, hat man eine Original-Karte von Davis gefunden, auf welcher die Breite der Cumberland-Straße sehr genau angegeben ist. Den 2ten Oktober sah man die Resolution-Insel. Capt. Roß suchte ihr sehr nahe zu kommen, um seine Chronometer zu prüfen, da die Länge der Insel mit großer Genauigkeit bestimmt ist; allein schlechtes Wetter hinderte ihn; er nahm nun seinen Cours nach Osten und den 30sten October ankerte er in Brassa-Sund. Den 14ten November ankerten die Schiffe auf der Rhede von Grimsby (in der Nähe der Mündung des Flusses Humber.) Im Februar 1819, also 3 Monate nach der Rückkunft der Schiffe, erschien die Beschreibung der Reise aus der Feder des Capt. Roß prachtvoll gedruckt mit 24 Karten und schön gestochenen Zeichnungen. Es kann dieß als Beispiel dienen, mit welcher Leichtigkeit literarische Unternehmungen überhaupt in England ausgeführt werden. In weniger als 10 Monaten wurde die Reise gemacht, beschrieben und gedruckt. Es sey mir erlaubt hier noch hinzuzufügen, daß ehe noch die Reisebeschreibung des Capt. Roß ins Publikum kam, dem Verfasser dieses Aufsatzes ein Exemplar der Karte welche das Werk von Capt. Roß, das doch als ein officielles angesehen werden kann, begleitet, aus England zugeschickt ward. Ich führe diesen Umstand an, um zu zeigen wie bereitwillig man in England ist dem Auslande das Neueste, sollte es selbst geographische Entdeckungen betreffen, mitzutheilen, und benutze diese Gelegenheit dem gütigen Sender, H. Barrow, Secretair der Admiralität, dessen mehreremale von mir auch in diesem Aufsatze rühmlichst Erwähnung geschehen ist, öffentlich meinen Dank abzustatten.

Die Resultate dieser Expedition sind folgende: I. In Geographischer Hinsicht 1) die Bestätigung der von Baffin entdeckten Bay, an welcher man zu zweifeln anfing; 2) die Berichtigung der Längen in der Baffins-Bay, in welcher Fehler von mehr als 5º gefunden wurden; 3) die Vernichtung von den Karten der Insel James im Eingange der Baffins-Bay, die ihre Existenz der unrichtigen Längen-Bestimmung der gegenüberliegenden Küsten zu verdanken hat. Man hatte nämlich das von Davis genannte Land Cumberland, auf welchem sich das Cap Walsingham und der Berg Raleigh befinden, für eine eigene Insel gehalten, da das Land Cumberland nicht im 66sten sondern im 61sten Grade der Länge liegt, so wie auch die Länge des Cap Queen Anne an der östlichen Küste des westlichen Grönlands nicht 51, sondern 53º 20' ist. Nach diesen neuen Beobachtungen des Capt. Roß ist die Weite der Davis-Straße nicht 400, wie sie auf allen Karten angegeben ist, sondern 160 Meilen.

II. In nautischer und physikalischer Hinsicht. 1) Eine vollkommenere Methode zu sondiren. Früher konnte man selten und zwar nur bei Windstillen mit einiger Gewißheit in 100 Faden sondiren. Durch Maßey's erfundene Sonde war man der Tiefe, betrug sie auch mehrere 100 Faden, ziemlich gewiß; aber während dieser Reise wurde die Tiefe oft in mehr als 1000 Faden gemessen; um die Gewißheit zu haben daß die Sonde wirklich den Grund erreichte, worin man sich sehr leicht irren kann, und auch zu gleicher Zeit die Bestandtheile des Bodens, so wie die Temperatur des Wassers in der gemessenen Tiefe zu erfahren, erfand Roß ein eigenes Instrument, das er Deep Sea Clam nennt. Hier sind einige Versuche welche damit auf der Isabella gemacht wurden, die beweisen, daß die Temperatur mit ziemlicher Genauigkeit auch in der größten Tiefe bestimmt werden kann. Den 1ten August in Melville-Bay wurde von einer Tiefe von 240 Faden eine Quantität Erde herauf gebracht, von welcher ein in diese Erde hineingesteckter Thermometer, eine Temperatur 29¼º Fahrenheit anzeigte. In des Prinz-Regenten-Bay, hatte die aus einer Tiefe von 450 Faden heraufgebrachte Erde genau die nämliche Temperatur. Im Eingange des Lancaster-Sundes betrug die Temperatur in 674 Faden 29½º und etwas tiefer in der Bay in 650 Faden, war sie 29º. Den 6ten September in 72º 23' N und 73º W, ward aus einer Tiefe von 1050 Faden 6 Pf. Erde heraufgebracht, von welcher die Temperatur 28¾º war; den folgenden Tag wurde die Temperatur des Wassers mit einem Six-Thermometer gemessen, und in einer Tiefe von 500, 600, 700, 800 und 1000 Faden, verringerte sich die Temperatur von 35º bis 28¾º. Aus der Tiefe von 300 Faden wurde mit dem Deep Sea Clam ein 2½ Pf. schwerer Stein herausgebracht, und einmal stieß in 216 Faden das Instrument auf einen Felsen, brach ein Stück davon ab, und brachte es herauf. Die mit dem Deep Sea Clam heraufgebrachte Erde, möchte wohl nicht die wahre Temperatur des Wassers in der Tiefe angeben, indeß kann der Unterschied nicht bedeutend seyn, weil das Gefäß, in welchem die Erde heraufgebracht wird, so fest verschlossen ist, daß nicht einmal das Wasser ablaufen kann. 2) Eine Vervollkommnung von Flinders Entdeckung, daß die Magnetnadel nicht nur die bekannte Eigenschaft besitzt, sich nach dem magnetischen Pole zu richten, sondern auch noch einer andern Abweichung unterworfen ist, welche man die Aberration der Magnetnadel nennen kann, und ihren Grund in der Menge des Eisens im Schiffe hat, welche Aberration größer oder kleiner ist, je nachdem der Cours des Schiffs östlich oder westlich ist. So z. B. ist die Abweichung der Magnetnadel im Canal von England beim Heraussegeln d. h. bei einem ganz westlichen Cours, 32 und 33º; segelt man aber in den Canal wo der Cours Ost oder ON, so findet man die Abweichung nur 22 und 23º; während die wahre Abweichung am Lande beobachtet, nur 27º beträgt, d. i. das Mittel zwischen beiden Extremen. Capt. Flinders hatte Formeln gegeben, diese Aberration überall zu bestimmen; Capt. Roß hat indeß auf seiner Reise die Erfahrung gemacht, daß diese von Flinders vorgeschlagenen Formeln in hohen Breiten nicht anwendbar seyen, wo die Aberration viel größer als in geringen Breiten ist. So z. B. wurde die Abweichung den 5ten Juli auf einem Eisberge 80º – 01' beobachtet, auf dem Schiffe bei einem Course W½ N 98º folglich betrug die Aberration 18º. Capt. Roß hat gefunden, daß es einen Wendepunkt gibt, der auf jedem Schiffe verschieden ist; liegt das Schiff in der Richtung des Wendepunkts, so hat die Magnetnadel keine Aberration; auf der Isabella war der Wendepunkt N 17º O; auf dem Alexander N 13º W. Ist dieser Punkt einmal durch Beobachtungen bestimmt, so bleibt er unverändert, vorausgesetzt, daß mit dem Eisen selbst keine Veränderung auf dem Schiffe vorgeht, und die Beobachtungen mit dem Kompasse auf einer und der nämlichen Stelle des Schiffs gemacht werden. Capt. Roß behauptet zwar, daß eine größere und kleinere Abweichung der Magnetnadel, Nähe des Landes, oder Nähe eines Schiffes von einem andern, den Wendepunkt verrücken könne; es war jedoch der Wendepunkt auf der Isabella der nämliche, in der Baffins-Bay sowohl wie auf den Schettland-Inseln, obgleich sich die Abweichung um 80º verändert hatte. Es mangelt uns bis jetzt eine Regel, zu jeder Zeit die Aberration der Magnetnadel zu finden, um die wahre Abweichung derselben zu erhalten; es kann indeß nicht fehlen, daß wir nicht bald in den Besitz solcher Regeln gesetzt werden soften.

Das Werk von Roß enthält außer der Beschreibung der Reise mehrere Abhandlungen über die Botanik, Zoologie und Geologie der Arctischen Gegenden, auch eine über die Aurora Borealis und eine ausführliche Abhandlung von ihm selbst über die Aberration der Magnetnadel; ferner eine Liste der verschiedenen ihm mitgegebenen physikalischen und nautischen Instrumente. Zur Bestimmung der Länge des Sekundenpendels ist ein von dem bekannten Capitain Kater erfundener Apparat gebraucht worden. Ueber die damit angestellten Beobachtungen hat eine Commität der Königlichen Societät ein sehr günstiges Urtheil gefällt. Sie wurden vorzüglich auf der Insel Waygatz in 70º 26' gemacht und sind unstreitig dieser Art in so hohen Breiten. Von den vielen Compassen die man embarquirt hatte, waren ein Azimuthal-Compaß von Kater, mit welchem nur allein der Wendepunkt der Aberration bestimmt wurde, und ein ordinairer Compaß zum Steuern von dem Künstler Alexander in Leith, die besten. Ihre Vorzüge bestanden hauptsächlich darin, daß die Karten in einem guten Verhältnisse mit den Nadeln stehen, und die Suspension der Nadel besonders gut ist; bei starker Bewegung des Schiffs bemerkte man besonders die Vorzüge der Kompasse von Kater und Alexander; und den 3ten September, als der starke Nebel alle Compasse unwirksam machte, verloren diese zwei ihre Wirksamkeit nicht. Walker's Azimuthal-Compaß lobt Capt. Roß ebenfalls, nur ist die Karte zu schwer gewesen, und bei einer Abweichung von 110º mit einer Inklination von 86º, stockte der Compaß. Auch hatte Capt. Roß einen von Jennings Insulated- oder Sicherheits-Compassen am Bord; allein die Nadel ist nicht gut gewesen; jetzt aber, wie ich es aus einem Aufsatze meines Freundes Horsburgh in No. 253 des Philosophical Magazins von Tilloch sehe, ist diesem Fehler abgeholfen. Auf dem Schiffe Brassa, Capt. Dumbar im Mittelländischen Meere auf welchem vieles von Eisen ist, was gewöhnlich von Holz gemacht wird, sogar die Ankertaue von Eisen sind, auch im Schiffe sich viel Eisen befand, wurde die Magnetnadel des Jenningschen Compasses nicht im geringsten durch die Menge und Nähe des Eisens gestört. Der Admiral Penrose versuchte diesen Compaß mit einem Magnet, der stark genug war, 42 £. Eisen zu ziehen, und dennoch keine Wirkung auf diesen Compaß äußerte; so daß die Erfindung derselben von der höchsten Wichtigkeit für die Navigation zu seyn scheint. Die Expedition des Capt. Parry ist mit mehrern von diesen Compassen versehen.

Vier Inclinatoria waren am Bord, verfertigt von vier verschiedenen Künstlern: Nairke, Loekwood, Jones und Troughton. Das Inclinatorium des ersten wurde am besten befunden. Wollastons Dip Sector und Dip Mikrometer konnten in der Baffins-Bay, der zu großen Ungleichheit der Horizontal Refraction wegen, nicht gebraucht werden. Ein von dem Edinburger Künstler Adie erfundenes Instrument: Sympeisometer soll nach Roß, Vorzüge vor dem Marine-Barometer haben, weil es nicht viel Platz auf dem Schiffe einnimmt und von den Bewegungen des Schiffs nicht afficirt wird; allein da auch die Veränderungen der Temperatur auf den Sympeisometer wirken, so scheint es, daß man sich auf die Warnungen desselben nicht so wird verlassen können als auf die des Barometers, wo mit sehr geringen Ausnahmen ein jedesmaliges Fallen des Quecksilbers, einen starken Wind ankündigt; indeß mit dem Barometer zusammen kann das Sympeisometer von Nutzen seyn.

Zwei neu erfundene Logs, das eine von Jennings, das andere von Baine, werden sehr von dem Capt. Roß gelobt, so wie auch ein Höhen-Instrument von Kater, nur war es nach einem zu kleinen Maaßstabe. Ein Boot von einem Lieut. Cowley erfunden, soll bei Aufnahmen von Küsten von vorzüglichem Nutzen seyn; auch ist der Zweck desselben, die Mannschaft bei Verlust des Schiffs zu retten; eines Rettungsboots von Kork, erfunden von einem Plentz, wird auch mit Lob erwähnt, wiewohl glücklicher Weise kein Gebrauch davon zu machen nöthig war.

Krusenstern.


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