Anzeige. Gutenberg Edition 16. 2. vermehrte und verbesserte Auflage. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++
Du holdes, du süßes, du liebliches Kind,
Gib, gib mir, hier dunkelts, ein Küßchen geschwind!
Dein Äuglein es funkelt wie Edelgestein,
Ein Küßchen von dir muß Rosenduft sein!
Wende dich nicht
Ab von mir,
Möchte so dicht
Ruhen an dir!
Sehnen und Trachten
Und Tränen und Schmachten
Hab' ich um dich, o mein himmlisches Kind,
Gib mir ein Küßchen, ein Küßchen geschwind.
Leih' mir es nur, gib mir es nicht,
Leih' mir es nur, gib mir es nicht,
Nimm es dann wieder, du Engelsgesicht!
Wenn man bei Wein sitzt, was ist da das Beste?
Anstoßen, austrinken, ist das Allerbeste!
Komm, mein lieber Kamerad,
Dein bin ich mit Wort und Tat!
Wer das Gläslein heut noch hält,
Weiß nicht, ob er morgen fällt;
Drum, wenn man bei Wein sitzt, ist das Allerbeste:
Anstoßen, austrinken, ja das ist das Beste!
Wenn's vor den Feind geht, was ist das Beste?
Dreinschlagen, dreinschlagen, ist das Allerbeste!
Haut und hackt man, daß es fleckt,
So erwirbt man sich Respekt;
Jeder, den man niederbrennt,
Macht ein tiefes Kompliment.
Drum, wenn's vor den Feind geht, ist das Allerbeste:
Dreinschlagen, dreinschlagen, ja das ist das Beste!
Flieht uns ein Mädchen, was ist das Beste?
Festhalten, festhalten, ist das Allerbeste!
Denn dem Weibervolk gefällt,
Wer da spielt den Herrn der Welt,
Wer nicht lang vorhero fragt,
Und recht küßt, wie's ihm behagt.
Drum, flieht uns ein Mädchen, ist das Allerbeste:
Festhalten, festhalten, ja das ist das Beste!
Der Abt:
Hör' an, hör' an, o Mundschenk mein,
Vorreiter sollst du heute sein:
Die Sporen an und mach dich fein!
Voran, und findst du guten Wein,
Schreib an die Türe: est;
Wo er vorzüglich gut und rein,
Da schreibe hin: est, est;
Doch, sollt' er gar vortrefflich sein,
So schreibe: est, est, est.
Hör! – Ja Herr Abt! – Hast du's gefaßt?
Das faßt sich leicht, ich hab's gefaßt! –
Hör' est – est, est – und est, est, est! –
Ja, est – est, est – und est, est, est! –
Der Mundschenk:
Halloh, mein Pferd, nun streck dich aus!
Halt an! da hängt ein Fähnlein aus!
Laß seh'n! ... Hm, dieser Wein ist – est!
Nichts weiter als ein simpel – est.
Drum wiederum zu Pferd, zu Pferd!
Halt! diese Fahn' ist haltenswert!
Wie ist der Wein? ... Hm, hm? – est, est! –
Ein ganz vortrefflicher – est, est! –
Doch weiter noch nach est, est, est! –
Heißt Montefiascon dies Nest? –
Ja, hier ist der Wein der allerbest! –
Laß seh'n! – Ja, der ist – est, est, est,
Hm, est – hm, est – hm, est, est, est –
Der Wein ist est – est – est – est – est!
Der Abt:
Halt! da ist Kreide, halte fest! –
Nein, weiter, fahr', – es ist nur – est.
Doch halte nun! – Hier ist est, est –
Steig' ich da aus? ... hm, hm, – est, est? –
Nein, laß uns suchen, – est, est, est!
Halt an! hier seh' ich est, est, est.
So halt', so halt' doch! – est, est, est!
Ein ungeheures: Est! Est! Est!
Die Kreide man gar liegen läßt. –
Was? ... Mundschenk, was? du bist noch fest?
Ja Herr, denn hier ist – est, est, est. –
Laßt sehn? – wahrhaftig! – est, est, est!
Hm, – est, hm, – est, ha, – est, est, est –
Der Wein ist – est, est, est, est, est!
Der Mundschenk: |
Der Abt:
( seelenvergnügt und betrunken, die Stimme wird immer schwächer) |
Herr, es wird Morgen! | Est! Est! Est! |
Die Sonn' ist oben! | Est! Est! Est! |
Die Pferde warten: | Est! Est! Est! |
Der Postknecht fluchet! | Est! Est! Est! |
Herr, es wird Mittag! | Est! Est! Est! |
Ihr wollt noch trinken! | Est! Est! Est! |
Herr, es wird Abend! | Est! Est! Est! |
Die Sonn' ist unter! | Est! Est! Est! |
Ihr seht kurios aus! | Est! Est! Est! |
Ach! Herr, Ihr fallt ja! | Est! Est! Est! |
Er stirbt, ihr Leute! | Est! Est! Est! |
Gott helf' der Seele! | Est! Est! Est! |
Es sahn, am Thum zu Mainz, die adeligen Herrn
Den Willegis zum Bischof nicht allerwege gern.
Der war ein Wagnersohn:
Sie malten, ihm zum Hohn,
Mit Kreide Räder an die Wand:
Die sah er, wo er ging und stand,
Doch es nahm Willegis
An dem Schimpf kein Ärgernis.
Denn als der fromme Bischof die Räder da ersehn,
So hieß er seinen Knecht nach einem Maler gehn.
Komm Maler, male mir,
Ob jeder Tür dahier,
Ein weißes Rad im roten Feld;
Darunter sei die Schrift gestellt:
Willegis, Willegis,
Denk', woher du kommen sis'!
Nun wurde von den Herren im Thum nicht mehr geprahlt:
Man sagt: sie wischten selber hinweg was sie gemalt.
Sie sahn, dergleichen tut
Bei weisem Mann nicht gut.
Und was dann für ein Bischof kam,
Ein jeder das Rad ins Wappen nahm.
Also ward Willegis
Glorie das Ärgernis!
Ein Gaukler Hocuspocus hieß,
Zu Magdeburg sich sehen ließ,
Er zeigte manch ein gutes Stück,
Sein schwarzes Rößlein bracht ihm Glück.
Viel nahm er ein, doch klagt er sehr:
Es wär zu wenig, er brauchte mehr!
Und rief: fort aus der armen Gruft!
Und warf ein Seil in die blaue Luft.
Dran lief sein schwarzes Roß hinauf,
Er packt' es am Schwanz im vollen Lauf,
Den Mann sein Weib am linken Bein,
Das Weib die Magd am Röckelein.
So flogen die dreie hinterdrein:
Das gab ein Lärmen, das gab ein Schrei'n!
Mir aber erzählte Großmutter mein:
Sie sollen in der Luft verhungert sein!
Im alten Schlosse Calenberg
Wohnt' einst – weil man ihn ließ,
Ein Geist, der Stiefel hieß,
Der war kleinknurpsig wie ein Zwerg,
Und hatte einen Stiefel an
Fast größer als der ganze Mann.
Er war durchaus von neuem Schlag,
Gar nicht wie andere sind,
Und furchtsam wie ein Kind,
Im Finstern und am hellen Tag:
Kam einen etwa Grauen an,
Fort lief der arme Stiefel dann.
Sagt' einer: kleiner Stiefel sprich,
Warum steckst du das Bein
In solchen Stiefel drein?
So wimmert er gar jämmerlich:
Wenn ich's nicht in dem Stiefel hab',
So zupft es mir der Pudel ab!
Er hielt sich zu dem jungen Herrn,
Der gab ihm oft zum Spaß
Konfekt und dies und das:
Milchlecken mocht' er gar zu gern!
(Von einem Muttersöhnelein
Soll Stiefelchen die Seele sein.)
»Ich bin ein Geist, und geh' herum
und heiße mit Namen Hütchen:
Wer früh aufsteht und fleißig ist,
bekommt von mir ein Gütchen!
Husch, hin und her,
Die Kreuz und Quer!
Die ganze Stadt ist ledern,
Liegt bis ans Ohr in Federn!«
»Doch horch, da klingt ping pang, ping
pang, bei einem Nagelschmiede.
Und seine Tochter singt dazu,
aus einem frommen Liede!
Gesegnet seid,
Ihr guten Leut'!
Wie fleißig beide sitzen:
Die Tochter klöppelt Spitzen!«
Nun macht der Schmied viel Nägel sich ...
die Stange nimmt kein Ende! –
Die Tochter mißt die Spitzen nach ...
o Wunder, auch kein Ende!
»Seid fröhlich heut,
Ihr guten Leut',
Die Frühauf segnet Hütchen,
Mit seinem Zauberrütchen!« –
Das Hütchen wollt' im Garten herumspazieren gehn,
Da sah es mit einem Buche einen dicken Pfaffen stehn,
Der war wie Stroh so dumm
Und hing das Maul so krumm!
Da zupft es ihm am Schopfe:
»Was hast du denn im Kopfe?«
»Ach, sprach der Pfaff': ich soll da zur Kirchenversammlung gehn,
Lateinisch disputieren, und tu' kein Wort verstehn.
Mich hat man ausgewählt,
Der nicht bis dreie zählt;
Ich weiß vor Angst und Bangen,
Nicht, wo ich soll anfangen! –«
»Getrost, du großer Esel,« sprach Hütchen, das kleine Ding:
»Da – nimm, von Lorbeerkringeln, den Firlefanzering.
Den steck dir an, so schafft
Er Weisheit dir und Kraft:
Du siegst an jedem Orte
Mit jedem deiner Worte!« –
Das Pfäfflein nahm das Ringlein, und sagte zierlich Dank,
Und fand sodann kein klügeres im Saal, auf keiner Bank.
Es war im Herzen froh,
Und sprach wie Cicero,
Zitierte, disputierte,
Bis keiner mehr sich rührte!
Ach! liefe doch das Hütchen in der ganzen Welt herum,
Und schenkte solche Ringlein an Jeden, der da dumm!
Ach, aus Verlegenheit
Hülf' es gar manchen heut'!
Komm Hütchen, liebes Dinglein,
Bring' tausend solche Ringlein!
Ich schrie einmal in den Sumpf hinein:
»Hermisch, ho, ho,
Brennst wie Haferstroh,
Schlag' mich blitzeblo!« –
Da kam das Irrlicht hinterdrein
Und flatterte und peitschte mich
Mit roten Flügeln fürchterlich:
»Wer Gottes Strafe leiden tut,
Den höhn' du nicht im Übermut!«
Ich schrie und lief zum Dorfe jach,
Da lief mir's in die Schenke nach,
Und fuhr da mitten in den Tanz,
Und flackert' um den Erntekranz
Mit hoher Loh' und großem Schall, –
Da stoben sie auseinander all! –
Und in dem ganzen Saale ging's
Und peitschte mit den Flügeln rings,
Und war, als brennte das ganze Haus!
Und prasselnd fuhr's zum Schornstein aus:
Die Nacht ließ man das Tanzen sein!
Ein jeder dachte der Sünden sein.
Der Teufel sprach zu Halberstadt:
»Hab' mich geschleppt da müd und matt,
Vom Berge gerissen manchen Stein,
Nun soll's – zu einer Kirche sein!«
»Vermeint': ihr bauet mir ein Haus,
Wo's hergeh'n sollt' in Saus und Braus;
Nun seh' ich wohl, es ist ein Tum,
Doch wartet nur – bald liegt er um!« –
Da hub der Teufel sich von der Statt:
Es kam ein Schreck über Halberstadt.
Das ganze Volk lief hin und her,
Wußt' nicht, wie das zu schlichten wär? –
»Er kommt geflogen mit einem Stein
So groß wie ein Haus,« tät alles schrein! –
Der Bürgermeister aber schrie:
»Ich schlicht' es noch, seid still dahie!«
»O Beelzebub,« begann er dann,
»Bleib' schweben dort und hör uns an.
Der Tempel steht, doch sieh, man kann
Ein Weinhaus bauen dicht daran!« –
Da sprach der Feind: »das ist ein Wort!«
Und schmiß den Stein daneben fort.
Man baut's und sagt seit dieser Zeit,
Vom Tempel ist der Krug nicht weit.
Doch wohlberaten ist die Stadt,
Die solchen Bürgermeister hat.
Ja wohlberaten ist die Stadt,
Die solchen Bürgermeister hat.
»Das Volk ist hier zu matt und schlecht,
Ich seh', Ihr brauchet einen Knecht,
Herr Pfarr, den Ihr in Kält' und Hitz'
Recht schindet in Schindhudelwitz
Und der nicht gleich für krank und tot
Hinfällt im ersten Abendrot
Und der nicht immer Trank begehrt
Und der nicht immer Speise zehrt
Und der nicht ewig müßig steht
Und der nicht immer tanzen geht.
Wie wär's, wir schlössen den Kontrakt?
Ich bin so einer der sich plackt.
Ich dusle nicht wie Hinz und Hans.
Ich kenne nichts von Spiel und Tanz,
Ich esse nichts, ich trinke nichts,
Ich reiße, ich zerlumpe nichts,
Ich will nicht Lohn, nicht Gaben;
Nur Arbeit muß ich haben;
Sonst werd' ich schlimm!« –
Der Pfarrer sieht den Schwarzen an
Und spricht: »Ich unterschreib', wohlan!
Nimm diesen Spaten, zieh dahier
Rings um das Gut den Graben mir,
Sechs Ellen tief, die Breite zehn:
Dann wollen wir schon weiter sehn!«
Der Schwarze pustet in die Hand
Und sticht den Spaten in das Land.
Ho, ho, was wirft der Klöße aus!
Das fliegt und flirrt im vollen Lauf!
Man sieht ihn hier, man sieht ihn da,
Bald ist er fern, bald ist er nah.
Kaum traut der Pfarrer dem Gesicht,
So steht er schon vor ihm und spricht:
»Herr Pfarr, das wäre nun erreicht,
Der Boden ist auch gar zu leicht,
Der Graben ist gegraben
Und Arbeit muß ich haben;
Sonst werd' ich schlimm!« –
»So hau' die Eichenknubben klein:
Es werden siebzehn Klafter sein!« –
»Hm,« sagt der Knecht, »wo ist das Beil?
Flink her, ich habe Langeweil'! –
Da liegt der Stiel, es ist entzwei. –
Ganz oder nicht, mir einerlei!
Ich schlag die Knubben auf den Stein,
Da springen sie schon kurz und klein!« –
Er schlägt und schmeißt, das fliegt umher,
Als ob's Geschirr vom Töpfer wär!
Die Späne flirren übers Haus,
Die Stücken weit zum Hof hinaus.
Er liest sie auf und macht dann Schicht
Und geht zum Pfarrer hin und spricht:
»Der Stein tat seine Schuldigkeit,
Die siebzehn Klafter sind so weit,
Der Graben ist gegraben
Und Arbeit muß ich haben;
Sonst werd' ich schlimm!« –
»Ho!« sagt der Pfarr', die find' ich bald!
Geh, wat im Schnee hinaus zum Wald,
Wo hundert alte Stöcke stehn,
Sieh zu, ob sie heraußer gehn.
Da hast ein Weilchen du zu tun,
Ich will indessen etwas ruhn!« –
»Ruht nicht zu lang, bald sind sie 'raus:
Denkt lieber neue Arbeit aus!«
Im Hui ist nun der Knecht im Wald
Und zerrt und rodet mit Gewalt;
Das Springen all der Wurzeln knallt,
Als wenn der Donner kracht und schallt.
Er reißt die Stöcke kurz und klein
Und führt sie in den Hof hinein:
»Herr Pfarr', die Stöcke liegen nun
Zersplittert, wo die Knubben ruh'n,
Der Graben ist gegraben
Und Arbeit muß ich haben;
Sonst werd' ich schlimm!« –
Da wend't der Pfarrer sich im Schlaf:
»Jetzt ist es Nacht, vertracktes Schaf;
Drum nimm die Hornlatern und geh
Aufs Feld hinaus, such' unterm Schnee;
Da ist manch gefror'ner Stein:
Geh hin und such' den Acker rein!« –
Pink! Feuer! die Laterne brennt,
Der Teufel nach dem Felde rennt
Und scharrt und fegt und leuchtet drein
Und pustet drein und rafft die Stein'
Und schmeißt sie, daß sie Feuer spei'n,
Auf einen Haufen überein:
»Das ist der letzte nun, Herr Pfarr',
Was Neues! Aus ist das Gescharr!
Der Acker ist von Steinen rein
Und Stock und Knubb ist kurz und klein,
Der Graben ist gegraben
Und Arbeit muß ich haben;
Sonst werd' ich schlimm!« –
Da wend't der Pfarrer sich und spricht:
»Wie lang du machst, du fauler Wicht!
Geh hin zum Küster, frage den:
Was er dich heißt, das soll gescheh'n!
Er wird etwas harthörig sein;
Doch schlag ihm nicht die Türen ein.« –
Er rennt zum Küster hin und klopft;
Doch Küsters Ohren sind verstopft.
Er pfeift, ruft, klopft und flucht darein:
»Soll hier die Arbeit Trommeln sein?« –
Nun schlägt er Wirbel auf die Tür,
Da guckt der Küster doch herfür:
»Hör auf mit Trommeln, wer ist da?« –
»Ich.« – »Willst du Arbeit haben?« – »Ja.
Das Feld ist nun von Steinen rein,
Und Stock und Knubb' ist kurz und klein,
Der Graben ist gegraben
Und Arbeit muß ich haben;
Sonst werd' ich schlimm!« –
Da spricht der Küster: »Spann nur an!« –
Der Schwarze spricht: »es ist getan!« –
»Ich will zur Stadt, der Weg ist schlecht,
Flink her die Steine, fauler Knecht!
Und pflast'r ihn immer vor mir her;
Sonst wird's den Pferden allzu schwer!
Flink, Hand ans Werk!« – Der Schwarze springt
Und holt und stampft, das Pflaster klingt.
Der Küster fährt gemach im Schritt,
Da kommt der Teufel prächtig mit.
Erst sind die Steine nicht so fern,
Da machts der Teufel flink und gern,
Der Küster fährt und singt und lacht
Und spricht: »Das hab ich gut erdacht!
Er ist mit Pflastern hübsch voraus,
Sein Springen nimmt sich drollig aus,
Ich laß die Pferde traben;
Der Kerl will Arbeit haben;
Sonst wird er schlimm!« –
Er trabet immer schneller fort;
Da ruft der Teufel: »Herr, ein Wort!
Laßt sein den Trab, ich komm nicht mit,
Ich hab's zu weit, fahrt lieber Schritt!«
»Eh!« spricht der Küster, »sei nicht faul!«
Und haut ihn tüchtig übers Maul. –
Da rennt der Teufel, was er kann,
Und setzt und schleppt von neuem an,
Und immer flinker wird sein Lauf,
Je ferner ist der Steine Hauf.
Doch endlich fährt mit Saus und Braus
Er in die Luft: »Ich halt's nicht aus!«
Da lacht der Küster hinterdrein:
»Fahr zu den Raben, Hämmerlein!
Du bist ein Kerl, du wärst was nütz
Zum Knechte für Schindhudelwitz!
Das ist ja zum Begraben –
Solch Volk will Arbeit haben,
Sonst wird es schlimm.« –
Ich stellte den Stuhl nicht an die Wand,
Und wandte die Schuh' am Bett nur halb,
Und nahm den Daumen nicht in die Hand,
Da kam des Nachts der böse Alp.
Er bohrte durch ein Wandloch sacht,
Ich dacht', und nahm es genau in acht:
»Sollst dich auf mir nicht wiegen,
Wart, wart, ich will dich kriegen!«
Und als er zur Wand hereingeschlüpft,
Und auf den Zehen leise ging,
Da war ich zum Loch an der Wand gehüpft,
Und stopft es zu, da schrie das Ding,
Mit feiner Stimm': »o Pein, o Pein,
Nun muß ich hier gefangen sein!
O weh, wie werden weinen,
Zu Hause, meine Kleinen!«
»O Menschlein, wimmert er bitterlich:
Hab' sieben Kinderchen zu Haus,
Die müssen verhungern fürchterlich,
O Menschenkind, laß mich hinaus.«
Da sprach ich: »komm nicht wieder herein«.
Da sprach er: »nein, gewiß nicht, nein«.
Kaum, daß ich ihm aufmachte ...
Husch! war er hinaus, und lachte. –
Und, wie er so lachte, ging ich nach,
Und als ich vor die Haustür kam,
War er schon unten an dem Bach:
Ich sah, wie er ein Ruder nahm
Und lief hinab und hielt den Kahn:
Da winselt' er von neuem dort
Und sah zuletzt mich drohend an.
Ich ließ den Kahn, – da glitt er fort! –
Mich überkam ein Grauen,
Vor seinen Augenbrauen.
In der Sommernacht
Der Knecht erwacht,
Da sieht er die Mägde geschäftig gehn
Und mit Marei am Herde stehn.
Mit Salben beklecksen
Sich Besen die Hexen,
Dann geht es in Saus
Zum Schornstein hinaus.
Zieht eine fort,
So ist ihr Wort:
Flieg auf, flieg auf, flieg um, nicht an!
Mir nach, mir nach, wer's auch so kann.
Dann reitet die Hexe
Auf Besen-Gezwäckse
Zum süßen Konnexe,
Zum Gänsegeschleckse:
Hih hoh, heh heeh!
Hah hih, heh heeh!
Durch die Lüfte geschwind
Wie der sausende Wind.
Jetzt meint der Knecht:
Das wär' mir recht!
Nimmt einen Stock und sucht im Rauch
Die Hexensalbe und salbt ihn auch:
O welch Vergnügen,
Ihr nachzufliegen:
Die fang' ich im Tanz
Um den Kessel der Gans!
Im Zorn will er fort
Und spricht das Wort:
Allein anstatt »flieg um, nicht an«
Sagt »um und an«, der arme Mann.
Nun bleibt er nicht stecken,
Doch fliegt er zum Schrecken
(Er kann sich nicht decken)
An Mauern und Ecken,
Piff, paff, ho heh!
Rumm, bumm, weh weh!
Mit dem Kopf an den Baum;
Ihm wird wie im Traum!
Fort und fort,
von Ort zu Ort:
Im Sturm an den Turm, pirr! – klirr! an die Fahn',
Er reißt in die Lüfte den Wetterhahn, –
Schwirr! pirr! an die Mühle,
Ins Flügelgewühle! –
Blautz! prallt er ab;
Der Kopf fliegt ab;
Da er noch fest
Zum Geiernest –
Fliegt an – da rupft und zupft ihn vorn,
Rechts, links und hinten Klau' und Dorn.
So wird er verschlissen,
Zu Faden zerrissen,
Heruntergeschmissen;
Es bleibt nicht ein Bissen! –
Über Stock und Block
Hin fliegt sein Stock
Ganz selig allein
Zum Hexenverein.
Dort fliegt er an
An Weib und Mann,
Man flieht und flüchtet vor ihm her,
Stürzt, stolpert hin die Kreuz und Quer.
Man kann sich nicht decken,
Es tanzet der Stecken,
Fliegt an und um
Im Kreise herum,
Das Zauberwort
Wirkt fort und fort,
Wupp wupp, wupp wupp, tipp tapp, tipp tapp!
Klitsch klatsch, klitsch klatsch, klipp klapp, klipp klapp!
Auch ist so erpicht er
Auf Hexengesichter
Und nimmer zerbricht er,
Bis fort das Gelichter,
Hah hih, hoh heh!
Hih hoh, heh heh!
Bis alles zerstäubt
Und nichts mehr bleibt.
Wie Schaum und Flaum
Zerrinnt der Traum.
Von neuem erwacht der gute Knecht
Und reibt die Augen und wacht erst recht:
Da scheint die Sonne,
O Freud', o Wonne!
Weg ist der Tanz,
Er fühlt sich ganz!
Und welch ein Spaß,
Er liegt im Gras:
Marei hat Essen ihm gebracht,
Klopft in die Hand und steht und lacht:
»Was muß ich ersehen?
Statt fleißig zu mähen
Im Schlafe sich drehen,
In der Sonne sich bähen!«
Ha, hi, ho, hei,
Komm, Hexe Marei!
Den Traum er vergißt
Und ißt und ißt.
Es standen drei Mädchen am tiefen Teich:
Der Wassermann maß die Bänder gleich:
»Ihr Mädchen, wollt ihr Bändchen?
So langet nach den Endchen!« –
»O Wassermann in kühler Flut
Hast grünen Hut, und falschen Mut;
Du willst uns nur belügen,
Belügen und betrügen!«
Er lach'te; da sah man die Zähne grün:
»Die schönste von euch ist stolz und kühn,
Seht doch die vielen Bändchen,
Zupft Euch ein hübsches Endchen!« –
»Er mißt die Bänder weiß und grün,
Er will uns in das Wasser zieh'n« –
»O Mädchen, langt nur munter,
Die schönste zieh' ich nicht unter!« –
Da langten sie All', es rauscht die Flut:
Die Bänder werden so rot wie Blut;
Der Wassermann ist schnelle:
Die Mädchen sind unter der Welle!
Was mögen sie wohl da unten tun? –
Sie müssen beim Schuppenmanne ruhn,
Sie müssen ihm braten und kochen,
Sieben Walfische alle Wochen.
Laß stehen die Blumen!
Geh' nicht in's Korn!
Die Roggenmuhme
Zieht nun da vorn:
Bald duckt sie nieder,
Bald guckt sie wieder:
Sie wird die Kinder fangen,
Die nach den Blumen langen.
Der Hunger macht die Kinder krank:
Eßt! wer hat nicht genommen?
Fegt aus die Schüsseln rein und blank,
Sonst wird die Stempe kommen!
Und wen sie wird treten,
Dem nutzet kein Beten;
Kein Beten, kein Bitten
Wird von ihr gelitten.
Sie tritt und tritt ihn platt
Und macht ihn wie ein Kartenblatt
Und patschet ihn zu Apfelmus
Mit ihrem breiten Schwanenfuß.