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In klarer Frühlingsabendpracht, Wenn schon der Sterne Heer erwacht, Wenn kühl der Mond im Ost sich hebt, Die Flur mit blauem Duft umwebt, Indeß im West des Abends Stralen Den Himmel heiß mit Purpur malen; Wenn Nachtigallenschlag erschallt Und drein im Nachthauch rauscht der Wald; Wenn aus des Wassers dumpfer Schwüle Der Fisch mit lust'gem Sprung sich schnellt, Und in der weichen Schlummerkühle So still und heimlich liegt die Welt; Wenn in der Uferweiden Dunkel Der Elfen Chor den Reigen schlingt, Und aus dem Strom ein leis Gemunkel Der Nixen auf zum Lichte klingt: Das ist die zauberhafte Stunde, Wo Tag und Nacht in gleichem Bunde Dich kränzen mit dem schönsten Schein, Du Fürst der Ströme, trauter Rhein! 2 Auf deinem Grund geschmolzen rollt Der Nibelunge rothes Gold; Das spielt wie Scharlachfeuerglut Herauf an's Licht aus deiner Flut. Dein Stromgott tief zum Schlaf sich neigt Sein Odem leis nach oben steigt, Das quillt wie weißen Silbers Schaum, Und stickt des Goldgewandes Saum, Indeß vom Ufer Bergesschatten Das lichte Blau dem Purpur gatten. Drum gibt sich Roth und Weiß und Blau Als Rheinlands Farbe stolz zur Schau. Zu solcher Stunde treibt hinunter Er aber fragt dem wenig nach, So kam er in ein lieblich Land, Der Knabe lenkt den Kahn an's Land, Es knistert noch das Feuer lang, |
Früh aus den Wolken sprang der Tag; Da kam durch thaugenäßten Hag Ein kräftig Mannsbild hergegangen Im knappen grünen Jagdhabit, Das zottige Dachsfell umgehangen, Den festen lässig sichern Schritt Gestützt auf seines Speeres Schaft. Es war ein Mann in voller Kraft, Ein Antlitz wie aus Holz gehauen, Vertraut mit düsterm Wäldergrauen, Gebräunt vom nächt'gen Wetterschlage, Lächelnd in jeder Müh' und Plage, Das von dem Kampf mit Bär und Ur In tiefen Narben trug die Spur; Ein Aug', das mit dem glüh'nden Stern Die grimme Bache scheuchte fern; Waidmännisch keck in's Weite schauend, In jeder Noth dem Arm vertrauend, Der seinem Herrn mit Stoß und Hieb Nie seine Dienste schuldig blieb. 8 Es zeugt das Roth des Wangenpaars Noch nicht vom Mühsal manchen Jahrs, Doch in des Bartes dunkle Locken Warf schon das Alter weiße Flocken. Ein Mann an Leib und an Gemüthe, An innerm Sinn und äußerm Kleid, Wie sie so recht mit Vatergüte Der Forst erzieht in Einsamkeit. Mit ihm sein Hund, gleich ihm gedrungen An Brust und Gliedern, trotzig, kühn, Die Nüstern weit, die Stirn geschwungen, Mit Augen, die von Mordlust glühn; Die breiten Ohren tief zerrissen, Vom Wolfszahn grimmig aufgeschlissen, Nur halb verdeckt sein weiß Gebiß – Kein Feind, den er nicht niederriß! Der stand jetzt still; der Jäger auch; Das Thier nach guten Spürers Brauch Packt eine Fährt' und wedelt lüstig. Den Spieß ergreift der Jäger rüstig, Rasch bricht er Bahn sich durch's Gezweig, Das tauft mit Morgenthau ihn reich. Nun steht der Hund mit lautem Knurren, Als wollt' er dem Gebieter murren, Vor dessen Zorn er nur sich scheute Gleich anzuspringen seine Beute. Der Jäger schreitet nach: da ruht Auf offnem Platz in Waldes Hut, Vom Frühhauch weich umspielt und mild, Gechloss'nen Augs des Jünglings Bild; 9 Die eine Hand ihm unterm Haupt, Drauf senkt ein Ast sich dichtbelaubt, Der hatte mit besorgtem Walten Den Morgenstral ihm abgehalten. Der Jagdspeer liegt im andern Arm, Doch hat der Schlaf ihm weich und warm Des Fingers Sehnen abgespannt, Und breit und lässig ruht die Hand. Der Jäger steht – da knackt ein Ast, Der Knabe fährt empor in Hast; Er schüttelt ab des Schlummers Stocken Und von dem Aug' den Schwall der Locken. Wie von des jungen Weines Glut Aufschäumt des Mannes rothes Blut, So zückt die Kraft ihm heiß durch's Mark; Auf springt er, faßt die Lanze stark, Und so gestellt ihn abzufangen Harrt er des Gegners ohne Bangen. Gewaltig Bild! Du schautest hier Des Mannes vielerprobte Stärke, Dort in des Jugendtrotzes Zier Den Knaben, reif zum Männerwerke; Hier eine Eiche, markig, ständig, Die Fichte dort, gelenk, lebendig – Und hätten Beide sich bekriegt, Wer möcht' uns künden, welcher siegt? Doch nicht so feindlich war's gemeint! Der aber sprach: Nehmt's nicht unwirsch, Dafür laßt mich, spricht jener, sorgen! Zur Antwort war der Mann bereit: Tiefathmend saß der Jüngling da, Nun wollt' ich hättet ihr gesehn Der Jüngling rafft sich aus der Rast, |
O fröhlich Leben an dem Rhein, Gespeist von Kraft, getränkt von Wein, Wie grüßest du in Sommerlust Unsterblich jung des Dichters Brust! So lang noch stehn die Felsenhallen, Wird rheinischer Gesang erschallen; So lang der Strom mit stillem Gang Die Wimpel führt das Thal entlang, Wird Liebe jubelnd ihn befahren Und ew'gen Jugendmuth bewahren. So lang noch rauschen diese Wälder Und grün noch stehn die satten Felder, So lang sich Trauben röthlich färben, Wird nicht ein froh Geschlecht ersterben. Dir gab, o Rheinland, Gottes Huld Des Nachbarn wilde Ungeduld. Der Franke neidet deine Schöne Und seiner Gier bist du ein Ziel; Drum üben deine schmucken Söhne Die Kraft im ernsten Waffenspiel; 16 Drum rufen deine Schützenfeste Von nah und fern heran die Gäste, Und steten Sieges klar bewußt Vereint dem Ernst sich stolze Lust! Auf weitgedehntem grünem Rasen, Horch, ein Trompetenstoß! Am Ziel Jetzt tritt der Graf aus seinem Zelt, Zum zweitenmal Trompetenstoß. Nun schweigt das Feld, die Schützen auch, Zuletzt nun tritt der Förster vor. Doch Halt! so ruft's vom Scheibenstand, Es winkt der Herr: die Bahn wird leer; Der fremde Jüngling neigt sich hold, Der Herold tritt zum Scheibenhaus, |
Wenn Mädchen in des Abends Glanz Beim Dorfesbrunnen stehn im Kranz, Und plötzlich dann mit leichtem Fuß Ein fremder hübscher Bursche naht Und grüßt die Schaar mit keckem Gruß Und weiter wandert seinen Pfad: Das gibt ein Summen und ein Fragen Wer mag er sein? wo kam er her? Wohin mag's ihn so eilig jagen, Daß er mit uns nicht kos'te mehr? So ging durchs Volk ein laut Getöse, Die Jäger waren neidisch böse, Die Mädchen aber laut mit Gunst Priesen des Jünglings sichre Kunst. Neugier und Haß, Huld und Verdruß Besprachen sich zum Ueberfluß. Den Schützen grämte das nicht viel, Er rafft sich auf, und drückt den Kranz, Da sprach der Graf mit mildem Ton: Der fremde Jüngling schweigt, doch bald Du redest wohl! so sprach der Graf. Und Otto drauf: ich bin's bereit! So recht, mein Sohn! nun kniee nieder Da springt der Jüngling auf, entsetzt, Schon flammt ein rauhes Wort herauf, Und er verstand den Blick! den Sieg Nun winkt der Graf den Förster her: Mein junger Herr, ich seh' es gut, Er trat zurück. Des Jünglings Herz |
Kennt ihr der Nacht geheimes Beben, Das flüsternd durch die Blätter rauscht, Wenn still der Schöpfung innig Leben In Lust sich senkt und Liebe tauscht? Um Liebe fleht aus kalten Mauern Der Unke glockenheller Laut, Der Nachtigallen Klagen schauern Vom Busch herauf so heiß und traut; Es stößt das Wasserhuhn im Schilfe Den Sehnsuchtslaut aus heller Brust, Des Abends leichtbeschwingter Silfe Sucht die Genossin seiner Lust. Es eint der lichtdurchstralte Käfer Dem glühnden Würmchen seinen Glanz, Und selbst den Schlaf durchwebt dem Schläfer Der Traum mit buntem Liebeskranz. Denn auch des Menschen tief Gemüthe Wird von der schwülen Nacht geweckt Und duftet auf gleich dunkler Blüte, Wenn keusch die Nacht sein Sehnen deckt. 33 Dann klingen aus des Sängers Munde Die höchste Lust, der stillste Schmerz, Und offen schließt der nächt'gen Stunde Das Weib sein tiefgeheimstes Herz. Was streng der wache Tag geschieden, Was scharfe Satzung herb getrennt, Die Nacht vereint's im süßen Frieden, Die nur das Recht der Minne kennt. Dicht unter hohen Schlosses Warten Grünt der Wald und röthet sich die Heide, Laß mich weinen, traute Waldesstille! Da scholl's vom Rhein zu ihrem Ohr, Kam der Knabe durch den Tann gezogen, Rings von Minne schlagen Nachtigallen, Eine Hütte weiß ich tief im Walde, Und Otto schwieg, der Ton verklang, Stolzer Knabe! frevelnd will dein Minnen Und wie die Maid den Ton geendet, |
O Welt, wie bist du ungerecht, Du kalt und liebeleer Geschlecht! Selbst zahlt die Lieb' ihr Glühn mit Leiden, Den süßen Kuß mit herberm Scheiden, Und in dem höchsten Lustumfangen Preßt sie noch Thränen auf die Wangen. Doch du, o Welt, erbarmst dich nicht, Ziehst scheue Minne rauh an's Licht, Umlauerst die vertrauten Lauben, Wo sich so hold die Küsse rauben. Du reißest fort den zarten Schleier, Der mild verhüllt der Liebe Feier; Verleumdung schilt mit gift'gem Mund Der Herzen heiligtreusten Bund. Es reift die neid'sche Eifersucht Aus Lebensblüten Todesfrucht; Und tückisch schleicht zu Nacht Verrath Und sät mit Lust des Argwohns Saat. Es war ein Jäger an dem Hofe, Nun bei des Morgens goldnem Licht Gestrenger Herr, vieledle Frau! Und zornig fährt der Graf ihn an: Ihr wollt es, Herr – so sag' ich's euch: Da hebt der Graf sich stolz vom Sitz, Er sprach's, und zähneknirschend schlich Doch anders als des Vaters Wille Doch nimmer brennt die Lava schwächer, |
O edles Waidwerk, hoch im Preise! Durch Flur und Eichenforst und Tann Lockst du aus täglichem Geleise Zur kühnen That hinaus den Mann. Es prangt der Wald in bunter Schöne, Wie eine neue reiche Welt, Es gibt das Horn die muntern Töne, Und froh die wilde Meute bellt. Da blitzt des Greisen Aug' im Feuer, Sein Arm wird Stahl am schweren Schaft, Und in Gefahr und Abenteuer Erneut sich ihm die Jugendkraft. Es richtet sich des Jünglings Seele Gesammelt auf das Eine Ziel: Sei's Leid, sei's Freude, was sie quäle, Vergessen wird's im kühnen Spiel. Der Wildniß Thier mit Mordgelüste Und die Gefahr ist nimmer weit: Drum ziemt ihm, daß er stets sich rüste Mit männlicher Besonnenheit. 47 Doch aus den windbewegten Zweigen Rauscht mild ihm zu des Waldes Geist, Der ihn im tiefen grünen Schweigen Von Mannestugend unterweist. Was er gelitten und genossen, Es zeigt sich dämmernd nur von fern; Die bunte Welt ist zugeschlossen, Er fühlt sich seines Schicksals Herrn. Er spürt, wie neu der Becher mundet, Wie drinnen ihm das Herz gesundet, Wie klein die Welt, die ihn versehrt, Wie groß Natur, die ihn ernährt. Es war im Frühherbst, kühl der Morgen, Dort unten eilt der Förster her, Laut jauchzend hören Alle zu, Mein Kind, die Jagd des Urs ist, traun, Schon riß ihn fort sein schnaubend Roß. |
Den stillen Fluten bin ich hold, Die mitten in des Waldes Düster Licht glänzen von des Mittags Gold, Umrauscht vom leisen Schilfgeflüster. Am Grund, wohin die Sonne klar Die grüngebrochnen Stralen spendet, Sproßt eine volle Pflanzenschaar, Die Blatt und Blumen aufwärts sendet. Am dünnen schlangengleichen Stiel Schwankt bleich die milde Wasserrose, Sie ist der Fluten lieblich Spiel, Die schaukeln sie im Windgekose. Tief bei der Pflanzenwurzeln Nacht, Da ist der Fische kühle Wohnung; Doch taucht der Reiher mit Bedacht Hinab und würgt sie ohne Schonung, Bis ihn des Falken Schlachtruf schreckt Und aufjagt von der leckern Speise, Der drohend seine Fänge reckt Und ihn umschwebt in scharfem Kreise. 55 Solch Bild der Wildniß schaut' ich viel, Der Reiher lebt und sein Verderber; Doch nicht mehr steigt das Federspiel, Vorbei die Jagd mit Falk und Sperber, Und traurig rauscht der Wald die Frage: Wo blieben sie, die frohen Tage? Schön Elsbeth mit dem Schützen ritt Rasch ritt schon Otto Beiden nach Doch wo der Mensch des Lebens Zier Da war er hin dem Feind gegeben, O Priester Tod, du treuer, ächter! |
Sie ruhten in des Försters Hause, Der ihnen Hülfe kühn geliehn, Und sie geführt in seine Klause Zum mild erwärmenden Kamin. Bald war von seines Speeres Stichen Des Ures letzte Kraft entwichen; Der lag nun todt mit Blut beronnen Tief in dem Wald am Felsenbronnen. Sie hatten's weislich ausgedacht, Um nicht die Mutter zu erschrecken, Zu warten bis zur stillen Nacht, Und nie ihr Schicksal zu entdecken. Denn ihr Geheimniß wahrt die Minne In siebenfach verschloss'nem Sinne; Und doch, ob sorglich schweigt der Mund, Ein einz'ger Blick gibt's eilig kund. Die Beiden sitzen Hand in Hand, Süß plaudernd von dem Abenteuer; Es hängt der Jungfrau naß Gewand Zum Trocknen an dem muntern Feuer. 65 Ihr gab der Förster von dem Pflock Des jüngern Bruders Jägerrock, Dem eines Bären Tatze frühe Gekürzt des Lebens Lust und Mühe. Leicht schlüpfte sie in's grüne Kleid, Das ihr mit Lächeln Otto bot: Wie herrlich prangt darin die Maid, Und wird von holder Scham doch roth; Es liegt ihr wie ein Frauenmieder Gefällig um die schlanken Glieder; Nur daß wol keines Burschen Zöpfe So lang und licht vom Haupte fließen, Auch wollen vor der Brust die Knöpfe Nicht recht in ihre Litzen schließen, Und um die Hüften sitzt gespannt Das knappgeschnittne Jagdgewand. Nun war's ein schöner Nachmittag; Nun aber ist des Weines Kraft, Da sah ihn Otto freundlich an: Wenn du vom Rhein gen Morgen gehst Da fuhr der Förster auf in Hast Doch Otto schaut besorgt sich um Weh, junger Herr, welch arges Thun! O schweige! ruft ihm Otto zu, Da sprang er auf. Der Abendschein Da schritt aus der bemoosten Thür Der Förster war hinweggegangen, Der Förster kam – es war vorbei. Die Welt trat wieder in ihr Recht, |
Dies Lied erzählt von hellen Tagen, Es klingt von Frühling, Sommer, Herbst. Dich, Winter, muß ich nun verklagen, Daß rauh du bunte Flur entfärbst. Du bannst das Wild in seine Baue, Im Schnee verdumpft des Hornes Klang; Es senkt der Himmel sich, der graue, Erdrückend auf der Vöglein Sang. Es steht so schweigend Eich' und Rüster, Die Linde weiß nichts mehr von Duft; Es grünt nur noch die Tanne düster Durch nebelhafte scharfe Luft. Da ist von Blumen und von Frauen In Hof und Garten, Hain und Feld Kein lächelnd Antlitz mehr zu schauen, Und ohne Freude starrt die Welt. Nicht klingt am niedern Fenster leise Des Liebespaars vertraut Gekos, Nicht legt die süße Minneweise Der Nacht sich in den stillen Schooß. 76 Doch auch den Winter soll man ehren; Er sammelt uns um's Feuer traut, Er spendet Kunden uns und Lehren, Womit die Vorzeit uns erbaut. Hat uns der Lenz hinausbeflügelt, So war's in Clev'. Am Fenster stand Herr Homberg war's aus Hessenland, Nun spielt ein grausam Schicksal oft, Herr Otto hielt die Wacht am Thor; Zu spät! denn ach! das Thor der Burg Wenn aufgepeitscht von wilden Föhnen Fern schon verklang des Hufes Schlag Und bei dem Wort in Ebbo quoll Wohl, ruft der Graf, frisch drauf und dran! Ha, wie des Buben Brust nun schwillt, Doch lächelnd zu Herrn Homberg hin |
Mein junger Fürst! man soll nicht zagen Will uns das Schicksal Gunst versagen: Oft ist ein Unglück uns bestimmt, Das gar ein fröhlich Ende nimmt. Es kennt der Wald so viel Geschichten, Laßt mich ein lehrsam Stück berichten, – Mir selbst geschah's vor manchem Jahr, – Das zeigt euch solch Exempel klar. Mein Bruder ward mit mir erzogen; Das war ein Bursch euch! ungebogen Von jeder Noth, ein starker Bub, Dem stets Gefahr den Muth erhub Nun kam an einem Abend Kunde, Es lieg' ein Bär im Eichengrunde. Wir Beide faßten schnell den Rath Zur ersten kühnen Waffenthat. Auf engem Pfad war's, wo wir ritten; Da lag ein Würzlein in der Mitten, Das scheu mein Pferd, weiß nicht wie's kam, Vielleicht für eine Schlange nahm. Wild bäumt es: ich, der Kerngesunde, Im Fall schlag' ich mir eine Wunde; 85 Die rechte Hand war ausgerenkt – Da hieß es still nach Haus gelenkt! Nun weiß ich noch, wie ich gewettert, Daß so mein grüner Ruhm entblättert; Ich hieb in meinem blinden Zorn Das arme Roß mit Gert' und Sporn. Doch wie der Tag zu Ende eilte Und mählich schon der Arm mir heilte, Da brachten sie in blutigem Graus Den todten Bruder mir in's Haus. Der ist seitdem mir oft erschienen Zu Nacht im Wald mit lieben Mienen, Und wo mich schon Gefahr umgarnt, Hat er mich brüderlich gewarnt. Da seht ihr's nun: was ich gescholten, Wie hat sich's mir als Glück vergolten! Was jenem schnellen Ruhm verhieß, Das war's, was in das Grab ihn stieß. So fürcht' ich schier, des Hombergs Kommen War ehender zu euerm Frommen; Ihr habt mit eignem Willen jetzt Dem Glück den Pfad zu euch versetzt. Doch grämt euch nicht; denn als ein Blinder Ist aller Witz der Menschenkinder; Der Mensch wirft Zeichen in den Schooß, Und doch wie Gott will fällt das Loos. Eins aber dünkt mich: Trunk und Essen Soll man in keiner Noth vergessen: Je düstrer euch das Morgen winkt, So kecker nehmt das Heut' und trinkt! 86 So sprach der greise Förstersmann So sprach er: Fest ist der Beschluß: Herr Otto ging mit seinem Jammer Ebbo zuerst: Was ficht dich an, Drauf Hugo: Neidhart, Lügner du, Nun kehrt sich Ebbo zu der Schaar: Er spannt den Bogen, weil das Schwert Er sprach das Wort so königlich; Die Beiden aber wohlgemuth |
Steh auf, mein Sohn! so sprach der Graf: Du warst in meinem Dienste brav; Auch heute nahm dein offen Wort Mir jeden Groll vom Herzen fort. Doch bist du mir ein fremd Geschlecht; Ich wahre deines Vaters Recht. Gefangen bist du mir zu Händen, Gefangen muß ich dich ihm senden. Doch vor dem Kloster rettet dich Ein rascher Ehbund sicherlich; So heilig ist des Priesters Wort, Das nimmt dir kein Gelübde fort. Ich will dir wohl, Herzog in Hessen: Als Schütze hast du dich vermessen Und kühn nach Elsbeth ausgeschaut; Der Herzog nehme sie zur Braut. Doch stell' ich zu der Frauen Lobe Vorher noch eine Minneprobe. Und Elsbeth in der Thür erscheint, Da ward ihr Blick von Thränen voll, Wolan, so ist das Loos gefallen, Da sah die Maid entsetzt ihn an, O Herz, du hast den Sieg! Sie tritt Da trat aus weiter Doppelthür Da hub sich Otto stolz empor |
Es sang ein Mann des Rheins dies Lied, Dem Minne Lust und Leid beschied. Ihm war das Lied ein Leidvertreib: Er minnet selbst ein hohes Weib; Des eignen Herzens süße Sorgen Hat er im schmucken Reim verborgen. Die Hehre, die dies Lied nicht nennt, Er weiß, daß sie den Klang erkennt, Den voll und klar aus Mannesbrust Heraufrief ihrer Küsse Lust. So spiegle denn in Otto's Glück Die eigne Zukunft sich zurück, Und lehr' uns diese Mähr fortan: Sein Schicksal schafft sich selbst der Mann! |