Anzeige. Gutenberg Edition 16. 2. vermehrte und verbesserte Auflage. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++
Dasselbe Zimmer. Der Regennebel liegt noch immer schwer auf der Landschaft.
Manders und Frau Alving kommen aus dem Speisezimmer.
Frau Alving noch in der Tür. Gesegnete Mahlzeit, Herr Pastor. Spricht ins Speisezimmer hinein. Kommst Du nicht mit, Osvald?
Osvald drinnen. Danke, nein; ich möchte ein bißchen ausgehen.
Frau Alving. Ja, tu das; es ist grade eine kleine Regenpause. Schließt die Speisezimmertür, geht an die Tür des Vorzimmers und ruft: Regine!
Regine draußen. Gnädige Frau?
Frau Alving. Geh hinunter in die Plättstube und hilf bei den Kränzen.
Regine. Jawohl, gnädige Frau.
Frau Alving vergewissert sich, ob Regine gegangen, dann schließt sie die Tür.
Manders. Er kann doch da drin nichts hören?
Frau Alving. Wenn die Tür geschlossen ist, nicht. Überdies geht er ja aus.
Manders. Ich bin noch wie vor den Kopf geschlagen. Ich begreife nicht, wie ich auch nur einen Bissen von dem guten Essen hinunterbringen konnte.
Frau Alving geht auf und ab, indem sie ihre Unruhe zu beherrschen sucht. Ich auch nicht. Doch was ist da zu tun?
Manders. Ja, was ist zu tun? Meiner Seel', ich weiß es nicht; solchen Lagen bin ich so gar nicht gewachsen.
Frau Alving. Ich bin davon überzeugt, daß noch kein Unglück geschehen ist.
Manders. Nein, das verhüte der Himmel! Ein unstatthaftes Verhältnis aber bleibt es dennoch.
Frau Alving. Die ganze Geschichte ist ein loser Einfall von Osvald; da können Sie sicher sein.
Manders. Ja, ich bin, wie ich schon sagte, in solchen Dingen nicht bewandert; aber ich glaube doch sicher –
Frau Alving. Aus dem Hause muß sie. Und das sofort. Das ist sonnenklar –
Manders. Ja, selbstverständlich.
Frau Alving. Aber wohin? Wir können es doch nicht verantworten, daß –
Manders. Wohin? Natürlich nach Hause zu ihrem Vater.
Frau Alving. Zu wem, sagen Sie?
Manders. Zu ihrem –. Nein, Engstrand ist ja gar nicht –. Aber lieber Gott, wie ist das nur möglich, beste Frau? Am Ende irren Sie sich doch.
Frau Alving. Leider irre ich mich durchaus nicht. Johanne mußte mir beichten, – und Alving konnte nicht leugnen. Es blieb also nichts anderes zu tun übrig, als die Sache zu vertuschen.
Manders. Ja, das war wohl die einzige Möglichkeit.
Frau Alving. Das Mädchen mußte gleich aus dem Dienst und bekam eine recht ansehnliche Summe, um bis auf weiteres zu schweigen. Für das übrige sorgte sie selbst, als sie in die Stadt kam. Sie erneuerte eine alte Bekanntschaft mit dem Tischler Engstrand, ließ vermutlich auch durchblicken, wieviel Geld sie habe, und redete ihm dann etwas ein von einem Ausländer, der hier den Sommer über mit seiner Lustyacht gelegen hätte. Dann wurden sie und Engstrand Hals über Kopf getraut. Sie selbst haben sie ja getraut.
Manders. Wie soll ich mir aber nur erklären –? Ich entsinne mich noch deutlich, wie Engstrand kam, um die Trauung zu bestellen. Er war total gebrochen und klagte sich gar bitterlich wegen des Leichtsinns an, dessen er und seine Braut sich schuldig gemacht hätten.
Frau Alving. Er mußte die Schuld ja doch auf sich nehmen.
Manders. Aber so eine Unaufrichtigkeit! Und das mir gegenüber! Das hätte ich von Jakob Engstrand nie und nimmer gedacht. Na, ich werde ihn mir ganz gehörig vornehmen; darauf kann er sich nur gefaßt machen. – Und dann das Unsittliche einer solchen Verbindung! Des Geldes wegen –! Wie groß war die Summe, über die das Mädchen verfügte?
Frau Alving. Es waren dreihundert Taler.
Manders. Ja, nun denken Sie nur mal – sich für lumpige dreihundert Taler mit einem gefallenen Mädchen trauen zu lassen.
Frau Alving. Was sagen Sie denn von mir, die ich hinging und mich mit einem gefallenen Manne trauen ließ?
Manders. Aber um Gottes willen; – was sagen Sie da? Ein gefallener Mann!
Frau Alving. Glauben Sie vielleicht, Alving war, als ich mit ihm zum Altar ging, reiner als Johanne, da Engstrand sich mit ihr trauen ließ?
Manders. Ja, aber das sind doch himmelweit verschiedene Dinge –
Frau Alving. Durchaus nicht so verschieden. Allerdings war der Unterschied im Preise groß; – lumpige dreihundert Taler und ein ganzes Vermögen.
Manders. Aber daß Sie so etwas auch nur vergleichen können. Sie hatten sich ja doch mit Ihrem Herzen und Ihren Angehörigen beraten.
Frau Alving ohne ihn anzusehen. Ich sollte meinen, Sie wüßten, wohin das, was Sie mein Herz nennen, sich damals verirrt hatte.
Manders fremd. Hätte ich so etwas gewußt, so wäre ich nicht ein täglicher Gast im Hause Ihres Mannes gewesen.
Frau Alving. Nun, so viel steht wenigstens fest, daß ich mich mit mir selbst wahrlich nicht beraten hatte.
Manders. Na, dann aber doch mit Ihrer nächsten Familie; so wie es vorgeschrieben ist; mit Ihrer Mutter und Ihren beiden Tanten.
Frau Alving. Ja, das ist wahr. Die drei lösten das Rechenexempel für mich. Ach, man sollte es nicht glauben, wie klar sie herausbrachten, daß es der reine Wahnsinn wäre, einen solchen Antrag auszuschlagen. Könnte meine Mutter jetzt herabblicken und sehen, wohin die ganze Herrlichkeit geführt hat!
Manders. Für den Ausgang kann kein Mensch verantwortlich gemacht werden. So viel steht jedenfalls fest, daß Ihre Ehe in völliger Übereinstimmung mit der gesetzlichen Ordnung geschlossen worden ist.
Frau Alving am Fenster. O ja, Gesetz und Ordnung! Zuweilen meine ich, die stiften hier in der Welt alles Unheil an.
Manders. Frau Alving, da versündigen Sie sich.
Frau Alving. Ja, mag sein; aber diese ganzen Fesseln und Rücksichten ertrage ich nicht länger. Ich kann es nicht. Ich muß mich zur Freiheit durcharbeiten.
Manders. Wie meinen Sie das?
Frau Alving trommelt auf dem Fensterrahmen. Ich hätte kein Geheimnis aus Alvings Lebenswandel machen sollen. Aber damals wagte ich so etwas nicht, – auch um meiner selbst willen nicht. So feige war ich.
Manders. Feige?
Frau Alving. Hätten die Leute etwas erfahren, so hätte es geheißen: der arme Mann! Ganz begreiflich, daß er ausschweifend lebt; er hat ja ein Weib, das ihm davonläuft.
Manders. Es hätte auch mit einer gewissen Berechtigung so heißen können.
Frau Alving sieht ihn fest an. Wäre ich, die ich sein sollte, so würde ich mir Osvald vornehmen und sagen: Hör' mich an, mein Junge, Dein Vater war ein gesunkener Mensch –
Manders. Aber du Barmherziger –
Frau Alving. – und dann würde ich ihm alles erzählen, was ich Ihnen erzählt habe, – haarklein alles.
Manders. Es fehlt nicht viel, und ich bin empört über Sie, Frau Alving.
Frau Alving. Das weiß ich. Ich weiß es ja! Ich bin selbst empört bei dem Gedanken Verläßt das Fenster. So feige bin ich.
Manders. Und das nennen Sie Feigheit, wenn Sie einfach Ihre Pflicht und Schuldigkeit tun! Haben Sie vergessen, daß ein Kind Vater und Mutter achten und lieben soll?
Frau Alving. Lassen Sie uns das nicht so allgemein nehmen. Fragen wir lieber: muß Osvald den Kammerherrn Alving achten und lieben?
Manders. Ist denn keine Stimme in Ihrem Mutterherzen, die Ihnen verbietet, die Ideale Ihres Sohnes zu zerstören?
Frau Alving. Nun, und die Wahrheit?
Manders. Nun, und die Ideale?
Frau Alving. Ach, – Ideale, Ideale! Wäre ich nur nicht so feige, wie ich bin!
Manders. Verachten Sie mir die Ideale nicht, Frau Alving, – denn das rächt sich schwer. Und nun gar Osvald. Osvald hat wohl nicht so viele Ideale, – leider! Aber so viel habe ich doch schon merken können, daß er seinen Vater als eine Art Ideal betrachtet.
Frau Alving. Da haben Sie recht.
Manders. Und diese seine Anschauungen haben Sie selbst durch Ihre Briefe in ihm geweckt und genährt.
Frau Alving. Ja; ich stand unter dem Zwang von Pflichten und Rücksichten; deshalb belog ich meinen Jungen jahraus, jahrein. O wie feige, – wie feige bin ich gewesen!
Manders. Sie haben eine glückliche Illusion in Ihrem Sohn befestigt, Frau Alving, – und das dürfen Sie wahrlich nicht gering anschlagen.
Frau Alving. Hm, wer weiß, ob das nun grade so gut war. – Auf keinen Fall aber will ich von einem Techtelmechtel mit Regine etwas wissen. Er soll das arme Mädchen nicht unglücklich machen.
Manders. Nein, gütiger Gott, das wäre ja fürchterlich!
Frau Alving. Wenn ich wüßte, daß er es ernst meint, und daß es zu seinem Glücke wäre –
Manders. Wie? Was dann?
Frau Alving. Aber das wäre es nicht; denn Regine ist leider nicht danach.
Manders. Nun, und was dann? Was meinen Sie?
Frau Alving. Wenn ich nicht so gottsjämmerlich feige wäre, wie ich bin, so würde ich zu ihm sagen: heirate sie, oder richtet Euch ein, wie Ihr wollt; aber nur keinen Betrug!
Manders. Aber du barmherziger –! Sogar noch eine gesetzliche Ehe! Etwas so Entsetzliches –! Etwas so Unerhörtes.
Frau Alving. Ja. Sie sagen unerhört! Hand aufs Herz, Pastor Manders; glauben Sie nicht, daß es hier zu Lande nicht wenige Ehepaare gibt, die gerade so nahe verwandt sind?
Manders. Ich verstehe Sie ganz und gar nicht.
Frau Alving. O, Sie verstehen mich ganz gut.
Manders. Nun ja, Sie denken an den möglichen Fall, daß –. Ja, leider ist das Familienleben gewiß nicht immer so rein, wie es sein sollte. Aber so etwas, wie Sie da im Auge haben, das kann man ja doch nie wissen, – wenigstens nicht mit Bestimmtheit. Hier dagegen –; daß Sie, eine Mutter, damit einverstanden sein könnten, daß Ihr Sohn –!
Frau Alving. Aber ich will ja gar nicht. Ich würde um keinen Preis der Welt damit einverstanden sein können; das sage ich ja grade.
Manders. Weil Sie feige sind, wie Sie sich ausdrücken. Wenn Sie nun aber nicht feige wären –! Du mein Schöpfer, – eine so empörende Verbindung!
Frau Alving. Wir entstammen übrigens samt und sonders solcher Art Verbindungen, heißt es. Und wer hat es denn so auf der Welt eingerichtet, Herr Pastor?
Manders. Solche Fragen erörtere ich nicht mit Ihnen, Frau Alving; dazu haben Sie ganz und gar nicht die rechte Überlegung. Aber daß Sie sich unterfangen zu sagen, es wäre feige von Ihnen –!
Frau Alving. Hören Sie also, wie ich das meine. Ich bin furchtsam und scheu, weil etwas Gespensterhaftes in mir steckt, das ich nie so recht los werden kann.
Manders. Wie nannten Sie das?
Frau Alving. Gespensterhaft. Als ich Regine und Osvald da drin hörte, war es, als sähe ich Gespenster vor mir. Aber, Manders, ich glaube fast, wir alle sind Gespenster. Nicht nur das, was wir von Vater und Mutter geerbt haben, geht in uns um. Es sind alle erdenklichen alten, toten Ansichten und allerhand alter, toter Glaube und so weiter. Es lebt nicht in uns; aber es sitzt uns trotzdem im Blut, und wir können es nicht los werden. Nehme ich nur eine Zeitung in die Hand und lese darin, so ist mir, als sähe ich Gespenster zwischen den Zeilen schleichen. Es müssen ringsum im ganzen Lande Gespenster leben. Sie müssen so zahlreich sein, glaube ich, wie Sand am Meer. Und dann sind wir alle so gottsjämmerlich lichtscheu, einer wie der andere.
Manders. Aha, – da hätten wir also das Ergebnis Ihrer Lektüre. Schöne Früchte, in der Tat! O diese abscheulichen, aufrührerischen, freidenkerischen Schriften!
Frau Alving. Sie irren, lieber Pastor. Sie selbst sind es gewesen, der mich zum Denken gereizt hat, und dafür sollen Sie bedankt und gepriesen sein!
Manders. Ich!
Frau Alving. Jawohl; als Sie mich in das hineinzwangen, was Sie Pflicht und Schuldigkeit nannten; als Sie das als recht und richtig priesen, wogegen sich meine ganze Seele auflehnte, wie gegen etwas Grauenhaftes. Damals machte ich mich dran, Ihre Lehren in den Nähten zu prüfen. Nur an einem einzigen Knoten wollte ich zupfen; als ich den aber auf hatte, da gab die ganze Geschichte nach. Und da merkte ich, daß es nur Maschinennaht war.
Manders leise, erschüttert. Sollte dies der Gewinn aus dem schwersten Kampfe meines Lebens sein?
Frau Alving. Nennen Sie es lieber Ihre kläglichste Niederlage.
Manders. Es war der größte Sieg meines Lebens, Helene; der Sieg über mich selbst.
Frau Alving. Es war ein Verbrechen an uns beiden.
Manders. Daß ich Ihnen gebot und sagte: »Frau, gehen Sie heim zu Ihrem rechtmäßigen Gatten«, als Sie in Ihrer Verirrung zu mir kamen und riefen: hier bin ich; nimm mich! War das ein Verbrechen?
Frau Alving. Ja, ich halte es dafür.
Manders. Wir zwei verstehen einander nicht.
Frau Alving. Wenigstens jetzt nicht mehr.
Manders. Niemals, – auch in meinen geheimsten Gedanken nicht, waren Sie für mich etwas anderes als die Ehegenossin eines andern.
Frau Alving. So – glauben Sie?
Manders. Helene –!
Frau Alving. Man kommt sich selbst so leicht aus dem Gedächtnis.
Manders. Ich nicht. Ich bin derselbe, der ich immer war.
Frau Alving in verändertem Ton. Ja, ja, ja, – sprechen wir nicht mehr von alten Zeiten. Sie sitzen jetzt bis über die Ohren in Ämtern und Verwaltungen, und ich laufe hier herum und kämpfe mit Gespenstern, innerlich wie äußerlich.
Manders. Mit den äußerlichen will ich Ihnen helfen fertig zu werden. Nach allem, was ich mit Entsetzen heut aus Ihrem Munde gehört habe, kann ich es vor meinem Gewissen nicht verantworten, ein junges haltloses Mädchen in Ihrem Hause zu lassen.
Frau Alving. Meinen Sie nicht auch, es wäre das beste, wir könnten sie gut versorgen? Ich denke dabei – an eine gute Heirat.
Manders. Zweifellos. Ich glaube, das wäre in jeder Hinsicht wünschenswert für sie. Regine ist ja nun in dem Alter, wo –; ja, ich verstehe mich zwar nicht so sonderlich darauf, aber –
Frau Alving. Regine war sehr früh erwachsen.
Manders. Ja, nicht wahr? Es schwebt mir so vor, als sei sie in körperlicher Beziehung schon auffallend entwickelt gewesen, als ich sie zur Konfirmation vorbereitete. Vorläufig muß sie aber auf jeden Fall nach Hause; unter die Aufsicht ihres Vaters –. Ach ja, Engstrand ist ja gar nicht –. Daß er – daß er mir so die Wahrheit verheimlichen konnte!
Es klopft an der Tür des Vorzimmers.
Frau Alving. Wer kann das sein? Herein!
Engstrand sonntäglich gekleidet, in der Tür. Bitte recht schön um Entschuldigung, aber –
Manders. Aha! Hm –
Frau Alving. Sie sind es, Engstrand?
Engstrand. – es war keins von den Dienstmädchen da, und da war ich denn so dreist und frei, gleich anzuklopfen.
Frau Alving. Na ja, ja. Kommen Sie herein. Haben Sie mir etwas zu sagen?
Engstrand tritt ein. Nein, danke ergebenst. Nur mit dem Herrn Pastor wollte ich gern ein paar Worte reden.
Manders geht auf und ab. Hm; so? Mit mir wollen Sie reden? Ach, wirklich?
Engstrand. Ja, ich wollte so mächtig gern –
Manders bleibt vor ihm stehen. Na, darf ich fragen, um was es sich handelt?
Engstrand. Jawohl, Herr Pastor, es war nämlich dies: nun haben wir da unten Klarierung. Schönen Dank, gnädige Frau. – Und nun sind wir fertig mit allem; und da meine ich, da wäre es so hübsch und passend, wenn wir, die wir die ganze Zeit rechtschaffen zusammen gearbeitet haben, – ich meine, wir sollten heut abend mit einer kleinen Andacht Schluß machen.
Manders. Einer Andacht? Unten im Asyl?
Engstrand. Ja, aber wenn der Herr Pastor es nicht passend finden, so –
Manders. Ja, gewiß find' ich das, aber – hm –
Engstrand. Ich selbst habe gewöhnlich abends so eine kleine Andacht unten abgehalten –
Frau Alving. So?
Engstrand. Ja, dann und wann; sozusagen eine kleine Erbauungsstunde. Aber ich bin ja ein geringer, gemeiner Mann, und habe, Gott helf mir, nicht recht die Gaben, und da dachte ich denn, weil Herr Pastor Manders doch just hier sind, so –
Manders. Ja, sehen Sie, Engstrand, ich muß zuvor eine Frage an Sie richten. Haben Sie die rechte Stimmung für eine solche Andacht? Fühlen Sie Ihr Gewissen frei und leicht?
Engstrand. Ach, du lieber Gott, ja, es verlohnt sich wohl nicht, vom Gewissen zu reden, Herr Pastor.
Manders. Doch, erst recht wollen wir davon reden. Also antworten Sie?
Engstrand. Ja, das Gewissen – das ist mannichmal eine eklige Geschichte.
Manders. Na, das sehen Sie wenigstens ein. Aber wollen Sie mir jetzt kurz und bündig sagen, – was hat es mit Regine für eine Bewandtnis?
Frau Alving hastig. Herr Pastor!
Manders beruhigt sie. Lassen Sie mich –
Engstrand. Mit Regine! Herrjeh, wie Sie mir Angst machen! Sieht Frau Alving an. Es ist doch wohl nichts Schlimmes mit Regine passiert?
Manders. Das wollen wir nicht hoffen. Aber ich meine, wie hängt das mit Ihnen und Regine zusammen? Sie gelten ja für ihren Vater. Nun?
Engstrand unsicher. Ja – hm – Herr Pastor wissen doch die Geschichte mit mir und der seligen Johanne.
Manders. Keine Verdrehung der Wahrheit mehr. Ihre verstorbene Frau hat Frau Alving den wirklichen Hergang mitgeteilt, ehe sie den Dienst verließ.
Engstrand. Na, da soll aber doch gleich –! Das hat sie also doch getan?
Manders. Sie sind also entlarvt, Engstrand.
Engstrand. Und sie schwor und fluchte doch so hoch und heilig, daß –
Manders. Fluchte!
Engstrand. Nein, sie schwor bloß, aber so recht von Herzen.
Manders. Und in diesen ganzen Jahren haben Sie mir die Wahrheit verheimlicht. Verheimlicht mir, der Ihnen unbedingt in allem und jedem getraut hat.
Engstrand. Ja, leider habe ich das wohl.
Manders. Habe ich das um Sie verdient, Engstrand? Bin ich Ihnen nicht stets bereitwillig mit Rat und Tat an die Hand gegangen, soweit es in meiner Macht stand? Antworten Sie mir! Bin ich das nicht?
Engstrand. Es wäre manches Mal nicht gut um mich bestellt gewesen, wenn ich den Pastor Manders nicht gehabt hätte.
Manders. Und da lohnen Sie es mir auf solche Art. Veranlassen mich, Unrichtigkeiten in das Kirchenbuch einzutragen, und enthalten mir dann noch jahrelang die Aufklärungen vor, die Sie mir und der Wahrheit schuldig waren. Ihre Handlungsweise ist ganz unverantwortlich gewesen, Engstrand; und von heut ab sind wir geschiedene Leute.
Engstrand mit einem Seufzer. Ja, das sind wir wohl, wie ich mir denken kann.
Manders. Wie wollten Sie sich denn auch wohl rechtfertigen?
Engstrand. Hätte sie sich denn durch Weitertratschen noch mehr verschimpfieren sollen? Stellen der Herr Pastor sich nur mal vor, Herr Pastor wären in derselben Lage wie die selige Johanne –
Manders. Ich!
Engstrand. Jesus, Jesus, ich meine ja nicht akkurat so. Ich meine bloß, wenn der Herr Pastor in den Augen der Leute sozusagen einen Schandfleck hätten. Wir Mannsleute sollten so ein armes Frauenzimmer doch nicht so streng beurteilen, Herr Pastor.
Manders. Aber das tue ich ja gar nicht. Gegen Sie richten sich meine Vorwürfe.
Engstrand. Dürfte ich mir wohl eine ganz, ganz lüttche Frage erlauben?
Manders. Na also, fragen Sie.
Engstrand. Ist es nicht recht und billig von einem Manne, wenn er die Gefallene aufrichtet?
Manders. Ja, selbstverständlich.
Engstrand. Und ist es nicht einem Mann seine Schuldigkeit, sein ehrliches Wort zu halten?
Manders. Ja natürlich; aber –
Engstrand. Dazumal, als Johanne Schaden genommen hatte mittels des Engländers – oder vielleicht war's ein Amerikaner oder ein Russer, wie man das nennt, – na, also da kam sie in die Stadt. Die arme Person, die hatte schon früher einmal oder zweimal mich abfahren lassen, denn sie sah ja man bloß auf die Hübschigkeit; und ich hatte ja doch diesen Knax mit dem Bein. Herr Pastor werden wohl noch wissen, ich hatte mich mal auf einen Tanzboden gewagt, wo seefahrende Matrosen in Besoffenheit und Berauschung sozusagen radauten. Und wie ich sie nun vermahnen wollte, ein neues Leben zu wandeln –
Frau Alving drüben am Fenster. Hm –
Manders. Ich weiß, Engstrand; die rohen Menschen haben Sie die Treppe hinuntergeworfen. Diesen Vorgang haben Sie mir schon früher einmal erzählt. Sie tragen Ihr Gebrechen in Ehren.
Engstrand. Ich prahle nicht damit, Herr Pastor. Aber was ich sagen wollte, – da kam sie also und vertraute sich mir unter Heulen und Zähneklappen an. Ich muß sagen, Herr Pastor, das tat mir bitter leid mit anzuhören.
Manders. Tat es das, Engstrand? Na, und dann?
Engstrand. Na, und da sagte ich zu ihr: Der Amerikaner, der treibt sich auf dem Weltmeer herum. Und Du, Johanne, sagte ich, Du hast einen Sündenfall begangen und bist ein gefallenes Wesen. Aber Jakob Engstrand, sagte ich, ja der steht auf zwei reellen Beinen, – das meint' ich nun sozusagen gleichnisweise, Herr Pastor.
Manders. Verstehe schon; fahren Sie nur fort.
Engstrand. Na, und da richtete ich sie wieder auf und ließ mich ehrlich mit ihr trauen, damit die Leute nicht zu wissen kriegten, wie sie sich mit dem Fremden vergangen hatte.
Manders. Das war sehr schön von Ihnen gehandelt. Nur kann ich nicht billigen, daß Sie sich dazu verstehen konnten, Geld anzunehmen, –
Engstrand. Geld? Ich? Nicht einen Groschen.
Manders fragend zu Frau Alving. Aber –!
Engstrand. Ach ja, – warten Sie mal; nun fällt's mir ein. Johanne hatte doch wohl ein paar Pfennige. Aber davon wollte ich nichts wissen. Pfui, sagte ich, Mammon, das ist Sündenlohn; das erbärmliche Gold – oder Papiergeld, was es nun war – das werfen wir dem Amerikaner wieder in den Hals, sagte ich. Aber er war weg und verschwunden, weit übers wilde Meer, Herr Pastor.
Manders. War er das, mein guter Engstrand?
Engstrand. Jawohl. Und da beschlossen ich und Johanne, daß das Geld dazu gebraucht werden sollte, das Kind zu erziehen; und so geschah es auch; und ich kann über jeden Pfennig Rechenschaft geben, wo er geblieben ist.
Manders. Das ändert die Sache allerdings ganz bedeutend.
Engstrand. So hängt es zusammen, Herr Pastor. Und ich kann wohl sagen, ich bin Reginen ein ehrlicher Vater gewesen, – soweit meine Kräfte gereicht haben – denn ich bin nur ein schwacher Mann, leider.
Manders. Na, na, mein lieber Engstrand –
Engstrand. Aber ich kann wohl sagen, ich habe das Kind erzogen und mit der seligen Johanne in Liebe gelebt und Hauszucht geübt, wie geschrieben steht. Aber nie wär's mir doch eingefallen, zu Herrn Pastor heraufzugehen und zu prahlen und mir was darauf zugute zu tun, daß ich auch mal ein gutes Werk getan habe, ich auch. Nein, wenn Jakob Engstrand so was passiert, dann schweigt er stille. Leider kommt es wohl nicht gar zu oft vor, weiß wohl. Und wenn ich zu Herrn Pastor komme, dann habe ich ewig so viel zu reden von dem, was da töricht und gebrechlich ist. Denn ich sage, was ich vorhin schon gesagt habe – mit dem Gewissen ist das manchmal eine böse Sache.
Manders. Reichen Sie mir Ihre Hand, Jakob Engstrand.
Engstrand. Jesus, Herr Pastor –
Manders. Keine Umstände. Drückt ihm die Hand. So!
Engstrand. Und wenn ich den Herrn Pastor nun recht hübsch brav um Verzeihung bäte –
Manders. Sie mich? Nein, im Gegenteil, – ich muß Sie um Verzeihung bitten –
Engstrand. I Gott behüte, nein!
Manders. Ja, unter allen Umständen. Und ich tue es von ganzem Herzen. Verzeihen Sie, daß ich Sie so verkennen konnte. Ich wünschte, ich könnte Ihnen irgend einen Beweis meines aufrichtigen Bedauerns und meines Wohlwollens geben –
Engstrand. Wollten der Herr Pastor das?
Manders. Mit dem allergrößten Vergnügen –
Engstrand. Ja, dazu wäre jetzt freilich eine Gelegenheit. Mit dem Glücksgelde, das ich mir hier auf die Seite gelegt habe, denke ich in der Stadt so eine Art Seemannsheim zu gründen.
Frau Alving. Sie?
Engstrand. Ja, das sollte sozusagen eine Art Asyl werden. Der Versuchungen sind so viele für den Seefahrer, wenn er auf dem Festlande wandelt. Aber in diesem meinem Haus könnte er gewissermaßen wie unter einer väterlichen Aufsicht sein, dachte ich.
Manders. Was sagen Sie dazu, Frau Alving!
Engstrand. Ich habe ja, weiß Gott, nicht gar viel für den Anfang; wenn mir nur ein Wohltäter hilfreiche Hand liehe, so –
Manders. Ja, ja, wir wollen die Sache in nähere Erwägung ziehen. Ihr Unternehmen sagt mir ganz außerordentlich zu. Aber jetzt gehen Sie nur voraus und setzen Sie alles in Stand und stecken Sie Licht an, damit es ein bißchen feierlich aussieht. Und dann werden wir eine Erbauungsstunde zusammen halten, mein lieber Engstrand; denn jetzt, glaube ich, haben Sie die rechte Stimmung.
Engstrand. Ja, das glaube ich auch. Und somit adieu, gnädige Frau, und Dank für alles. Passen Sie mir nur recht gut auf die Regine auf. Wischt sich eine Träne aus dem Auge. Das Kind von Johanne selig – hm – 's ist eine wunderliche Sache – aber es ist akkrat so, als wäre sie mir ans Herze festgewachsen. Weiß Gott ja, es ist so. Grüßt und geht durchs Vorzimmer ab.
Manders. Na, Frau Alving, was sagen Sie jetzt zu dem Mann! Das war eine ganz andere Erklärung, die wir da bekommen haben.
Frau Alving. Ja, allerdings.
Manders. Da, sehen Sie, wie außerordentlich vorsichtig man sein muß mit der Verurteilung eines Mitmenschen. Aber es ist doch auch eine Herzensfreude, sich davon zu überzeugen, daß man geirrt hat. Oder was meinen Sie?
Frau Alving. Ich meine, Sie sind und bleiben ein großes Kind, Manders.
Manders. Ich?
Frau Alving legt beide Hände ihm auf die Schultern. Und ich sage, ich hätte Lust, Ihnen mit beiden Armen um den Hals zu fallen.
Manders entzieht sich ihr schnell. Nein, nein, Gott schütze Sie –; solche Gelüste –
Frau Alving mit leichtem Lächeln. Haben Sie nur keine Angst vor mir.
Manders am Tische. Sie haben manchmal eine so übertriebene Art, sich auszudrücken. Doch nun will ich zuerst die Dokumente zusammenpacken und sie in meine Tasche tun. Tut, wie er sagt. So. Und nun adieu so lange. Geben Sie Obacht, wenn Osvald zurückkommt! Ich spreche später noch einmal bei Ihnen vor. Nimmt seinen Hut und geht durchs Vorzimmer ab.
Frau Alving seufzt, sieht einen Augenblick zum Fenster hinaus, räumt ein wenig im Zimmer auf, will in das Speisezimmer gehen, bleibt jedoch mit einem gedämpften Aufschrei in der Tür stehen. Osvald, Du sitzt noch bei Tische!
Osvald im Speisezimmer. Ich rauche nur meine Zigarre zu Ende.
Frau Alving. Ich glaubte, Du wärst ein bißchen die Straße hinaufgegangen.
Osvald. Bei solchem Wetter?
Ein Glas klirrt. Frau Alving läßt die Tür offen stehen und setzt sich mit ihrem Strickzeug auf das Sofa neben dem Fenster.
Osvald drinnen. War das nicht Pastor Manders, der da eben fortging?
Frau Alving. Ja, er ist hinunter nach dem Asyl.
Osvald. Hm.
Glas und Flasche klirren wieder.
Frau Alving mit besorgtem Blick. Lieber Osvald, mit dem Likör solltest Du vorsichtig sein. Der ist stark.
Osvald. Er ist gut gegen die Feuchtigkeit.
Frau Alving. Willst Du nicht lieber zu mir herein kommen?
Osvald. Da drin darf ich ja nicht rauchen.
Frau Alving. Eine Zigarre darfst Du rauchen, das weißt Du doch.
Osvald. Ja, ja, dann komme ich. Nur noch ein kleines Tröpfchen. – So. Kommt mit der Zigarre ins Zimmer und schließt die Tür hinter sich. Kurze Pause.
Osvald. Wo ist der Pastor hin?
Frau Alving. Ich habe Dir ja schon gesagt, nach dem Asyl hinunter.
Osvald. Ach ja, – ist ja wahr.
Frau Alving. Du solltest nicht so lange bei Tische sitzen bleiben, Osvald.
Osvald mit der Zigarre hinter dem Rücken. Aber Mutter, ich finde es so gemütlich. Streichelt und liebkost sie. Denk doch mal – was für mich, der nun wieder zu Hause ist, das heißt: an Mutters Tisch in Mutters Stube zu sitzen und von Mutters leckeren Speisen zu essen.
Frau Alving. Mein lieber, lieber Junge!
Osvald etwas ungeduldig, geht auf und ab und raucht. Und was soll ich hier sonst auch unternehmen? Ich kann nichts schaffen –
Frau Alving. Das kannst Du nicht?
Osvald. Bei so trübem Wetter? Wo den ganzen Tag kein Sonnenstrahl zu sehen ist? Geht durchs Zimmer. Ach! nicht arbeiten können –!
Frau Alving. Vielleicht war es doch etwas unüberlegt von Dir, nach Hause zu kommen.
Osvald. Nein, Mutter; es mußte sein.
Frau Alving. Zehnmal lieber wollte ich das Glück entbehren, Dich bei mir zu haben, als daß Du –
Osvald bleibt am Tische stehen. Sag' mal, Mutter, – ist es denn wirklich ein so großes Glück für Dich, mich wieder zu Hause zu haben?
Frau Alving. Ob das ein Glück für mich ist!
Osvald zerknittert eine Zeitung. Mich dünkt, es müßte Dir so gut wie gleichgültig sein, ob ich da bin oder nicht.
Frau Alving. Und Du hast das Herz, das Deiner Mutter zu sagen, Osvald?
Osvald. Du hast doch früher so gut ohne mich leben können.
Frau Alving. Ja; ich habe ohne Dich gelebt; – das ist wahr.
Pause. Die Dämmerung setzt langsam ein. Osvald geht im Zimmer auf und ab. Die Zigarre hat er weggelegt.
Osvald bleibt bei Frau Alving stehen. Mutter, darf ich mich zu Dir aufs Sofa setzen?
Frau Alving macht ihm Platz. Ja, komm, mein lieber Junge!
Osvald setzt sich. Jetzt muß ich Dir etwas sagen, Mutter.
Osvald starrt vor sich hin. Denn ich kann es auf die Dauer nicht ertragen.
Frau Alving. Was denn? Was ist?
Osvald wie oben. Ich habe nicht gewagt, Dir darüber zu schreiben; und seit ich wieder zu Hause bin –
Frau Alving packt ihn am Arm. Osvald, was ist?
Osvald. Gestern wie auch heut habe ich versucht, die Gedanken abzuschütteln, – mich loszureißen. Aber es geht nicht.
Frau Alving steht auf. Du sollst jetzt mit der Sprache herauskommen, Osvald!
Osvald zieht sie wieder aufs Sofa nieder. Bleib sitzen, dann will ich es Dir zu sagen versuchen. – Ich habe über Müdigkeit infolge der Reise geklagt –
Frau Alving. Nun ja. Und –
Osvald. Aber das ist es nicht, was mir fehlt; nicht eine gewöhnliche Müdigkeit –
Frau Alving will aufspringen. Du bist doch nicht krank, Osvald!
Osvald zieht sie wieder nieder. Bleib sitzen, Mutter. Nimm es nur in Ruhe auf. Ich bin auch nicht so richtig krank; nicht, was man im allgemeinen krank nennt. Schlägt die Hände über dem Kopf zusammen. Mutter, ich bin geistig gebrochen, – vernichtet, – ich darf nie wieder ans Arbeiten denken! Birgt hastig das Gesicht in den Händen, wirft sich in Frau Alvings Schoß und bricht in Schluchzen aus.
Frau Alving bleich und zitternd. Osvald! Sieh mich mal an! Nein, nein, das ist nicht wahr.
Osvald sieht mit verzweifelten Blicken auf. Nie mehr arbeiten können! Nie – nie mehr! Tot sein bei lebendigem Leibe! Mutter, kannst Du Dir etwas so Furchtbares denken?
Frau Alving. Mein unglücklicher Junge! Wie ist dies Furchtbare über Dich gekommen?
Osvald setzt sich wieder aufrecht. Ja, eben das kann ich absolut nicht fassen und begreifen. Ich habe niemals ein ausschweifendes Leben geführt. In gar keiner Beziehung. Das darfst Du von mir nicht glauben, Mutter! Das habe ich nie getan.
Frau Alving. Das glaube ich auch nicht, Osvald.
Osvald. Und doch ist so etwas über mich gekommen! Dieses fürchterliche Unglück!
Frau Alving. Ach, das wird sich schon wieder geben, mein lieber Herzensjunge. Es ist nur Überanstrengung. Das kannst Du mir glauben.
Osvald schwermütig. Das habe ich im Anfang auch geglaubt; aber es ist nicht so.
Frau Alving. Erzähl' mir alles von A bis Z.
Osvald. Das will ich auch.
Frau Alving. Wann hast Du es zuerst gemerkt?
Osvald. Gleich nachdem ich das letzte Mal hier gewesen und wieder nach Paris gekommen war. Es fing damit an, daß ich die wahnsinnigsten Kopfschmerzen bekam, – meistens im Hinterkopf, wie mir schien. Mir war, als würde mir ein enger Eisenring um den Nacken und nach oben hinauf geschraubt.
Frau Alving. Und weiter?
Osvald. Zunächst glaubte ich, es wäre nur der gewöhnliche Kopfschmerz, von dem ich in der Zeit meines Wachstums so sehr geplagt wurde.
Frau Alving. Ja, ja –
Osvald. Aber das war es nicht; das merkte ich bald. Ich konnte nicht mehr arbeiten. Ich wollte ein neues großes Bild anfangen; aber es war, als ob die Kräfte mich verließen; meine ganze Energie war wie gelähmt; ich konnte mich nicht zu festen Vorstellungen sammeln; es schwindelte mir vor den Augen, – alles drehte sich im Kreise. Ach, es war ein entsetzlicher Zustand! Schließlich habe ich zum Arzt geschickt – und von ihm habe ich Aufschluß erhalten.
Frau Alving. Wie meinst Du das?
Osvald. Es war einer der ersten Ärzte von Paris. Ich mußte ihm beschreiben, was und wie ich es fühlte; und da fing er denn an, mir eine ganze Reihe Fragen zu stellen, die mit der Sache scheinbar nichts zu tun hatten; ich begriff nicht, wo der Mann hinaus wollte –
Frau Alving. Nun?
Osvald. Schließlich sagte er: von Geburt an haben Sie was Wurmstichiges an sich gehabt; – er brauchte genau den Ausdruck: »vermoulu«.
Frau Alving gespannt. Was meinte er damit?
Osvald. Ich verstand es auch nicht und bat ihn um eine nähere Erklärung. Und da sagte der alte Zyniker – Ballt die Faust. Oh –!
Frau Alving. Was sagte er?
Osvald. Er sagte: der Väter Sünden werden heimgesucht an den Kindern.
Frau Alving steht langsam auf. Der Väter Sünden –!
Osvald. Ich war versucht, ihm ins Gesicht zu schlagen –
Frau Alving geht durchs Zimmer. Der Väter Sünden –
Osvald lächelt schwermütig. Ja, was sagst Du dazu? Natürlich versicherte ich ihm, daß von so etwas gar nicht die Rede sein könne. Aber glaubst Du, daß er sich davon abbringen ließ? Nein; er blieb dabei; und erst nachdem ich Deine Briefe hervorgeholt und ihm alle die Stellen übersetzt hatte, die vom Vater handelten –
Frau Alving. Da –?
Osvald. Ja, da mußte er selbstverständlich zugeben, daß er auf falscher Fährte gewesen war; und dann erfuhr ich die Wahrheit. Die unfaßbare Wahrheit! Jenem seligen, glücklichen Jugendleben mit den Kameraden hätte ich mich fernhalten müssen. Es hätte meine Kräfte wesentlich überstiegen. Also selbstverschuldet!
Frau Alving. Osvald! Ach nein, glaub' das nicht!
Osvald. Eine andere Erklärung wäre nicht möglich, sagte er. Das ist das Furchtbare. Rettungslos verloren fürs ganze Leben – durch meine eigene Unbesonnenheit. Was hätte ich nicht alles auf der Welt vollbringen können, – nicht mal mehr daran denken zu dürfen, – nicht daran denken zu können. O, könnte ich nur ein neues Leben beginnen, – könnte ich alles ungeschehen machen! Wirft sich mit dem Gesicht aufs Sofa.
Frau Alving ringt die Hände und geht in innerem Kampf auf und ab.
Osvald sieht nach einer Weile auf und bleibt, auf den Ellenbogen gestützt, halb liegen. Wenn es doch nur wenigstens etwas Ererbtes wäre, – etwas, wofür man selbst nichts kann. Aber so! Auf so schändliche, gedankenlose, leichtsinnige Art sein ganzes Glück, seine ganze Gesundheit, alles, aber auch alles, – seine Zukunft, sein Leben verwirtschaftet zu haben –!
Frau Alving. Nein, nein, mein Herzensjunge! das ist unmöglich! Beugt sich über ihn. Es steht nicht so verzweifelt um Dich, wie Du glaubst.
Osvald. Ach, Du weißt nicht –. Springt auf. Und dann, Mutter –, daß ich Dir diese Sorge machen muß! Manchmal habe ich fast gewünscht und gehofft, Du möchtest mich weniger lieb haben.
Frau Alving. Ich! Osvald, mein einziger Junge! Das Einzige, was ich auf Erden besitze und habe! Das Einzige, was ich liebe.
Osvald ergreift ihre beiden Hände und küßt sie. Freilich, ich sehe es wohl. Wenn ich zu Hause bin, so sehe ich es ja. Und das ist mit das Schwerste für mich. – Jetzt weißt Du es also. Und nun wollen wir für heute nicht mehr davon reden. Ich kann es nicht vertragen, so lange hintereinander darüber nachzudenken. Geht durchs Zimmer. Schaff' mir was zu trinken, Mutter.
Frau Alving. Zu trinken? Was willst Du jetzt trinken?
Osvald. Ach irgend was. Du hast ja kalten Punsch im Hause.
Frau Alving. Ja, aber lieber Osvald –!
Osvald. Du darfst nichts dagegen haben, Mutter. Sei doch nett! Ich muß etwas haben, womit ich all diese quälenden Gedanken hinunterspüle. Geht ins Blumenzimmer. Und dann – wie dunkel es hier ist!
Frau Alving zieht rechts an einem Klingelzug.
Osvald. Und dieses unaufhörliche Regenwetter. Wochenlang kann es so andauern; ganze Monate. Nie bekommt man einen Sonnenstrahl zu sehen. So oft ich auch in der Heimat war, nie erinnere ich mich, Sonnenschein gesehen zu haben.
Frau Alving. Osvald, – Du denkst daran, mich wieder zu verlassen!
Osvald. Hm – atmet schwer. Ich denke an gar nichts. Kann an nichts denken! Leise. Das lasse ich hübsch bleiben.
Regine aus dem Speisezimmer. Haben gnädige Frau geschellt?
Frau Alving. Ja, bring uns die Lampe.
Regine. Gleich, gnädige Frau. Sie ist schon angesteckt.
Ab.
Frau Alving geht zu Osvald hin. Osvald, verbirg mir nichts.
Osvald. Das tue ich auch nicht, Mutter. Geht an den Tisch. Ich meine, ich hätte Dir doch schon genug gesagt.
Regine bringt die Lampe, stellt sie auf den Tisch.
Frau Alving. Du, Regine, Du könntest uns eine halbe Flasche Champagner bringen.
Regine Schön, gnädige Frau. Ab.
Osvald faßt Frau Alvings Kopf mit beiden Händen. Das ist schön von Dir. Ich wußte doch, Mutter würde ihren Jungen nicht verdursten lassen.
Frau Alving. Mein armer, lieber Osvald; wie sollte ich Dir jetzt etwas abschlagen können?
Osvald lebhaft. Ist das wahr, Mutter? Ist das Dein Ernst?
Frau Alving. Wie? Was?
Osvald. Daß Du mir nichts abschlagen könntest?
Frau Alving. Aber lieber Osvald –
Osvald. Pst!
Regine bringt auf einem Teebrett eine halbe Flasche Champagner und zwei Gläser, die sie auf den Tisch stellt. Soll ich aufziehen –?
Osvald. Nein, danke schön, – das tue ich selbst.
Regine wieder ab.
Frau Alving nimmt am Tische Platz. Was meintest Du – was dürfte ich Dir nicht abschlagen?
Osvald mit dem Aufziehen der Flasche beschäftigt. Zuerst ein Glas – oder zwei. Der Pfropfen springt; er schenkt das eine Glas voll und will auch das andere füllen.
Frau Alving hält die Hand über das Glas. Danke, – für mich nicht.
Osvald. Na, dann für mich! Er leert das Glas, füllt es aufs neue und leert es noch einmal; dann setzt er sich an den Tisch.
Frau Alving gespannt. Nun, und –?
Osvald. ohne sie anzusehen. Hör' mal, Du, – Pastor Manders und Du, Ihr kamt mir so wunderlich – hm, so schweigsam bei Tische vor.
Frau Alving. Hast Du das bemerkt?
Osvald. Ja. Hm –. Nach einer kurzen Pause. Sag' mal, – wie findest Du Regine?
Frau Alving. Wie ich sie finde?
Osvald. Ja, ist sie nicht prächtig?
Frau Alving. Lieber Osvald, Du kennst sie nicht so genau wie ich –
Osvald. Nun?
Frau Alving. Regine ist leider zu lange bei ihren Eltern zu Haus gewesen. Ich hätte sie früher zu mir nehmen sollen.
Osvald. Ja, aber ist sie nicht prächtig anzusehen, Mutter? Füllt sein Glas.
Frau Alving. Regine hat viele und große Fehler –
Osvald. Nun ja, doch was tut das? Trinkt wieder.
Frau Alving. Trotzdem aber mag ich sie leiden; und ich bin für sie verantwortlich. Um alles auf der Welt möchte ich nicht, daß ihr etwas zustieße.
Osvald springt auf. Mutter, Regine ist meine einzige Rettung!
Frau Alving steht auf. Was meinst Du damit?
Osvald. Ich kann diese Seelenqualen auf die Dauer nicht allein ertragen.
Frau Alving. Hast Du denn nicht Deine Mutter, die sie Dir ertragen hilft?
Osvald. Ja, das dachte ich, und deshalb bin ich auch zu Dir zurückgekommen. Aber auf diese Art geht es nicht Ich seh's; es geht nicht. Hier halte ich das Leben nicht aus!
Frau Alving. Osvald.
Osvald. Ich muß anders leben, Mutter. Deshalb muß ich fort von Dir. Ich will nicht haben, daß Du es immer mit ansiehst.
Frau Alving. Mein unglücklicher Junge! Aber Osvald, solange Du so krank bist wie jetzt –
Osvald. Wäre es die Krankheit allein, ich würde bei Dir bleiben, Mutter. Denn ich habe auf der Welt keinen besseren Freund als Dich.
Frau Alving. Ja, nicht wahr, Osvald? das hast Du nicht!
Osvald geht unruhig umher. Aber es sind die Qualen alle – etwas – die Reue, – und dann die schreckliche tödliche Angst. O – diese entsetzliche Angst!
Frau Alving ihm nachgehend. Angst? Was für eine Angst. Was meinst Du?
Osvald. Ach, Du darfst nicht weiter fragen. Ich weiß es nicht. Ich kann es Dir nicht beschreiben.
Frau Alving geht nach rechts und zieht die Glocke.
Osvald. Was willst Du?
Frau Alving. Ich will meinen Jungen fröhlich sehen, – das will ich. Er soll nicht mehr herumgehen und grübeln. Zu Regine, die in der Tür erscheint. Mehr Champagner. Eine ganze Flasche. Regine ab.
Osvald. Mutter!
Frau Alving. Meinst Du, wir verstünden hier auf dem Lande nicht auch zu leben?
Osvald. Ist sie nicht prächtig anzusehen? Wie sie gebaut ist! Und so kerngesund.
Frau Alving setzt sich an den Tisch. Setz' Dich, Osvald, und laß uns ruhig miteinander reden.
Osvald setzt sich. Du weißt wohl nicht, Mutter, daß ich an Regine ein Unrecht wieder gut zu machen habe?
Frau Alving. Du!
Osvald. Oder doch eine kleine Unbesonnenheit – wenn Du es so nennen willst. Sehr unschuldig übrigens. Als ich das letzte Mal hier war –
Frau Alving. Ja?
Osvald. – da fragte sie mich oft nach Paris, und ich erzählte ihr allerlei davon. So erinnere ich mich, daß ich sie eines Tages beiläufig fragte: Möchten Sie nicht selbst mal hin?
Frau Alving. Nun?
Osvald. Ich sah, daß sie rot wie Feuer wurde, und dann sagte sie: ja, das möchte ich furchtbar gern. – Na ja, erwiderte ich, das wird sich schon noch einmal machen lassen – oder so was Ähnliches.
Frau Alving. Und weiter?
Osvald. Ich hatte natürlich die ganze Sache vergessen; als ich sie vorgestern aber fragte, ob sie sich freue, daß ich nun so lange daheim bleiben würde –
Frau Alving. Ja?
Osvald. – da sah sie mich so eigentümlich an, und dann fragte sie: was wird dann aber aus meiner Reise nach Paris?
Frau Alving. Ihrer Reise!
Osvald. Und da bekam ich denn aus ihr heraus, daß sie die Sache ernst genommen, daß sie in der ganzen Zeit unablässig an mich gedacht hatte, und daß sie eifrig französisch gelernt hatte –
Frau Alving. Darum also –
Osvald. Mutter, – als ich das prächtige, schöne, kernfrische Mädchen da vor mir stehen sah – früher hatte ich sie ja gar nicht weiter beachtet – aber jetzt, – wie sie sozusagen mit offenen Armen vor mir stand, bereit, mich zu empfangen –
Frau Alving. Osvald!
Osvald. – da wurde mir klar, daß in ihr meine Rettung sei; denn ich sah, in ihr ist Lebensfreude.
Frau Alving stutzt. Lebensfreude –? Kann darin Rettung sein?
Regine aus dem Speisezimmer mit einer Flasche Champagner. Ich bitte um Entschuldigung, daß ich so lange geblieben bin, aber ich mußte in den Keller – Stellt die Flasche auf den Tisch.
Osvald Hol' noch ein Glas.
Regine sieht ihn verwundert an. Das Glas für die gnädige Frau steht da, Herr Alving.
Osvald Ja, aber Du sollst noch eins für Dich selbst holen, Regine.
Regine fährt zusammen und wirft einen blitzschnellen, scheuen Seitenblick auf Frau Alving.
Osvald Nun?
Regine leise und zögernd. Erlaubt es die gnädige Frau –?
Frau Alving. Hol' das Glas, Regine.
Regine ab ins Speisezimmer.
Osvald sieht ihr nach. Hast Du bemerkt, wie sie geht? So fest und unbefangen.
Frau Alving. Das geschieht nicht, Osvald!
Osvald. Es ist beschlossene Sache. Das siehst Du doch. Dagegen nützt kein Reden mehr.
Regine kommt mit einem leeren Glas, das sie in der Hand behält.
Osvald. Setz' Dich, Regine.
Regine sieht fragend Frau Alving an.
Frau Alving. Setz' Dich hin.
Regine setzt sich auf einen Stuhl neben der Tür zum Speisezimmer und behält das leere Glas in der Hand.
Frau Alving. Osvald, – was hast Du da eben von der Lebensfreude gesagt?
Osvald. Ja, Mutter, die Lebensfreude, – von der wißt Ihr hier zu Lande nicht viel. Ich spüre sie hier nie.
Frau Alving. Auch nicht, wenn Du bei mir bist?
Osvald. Wenn ich daheim bin, nicht. Aber das verstehst Du nicht.
Frau Alving. O ja, ich glaube fast, ich verstehe es – jetzt.
Osvald. Die Lebensfreude – und dann die Arbeitsfreude. Im Grunde genommen ist das wohl dasselbe. Aber auch von der wißt Ihr nichts.
Frau Alving. Da kannst Du recht haben. Osvald, laß mich mehr davon hören.
Osvald. Ja, ich meine nur, daß den Leuten hier der Glaube eingebläut wird, die Arbeit sei ein Fluch und eine Sündenstrafe, und das Leben sei eine jämmerliche Sache, aus der man gar nicht schnell genug herauskommen könnte.
Frau Alving. Ein Jammertal, ja. Und dazu machen wir es auch mit redlichem Bemühen.
Osvald. Von so etwas aber wollen in der Fremde draußen die Menschen nichts wissen. Da glaubt keine Seele mehr ernstlich an solche Lehren. Da wird es schon als helle Glückseligkeit empfunden, nur auf der Welt zu sein. Mutter, ist es Dir nicht aufgefallen, daß es sich bei allem, was ich gemalt habe, um die Lebensfreude gehandelt hat? Stets und ständig um die Lebensfreude. Da sind Licht und Sonnenschein und Sonntagsluft, – und strahlende, vergnügte Menschengesichter. Darum habe ich Angst, hier zu Hause bei Dir zu bleiben.
Frau Alving. Angst? Wovor hast Du denn Angst hier bei mir?
Osvald. Ich habe Angst, es könnte alles, was in mir lodert, hier in Häßlichkeit ausarten.
Frau Alving sieht ihn fest an. Das, meinst Du, könnte geschehen?
Osvald. Ich bin davon überzeugt. Und lebtest Du hier bei uns auch dasselbe Leben wie dort in der Fremde, so wäre es doch nicht dasselbe Leben.
Frau Alving hat gespannt zugehört, sieht jetzt mit großen, gedankenvollen Augen auf und sagt: Nun sehe ich den Zusammenhang.
Osvald Was siehst Du?
Frau Alving. Jetzt sehe ich ihn zum ersten Mal. Und nun kann ich reden.
Osvald steht auf. Mutter, ich verstehe Dich nicht.
Regine, die ebenfalls aufgestanden ist. Soll ich vielleicht gehen?
Frau Alving. Nein, bleib hier. Jetzt kann ich reden. Jetzt, mein Junge, sollst Du alles erfahren. Und dann magst Du wählen. Osvald! Regine!
Osvald. Still. Der Pastor –
Pastor Manders kommt durch die Vorzimmertür. So –, eine: herzerquickende Stunde haben wir jetzt eben da unten gehabt.
Osvald. Wir auch.
Manders. Engstrand muß mit seinem Seemannsheim geholfen werden. Regine wird mit ihm gehen und ihm behilflich sein –
Regine. Nein, danke, Herr Pastor.
Manders gewahrt sie erst jetzt. Wie –? Hier, – und ein Glas in der Hand!
Regine stellt das Glas rasch weg. Pardon –!
Osvald. Regine geht mit mir, Herr Pastor.
Manders. Geht –! Mit Ihnen!
Osvald. Ja, als meine Frau, – wenn sie es verlangt.
Manders. Aber du barmherziger –!
Regine. Ich kann nichts dafür, Herr Pastor.
Osvald. Oder sie bleibt hier, wenn ich bleibe.
Regine unwillkürlich. Hier?!
Manders. Ich bin starr über Sie, Frau Alving.
Frau Alving. Keines von beiden wird geschehen; denn jetzt darf ich frei reden.
Manders. Aber das werden Sie doch nicht! Nein, nein, nein!
Frau Alving. Jawohl, ich kann und ich will. Und doch sollen keine Ideale fallen.
Osvald. Mutter, hier wird mir etwas verheimlicht!
Regine horcht auf. Gnädige Frau! Hören Sie nur! Draußen schreien die Leute. Geht ins Blumenzimmer und sieht hinaus.
Osvald eilt ans Fenster links. Was ist denn da los? Woher kommt der Feuerschein?
Regine ruft: Es brennt im Asyl!
Frau Alving ans Fenster stürzend. Brennt?!
Manders. Brennt? Unmöglich. Ich war ja eben erst dort.
Osvald. Wo ist mein Hut? Na, einerlei –, Vaters Asyl –! Stürzt zur Gartentür hinaus.
Frau Alving. Mein Tuch, Regine! Es brennt lichterloh!
Manders. Entsetzlich! Frau Alving, da leuchtet das Strafgericht über diesem Haus der Verirrung!
Frau Alving. Ja, ja, – gewiß. Komm, Regine. Sie und Regine eilen durch das Vorzimmer ab.
Manders schlägt die Hände zusammen. Und nicht versichert! Denselben Weg ab.