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[Briefentwurf]

Als ich vor einem halben Jahr von der erfolgreichen Aufnahme meines Stückes »Kasimir und Karoline« in Wien erfuhr, habe ich mich sehr gefreut, denn ich habe es immer gehofft und geahnt, daß meine Stücke gerade in Wien Verständnis finden müßten. Denn genau wie der Verfasser, sind auch seine sogenannten Kinder »K. u. K.« Erzeugnisse – d. h. sie streben nach Wahrheit, trotz der Illusion, daß es eine solche nicht gibt oder nicht geben darf.

Als mein Stück 1932 in Berlin uraufgeführt wurde, schrieb fast die gesamte Presse, es wäre eine Satire auf München und auf das dortige Oktoberfest – ich muß es nicht betonen, daß dies eine völlige Verkennung meiner Absichten war, eine Verwechslung von Schauplatz und Inhalt; es ist überhaupt keine Satire, es ist die Ballade vom arbeitslosen Chauffeur Kasimir und seiner Braut mit der Ambition, eine Ballade voll stiller Trauer, gemildert durch Humor, das heißt durch die alltägliche Erkenntnis: »Sterben müssen wir alle!«

Unabhängig von den zeitlich bedingten Kostümierungen ist und war es in Berlin immer Sitte zu fragen: »Gegen wen richtet sich das?« Man hat nie gefragt: »Für wen tritt es ein?« Das »gegen« war und ist dort immer wichtiger als das »für«.

Ich habe die Wiener Aufführung noch nicht gesehen und ich freue mich sehr, daß Herr Lönner sie wieder im Spielplan aufgenommen hat und zwar aus dem egoistischen Wunsch, sie sehen zu können. Und es freut mich umso mehr, daß ich die Darsteller, die es spielen werden, in anderen Stücken und Rollen als wahrhafte Künstler kennen und schätzen gelernt habe, in meinem Stück sehen werde.


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