Hans Hoffmann
Aus der Sommerfrische
Hans Hoffmann

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Der kluge Kommissar.

Ist's wahr, Bürger Jacques?« fragte der Doktor Beaulieu aus dem Hintergrunde und legte forschend das Lorgnon an die Augen.

»Ei, ei, ei, ob's wahr ist?« fragte Bürger Toussefort, sich mit beiden Händen auf seinen Spazierstock stützend und die kleinen Augen bedenklich einkneifend.

»Merkwürdig! Sehr merkwürdig!« meinte der wohlhabende Pächter Marmelade, indem er das geleerte Weinglas kräftig auf den Tisch stieß und die linke Hand auf den Knopf seines Stockes drückte.

Der alte Advokat Nestle schwieg; er saß rittlings auf dem Stuhl, sich auf dessen Lehne stützend, und wiegte leise den Kopf hin und her.

»Natürlich ist's wahr, Bürger Doktor, Bürger Toussefort!« rief der beredte Jacques, »und es ist garnichts so Merkwürdiges dabei, Bürger Marmelade, Bürger Nestle! Es ist gar nicht zum Kopfschütteln! Sie wissen alle vier, daß ich als Kommissaire die Armee überallhin begleitet und also auch 164 Alles gesehen habe, mit eigenen Augen, bedenken Sie wohl! Die Armee der Republik ist niemals geschlagen worden! General Jourdan ist nirgends besiegt! Es ist eine Thorheit zu sagen, er sei bei Wurzebourg zum Rückzug gezwungen worden. Es handelte sich nicht um einen Rückzug, sondern um eine siegreiche Heimkehr, nur um Verstärkungen herbeizuholen. Siegreich haben wir ganz Deutschland durchzogen von einem Ende bis zum andern, und siegreich sind wir zurückgekehrt. Sagen Sie niemals, General Jourdan sei geschlagen worden, denn Sie werden eine Unwahrheit sagen. Ruhmgekrönt hat er die herrliche Armee der Republik heimgeführt, und mich mit ihr. Was wollen Sie? Dieser liebe Erzherzog Charles! Ein wackerer Feldherr ohne Zweifel, Alles in der Welt wird er können, aber eine Armee der Republik besiegen, das kann er niemals! Eine Armee der Republik kann überhaupt nicht besiegt werden. Sie kann wohl freiwillig ein Land räumen, aber niemals wider ihren Willen hinausgetrieben werden. Sagen Sie nie wieder etwas Aehnliches, Bürger! Denn Sie würden eine Lästerung aussprechen, und auf eine Lästerung steht die Guillotine.«

»Bürger Jacques hat Recht,« meinte der Doktor, »eine Armee der Republik kann nicht besiegt werden – höchstens kann sie Unglück haben, vorübergehend, Bürger, vorübergehend.«

165 Bürger Jacques lächelte mitleidig.

»Die Göttin des Glückes,« sagte er, »ist viel zu stolz auf die Ehre, den Fahnen Frankreichs folgen zu dürfen, als daß sie dieselben jemals verlassen könnte. Die Armee Frankreichs, die Armee der Republik, die heilige Armee der Freiheit kann niemals Unglück haben. Sie ist immer siegreich, immer ruhmvoll, immer glücklich.«

»Aber die Verluste,« seufzte der Pächter Marmelade, »die schrecklichen Verluste!«

»Verluste?« rief Bürger Jacques, »Verluste! Verluste! Freilich, jeder Verlust ist schrecklich, denn jedes Bürgers Blut ist kostbar, jeder Krieger der Republik ist geheiligt; und Verluste, wir haben sie gehabt, die Verluste! Ströme des heiligen Blutes der Freiheit habe ich fließen sehen – aber was wollen sie besagen, diese Verluste? Die Gefallenen waren Männer, die ruhmvoll und glücktrunken gestorben sind für die Freiheit, für das heilige Frankreich; und wieviel waren ihrer? Ein paar Tausend – was will das sagen? Rechnen Sie die Verluste der Feinde hundertfach, und Sie werden richtig rechnen.«

»Hundertfach! hundertfach! O heiliger Ruhm Frankreichs!« rief Bürger Marmelade begeistert und leckte sich die Lippen.

»Sie dürfen die Zahl auch verdoppeln,« sagte Bürger Jacques gelassen, »denn was wollen Sie? 166 Die Gefallenen der Republik waren Männer, nur Männer – unsere Frauen aber sind blühend daheimgeblieben, Frankreich wird seine Verluste in wenigen Jahren ersetzen, Frankreich wird jedes Jahr neue Männer gebären – hingegen dies Deutschland! Dies arme gute Deutschland!«

»Hat dies gute Deutschland denn keine Frauen mehr?« fragte Bürger Toussefort.

»Deutschland hat keine Frauen mehr!« erwiderte Bürger Jacques pathetisch.

»Habt Ihr die Frauen auch alle getödtet?« fragte Bürger Marmelade gemächlich.

»Nicht doch, mein Lieber,« versetzte Bürger Jacques, »nicht alle, keineswegs alle. Es ist wahr, ihrer viele mußten daran glauben; was wollen Sie? Es sind Barbarenweiber, und das ist der Krieg! Aber man tödtete sie nur, wenn sie widerspenstig und wenn sie häßlich waren. Jeder Franzose ist galant und edelmüthig, er wird sich nie am Leben eines Weibes vergreifen, das schön ist. Und auch der Häßlichen schonten wir meistens, wenn sie nicht allzu häßlich waren. Allein was hilft unser Edelmuth! Sie werden doch nur verhungern müssen. Deutschland ist nicht besiegt, es ist vernichtet, es muß Hungers sterben. Die Barbarei ist zerschmettert unter dem Hufschlag der heiligen Freiheit für alle Zeiten! Die Barbaren sind nicht mehr, Frankreich 167 wird die leeren Gauen der Barbaren besitzen und wieder mit Menschen füllen!«

»Habt Ihr ihnen alle Lebensmittel aufgezehrt?«

»Wir haben ihre Dörfer verbrannt, ihre Saaten zerstampft, ihre Bäume niedergehauen, wir haben eine Wüste hinter uns gelassen; die Männer sind alle erschlagen, die Greise, die Knaben und die häßlichen Weiber werden verhungern oder zu den Türken und Russen auswandern.«

»Und die hübschen Weiber?« fragte Bürger Beaulieu begierig.

»O die!« entgegnete Bürger Jacques mit seinem Lächeln, »die sind zu Französinnen geworden, denn sie haben alle ihr Herz an uns verloren.«

»Alle?«

»Alle!«

»Wieviele davon an Sie, Bürger Jacques?« fragte der Advokat Nestle, der bisher geschwiegen hatte, mit einem unangenehmen Grinsen. Bürger Jacques aber lächelte noch feiner als vorher und bemerkte:

»Gewöhnlich genau doppelt so viel als ich brauchen konnte, obgleich ich nicht allzu bescheiden bin. Und hübsche, hübsche Dinger, sage ich. Wie diese deutschen kleinen Bestien sind, alle weiß wie Milch und roth wie Blut. Und Alle verliebt bis über die hübschen kleinen Ohren!«

168 »Doppelt soviel! Das ist etwas reichlich, Bürger Jacques, für Ihre ausgedehnten Bedürfnisse.«

»Und dennoch buchstäblich wahr. Buchstäblich, habe ich gesagt. Ich bin in der Lage, den buchstäblichen Beweis liefern zu können, Bürger Advokat, Ihrem ungläubigen Lächeln zum Trotz. Es ist das letzte Abenteuer, das ich in diesem gesegneten Deutschland hatte, unmittelbar vor unserem glorreichen Heimzuge aus dem barbarischen Lande. Geben Sie Acht, Bürger Advokat, Sie sind ein Elsässer von Geburt und verstehen in Folge dessen die Sprache der dortigen Eingebornen, welche, wie man sagt, der Sprache jener deutschen Bestien zum Erschrecken ähnlich sein soll, so daß Ihr Euch unter einander verständlich machen könnt. Es ist also kein Zweifel, daß Sie auch deutsche Gazetten zu lesen verstehen müssen. Hier ist eine deutsche Gazette, welche Alles bestätigen wird, was ich zu erzählen im Begriff stehe. Sie ist mir von den betheiligten Personen selbst zugeschickt worden – Sie dürfen schon darin den Beweis der großen und hartnäckigen Liebe erkennen, welche diese Personen beseelte und zu mir hinzog. Es ist zudem zu bedenken, daß dieselben liebenswerthen Personen mir kurz zuvor das Leben gerettet hatten – das Leben, Bürger, das Leben! Und das aus reiner, blinder Liebe!

Es war das in einem Dorfe in der Nähe von 169 Wurzebourg. Ich lag dort im Quartier im Hause des Maire. Den Herrn Maire müssen wir irgendwo todtgeschlagen haben, denn er war nicht vorhanden. Das alte Weib aber lag krank in ihrem Bette, aus kindischer Angst vermuthlich, und ließ sich nicht sehen. Die Tochter aber, die Tochter, welch ein reizendes Ding! Sie kam, ich sah, ich liebte sie, mit dem großen Cäsar zu reden. Ob sie mich liebte, wird der Ausgang dieser Geschichte lehren. Sie kam, ich sah, ich umarmte sie, abermals mit dem berühmten Cäsar zu reden. Selbstverständlich sträubte sie sich im Anfang gewaltig, die kleine Hexe; so sind sie alle, diese süßen Bestien von deutschen Grethchen – aber nachher! Da sind sie eben anders. Diese also schrie, biß, kratzte, schlug, weinte und sprang zuletzt, als ich die Thür verriegelte, durch das offene Fenster hinaus; sie hätte sich Arme und Beine brechen können, wenn sie nicht auf einen Sandhaufen gefallen wäre – aber natürlich, sie kannte ihn ja, den Sandhaufen, die kleine Bestie! Auch gut! dachte ich, Du wirst mir schon wiederkommen, kleine Bestie, wenn wir Ernst machen! Ich fing also an, ein bißchen Lärm zu machen im Hause, drohte zum Spaß, das alte Scheusal von Mutter aufspießen zu wollen und dergleichen Kleinigkeiten. Das richtete ich so ein, daß sie es hören mußte, obgleich sie sich versteckt hielt – es sollte sie nur ein bißchen einschüchtern, nur ein 170 bißchen vorbereiten; nicht daß ich meinte, sie würde sich viel um die alte Vettel bekümmern; denn Barbarinnen sind sie doch immer, die hübschen Dinger, und kümmern sich viel um Mütter und Tanten, wenn sie verliebt sind! Aber es war nicht das, was wirkte, sondern etwas Anderes, etwas ganz Anderes. Kommt da plötzlich ein ebenso bildschönes Schwesterchen zu Tag – weiß Gott, wo sich's vorher verkrochen gehalten, ich hatte nichts als einen dummen Buben gesehen – das fällt mir gleich um den Hals, schluchzt zum Herzbrechen und gesteht mir, die Eifersucht habe es nicht ruhen lassen, weil es gehört habe, daß ich mit seiner Schwester schön gethan habe. Als ich nun, ganz zufrieden mit dem Tausch, denn die Neue war noch schlanker und kräftiger gebaut, das Ding um die Hüfte fassen und mit mir ziehen will, fängt's noch heftiger an meiner Schulter zu schluchzen an und erklärt, das Allerschlimmste sei, daß ihre Schwester Grethchen halbtoll sei vor Eifersucht, seit sie erfahren, daß sie nicht die Einzige sei, die den Herrn Kommissaire heimlich liebe. Deshalb dürfe sie nichts merkbar mit mir treiben, sondern müsse für den Abend ein ganz heimliches Stelldichein an irgend einem andern Orte erbitten. Nun, Bürger, Sie kennen mich alle als einen gutherzigen Kerl; nun gut, ich wollte nicht Feindschaft stiften zwischen zwei so blutsverwandten Seelen, hoffte vielmehr sie 171 in gutem Frieden beide zugleich oder richtiger gesagt nach einander und abwechselnd zu beglücken. Also küßte ich diese noch tüchtig ab, wobei sie sich gar artig zierte und sträubte, immerfort mit etlichem Schluchzen, und ließ sie dann laufen, bis es Abend wurde.

Als nun der Abend gekommen war, höre ich draußen einen Lärm; das war zwar nichts Neues, sondern geschah alle Augenblicke, wenn die Soldaten irgend einem alten Sünder von Eingeborenen ans Leder gingen oder sich um ein Frauenzimmer rauften, wer zuerst an die Reihe kommen sollte – ich scherte mich also nicht sonderlich darum. Diesmal aber war's doch etwas Anderes und leider Schlimmeres: plötzlich kommt die erste Schwester, die Grethchen, von der Straße hereingestürzt, umklammert meine Kniee bleich und verstört und jammert:

»Retten Sie sich, Herr Kommissaire, die Bauern sind da!«

Ich bin kein Aufschneider, Bürger, und kein Prahler: also gestehe ich offen, das fuhr mir gewaltig in die Glieder, denn wahrhaftig, es war kein Spaß mit den Hallunken, den rebellischen Bauern, diesen Mordbrennern und Raubmördern. Zu ungezählten Tausenden wimmelten sie in diesem gottverfluchten Lande vom Main bis zur Donau umher, mit Piken und Sensen, Heugabeln und 172 Dreschflegeln, etliche sogar mit Flinten bewaffnet, und ermordeten tückisch jeden ehrlichen Soldaten, dessen sie habhaft werden konnten, und es ist leider zu sagen, diese teuflischen Horden haben unserer herrlichen Armee mehr Schaden zugefügt, als wenn wir eine große Schlacht verloren hätten.«

»Das ist das Unglück, von dem ich sprach«, sagte der Doktor.

»Nun gut«, fuhr Bürger Jacques fort, »es war ein Unglück, ein schreckliches Unglück. Viele von unseren Soldaten haben sich lieber freiwillig der kaiserlichen Armee zu Gefangenen ergeben, als daß sie den Bauern in die Hände fallen wollten. So groß war die Wuth und die ungerechte Grausamkeit dieser Bestien, welche keines Franzosen schonten, mochte er auch nur als Kommissaire die Armee begleiten.

Sie können sich also vorstellen, ob mein Schreck groß war oder klein, als ich hörte: Die Bauern sind da!

Da aber zeigte sich, was die treue Liebe eines Mädchens vermag. Während ich in großer Hast meine Kostbarkeiten zusammensuchte, die ich den diebischen Schuften nicht gönnte, rief Grethchen angstvoll:

»Retten Sie sich in unsern Keller, Herr Kommissaire, wir haben dort ein verborgenes Gemach 173 hinter den Weinfässern, in welchem Sie in Jahren Niemand finden würde! Verstecken Sie sich dort, bis die Bauern abgezogen sind; es soll Ihnen an nichts fehlen; draußen aber kommen Sie nicht mehr durch, die Bauern haben nicht nur unser Dorf, sondern auch die ganze Umgegend besetzt und alle Ihre Landsleute ohne Erbarmen umgebracht. Sie aber müssen sich retten, und wäre es nur mir zu Liebe, denn Ihr Tod würde mir das Herz brechen.«

Dabei fing sie gerade so sonderbar an zu schluchzen wie vorher ihre Schwester; es war das eine seltsame Manier, die ich in Deutschland nur an diesen beiden Mädchen beobachtet habe, nämlich, daß sie heftig schluchzten, ohne daß sich nachher Thränen zeigten.

Nun, ich bin ein gutherziger Kerl, wie Sie wissen, und gab ihrem Flehen nach; lieber zwar wäre ich auf der Stelle den süßen und glorreichen Tod für das Vaterland mit meinen glücklicheren Kameraden gestorben, aber die Thränen dieses guten Geschöpfes rührten mich, und ich dachte auch, es wäre jammerschade zu sterben, ehe ich die Liebe der beiden reizenden Schwestern ganz genossen hätte. Und, die Wahrheit zu sagen, ich hoffte auf die süßesten Stunden in jenem verborgenen Gemache.

So folgte ich ihr also, stieg durch eine Fallthür hinab in einen tiefen Keller, der ganz mit Fässern 174 gefüllt war, hinter deren einem sich richtig ein geheimes Thürchen befand, das zu einem allerliebsten Zimmerchen führte, in welchem nichts fehlte als ein wenig Licht und ein wenig Luft, um für ein vollkommenes Boudoir zu gelten. Nimmer, dachte ich, könnte man ein traulicheres Plätzchen für Schäferstunden ausfindig machen!

Ich wollte gleich mein Grethchen an mich ziehen, doch sie entschlüpfte und schloß die Thüre von außen zu, der Vorsicht halber wegen der Bauern, wie sie mir durch das Schlüsselloch zurief, und ich möge mich nur ja so ruhig verhalten, daß kein Mensch von mir etwas ahne. Licht hingegen dürfe ich halten, und Essen und Trinken sei genug vorhanden.

Das hatte seine Richtigkeit. Bei meinem Talglicht fand ich kalten Braten und Obst in Fülle, dazu mehr Weinflaschen vortrefflicher Sorte, als ich in vier Wochen hätte leeren können. So saß ich in meiner kleinen Festung in schöner Sicherheit und trank viel Wein, um der langen Weile zu steuern, hoffte aber stündlich, Grethchen werde wiederkommen. Sie kam aber nicht, und also trank ich so lange, bis ich einschlief.

Doch kam leider auch am nächsten und am dritten Tage Niemand, mich zu erheitern, so daß ich mich wie in einem Gefängniß gefühlt haben würde, 175 wäre nicht der treffliche Wein gewesen und die süße Hoffnung. Und auch die Furcht vor den Bauern that das Ihrige, mich zu beruhigen. Denn ich bin entschlossen, Bürger, überall die ganze Wahrheit zu sagen.

Endlich am vierten Tage gegen Abend kam nicht Grethchen, sondern die andere Schwester, mich aufzusuchen. Voller Freude wollte ich sie an mich pressen, allein sie that sehr ängstlich und berichtete, die Bauern hätten ihre arme Schwester oben in ihrem Zimmer festgehalten, weil sie aus irgend welchen Spuren Verdacht geschöpft; endlich sei die Angst des Mädchens um den eingesperrten Herrn Kommissaire so groß geworden, daß sie trotz ihrer Eifersucht ihr selbst verrathen habe, wo sie mich verborgen hatte, und nun komme sie, mich zu befreien, denn die Bauern zögen nicht weiter, wie Grethchen gehofft habe, sondern würden wohl lange am Orte bleiben.

Da entsetzte ich mich über die große Gefahr, obgleich ich Wein genug getrunken hatte, um muthig zu sein. Und dennoch fühlte ich mich stolz und glücklich über die heiße Liebe der beiden Schwestern.

Das Mädchen packte nun ein Bündel aus, das sie mitgebracht hatte, lauter deutsche Bauernkleider und sagte:

»Herr Kommissaire, Sie müssen sich sogleich diesen Anzug anthun, und, daß Sie es gleich wissen, 176 ich werde mich ebenfalls in männliche Kleider stecken, damit ich wie ein Jüngling erscheine, und in solcher Verkleidung hoffe ich Sie auf einem Wagen mitten durch die aufrührerischen Haufen fahren zu können, bis Sie Ihren flüchtigen Landsleuten nahe genug sind, um sie ohne meine Hülfe erreichen zu können. Damit Sie aber Niemand an Ihrer Sprache erkenne, habe ich mir ausgedacht, müssen Sie sich betrunken stellen und bloß blöde lallen, aber beileibe kein deutliches Wort sprechen, auch kein deutsches, wenn Sie etwa eines wissen, denn man würde Sie an der Aussprache doch erkennen.«

Bei dieser Gelegenheit will ich bemerken, daß ich allerdings auf unsern Feldzügen von dieser verfluchten Barbarensprache genug gelernt hatte, um mich, in Sachen der Liebe wenigstens, bequem verständigen zu können, und diese beiden Mädchen ihrerseits handhabten unsere erhabene Muttersprache auch ein wenig, wie man es überall selbst unter diesem Volke von Bestien findet, denn trotz ihrer grenzenlosen Dummheit schätzen diese deutsche Kanaillen es sich stets zu hoher Ehre, französisch reden zu dürfen, und sind stolz darauf; wie es sich bei den unermeßlichen Vorzügen unserer göttlichen Sprache vor ihrem deutschen Schweinegrunzen auch gebührt.

Dieses nebenher.

Das Mädchen also fuhr fort: »Damit aber gar Niemand zweifle, daß Sie 177 nichts Anderes sind als ein betrunkener Knecht, werden Sie es dulden müssen, Herr Kommissaire, wenn ich Sie vor den Bauern tüchtig ausschimpfe und bei Gelegenheit auch ein wenig schlage. Das Herz wird mir bluten, wenn meine Hand das thut, aber ich werde es um Ihrer Rettung willen über mich gewinnen, Ihren Schimpf und Ihren Schmerz zu ertragen.«

Bei diesen Worten bedeckte das arme süße Ding sein Gesichtchen mit der Schürze und schluchzte erbärmlich; doch als sie nachher wieder aufblickte, fand ich merkwürdiger Weise abermals keine Spur von Thränen, wohl aber den liebevollsten Ausdruck in den klaren Augen.

Sie können denken, Bürger, ob ich mit Allem einverstanden war, auch mit dem Schimpfen und Prügeln! Ich versprach ihr, Alles klüglich zu dulden, dachte auch mit heimlichem Lächeln bei mir selber: Allzu schlimm wird es das liebende Kind wahrlich nicht mit dir machen!

Ich wollte nun mit dem Umkleiden beginnen und wartete, daß sie sich währenddessen entfernen möchte. Zu meiner Verwunderung kam ihr diese Schamhaftigkeit aber garnicht in den Sinn, es schien vielmehr, als wollte sie gar Anstalt machen, mir ungenirt beizuspringen. So sind sie, diese deutschen Bestien! Nicht einmal Scham und Anstand wissen sie ihren zarten Töchtern einzuflößen.

178 Mir aber war ihre Gegenwart peinlich, wegen etlicher Wattirungen in meinen Aermeln und Beinlingen – Sie sehen, Bürger, ich bleibe auch hier strengstens bei der Wahrheit; denn Sie wissen, solche Toilettenstückchen kann ein gebildeter Franzose nicht entbehren, aber er zeigt sie nicht gern vor Damen.

Ich machte deshalb selbst das gute Mädchen bescheiden auf die Unschicklichkeit ihres Dableibens aufmerksam, worauf sie erschrak und sich hastig davon machte, wobei ich sie wieder schluchzen hörte. So empfindlich sind sie, diese zärtlichen Geschöpfchen!

Nun legte ich eilig die Bauernkleider an – es war eine abscheuliche Zumuthung, Bürger, denn sie waren völlig beschmutzt und stanken entsetzlich; allein auch darin konnte ich nur eine liebevolle Vorsicht entdecken und ergab mich auch in dieses harte Schicksal. Dazu trank ich schnell noch ein wenig Wein, theils um meinen Geruchssinn zu betäuben, theils um besser den Trunkenen spielen zu können.

Als ich gerade fertig war, kam auch meine Retterin als ein allerliebstes Bübchen gekleidet, so sauber, nett und zierlich, daß ich nicht wagte, sie in meinen kothigen Gewändern zu berühren, obgleich sie meinen Appetit jetzt mehr noch reizte als je zuvor. Doch ich dachte: Aufgeschoben ist nicht aufgehoben!

So führte der hübsche Bengel mich schmierigen Bauernknecht aus dem Keller die Treppe hinauf 179 durch die Fallthür, was mir nicht leicht wurde, denn ich hatte, auch hier die genaue Wahrheit zu sagen, einen recht schweren Kopf von dem vielen Wein und durfte insoweit hoffen, meine Rolle mit vieler Natürlichkeit zu spielen.

Als wir aus dem Hause traten, fand ich wirklich das ganze Dorf mit bewaffneten Bauern angefüllt, die sich so wild und aufgeregt durcheinanderdrängten, daß es den Eindruck hätte machen können, als seien sie eben erst angekommen und nicht schon seit drei Tagen am Orte. Erkennen Sie auch daraus, Bürger, die wilde und zuchtlose Art jener bestialischen Horden.

Ein Wagen stand bespannt vor der Thür, ein gemeiner Viehwagen, wie ich mit Scham und Kummer bemerken mußte. In dessen hinterem Theil lagen zwei fette Schweine, die so fürchterlich jammerten, als ob sie bereits das Schlachtmesser in der Kehle hätten; mitten zwischen diese garstigen und unreinlichen Thiere mußte ich mich auf einen Wink des hübschen Jungen hineinlegen; doch so peinvoll mir das war, so erkannte ich doch auch in dieser Anordnung dankbar einen klugen Rath zum Zwecke meiner Rettung, einen Rath, wie ihn nur die heiße Liebe einem jungen Mädchen eingeben konnte. Gerne hätte ich mich noch heimlich auch nach Grethchen umgesehen und ihr einen stillen Abschied 180 zugewinkt, doch ward ich in solchem Bestreben unliebsam gestört durch etliche Kerle von furchtbar mörderischem Ansehen, die an den Wagen herantraten und neugierig oder auch mißtrauisch fragten: »Wer ist der Mensch, den Du auf dem Wagen hast, Junge?«

Das liebe Mädchen, welches oben auf dem Vordersitze Platz genommen hatte, drehte sich gemächlich herum und antwortete:

»Der Lump von einem Schweinetreiber hat sich wie ein Schwein besoffen, und ich hab' ihn dahin geschmissen, wohin er gehört.«

Das klang ein wenig hart aus dem Munde des zarten Kindes, aber noch zehnmal härter war die Art, wie dieses mich jetzt Angesichts der Bauern mit dem Peitschenstiele bearbeitete. Niemals hätte ich geglaubt, weder daß ein deutsches Mädchen eine so furchtbare Kraft und Geschicklichkeit im Prügeln haben könne, noch daß irgend eines Menschen Standhaftigkeit hinreichen würde, so grausame Martern zu ertragen. Ich habe es sonst für wohlanständig gehalten, nach der Lehre der Philosophen einen körperlichen Schmerz schweigend zu ertragen, und habe mir sogar einmal einen kranken Zahn herausreißen lassen, ohne einen Laut von mir zu geben; was sage ich? vielmehr mit lächelnder Miene – diesmal aber siegte die Natur über alle Seelengröße, ich brüllte so laut, 181 daß ich mich selbst vor der Gewalt meiner Stimme entsetzte und fürchtete, die Lunge müsse mir zerspringen. Was mich aber fast noch mehr schmerzte, als die unsägliche Qual dieser Peitschenhiebe, war die Scham, daß ich dies von eines Mädchens Hand erdulden mußte, und der Gedanke, wie groß die Seelenpein dieses armen Geschöpfes sein müsse, das sich gezwungen sah, den heißgeliebten Mann um seines Heiles willen so fürchterlichen und unwürdigen Martern zu unterwerfen, wie ich denn in der That bisweilen ein herzzerreißendes Schluchzen aus dem schönen Munde vernahm.

Es ist aber unzweifelhaft, daß eben diese Schläge mein Leben retteten, denn auch ein argwöhnischer Mensch konnte nimmermehr glauben, daß Jemand einem Freunde also mitspielen könne. Und wenn sie geahnt hätten, daß es gar dem Geliebten geschah! So aber ließen uns die Bauern ungehindert passiren und lachten nur roh, wie ich mit den Schweinen um die Wette schrie.

Endlich kamen wir hinaus aus dem Dorf auf die Landstraße; doch nun begann eine neue Folter, die nicht viel geringer war als die vorige, denn meine Führerin ließ das Pferd mit entsetzlicher Eile auf dem holprigen und steinigen Wege dahinjagen, und der ungefederte Wagen, auf dessen blankem Holze ich lag, gab meinen mürbe gewalkten und wunden 182 Gliedern so erbarmungslose Stöße, daß ich sie nachher noch vier Wochen lang bis ins Mark der Knochen spürte. Und zu denken, daß auch das nur Stöße der Liebe waren! Denn diese Eile war es, welche meine Rettung vollendete. So große Leiden, Bürger, habe ich, ein friedlicher Mann und kein Krieger, damals für das Vaterland erduldet. Doch ich rief im Herzen: Es lebe Frankreich! Es lebe die Republik! und ließ Alles über mich ergehen.

Nach einer Stunde etwa waren wir im Dunkeln auf einer Anhöhe angekommen, von der aus wir bequem ins Thal hinabsehen konnten. Da sah ich ein brennendes Dorf und erkannte bei dem ungeheuren Schein der Flammen über das Feld verbreitet französische Uniformen.

Ich stieß einen Freudenruf aus, und das Mädchen hielt den Wagen an und sagte:

»Jetzt sind Sie in Sicherheit, Herr Kommissaire, und werden Ihren Weg bequem zu Fuß vollenden. Was Sie dort unten sehen, ist ein Wachtfeuer, wie es Ihre Landsleute in deutschen Thälern anzuzünden pflegen.«

Nach diesen Worten drehte sie den Wagen herum, half mir absteigen und wandte sich zur Heimfahrt.

Trotz meiner Zerschlagenheit und Schwäche, die fast einer Ohnmacht glich, wollte ich sie 183 umarmen und überreden, daß sie unter meinem Schutze mit mir ins französische Lager komme und sich nicht wieder unter die rasenden Rotten der Bauern wage.

Sie aber muß in diesem Augenblick in Folge der langen Furcht und Sorge, die sie um meinetwillen gehabt, von einem plötzlichen Wahnsinnsanfall ergriffen worden sein, denn auf keine andere Weise vermag ich mir ihr jetziges Betragen zu erklären, das in dem vollkommensten Widerspruch stand zu Allem, was sie bisher für mich gethan. Nämlich sie schlug mir, der ich sie zärtlich küssen wollte, wüthend mit der Faust ins Gesicht, daß meine Nase mächtig blutete und hinterher zu einer greulichen Ungestalt anschwoll, und dazu schrie sie laut und mit einer fast männlichen Stimme:

»Lauf ins Feuer, Du Schurke, das Deine Mordgesellen da unten aus unserm Hab und Gut sich gemacht haben, und danke Gott täglich auf den Knieen, daß er Dich als einen zu erbärmlichen Wicht geschaffen hat, als daß wir unsere Hände mit Deinem schäbigen Blute besudeln möchten.«

Sie sehen, Bürger, ich berichte auch diese unbegreiflichen und höchst schmählichen Reden durchaus der Wirklichkeit gemäß, damit Sie daraus ersehen, wie sehr ich auch in allen anderen Stücken mich an die genaueste Wahrheit gehalten und nicht etwa mit der Liebe jener beiden seltsamen Schwestern ohne 184 Grund geprahlt habe. Vielmehr müssen Sie aus dieser ganzen Geschichte erkennen, daß es seine vollkommene Richtigkeit hat, wenn ich behaupte, die Herzen der deutschen Weiber sind mit uns nach Frankreich gezogen, und zwar ihrer gerade doppelt so viel, als für unser Bedürfniß genügen würden. Denn Sie werden mir zugeben, daß eine Geliebte für das Herz eines Mannes völlig ausreicht – für einige Zeit natürlich, bis ein Wechsel wünschenswerth wird.

Noch füge ich den Schluß meines Abenteuers hinzu. Also das Mädchen peitscht wie toll und blind auf ihr Pferd und ist in wenigen Minuten meinen Augen und Ohren entschwunden. Sie werden mir nun Recht geben, daß ich keine Hoffnung hatte, vor dem nächsten Feldzuge von dem liebenden Schwesternpaare wieder etwas zu hören oder gar zu sehen, so groß auch meine Sehnsucht nach ihrer Lieblichkeit bisweilen war.

So geschah es über meine Hoffnung hinaus, daß ich nicht lange danach eine mit meinem Namen versehene Zuschickung empfing, die nichts als einen Ausschnitt aus einer deutschen Gazette enthielt, aber unzweifelhaft als ein Liebesgruß einer der Schwestern oder beider – wofern die Eifersucht das zuließ – von mir betrachtet werden darf. Denn den diesem Ausschnitt vorgedruckten Namen erkenne ich deutlich als den des Dorfes, in welchem ich die berichteten Schicksale erlebte. Das Andere freilich vermag ich 185 nicht zu entziffern, da ich es mir natürlich niemals hatte beifallen lassen, mich mit diesen barbarischen Schriftzeichen bekannt zu machen.

Hingegen wende ich mich nun an Sie, Bürger Nestle, mit dem Ersuchen, uns den vorliegenden Abschnitt der Gazette in ein gutes Französisch zu übertragen und solcherart uns vorzulesen. Denn ich hoffe, daß dadurch die spöttischen und ungläubigen Mienen dieser Herren gründlich beschämt werden sollen. Bin ich mir doch bewußt, in keinem Stück von der Wahrheit abgewichen zu sein.«

Bürger Jacques schwieg und reichte mit triumphirender Miene dem Advokaten das Zeitungsblatt. Dieser nahm es und las es mit aller Sorgfalt schweigend für sich selber durch, wobei sich der spöttische Ausdruck seiner Züge jedoch keineswegs zu verringern, sondern für einen aufmerksamen Beobachter eher noch zu verstärken schien. Endlich räusperte er sich und begann mit kräftiger Stimme in leidlich gutem Französisch das Folgende vorzulesen:

»Aus Oberschlierbach im Würzburgischen wird uns eine lustige Episode des grauenhaften Kriegselendes dieser Zeiten gemeldet: Ein französischer Kommissaire Namens Jacques Bibelot, der im Hause des dortigen Schulzen einquartirt war, hatte sein unkeusches Auge auf die sechzehnjährige anmuthige Tochter desselben geworfen und verfolgte 186 sie nach Art eines richtigen Franzosen mit seinen schändlichen Anträgen, denen ihre Tugend zwar schamhaft auswich, nicht aber ohne in Rücksicht auf ihre schwer erkrankte Mutter und die unmenschliche Grausamkeit der fremden Eindringlinge die schwärzesten Befürchtungen zu hegen. Solche ihre Noth erbarmte und entrüstete ihren Zwillingsbruder, ein munteres und gewitztes Bürschlein, und er beschloß, ihr zu Hülfe zu kommen und, wenn es sich fügen möchte, jenem Lotterbuben eins anzuhängen. Er hatte viel von den tapferen Bauernscharen erzählen hören, die sich durch ganz Franken in Waffen erhoben und an ihrem schamlosen Bedränger blutige Vergeltung übten. Zudem war gerade die Nachricht von dem Siege des glorreichen Erzherzogs Karl über die Armee Jourdans bei Würzburg gekommen, und der Jüngling durfte sich der Hoffnung hingeben, demnächst die Franzosen aus dem Orte weichen und die Bauern einrücken zu sehen, denen sich auch sein Vater heldenmüthigen Sinnes angeschlossen hatte. Also zog er sich Kleider seiner Zwillingsschwester an, die ihm zu seinem jugendlichen Gesichtlein gar artig standen, und verstellte sich vor dem lüsternen Kommissaire, als ob er ein Mädchen und in ihn verliebt wäre. Und als der eitle Geck von einem Franzmann richtig in die Falle ging, wußte er durch List ihm beizubringen, die 187 deutschen Bauern seien bereits in das Dorf gedrungen und hätten alle Franzosen verjagt, also daß es ihm nun unfehlbar an den Kragen ginge. Darob entsetzte sich der hasenherzige Lotterbube so sehr, daß es dem kecken Burschen in Gemeinschaft mit der nun auch ermuthigten Schwester gelang, ihn in ihren Weinkeller zu bugsiren und daselbst mehrere Tage lang in strenger Haft eingesperrt zu halten, bis die Franzosen wirklich vor den anrückenden Bauern die Flucht ergriffen. Und zum Glück war die Haft und Unordnung ihres Abzuges so groß, daß Keiner daran dachte, nach dem Herrn Kommissaire zu fragen.

Als nun die Bauern da waren, hatte das in seiner Ehre beleidigte Mädchen gar nichts dagegen, daß der gefangene Lotterbube ihnen ausgeliefert würde, was denn bei ihrer gerechten Erbitterung über die viehischen Landverderber sein sicherer Tod gewesen wäre.

Der Bursche aber empfand eine männliche Großmuth und beschloß, dem geplagten Sünder das Leben zu retten, ihm lieber einen leichteren und doch wirksamen Denkzettel zu ertheilen. Er hieß ihn, sich als Bauernknecht zu verkleiden, und führte ihn in so kläglicher Gestalt auf einem Schweinewagen mitten durch die Scharen der ergrimmten Landleute bis hart an das französische Lager, das sich noch in voller Nähe befand. Unter dem Vorwande jedoch, das Mißtrauen der Bauern zu beseitigen, wammsete er 188 den vorgeblichen Knecht mit dem Peitschenstiel auf so gottserbärmliche Weise durch, daß derselbe Schuft ohne Zweifel für lange Zeit seiner schnöden Begierden enthoben sein wird. Item ließ er ihn auch mit Lust die argen Stöße des Wagens auf dem Knüppeldamm kosten, so daß er ihn zuletzt zwar lebend, aber nicht allein zerprügelt, sondern auch halb geschundenen und geräderten Leibes zu seinen Französlein und Sanskülotten ablassen konnte.

Möchte doch der Spitzbube daheim allen seinen gleichgesinnten Spießgesellen dies anmuthige Histörchen Jedermann zu Nutz und Frommen wahrheitsgetreu zum Besten geben.«

Hier beendete Bürger Nestle seinen Vortrag. Bürger Jacques aber machte ein Gesicht, als ob er soeben eine neue Tracht Prügel bekommen hätte, und es dauerte eine geraume Weile, bis er sich zu dem Ausspruch ermannte:

»Ich hätte es den deutschen Klotzklöpfen nicht zugetraut, daß sie so verschmitzte Lügen erfinden und sogar drucken lassen könnten!«

Dann aber erhob er sich mit etlicher Hast, pfiff seinem Windhunde und machte sich nach einem graziösen Gruße von dannen.

»Ei, ei,« sagte der elsässische Advokat, »diese zwei Windhunde, die dort mit einander abgehen!«

Und die Anderen lachten.

 


 


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