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Wann dir früh die Plejaden, des Atlas Töchter, emporgehn, Dann sei der Ernt' Anfang; und des Saatpflugs, wann sie hinabgehn. |
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385 | Diese sind vierzig Nacht' und vierzig Tag' auf einander Eingehüllt; dann wieder im kreisenden Laufe des Jahres Stralen sie vor, da zuerst das mähende Eisen geschärft wird. Solch ein Gesez ist beschieden dem Landbau, ob man des Meeres Nähere Fluren bewohnt, ob auch in gewundenen Thälern, |
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390 | Weit von der salzigen Wog' abwärts, man fruchtbaren Acker Angebaut. Du, nackend gesät, und nackend gepflüget, Nackend geschnitten die Frucht; wenn in völliger Zeit du gedenkest Alles Geschäft der Demeter zu fertigen; daß dir ein jedes Reife zur völligen Zeit, und nicht inzwischen du darbend |
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395 | Flehst vor anderen Thüren um Trost, und keinen erlangest, So wie du mir jüngst nahtest. Doch nichts mehr werd' ich dir geben, Noch einmessen hinfort. Arbeite du, thörichter Perses, Arbeit, welche den Menschen zur Pflicht auflegten die Götter; Daß nicht einst du betrübt, mit Weib' ausgehend und Kindern, |
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400 | Suchst dein Leben zu fristen bei unwillfährigen Nachbarn. Zweimal schaffest du wohl und dreimal: doch wo du fortquälst; Nicht wird die Sache gethan, du verlierst viel eiteles Redens, Und nichts frommt ein Gewimmel der Worte dir. Auf denn, gelehrig Sinne du, auszutilgen die Schuld, und dem Hunger zu steuern! |
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405 |
Sorge zuerst für ein Haus, für den Pflugstier, und für ein Weib auch, |
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410 | Nichts auch werde verschoben zum morgenden Tag' und darüber. Denn kein säumiger Mann wird je anfüllen die Scheuer, Kein aufschiebender auch; nur Ämsigkeit fördert die Arbeit. Doch wer ein Werk aussezt, der Mann ringt immer mit Drangsal. Wann nunmehr die Gewalt des stralenden Helios abnimt, |
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415 | Nach schweißtreibender Glut, und im Spätherbst Regenerguß strömt Vom allmächtigen Zeus, daß der menschliche Leib, wie verwandelt, Leichter sich fühlt und behender; zur Zeit, da das Flammengestirn schon Weniger über das Haupt der dem Tod' heimfälligen Menschen Hingeht während des Tags, mehr nächtlicher Weile genießend; |
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420 | Wann dem zernagenden Wurm die mit Eisen gehauene Waldung Trozt, und die Blätter zur Erd' hingießt, und die Sprosse zurückhält: Jezo Holz dir gefällt, des zeitigen Werkes gedenkend. Auf, dreifüßig den Mörser gehaun, dreiellig den Stampfer, |
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425 | Hast du sodann achtfüßig davon auch gehauen den Schlägel, Drauf, zu kränzen das Rad, von zehn Handbreiten im Durchschnitt, Hau dreispännige Felgen. Und fandest du etwa ein Krummholz, Trag es zu Haus', ob auf Bergen du spähetest, oder im Blachfeld, Von Steineichengehölz: denn Bestand hat solches am Stierpflug; |
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430 | Wenn der Athene Genoß in des Scharbaums Fug' es befestigt, Durch der Nägel Verband, und es vorn anschließet der Deichsel. Doch zween Pflüge bewahre gefertiget dir in der Wohnung, Einfach den, und jenen gefügt; mehr frommet es also: Wenn dir einer zerbrach, kann der andere lasten den Rindern. |
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435 | Lorber und Ulme verleihn die gediegenste Deichsel; ein Krummholz Giebt Steineich', und Eiche den Scharbaum. Jezo der Stier' auch Schaffe dir zween, neunjährig, die voll unverwüstbarer Kraft sind, Jugendlich beide von Wuchs; am tapfersten tragen sie Arbeit. So wird nimmer ein Paar durch eifernden Kampf in der Furche |
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440 | Brechen den Pflug, und 'daselbst ungefertiget lassen die Arbeit.
Diesen folge zugleich ein vierzigjähriger Jüngling, |
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445 | Richtet das Herz. Ihm macht kein jüngerer streitig den Vorzug, Gleich den Samen zu streun, und vorzubeugen der Nachsaat. Ein unreiferer Mann sucht gern unreife Gespielschaft. Aufgemerkt, wenn du jezo des Kraniches Stimme gehöret, |
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450 | Zum Saatpflügen ermahnt dich der Ruf, und regnichten Winter Meldet er an, und betrübet das Herz stiermangelnden Männern. Wohl dann füttere du krummhörnige Stier' in der Wohnung. Denn sehr leicht ist geredet das Wort: Gieb Stiere zur Lastfuhr! Leicht ist aber dagegen gesagt: Selbst brauch' ich die Stiere! |
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455 | Spricht doch mancher, der reich sich wähnt: Mir füg' ich die Lastfuhr; Thor, und bedenkt nicht einmal die hundert Hölzer der Lastfuhr; Die man zuvor rechtschaffen besorgt, und im Hause zurücklegt. Wenn nun den Menschen zuerst das Geschäft annahte des Saatpflugs; |
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460 | Trocken und feucht zu bestellen das Land in den Tagen der Saatzeit, Ganz in der Früh' anstrebend, daß voll dir werden die Äcker. Brechen im Lenz, und im Sommer erneun, mislohnet dir niemals. Aber die Brache besät, weil leicht noch hänget das Erdreich. Brache verscheucht Landplagen, und sänftiget hold die Kindlein. |
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465 | Fleh' auch dem unteren Zeus mit Gebet, und der reinen Demeter, Daß in Gedeihn anschwelle der heilige Kern der Demeter, Gleich wenn zuerst du die Saat anhebst, und das Ende der Sterze Nimst in die Hand, auf die Rücken der Stier' ausstreckend den Stachel, Während die Riemen am Joch hinziehn. Ein kleinerer Bub' auch |
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470 | Folge, den Karst in der Hand, daß er Mühsal schaffe den Vögeln, Durch Einhüllung der Saat. Denn wohl anordnen ist heilsam Jedem sterblichen Manne; doch schlecht anordnen ist heillos. So wird üppiges Wuchses die Ähr' einst nicken zur Erd' hin, Wenn dir guten Erfolg der Olympier selber gewähret; |
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475 | Dann den Geschirren entfegst du die Spinnweb'; und dir verkünd' ich Fröhlichkeit; wann du im Haus' aufzählst den gesegneten Vorrath. Festlich zum schimmernden Lenze gelangest du; nie auch zu andern Schauest du hin; dein harret ein anderer Mann in Bedrängnis. Wenn um die Winterwende die heilige Flur du bestellest; |
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480 | Sizend vollbringst du die Ernt', in der Hand sehr weniges fassend, Krumm einbindend und schief, ein bestäubeter, nicht zu beseligt; Heim dann trägst du im Korb', und nicht stehn viele bewundernd. Zwar zu anderer Zeit hat anderen Sinn der Kronide: Aber schwer wird solcher erkannt von sterblichen Männern. |
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485 | Doch so du spät saatpflügest, vielleicht bringt dieses dir Heilung, Wann dir zuerst kukukt aus sprossender Eiche der Kukuk, Daß sich freuet der Mensch in der Erd' unermeßlichen Räumen; Dann wohl regnet von Zeus dreitägiger Regen in eins fort, Der nicht über die Spur des Stierhufs wächst noch darunter: |
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490 | So kann noch einholen den frühesten Säer der Spätling.
Wohl im Herzen bewahr' ein jegliches; nicht unbemerkt sei, |
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495 | Einschließt; dann auch mehrt unlässige Hand die Besizung: Daß Haltlosigkeit nicht und Armut schrecklich im Winter Nahn, und mit magerer Hand die geschwollenen Füße du drückest. Manch unthätiger Mann, nur nichtige Hofnung erharrend, Hat, sein Leben zu fristen, das Herz zum Bösen gewendet. |
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500 | Nicht heilbringende Hofnung ist Trösterin dürftiger Männer, Welche die Nahrungssorg' in der Volksherberge verträumen. Gieb den Knechten die Lehr' im noch vollzeitigen Sommer: Nicht wird ewig der Sommer bestehn; auf, Hütten gebauet! Doch den lenäischen Mond, den verderblichen Räuber der Stierhaut, |
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505 | Diesen vermeide du wohl, und das Glatteis, das die Gefilde Deckt, vor des Boreas Hauche, mit harthinstreckender Falschheit. Durch roßnährende Fluren der Thrakier stürmt in die Meerflut Jener, und wühlt sie empor; es erharscht dann Acker und Waldung. Viel hochbuschichte Eichen umher, und stämmige Tannen, |
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510 | Streckt er im Thal des Gebirgs auf die nahrungsprossende Erde, Kommend in Wut: rings sauset die endlos wimmelnde Waldung. Schaudernd fliehn auch die Thiere, die Schwänz' an die Bäuche geschmieget; Selbst die mit zottigem Balge bekleideten; diesen sogar auch Weht er, der kalte, hindurch, wie dicht auch die Brüste gedeckt sind. |
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515 | Auch dem Stiere die Haut durchdringet er, und sie beschüzt nicht. Auch langhaarige Ziegen durchwehet er; nicht so die Schafe, Weil ausdaurendes Vließ rings einhüllt; nicht sie durchwehet Boreas, wild wie er tobe; den Greis selbst macht er zum Läufer. Auch durchwehet er nicht zartblühende Glieder der Jungfrau, |
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520 | Welche daheim im Gemache verweilt bei der trautesten Mutter, Noch ungereizt von den Gaben der goldenen Afrodite: Dort nach erfrischendem Bade mit schmeidigem Öle gesalbet, Ruht ihr zärtlicher Leib in behaglicher Kammer die Nacht durch, Bei hartwinterndem Sturm; wann der Meerpolyp sich den Fuß nagt, |
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525 | Im glutlosen Gemach, wo das traurige Leben er führet. Denn nicht zeigt ihm die Sonne, sich irgendwo Weide zu haschen; Sondern längs dem Gebiete der dunkelfarbigen Männer Wendet sie sich, daß später dem Volk der Hellenen es taget. Alle sodann, die gehörnt und hornlos wohnen in Wäldern, |
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530 | Klappen die Zähn' unmutig, und rings durch die Krümmen des Eichthals Fliehn sie umher; denn alle sind nur um das Eine bekümmert, Die im verwachsenen Busch ausspähn ein schirmendes Obdach, Und im gehöhleten Fels. Gleich sind auch die Menschen dem Dreifuß, Dem sich der Rücken verbog, und das Haupt zum Boden herabschaut: |
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535 | Gleich ihm wandeln sie dann, der schimmernden Flocke sich bergend. Jezt umhülle den Leib mit Gewand dir, wie ich ermahne, Mit weichwolligem Mantel, und langausreichendem Leibrock. Dünnerem Aufzug füge den grobgesponnenen Einschlag; Hiermit kleide dich wohl, daß nicht die Haare dir schaudern, |
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540 | Oder gesträubt auf starren, empor am Leibe sich hebend. Dann um die Füß' auch Solen des stark erschlagenen Stieres Binde dir wohlgefügt, mit Filz inwendig sie fütternd. Auch von Erstlingsböcklein, sobald vollzeitig der Frost kommt, Nähe dir Felle zusammen mit Stierdrath, daß um die Schulter |
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545 | Du sie werfst, dem Regen zur Wehr; und über das Haupt dir Seze geformeten Filz, daß nicht die Ohren dir triefen. Denn kalt ist frühmorgens die Luft, wenn sich Boreas herstürzt. Früh ist über die Erde vom Sterngewölbe des Himmels Weizenernährender Dunst auf der Mächtigen Äcker gebreitet: |
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550 | Welcher gemach aufzieht aus unversiegenden Strömen, Dann, hoch über die Erd' im wirbelnden Winde gehoben, Bald sich in Regen ergießt am Abende, bald auch daherstürmt, Wann mit dickem Gewölke der thrakische Boreas tummelt. Dem zu entgehn, thu eilig dein Werk, und kehr' in die Wohnung, |
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555 | Daß nicht etwa vom Himmel ein schwarzes Gewölk dich umhülle, Und dir ganz durchneze den Leib und die triefenden Kleider. Meide demnach sorgsam; denn der schädlichste Wintermonat Waltet anjezt, so schädlich dem Vieh, als schädlich den Menschen. Dann sei die Hälfte dem Rind', und dem Mann noch etwas darüber, |
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560 | Täglicher Kost; denn die Länge der labenden Nächte vergütet. Hierauf wende Bedacht, in des Jahrs umkreisendem Wandel, Auszugleichen die Nacht und den Tag, bis wieder die große Allernährerin Erde Gewächs' auf Gewächse hervorbringt. Wann, nach des Helios Wende, den sechzigsten jezo der Tage |
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565 | Zeus mit winterndem Frost vollendete; dann wird Arkturos, Aus der heiligen Flut des Okeanos wieder sich hebend, In vollstralendem Glanze zuerst aufgehen des Abends. Nach ihm kommt früh girrend Pandions Tochter, die Schwalbe, Wieder den Menschen ans Licht, wann neu anhebet der Frühling. |
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570 | Eil' ihr zuvor, und schneitle die Rebe dir; denn so gebührt es. Wann Hausträgerin nun von der Erd' auf die Pflänzlinge klimmet, Durch die Plejaden gescheucht; nicht mehr dann grabe den Rebhain; Sondern die mähende Sichel geschärft, und die Knechte beschleunigt. Aber die schattigen Size geflohn, und den Morgenschlummer, |
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575 | Jezt in der Erntezeit, wann Helios dörret die Glieder. Nun gilts emsig zu sein, und die Frucht nach Hause zu führen, Früh mit dem Tag' aufstehend, damit dir Nahrung genug sei. Morgenstund' hat wahrlich der Tagsarbeiten ein Drittheil; Morgenstunde gewinnt dir am Weg', und gewinnt dir an Arbeit: |
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580 | Morgenstunde, die viele der Sterblichen ruft zu der Wandrung, Wenn sie erscheint, und vielen der Stier' aufleget die Joche. Drauf wann jezo die Distel erblüht, und die tönende Grille, |
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585 | Dann ist fett von der Weide die Geis, dann edel der Weintrunk; Dann sind üppig die Weiber zur Lust, und die Männer enthaltsam; Denn des Seirios Glut hat Haupt und Kniee gedörret, Und hin welket der Leib, der versengete. Auf denn, anjezo Sei byblinischer Wein und luftiger Schatten des Felsens, |
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590 | Milchgebackenes auch, und Rahm der gesonderten Melkgeis, Fleisch der dem Stier' unreifen, mit Laube genähreten Sterke, Fleisch auch vom Erstling der Zieg'; und dazu rothfunkelnden Festwein Trinke, gesezt in dem Schatten, das Herz mit Speise gesättigt, Gegen den reinesten Hauch des Zefyros wendend das Antliz, |
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595 | Und des entsprudelnden Quells unversiegende, klare Gewässer; Dann drei Güsse der Flut, und den vierten des Weins dir geschöpfet. Aber den Knechten gebeut, den heiligen Kern der Demeter Umzuwälzen, sobald machtvoll aufstralet Orion, Am frischwehenden Ort, auf hartgerolleter Tenne. |
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600 | Wohl dann in Fässer verwahrt das gemessene. Jezo nachdem du Jeglichen Lebensbedarf zur Genüg' einnahmst in die Wohnung; Mietling und Lohnmagd auch, ihn hauslos aber, sie kindlos, Suche dir, hörest du Rath; nicht taugt die umkälberte Lohnmagd. Auch scharfzahnige Hunde gepflegt; nicht spare des Brotes: |
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605 | Daß dir kein Tagschläfer einmal die Besizung entwende. Heu dann trag' in das Schober und Abfall: bis du genug hast, Rind und Mäuler ein Jahr zu beköstigen. Aber anjezo Laß dem Gesind ausruhn die Knie', und spanne die Stier' aus. Wann Orion nunmehr und Seirios mitten zum Himmel |
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610 | Aufsteigt, und den Arktur anschaut die rosige Eos; Izt dir, Perses, gepflückt die sämtlichen Trauben, und heimwärts! Dann zehn Tag' und Nächt' an Helios' Stral sie gebreitet, Fünf im Schatten darauf, und am sechsten geschöpft in die Fässer, Was Dionysos geschenkt, der Beseliger. Aber sobald nun |
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615 | Auch Plejad' und Hyade zugleich mit dem starken Orion Untergehn; dann mußt du des Saatpflugs wieder gedenken; Zeit nun ists: und das Jahr für den Landbau wäre geordnet. Wenn du jedoch Schiffahrt durch stürmische Fluten begehrest; |
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620 | Abwärts fliehn, und sich tauchen in dunkelwogende Meerflut; Dann sind aller Orkan' ansausende Wirbel in Aufruhr. O dann halte die Schiffe nicht mehr in der finsteren Brandung; Lieber das Land anbauen, gefalle dir, wie ich ermahne. Zeuch an das trockne Gestade da Schif, und befestige ringsher |
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625 | Steine zum Halt, daß sie wehren der Wut naßhauchender Winde; Lüft' auch den Zapfen des Bauchs, eh Zeus' Plazregen hineinfault. Alle Geräthe der Fahrt leg' hin in deine Behausung, Wohl die Fittige faltend des meerdurchwandelnden Schiffes. Über den Rauch dann hänge das schöngezimmerte Steuer. |
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630 | Aber du selbst erwarte die Fahrzeit, bis sie herannaht. Dann zeuch nieder das Schif in die Flut, und schickliche Ladung Lege gerüstet hinein, daß froh des Gewinnes du heimkehrst: |
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635 | Welcher auch hieher kam, da er viel Meerwogen durchsteurt war, Aus der äolischen Kyme geführt vom schwärzlichen Schiffe, Nicht ansehnliche Habe, noch Reichthum fliehend und Wohlstand, Sondern die bittere Noth, die Zeus aufleget den Männern. Nahe dem Helikon wohnt' er im traurigen Flecken des Elends, |
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640 | Askra, wo bös' ist der Winter, und schlecht auch der Sommer, und nichts gut. Du demnach, o Perses, gedenk' an jegliche Arbeit Stets in gehöriger Zeit, bei der Schiffahrt aber am meisten. Lobe das winzige Schif, in das größere lege die Ladung., Denn je mehr du geladen, je mehr wird Gewinn auf Gewinn dich |
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645 | Sättigen, fals nur der Wind' unbändiger Hauch dich verschonet. So du vielleicht, zum Handel mit eitelem Sinne gewendet, Trachtest der Schuld zu entfliehn, und dem unerfreulichen Hunger; Auf, dir zeig' ich die Maße des weitaufrauschenden Meeres, Weder in Steuerkunde gewiziget, weder in Schiffen. |
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650 | Denn nie fuhr ich zu Schif durch offene Räume des Meeres; Außer einmal gen Euböa von Aulis, wo die Achaier Einst, ausharrend den Sturm, viel Volks aus der heiligen Hellas Sammelten, Troja zu dämpfen, das Land holdseliger Weiber. Dorthin einst zu des weisen Amfidamas festlichem Kampfspiel |
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655 | Fuhr ich gen Chalkis zugleich; denn viele verkündete Preise Hatten die Söhne gestellt, die mutigen. Dort nun, behaupt' ich, Trug, des Gesangs Obsieger, ich selbst den gehenkelten Dreifuß: Den ich darauf darbrachte den helikonischen Musen, Dort wo jene zuerst mich gewürdiget helles Gesanges. |
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660 | So weit hab' ich Erfahrung der vielgenagelten Schiffe. Dennoch meld' ich dir Zeus', des Ägiserschütterers Rathschluß; Denn mir lehrten die Musen unsterblichen Ton des Gesanges. Fünfzig Tage hindurch nach des Helios Sommerwende, |
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665 | Währet die Fahrt vollzeitig den Sterblichen. Weder ein Schif dann Mag dir zerschellen das Meer, noch im Sturm hinraffen die Männer; Will nicht etwa mit Fleiß der Erderschüttrer Poseidon, Oder Zeus sie vertilgen, der Ewigen Obergebieter. Jener ja ist die Vollendung des Guten zugleich und des Bösen. |
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670 | Dann ist rein und entschieden die Luft; sanft wallet die Meerflut, Ohne Gefahr. Nun rüste das Schif, und den Winden vertrauend, Zieh' es hinab in die Flut, und sorgsam ordne die Ladung. Aber geeilt, daß du schleunig anrück nach Hause gelangest: Nicht erst Wein von der Kelter und herbstlichen Regen erwartet, |
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675 | Und anwinternden Sturm, und schreckliche Hauche des Notos: Welcher das Meer aufwühlet, mit Zeus' Plazregen vereinbart, Herbstlichem Wolkenerguß, und fürchterlich machet die Meerflut. Noch ist andere Fahrt den Sterblichen offen im Frühling. |
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680 | Eintrit, eben so weit sich dem Anblick zeigen die Blätter Oben im Feigenbaum; dann ist zugänglich die Meerbahn. So im Frühlinge beut sich die Schiffahrt. Selber fürwahr nicht Geb' ich ihr Lob; denn sie dünkt nicht meinem Sinne gefällig, Schleunig gerafft: schwer fliehst du die Schrecknisse! Aber sogar das |
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685 | Pflegen die Männer zu thun, mit Unverstande des Geistes. Habe ja gilt für Seele den unglückseligen Menschen. Doch ist gräßlich der Tod in den Brandungen. Auf, dich ermahn' ich, Alles genau zu erwägen im Innersten, was ich dir sage. Auch nicht alle Besizung in räumige Schiffe geleget; |
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690 | Mehreres laß du daheim, und das mindere wag' in den Handel. Schlimm ja, unter des Meers Aufbrandungen Schaden zu treffen: Schlimm auch, wenn du dem Wagen zu mächtige Lasten emporhubst, Daß er die Axe zerbrach, und in Wust umrollte die Ladung. Maß in allem bewahrt; Vollzeit ist besser, denn Unzeit. |
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695 |
Bist du an Alter gereift, auch ein Ehweib führ' in die Wohnung: |
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700 | Doch vor allen erwähl' ein nahe dir wohnendes Mägdlein, Ringsher schauend mit Fleiß, daß nicht frohlocke der Nachbar. Traun kein edleres Gut, denn ein Weib, erbeutet ein Mann sich, Ist sie fromm; doch die bös' ist weit unholder, denn etwas: Jene Genossin der Schmäuse, die selbst den gewaltigsten Mann wohl |
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705 | Aussengt, wie mit dem Brand', und grauendes Haar ihm beschleunigt.
Wohl auch bewahre die Scheu vor der Obhut seliger Götter. |
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710 | Ihm mit Worten das Herz zu belästigen, oder mit Thaten; Zwiefach dann ihm zu büßen, gedenke du. Wenn er zuerst nun Wieder zur Freundschaft kehrt, und Ersaz anbietet, wie recht ist; Nim ihn auf. Weh jedem, der andere Freunde nach andern Immer erwählt! Nur laß dir das Herz nicht leiten den Anschein. |
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715 | Meide zu sehr gastfreundlich, wie ungastfreundlich zu heißen; Weder des Bösen Genoß, noch des Edelen neidischer Tadler. Armut, ach die betrübte, die herzannagende Armut Wolle du nie vorwerfen, die Gab' unsterblicher Götter. Traun, ein herlicher Schaz, den die Zung' hat unter den Menschen, |
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720 | Wenn sie spart; und groß die Gefälligkeit, geht sie in Zeitmaß. Hast du was schlimmes gesagt, bald selbst noch schlimmeres hörst du. Kein gastreiches Gelag lehn' ab mit mürrischem Starrsinn; Mehr der Gefälligkeit hat ein Gemeinschmaus, minder des Aufwands. Niemals spreng' in der Frühe dem Zeus rothfunkelndes Weines |
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725 | Mit ungewaschener Hand, noch anderen ewigen Göttern; Denn nicht hören sie dann, sie verschmähen unwillig den Anruf. Nicht zur Sonne gewandt, entlade dich stehend des Trankes. Aber nachdem sie gesunken, erinnre dich, bis zu dem Aufgang, Daß du es weder im Wege, noch abwärts gehend, verübest. |
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730 | Noch des Gewandes entblößt; denn die Nacht ist heilig den Göttern. Sizend pflegt es ein Mann, der die Gottheit ehrt und Verstand hat, Oder zur Wand hintretend des fest umhegeten Vorhofs. Nicht, wenn den Leib dir befleckte die Mannheit, zeig' in der Wohnung Frech dem Heerde dich so, dem heiligen; sondern sei schamhaft. |
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735 | Nicht vom Trauergetön der Begräbnisfeier gekehret, Wecke dir junges Geschlecht, nein von der Unsterblichen Festmahl. Niemals darf durch der Ström' unversiegende, lautere Wasser Waten dein Fuß, eh schauend zur herlichen Flut du gebetet, Rein erst waschend die Hand' in der schönen kristallenen Welle. |
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740 | Welcher den Strom durchwandelt, die Hand nicht spülend vor Bosheit, Den trift göttlicher Zorn, und sendet ihm Leid in der Zukunft. Nicht am festlichen Mahle der Ewigen sollst du dem Fünfast Trockenes schneiden vom Grünen mit blinkender Schärfe des Eisens. Niemals lege des Schenken Gefäß hin über den Mischkrug, |
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745 | Weil man trinkt; denn es steht unglückliches Loos dir geordnet. Niemals laß ungeglättet die neuerrichtete Wohnung, Daß nicht sizend darauf ihr Geschwäz herkrächze die Krähe. Niemals schöpfe du dir vom ungeweiheten Kochheerd, Weder Speise noch Bad; auch hierauf folget die Strafe. |
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750 | Nicht unbeweglichem Size vertraue du, denn es geziemt nicht, Ein zwölftägiges Kind; das macht unmännliche Männer; Auch zwölfmonatlich keines, da 'dies auch gleichen Erfolg hat. Niemals reinige sich im weiblichen Bade die Glieder Irgend ein Mann; denn in kurzem und fürchterlich folget auch hierauf |
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755 | Nachweh. Nie, zu dem Opfer des Brandaltares gelangend, Spotte verdeckter Gebräuche; denn das auch ahndet die Gottheit. Niemals vorn in die Watte des meerabrollenden Stromes, Niemals auch in die Quelle geschmutzt; sehr meide du solches; Nicht sie mit Koth auch geschändet; denn das bringt nimmer dir Vortheil, |
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760 | Also zu thun; drum meide die schreckliche Sage des Volkes. Denn die Sag' ist böse fürwahr: leicht hebet sie jemand Ohne Bemühn; schwer trägt er sodann, und leget sie kaum ab. Sage vergeht nie ganz, die verbreitete, welche der Völker Redende Lippen umschwebt; denn sie ist unsterbliche Göttin. |