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Tausend und eine Nacht. Band XIII
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Seif el-Mulûk und Badîat el-Dschamâl.

Wisse, o glückseliger König, in alten Zeiten und in längstentschwundenen Tagen lebte einmal ein Perserkönig, Namens Mohammed, der Sohn des Sabâik, welcher über Chorāsân herrschte und jedes Jahr eine Kriegsfahrt ins Land der Kâfirs antrat, nach Hind und Sind, nach China, den Ländern hinter dem Strom und andern Gebieten von Adschamland und sonstigen Ländern. Er war ein gerechter, tapferer, hochsinniger und freigebiger König, der Tischgeplauder, Geschichten, Verse, Anekdoten, Märchen, Überlieferungen von den Alten und dergleichen Erzählungen liebte und jeden beschenkte, der eine merkwürdige Geschichte wußte und sie ihm erzählte. Ja, man sagt, daß er jeden Fremden, der ihm eine merkwürdige Geschichte vortrug, die ihm gefiel, mit einem kostbaren Ehrenkleid beschenkte, ihm tausend Dinare gab, ihn auf ein gesatteltes und gezäumtes Roß setzte, ihn von oben bis unten einkleidete und ihm außerdem noch kostbare Geschenke machte, mit denen dann der Mann seines Weges zog. Da traf es sich eines Tages, daß ein alter Mann zu ihm kam und ihm eine merkwürdige Geschichte erzählte, die dem König gefiel und ihn entzückte, so daß er ihm ein kostbares Geschenk verordnete, das unter anderm aus tausend chorasanischen Dinaren und einem Pferd mit vollem Geschirr bestand, so daß sich der Ruf von diesem König in alle Länder verbreitete, und auch ein Kaufmann, Namens Hasan, von ihm hörte, ein hochsinniger, freigebiger und studierter Mann und ein trefflicher Poet. Nun hatte aber jener König auch einen neidischen Wesir, ein Kompendium alles Bösen, der keinen Menschen liebte, weder Reich noch Arm, und jedesmal, wenn jemand zum König kam, und dieser ihm etwas schenkte, neiderfüllt sprach: »Dieses Verfahren läßt das Geld hinschwinden 60 und ruiniert das Land; und das ist des Königs Art.« Diese Worte aber waren nichts anderes als Neid und Haß von jenem Wesir. Da traf es sich, daß der König von dem Kaufmann Hasan hörte und ihn zu sich holen ließ. Als er vor ihm erschien, sprach er zu ihm: »Kaufmann Hasan, siehe, der Wesir ist mir gram und feind ob des Geldes, das ich den Dichtern, den Tischgenossen und den Kennern von Geschichten und Versen schenke. Nun wünsche ich von dir, daß du mir eine hübsche und merkwürdige Geschichte erzählst, wie ich eine gleiche noch nicht gehört habe. Gefällt mir deine Geschichte, so schenke ich dir ein großes Gebiet mit seinen Burgen noch zu deinen Gütern hinzu; ja, ich lege mein ganzes Königreich vor deine Hände und mache dich zu meinem Großwesir, daß du zu meiner Rechten sitzest und meine Unterthanen regierst. Gefällt mir deine Geschichte jedoch nicht, so nehme ich dir allen Besitz deiner Hand und jage dich aus meinem Land.« Der Kaufmann Hasan versetzte: »Ich höre und gehorche unserm Herrn dem König, jedoch verlangt dein Mamluk von dir, daß du ihm eine Frist von einem Jahre gewährst; alsdann will ich dir eine Geschichte erzählen, wie du sie dein Lebenlang noch nicht gehört hast, und auch keiner außer dir vernommen hat, geschweige denn gar eine schönere.« Da entgegnete der König: »Ich gewähre dir eine Frist von einem ganzen Jahr,« und ließ ein kostbares Ehrenkleid holen, in das er ihn kleidete, indem er zu ihm sprach: »Halte dich zu Hause, reite nicht aus und geh und komm nicht ein ganzes Jahr lang, bis du mir das, was ich von dir heische, bringst. Wenn du es mir bringst, sollen dir ganz besondere Gnaden zu teil werden, und du sollst dem von mir Verheißenen mit Freuden entgegensehen; bringst du mir es jedoch nicht, so hast du nichts mit uns und wir haben nichts mit dir zu schaffen.« 61

Siebenhundertundsiebenundfünfzigste Nacht.

Da küßte der Kaufmann Hasan die Erde vor dem König und ging hinaus. Alsdann erwählte er sich aus seinen besten Mamluken fünf Mann, die alle schreiben und lesen konnten und gelehrte, verständige und gebildete Leute waren, und gab einem jeden von ihnen fünftausend Dinare, indem er zu ihnen sprach: »Ich habe euch nur für einen Tag wie den heutigen auferzogen; helfet mir darum des Königs Begehr zu erfüllen und befreiet mich aus seiner Hand.« Sie versetzten: »Und was ist's, das du von uns heischest? Unser Leben sei dein Lösegeld!« Er erwiderte: »Ich wünsche, daß jeder von euch in ein anderes Land ziehet, und daß ihr euch von den Weisen, den Litteraten, den Gelehrten, den Kennern merkwürdiger Anekdoten und wunderbarer Erzählungen Geschichten erzählen lasset und mir die Geschichte von Seif el-Mulûk ausfindig macht und herbringt. Wenn ihr irgend jemand findet, der sie kennt, so verlangt sie von ihm zu kaufen und bezahlet ihm jeden Preis an Gold und Silber, den er von euch verlangt, und wären es auch tausend Dinare. Gebt ihm, so viel ihr habt, indem ihr ihm den Rest versprecht, und bringt mir die Geschichte; und wer von euch die Geschichte auffindet und mir bringt, dem gebe ich ein kostbares Ehrenkleid und ein reiches Geschenk, und niemand soll mir teurer sein als er.« Alsdann sagte er zu dem einen: »Geh du nach den Ländern Sind und Hind und den dazugehörigen Provinzen und Gebieten.« Zu einem andern sagte er: »Mach' du dich nach Adschamland und China und ihren Gebieten auf.« Zum dritten sagte er: »Nimm du deinen Weg nach Chorāsân und seinen Provinzen und Gebieten;« zum vierten: »Ziehe du nach dem Maghrib und allen seinen Landstrichen, Gegenden, Provinzen und Gebieten;« und zum fünften: »Und du fahre gen Syrien und Ägypten und ihren Provinzen und Gebieten.« Hierauf erwählte er ihnen einen Tag von glücklicher Vorbedeutung und sprach zu ihnen: 62 »Ziehet heute aus, seid eifrig in der Ausrichtung meines Auftrages und seid nicht säumig, und sollte es euch euer Leben kosten.« Da verabschiedeten sie sich von ihm, und jeder von ihnen schlug die Richtung nach jenen Ländern ein, die er ihnen angewiesen hatte. Vier von ihnen blieben vier Monate aus und kehrten, nachdem sie trotz eifrigsten Suchens nichts gefunden hatten, zum Kaufmann Hasan zurück, dessen Brust beklommen wurde, als sie ihm mitteilten, daß sie die Städte, Länder und Klimate nach dem Verlangten durchsucht und nichts gefunden hätten. Der fünfte Mamluk aber reiste, bis er nach Syrien gelangte und in Damaskus einzog. Da er fand, daß es eine angenehme und sichere Stadt war, reich an Bäumen, Bächen, Früchten und Vögeln, die Gott, den Einigen, den Allbezwinger, den Schöpfer von Tag und Nacht, lobpreisten, hielt er sich daselbst einige Tage auf und hielt Nachfrage in betreff des Anliegens seines Herrn, ohne daß ihm jemand entsprechen konnte. Schon war er im Begriff wieder aufzubrechen und eine andere Stadt aufzusuchen, als er einen jungen Menschen laufen sah, der über seine Säume stolperte. Da fragte ihn der Mamluk: »Warum läufst du so angstvoll und wohin willst du?« Der Jüngling versetzte: »Hier ist ein gelehrter Scheich, der alle Tage um diese Zeit auf einem Stuhle sitzend Anekdoten, Geschichten und hübsche Märchen erzählt, wie keiner dergleichen vernahm; ich laufe deshalb, um einen Platz in seiner Nähe zu finden, und fürchte, daß ich wegen der Menschenmenge keinen Platz mehr bekomme.« Der Mamluk sagte nun: »Nimm mich mit;« worauf der Jüngling erwiderte: »Komm schnell.« So verschloß er seine Thür und eilte mit ihm, bis er zu der Stelle kam, wo der Scheich, ein Mann von freundlichem Gesicht, auf einem Stuhl sitzend, inmitten der Menge erzählte. Sich in seine Nähe setzend, lauschte er seiner Geschichte, bis der Mann seine Erzählung gegen Sonnenuntergang beendet hatte, und der Kreis der Menge nach dem Anhören derselben sich zerstreute. Alsdann trat er an ihn heran und begrüßte ihn, 63 worauf der Scheich ihm den Salâm mit besten Wünschen und respektvollst erwiderte. Dann sprach der Mamluk zu ihm: »Mein Herr Scheich, du bist ein hübscher ehrwürdiger Mann, und deine Geschichte war gleichfalls hübsch; ich möchte dich nach etwas fragen.« Der Scheich erwiderte: »Frag', wonach du willst.« Da versetzte der Mamluk: »Kennst du wohl das Märchen von Seif el-Mulûk und Badiât el-Dschamâl?« Der Scheich entgegnete: »Von wem hörtest du von dieser Geschichte, und wer teilte dir etwas davon mit?« Der Mamluk versetzte: »Ich habe von keinem etwas davon gehört, doch komme ich aus fernem Land und suche nach der Geschichte; wenn du sie hast, so will ich dir alles, was du für sie verlangst, bezahlen, und du wirst mir mit ihr ein Geschenk deiner Huld und ein Almosen machen, das du mir in deiner hohen Güte gewährst, denn, selbst wenn ich mein Leben in meiner Hand hätte und es dir für die Geschichte hingäbe, so würde es mir wohlthun.« Da sagte der Scheich: »Sei guten Mutes und kühlen Auges, du sollst sie haben; jedoch ist dies keine Geschichte, die man auf öffentlicher Straße erzählt, noch teile ich sie dem ersten besten mit.« Der Mamluk erwiderte: »Um Gott, mein Herr, geize nicht mit ihr und verlang' von mir, was du willst.« Der Scheich entgegnete nun: »Wenn du die Geschichte haben willst, so gieb mir hundert Dinare, dann sollst du sie von mir haben, jedoch nur unter fünf Bedingungen.« Als der Mamluk hörte, daß der Scheich die Geschichte besaß, und daß er sie ihm mitteilen wollte, freute er sich mächtig und sagte zu ihm: »Ich gebe dir hundert Dinare als ihren Kaufpreis und zehn Dinare dazu als Geschenk und nehme sie unter den Bedingungen, von denen du sprichst, an.« Der Scheich versetzte: »Geh, hol das Gold und empfang dafür dein Begehr.« Da erhob sich der Mamluk, küßte dem Scheich die Hand und begab sich fröhlich und guter Dinge nach seiner Wohnung, wo er hundertundzehn Dinare in seine Hand nahm und sie in einen Beutel steckte, den er bei sich hatte. Am andern Morgen 64 stand er auf, zog sich an, nahm die Dinare und brachte sie dem Scheich, den er an seiner Hausthür sitzen sah. Nachdem beide den Salâm miteinander ausgetauscht hatten, gab er ihm die hundertundzehn Dinare, worauf der Scheich sich erhob und den Mamluken in seine Wohnung führte, wo er ihn Platz nehmen hieß. Dann holte er ihm Tinte, Kalam, Papier und ein Buch und sprach zu ihm: »Schreib dir aus diesem Buch das von dir verlangte Märchen von Seif el-Mulûk ab.« Da saß der Mamluk und schrieb sich die Geschichte aus dem Buch ab, bis er mit ihr fertig war, worauf er sie dem Scheich vorlas. Der Scheich verbesserte die Fehler und sagte dann zu ihm: »Wisse, mein Sohn, die erste Bedingung ist, daß du diese Geschichte nicht auf offener Straße noch vor Weibern, Sklavinnen, Sklaven und Dummköpfen erzählst, noch auch vor Kindern; vielmehr sollst du sie nur Königen, Emiren, Wesiren und gelehrten Leuten wie Exegeten und andern vorlesen.« Und so nahm der Mamluk die Bedingungen an, küßte dem Scheich die Hand und, sich von ihm verabschiedend, verließ er ihn.

Siebenhundertundachtundfünfzigste Nacht.

An dem gleichen Tage reiste er noch fröhlich und guter Dinge ab und legte den ganzen Weg in seiner großen Freude über die Erlangung des Märchens von Seif el-Mulûk eilig zurück, bis er die Stadt seines Herrn wieder erreichte, wo er seinen Diener vorausschickte, um dem Kaufmann die frohe Botschaft zu vermelden und ihm zu bestellen: »Siehe, dein Mamluk ist wohlbehalten wieder eingetroffen und hat deinen Wunsch und dein Begehr erreicht.« Es waren aber nur noch zehn Tage bis zum Ablauf des Termins, der zwischen dem König und dem Kaufmann abgemacht war. Alsdann suchte er selber seinen Herrn den Kaufmann auf und teilte ihm mit, wie es ihm ergangen war, worauf sich dieser mächtig freute. Nachdem sich dann der Mamluk in seinem Gemach ausgeruht hatte, gab er seinem Herrn das Buch, in welchem 65 die Geschichte von Seif el-Mulûk und Badîat el-Dschamâl geschrieben stand, bei dessen Anblick sein Herr ihm alle Sachen gab, die er anhatte, und ihm zehn Rassepferde, zehn Kamele, zehn Maultiere, drei Sklaven und zwei Mamluken schenkte. Dann nahm der Kaufmann das Buch und schrieb die Geschichte mit seiner eigenen Hand deutlich nieder, worauf er sich zum König begab und zu ihm sprach: »Glückseliger König, siehe, ich habe dir ein Märchen und eine hübsche und seltene Geschichte gebracht.« Als der König die Worte Hasans des Kaufmanns vernahm, befahl er zur selbigen Zeit und Stunde allen verständigen Emiren, allen Hochgelehrten, Litteraten und trefflichen Poeten zu erscheinen, worauf sich der Kaufmann Hasan niedersetzte und dem König die Geschichte vorlas. Als aber der König und die Anwesenden die Geschichte vernommen hatten, verwunderten sich alle insgesamt über ihre Schönheit und streuten Gold und Silber und Edelsteine über ihn aus. Alsdann verordnete der König dem Kaufmann Hasan ein kostbares Ehrenkleid von seinen prächtigsten Gewandungen, schenkte ihm eine große Stadt mit ihren Burgen und Ländereien und machte ihn zu einem seiner Großwesire mit dem Sitz zu seiner Rechten. Alsdann befahl er den Schreibern das Buch mit goldener Tinte abzuschreiben und es in seine Schatzkammer zu legen; und je und je, wenn seine Brust beklommen ward, ließ er den Kaufmann Hasan zu sich entbieten, ihm die Geschichte vorzulesen, deren Inhalt also war:

In alten Zeiten und in längstentschwundenen Tagen lebte in Ägypten ein König, Namens Asim, der Sohn des Safwân, ein freigebiger, gütiger König voll Ehrfurcht und Würde, der viele Städte, Burgen, Festen, Reisige und Mannen besaß und einen Wesir, Namens Fâris, der Sohn des Sâlih, hatte. Beide beteten die Sonne und das Feuer an, anstatt des allmächtigen Königs, des Ruhmvollen und Allsiegenden. Dieser König aber war ein hochbetagter Scheich, den Alter, Krankheit und Schwäche gebrechlich gemacht hatten, da er bereits einhundertundachtzig Jahre zählte; jedoch hatte er kein 66 Kind, weder einen Knaben noch ein Mädchen, weshalb er sich Nacht und Tag sorgte und grämte. Da traf es sich eines Tages, daß er auf dem Thron seines Königreiches saß, während die Emire, die Wesire, die Hauptleute und die Großen des Reiches wie üblich nach ihrem Rang geordnet ihm aufwarteten; und sobald ein Emir, begleitet von seinem Sohn, eintrat, empfand der König Neid und sprach bei sich selbst: »Jeder einzige von ihnen hat seine Lust und Freude an seinen Kindern, nur ich allein habe keines; und morgen muß ich sterben und mein Reich, meinen Thron, meine Landgüter, meine Schätze und all mein Hab und Gut verlassen, Fremde werden es in Besitz nehmen, und keiner wird mehr an mich denken, und mein Gedächtnis wird in der Welt vergehen.« Alsdann versank der König Asim ins Meer der Gedanken, und bei der auf sein Herz einstürmenden Trübsal und Kümmernis weinte er und setzte sich, von seinem Thron hinuntersteigend, weinend und sich vor Gott demütigend auf die Erde. Als sein Wesir und die anwesenden Großen ihn solches mit sich thun sahen, riefen sie dem Volk zu: »Gehet in eure Wohnungen und ruhet euch aus, bis der König aus seinem Zustande wieder zu sich kommt.« Da gingen sie fort, und es blieb allein der König und der Wesir zurück. Als nun der König wieder zu sich kam, küßte der Wesir die Erde vor ihm und sprach zu ihm: »O König der Zeit, weshalb weinst du so? Sag' mir, welcher der Könige und Burgherrn oder wer von den Emiren und Großen des Reiches sich wider dich empört hat, und teile mir mit, wer sich dir widersetzt hat, o mein König, damit wir alle über ihn herfallen und ihm die Seele mitten aus seinem Leibe reißen.« Der König antwortete ihm jedoch nicht und hob auch nicht sein Haupt. Da küßte der Wesir zum zweitenmal vor ihm die Erde und sprach zu ihm: »O König der Zeit, ich bin wie dein Sohn und dein Sklave, da du mich auferzogen hast;Dies ist, da der Wesir nach dem folgenden hundert Jahre älter als der König ist, nicht wörtlich zu nehmen. und, wenn 67 ich nicht die Ursache deines Kummers und Grams und deiner Trübsal weiß und des leidvollen Zustandes, in dem du dich befindest, wer sollte ihn dann wissen und anstatt meiner vor dir stehen? Sag' mir daher die Ursache dieses Weinens und dieser Trauer.« Der König antwortete jedoch nicht und öffnete nicht seinen Mund, hob auch nicht sein Haupt, sondern hörte nicht auf zu weinen und laut zu schreien und über die Maßen zu jammern und wehklagen. Der Wesir hörte dies eine Weile geduldig an, dann aber sprach er zu ihm: »Wenn du mir nicht die Ursache hiervon angiebst, so töte ich mich sofort vor deinen Augen, um deinen Kummer nicht mehr zu sehen.« Da endlich hob der König Asim sein Haupt, wischte sich die Thränen ab und sprach zu ihm: »O du wohlberatener Wesir, laß mich allein mit meinem Gram und Kummer, denn mein Herzeleid genügt mir.« Der Wesir entgegnete jedoch: »Sag' mir, o König, was die Ursache dieses Weinens ist; vielleicht schafft Gott dir Trost durch meine Hand.«

Siebenhundertundneunundfünfzigste Nacht.

Nun sagte der König: »O Wesir, ich weine nicht um Geld oder Pferde oder um sonst etwas; ich bin jedoch ein alter Mann geworden, und mein Leben zählt nunmehr an die einhundertundachtzig Jahre, ohne daß mir ein Kind, sei es ein Knabe oder ein Mädchen, beschert worden wäre. Wenn ich nun sterbe, so wird man mich bestatten, und meine Spur wird verwischt und mein Name ausgetilgt sein, Fremdlinge werden meinen Thron und mein Reich einnehmen, und keiner wird jemals mehr von mir sprechen.« Da versetzte der Wesir: »O König der Zeit, ich bin um hundert Jahre älter als du, und nie ward mir ein Kind geschenkt, und Nacht und Tag gräme und sorge ich mich darum; was sollen wir da thun, ich und du? Jedoch habe ich von Salomo, dem Sohne Davids, – Frieden auf beide! – gehört, der einen großen Herrn anbetet, so da Macht hat über alle Dinge. Es ziemt sich daher, daß ich mich mit einem Geschenk zu 68 ihm aufmache und ihn ersuche zu seinem Herrn zu beten, daß er jedem von uns ein Kind schenke.«Die Breslauer Ausgabe ist hier ausführlicher, bringt jedoch, außer, daß sie Salomo im Lande Sabā wohnen läßt, nichts besonderes bei. Hierauf machte sich der Wesir reisefertig. und brach mit einem prächtigen Geschenk zu Salomo, dem Sohn Davids, – Frieden auf beide! – auf. Soviel, was den Wesir anlangt. Gott aber, – Preis Ihm, dem Erhabenen, – gab Salomo, dem Sohne Davids, – Frieden auf beide! – eine Offenbarung und sprach zu ihm: »O Salomo, siehe, Ägyptens König sendet zu dir seinen Großwesir mit den und den Geschenken und Kostbarkeiten; schicke deshalb deinen Wesir Asaf, den Sohn des Barachia, ihm entgegen, ihn mit Ehren und Wegzehrung an den Raststätten zu empfangen. Wenn er dann vor dir erscheint, so sprich zu ihm: »Siehe, dein König hat dich nach dem und dem geschickt, und dein Anliegen ist das und das. Alsdann leg' ihm den Glauben vor.« Da befahl Salomo seinem Wesir Asaf eine Anzahl seiner Dienstmannen mitzunehmen, um ihn ehrenvoll und mit köstlicher Wegzehrung an den Raststätten zu empfangen, worauf sich Asaf nach Besorgung aller nötigen Dinge zu seinem Empfang auf den Weg machte und reiste, bis er auf Fâris, den Wesir des Königs von Ägypten, stieß. Er begrüßte ihn, ihm und seinen Begleitern die höchsten Ehren erweisend, und versah sie mit Zehrung und Futter an den Halteplätzen, indem er zu ihnen sprach: »Ein herzliches Willkommen den ankommenden Gästen! Freuet euch über eures Anliegens Erreichung, seid guten Mutes und kühlen Auges und dehnet fröhlich eure Brust aus.« Da sprach der Wesir bei sich: »Wer hat ihnen dies mitgeteilt?« Hierauf fragte er Asaf, den Sohn des Barachia: »Wer hat euch von uns und unserm Anliegen Kunde gebracht, mein Herr?« Asaf erwiderte: »Salomo, der Sohn Davids, – Frieden auf beide! – hat uns hiervon Kunde gegeben.« Nun fragte der Wesir Fâris: »Und wer hat es unserm Herrn 69 Salomo mitgeteilt?« Asaf versetzte: »Der Herr der Himmel und der Erde, der Gott der gesamten Schöpfung.« Da entgegnete der Wesir Fâris: »Das ist ein großer Gott;« worauf Asaf, der Sohn des Barachia, ihn fragte: »Betet ihr ihn denn nicht an?« Fâris, der Wesir des Königs von Ägypten, erwiderte: »Wir beten die Sonne an und werfen uns vor ihr nieder.« Da versetzte Asas: »O Wesir Fâris, siehe, die Sonne ist nur ein Stern unter den von Gott erschaffenen Sternen; Preis Ihm, dem Erhabenen! Und fern sei es, daß sie ein Herr sei, dieweil sie aufgeht und untergeht, während unser Herr ewig da ist und nicht verschwindet; und er hat Macht über alle Dinge.« Hierauf zogen sie eine kurze Strecke weiter, bis sie in die Nähe des Thrones des Königs Salomo, des Sohnes Davids, – Frieden auf beide! – gelangten, worauf Salomo, der Sohn Davids, – Frieden auf beide! – seinen Truppen von den Menschen, Dschinn und andern Wesen befahl, auf ihrem Wege in Reih' und Glied aufzuziehen. Da stellten sich die Meeresungetüme, die Elefanten, Leoparde und Luchse insgesamt auf dem Wege in zwei Reihen auf, jede Gattung für sich, und ebenso die Dschânn, die alle den Augen in mannigfachen entsetzenerregenden Gestalten unverborgen sich zeigten. Nachdem alle in dieser Weise Spalier gebildet hatten, spannten die Vögel ihre Schwingen über die Geschöpfe aus, um sie zu beschatten, indem sie einander in allerlei Zungen und Stimmen ihre Weisen zuschmetterten. Als nun die Leute von Ägypten zu ihnen gelangten, empfanden sie Scheu vor ihnen und wagten es nicht weiter vorzuschreiten. Asaf sagte jedoch: »Tretet nur zwischen ihnen ein und schreitet ohne Furcht weiter, denn sie sind Salomos, des Sohnes Davids, Unterthanen, und keines von ihnen wird euch etwas zuleide thun.« Hierauf trat Asaf zwischen ihnen ein, und die ganze Schar folgte ihnen, unter ihnen auch die Leute des Wesirs von Ägypten, die sich fürchteten, und marschierten nun vorwärts, bis sie zur Stadt gelangten, wo sie im Gasthaus untergebracht, aufs höflichste 70 behandelt und drei Tage lang aufs glänzendste bewirtet wurden, bis man sie vor Salomo, den Propheten Gottes, – Frieden sei auf ihm! – führte. Als sie bei ihm eintraten, wollten sie die Erde vor ihm küssen; Salomo, der Sohn Davids, wehrte es ihnen jedoch, indem er sprach: »Es schickt sich nicht, daß sich ein Mensch auf der Erde anbetend niederwirft, es sei denn vor Gott, dem Mächtigen und Herrlichen, dem Schöpfer der Erde und der Himmel und aller andern Dinge. Wer von euch stehen will, der mag stehen, nur soll keiner von euch dastehen, mir zu dienen.« Da gehorchten sie ihm, und der Wesir Fâris und einige seiner Diener setzten sich, während einige der Niederen stehen blieben, ihnen zu dienen. Als sie nun ruhig dasaßen, wurden ihnen die Tische aufgetragen und alle Geschöpfe und Wesen aßen, bis sie genug hatten, worauf Salomo dem Wesir von Ägypten befahl, sein Anliegen vorzutragen, um es ihm zu erfüllen, und zu ihm sprach: »Sprich und verbirg nichts von dem, um dessentwillen du hierhergekommen bist, denn nur um eines Anliegens willen bist du hierhergekommen, und ich will dir sagen, es ist das und das. Der Name des Königs von Ägypten, der dich hierher geschickt hat, lautet Asim, und er ist ein alter, gebrechlicher, hinfälliger Scheich, dem Gott, der Erhabene, kein Kind, sei es Knabe oder Mädchen, geschenkt hat. Er sorgte sich deshalb und grämte und bekümmerte sich Tag und Nacht, bis er eines Tages, als er auf dem Thron seines Königreiches saß, und zu ihm die Emire, die Wesire und die Großen des Reiches eintraten, und er die einen mit einem Sohn, die andern mit zwei, wieder andere mit drei Söhnen eintreten sah, die sich aufstellten, ihm aufzuwarten, bei sich nachdachte und im Übermaß seines Kummers bei sich sprach: »Ach, wer mag wohl nach meinem Tode mein Königreich übernehmen? Wird es ein anderer als ein Fremder nehmen? Und so werde ich sein, als wäre ich nie gewesen.« Alsdann versank er hierüber ins Meer der Gedanken und der Trübsal, bis ihm die Augen von Thränen überströmten 71 und er, sein Antlitz mit seinem Taschentuch verhüllend, laut weinend sich von seinem Thron erhob und weinend und jammernd sich auf die Erde setzte, ohne daß ein anderer als Gott, der Erhabene, allein wußte, was in seinem Herzen vorging, als er auf der Erde saß.

Siebenhundertundsechzigste Nacht.

Ist dies die Wahrheit, o Wesir?« Der Wesir Fâris erwiderte: »O Prophet Gottes, deine Worte sind wahr und wahrhaftig; jedoch, o Prophet Gottes, als ich mit dem König über diese Sache sprach, war kein einziger bei uns zugegen, und kein Mensch wußte etwas davon. Wer hat dir alles dies mitgeteilt?« Salomo erwiderte: »Mein Herr hat es mir mitgeteilt, welcher das dem Auge Verborgene und in der Brust Verschlossene weiß.« Da rief der Wesir Fâris: »O Prophet Gottes, das ist fürwahr ein hoher und großer Gott, der über alle Dinge Macht hat!« Und so ward der Wesir Fâris mit all seinen Leuten Moslem. Hierauf sprach der Prophet Gottes Salomo zu ihm: »Siehe, du hast die und die Kostbarkeiten und Geschenke bei dir.« Fâris versetzte: »So ist's,« worauf Salomo erwiderte: »Ich nehme alles von dir an, doch schenke ich es dir. Ruhe dich nun mit deinen Leuten an dem Ort aus, wo ihr eingekehrt seid, bis ihr die Anstrengung von der Reise überwunden habt, und morgen, so Gott will, der Erhabene, soll dein Anliegen aufs beste und vollkommenste erledigt werden, mit dem Willen Gottes, des Erhabenen, des Herrn Himmels und der Erden, des Schöpfers aller Geschöpfe.« Hierauf ging der Wesir Fâris nach seiner Wohnung. Am andern Morgen begab er sich wieder zu Salomo, und der Prophet Gottes sprach zu ihm: »Wenn du zum König Asim, dem Sohn des Safwân, kommst und bei ihm bist, so steiget beide auf den und den Baum und sitzet schweigend da. Zwischen den beiden Gebetszeiten, dem Mittag und dem Nachmittag, wenn sich bereits die Mittagshitze abgekühlt hat, steiget wieder herunter und schauet 72 euch unten am Fuße des Baumes um, woselbst ihr zwei Drachenschlangen hervorkommen sehen werdet, von denen die eine einen Affenkopf und die andere einen Ifrîtenkopf hat. Sobald ihr sie sehet, schießet sie mit Pfeilen tot und schneidet sowohl von ihrem Kopf wie von ihrem Schwanz ein Stück in der Länge einer Spanne ab und werfet es fort. Das übriggebliebene Fleisch aber kochet tüchtig, gebt es euern Frauen zu essen und ruhet bei ihnen in derselbigen Nacht; sie werden dann mit Gottes, des Erhabenen, Erlaubnis mit Knaben schwanger werden.« Hierauf holte Salomo, – Frieden sei auf ihm! – einen Siegelring, ein Schwert und ein Paket, in dem sich zwei juwelenbesetzte Kaftane befanden, und sprach: »O Wesir Fâris, wenn eure beiden Söhne groß geworden und zur Mannheit herangereift sind, so gebt jedem von ihnen einen dieser Kaftane.« Dann setzte er hinzu: »Im Namen Gottes! Gott, der Erhabene, erfülle euern Wunsch! Und nun hast du nichts weiter zu thun als unter Gottes, des Erhabenen, Segen abzureisen, denn der König wartet Nacht und Tag auf deine Wiederkehr, und sein Auge späht fortwährend auf den Weg aus.« Da trat der Wesir Fâris auf den Propheten Gottes Salomo, den Sohn Davids, – Frieden auf beide! – zu, verabschiedete sich von ihm und verließ ihn, nachdem er ihm die Hände geküßt hatte. Erfreut über die Ausrichtung seines Anliegens, brach er noch an demselben Tage auf und reiste in Eilmärschen Tag und Nacht, bis er in Ägyptens Nähe gelangte, wo er einen seiner Diener voraussandte, um den König Asim von seiner Rückkehr zu benachrichtigen. Als der König Asim vernahm, daß er sein Anliegen ausgerichtet hatte, freute er sich mächtig samt allen seinen Vertrauten, den Häuptern des Königreiches und den Truppen, ganz besonders aber war ihre Freude über die wohlbehaltene Heimkehr des Wesirs groß. Als sich der König und der Wesir nun begegneten, stieg der Wesir ab, küßte die Erde vor dem König und teilte ihm die Freudenbotschaft von der besten Ausrichtung seines Auftrages 73 mit; dann legte er dem König den Glauben und Islam vor, worauf der König Moslem wurde und zum Wesir sagte: »Geh nun heim, ruhe dich diese Nacht aus und erhole dich eine ganze Woche lang; hierauf geh ins Bad und komm zu mir, damit ich dir mitteile, worüber wir des Rates pflegen wollen.« Da küßte der Wesir die Erde und begab sich mit seinem Gefolge, seinen Pagen und Eunuchen nach Hause, wo er sich acht Tage lang ausruhte. Alsdann machte er sich wieder zum König auf und erzählte ihm alles, was sich zwischen ihm und Salomo, dem Sohn Davids, – Frieden auf beide! – zugetragen hatte, worauf er zu dem König sagte: »Steh auf und komm allein mit mir.« Da erhob er sich, und er und der Wesir nahmen nun zwei Bögen und zwei Pfeile und stiegen auf den Baum, auf dem sie schweigend saßen, bis die Zeit der Mittagshitze vergangen war. Als aber die Stunde des Nachmittagsgebetes nahe herangekommen war, stiegen sie wieder hinunter und schauten sich um, bis sie zwei Schlangen unten am Fuß des Baumes hervorkommen sahen. Als der König sie erblickte, gefielen sie ihm, da er an ihnen goldene Halsbänder bemerkte, und er sagte: »O Wesir, siehe, diese beiden Schlangen tragen goldene Halsbänder; bei Gott, das ist ein wunderbares Ding! Laß sie uns greifen und in einen Käfig sperren, damit wir unser Vergnügen an ihnen haben.« Der Wesir erwiderte jedoch: »Gott hat sie erschaffen, damit wir Nutzen von ihnen haben; schieß du daher die eine mit einem Pfeil, während ich die andere schieße.« Da schossen beide nach ihnen mit den Pfeilen und töteten sie, worauf sie eine Spanne von ihrem Kopfende und eine Spanne von ihrem Schwanzende abschnitten und die Stücke fortwarfen. Dann nahmen sie den Rest mit nach dem Haus des Königs und riefen den Koch, dem sie das Fleisch mit den Worten übergaben: »Koch' dieses Fleisch gut mit Zwiebelsauce und Grüngewürz, schöpf es in zwei Schüsseln und bring es uns zu der und der Zeit und Stunde her und säume nicht.« 74

Siebenhundertundeinundsechzigste Nacht.

Da nahm der Koch das Fleisch in die Küche und kochte es tüchtig in einer prächtigen Zwiebelsauce, worauf er es in zwei Schüsseln füllte und dem König und dem Wesir vorsetzte, von denen jeder eine Schüssel nahm und sie seiner Frau brachte. Alsdann ruhten sie in der Nacht bei ihnen, und nach dem Willen Gottes, – Preis Ihm, dem Erhabenen! – und nach seiner Allmacht und seinem Belieben empfingen sie in jener Nacht. Der König verbrachte seitdem drei Monate voll Aufregung, indem er bei sich sprach: »Ob es wahr ist oder nicht?« Als dann aber eines Tages seine Frau dasaß, regte sich das Kind in ihrem Leibe, woraus sie erkannte, daß sie schwanger war. Von Wehen gepackt und die Farbe verlierend, rief sie ihren Großeunuchen und sprach zu ihm: »Geh zum König, wo er sich auch befinden mag, und sprich zu ihm: O König der Zeit, freue dich, denn die Schwangerschaft unserer Herrin ist zu Tage getreten, indem sich das Kind in ihrem Leibe bereits geregt hat.« Da eilte der Eunuch fröhlich heraus und, als er den König allein dasitzen sah, die Wange in Gedanken über diese Sache nachdenklich auf die Hand gestützt, trat er an ihn heran, küßte die Erde vor ihm und teilte ihm die Schwangerschaft seiner Frau mit. Als der König des Eunuchen Worte vernahm, sprang er im Übermaß seiner Freude auf, küßte ihm die Hand und das Haupt und schenkte ihm seine Sachen, die er anhatte. Dann sprach er zu den in der Versammlung Anwesenden: »Wer mich liebt, mache ihm ein Geschenk,« worauf sie ihm eine zahllose Menge von Geld, Juwelen, Hyazinthen, Pferden, Maultieren und Gärten schenkten. Zu derselben Zeit aber trat der Wesir beim König ein und sprach zu ihm: »Ich saß soeben allein zu Hause völlig in Gedanken über die Schwangerschaftsangelegenheit versunken, indem ich bei mir sprach: »Ob es wohl wirklich wahr ist, und ob Chātûn schwanger werden wird oder nicht?« als mit einem 75 Male ein Eunuch eintrat und mir die Freudenbotschaft brachte, daß mein Weib Chātûn schwanger wäre, und daß sich das Kind bereits in ihrem Leibe geregt und sie die Farbe verloren hätte. Da zog ich in meiner Freude alle Sachen, die ich anhatte, aus und schenkte sie dem Eunuchen nebst tausend Dinaren obendrein und machte ihn zum Großeunuchen.« Da sagte der König Asim: »O Wesir, Gott, der Gesegnete und Erhabene, hat uns mit seiner Gnade und Güte, mit seiner Freigebigkeit, Huld und mit dem wahrhaften Glauben begnadet und uns mit seiner Huld und Großmut ausgezeichnet und aus der Finsternis ins Licht geführt; ich will deshalb dem Volk Freude bereiten und ihnen ein Vergnügen schaffen.« Der Wesir versetzte: »Thue nach deinem Belieben.« Da sagte der König: »O Wesir, steig sogleich hinunter, laß alle Gefangenen aus der Haft, seien es Verbrecher oder Schuldner; wer aber nach diesem eine Schuld begeht, den wollen wir nach Gebühr wieder bestrafen. Ferner wollen wir dem Volke auf drei Jahre die Steuern erlassen, und stelle du rings um die Stadtmauer Küchen auf und befiehl den Köchen über das Feuer alle Arten von Töpfen zu hängen und allerlei Gerichte Nacht und Tag zu kochen, daß alle, die sich in der Stadt befinden, aus Nah und Fern, essen und trinken und nach Hause tragen. Befiehl ihnen Festtag zu machen und die Stadt sieben Tage lang zu schmücken und ihre Weinschenken Tag und Nacht nicht zu schließen.« Der Wesir ging sogleich hinaus und that nach des Königs Geheiß, worauf sie die Stadt, die Burg und die Festungstürme aufs schönste schmückten und die besten Sachen anzogen; und nun aßen und tranken die Leute und spielten und waren fröhlich, bis die Königin ihre Tage erfüllt hatte, und die Wehen über sie hereinbrachen; und da gebar sie ein Knäblein gleich dem Mond in der Nacht seiner Rundung, worauf der König ihn Seif el-Mulûk nannte. Und ebenso gebar die Frau des Wesirs ein Knäblein gleich dem Morgen und nannte ihn Sâid. Als beide Knaben herangereift waren, 76 freute sich der König Asim jedesmal, wenn er sie sah, mächtig, und als sie zwanzig Jahre alt geworden waren, nahm er seinen Wesir Fâris eines Tages beiseite und sprach zu ihm: »Wesir, mir ist etwas eingefallen, das ich thun möchte, worüber ich mich jedoch zuvor mit dir beraten möchte.« Der Wesir erwiderte: »Was dir auch eingefallen ist, thu es nur, denn, siehe, dein Ratschluß ist gesegnet.« Der König versetzte: »O Wesir, ich bin ein alter Mann und ein gebrechlicher Scheich geworden, dieweil ich hochbetagt bin, und ich möchte mich in eine Zelle zurückziehen, um Gott, dem Erhabenen, zu dienen, und mein Reich und Sultanat meinem Sohn Seif el-Mulûk übergeben, da er ein hübscher Jüngling geworden ist, vollkommen an Ritterschaft, Vernunft, Bildung, Würde und Herrscherkunst. Was sagst du zu diesem Plan, o Wesir?« Der Wesir versetzte: »Dein Plan ist vortrefflich, gesegnet und glückverheißend, und, so du dies thust, will ich das Gleiche thun, und es soll mein Sohn Sâid sein Wesir sein, da er ein hübscher, kenntnisreicher und einsichtsvoller Jüngling ist; und die beiden werden dann miteinander sein, und wir wollen ihre Angelegenheiten besorgen und ihre Sache nicht vernachlässigen, sondern wollen sie auf den rechten Weg weisen.« Alsdann sprach der König Asim zu seinem Wesir: »Schreib Briefe und schicke sie mit Eilboten zu allen Provinzen, Städten, Festen und Burgen unter unserer Hand und befiehl ihren Großen in dem und dem Monat sich auf dem Elefantenplan einzustellen.« Der Emir Fâris ging sofort hinaus und schrieb an alle Gouverneure und Burgherren und wer sonst unter des Königs Asim Befehl stand, allzumal in dem und dem Monat sich einzustellen; ebenso befahl er allen, die sich in der Stadt von fern und nah befanden, sich einzufinden. Nachdem der größte Teil von der festgesetzten Frist verstrichen war, befahl der König Asim den Zeltaufschlägern die Rundzelte mitten auf dem Plan aufzuschlagen, den Plan aufs prächtigste auszuschmücken und den großen Thron, auf dem der König nur an Festzeiten zu 77 sitzen pflegte, dort aufzustellen. Sie vollzogen auf der Stelle den Befehl des Königs, und nun zogen die Vicekönige, die Kämmerlinge, die Emire und der König hinaus, und der König befahl dem Volk anzukündigen: »Im Namen Gottes, kommt hinaus auf den Plan.« Da zogen die Emire, die Wesire, die Gouverneure und Lehnsherren auf den Plan und traten bei dem König ein, um ihm wie üblich aufzuwarten; und als nun alle ihren Platz eingenommen hatten, indem die einen von ihnen saßen und die andern standen, bis sich das ganze Volk versammelt hatte, befahl der König die Tische aufzutragen, worauf alle aßen und tranken und den König segneten. Alsdann befahl der König den Kämmerlingen dem Volke anzukündigen, nicht wegzugehen, was die Kämmerlinge thaten, indem sie ankündigten: »Niemand von euch gehe fort, ehe er des Königs Worte gehört hat.« Dann zogen sie die Vorhänge fort, und der König rief aus: »Wer mich liebt, der verweile, bis er meine Worte gehört hat.« Da blieben alle Leute beruhigt sitzen, nachdem sie sich bereits gefürchtet hatten, und nun erhob sich der König auf seine Füße und ließ sie schwören, sich nicht von ihrer Stelle zu rühren, worauf er zu ihnen sprach: »Ihr Emire, Wesire und Staatshäupter, Groß und Klein, und all ihr Leute, die ihr hier anwesend seid, wisset ihr nicht, daß ich dieses Königreich von meinen Vätern und Ahnen ererbt habe?« Sie versetzten: »Jawohl, o König, wir alle wissen es.« Da sprach er: »Ich und ihr, wir beteten alle die Sonne und den Mond an, bis Gott, der Erhabene, uns den rechten Glauben zu teil werden ließ, uns aus der Finsternis zum Licht brachte und uns, – Preis Ihm, dem Erhabenen! – zur Religion des Islams führte. Wisset aber, daß ich nunmehr ein alter Mann und ein hinfälliger kraftloser Scheich geworden bin und in einer Zelle sitzen möchte, um Gott, den Erhabenen, daselbst anzubeten und ihn für die früheren Sünden um Verzeihung zu bitten, während ich diesen meinen Sohn Seif el-Mulûk zum Regenten mache. Ihr wißt, daß es ein hübscher, wohlberedter, 78 in den Geschäften bewanderter, verständiger, kenntnisreicher und gerechter Jüngling ist, und ich möchte ihm zu dieser Stunde mein Königreich übermachen und ihn zum König an meiner Statt über euch einsetzen und zum Sultan an meiner Stelle, damit ich mich in eine Zelle zur Anbetung Gottes zurückziehen kann, während er das Reich regiert und unter euch richtet. Was sagt ihr allesamt hierzu?« Da erhoben sich alle, küßten die Erde vor ihm und antworteten: »Wir hören und gehorchen.« Alsdann sprachen sie: »O unser König und Beschützer, wenn du über uns selbst einen deiner Negersklaven zum Regenten einsetzen wolltest, so wollten wir ihm gehorchen, auf dein Wort hören und deinem Befehl Folge leisten, um wie viel mehr also deinem Sohne Seif el-Mulûk; wir nehmen ihn an und geben uns mit ihm zufrieden, auf Kopf und Auge!« Da erhob sich der König Asim, der Sohn des Safwân, stieg von seinem Thron herunter und setzte seinen Sohn auf den großen Thron, worauf er die Krone von seinem Haupt abnahm und sie ihm aufs Haupt setzte; dann umgürtete er ihn mit dem königlichen Gürtel und setzte sich auf den Thron des Königreiches neben seinen Sohn. Hierauf erhoben sich die Emire, die Wesire, die Großen des Reiches und alles Volk, küßten die Erde vor ihm und sprachen zu einander, indem sie stehen blieben: »Er ist des Reiches würdig und verdient es mehr als irgend ein anderer,« und riefen »Amân!«Sicherheit. und erflehten ihm Sieg und Glück, während Seif el-Mulûk über alle Häupter Gold und Silber ausstreute, –

Siebenhundertundzweiundsechzigste Nacht.

Ehrenkleider verlieh und schenkte und spendete. Nach einem Augenblick erhob sich dann der Wesir Fâris, küßte die Erde und sprach: »Ihr Emire, ihr Staatshäupter, wisset ihr nicht, daß ich Wesir bin, und daß mein Wesirat von alters her ist, noch bevor der König Asim, der Sohn des Saswân, zur 79 Herrschaft kam, der jetzt die Regierung niedergelegt und seinen Sohn an seiner Statt eingesetzt hat?« Sie versetzten: »Jawohl, wir wissen, daß dein Wesirat vom Vater und Großvater her überkommen ist.« Da sagte er: »Und jetzt lege ich mein Amt nieder und bekleide meinen Sohn Sâid damit, der anständig, scharfsinnig und erfahren ist. Was sagt ihr allzumal hierzu?« Sie erwiderten: »Für den König Seif el-Mulûk paßt zum Wesir kein anderer als dein Sohn Sâid; sie passen beide füreinander.« Infolge dessen erhob sich der Wesir Fâris, band den Turban des Wesirats ab und legte ihn um das Haupt seines Sohnes Sâid, worauf er das Wesiratstintenfaß vor ihn stellte. Die Kämmerlinge aber und Emire riefen: »Er verdient das Wesirat.« Da erhoben sich der König Asim und der Wesir Fâris, öffneten die Schatzkammern und verliehen den Königen, Emiren, Wesiren, den Großen des Reiches und allem Volk kostbare Ehrenkleider, teilten Gelder und Gnaden aus und stellten ihnen neue Urkunden und Diplome aus mit den Signaturen Seif el-Mulûks und seines Wesirs Sâid, des Sohnes des Wesirs Fâris. Nach diesem blieben die Leute noch eine Woche in der Stadt, worauf ein jeder von ihnen nach seinem Land und Ort zog; der König Asim aber nahm seinen Sohn Seif el-Mulûk und den Wesir Sâid und kehrte mit ihnen zur Stadt in den Palast zurück, wo er dem Schatzmeister befahl, den Siegelring, das Schwert und das Paket zu bringen. Als er die Sachen gebracht hatte, sprach der König Asim: »Meine Söhne, kommt her, und jeder von euch wähle sich etwas von diesen Sachen aus und behalte es.« Seif el-Mulûk streckte zuerst seine Hand aus und nahm das Paket und den Siegelring, worauf Sâid seine Hand ausstreckte und das Schwert nahm; dann küßten beide des Königs Hände und gingen in ihre Wohnung, wo Seif el-Mulûk das Paket ungeöffnet auf das Bett warf, in dem er und sein Wesir des Nachts ruhten; es war nämlich ihre Gewohnheit zusammen zu schlafen. 80

Nachdem sie sich das Bett zum Schlafen zurechtgemacht und niedergelegt hatten, schliefen sie bis Mitternacht, während über ihnen die Kerzen brannten, als Seif el-Mulûk aus dem Schlaf erwachte und das Paket zu seinen Häupten erblickte. Da sprach er bei sich: »Was mag wohl in diesem Paket sein, das uns der König zum Geschenk gemacht hat?« Hierauf nahm er es und, nach einer Kerze langend, stieg er vom Bett herunter und ließ Sâid schlafend liegen, während er sich in eine Kammer begab, wo er das Paket öffnete und in ihm einen Kaftan von Dschânnarbeit fand. Da nahm er den Kaftan auseinander und fand auf dem Futter innen auf dem Rücken das in Gold gestickte Bild eines Mädchens von wunderbarer Holdseligkeit. Als er dieses Bild gewahrte, flog ihm der Verstand aus dem Kopf, so daß er vor Liebe zu jenem Bild wahnsinnig wurde und ohnmächtig zu Boden fiel, worauf er sich weinend und jammernd vor das Gesicht und die Brust schlug und, ihr Bild küssend, die beiden Verse sprach:

»Liebe ist im Anbeginn nur ein fließendes Tröpflein Speichel,
Und das Schicksal bringt sie und führt sie herbei.
Doch wenn der Jüngling in die Abgründe der Liebe taucht,
Dann ergreift ihn unerträglich großes Leid.«

So wehklagte und weinte Seif el-Mulûk unaufhörlich und schlug sich vor die Brust und das Gesicht, bis der Wesir Sâid aufwachte und Seif el-Mulûk nicht im Bett fand. Als er nun auch nur eine Kerze gewahrte, sprach er bei sich: »Wohin ist Seif el-Mulûk gegangen?« Alsdann nahm er die Kerze, erhob sich und durchwanderte das ganze Schloß, bis er zur Kammer gelangte, in welcher Seif el-Mulûk war. Als er ihn bitterlich weinen und jammern sah, sagte er zu ihm: »Mein Bruder, weshalb weinst du? Was ist dir widerfahren? Erzähle es mir und teile mir die Ursache hiervon mit.« Seif el-Mulûk sprach jedoch nicht und erhob auch nicht sein Haupt, sondern weinte, jammerte und schlug die Hände an die Brust wie zuvor. Als Sâid ihn in diesem 81 Zustande sah, sprach er zu ihm: »Ich bin dein Wesir und dein Bruder, und wir beide sind zusammen erzogen. Wenn du daher mir nicht dein Leid erklärst und dein Geheimnis mitteilst, wem wolltest du es dann offenbaren und mitteilen?« Dann demütigte er sich und küßte die Erde eine geschlagene Stunde vor ihm, ohne daß Seif el-Mulûk sich zu ihm gewendet oder ein Wort gesprochen hätte; vielmehr weinte er weiter. Da ging Sâid heraus, holte ein Schwert und, wieder in die Kammer tretend, in der sich Seif el-Mulûk befand, setzte er die Spitze vor seine Brust und sprach zu ihm: »Komm zu dir, mein Bruder; wenn du mir nicht sagst, was dir fehlt, so bringe ich mich um, damit ich dich nicht länger in solchem Zustand sehe.« Nun endlich hob Seif el-Mulûk sein Haupt zu seinem Wesir Sâid und sprach zu ihm: »Mein Bruder, ich schäme mich dir zu sagen, was mir widerfahren ist.« Sâid erwiderte: »Ich bitte dich bei Gott, dem Herrn der Herren, dem Befreier der Nacken, dem Verursacher der Ursachen, dem Einigen, dem Langmütigen, dem Gütigen, dem Spender, sag an, was dir widerfahren ist, und schäme dich nicht vor mir, denn ich bin dein Sklave und Wesir und dein Ratgeber in allen Dingen.« Da sagte Seif el-Mulûk: »So komm und schau dir dieses Bild an.« Sâid betrachtete es eine lange Weile, bis er über dem Kopf in Perlenschrift geschrieben fand: Dies ist das Bildnis von Badîat el-Dschamâl, der Tochter Schimûchs, des Sohnes Schārûchs, des Königs der gläubigen Dschânnkönige, die in der Stadt Babel hausen und in Irem, dem Garten Ads des Größern, wohnen.

Siebenhundertunddreiundsechzigste Nacht.

Da sagte der Wesir Sâid zum König Seif el-Mulûk: »Mein Bruder, weißt du auch, was für ein Mädchen dieses Bild darstellt, daß wir nach ihr suchen?« Seif el-Mulûk erwiderte: »Nein, bei Gott, mein Bruder, ich kenne sie nicht.« Sâid versetzte: »So komm' her und lies diese 82 Schrift.« Da trat Seif el-Mulûk herzu und las die Schrift auf ihrer Krone; als er aber ihren Inhalt sah, stieß er aus tiefstem Herzen einen Schrei aus und rief: »Ach! Ach! Ach!« worauf Sâid zu ihm sagte: »Mein Bruder, wenn das Original dieses Bildes existiert, und wenn ihr Name Badîat el-Dschamâl ist, und sie wirklich auf der Welt lebt, so will ich mich eilig und ohne Verzug aufmachen und nach ihr suchen, bis du deinen Wunsch erreicht hast; doch, um Gott, mein Bruder, laß das Weinen, damit die Häupter des Staates eintreten können dir aufzuwarten. Zur Vormittagszeit aber laß die Kaufleute, Fakire, Reisenden und Bettler vor dich kommen und frag' sie nach der Beschaffenheit dieser Stadt aus, ob vielleicht einer von ihnen uns unter Gottes Segen, – Preis Ihm, dem Erhabenen! – und mit seiner Hilfe zu ihr und zum Garten Irem führen kann.« Infolge dessen erhob sich Seif el-Mulûk bei Anbruch des Morgens und stieg mit dem Kaftan in den Armen, da er ohne ihn weder stehen noch sitzen noch schlafen konnte, auf den Thron, worauf die Emire, Wesire, Truppen und Staatshäupter zu ihm eintraten. Als nun der Diwan vollzählig erschienen war und die Versammlung sich geordnet hatte, sprach der König Seif el-Mulûk zu seinem Wesir Sâid: »Zeig' dich ihnen und sag' ihnen an, daß dem König unwohl geworden ist, und daß er, bei Gott, die Nacht krank zugebracht hat.« Da ging der Wesir Sâid hinaus und sagte dem Volk des Königs Worte an; als aber der König Asim dies vernahm, sorgte er sich schwer um seinen Sohn und rief die Ärzte und Sterndeuter, mit denen er sich zu seinem Sohn Seif el-Mulûk begab. Dieselben sahen ihn an und verschrieben ihm Getränke; jedoch lag er drei Monate fest, so daß der König Asim erzürnt zu den anwesenden Ärzten sagte: »Wehe euch, ihr Hunde, seid ihr samt und sonders unfähig meinen Sohn gesund zu machen? Wenn ihr ihn nicht noch zu dieser Stunde kuriert, so kostet es euch allen das Leben.« Da sagte ihr Oberhaupt: »O König der Zeit, wir wissen, daß dies dein Sohn ist, und 83 du weißt sehr wohl, daß wir es nicht einmal mit der Behandlung eines Fremden leicht nehmen; um wie viel weniger also mit deinem Sohn. Jedoch hat dein Sohn eine schwere Krankheit, und, so du sie wissen willst, wollen wir sie dir nennen und ansagen.« Da fragte der König Asim: »Was dünkt euch von meines Sohnes Krankheit?« Und der Oberarzt erwiderte: »O König der Zeit, dein Sohn ist verliebt, und er liebt jemand, zu dem es keinen Weg giebt.« Da ergrimmte der König über sie und fragte sie: »Woher wisset ihr, daß mein Sohn verliebt ist, und woher sollte die Liebe zu meinem Sohn gekommen sein?« Sie versetzten: »Frag' deinen Sohn und seinen Wesir Sâid, denn er ist's, der seinen Zustand kennt.« Infolge dessen erhob sich der König Asim und begab sich allein in eine Kammer, in die er Sâid kommen ließ, worauf er zu ihm sagte: »Bekenn' mir über deines Bruders Krankheit die Wahrheit.« Sâid erwiderte: »Ich weiß sie nicht.« Da befahl der König dem Schwertmeister: »Nimm Sâid, bind' ihm die Augen zu und schlag' ihm den Kopf ab.« Infolge dessen rief Sâid, um sein Leben besorgt: »O König der Zeit, gewähr' mir Gnade.« Der König entgegnete: »Sprich, und du sollst sie haben.« Da sagte Sâid: »Dein Sohn ist verliebt.« – »Und wen liebt er?« fragte der König. Sâid antwortete: »Die Tochter eines der Könige der Dschânn, deren Bildnis er auf dem Kaftan sah, der sich in dem Paket befand, das euch Salomo, der Prophet Gottes, schenkte.« Da erhob sich der König Asim und, sich zu seinem Sohn Seif el-Mulûk begebend, fragte er ihn: »Mein Sohn, was fehlt dir? Was ist das für ein Bild, in das du dich verliebt hast, und weshalb sagtest du mir nichts davon?« Seif el-Mulûk versetzte: »O mein Vater, ich schämte mich vor dir und vermochte es dir nicht zu sagen und konnte auch keinem hiervon etwas entdecken; jetzt aber, wo du weißt, wie es um mich steht, schau zu, wie du mich wieder gesund machst.« Da erwiderte sein Vater: »Was ist da zu thun? Wäre es eines Menschen Tochter, so könnten 84 wir wohl Mittel und Wege finden zu ihr zu gelangen, jedoch ist sie die Tochter eines der Könige der Dschânn, und wer vermöchte sie zu bekommen, als allein Salomo, der Sohn Davids, der allein dazu imstande ist. Jedoch, mein Sohn, steh sofort auf, stärke dein Herz, setz' dich auf und reit' hinaus zur Jagd und zum Spiel auf dem Plan; iß und trink und laß Gram und Sorge aus deinem Herzen fahren, während ich dir inzwischen hundert Prinzessinnen beschaffe. Du hast nichts mit den Töchtern der Dschânn zu schaffen, über die wir keine Macht haben, und die von anderer Art sind als wir.« Seif el-Mulûk entgegnete jedoch: »Ich lasse sie nicht fahren und will keine andere haben.« Da fragte ihn der König: »Was soll dann geschehen, mein Sohn?« Sein Sohn versetzte: »Laß alle Kaufleute, Reisenden und Wandersleute der Stadt rufen, daß wir sie hiernach befragen, vielleicht führt Gott uns nach dem Garten Irem und der Stadt Babel.« Da befahl der König, alle Kaufleute und Fremde, die sich in der Stadt befanden, und alle Schiffskapitäne zu rufen, und als sie vor ihm erschienen, fragte er sie nach der Stadt Babel und ihrer Insel sowie nach dem Garten Irem, ohne daß jemand von ihnen etwas gewußt hätte oder ihnen hätte Auskunft geben können.

Als aber die Versammlung bereits auseinanderging, sagte einer von ihnen: »O König der Zeit, so du dies zu wissen begehrst, so mußt du dich nach dem Lande China begeben; vielleicht führt dich einer von dort zum Ziel.« Da sagte Seif el-Mulûk: »O mein Vater, rüste mir ein Schiff aus, daß ich nach dem Lande China reise.« Sein Vater, der König Asim, versetzte: »Mein Sohn, bleib' auf dem Thron deines Königreiches sitzen und richte über die Unterthanen, während ich nach dem Lande China reisen und mich selber in dieser Angelegenheit auf den Weg machen will.« Seif el-Mulûk entgegnete jedoch: »O mein Vater, diese Sache geht mich an, und keiner vermag danach zu suchen wie ich. Mag kommen, was will, wenn du mir die Erlaubnis zum Reisen 85 gewährst, so ziehe ich aus und wandere eine Weile. Höre ich etwas von ihr, so ist mein Wunsch gewonnen, finde ich jedoch keine Spur von ihr, so wird die Reise mir meine Brust ausdehnen und mein Gemüt aufheitern, und so wird mir hierdurch Erleichterung verschafft werden, und, wenn ich lebe, kehre ich wohlbehalten zu dir zurück.«

Siebenhundertundvierundsechzigste Nacht.

Da blickte der König seinen Sohn an und, als er sah, daß nichts anderes zu thun übrigblieb, als was er verlangte, gab er ihm die Erlaubnis zur Reise und rüstete ihm vierzig Schiffe und zwanzigtausend Mamluken ohne die Dienerschaft aus; dann gab er ihm Geld, Schätze und alles, dessen er an Kriegswaffen bedurfte, und sprach zu ihm: »Mein Sohn, reise gesund, wohlbehalten und unversehrt. Ich empfehle dich in die Hut dessen, bei dem anvertrautes Gut nicht verloren ist.« Hierauf verabschiedete er sich von Vater und Mutter, die Schiffe wurden mit Wasser, Zehrung, Waffen und Truppen beladen und bemannt, und dann segelten sie ab und reisten ununterbrochen, bis sie nach der Stadt Chinas gelangten. Als das Volk von China vernahm, daß vierzig Schiffe, beladen mit Kriegern, Gezeug und Waffen und Schätzen, bei ihnen eingetroffen waren, glaubten sie, daß es Feinde wären, die wider sie streiten und sie belagern wollten, weshalb sie die Stadtthore verriegelten und die Wurfmaschinen in Bereitschaft setzten. Sobald jedoch der König Seif el-Mulûk hiervon vernahm, entsandte er zwei seiner vornehmsten Mamluken zu ihnen, zu denen er sprach: »Gehet hin zum König von China und sagt zu ihm: Dies ist Seif el-Mulûk, der Sohn des Königs Asim, der als Gast zu deiner Stadt gekommen ist, um sich eine Zeitlang in deinem Land zu vergnügen und nicht um zu streiten oder zu kämpfen. Willst du ihn empfangen, so steigt er ab bei dir, willst du ihn jedoch nicht aufnehmen, so kehrt er um, ohne dich oder das Volk deiner Stadt in Unruhe zu versetzen.« Als die 86 Mamluken an die Stadt kamen, sagten sie zu den Bewohnern derselben: »Wir sind die Gesandten des Königs Seif el-Mulûk.« Da öffneten sie ihnen die Thore und führten sie vor ihren König, dessen Name Kaafū Schâh war, und der zuvor mit dem König Asim bekannt gewesen war. Als er daher vernahm, daß der König, der zu ihm gekommen war, Seif el-Mulûk, der Sohn des Königs Asim, war, verlieh er den Gesandten ein Ehrenkleid und befahl die Thore zu öffnen und die Gastgeschenke zurecht zu machen. Dann zog er selber mit seinen vornehmsten Höflingen Seif el-Mulûk zum Empfang entgegen und sprach zu ihm, ihn umarmend: »Den herzlichsten Willkomm unserm Besucher! Ich bin dein und deines Vaters Mamluk; meine Stadt liegt vor dir, und alles, was du begehrst, sollst du erhalten.« Nachdem er ihm dann noch die Gastgeschenke und die Zehrung für die Stationen überreicht hatte, saß der König Seif el-Mulûk mit seinem Wesir Sâid, den erlesensten Großen und dem Rest der Truppen auf und ritt den Meeresstrand entlang, bis sie in die Stadt einzogen, wo ihnen zu Ehren die Tamburins und die Freudentrommeln geschlagen wurden. Sie verweilten vierzig Tage lang bei hohen Gastereien in der Stadt, nach Verlauf welcher Zeit der König zu Seif el-Mulûk sprach: »O Sohn meines Bruders, wie ist dein Befinden? Gefällt dir mein Land?« Seif el-Mulûk versetzte: »Gott, der Erhabene, ehre es lange durch dich, o König!« Hierauf sagte der König Kaafū Schâh: »Nichts anders als irgend ein Bedürfnis, das dir plötzlich aufgestoßen ist, hat dich hierher geführt. Was immer du von meinem Lande verlangen magst, ich will es dir gewähren.« Seif el-Mulûk erwiderte: »O König, meine Geschichte ist wundersam; ich habe mich in das Bildnis Badîat el-Dschamâls verliebt.« Da weinte der König von China aus Mitleid und Erbarmen mit ihm und sprach: »Was wünschest du jetzt, o Seif el-Mulûk?« Seif el-Mulûk versetzte: »Ich wünsche, daß du alle Wandersleute und Reisenden und, wer sonst nach Brauch durch die Lande fährt, 87 herbeikommen lässest, damit ich sie nach dem Original des Bildes frage, ob mir einer etwas von ihr sagen kann.« Da schickte der König Kaafū Schâh die Vicekönige, die Kämmerlinge und Garden aus und befahl ihnen, alle Wandersleute und Reisenden im Land herbeizuschaffen, worauf sie es thaten und eine große Menge zusammenbrachten. Als dieselben alle vor dem König Kaafū Schâh erschienen waren, fragte sie der König Seif el-Mulûk nach der Stadt Babel und dem Garten Irem, ohne daß ihm einer hätte Antwort geben können, so daß der König Seif el-Mulûk niedergeschlagen wurde; alsdann aber sagte einer der Schiffskapitäne: »O König, wenn du etwas von dieser Stadt und diesem Garten hören willst, so mußt du zu den Inseln Indiens reisen.« Infolge dessen befahl der König Seif el-Mulûk die Schiffe zu holen, worauf sie dieselben mit Zehrung, Wasser und allen Bedürfnissen befrachteten und sich vom König Kaafū Schâh verabschiedeten. Dann stiegen der König Seif el-Mulûk und sein Wesir Sâid an Bord und reisten sicher und wohlbehalten mit günstigem Wind vier Monate lang, als es sich eines Tages traf, daß sich ein Sturm wider sie erhob, und daß die Wogen von allen Seiten über sie stürzten. Dazu regnete es auf sie nieder, der Sturm wühlte das Meer auf, und die Schiffe wurden gegeneinander geworfen und zerbrachen samt den Böten und gingen allesamt unter, bis auf ein kleines Boot, in dem Seif el-Mulûk mit einer Anzahl seiner Mamluken saß. Als sich dann der Sturm wieder legte und in Gottes, des Erhabenen, Allmacht sich beruhigte, und die Sonne zum Vorschein kam, öffnete Seif el-Mulûk seine Augen und sah nichts mehr von den Schiffen, indem er nur Himmel und Wasser außer den Leuten, die bei ihm im Boot saßen, gewahrte. Da fragte er seine Mamluken: »Wo sind die Schiffe und die Böte, und wo ist mein Bruder Sâid?« Sie versetzten: »O König der Zeit, nichts ist von den Schiffen und Böten und der Mannschaft übrig geblieben; sie sind allesamt ertrunken und der Fische Speise geworden.« Da 88 schrie der König Seif el-Mulûk auf und sprach das Wort, das keinen, der es spricht, zu Schanden macht, und das da lautet: »Es giebt keine Macht und keine Kraft außer bei Gott, dem Hohen und Erhabenen!« und schlug sich vor die Brust und wollte sich ins Meer stürzen. Seine Mamluken hielten ihn jedoch zurück und sprachen zu ihm: »O König, was nützte dir das? Du hast alles dies über dich gebracht. Hättest du auf deines Vaters Worte gehört, so wäre dir nichts hiervon widerfahren. Jedoch alles dies stand seit Ewigkeit geschrieben nach dem Willen des Schöpfers der Seelen, –

Siebenhundertundfünfundsechzigste Nacht.

auf daß der Mensch erfülle, was Gott für ihn niedergeschrieben hat. Es sprachen auch die Sterndeuter zu deinem Vater bei deiner Geburt: »Siehe, dieser dein Sohn wird alle Drangsale auskosten.« So bleibt nichts als Ergebenheit für uns übrig, bis Gott uns unsere Trübsal aufhellt.« Da rief Seif el-Mulûk von neuem: »Es giebt keine Macht und keine Kraft außer bei Gott, dem Hohen und Erhabenen! Vor Gottes, des Erhabenen, Ratschluß giebt's kein Asyl und keine Zuflucht.« Alsdann seufzte er und sprach die Verse:

»Bei dem Barmherzigen, ich weiß mir nicht ein noch aus,
Denn Sorgen überfielen mich von ungeahnter Seite her.
Doch will ich standhaft sein, auf daß die Menschen schauen,
Daß ich ertrug, was bitterer ist als Aloe.Hier liegt ein Wortspiel vor, indem Aloe sabir und Geduld sabr lautet.
Bitterer Aloegeschmack schmeckt nicht so bitter als meine Geduld,
Denn ich ertrug, was heißer als Kohlen brennt.
In meiner Lage weiß ich nicht aus noch ein,
Jedoch stell' ich meine Sache dem Lenker der Dinge anheim.«

Hierauf versank er ins Meer der Gedanken und die Thränen liefen ihm in Strömen über die Wangen, worauf er eine Weile schlief. Als er wieder erwachte, verlangte er etwas zu essen und aß, bis er genug hatte, worauf sie die Speisen 89 wieder fortnahmen. Das Boot aber zog mit ihnen dahin, ohne daß sie wußten, welche Richtung es nahm. Eine geraume Zeit zogen sie so, Tag und Nacht von Wind und Wellen getrieben, übers Meer, bis ihnen die Zehrung ausging, und sie von Hunger, Durst und Aufregung im schlimmsten Maße gequält wurden, als sie mit einem Male in der Ferne ein Eiland gewahrten, auf das der Wind sie gerade zutrieb. Als sie bei ihm angelangt waren, ankerten sie daselbst und stiegen aus dem Boot, indem sie einen darin zurückließen, worauf sie in das Innere der Insel schritten. Als sie dort eine Menge Früchte allerlei Art erblickten, aßen sie sich satt, als sie mit einem Male zwischen den Bäumen ein Wesen von wundersamem Aussehen sitzen sahen, mit langem Gesicht und weißem Haar und Leib, das einen der Mamluken bei seinem Namen rief und zu ihm sagte: »Iß nicht von diesen Früchten, denn sie sind unreif; komm zu mir, daß ich dir von den reifen Früchten hier geben kann.« Da blickte ihn der Mamluk an und, im Glauben, er gehöre zu den Schiffbrüchigen und hätte sich auf die Insel gerettet, freute er sich mächtig ihn zu sehen und ging auf ihn zu, bis er nahe an ihn herangekommen war, ohne zu wissen, was ihm im verborgenen Ratschluß Gottes verhängt war, und was auf seiner Stirn geschrieben stand. Als er nun bei jenem menschlichen Wesen angelangt war, sprang es auf ihn, da es ein Mârid war, und ritt auf seinen Schultern, indem es eins seiner Beine um seinen Nacken schlang, während es das andere auf seinen Rücken niederhängen ließ und ihm befahl: »Marsch, du kommst nicht mehr von mir los, denn du bist mein Esel geworden.« Da schrie der Mamluk seinen Gefährten zu und weinte und rief: »Ach, mein Herr, fliehet und rettet euch aus diesem Wald, denn einer seiner Bewohner reitet auf meinen Schultern, und die andern suchen euch und wollen auf euch reiten wie er auf mir.« Als sie die Worte des Mamluken vernahmen, flüchteten sie alle aufs Boot, während ihnen ihre Verfolger zuriefen: »Wohin wollt 90 ihr? Kommt her und bleibt bei uns, damit wir auf euern Rücken reiten und euch zu essen und trinken geben, und ihr unsere Esel seid.« Als sie diese Worte vernahmen, ruderten sie eilig ins Meer, bis sie sich von ihnen entfernt hatten, worauf sie im Vertrauen auf Gott, den Erhabenen, einen Monat lang weiterzogen, bis sie eine andere Insel gewahrten, an deren Strand sie stiegen. Als sie auf ihr Früchte mannigfacher Art erblickten und sich daranmachten sie zu verspeisen, sahen sie mit einem Male in der Ferne etwas auf dem Wege liegen. Näher herantretend, sahen sie, daß es ein Wesen von scheußlichem Aussehen war, ähnlich einer silbernen Säule. Einer der Mamluken gab ihm einen Fußtritt, und nun gewahrten sie, daß es ein Wesen mit langgeschlitzten Augen und gespaltenem Haupt war, das sich unter eins seiner Ohren versteckt hatte, da es seine Gewohnheit war, beim Schlafen eins seiner Ohren unter sein Haupt zu legen und sich mit dem andern zuzudecken. Hierauf packte das Ungetüm den Mamluken, der ihm den Fußtritt versetzt hatte, und verschwand mit ihm ins Innere der Insel, und siehe, da wimmelte sie von menschenfressenden Ghûlen. Der Mamluk aber rief seinen Gefährten zu: »Rettet euch, dies ist die Insel der menschenfressenden Ghûle, und sie wollen mich in Stücke reißen und auffressen.« Als sie dies vernahmen, kehrten sie den Rücken und liefen vom Land ins Boot, ohne etwas von den Früchten eingesammelt zu haben. Alsdann zogen sie weiter, bis sie nach einigen Tagen wieder eine Insel in Sicht bekamen. Sie stiegen hier wieder ans Land und, da sie auf derselben einen hohen Berg gewahrten, erstiegen sie denselben, auf dem sie einen dichten Wald fanden. Da sie hungrig waren, machten sie sich daran von den Früchten zu essen, als mit einem Male, ehe sie sich's versahen, zwischen den Bäumen scheußliche Ungetüme von fünfzig Ellen Länge mit Augenzähnen, die gleich Elefantenstößern aus ihrem Maule hervorragten, auf sie zukamen. Gleich darauf sahen sie ein Ungetüm auf einem Felsen, dienstbar umgeben von 91 einer großen Schar Schwarzer auf einem schwarzen Filzstück sitzen, und eben diese Schwarzen waren es, die auf Seif el-Mulûk und seine Mamluken loskamen, sie packten und vor ihren König schleppten, indem sie zu ihm sprachen: »Wir haben diese Vögel zwischen den Bäumen gefangen.« Da aber der König gerade hungrig war, packte er zwei der Mamluken und schlachtete und aß sie.

Siebenhundertundsechsundsechzigste Nacht.

Als Seif el-Mulûk dies sah, fürchtete er für sein Leben und sprach weinend die Verse:

Vertraut ward das Unglück mit meinem Herzen, und ich mit ihm,
Wiewohl ich es mied; denn Hochherzige sind vertraut.
Das Leid, das ich dulde, ist nicht ein einziges;
Tausend Arten von Leid, – Gelobt sei Gott! – erduld' ich.«

Alsdann seufzte er und sprach folgende beiden Verse:

»Das Schicksal hat mit seinem Unheil nach mir geschossen,
Daß mein Herz ganz von seinen Pfeilen bedeckt ist;
So kommt's, daß wenn mich noch andere Pfeile treffen,
Ihre Spitzen abbrechen an den Spitzen der früheren Geschosse.«

Als der König sein Weinen und Jammern hörte, sagte er: »Diese Vögel haben hübsche Stimmen und singen schön; ihr Gesang gefällt mir, setzt darum jeden in einen besonderen Käfig.« Da sperrten sie jeden in einen Käfig und hängten ihn über dem Haupt des Königs auf, damit er ihre Stimmen hören konnte. In dieser Weise saßen Seif el-Mulûk und seine Mamluken, von den Schwarzen gefüttert und getränkt, in den Käfigen, indem sie bald weinten, bald lachten, bald miteinander redeten und bald schwiegen, während der König und die Schwarzen sich an ihren Stimmen ergötzten. Nun aber hatte der König eine Tochter, die auf einer andern Insel verheiratet war. Als diese vernahm, daß ihr Vater Vögel mit schöner Stimme hätte, schickte sie eine Anzahl Leute zu ihm mit der Bitte, ihr einige der Vögel zu schicken, worauf er ihr Seif el-Mulûk mit drei Mamluken 92 in vier Käfigen mit ihrem Kurier schickte. Als sie bei ihr eintrafen und sie dieselben sah, gefielen sie ihr und sie befahl, sie an einen Platz über ihrem Kopf zu hängen. Hier hängend, versank nun Seif el-Mulûk in Verwunderung über seine Schicksale und in Gedanken über seine frühere Macht, und er und die drei Mamluken hoben an über sich zu weinen, während die Tochter des Königs glaubte, sie sängen. Es war aber der Königstochter Gewohnheit, daß, wenn jemand aus Ägypten oder aus irgend einem andern Land in ihre Hand fiel und er ihr gefiel, sie ihn zu hohen Ehren erhob. Und so geschah es nach Gottes, des Erhabenen, Ratschluß und Verhängnis, daß sie beim ersten Blick von Seif el-Mulûks Schönheit, Anmut, Wuchs und Ebenmaß eingenommen wurde und ihn gut zu behandeln befahl. Da traf es sich eines Tages, daß sie sich mit Seif el-Mulûk allein befand und von ihm verlangte bei ihr zu ruhen. Seif el-Mulûk weigerte sich jedoch, indem er zu ihr sprach: »Meine Herrin, ich bin ein Fremdling und bekümmert durch die Liebe zu der, die ich liebe; ich trage deshalb nach keiner andern Verlangen.« Nun hob die Prinzessin an, ihm zu schmeicheln und ihn zu drängen, während er sich von ihr fern hielt, so daß sie sich ihm nicht nähern und auf keine Weise ihm beikommen konnte. Als sie dies sah, ergrimmte sie wider ihn und die Mamluken und befahl ihnen ihr zu dienen und ihr Wasser und Holz herbeizutragen. In dieser Weise brachten sie vier Jahre zu, bis Seif el-Mulûk dessen überdrüssig wurde und jemand zur Prinzessin schickte, um Fürbitte einzulegen, daß sie sie freigeben und ihres Weges ziehen lassen möchte, so daß sie von ihrer Plage Ruhe hätten. Da ließ die Prinzessin Seif el-Mulûk vor sich kommen und sagte zu ihm: »Wenn du mein Begehr erfüllst, so lasse ich dich aus deiner Gefangenschaft los, und du magst gesund und reichbeladen heimkehren.« Dann begann sie sich vor ihm zu demütigen und ihm schöne Worte zu geben, ohne daß er ihr nachgab, so daß sie sich ergrimmt von ihm wendete, und 93 er und seine Mamluken weiter bei ihr auf der Insel in ihrer elenden Lage verharren mußten. Da aber die Bewohner der Insel sie als die Vögel der Prinzessin kannten, wagte niemand ihnen etwas zuleide zu thun, und das Herz der Prinzessin war ihretwegen ohne Sorge, da sie wußte, daß sie nicht von der Insel entkommen konnten. So kam es, daß sie sich von ihr auf zwei oder drei Tage entfernten und in die Steppe gingen, um von allen Seiten her auf der Insel Holz zu lesen und es zur Küche der Prinzessin zu bringen. Nachdem sie in dieser Weise fünf Jahre zugebracht hatten, traf es sich, daß Seif el-Mulûk mit seinen Mamluken eines Tages am Meeresstrande saß und sich mit ihnen über ihre Schicksale unterhielt, als er sich, indem ihm seine und seiner Mamluken Lage recht zum Bewußtsein kam, wieder seiner Eltern und seines Bruders Sâid erinnerte und auch der Macht gedachte, in der er früher gelebt hatte. Da weinte und jammerte er bitterlich, und die Mamluken weinten mit ihm, bis sie zu ihm sagten: »O König der Zeit, wie lange willst du weinen? Das Weinen hat keinen Nutzen, denn dieses Schicksal stand durch Gottes, des Mächtigen und Herrlichen, Anordnung auf unsern Stirnen geschrieben. Der Kalam schreibt, was Er beschlossen hat, und nichts frommt uns als Geduld; vielleicht schafft uns Gott, – Preis Ihm, den Erhabenen! – der uns mit dieser Drangsal heimgesucht hat, Trost.« Seif el-Mulûk versetzte: »Was sollen wir nur thun, um von dieser Verruchten loszukommen? Ich sehe keinen Weg zu unserer Rettung, als daß Gott uns in seiner Güte von ihr befreit; jedoch fällt mir bei, daß wir fliehen und so von dieser Drangsal Ruhe finden könnten.« Da sagten die Mamluken zu ihm: »O König der Zeit, wohin sollen wir auf dieser Insel fliehen, die von menschenfressenden Ghûlen wimmelt, welche uns überall, wohin wir auch fliehen, finden, und uns entweder auffressen oder uns einfangen und zur Prinzessin zurückbringen, die uns dann zürnen wird?« Da entgegnete Seif el-Mulûk: »Ich will euch etwas machen, wodurch wir uns vielleicht mit 94 Gottes, des Erhabenen, Beistand befreien und von dieser Insel retten können.« Nun fragten sie: »Wie willst du es anstellen?« Und Seif el-Mulûk erwiderte: »Wir wollen etwas von diesem langen Holz abhauen und aus seiner Rinde Seile drehen, mit denen wir die Stücke zu einem Floß zusammenbinden; dann wollen wir das Floß ins Meer setzen, wollen es mit den Früchten, die hier wachsen, beladen und uns Ruder machen und aufs Floß gehen; vielleicht gewährt uns so Gott, der Erhabene, Trost, denn er ist über alle Dinge mächtig, und vielleicht sendet er uns einen günstigen Wind, der uns nach dem Lande Hind bringt, so daß wir dadurch der Verruchten entrinnen.« Da riefen sie: »Das ist ein trefflicher Rat!« Und in mächtiger Freude machten sie sich sogleich daran, Holz für das Floß zu fällen und drehten sich Seile, die Hölzer zusammenzubinden. Einen ganzen Monat arbeiteten sie so den ganzen Tag über an dem Floß, bis sie es fertig gestellt hatten, während sie immer des Abends etwas von dem Holz nahmen und es in die Küche der Prinzessin brachten.

Siebenhundertundsiebenundsechzigste Nacht.

Als sie ihr Werk vollendet hatten, ließen sie es ins Meer und beluden es mit den Früchten jener Insel, ohne daß jemand etwas von dem, was sie gethan hatten, bemerkt hätte. Gegen Abend waren sie mit allen Vorkehrungen fertig und bestiegen das Floß, worauf sie vier Monate lang ins Meer hinein steuerten, ohne zu wissen, welche Richtung sie einschlugen, bis ihnen die Zehrung ausging, und sie von Hunger und Durst aufs heftigste gequält wurden. Da begann mit einem Male das Meer zu toben und schäumen und hohe Wogen zu schlagen, und nun fuhr ein entsetzliches Krokodil auf sie los und riß einen Mamluken mit seiner Klaue herunter, worauf es ihn verschlang. Als Seif el-Mulûk das Krokodil erblickte und sah, was es mit seinem Mamluken that, weinte er bitterlich und ruderte mit dem einen 95 Mamluken, der ihm noch übriggeblieben war, in größter Furcht von der Stelle, wo das Krokodil hervorgetaucht war, fort, bis sie eines Tages zu ihrer Freude einen entsetzlich hohen, in den Himmel ragenden Berg gewahrten. Bald hernach erblickten sie eine Insel, auf welche sie mit aller Kraft zuruderten, in der frohen Hoffnung bei der Insel zu landen. Mit einem Male aber ward das Meer wieder unruhig und begann zu toben und hohe Wellen zu schlagen, und nun streckte von neuem ein Krokodil seinen Kopf heraus, riß den letzten Mamluken Seif el-Mulûks mit seiner Klaue vom Floß und verschlang ihn, so daß Seif el-Mulûk allein an die Insel gelangte, wo er unter großer Anstrengung den Berg erklomm. Vom Gipfel aus hielt er Umschau und, einen Wald gewahrend, trat er in denselben ein und aß, zwischen den Bäumen einherschreitend, von ihren Früchten, als er mit einem Male zu seinem größten Entsetzen auf den Ästen mehr als zwanzig große Affen sah, von denen jeder größer als ein Maultier war. Die Affen aber kletterten nun herunter, umringten ihn von allen Seiten und schritten ihm voran, ihm Zeichen gebend, ihnen zu folgen. Da schritt er hinter ihnen drein, bis sie zu einer hohen Burg von festem Bau gelangten, in die sie hineinschritten. Seif el-Mulûk folgte ihnen auch hier hinein und gewahrte in der Burg allerlei seltene Kostbarkeiten, Juwelen und Edelmetalle, wie sie die Zunge nicht beschreiben kann. Außerdem aber erblickte er einen Jüngling mit flaumlosen Wangen, jedoch von übermäßiger Länge, dessen Anblick ihn erfreute, da es außer ihm kein menschliches Wesen in dem Schloß gab. Beim Anblick Seif el-Mulûks verwunderte sich der Jüngling höchlichst und fragte ihn: »Wie heißest du, aus welchem Lande stammst du, und wie bist du hierher gekommen? Erzähl' mir deine Geschichte und verbirg' mir nichts.« Da sagte Seif el-Mulûk zu ihm: »Ich bin, bei Gott, nicht freiwillig hierhergekommen, und dieser Ort war nicht mein Ziel; doch vermag ich nichts anders als daß ich von Ort zu Ort reise, bis ich meinen Wunsch 96 erreicht habe.« Nun fragte ihn der Jüngling: »Und welches ist dein Wunsch?« Seif el-Mulûk versetzte: »Ich bin aus dem Lande Ägypten, mein Name ist Seif el-Mulûk, und mein Vater heißt Asim, der Sohn des Safwân.« Alsdann erzählte er ihm seine Abenteuer von Anfang bis zu Ende, worauf sich der Jüngling erhob, Seif el-Mulûk zu dienen, und zu ihm sprach: »O König der Zeit, ich war in Ägypten und hörte, du seiest nach dem Lande China ausgezogen; wo aber liegt China! Bei Gott, das ist ein wunderbares Ding und eine merkwürdige Sache.« Seif el-Mulûk versetzte: »Dein Wort ist wahr, jedoch reiste ich von China nach Indien, als sich ein Sturm wider uns erhob und das Meer toste und alle meine Schiffe zerbrachen;« und so erzählte er ihm alle seine Mißgeschicke, bis er mit den Worten schloß: »Nun bin ich hierher zu dir gekommen.« Da sagte der Jüngling zu ihm: »O Prinz, du hast genug an Fremdlingschaft und Drangsalen ertragen; gelobt sei Gott, der dich hierher geführt hat! Bleib' nun bei mir, daß ich bis zum Tode mich deiner Gesellschaft erfreue, worauf du über diese Lande König sein sollst, zu denen diese Insel gehört, die keine Grenze hat. Die Affen hier verstehen allerlei Künste, und alles, was du nur begehren magst, findest du hier.« Da sagte Seif el-Mulûk: »Ach, mein Bruder, ich kann nirgends still sitzen, bis ich mein Anliegen erreicht habe, und sollte ich die ganze Welt durchziehen und mich nach den Gegenstand meiner Wünsche erkundigen, sei es daß Gott mich ihn erreichen läßt oder daß mich mein Lauf irgend wohin führt, wo ich meinen Termin finde und sterbe.« Nun wendete sich der Jüngling zu einem der Affen und gab ihm ein Zeichen, worauf er verschwand und nach einer Weile mit mehreren Affen zurückkehrte, die um ihren Leib seidene Schurze gegürtet hatten und die Tische auftrugen, auf welche sie gegen hundert goldene und silberne Schüsseln mir allerlei Gerichten setzten. Dann stellten sie sich wie Diener vor die beiden Könige, bis der Jüngling den Kämmerlingen einen Wink 97 gab, worauf sie sich setzten, mit Ausnahme jenes, dessen Amt es war aufzuwarten. Nachdem sie sich dann sattgegessen hatten, nahmen sie die Tische wieder fort und brachten Becken und Eimer von Gold, worauf sie sich die Hände wuschen. Alsdann trugen sie das Trinkgeschirr auf, gegen vierzig Gefäße mit allerlei Wein, worauf sie tranken und fröhlich und guter Dinge waren, während alle Affen, so lange sie beim Essen saßen, vor ihnen tanzten und spielten, so daß sich Seif el-Mulûk angesichts dessen verwunderte und alle erlittenen Drangsale vergaß.

Siebenhundertundachtundsechzigste Nacht.

Bei Anbruch der Nacht zündeten sie die Kerzen an, setzten sie in goldene und silberne Leuchter und trugen Geschirr mit getrockneten und frischen Früchten auf. Als sie davon gegessen hatten und die Schlafenszeit kam, machten sie ihnen das Bett zurecht, worauf sie sich schlafen legten. Am andern Morgen erhob sich der Jüngling wie gewöhnlich und weckte Seif el-Mulûk, zu dem er sagte: »Steck deinen Kopf zum Fenster heraus und schau, was da unter dem Fenster steht.« Da schaute Seif el-Mulûk heraus und sah nun die Wüste und Steppe weit und breit von Affen wimmeln, deren Anzahl niemand als Gott, der Erhabene, allein wußte, so daß er sprach: »Das ist eine Menge Affen, die das ganze Blachgefild erfüllt; weshalb aber sind sie zu dieser Stunde zusammengekommen?« Der Jüngling versetzte: »Das ist ihre Gewohnheit; an jedem Sabbath nämlich kommen alle Affen dieser Insel, manche von ihnen zwei und drei Tagereisen weit, hierher und stellen sich auf, bis ich aus dem Schlaf erwache und mein Haupt aus diesem Fenster herausstecke. Sobald sie mich sehen, küssen sie die Erde vor mir und gehen dann wieder zu ihren Geschäften fort.« Alsdann steckte er sein Haupt zum Fenster heraus, worauf sie die Erde vor ihm küßten und wieder fortgingen.

Nachdem Seif el-Mulûk einen vollen Monat bei dem 98 Jüngling geblieben war, verabschiedete er sich von ihm und zog weiter, während der Jüngling einem Trupp von ungefähr hundert Affen befahl, ihm das Geleit zu geben; und die Affen geleiteten ihn sieben Tage lang, bis sie zum Ende ihrer Inseln gelangten, wo sie sich von ihm verabschiedeten, um wieder heimzukehren. Seif el-Mulûk aber wanderte nun allein vier Monate lang durch die Berge und Hügel und Steppen und Wüsten, indem er den einen Tag hungerte und am nächsten sich satt aß, und den einen Tag von Gras den andern von den Früchten der Bäume lebte, wobei er es bereute, daß er den Jüngling verlassen hatte, und bereits wieder auf seinen Spuren zu ihm zurückkehren wollte, als er in der Ferne einen schwarzen Gegenstand erblickte. Da sprach er bei sich: »Ist das eine schwarze Stadt, oder was mag es sonst sein? Jedoch will ich nicht eher umkehren, als bis ich gesehen habe, was es ist.« Als er näher herangekommen war, sah er, daß es ein hohes Schloß war. Sein Erbauer aber war Japhet, der Sohn Noahs, – Frieden sei auf ihm! – gewesen, und es war das Schloß, von dem Gott, der Erhabene, in seinem mächtigen Buch spricht, wo er sagt: Ein verlassener Brunnen und ein hochragendes Schloß.Sure 22, 44. Da sprach er bei sich: »Was mag nur in dem Schloß sein? Welcher König mag darin wohnen, und wer kann mir Auskunft geben, wie es sich damit verhält, ob es von Menschen oder Dschinn bewohnt wird?« Alsdann setzte er sich und saß geraume Zeit nachdenklich da; als er aber keinen hineingehen oder herauskommen sah, erhob er sich und betrat es im Vertrauen auf Gott. Er zählte auf seinem Wege sieben Vorhallen, ohne jemand zu bemerken, und sah zu seiner Rechten drei Thüren, während vor ihm eine Thür war, vor welcher ein Vorhang tief hinunterhing. Da trat er an die Thür heran und, den Vorhang mit der Hand lüftend, schritt er durch die Thür in eine große mit seidenen Teppichen belegte 99 Halle, in welcher ihm gegenüber ein goldener Thron stand, auf dem ein Mädchen mit einem Antlitz gleich dem Mond saß, in königlicher Tracht und gleich einer Braut in der Hochzeitsnacht. Zu Füßen des Thrones standen vierzig Tische mit goldenen und silbernen Schüsseln voll köstlicher Gerichte. Als Seif el-Mulûk das Mädchen gewahrte, trat er auf sie zu und begrüßte sie, worauf sie ihm den Salâm erwiderte und ihn fragte: »Bist du ein Mensch oder ein Dschinnī?« Er erwiderte: »Ich bin der besten der Menschen einer, denn ich bin ein König, eines Königs Sohn.« Da sagte sie: »Was begehrst du? Los, mach dich über die Speisen her und hernach erzähl' mir deine Geschichte von Anfang bis zu Ende und teile mir mit, wie du hierher gekommen bist.« Da setzte sich Seif el-Mulûk an den Tisch, nahm den Deckel von einer Schüssel ab und aß, da er hungrig war, bis er sich gesättigt hatte. Dann wusch er sich die Hände und stieg zum Thron hinauf, wo er sich an die Seite der Prinzessin setzte, die ihn nun fragte: »Wer bist du, wie heißest du, woher kommst du, und wer hat dich hierher gebracht?« Seif el-Mulûk antwortete ihr: »Was mich anlangt, so ist meine Geschichte lang.« Da sagte sie zu ihm: »Erzähl' mir, wer du bist, weshalb du hierher gekommen bist, und was dein Begehr ist.« Er versetzte jedoch: »Sag' du mir zuerst, was du bist, wie du heißest, wer dich hierher gebracht hat, und weshalb du allein an diesem Ort sitzest.« Das Mädchen entgegnete: »Ich heiße Daulet Chātûn, die Tochter des Königs von Indien, und mein Vater wohnt in der Stadt Serendîb und hat einen großen und hübschen Garten, wie es in ganz Indien und seinen Landen keinen schönern giebt, und in dem sich ein großer Teich befindet. Eines Tages begab ich mich mit meinen Sklavinnen in diesen Garten und entkleidete mich mit ihnen, worauf wir in den Teich stiegen und in ihm spielten und uns belustigten. Doch ehe ich michs versah, fuhr etwas wie eine Wolke auf mich nieder und raubte mich mitten aus meinen Mädchen, worauf das Wesen mit 100 mir zwischen Himmel und Erde flog und zu mir sprach: »Fürchte dich nicht, o Daulet Chātûn, und sei unverzagten Herzens.« Hierauf flog es lange Zeit mit mir, bis es sich auf dieses Schloß niederließ, wo es sich allstund verwandelte, und siehe, da war es ein hübscher Jüngling in seinen Kleidern, der zu mir sprach: »Kennst du mich wohl?« Ich versetzte: »Nein, mein Herr.« Da sagte er: »Ich bin der Sohn des blauen Königs, des Königs der Dschânn, und mein Vater wohnt in der Burg El-KulsumDie alte Stadt Klysma am Sinai. und gebietet über sechshunderttausend Dschinn, Flieger und Taucher. Es traf sich, daß ich dich, als ich des Weges zog, erblickte und mich in dich verliebte, weshalb ich auf dich niederfuhr, dich mitten aus deinen Mädchen raubte und dich nach diesem hochragenden Schloß entführte, das mein Wohnort und meine Residenz ist. Kein einziger vermag hierher zu kommen, sei es Dschinnī oder Mensch, und von Indien bis hierher ist eine Reise von hundertundzwanzig Jahren. Darum sei überzeugt, daß du das Land deiner Eltern niemals wieder schauen wirst, und bleibe bei mir unverzagt und getrost, denn ich will alles, was du nur heischest, vor dich bringen.« Hierauf umarmte und küßte er mich, –

Siebenhundertundneunundsechzigste Nacht.

indem er zu mir sprach: »Bleib hier und fürchte dich vor nichts.« Alsdann verließ er mich und verschwand auf eine Weile, worauf er mit diesen Tischen, dem Thron und den Teppichen, Decken und Polstern wiederkehrte. Jeden Dienstag besucht er mich, und wenn er kommt, so ißt und trinkt er mit mir und umarmt und küßt mich; jedoch bin ich noch so jungfräulich wie mich Gott, der Erhabene, erschaffenen hat, da er mir nichts anthut. Meines Vaters Namen aber ist Tâdsch el-Mulûk, und er weiß nichts von mir und hat keine Spur von mir gefunden. Das ist meine 101 Geschichte, und nun erzähle du mir die deinige.« Da sagte Seif el-Mulûk zu ihr: »Meine Geschichte ist lang, und ich fürchte, wenn ich sie dir erzähle, wird es so lange dauern, bis der Ifrît wiederkommt.« Sie versetzte darauf: »Der Ifrît hat mich erst eine Stunde vor deinem Kommen verlassen und kehrt nicht eher als am Dienstag zurück, setz' dich daher unverzagt und getrost und erzähle mir deine Widerfahrnisse von Anfang bis zu Ende.« Seif el-Mulûk erwiderte nun: »Ich höre und gehorche.« Hierauf begann er seine Geschichte, bis er sie ihr von Anfang bis zu Ende erzählt hatte. Als er aber den Namen Badîat el-Dschamâls erwähnte, liefen ihre Augen von Thränen über, und sie rief: »O Badîat el-Dschamâl, ich hätte das nicht von dir gedacht! Ach über die Zeit! O Badîat el-Dschamâl, denkst du nicht mehr an mich und fragst nicht: Wo mag wohl meine Schwester Daulet Chātûn hingekommen sein?« Da sagte Seif el-Mulûk: »O Daulet Chātûn, du bist ein menschliches Wesen und sie ist eine Dschinnîje, wie kann sie daher deine Schwester sein?« Sie versetzte: »Badîat el-Dschamâl ist meine Milchschwester, und dies kam daher, daß meine Mutter einst in den Garten ging, um sich zu ergehen, als sie von den Wehen überkommen wurde und mich gebar. Badîat el-Dschamâls Mutter befand sich mit ihren Garden aber ebenfalls im Garten, als sie von den Wehen überkommen wurde; infolge dessen suchte sie einen Winkel im Garten auf, wo sie mit Badîat el-Dschamâl niederkam. Dann schickte sie eine ihrer Sklavinnen zu meiner Mutter, um Speise und die Bedürfnisse für die Kindbettschaft zu erbitten, worauf meine Mutter ihr das Verlangte schickte und sie einlud. Da besuchte sie meine Mutter mit Badîat el-Dschamâl, und meine Mutter stillte Badîat el-Dschamâl zwei Monate lang, während welcher Zeit ihre Mutter bei uns im Garten verblieb. Hernach kehrte sie in ihr Land zurück, doch gab sie meiner Mutter zuvor etwas, indem sie zu ihr sprach: »Wenn du meiner bedarfst, so komm ich zu dir mitten in den Garten.« 102 Jedes Jahr besuchte uns seitdem Badîat el-Dschamâl mit ihrer Mutter und blieb bei uns einige Zeit, worauf beide wieder in ihr Land zurückkehrten. Wäre ich bei meiner Mutter, o Seif el-Mulûk, und hätte ich dich dort gesehen, so hätte ich, wenn ich wie gewöhnlich mit Badîat el-Dschamâl vereint gewesen wäre, ein Mittel ausfindig gemacht dir zu deinem Wunsch zu verhelfen. Jedoch bin ich hier, und sie wissen nichts von mir; hätten sie aber Kunde von mir und wüßten, daß ich hier bin, so wären sie mächtig genug, mich zu befreien; jedoch steht die Sache in Gottes Hand, – Preis Ihm, dem Erhabenen! – und was kann ich thun?« Da sagte Seif el-Mulûk: »Steh auf, und laß uns fliehen, wohin Gott, der Erhabene, will.« Sie versetzte: »Wir können dies nicht thun, denn, bei Gott, flöhen wir auch eine Jahresreise weit, so würde uns doch der Verruchte in einer Stunde einholen und uns umbringen.« Nun sagte Seif el-Mulûk: »So will ich mich irgendwo verstecken, und wenn er an mir vorüberkommt, will ich ihn mit dem Schwert niederhauen.« Daulet Chātûn entgegnete: »Du kannst ihn nur dann töten, wenn du seine Seele tötest.« – »Und wo ist seine Seele?« fragte Seif el-Mulûk. Sie versetzte: »Ich fragte ihn danach mehreremal, ohne daß er es mir mitteilte, bis ich ihn eines Tages wieder bedrängte, worauf er erzürnt zu mir sagte: »Wie oft willst du mich nach meiner Seele fragen? Warum fragst du mich danach?« Ich erwiderte: »O Hâtim, ich habe außer Gott niemand als dich; so lange ich lebe, möchte ich daher deine Seele umarmen, und wenn ich sie nicht hütete und in meinen Augenstern setzte, wie könnte ich wohl leben, wenn du tot wärest? Wenn ich wüßte, wo deine Seele ist, so würde ich sie wie mein rechtes Auge hüten.« Da sagte er zu mir: »Bei meiner Geburt sagten die Sterndeuter, ich würde mein Leben durch die Hand eines irdischen Königssohnes verlieren. Infolge dessen nahm ich meine Seele, setzte sie in den Kropf eines Sperlings, sperrte den Sperling in eine Büchse, legte die 103 Büchse in eine Schachtel und packte die Schachtel in sieben andere Schachteln, worauf ich alles in sieben Kisten packte und die Kisten in einen marmornen Schrein steckte, den ich an dem Rand dieses Weltmeers vergrub, das fern von dem Land der Menschen ist, so daß kein Mensch zu ihm gelangen kann. Und so hab' ich dir's gesagt, und du erzähl' es niemand weiter, da es ein Geheimnis zwischen mir und dir ist.«

Siebenhundertundsiebzigste Nacht.

Da sagte ich zu ihm: »Wem sollte ich es erzählen, wo niemand als du zu mir kommt? Aber, bei Gott, du hast deine Seele in einer wohlverwahrten starken Feste geborgen, zu der niemand gelangen kann. Wie könnte ein Mensch ihr beikommen, wenn nicht das Unmögliche vorherbestimmt ist, und Gott es beschlossen hat, wie es die Sterndeuter ansagten? Und wie könnte wohl ein Mensch hierherkommen?« Er versetzte: »Es kann möglichenfalls jemand hierherkommen, der an seinem Finger den Siegelring Salomos, des Sohnes Davids, – Frieden auf beide! – trägt, und seine Hand mit dem Siegelring auf die Oberfläche des Wassers legt und spricht: »Bei den Namen, die auf diesem Ring stehen, komme herauf Seele des und des!« Dann wird der Schrein emporsteigen, und er wird die Kisten und Schachteln zerbrechen und den Sperling aus der Büchse herausholen und erwürgen, so daß ich sterbe.« Da rief Seif el-Mulûk: »Ich bin der Königssohn, und hier ist der Siegelring Salomos, des Sohnes Davids, – Frieden auf beide! – an meinem Finger; laß uns daher an den Meeresstrand gehen, und schauen ob er gelogen oder die Wahrheit gesprochen hat.« Hierauf erhoben sich beide und schritten ans Meer, wo Daulet Chātûn auf dem Strande stehen blieb, während Seif el-Mulûk bis an den Leib ins Wasser schritt und sprach: »Bei den Namen und Talismanen, die auf diesem Ring stehen, und bei Salomo, – Frieden sei auf ihm! – komm heraus Seele des und des Dschinnīs, des Sohnes des blauen Königs!« Da 104 begann das Meer zu wogen, und der Schrein stieg empor, worauf Seif el-Mulûk ihn packte und an einem Felsen zerschlug. Dann erbrach er die Kisten und Schachteln und holte den Sperling aus der Büchse hervor, worauf sie ins Schloß zurückkehrten und sich auf den Thron setzten, als sich mit einem Male eine fürchterliche Staubwolke erhob und ein riesiges Ding angeflogen kam und rief: »Laß mich am Leben, o Prinz, und töte mich nicht. Mach mich zu deinem Freigelassenen, und ich verhelfe dir zu deinem Wunsch.« Da sagte Daulet Chātûn: »Der Dschinnī ist da; mach den Sperling tot, daß dieser Verruchte nicht ins Schloß kommt und ihn dir entreißt und erst dich und dann mich umbringt.« Infolge dessen erwürgte Seif el-Mulûk den Sperling, worauf der Dschinnī als Aschenhaufen auf die Erde fiel. Alsdann sagte Daulet Chātûn: »Wir sind aus jenes Verruchten Hand befreit; was aber thun wir jetzt?« Seif el-Mulûk erwiderte: »Wir wollen Gottes Beistand erflehen; der uns heimgesucht hat, kann uns auch auf den rechten Weg weisen und uns zu unserer Rettung aus unserer Lage behilflich sein.« Alsdann erhob sich Seif el-Mulûk und hob aus dem Schloß gegen zehn Thüren aus, die aus Sandel- und Aloeholz waren und goldene und silberne Nägel hatten, und band sie mit Stricken aus Seide und Rohseide, die sich dort befanden, zusammen, worauf er und Daulet Chātûn einander halfen, sie zum Meer zu schaffen und ins Wasser zu lassen, damit es ihnen als Floß diente. Dann banden sie es am Strand fest und kehrten wieder zum Schloß zurück, von wo sie die goldenen und silbernen Schüsseln und desgleichen die Juwelen, Hyazinthen und Edelmetalle, kurz alles, was leicht zu tragen und hoch an Wert war, holten und alles aufs Floß luden. Hierauf bestiegen sie das Floß im Vertrauen auf Gott, den Erhabenen, der die auf ihn Vertrauenden nicht zu schanden macht, lösten, nachdem sie sich zwei Stücke Holz zu Rudern zurechtgemacht, die Stricke und ließen das Floß aufs Meer treiben. In dieser Weise schwammen sie vier 105 Monate lang, bis ihnen die Zehrung ausging und ihre Seele in wachsender Trübsal beklommen wurde, so daß sie Gott um Rettung aus ihrer Not anflehten. Während ihrer ganzen Fahrt aber legte Seif el-Mulûk beim Schlafen Daulet Chātûn hinter sich und ein Schwert zwischen sich und ihr, so daß, wenn er sich umkehrte, das Schwert zwischen ihr und ihm war. Da traf es sich eines Nachts, als Seif el-Mulûk schlief, während Daulet Chātûn wachte, daß das Floß landwärts in einen Hafen trieb, in dem sich Schiffe befanden; und zugleich hörte Daulet Chātûn, als sie die Schiffe erblickte, einen Mann mit dem Oberkapitän sprechen. Sie erkannte hieraus, daß dies der Hafen einer Stadt war, und daß sie zu einer bewohnten Gegend gelangt waren, und weckte in mächtiger Freude Seif el-Mulûk, indem sie zu ihm sprach: »Steh auf und frag' den Kapitän nach dem Namen dieser Stadt.« Da erhob sich Seif el-Mulûk erfreut und fragte den Kapitän: »Mein Bruder, wie heißt diese Stadt und dieser Hafen, und wie heißt ihr König?« Der Kapitän versetzte: »Du Narr, du Dummkopf! Wenn du nicht weißt, wie der Hafen und die Stadt heißen, wie kamst du denn hierher?« Seif el-Mulûk erwiderte: »Ich bin ein Fremdling und befand mich auf einem Kauffahrteischiff, welches zerbrach und mit allem an Bord unterging; ich rettete mich jedoch auf eine Planke und gelangte hierher. Deshalb fragte ich dich, und im Fragen liegt doch kein Schimpf.« Da entgegnete der Kapitän: »Dies ist die Stadt Amârije, und dieser Hafen heißt Kamîn el-Bahrein.«Erdichtete Namen. Als Daulet Chātûn dies vernahm, freute sie sich mächtig und rief: »Gelobt sei Gott!« weshalb Seif el-Mulûk sie fragte: »Was giebt's?« Sie versetzte: »O Seif el-Mulûk, freue dich des nahen Trostes, denn, siehe, der König dieser Stadt ist mein Oheim, meines Vaters Bruder, – 106

Siebenhundertundeinundsiebzigste Nacht.

und sein Name ist Alī el-Mulûk.« Hierauf sagte sie zu ihm: »Frag ihn und sprich zu ihm: Ist der Sultan dieser Stadt Alī el-Mulûk gesund?« Da fragte er ihn danach, worauf der Kapitän ergrimmt zu ihm sprach: »Du sagst, du wärest in deinem Leben noch nicht hierher gekommen und wärest ein Fremdling, wer hat dir da den Namen des Herrn der Stadt mitgeteilt?« Daulet Chātûn aber freute sich und erkannte nun auch den Kapitän, dessen Name Muîn ed-Dîn war, und der zu ihres Vaters Kapitänen gehörte. Derselbe war auf die Suche nach ihr nach ihrem Verschwinden ausgezogen und zwar, ohne sie zu finden, überall umhergezogen, bis er auch zur Stadt ihres Oheims gelangte. Hierauf sagte Daulet Chātûn zu Seif el-Mulûk: »Sprich zu ihm: O Kapitän Muîn ed-Dîn, entsprich dem Befehl deiner Herrin.« Da sprach er ihre Worte zu ihm, worauf der Kapitän ihn in mächtigem Grimm anfuhr: »Du Hund, wer bist du, und woher kennst du mich?« Alsdann sagte er zu einem der Matrosen: »Reicht mir einen Eschenknittel, daß ich jenem Unseligen den Schädel einschlage;« und, den Stock nehmend, machte er sich zu Seif el-Mulûk auf, als er das Floß und auf ihm etwas wunderbar Schönes erblickte, daß sich sein Verstand verwirrte. Als er dann genauer zusah, vergewisserte er sich, daß es Daulet Chātûn war, die wie ein Stück Mond auf dem Floß saß, weshalb er Seif el-Mulûk fragte: »Was hast du da bei dir?« Er versetzte: »Bei mir ist ein Mädchen, Namens Daulet Chātûn.« Sobald der Kapitän ihren Namen hörte, stürzte er ohnmächtig zu Boden, da er nun sicher war, daß es seine Herrin und die Tochter seines Königs war. Dann aber, sobald er wieder zu sich gekommen war, verließ er das Floß mit allem, was sich darauf befand, und eilte nach der Stadt zum Königspalast, wo er um Audienz bat. Der Kämmerling begab sich zum König und sprach zu ihm: »Siehe, der Kapitän Muîn ist zu dir gekommen, 107 um dir eine frohe Nachricht zu bringen.« Da erteilte ihm der König die Erlaubnis, vor ihm zu erscheinen, und, als er nun bei dem König eintrat, küßte er die Erde vor ihm und sprach: »O König der Zeit, ich bekomme einen Botenlohn von dir, denn deines Bruders Tochter Daulet Chātûn ist wohlbehalten und gesund auf einem Floß in Begleitung eines Jünglings gleich dem Mond in der Nacht seiner Rundung in der Stadt eingetroffen.« Als der König die Nachricht von dem Eintreffen seiner Nichte vernahm, schenkte er erfreut dem Kapitän ein kostbares Ehrenkleid und erteilte Befehl die Stadt sofort wegen der wohlbehaltenen Ankunft seiner Nichte zu schmücken. Dann ließ er sie und Seif el-Mulûk vor sich bringen, begrüßte sie und beglückwünschte sie zu ihrer Rettung, worauf er seinem Bruder Boten schickte und ihm mitteilte, daß Daulet Chātûn aufgefunden und bei ihm sei. Als die Boten bei dem König Tâdsch el-Mulûk eintrafen, rüstete er die Truppen aus und zog zu seinem Bruder, wo er sich mit seiner Tochter unter mächtiger Freude vereinte. Nachdem er dann noch eine Woche bei seinem Bruder geblieben war, zog er mit seiner Tochter und Seif el-Mulûk nach Serendîb, wo sie sich mit ihrer Mutter wieder vereinte. Alle freuten sich über ihr wohlbehaltenes Eintreffen, und man feierte Feste, und es war jener Tag grandios, wie man seinesgleichen noch nicht geschaut hatte. Der König aber zeichnete Seif el-Mulûk aus und sprach zu ihm: »O Seif el-Mulûk, du hast mir und meiner Tochter all dieses Gute angethan, daß allein der Herr der WeltenDas heißt der Herr der Menschen, Engel und Dschinn. imstande ist, es dir zu vergelten. Jedoch wünschte ich, du säßest an meiner Stelle auf dem Thron und regiertest das Land Hind, denn ich schenke dir mein Reich, meinen Thron, meine Schatzkammern und Diener.« Da erhob sich Seif el-Mulûk, küßte die Erde vor dem König, dankte ihm und sprach zu ihm: »O König der Zeit, ich nehme alles, was du mir 108 schenkst, an und erstatte es dir in gleicher Weise als Geschenk zurück; denn ich, o König der Zeit, trachte nach keinem Königreich und Sultanat und begehre nichts weiter als daß mich Gott, der Erhabene, meinen Wunsch erreichen läßt.« Der König versetzte: »O Seif el-Mulûk, meine Schatzkammern stehen dir zur Verfügung; was du aus ihnen begehrst, das nimm, ohne mich deshalb zu fragen, und Gott vergelte dir an meiner Statt alles Gute!« Seif el-Mulûk entgegnete jedoch: »Gott stärke den König! Ich habe an Macht und Geld keine Freude, ehe ich meinen Wunsch erreicht habe. Jedoch möchte ich jetzt die Stadt durchstreifen und mir ihre Straßen und Bazare besehen.« Da befahl Tâdsch el-Mulûk ihm ein Vollblutpferd zu bringen, worauf sie ihm ein gesatteltes und gezäumtes Prachtroß vorführten, auf dem er auf den Bazar ritt und die Straßen durchzog. Während er aber nach rechts und links ausschaute, sah er mit einem Male einen Jüngling, der einen Mantel für fünfzehn Dinare ausbot. Bei schärferem Zusehen fand er, daß er seinem Bruder Sâid ähnlich war; und thatsächlich war er es selber, nur daß er infolge der langen Fremdlingschaft und der Drangsale der Reise die Farbe verloren und ein verändertes Aussehen bekommen hatte, so daß Seif el-Mulûk ihn nicht erkannte; jedoch sagte er zu einigen aus seinem Gefolge: »Bringt mir jenen Jüngling, daß ich ihn ausfragen kann.« Als sie ihn dann vor ihn führten, sagte er: »Nehmt ihn nach dem Palast, in dem ich wohne, und behaltet ihn bei euch, bis ich von meinem Spazierritt heimgekehrt bin.« Da verstanden sie ihn dahin, daß sie ihn ins Gefängnis stecken sollten, indem sie bei sich sprachen: »Vielleicht ist es einer seiner Mamluken, der ihm fortgelaufen ist.« Und so nahmen sie ihn, sperrten ihn ein und fesselten ihn, worauf sie ihn verließen, während Seif el-Mulûk bei der Rückkehr von seinem Spazierritt in den Palast ging und seines Bruders Sâid vergaß, ohne daß ein anderer an ihn gedacht hätte. So saß Sâid denn im Gefängnis, und wenn sie die 109 Gefangenen zu den Bauarbeiten holten, arbeitete er mit ihnen, daß er ganz von Schmutz bedeckt wurde. Nachdem Sâid in dieser Weise einen Monat zugebracht hatte, indem er über seine Lage brütete und bei sich sprach: »Weshalb stecke ich nur im Gefängnis?« traf es sich, daß Seif el-Mulûk, der bisher von Freuden und Zerstreuungen ganz eingenommen war, eines Tages dasaß und wieder seines Bruders Sâid gedachte, weshalb er zu den Mamluken, die ihm beigegeben waren, sprach: »Wo ist der Mamluk, den ihr an dem und dem Tage zu euch nahmt?« Sie erwiderten: »Befahlst du uns nicht ihn ins Gefängnis zu werfen?« Seif el-Mulûk versetzte: »Ich befahl euch dies nicht, sondern sprach nur zu euch: »Bringt ihn in mein Schloß.« Alsdann schickte er die Kämmerlinge zu Sâid, die ihn in seinen Fesseln holten, worauf sie ihn von ihnen befreiten und vor Seif el-Mulûk stellten. Als ihn nun Seif el-Mulûk fragte: »Junger Mann, aus welchem Lande bist du?« antwortete er: »Ich bin aus Ägypten und heiße Sâid, der Sohn des Wesirs Fâris.« Da sprang Seif el-Mulûk vom Thron auf und warf sich, laut weinend vor Freude, um seinen Hals. Dann sagte er: »O mein Bruder Sâid, gelobt sei Gott, daß du lebst und daß ich dich schaue! Ich bin dein Bruder Seif el-Mulûk, der Sohn des Königs Asim.« Als Sâid seines Bruders Worte vernahm und ihn erkannte, umarmten sich beide und weinten, während sich die Anwesenden über sie verwunderten. Seif el-Mulûk aber erteilte nun Befehl, Sâid ins Bad zu führen, worauf sie ihn ins Bad nahmen und ihn nach dem Bade in einen prächtigen Anzug kleideten. Dann führten sie ihn wieder zu Seif el-Mulûk, der ihn an seiner Seite auf dem Thron sitzen ließ.

Als Tâdsch el-Mulûk von Seif el-Mulûks Wiedervereinigung mit seinem Bruder Sâid vernahm, freute er sich mächtig und besuchte sie, worauf alle drei dasaßen und einander ihre sämtlichen Abenteuer erzählten. Dann erzählte Sâid: »O mein Bruder Seif el-Mulûk, als das Schiff mit 110 allen Mamluken unterging, rettete ich mich mit einer Anzahl derselben auf eine Planke und trieb einen vollen Monat auf dem Meere umher, worauf uns der Wind nach Gottes, des Erhabenen, allmächtigem Ratschluß an eine Insel warf. Hungrig stiegen wir ans Land und schritten zwischen den Bäumen einher, von den Früchten essend und uns nicht versehend, als mit einem Male ifrîtenähnliche Wesen uns überfielen und auf unsere Schultern sprangen, indem sie uns befahlen: »Marsch, ihr seid jetzt unsere Esel.« Da fragte ich den, der auf mir saß: »Was bist du, und weshalb reitest du auf mir?« Als er aber diese Worte von mir vernahm, schlang er seinen einen Fuß so fest um meinen Nacken, daß ich fast rot war, während er mit dem andern Fuß meinen Rücken so stark bearbeitete, daß ich glaubte, mein Rückgrat sei gebrochen, und infolge des Hungers und Durstes kraftlos mit dem Gesicht auf den Boden fiel. Aus meinem Fall entnahm er, daß ich hungrig war, weshalb er mich bei der Hand nahm und an einen Birnenbaum mit vielen Früchten führte, indem er zu mir sprach: »Iß von diesem Baum, bis du satt bist.« Da aß ich mich an den Birnen satt, worauf ich mich erhob und wider Willen weiterging. Ich hatte aber erst wenige Schritte gethan, da sprang er wieder auf meine Schultern und ritt mich, indem ich bald gehen, bald laufen und bald traben mußte, wobei er lachend sprach: »In meinem Leben habe ich nicht solchen Esel wie dich gesehen.« Da traf es sich eines Tages, daß wir etwas Weintrauben sammelten und sie in einer Grube mit unsern Füßen auspreßten, bis die Grube zu einem großen Teich ward. Dann warteten wir eine Weile und, als wir wieder die Grube aufsuchten, fanden wir, daß der Saft in der Sonne zu Wein gegoren war, worauf wir von ihm zu trinken pflegten, bis wir berauscht waren und rote Gesichter bekamen und in unserm Rausch vor Lust sangen und tanzten. Da fragten sie uns: »Was macht euch die Gesichter rot und treibt euch zum Tanzen und Singen?« Wir antworteten: »Fragt uns nicht 111 danach; was wollt ihr mit dieser Frage?« Sie versetzten: »Gebt uns Antwort, damit wir wissen, wie es sich damit verhält.« Nun sagten wir: »Der Traubensaft ist's.« Da ritten sie auf uns zu einem Wadi, dessen Länge wir nicht von der Breite unterscheiden konnten, in dem sich zahllose Weinstöcke mit Trauben befanden, von denen jede zwanzig Pfund wog und alle leicht zu erreichen, und befahlen uns: »Sammelt von diesen.« Wir thaten es und, da wir nun auch dort eine Grube fanden, größer als ein großer Teich, füllten wir sie mit Trauben, zertraten sie mit unsern Füßen und thaten mit ihnen ganz wie mit den ersten, bis sie zu Wein geworden waren, worauf wir zu ihnen sagten: »Nun ist der Wein fertig; worauf aber wollt ihr trinken?« Sie versetzten: »Wir hatten früher Esel wie ihr bei uns, die wir auffraßen, doch behielten wir ihre Köpfe; gebt uns aus ihren Schädeln zu trinken.« Da reichten wir ihnen zu trinken, bis sie trunken wurden, worauf sie zu tanzen begannen, ihrer zweihundert ungefähr an der Zahl. Dann sprachen wir zu einander: »Nicht genug, daß sie auf uns reiten, wollen sie uns auch noch auffressen? Es giebt keine Macht und keine Kraft außer bei Gott, dem Hohen und Erhabenen! Jedoch wollen wir sie völlig berauscht machen und dann totschlagen, damit wir vor ihnen Ruhe haben und uns aus ihren Händen befreien.« Hierauf weckten wir sie und, die Schädel anfüllend, reichten wir sie ihnen, während sie sprachen: »Das ist bitter.« Da versetzten wir: »Weshalb sagt ihr: das ist bitter? Jeder, der dies sagt und nicht zehnmal soviel trinkt, stirbt noch an demselben Tage.« Aus Furcht zu sterben, sprachen sie nun: »Gebt uns volle zehnmal soviel zu trinken.« Wir thaten es, und als sie den Rest ausgetrunken hatten, wurden sie völlig von Trunkenheit übermannt, daß ihre Kraft erlosch, worauf wir sie an ihren Händen zusammenschleiften und eine große Menge trockener Weinreben zusammenlasen und rings um sie und auf sie häuften. Alsdann legten wir Feuer daran und schauten von ferne zu, was mit ihnen geschehen würde. 112

Siebenhundertundzweiundsiebzigste Nacht.

Nachdem das Feuer niedergebrannt war, traten wir wieder hinzu und sahen, daß die Ghûle zu einem Aschenhaufen verbrannt waren. Da lobten wir Gott, den Erhabenen, für unsere Befreiung und begaben uns wieder an den Strand, wo wir uns trennten. Ich und zwei Mamluken wanderten drauf los, bis wir zu einem dichten Gehölz kamen, wo wir von den Früchten aßen, als mit einem Male ein Wesen von riesigem Wuchse mit langem Bart und langen Ohren und mit Augen, die wie zwei Lampen glühten, ankam, das eine große Herde Schafe hütend vor sich her trieb, gefolgt von einer Menge ähnlicher Wesen. Als der Ghûl uns sah, freute er sich und hieß uns aufs beste willkommen, worauf er sprach: »Kommt her zu mir, daß ich euch eins dieser Schaf schlachte und brate und es euch zu essen gebe.« Nun fragten wir ihn: »Wo wohnst du?« Er antwortete: »Nahe bei diesem Berge; geht nur in jener Richtung vorwärts, bis ihr eine Höhle seht, und tretet ein; ihr werdet dort viele Gäste gleich euch finden. Geht nur hin und wartet bei ihnen, bis wir euch das Gastmahl hergerichtet haben.« Da glaubten wir seinen Worten und schlugen die von ihm bezeichnete Richtung ein, bis wir die Höhle sahen und in ihr die Gäste fanden, die jedoch alle blind waren; und beim Eintreten sagte der eine: »Ich bin krank,« und ein anderer: »Ich bin schwach.« Als wir sie nun fragten: »Was sind das für Worte, die ihr sprecht, und was ist die Ursache eurer Krankheit und Schwäche?« fragten sie uns ihrerseits: »Wer seid ihr?« Wir erwiderten: »Wir sind Gäste.« Da sprachen sie: »Was hat euch in die Hand dieses Verruchten fallen lassen? Es giebt keine Macht und keine Kraft außer bei Gott, dem Hohen und Erhabenen! Dies ist ein Ghûl, welcher Menschen frißt. Er hat uns blind gemacht und will uns auffressen.« Nun fragten wir: »Wie hat euch der Ghûl geblendet?« Sie versetzten: »Er wird euch auch sogleich wie uns blenden.« Da fragten wir: 113 »Wie wird er das anstellen?« Sie entgegneten: »Er wird euch Becher mit Milch bringen und wird zu euch sagen: »Ihr seid müde von der Reise, nehmt daher diese Milch und trinkt von ihr.« Sobald ihr aber von der Milch getrunken habt, werdet ihr blind wie wir.« Da sprach ich bei mir: »Wir können hier nur durch List entkommen,« und grub in die Erde eine Grube, auf die ich mich setzte. Nach einer Weile kam der verruchte Ghûl mit Bechern voll Milch zu uns und reichte mir und den andern, die bei mir waren, einen Becher, wobei er zu uns sprach: »Ihr kommt durstig aus der Steppe; nehmt daher diese Milch und trinkt von ihr, während ich euch das Fleisch brate.« Ich nahm den Becher und, ihn zum Munde führend, goß ich ihn in die Grube und schrie: »Ach, ich hab' mein Augenlicht verloren und bin blind geworden!« wobei ich meine Hand vor meine Augen schlug und weinte und schrie, während er lachte und sagte: »Fürchte dich nicht.« Meine beiden andern Gefährten aber tranken die Milch und wurden blind. Alsdann erhob sich der Verruchte unverzüglich und verschloß die Thür der Höhle, worauf er an mich herantrat und meine Rippen betastete. Da er mich jedoch mager und ganz ohne Fleisch befand, betastete er einen andern und freute sich, als er sah, daß er fett war. Dann schlachtete er drei Schafe und häutete sie ab, worauf er eiserne Bratspieße holte und, das Fleisch der Schafe daran steckend, sie übers Feuer setzte und es röstete. Dann reichte er es meinen Gefährten, und sie und er aßen davon, worauf er einen Schlauch voll Wein holte, ihn austrank und sich dann aufs Gesicht legte und schnarchte. Da sprach ich bei mir: »Er schläft jetzt; wie soll ich ihn umbringen?« Dann kamen mir die Bratspieße in den Sinn, und ich nahm zwei derselben, und steckte sie ins Feuer, worauf ich wartete, bis sie wie eine Kohle glühten. Dann stand ich auf, gürtete meinen Leib, erhob mich auf meine Füße und, die beiden eisernen Spieße packend, trat ich an den Verruchten heran und bohrte sie in seine Augen, 114 indem ich mich mit aller Kraft wider sie stemmte. Da sprang er für des Lebens Süße auf seine Füße und wollte mich packen. Da er aber blind war, floh ich vor ihm in das Innere der Höhle, während er mir nachsetzte. Hierbei fragte ich die Blinden, die sich in der Höhle befanden: »Was soll ich mit diesem Verruchten anstellen?« Einer derselben versetzte: »Sâid, steig auf jene Nische, wo du ein blankes Schwert finden wirst. Nimm es und komm her zu mir, daß ich dir sage, was du thun sollst.« Da stieg ich zu jener Nische empor und nahm das Schwert, worauf ich zu jenem Mann ging, der zu mir sagte: »Nimm es und versetz' ihm einen Streich über seinen Bauch, er wird dann sofort tot sein.« Da lief ich dem Ghûl nach, der bereits vom Laufen müde war und zu den Blinden ging, um sie umzubringen, und, an ihn herantretend, versetzte ich ihm mit dem Schwert einen Streich über seinen Bauch, der ihn in zwei Teile spaltete, wobei er schrie und mir zurief: »Mann, wenn du mich töten willst, so gieb mir noch einen Streich.« Schon war ich drauf und dran ihm den zweiten Streich zu versetzen, als der Blinde, der mich zu der Nische und dem Schwert gewiesen hatte, sagte: »Thu's nicht, sonst bleibt er am Leben und bringt uns alle um.«

Siebenhundertunddreiundsiebzigste Nacht.

So folgte ich den Worten jenes Mannes, und gab ihm keinen weitern Streich, worauf der Verruchte starb. Alsdann sagte der Mann zu mir: »Öffne die Höhle und laß uns hinaus; vielleicht hilft uns Gott und verschafft uns Ruhe vor diesem Ort.« Ich erwiderte jedoch: »Jetzt kann uns kein Leid mehr geschehen, wir wollen uns daher hier ausruhen und von diesen Schafen schlachten und von dem Wein trinken, denn das Land ist groß.« Und so verweilten wir zwei Monate lang an jenem Ort, indem wir von den Schafen und den Früchten aßen, bis es sich eines Tages traf, daß wir am Meeresstrande saßen und in der Ferne auf 115 dem Meer ein großes Schiff erblickten. Da winkten wir den Leuten auf dem Schiff zu und schrieen, während sie aus Furcht vor dem Ghûl sich auf und davon machen wollten, da sie wußten, daß auf der Insel ein menschenfressender Ghûl hauste. Da aber liefen wir den Strand hinunter und schrieen und winkten ihnen mit unsern Turbanenden zu, worauf einer der Matrosen, der ein scharfes Auge hatte, zu seinen Gefährten sagte: »Ihr Leute, jene Gestalten scheinen mir Menschen gleich uns zu sein, denn sie sehen nicht wie Ghûle aus.« Hierauf kamen sie ganz sacht zu uns herangefahren und begrüßten uns, als sie sich vergewissert hatten, daß wir Menschen waren; und wir teilten ihnen die frohe Kunde von dem Tode des Ghûls mit, wofür sie uns dankten. Nachdem wir dann noch von den Früchten der Insel Zehrung zu uns genommen hatten, stiegen wir aufs Schiff und segelten drei Tage mit günstigem Wind, worauf sich der Wind wider uns erhob und der Himmel sich verfinsterte; und ehe noch eine Stunde verflossen war, hatte der Sturm das Schiff an einen Felsen geworfen, daß es zerbrach und seine Planken auseinanderfielen. Gott, der Erhabene, verhängte es jedoch, daß ich eine der Planken zu packen bekam und mich auf dieselbe schwang, worauf ich zwei Tage lang wieder von gutem Wind weiter getrieben wurde, indem ich geraume Zeit meine Füße als Ruder gebrauchte, bis mich Gott, der Erhabene, wohlbehalten ans Land gelangen ließ, und ich bei dieser Stadt anlangte, fremd, einsam und verlassen, nicht wissend, was zu thun, von Hunger gefoltert und schwer heimgesucht. So kam ich auf den Bazar, wo ich mich versteckte und, meinen Mantel ausziehend, bei mir sprach: »Ich will ihn verkaufen und von seinem Erlös leben, bis Gott beschließt, was er beliebt.« Alsdann, mein Bruder, nahm ich den Mantel in die Hand, während die Leute ihn besahen und einander überboten, bis du kamst, mich sahst und mich ins Schloß zu führen befahlst, wo mich die Burschen ins Gefängnis warfen, bis du dich meiner wieder 116 erinnertest und vor dich führen ließest. So hab' ich dir alle meine Abenteuer erzählt, und gelobt sei Gott für unsere Wiedervereinigung!«

Als Seif el-Mulûk und Tâdsch el-Mulûk, Daulet Chātûns Vater, die Geschichte des Wesirs Sâid vernommen hatten, verwunderten sie sich höchlichst. Daulet Chātûn aber pflegte Seif el-Mulûk, für den und seinen Bruder Sâid ihr Vater Tâdsch el-Mulûk eine hübsche Wohnung hatte zurechtmachen lassen, zu besuchen, um mit ihm zu plaudern und ihm für seine Güte zu danken. Da begab es sich, daß der Wesir Sâid zu ihr sagte: »O Prinzessin, ich bitte dich mir behilflich zu sein, daß er seinen Wunsch erreicht.« Sie versetzte: »Ja, ich will ihm hierzu behilflich sein, so Gott will, der Erhabene.« Alsdann wendete sie sich zu Seif el-Mulûk und sprach zu ihm: »Sei guten Mutes und kühlen Auges.«

[Das in Klammern gesetzte ist aus der Breslauer Ausgabe entlehnt. Nach der Būlâker Ausgabe hört Badîat el-Dschamâl von Daulet Chātûns Rückkehr und besucht sie aus freiem Entschluß.Dann begab sie sich zu ihrer Mutter und sprach zu ihr: »Komm sogleich mit mir und laßt uns reinigen und räuchern, daß Badîat el-Dschamâl und ihre Mutter uns besuchen und sich an mir erfreuen.« Die Königin versetzte: »Recht gern,« und, aufstehend, begab sie sich in den Garten und verbrannte das Räucherwerk, das sie immer bei sich hatte, worauf nach kurzer Zeit Badîat el-Dschamâl und ihre Mutter erschienen. Die Königin von Indien setzte sich zu der anderen Königin und teilte ihr ihrer Tochter wohlbehaltene Rückkehr mit, worüber sie sich freute, während Badîat el-Dschamâl und Daulet Chātûn bei einander saßen und sich gleichfalls aneinander erfreuten. Dann schlugen sie die Zelte auf, bereiteten köstliche Gerichte und richteten den Platz zum Gastmahl her, während sich die beiden Prinzessinnen in ein besonderes Zelt zurückzogen und zusammen aßen und tranken und sich vergnügten.] Dann setzten sie sich zum Plaudern hin, und Badîat el-Dschamâl fragte Daulet Chātûn: »Wie 117 ist es dir in der Fremde ergangen?« Daulet Chātûn versetzte: »O meine Schwester, frag' mich nicht nach meinen Erlebnissen; was doch die Geschöpfe für Leiden zu ertragen haben!« Da fragte Badîat el-Dschamâl: »Wieso?« Und nun erzählte Daulet Chātûn: »O meine Schwester, ich saß in dem »hochragenden Schloß«, in welches mich der Sohn des blauen Königs entführt hatte.« Indem sie ihr so alles mitteilte, kam sie auch auf Seif el-Mulûk und sein Abenteuer im Schloß zu sprechen und auf all die Drangsale und Schrecknisse, die er zu ertragen gehabt hatte, bis er zum »hochragenden Schloß« kam, den Sohn des blauen Königs tötete und mit ihr endlich bei ihrem Vater anlangte. Badîat el-Dschamâl verwunderte sich über ihre Erzählung und sagte: »Bei Gott, meine Schwester, das sind die größten Wunder! [Ergänzung nach der Breslauer Ausgabe.Dieser Seif el-Mulûk ist in der That ein Mann! Aber warum verließ er Vater und Mutter und begab sich auf Reisen und in solche Gefahren?«] Chātûn versetzte: »Ich möchte dir wohl den Anfang seiner Geschichte mitteilen, jedoch verhindert mich Scham daran.« Da sagte Badîat el-Dschamâl: »Weshalb solltest du dich vor mir schämen, wo du meine Schwester und Freundin bist, und wo zwischen mir und dir so innige Bande bestehen, und ich weiß, daß du nur mein Bestes willst. Sag mir also, was du zu sagen hast, und fürchte dich nicht im geringsten.« Nun sagte Daulet Chātûn zu ihr: »Siehe, Seif el-Mulûk sah dein Bildnis auf dem Mantel, den dein Vater einst Salomo, dem Sohne Davids, – Frieden auf beide! – schickte. Salomo öffnete ihn jedoch nicht und sah ihn auch nicht an, sondern schickte ihn dem König Asim, dem Sohn des Safwân, dem König von Ägypten, nebst andern Geschenken und seltenen Kostbarkeiten, und der König Asim schenkte ihn wiederum seinem Sohn Seif el-Mulûk, ohne ihn zu öffnen. Als nun Seif el-Mulûk den Mantel öffnete und ihn anziehen wollte, sah 118 er auf ihm dein Bildnis und verliebte sich in dasselbe, worauf er auszog dich zu suchen und alle diese Drangsale um deinetwillen erduldete.«

Siebenhundertundvierundsiebzigste Nacht.

Da entgegnete Badîat el-Dschamâl errötend und beschämt vor Daulet Chātûn: »Dies kann nie geschehen, denn die Menschen passen nicht für die Dschânn.« Nun begann Daulet Chātûn ihr Seif el-Mulûks Schönheit, seinen Wandel und seine Ritterlichkeit zu schildern und ließ nicht eher nach ihn zu rühmen und ihr seine Vorzüge zu beschreiben, bis sie mit den Worten schloß: »Meine Schwester, um Gottes, des Erhabenen, und um meinetwillen, sprich mit ihm nur ein einziges Wort.« Badîat el-Dschamâl entgegnete jedoch: »Ich will die Worte, die du da sprichst, nicht hören und will ihnen nicht gehorchen;« und es war, als ob sie nichts von alledem hörte und als ob ihr Herz zu Seif el-Mulûk und zu seiner Schönheit, seinem Betragen und seiner Ritterlichkeit gar nicht von Liebe ergriffen wäre. Da demütigte sich Daulet Chātûn vor ihr, küßte ihr die Füße und sprach: »O Badîat el-Dschamâl, bei der Milch, mit der wir gesäugt sind, und bei dem Gepräge auf Salomos Siegelring, – Frieden sei auf ihm! – höre auf meine Worte, denn ich verpflichtete mich ihm gegenüber in dem »hochragenden Schloß« ihm dein Antlitz zu zeigen. Um Gott, laß ihn nur einmal um meinetwillen dein Gesicht sehen, und schau ihn dir auch an.« Dann weinte und demütigte sie sich vor ihr und küßte ihr so lange die Hände und Füße, bis sie einwilligte und sagte: »Um deinetwillen will ich ihm mein Gesicht ein einziges Mal zeigen.« Da ward Daulet Chātûns Herz froh und, ihr die Hände und Füße küssend, ging sie zu dem großen Gartenpavillon und befahl den Sklavinnen ihn auszustatten und in ihn einen goldenen Thron zu stellen und das Weingeschirr aufzutragen. Alsdann erhob sie sich und begab sich zu Seif el-Mulûk und seinem Wesir Sâid, die in ihrer Wohnung 119 saßen. Indem sie Seif el-Mulûk die frohe Botschaft von der Erreichung seines Begehrs und der Erfüllung seines Wunsches überbrachte, sagte sie zu ihm: »Begieb dich mit deinem Bruder in den Gartenpavillon und verbergt euch dort vor den Augen der Leute, daß euch niemand sieht, bis ich mit Badîat el-Dschamâl komme.« Da erhoben sich Seif el-Mulûk und Sâid und begaben sich nach dem von ihr bezeichneten Ort, wo sie einen Thron mit Kissen und Speisen und Wein stehen fanden. Nachdem sie dort eine Weile gesessen hatten, gedachte Seif el-Mulûk seiner Geliebten, so daß ihm die Brust beklommen wurde, und Sehnsucht und Verlangen ihn packten. Da erhob er sich und schritt aus der Vorhalle hinaus, indem er zu Sâid, der ihm folgen wollte, sprach: »Bleib an deinem Platz sitzen und folge mir nicht, bis ich wieder zu dir zurückgekehrt bin.« Infolge dessen blieb Sâid sitzen, während Seif el-Mulûk, von dem Wein der Sehnsucht berauscht und verstört vom Übermaß seiner Liebe und Leidenschaft, in den Garten hinabstieg; von Sehnsucht geschüttelt und überwältigt von Liebesweh, sprach er die Verse:

»O Badîat el-Dschamâl, außer dir hab' ich niemand,
Erbarm' dich mein, denn ich bin der Gefangene deiner Liebe.
Du bist mein Begehr, mein Wunsch und meine Wonne,
Mein Herz will niemand anders lieben als dich.
Ach wüßt' ich, ob du all meine Thränen kennetest,
Wenn ich weine schlaflosen Lids die lange, lange Nacht.
Befiehl dem Schlaf einzukehren in mein Augenlid,
Daß ich dein Bild dann vielleicht im Traum erschaue.
Sei hold zu einem, den Liebe verstört hat,
Und rett' ihn vor dem Untergang durch deine Härte.
Gott mehre deine Schönheit und deine Wonnen,
Und alle deine Feinde seien dein Lösegeld.
Versammelt sollen sein am Gericht die Liebenden unter meinem Banner,
Und alle die Holden sollen um dein Banner geschart sein.«

Dann weinte er und sprach die Verse:

»Zu mir kam das Leid mit deiner Liebe,
Und grausam wie du floh mich der Schlaf.
Ein Bote sagte mir, du seiest erzürnt auf mich,
Gott hüte mich vor seiner übeln Botschaft!« 120

Inzwischen war Sâid, dem Seif el-Mulûk zu lange ausblieb, aus dem Pavillon gegangen und suchte ihn, bis er ihn im Garten verstört schreiten und Verse sprechen fand. Er schloß sich ihm an, und nun spazierten beide im Garten und ließen sich ihre Früchte schmecken.

Soviel von Sâid und Seif el-Mulûk; inzwischen aber waren Daulet Chātûn und Badîat el-Dschamâl in den Pavillon gekommen, den die Eunuchen nach Daulet Chātûns Geheiß prächtig ausgeschmückt hatten. Als Badîat el-Dschamâl den goldenen Thron sah, den die Eunuchen für sie hingestellt hatten, setzte sie sich auf ihn, neben dem ein Fenster war, das zum Garten hinausging. Dann setzten ihnen die Eunuchen köstliche Gerichte vor, und beide aßen, indem Daulet Chātûn Badîat el-Dschamâl Bissen in den Mund stopfte, bis sie gesättigt war, worauf sie von den Eunuchen allerlei Süßigkeiten auftragen ließ. Nachdem sie sich an denselben gütlich gethan und sich die Hände gewaschen hatten, machte sie den Wein und das Trinkgeschirr zurecht und stellte die Eimer und Becken hin, worauf sie Badîat el-Dschamâl einschenkte und ihr zu trinken reichte. Dann schenkte sie sich selber ein und trank, während Badîat el-Dschamâl nun aus dem Fenster in den Garten schaute und die Früchte und das Gezweig in ihm betrachtete, als ihr Blick mit einem Male nach der Richtung fiel, wo Seif el-Mulûk sich befand, und sie ihn, gefolgt von seinem Wesir Sâid, im Garten umherwandern sah; zugleich hörte sie ihn Verse vortragen und sah seine Augen von Thränen überlaufen. Der eine Blick aber erweckte ihr tausend Seufzer, –

Siebenhundertundfünfundsiebzigste Nacht.

So daß sie sich, zugleich vom Wein erregt, zu Daulet Chātûn wendete und sie fragte: »Meine Schwester, wer ist der Jüngling dort im Garten, der so niedergeschlagen und bekümmert ist und vor Liebesweh seufzt?« Daulet Chātûn versetzte: »Erlaubst du mir wohl ihn zu holen. daß wir ihn 121 sehen?« Badîat el-Dschamâl erwiderte: »Wenn du es vermagst, so hol' ihn.« Da rief ihn Daulet Chātûn und sprach: »O Prinz, komm zu uns und bring deine Schönheit und Anmut mit.« Seif el-Mulûk, der Daulet Chātûns Stimme erkannte, stieg nun in den Pavillon hinauf, als aber sein Blick auf Badîat el-Dschamâl fiel, stürzte er ohnmächtig zu Boden, worauf Daulet Chātûn ihn mit etwas Rosenwasser besprengte, daß er wieder zu sich kam und, aufstehend, die Erde vor Badîat el-Dschamâl küßte, die von seiner Schönheit und Anmut ganz bezaubert wurde. Alsdann sprach Daulet Chātûn: »Wisse, o Prinzessin, dies ist Seif el-Mulûk, der nach Gottes, des Erhabenen, Ratschluß mein Retter war, und der um deinetwillen alle Drangsale ertragen hat; ich wünschte deshalb, du ließest deinen Blick huldreich auf ihm ruhen.« Badîat el-Dschamâl erwiderte jedoch lachend: »Und wer hält Treue, daß dieser Jüngling es thun sollte? In den Menschen ist keine wahre Liebe.« Da entgegnete Seif el-Mulûk: »O Prinzessin, niemals wird Treue bei mir fehlen, und nicht sind alle Menschen gleich erschaffen.« Alsdann weinte er vor ihr und sprach die Verse:

»O Badîat el-Dschamâl, sei huldreich zu einem Kranken und Kummervollen,
Den deine grausamen Augen bezaubert haben.
Bei all der Holdseligkeit, die auf deinen Wangen thront,
Dem Weiß und dem tiefen Anemonenrot,
Bestraf' nicht mit spröder Abkehr einen Siechen,
Denn mein Leib ist durch die lange Trennung verzehrt.
Dies ist mein Wunsch und meiner Hoffnung Ziel,
Und Vereinigung ist mein Begehr, so es möglich ist.«

Alsdann sprach er in seinem großen Weh und Verlangen noch die Verse:

»Wenn ich, meine Herrin, jemand anders als euch begehrte,
So möge ich nie mein Begehr und meinen Wunsch von euch erlangen.
Wer hat denn alle Schönheit so zu eigen als du,
Daß mich des jüngsten Tages Schrecken um ihretwillen überkommen?
Fern sei es, daß ich meiner Liebe zu dir mich entschlüge,
Denn durch dich verzehrte sich mein Herz und all mein Inneres.« 122

Als er seine Verse beendet hatte, weinte er bitterlich, während Badîat el-Dschamâl zu ihm sagte: »O Prinz, ich fürchte mich, mich dir ganz hinzugeben, in der Besorgnis weder Vertraulichkeit noch Liebe zu finden, denn in den Menschen ist oft wenig Gutes, und ihre Untreue ist groß. So nahm auch Salomo, der Sohn Davids, – Frieden auf beide! – Bilkîs zu seiner Liebe, als er aber eine schönere sah, kehrte er sich von ihr ab.« Da versetzte Seif el-Mulûk: »O mein Auge und mein Leben, Gott hat nicht alle Menschen gleich erschaffen; so Gott will, halte ich den Bund und sterbe unter deinen Füßen. Du sollst sehen, was ich gemäß meinen Worten thue, und Gott ist Bürge für meine Worte.« Da sagte Badîat el-Dschamâl: »Sitz getrost still und schwöre mir bei deinem Glauben, und wir beide wollen ein Gelöbnis darauf ablegen, daß wir einander nicht verraten; wer aber den andern verrät, den soll Gott, der Erhabene, dafür strafen.« Als Seif el-Mulûk dies von ihr vernahm, setzte er sich, und nun legten beide ihre Hände ineinander und schwuren sich, daß keiner von ihnen dem andern irgend jemand, sei es von den Menschen oder Dschinn, vorziehen wolle. Alsdann umarmten sie sich für eine lange Weile und vergossen Freudenthränen. Dann aber erhob sich Seif el-Mulûk und ging fort, worauf Badîat el-Dschamâl ebenfalls aufstand und fortging, begleitet von einer Sklavin, die etwas Essen und eine Flasche Wein trug. Badîat el-Dschamâl setzte sich, und die Sklavin stellte das Essen und den Wein vor ihr nieder; nach einer kleinen Weile kam jedoch Seif el-Mulûk wieder, von ihr mit dem Salâm empfangen, worauf sie sich beide umarmten und setzten.

Siebenhundertundsechsundsiebzigste Nacht.

Nachdem sie eine Weile gegessen und getrunken hatten, sagte Badîat el-Dschamâl zu Seif el-Mulûk: »Mein Prinz, wenn du in den Garten Irem kommst, so wirst du ein großes Zelt aus rotem Satin sehen, das mit grüner 123 Seide gefüttert ist. Geh in das Zelt und stärke dein Herz, denn du wirst dort eine Matrone auf einem mit Perlen und Edelsteinen besetzten Thron aus rotem Gold sitzen sehen. Grüße sie höflich und respektvoll und schau unter den Thron, wo du ein Paar Sandalen finden wirst, die mit Gold durchwirkt und mit Edelsteinen bestickt sind. Nimm die Sandalen, küsse sie, führ' sie an dein Haupt, steck' sie dann unter deine rechte Achsel und bleib gesenkten Hauptes und schweigend vor der Matrone stehen. Wenn sie dich fragt, woher du kommst, wie du zu ihr gekommen bist, wer dir den Garten Irem gewiesen hat, und weshalb du die Sandalen genommen hast, so schweig', bis dieses mein Mädchen hier eintritt und mit ihr spricht, die versuchen wird, sie dir geneigt zu machen und ihre Einwilligung zu erlangen. Vielleicht macht Gott, der Erhabene, ihr Herz dir freundlich zugeneigt, und sie gewährt dir deinen Wunsch.« Alsdann rief sie das Mädchen, das den Namen Mardschâne führte, und sprach zu ihr: »Bei deiner Liebe zu mir, erledige noch heute dieses Anliegen für mich und sei nicht lässig! Wenn du es noch heute erledigst, so bist du vor Gottes, des Erhabenen, Angesicht frei, und ich will dich ehren, und keiner soll mir teurer sein als du; keinem andern als dir vertraue ich mein Geheimnis an.« Mardschâne versetzte: »Meine Herrin und mein Augenlicht, sag' mir dein Anliegen, daß ich es dir auf Kopf und Auge ausrichte.« Da sagte Badîat el-Dschamâl: »Nimm diesen Menschen auf deine Schultern und trag ihn nach dem Garten Irem ins Zelt zu meiner Großmutter, der Mutter meines Vaters, und hüte ihn wohl. Wenn ihr beide ins Zelt eingetreten seid, und du ihn die Sandalen nehmen und respektieren siehst, während meine Großmutter zu ihm spricht: »Woher bist du? auf welchem Wege kommst du hierher? Wer hat dich an diesen Ort gebracht? Weswegen nimmst du die Sandalen? Und was ist dein Begehr, daß ich es dir erfülle?« so tritt du schnell ein, begrüße sie und sprich zu ihr: »Meine Herrin, ich habe ihn zu dir gebracht; er ist 124 der Sohn des Königs von Ägypten, der nach dem hochragenden Schloß auszog, den Sohn des blauen Königs tötete und die Prinzessin Daulet Chātûn befreite, worauf er sie wohlbehalten zu ihrem Vater brachte. Ich habe ihn zu dir gebracht, dir die frohe Nachricht von ihrem Wohlergehen zu überbringen, daß du ihm deine Huld erweisest.« Alsdann sprich zu ihr: »Um Gott, meine Herrin, ist dieser Jüngling nicht hübsch?« Wenn sie es bejaht, so sprich zu ihr: »Meine Herrin, er ist tadellos an Ehre, Hochherzigkeit und Tapferkeit und ist der Herr und König von Ägypten und besitzt alle preislichen Tugenden.« Wenn sie dich dann fragt: »Was ist sein Anliegen?« so sprich zu ihr: »Siehe, meine Herrin läßt dich grüßen und dir sagen: Wie lange soll ich unvermählt als Mädchen zu Hause sitzen? Die Zeit wird mir lang; was ist eure Absicht, daß ihr mich unvermählt lasset, und weshalb verheiratet ihr mich nicht bei deiner und meiner Mutter Lebzeiten wie andere Mädchen?« Wenn sie dann sagt: »Wie sollen wir es anstellen sie zu verheiraten? Wenn sie jemand weiß, und ihr einer in den Sinn gekommen ist, so soll sie ihn uns nennen und wir wollen nach ihrem Willen thun, soweit es irgend möglich ist;« so sprich zu ihr: »Meine Herrin, deine Tochter läßt dir sagen: »Ihr hattet früher die Absicht mich mit Salomo, – Frieden sei auf ihm! – zu vermählen und bildetet mich auf dem Mantel ab; er hatte jedoch keinen Anteil an mir, sondern schickte den Mantel zum König von Ägypten, der ihn seinem Sohn schenkte. Als dieser mein Bild auf dem Mantel sah, verliebte er sich in mich und verließ seiner Eltern Reich, sich von der Welt und allem, was darinnen ist, abkehrend; aufs Geratewohl zog er liebeverstört in die Welt hinaus und erduldete um meinetwillen die größten Drangsale und Schrecknisse.«

Da nahm Mardschâne Seif el-Mulûk auf ihre Schultern und sprach zu ihm: »Schließe deine Augen.« Er that es, worauf sie mit ihm in den Luftraum emporflog und nach 125 einer Weile zu ihm sagte: »O Prinz, nun öffne deine Augen wieder.« Da sah er einen Garten, welcher der Garten Irem war, und Mardschâne sagte zu ihm: »O Seif el-Mulûk, tritt in jenes Zelt ein.« Den Namen Gottes aussprechend, trat er ein und gewahrte, wie er seine Blicke über den Garten schweifen ließ, die Matrone auf dem Thron, von ihren Sklavinnen dienstbar umgeben. Da näherte er sich höflich und respektvoll, nahm die Sandalen, küßte sie und verfuhr mit ihnen ganz nach Badîat el-Dschamâls Vorschrift, worauf die Matrone ihn fragte: »Wer bist du? Woher kommst du? Aus welchem Lande stammst du? Wer hat dich hierher gebracht? Weshalb hast du diese Sandalen aufgehoben und geküßt? Und wann hattest du ein Anliegen an mich, das ich dir nicht erfüllte?« Infolge dessen trat Mardschâne ein, begrüßte sie höflich und respektvoll und trug ihr alles vor, wie Badîat el-Dschamâl es ihr aufgetragen hatte. Als aber die Alte dies vernahm, ward sie zornig und schrie sie an: »Wie soll zwischen Menschen und Dschinn eine Einigung stattfinden?«

Siebenhundertundsiebenundsiebzigste Nacht.

Da sprach Seif el-Mulûk: »Ich will mich dir fügen, will dein Page sein und treu dem Gelöbnis in meiner Liebe zu dir sterben und niemand anders anschauen. Ja, du sollst schauen, daß ich wahrhaft und ohne Falsch bin, und sollst, so Gott will, der Erhabene, mein hochsinniges Verhalten dir gegenüber sehen.« Hierauf versank die Matrone für eine lange Weile gesenkten Hauptes in Gedanken, bis sie ihr Haupt wieder hob und sprach: »O hübscher Jüngling, wirst du wirklich Bund und Gelöbnis halten?« Seif el-Mulûk erwiderte: »Jawohl; bei Ihm, der den Himmel erhöht und die Erde übers Wasser gebreitet hat, ich will den Bund halten!« Infolge dessen versetzte die Matrone: »Ich will, so Gott will, der Erhabene, dein Anliegen erfüllen; jedoch begieb dich jetzt in den Garten, vergnüg' dich in ihm und laß 126 dir seine Früchte schmecken, wie es derengleichen in der Welt nicht giebt, während ich inzwischen meinen Sohn Schahjâl holen lasse und mit ihm über die Angelegenheit spreche; so Gott will, der Erhabene, wird nur Gutes daraus folgen, denn er wird mir nicht widersprechen und sich meinem Befehl widersetzen, und ich verheirate dich mit seiner Tochter Badîat el-Dschamâl. Sei daher guten Mutes, denn sie wird dein Weib, o Seif el-Mulûk.«

Als er diese Worte von ihr vernahm, dankte er ihr und küßte ihr die Hände und Füße, worauf er sie verließ und sich in den Garten begab, während sich die Alte zu Mardschâne wendete und zu ihr sprach: »Such meinen Sohn Schahjâl in allen Landen und Orten und bring ihn zu mir.« Da machte sich das Mädchen auf und suchte den König Schahjâl, bis sie ihn fand, worauf sie mit ihm zu ihrer Mutter zurückkehrte. Inzwischen spazierte Seif el-Mulûk im Garten umher, als ihn mit einem Male fünf Dschânn vom Volk des blauen Königs gewahrten und bei sich sprachen: »Woher ist dieser, und wer hat ihn hierher gebracht? Vielleicht ist er's, der den Sohn des blauen Königs umgebracht hat.« Alsdann sprachen sie zu einander: »Wir wollen ihm eine Falle legen und ihn aushorchen.« Darauf näherten sie sich ihm ganz sacht, bis sie ihn in einem Winkel des Gartens einholten, wo sie sich zu ihm setzten, indem sie zu ihm sprachen: »O hübscher Jüngling, du thatest recht, daß du den Sohn des blauen Königs umbrachtest und Daulet Chātûn von ihm befreitest, denn er war ein treuloser Hund, der ihr eine Falle stellte, und hätte Gott dich ihr nicht zugesendet, so wäre sie nicht freigekommen. Wie aber nahmst du ihm das Leben?« Da blickte Seif el-Mulûk sie an und sprach zu ihnen: »Ich tötete ihn vermittelst dieses Siegelrings hier an meinem Finger.« Als sie auf diese Weise sich versichert hatten, daß er ihn umgebracht hatte, packten ihn zwei von ihnen bei den Händen und zwei bei den Füßen, während ihm der fünfte den Mund zuhielt, daß er nicht schrie, und 127 das Volk des Königs Schahjâl ihn hörte und ihn aus ihren Händen befreite. Alsdann luden sie ihn auf und flogen mit ihm zu ihrem König, zu dem sie sprachen, indem sie Seif el-Mulûk vor ihn stellten: »O König der Zeit, wir bringen dir den Mörder deines Sohnes.« Der König fragte: »Wo ist er?« Sie versetzten: »Dieser hier ist's.« Da fragte ihn der blaue König: »Hast du meinen Sohn, meines Herzens letzten Pulsschlag und mein Augenlicht, ohne Grund umgebracht und ohne, daß er sich gegen dich vergangen hätte?« Seif el-Mulûk erwiderte: »Jawohl, ich habe ihn umgebracht; jedoch tötete ich ihn wegen seiner Tyrannei und Gewaltthätigkeit, dieweil er Königskinder raubte und nach dem verlassenen Brunnen und dem hochragenden Schloß aus der Mitte ihrer Angehörigen entführte, um sie zu schänden. Ich brachte ihn mit diesem Siegelring hier an meinem Finger um, und Gott jagte seine Seele hinein ins höllische Feuer, eine schlimme Wohnung!« Als der blaue König erkannte, daß Seif el-Mulûk zweifellos seines Sohnes Mörder war, rief er seinen Wesir und sprach zu ihm: »Dies ist meines Sohnes Mörder ohne den geringsten Zweifel. Was rätst du mir mit ihm zu thun? Soll ich ihn auf die gemeinste Weise umbringen oder ihn auf das grausamste foltern oder was soll ich thun?« Da sagte der Großwesir: »Schneid' ihm ein Glied ab.« Ein anderer sagte: »Gieb ihm jeden Tag eine mächtige Tracht Prügel.« Wieder ein anderer sagte: »Haut ihn mitten auseinander.« Ein vierter meinte: »Schneidet ihm alle Finger ab und verbrennt sie im Feuer.« Ein fünfter sagte: »Kreuziget ihn.« So gab jeder einen Rat nach seinem Ermessen, bis ein großer Emir des blauen Königs, der in den Geschäften wohlbewandert und in dem Wechseln der Zeitläufte wohlerfahren war, sprach: »O König der Zeit, ich möchte dir ein Wort sagen, und dir steht es frei, auf meinen Rat zu hören.« Nun war dieser Emir der Ratgeber seines Königreiches und des Staates erstes Haupt, und der König pflegte auf sein Wort zu hören 128 und nach seinem Rat ohne Widerspruch zu handeln, weshalb der Emir aufstand, die Erde vor dem König küßte und zu ihm sprach: »O König der Zeit, wenn ich dir in dieser Angelegenheit einen Rat erteile, wirst du ihn befolgen und mir Indemnität gewähren?« Der König versetzte: »Leg ihn dar, dir ist Indemnität gewährt.« Da sprach er: »O König, wenn du diesen hier tötest und meinen Rat weder annimmst noch mein Wort für gut befindest, so sag' ich, es ist nicht das Rechte, daß du ihn sofort tötest, da er in deiner Hand und Gewalt und dein Gefangener ist, weshalb du ihn zu jeder Zeit findest und mit ihm nach Belieben verfahren kannst. Gedulde dich daher, o König der Zeit; denn siehe, dieser hat den Garten Irem betreten und Badîat el-Dschamâl, die Tochter des Königs Schahjâl geheiratet, so daß er einer der Ihrigen geworden ist. Deine Leute packten ihn und schleppten ihn zu dir, ohne daß er vor ihnen oder vor dir etwas von sich verhehlt hätte. Tötest du ihn, so wird der König Schahjâl sein Blut an dir rächen und dich befeinden und mit Truppen seiner Tochter wegen wider dich ziehen, ohne daß du seinen Truppen gewachsen wärest und es mit ihm aufnehmen könntest.« Da befolgte der König seinen Rat und ließ ihn einkerkern.

Inzwischen war Badîat el-Dschamâl wieder bei ihrem Vater Schahjâl eingetroffen und schickte ihr Mädchen aus Seif el-Mulûk zu suchen. Als diese ihn nicht fand und ihrer Herrin berichtete, daß sie ihn nicht im Garten gefunden hatte, schickte sie zu den Arbeitern im Garten und fragte sie nach Seif el-Mulûk, worauf sie ihr erwiderten: »Wir sahen ihn unter einem Baum sitzen, als sich fünf von den Leuten des blauen Königs bei ihm niederließen und mit ihm plauderten, bis sie ihm mit einem Male den Mund verstopften, ihn aufluden und mit ihm fortflogen.« Als die Herrin Badîat el-Dschamâl diese Worte vernahm, kam es ihr hart an und, mächtig ergrimmend, erhob sie sich auf ihre Füße und sprach zu ihrem Vater, dem König Schahjâl: »Wie 129 können, wo du König bist und lebst, die Leute des blauen Königs in unsern Garten kommen und unsern Gast ungestraft rauben?« Ebenso reizte ihn seine Mutter und sprach: »So lange du lebst, darf sich niemand wider uns vergehen.« Der König Schahjâl erwiderte jedoch: »Meine Mutter, dieser Mensch hat den Sohn des blauen Königs, einen Dschinnī, umgebracht; und nun ihn Gott in seine Hand hat fallen lassen, wie soll ich da zu ihm hingehen und ihn wegen eines Menschen bekriegen?« Seine Mutter versetzte: »Geh zu ihm und fordere unsern Gast von ihm; lebt er noch und liefert er ihn dir aus, so nimm ihn und kehr' zurück. Hat er ihn jedoch getötet, so ergreife den blauen König, seine Kinder und seinen Harem lebendig samt aller seiner Dienerschaft und bring sie hierher, daß ich sie mit meiner eigenen Hand abschlachte und seine Wohnungen verwüste. Thust du nicht nach meinem Geheiß, so spreche ich dich nicht von meiner Milch frei, und die Erziehung, die ich dir gab, soll ungesetzlich gewesen sein.«

Siebenhundertundachtundsiebzigste Nacht.

Unter solchen Umständen erhob sich der König Schahjâl und befahl seinen Truppen sich marschbereit zu machen, worauf er sich, aus Respekt gegen seine Mutter und um sie und seine Lieben zufriedenzustellen sowie wegen des von Ewigkeit her verhängten Geschickes, wider den blauen König aufmachte. Als die beiden Heere aufeinanderstießen, wurde der blaue König mit seinen Truppen geschlagen und er samt seinen Kindern, Groß und Klein, und den Großen des Reiches und Staatshäuptern gefangen genommen und vor den König Schahjâl geführt, der zu ihm sprach: »Blauer, wo ist Seif el-Mulûk der Mensch, der mein Gast war?« Der blaue König erwiderte: »O Schahjâl, du bist ein Dschinnī wie ich, und um eines Menschen willen, der meinen Sohn umgebracht hat, thust du diese That? Um eines Menschen willen, der meinen Sohn, meines Herzens letzten Pulsschlag und 130 meiner Seele Ruhe umgebracht hat? Wie konntest du diese That thun und das Blut so vieler tausend Dschinn vergießen?« Der König Schahjâl entgegnete ihm jedoch: »Laß diese Worte; lebt er noch, so bring ihn her, und ich will dich und alle deine Kinder, die ich gefangen nahm, freigeben. Hast du ihn aber getötet, so schneide ich dir und deinen Kindern die Gurgel ab.« Nun fragte der blaue König: »O König, ist dieser dir mehr wert als mein Sohn?« Der König Schahjâl versetzte: »Dein Sohn war ein Tyrann, der die Kinder der Menschen und die Königstöchter raubte und sie nach dem hochragenden Schloß und dem verlassenen Brunnen entführte, um sie zu schänden.« Da versetzte der König: »Er ist bei mir; jedoch stifte du Frieden zwischen uns.« So lieferte der blaue König Seif el-Mulûk an den König Schahjâl aus, der beide aussöhnte und zwischen dem blauen König und Seif el-Mulûk eine Freisprechungsurkunde in betreff der Ermordung seines Sohnes ausstellte. Dann verlieh er ihnen Ehrenkleider und bewirtete den blauen König und seine Truppen drei Tage lang aufs beste, worauf er mit Seif el-Mulûk zu seiner Mutter zurückkehrte, die sich mächtig über ihn freute, während sich Schahjâl über Seif el-Mulûks Schönheit, Vollkommenheit und Anmut verwunderte und sich von ihm seine ganze Geschichte von Anfang bis zu Ende, besonders aber, was zwischen ihm und Badîat el-Dschamâl vorgefallen war, erzählen ließ. Alsdann sprach der König Schahjâl zu seiner Mutter: »Wo es dein Gefallen ist, daß dies geschehen soll, so höre ich auf dich und gehorche dir in allem, was dir beliebt. Nimm ihn mit dir nach Serendîb und richte ihm dort ein prächtiges Hochzeitsfest aus, denn er ist ein hübscher Jüngling, der um ihretwillen Schrecknisse erdulden mußte.« Hierauf machte sie sich mit Seif el-Mulûk und ihren Sklavinnen nach Serendîb auf, wo sie im Garten der Mutter Daulet Chātûns das Zelt betraten, und wo Badîat el-Dschamâl Seif el-Mulûk wieder sah. Die Matrone erzählte ihnen, was ihm vom blauen König 131 widerfahren, und wie er im Gefängnis dem Tode nahe gewesen war, doch ist eine Wiederholung unnütz. [Ergänzung nach der Breslauer Ausgabe.Dann versammelte der König Tâdsch el-Mulûk, der Vater Daulet Chātûns, die Großen seines Reiches und schrieb den Ehekontrakt zwischen Seif el-Mulûk und Badîat el-Dschamâl, worauf er Ehrenkleider verteilte und den Unterthanen Bankette anrichtete.] Hierauf erhob sich Seif el-Mulûk, küßte die Erde vor ihm und sprach zu ihm: »O König, um Vergebung! Ich hätte eine Bitte an dich, jedoch fürchte ich, du könntest sie mir abschlagen.« Der König Tâdsch el-Mulûk erwiderte: »Bei Gott, verlangtest du auch mein Leben von mir, ich würde es dir nicht nach allem Guten, das du mir erwiesen, vorenthalten.« Da sagte Seif el-Mulûk: »So bitte ich dich, Daulet Chātûn mit meinem Bruder Sâid zu vermählen, auf daß wir beide deine Pagen sind.« Tâdsch el-Mulûk erwiderte: »Ich höre und gehorche.« Alsdann versammelte er die Großen seines Reiches zum zweitenmal und knüpfte das Eheband zwischen seiner Tochter Daulet Chātûn und Sâid. Als sie mit der Niederschrift des Kontrakts fertig waren, streuten sie Gold und Silber aus, und der König befahl die Stadt zu schmücken, worauf sie das Fest feierten, und Seif el-Mulûk und Sâid ihre Frauen in derselben Nacht heimsuchten. Seif el-Mulûk brachte vierzig Tage lang mit Badîat el-Dschamâl allein zu, nach deren Verlauf sie ihn fragte: »Mein Prinz, sehnt sich dein Herz noch nach irgend etwas?« Seif el-Mulûk versetzte: »Gott soll hüten, mein Wunsch ist erfüllt, und mein Herz vermißt nichts mehr; jedoch möchte ich wohl wieder bei meinen Eltern im Lande Ägypten sein und schauen, ob sie gesund sind oder nicht.« Da befahl sie einer Anzahl ihrer Eunuchen Seif el-Mulûk und Sâid nach Ägypten zu bringen, worauf sie ihren Befehl ausführten, so daß Seif el-Mulûk und Sâid wieder mit ihren Eltern vereinigt wurden. Nachdem sie eine Woche bei 132 ihnen verweilt hatten, verabschiedeten sie sich wieder von ihren Eltern und kehrten nach der Stadt Serendîb zurück. So oft sie aber nach ihren Angehörigen Sehnsucht hatten, suchten sie sie auf. Und so führte Seif el-Mulûk mit Badîat el-Dschamâl und Sâid mit Daulet Chātûn das angenehmste und bekömmlichste Leben, bis der Zerstörer der Freuden und der Trenner der Vereinigungen sie heimsuchte. Preis dem Lebendigen, der nicht stirbt, der die Geschöpfe erschafft und ihnen den Tod verhängt, dem Ersten ohne Anbeginn und dem Letzten ohne Ende!

 


 


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