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Während ich das vorige Kapitel hinschrieb, dacht ich unwillkürlich an ganz etwas anders. Ein altes Lied summte mir beständig im Gedächtnis, und Bilder und Gedanken verwirrten sich aufs unleidlichste; ich mag wollen oder nicht, ich muß von jenem Liede sprechen. Vielleicht auch gehört es hierher und es drängt sich mit Recht in mein Geschreibsel hinein. Ja, ich fange jetzt sogar an es zu verstehen, und ich verstehe jetzt auch den verdüsterten Ton, womit der Claas Hinrichson es sang; er war ein Jütländer und diente bei uns als Pferdeknecht. Er sang es noch den Abend vorher ehe er sich in unserem Stall erhenkte. Bei dem Refrain »Schau dich um, Herr Vonved!« lachte er manchmal gar bitterlich; die Pferde wieherten dabei sehr angstvoll und der Hofhund bellte, als stürbe jemand. Es ist das altdänische Lied von dem Herrn Vonved, der in die Welt ausreitet und sich so lange darin herumschlägt bis man seine Fragen beantwortet, und der endlich, wenn alle seine Rätsel gelöst sind, gar verdrießlich nach Hause reitet. Die Harfe klingt von Anfang bis zu Ende. Was sang er im Anfang? was sang er am Ende? Ich hab oft drüber nachgedacht. Claas Hinrichsons Stimme war manchmal tränenweich wenn er das Lied anfing und wurde allmählich rauh und grollend, wie das Meer wenn ein Sturm heranzieht. Es beginnt:
Herr Vonved sitzt im Kämmerlein, Er schlägt die Goldharf an so rein, Er schlägt die Goldharf unterm Kleid, Da kommt seine Mutter gegangen herein. Schau dich um, Herr Vonved! |
Das war seine Mutter Adelin, die Königin, die spricht zu ihm: »Mein junger Sohn, laß andere die Harfe spielen, gürt um das Schwert, besteige dein Roß, reit aus, versuche deinen Mut, kämpfe und ringe, schau dich um in der Welt, schau dich um, Herr Vonved.« Und
Herr Vonved bindet sein Schwert an die Seite, Ihn lüstet mit Kämpfern zu streiten So wunderlich ist seine Fahrt: Gar keinen Mann er drauf gewahrt. Schau dich um, Herr Vonved! Sein Helm war blinkend, Ritt einen Tag, ritt drei darnach, Er ritt wohl auf dem Weg dahin, »Mein jüngster Sohn, hör du mein Wort: Herr Vonved reißt sein Schwert von der Seite, |
Herr Vonved bindet sein Schwert an die Seite, es lüstet ihn weiter auszureuten. Da kommt er zu dem Weidmann und verlangt von ihm die Hälfte seiner Jagdbeute; der aber will nicht teilen und muß mit ihm kämpfen und wird erschlagen. Und
Herr Vonved bindet sein Schwert an die Seite, Ihn lüstet weiter auszureuten; Zum großen Berge der Held hinreit't, Sieht wie der Hirte das Vieh da treibt. Schau dich um, Herr Vonved! »Und hör du, Hirte, sag du mir. »Sag: wo steht der Fisch in der Flut? Da saß der Hirt, so still sein Mund, |
Und er kommt zu einer anderen Herde und da sitzt wieder ein Hirt an den er seine Fragen richtet. Dieser aber gibt ihm Bescheid und Herr Vonved nimmt einen Goldring und steckt ihn dem Hirten an den Arm. Dann reitet er weiter und kommt zu Tyge Nold und erschlägt ihn mitsamt seinen zwölf Söhnen. Und wieder
Er warf herum sein Pferd, Herr Vonved der junge Edelherr; Er tät über Berg und Tale dringen Doch konnt er niemand zur Rede bringen. Schau dich um, Herr Vonved! So kam er zu der dritten Schar. »Was ist runder als ein Rad? »Was füllet aus alle Tale? »Wer trägt den Bart auf seinem Rück? »Wo ist die allerbreiteste Brück? »Die Sonn ist runder als ein Rad, »Der Schnee füllt aus alle Tale, »Der Kiebitz trägt den Bart in dem Nacken sein, »Das Eis macht die allerbreiteste Brück, »Weisen Spruch und Rat hast du nun hier, Ich weis dich zu der Sonderburg, Er zog einen Goldring von der Hand, |
Und er reitet ein in die Burg und er erschlägt zuerst den Randulf, hernach den Strandulf,
Er schlug den starken Ege Under, Er schlug den Ege Karl seinen Bruder, So schlug er in die Kreuz und Quer, Er schlug die Feinde vor sich her. Schau dich um, Herr Vonved! Herr Vonved steckt sein Schwert in die Scheide, »Sag mir, du edler Ritter gut, In Osten steht der Fisch in der Flut, Von der Brust Vonved einen Goldring nahm, Herr Vonved vor die hohe Zinne tät reiten, Sein Roß an einen Strick er band Er aß, er trank, nahm Speise sich, Der König sprach zu den Kämpfern sein: »Nimm du fünf, nimm du zwanzig auch dazu »König Esmer, mein lieber Vater, »War Esmer der König dein Vater, »Herr Vonved willst du bleiben bei mir, »Mein Gold soll werden für dich gespart, Herr Vonved ritt auf dem Weg dahin, Standen mit Rocken und Spindeln vor ihm, Schlägt die Zauberweiber, die stehen da, So geht er in den Saal hinein, |