Johann Peter Hebel
Alemannische Gedichte
Johann Peter Hebel

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Der Knabe mit dem Erdbeerschlag

            E Büebli lauft, es goht in Wald
am Sunntig Noomittag;
es chunnt in d'Hürst un findet bald
Erdbeeri, Schlag an Schlag;
es günnt un ißt si halber z'tot
un denkt: Das isch my Obebrot.

Un wie n es ißt, se ruuscht's im Laub;
es chunnt e schöne Chnab.
Er het e Rock wie Silberstaub
un trait e goldige Stab.
Er glänzt wie d'Sunn am Schwyzer Schnee.
Sy Lebe lang het's nüt so gseh.

Druf redt der Chnab my Büebli a:
»Was issisch?I halt's mit!«
»He, nüt!« sait's Büebli, luegt en a
un lüpft sy Chäppli nit.
Druf sait der Chnab: »He, issisch nüt,
du grobe Burst, se battet's nüt!«

Verschwunden isch my Chnab, un 's stöhn
di nöchste Hürst im Duft;
druus fliegt en Engeli wunderschön
uf in die blaui Luft;
un 's Büebli stoht un luegt ein noo
un chratzt im Hoor un lauft dervo.

Un siider isch kai Sege meh
im Beeri-Esse gsi.
I ha my Lebtig nüt so gseh,
si bschießen ebe nie.
Iß Hampfle voll, so viil de witt,
si stille der dy Hunger nit!

Was gib i der für Lehre drii?
Was saisch derzue? Me mueß
vor fremde Lüte fründli sii
mit Wort un Red un Grueß
un's Chäppli lüpfe z'rechter Zyt;
sust het me Schimpf un chunnt nit wyt.

 


 


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