Andreas Gryphius
Papinian
Andreas Gryphius

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Die Fünffte Abhandelung.

Der Käyserin Cämmerer. Papinianus.

Mein Herr: Die enge Zeit vergönnt an disem Ort /
Bey so verwirrtem Lauff uns leider wenig Wort.
Er siht wohin sein Glantz (O Licht der Welt) verfalle:
Rom zittert über Jhm / und starrt; wir trauren alle;
Doch eine Seel allein sorgt standhaft noch vor Jhn /
Wir sehen Julien in Jhrem Sohn verblühn:
Sie hat der heisse Schmertz so hefftig nicht gebunden /
Daß Sie ohn Wehmut könt empfinden seine Wunden.
Sie beut Jhm Jhre Recht': Er reich' Jhr seine Hand /
Und rette Sie und sich Jhr beyder Heil und Stand /
Besteh' auff beyder Trew. Jhm steht das Läger offen;
Sie hat durch Jhn den Thron und Er die Cron zu hoffen.
Nur muttig sich erklärt.

Papinian.
        Fällt unter so vil Pein
Der grossen Julien noch mein Gedächtnüß ein:
So überlege Sie wie Ich vorhin gestanden /
Und glaube daß Ich noch (ob Pein und Tod vorhanden
Und nach der Seelen ziel) zu wancken nie gedacht.
Der Käyser blitz' auff mich / mißbrauch' erhitzter Macht /
Und suche meinen Fall / doch wil Ich treue sterben.
Ich suche keinen Thron durch Meuchelmord zu erben.

Cämmerer.
Wer leider hir zu trew hat Hals und Leib verschertzt!

Papinian.
Dem Fürsten ward das Pfand der Trew hirauff versetzt.

Cämmerer.
Dem Fürsten! der numehr der Treusten nicht verschonet.
Man ist / wenns Cronen gilt / der Trew gar ungewohnet.

Papinian.
Mir wird was ungewohnt bey frembder Noth anstehn.

Cämmerer.
Läst Er die so Jhn acht in Jhrer Angst vergehn?

Papinian.
Sie wag Jhr Schiff nicht mehr auff die ergrimmte Wellen.

Cämmerer.
Sie sucht das Sein' auß Sturm in sichern Port zu stellen.

Papinian.
Sie leide sich und ruh' und meyde die Gefahr.

Cämmerer.
Sie rufft Jhn auff den Stul von schwartzer Todten-Baar.

Papinian.
Die Mir die Tugend selbst zum Ehren-Bett' auffsetzet /
Die Ich weit über Stül und Lorber-Krantz geschätzet.
Man red uns nicht mehr ein / und ob es wol gemeynt /
Taug doch die Meynung nichts! wer meinen Fall beweint
Siht nicht wie hoch Ich sey durch disen Fall gestigen /

Cämmerer.
Ach leider wenn sein Haubt wird vor dem Richt-Beil ligen.

 

Eugenia Gracilis. Papinianus Hostilius. Papinianus. Ein Haubtmann.

Ach was erwarten wir! warumb die grauen Haar
Auff disen Tag verspart! was sind die langen Jahr
Als Staffeln zu der Angst / die das gekränckte Leben
Nach so vil rauer Qual dem Abgrund übergeben?
In welchem Ehr und Ruhm und Stand und Glück versinckt /
Und unser hoffen selbst in tiffster Schmach ertrinckt.
Mein Sohn! ach wenn du mir die Augen zugedrücket!
Wenn du den kalten Leib zu letzter Grufft beschicket /
Eh dises Licht anbrach! hätt Ich nach höchster Lust
Das lib' Elyser-Feld mit Freuden-voller Brust /
Umbkräntzt mit deiner Ehr und hohem Glantz besuchet!
O wüntschen sonder Frucht!

Papinian.
        Wer nur dem Wechsel fluchet /
Und bloß die Hoheit libt / die auff- und untergeht:
Nicht anders als Dian, die jtzt in Flammen steht /
Bald aber zanckicht wird / und ehe sie sich theilet
Schon vor der Sonn erblast / und in ihr dunckel eilet /
In dem Sie gantz verschwinde: Der kennt das strenge Recht
Deß schnellen Lebens nicht. Was sterblich: Schwebet schlecht
Auff lauter Ebb und Flutt. Was uns pflag groß zu machen/
Was vor der Welt uns zirt; das sind geborgte Sachen.
Was druckt und was man druckt / ist nur der leere Tand.
Im Hertzen steht der Schatz den keiner Rauber-hand /
Im Hertzen blüht der Ruhm / den keine Macht entführet.
Was Mutter mich und dich auff unvergänglich ziret:
Nimmt uns kein Bassian. Heut ist der grosse Tag
Den wer uns trew und huld / mit Lust bejauchzen mag.
Der Tag ists welcher dich zu einer Mutter machet /
Deß Sohnes / der den Trotz der rauen Macht verlachet /
Deß Sohnes der vor stand / und Gold / Gewissen schätzt
Und vor das Heilge Recht / den reinen Leib auffsetzt.
Diß ist der Tag der mir die Ewigkeit bescheret.
Der mir was Zeit noch Leid zutreten kan / gewehret.
Auff Mutter! trockne denn diß thränende Gesicht.
Mißgönne mir und dir die herzlichst Ehre nicht.

Hostilius.
Mein Sohn! wehn wollten nicht die hoch-erlauchten Sinnen /
Der unerschreckte Mutt der grosse Geist gewinnen?
Welch Vater solte nicht ob einem solchen Sohn
Sich freuen vilmahl mehr denn über Stab und Cron?
Doch leide: Daß Ich noch mein schmachtend Hertz außgisse/
Das über deiner Noth die heisse Schmertzen risse
Durchfoltert und zuzwickt. Man nennt diß Leiden schön;
Wahr ists daß Socrates mit Ruhm muß untergehn.
Callistenes verfil zu deß Pelloeers Schande
Und immer neuen Schmach. Athen beseufftzt die Bande
Deß tapffern Phoeions, die / die ihm Gifft gemischt;
Hat die geschwinde Rach in höchstem Grimm erwischt.
Der grosse Seneca hat als er auffgeriben /
Deß Fürsten grause That mit seinem Blutt beschriben.
Deß freyen Paetus Lob kan nimmermehr verblühn /
Und Burrhus Redli[ch]keit wird keine Nacht bezihn.
Schön ists / mit einem Wort / den Geist vors Recht hingeben/
Doch schöner Recht und Reich erretten durch sein Leben.
Wer vor die Tugend fällt: thut wol. Der noch vilmehr
Der vor die Tugend steht. Wenn Aeolus zu sehr
Sich gegen Segel setzt / und die getrotzte Wellen
Mit Schlägen / Schaum und Sand das müde Schiff zuschällen:
Gibt man den Winden nach / und rudert wie man kan /
Nimmt keine Strich' in acht / fährt rück- auch seitwerts an /
Biß sich der Sturm geschwächt; denn eilt man einzubringen
Was vor auß Noth versäumt. So muß die Fahrt gelingen!
So bringt man Schiff und Gutt an das gewüntschte Land /
Wer hir sich widersetzt und durch das freche Band
Der tollen Klippen rennt: muß sammt dem Mast versincken.
Es ist / ich geb es nach / schwer / grimmer Fürsten wincken
Stets zu Gebote stehn / doch kan ein grosser Geist
Durch Sanfftmut / offt / die Macht die alles trotzt und reist/
Entwehren: Daß Sie sich als ein Gewitter lindert.
Man geb umb etwas nach. Wenn man den Strom verhindert
So reist er strenger durch. Offt hat geringe Zeit /
Offt ein gelinder Wort / die scharffe Grausamkeit
Bezwungen und bepfählt. Wenn die nun stillen Sinnen /
Deß heissen Zornes leer: denn kan man vil gewinnen.
Denn pflantzt man Redli[ch]keit auch Wunder-thiren ein.
Zäumt Löwen / baut das Heil der sorgenden Gemein.
Denn rettet man sich selbst / bringt Länder auß verterben.
Schützt Völcker / bauet Städt / und zeucht auß Fall und Sterben
Wornach der Tod schon griff.

Papinian.
        Genung! ich merck' es schon
Die Väterliche Lib' und Neigung zu dem Sohn
Bringt dise Meynung vor. Papinian soll hören
Was bey dem Unfall kan ein Röm'scher Rath-Herr lehren.
Hostilius versteht daß sein Papinian
Woll sterben: Aber nicht dem Mörder schmeicheln kan.
Man muß je Fürsten was zuweilen übersehen!
Nicht stets entgegen gehn / bemänteln was geschehen /
Verdecken manchen Feil / erinnern wenn es Zeit /
Anzeigen wo gejrr't: Und mit Bescheidenheit.
Wenn aber solch ein Stück ob dem die Welt erzittert /
Ob dem was nah und fern bestürtzt / und höchst erbittert/
So sonder Schew verübt / stehts keiner Seelen frey;
Daß Sie so schnödes Werck vor schön' und recht außschrey.
Hir fordert mich der Fürst! wie könt Ich doch entweichen?
Er steht nach meinem Ruhm. Eh muß die Sonn' erbleichen:
Als daß Sie Mich befleckt / verzagt / und feig anschaw.
Ich weiß daß Antonin selbst ob der Mord-That graw;
Solt Ich denn solch ein Stück / trotz Sinnen! trotz Gewissen!
Außstreichen? Und die Faust die noch blutt-triffend / küssen?
Nein! Nein! es koste Stand / es koste was es wil!
Mein Vater! wer verleurt; gewinnt auff disem Spil.

Eugenia.
Ach was verlir Ich nicht! O Stab der müden Jahre!

Hostilius.
O letzter Trost! O Ruhm! O Schutz der grauen Haare!

Papinian.
Eur beyder Lebens-Schiff / eilt an das libe Land /
Und darff nicht vilmehr dinst. Vergönnt daß Ich die Hand /
(Weil es deß Himmels Schluß) dem Ruder was entzihe;
Vergönnt daß Ich dem Sturm der ankommt / schnell entflihe.

Hostilius.
O Dinst! O Schiff! O Sturm! O Schiffbruch an dem Land!

Eugenia.
O wer gibt meiner Asch' ein leichtes Häufflein Sand!

Papinian.
Geduld und Tugend kan ein ewig Grabmal stifften.

Eugenia.
Wie wird mir? Jrr ich schon in Leichen-vollen Grüfften?

Hostilius.
Ja freilich bin Ich schon ein leben-loser Leib /
Der Freunde Furcht und Angst! der Feinde Zeit vertreib!
Deß Käysers Haß und Schimpff!

Papinian.
        Nun Vater! Er betrachte;
Vor wehn Jhn Reich und Volck und Rom und Nach-Welt achte!
Gebt Römscher Rath-Herr! gebt nicht zarten Schmertzen nach!
Ein steiler Felsen steht / ob schon die schnelle Bach
Hell rauschend umb Jhn scheust. Eugenie bedencket
Daß Euch durch meine Schmach stets blühend Lob geschencket!
Entweicht! man fodert uns! verschmertzt was euch betrübt!
Der zagt vor keiner Angst der Recht und Götter libt.
Was bringt der Haubtmann vor?

Haubtmann.
        Der Käyser hat befohlen /
Durchlauchter / alsobald Jhn in den Rath zu holen.

Papinian.
Ich komm.

Haubtmann.
        Ach werther Held! Er nehme sich in acht!

Papinian.
Ich thu's! und bin auff mein / und's Käysers Heil bedacht.

Haubtmann.
Man sagt: es sey sein Ambt schon andern übergeben.

Papinian.
Es wird ein ander kaum nach meinen Sitten leben.
Mein Nachsaß (glaubt es fest! die Seele gibt mirs ein!)
Wird thöricht: oder bald mein ernster Rächer seyn.

 

Bassianus. Papinianus. Sein Sohn. Die Auffwärter deß Käysers. Papiniani Diner. Die Schergen mit den Welle-Beilen.

Bassian.
Wir sind / Papinian, auff die Geheimnüß kommen!
Die Nebel-Kapp' entfällt / weil was Er vorgenommen;
So hell als Phoebus stralt / vor aller Augen ligt.
Was ists daß man uns stets mit Worten eingewigt?
Daß man so steiff auff Recht und Heili[g]keit kan pochen?
Wenn man verschworne Trew leichtsinnig hat gebrochen?

Papinian.
Mir kommt was Antonin vor Sonnen-klar außgibt:
Noch zimlich dunckel vor. Wer reine Tugend libt:
Bricht weder Trew noch Eyd und achtet kein verklagen /
Dafern Er hinderrücks wird gifftig angetragen.

Bassian.
Was noth / daß man die Sach' als frembd' ins ferne stöst:
Wenn der verdeckte Grund der Sinnen schon entblöst?
Kennt man die Häubter nicht die sich auff uns verschworen?
Und Getam zu dem Thron durch unsern Tod erkoren?

Papinian.
Es sey auch wie es sey! hir ist mir nichts bekant.

Bassian.
Bot nicht Papinian Jhm selbst Rath / Hülff und Hand?
Wie steht Er so verwirrt? So starrend? Was zu schlissen?
Schaut an! Jhn überweist sein überzeugt Gewissen!

Papinian.
Ich starr! und bin verwirrt / ob diser neuen List!
Frey aller Schand und Schuld! Komm wer du Kläger bist!
Komm wer du zeugen kanst! entdecke mein Verbrechen!
Trit vor / der du mich wilst ob solcher That besprechen!
Wer ists mit dem Ich je auff solche Sprünge kam?
Den Ich bereden könt' und in den Bund annam?
Mein Fürst! Ich bitt umb Recht! bin Ich zu überweisen;
So fall Ich willigst hin. Man brauche Stahl und Eisen /
Und was gerechtes Recht auff Ertz-Verräther setzt.
Wofern Verläumbdung sich mit diser Schmach ergetzt;
So richt auch / wer sich stets vor meinen Feind erkläret/
Und sprech ein Urtheil auß. Was jrr ich? Man beschweret
Mein' über-reine Seel auß Neid / mit diser Schuld /
Damit man meinen Tod beschöne! Nur Geduld!
Die Welt ist nicht so blind / noch so verführter Sinnen;
Daß sie durch solche Träum' und Mährlin zu gewinnen.
Glaubt es der Käyser wol / (wie hoch er auch erhitzt)
Daß sich Papinian mit solcher Schmach beschmitzt?

Bassian.
Die Sach' erlaubt uns nicht ein lang Gericht zu hegen.
Papinian kan leicht die Klage widerlegen:
Wenn Er mit erster Trew deß Käysers Schluß außführt.
Was sind vil Worte noth wo man die Wercke spürt?
Fragt Er; ob Antonin Jhn ob der That verdencke?
Wir fragen: Ob Er uns mit Ungehorsam kräncke?
Doch glimmt die Libe noch in seines Fürsten Brust.
Da Jhm Papinian der schnöden That bewust:
So glaub Er wir verzeihn: Er bitt uns nur die Hände;
Und baw auff erste Pflicht ein wol-gewüntschtes Ende.
Dafern er sonder Schuld; warumb sich widersetzt?
Und durch hartneckicht seyn deß Fürsten Macht verletzt?

Papinian.
Jhr Götter die Jhr jtzt / und wenn wir nun entschlaffen/
Die vorgesetzte Lust / und wol-verdinte Straffen /
Ohn jrren zuerkennt / die niemand trügen kan;
Ich ruff euch auff diß Haubt zu Zeug- und Richtern an!
Gönnt / wo Ich ursach je zu disem Wahn gegeben:
Mir nimmer Rast noch Ruh! es schwerme nach dem Leben
Mein hart-beklämmter Geist durch dicker Nächte Lufft!
Und wimmer / seufftz' und heul' umb meine Todtengrufft!
Der Fürst verzeihe dem / der was Ich nie verrichtet /
Der was Ich nie gedacht; mir Gottlos angedichtet.
Mir seh er keine Schuld / list noch verbrechen nach;
Weil wider jhn mein Hertz mit Vorsatz nichts verbrach.
Ists tödlich / daß Ich nichts thu wider mein Gewissen/
Daß der von Jugend auff der Rechte sich beflissen /
Auff den die grosse Welt mit vollen Augen siht /
Der für deß Fürsten Ehr unendlich sich bemüht/
Ein Stück das Antonin in heissem Zorn begangen /
Nicht auszustreichen weiß. so wüntsch Ich mit verlangen/
Den höchst-gelibten Tod. Ich bin deß Lebens satt!
Das so vil krummer Gäng und wenig rechter hat.

Bassian.
Der geht sehr krumm der stets die höchste Macht wil richten!

Papinian.
Krumm geht / wer Laster lobt / und Tugend kan vernichten.

Bassian.
Hört den vergällten Mund / den falsch-gesinnten Geist.
Was hält uns länger auff? Die rasend Ehrsucht reist
Den Mann auff frembde Werck'. Jtzt! jtzt ists Zeit zu thämmen!
Und den geschwellten Mutt durch letzten Zwang zu hemmen!
Er siht sein einig Kind / und siht es jtzt zu letzt /
Wo er mit einem Wort sich ferner widersetzt:
Stracks Diner! Stock und Beil.

Papiniani Sohn.
        Es ist ein Mensch geboren!
Und als ein Mensch dem Tod in der Geburt erkoren /
Geboren in die Welt! doch von Papinian!
Geboren / wo man nur durch Tugend leben kan!
Erkoren von dem Tod als mich die Welt empfangen!
Erkoren von dem Tod der stets mir nachgegangen!
Noch an der Mutter Brust! der Vater bebe nicht!
Mir wird der schöne Tod zu einem hellen Licht;
Das als ein schimmernd Stern wird durch die Nach-Welt stralen/
So lang als Phoebe soll die braunen Wolcken mahlen.
Mein Vater!

Bassian.
        Reist jhn fort!

Papinian.
                Warumb? Der Käyser hör!

Bassian.
Warumb? Umb daß er Sein!

Sohn.
        Und theilhafft seiner Ehr!

Papinian.
Mein Kind! Mein wahres Blutt! du stirbst! doch sonder Schande!
Vor mich! zu meiner Straff! entschlisst die ehrnen Bande!
Ich habe / nicht mein Kind / deß Käysers Grimm entsteckt!
Mein steiffer Vorsatz hat den harten Zorn erweckt /
Ich komm / und bin bereit mit meinem Haubt zu büssen /

Bassian.
Der Käyser wil von dir nichts denn Gehorsam wissen.

Papinian.
Wol! wol! so stirb mein Kind! weil es der Käyser heist!
Wir sind gehorsam! Fürst! ein unerschreckter Geist /
Thut willig: was uns nur das Heilge Recht erlaubet.

Sohn.
Nun Vater! gute Nacht!

Papinian.
        Der grimme Zufall raubet /
Mein Sohn / dir Jahr und Stand / und was die Erden schätzt;
Doch schenckt Er was kein Beil noch Sturm deß Glücks verletzt.
Mein Sohn! stirb unverzagt! diß Leben ist ein krigen /
Voll Angst / ein solcher Tod: das allerhöchste sigen.

Bassian.
Der Sig wird warlich dir gar nicht ersprößlich seyn.

Papinian.
Diß ist der höchste Sig / daß mein Gewissen rein.

Bassian.
Schaut Völcker / dises heist vor grosser Weißheit rasen /

Papinian.
Solch rasen hat mir nie die Geister angeblasen.

Bassian.
Es bläset in den Wind was dich so groß gemacht.

Papinian.
Wind / Schatten / Rauch und Sprew ist aller Menschen Pracht.

Bassian.
Das zeugt Papinian, der Nichts auß Allem worden.

Papinian.
Es stürmt heut auß dem Ost / und morgen leicht auß Norden.

Bassian.
Der Sturm riß deinen Stamm mit Ast und Wurtzel auß.

Papinian.
Vor zweiffelt Ich; nun hab ich ein beständig Haus.

Bassian.
Beständig / wenn dein Sohn in eignem Blutte badet.

Papinian.
Dem weder Beil noch Grimm deß Fürsten hat geschadet.

Bassian.
Geschadet? Bringt hervor sein abgeschmissen Haubt!


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