Anzeige. Gutenberg Edition 16. 2. vermehrte und verbesserte Auflage. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++
Frankreich faßt er mit einer, das arme Deutschland gewaltig Mit der andern, doch sind beide papieren und leicht! |
Wahrheit sag' ich euch, Wahrheit und immer Wahrheit, versteht sich: Meine Wahrheit; denn sonst ist mir auch keine bekannt. |
Meine Wahrheit besteht im Bellen, besonders wenn irgend Wohlgekleidet ein Mann sich auf der Straße mir zeigt. |
Aristokratische Hunde, sie knurren auf Bettler, ein echter Demokratischer Spitz klafft nach dem seidenen Strumpf. |
Aristokraten mögen noch gehn, ihr Stolz ist doch höflich, Aber du löbliches Volk bist so voll Hochmut und grob. |
Immer bellt man auf euch! bleibt sitzen! es wünschen die Beller Jene Plätze, wo man ruhig das Bellen vernimmt. |
Heilige Freiheit! Erhabener Trieb der Menschen zum Bessern! Wahrlich, du konntest dich nicht schlechter mit Priestern versehn! |
Schreckensmänner wären sie gerne, doch lacht man in Deutschland Ihres Grimmes, der nur mäßige Schriften zerfleischt. |
Erst habt ihr die Großen beschmaust, nun wollt ihr sie stürzen; Hat man Schmarotzer doch nie dankbar dem Wirte gesehn. |
Lange werden wir euch noch ärgern und werden euch sagen: Rote Kappen, euch fehlt nur noch das Glöckchen zum Putz. |
Hast du auch wenig genug verdient um die Bildung der Deutschen, Fritz Nicolai, sehr viel hast du dabei doch verdient. |
Nein, das ist doch zu arg! Da läuft auch selbst noch der Kantor Von der Orgel, und ach! Pfuscht auf den Klaven des Staats. |
Fliegen möchte der Strauß, allein er rudert vergeblich, Ungeschickt rühret der Fuß immer den leidigen Sand. |
Vieles hast du geschrieben, der Deutsche wollt' es nicht lesen; Gehn die Journale nicht ab, dann ist auch alles vorbei. |
Schreib die Journale nur anonym, so kannst du mit vollen Backen deine Musik loben, er merkt es kein Mensch. |
Öfters nahmst du das Maul schon so voll und konntest nicht wirken, Auch jetzt wirkest du nichts, nimm nur das Maul nicht so voll. |
Setze nur immer Mottos auf deine Journale, sie zeigen Alle die Tugenden an, die man an dir nicht bemerkt. |
Auszuziehen versteh' ich, und zu beschmutzen die Schriften, Dadurch mach' ich sie mein, und ihr bezahlet sie mir. |
Wie sie Glieder verrenken, die Armen! Aber nach dieser Pfeife zu tanzen, es ist auch beim Apollo! kein Spaß. |
Deine Kollegen verschreist und plünderst du! Dich zu verschreien Ist nicht nötig, und nichts ist auch zu plündern an dir. |
Gern erlassen wir dir die moralische Delikatesse, Wenn du die zehen Gebot' nur so notdürftig befolgst. |
Heuchler ferne von mir! Besonders du widriger Heuchler, Der du mit Grobheit glaubst Falschheit zu decken und List. |
Ja, das fehlte nun noch zu der Entwicklung der Sache, Daß als Krämer sich nun Kr**er nach Frankreich begibt. |
Manchen Lakai schon verkauftet ihr uns als Mann von Bedeutung, Gut! wie spedieren euch hier Kr**** als Mann von Verdienst. |
Daß Verfassung sich überall bilde! Wie sehr ist's zu wünschen, Aber ihr Schwätzer verhelft uns zu Verfassungen nicht! |
Sagt, wo steht in Deutschland der Sansculott'? In der Mitte, Unten und oben besitzt jeglicher, was ihm behagt. |
Jedem Besitzer das Seine! und jedem Regierer den Rechtsinn, Das ist zu wünschen, doch ihr, beides verschafft ihr uns nicht. |
Anacharsis dem ersten nahmt ihr den Kopf weg, der zweite Wandert nun ohne Kopf klüglich, Pariser, zu euch. |
Augen leiht dir der Blinde zu dem, was in Frankreich geschiehet, Ohren der Taube, du bist, Deutschland, vortrefflich bedient. |
Lieblichen Honig geb' er dem Freund, doch nahet sich täppisch Der Philister, ums Ohr saus' ihm der stechende Schwarm! |
Ominos ist dein Name, er spricht dein ganzes Verdienst aus, Gern verschafftest du, ging es, dem Pöbel den Sieg. |
Warum tadelst du manchen nicht öffentlich? Weil er ein Freund ist, Wie mein eigenes Herz tadl' ich im stillen den Freund. |
Warum schiltst du die einen so hundertfach? Weil das Geschmeiße, Rührt sich der Wedel nicht stets, immer dich leckt und dich sticht. |
Glaubst du denn nicht, man könnte die schwache Seite dir zeigen? Thu es mit Laune, mit Geist, Freund, und wir lachen zuerst. |
Unsrer liegen noch tausend im Hinterhalt, daß ihr nicht etwa, Rückt ihr zu hitzig heran, Schultern und Rücken entblößt. |
Freut euch des Schmetterlings nicht, der Bösewicht zeugt euch die Raupe, Die euch den herrlichen Kohl fast aus der Schüssel verzehrt. |
Keinem Gärtner verdenk' ich's, daß er die Sperlinge scheuchet, Doch nur Gärtner ist er, jene gebar die Natur. |
Wie sie knallen die Peitschen! Hilf Himmel! Journale! Kalender! Wagen an Wagen! Wie viel Staub und wie wenig Gepäck. |
Musen und Grazien! oft habt ihr euch schrecklich verirret, Doch dem Pfarrer noch nie selbst die Perücke gebracht. |
Viele Läden und Häuser sind offen in südlichen Ländern, Und man sieht das Gewerb', aber die Armut zugleich. |
Immer zu, du redlicher Voß! Beim neuen Kalender Nenne der Deutsche dich doch, der dich im Jahre vergißt. |
Du erhebest uns erst zu Idealen und stürzest Gleich zur Natur uns zurück, glaubst du, wir danken dir das? |
Mit der Eule gesiegelt? Da kann Minerva nicht weit sein! Ich erbreche, da fällt »von und für Deutschland« heraus. |
Alles beginnt der Deutsche mit Feierlichkeit, und so zieht auch Diesem deutschen Journal blasend ein Spielmann voran. |
Edles Organ, durch welches das Deutsche Riech mit sich selbst spricht, Geistreich, wie es hinein schallet, so schallt es heraus. |
Woche für Woche zieht der Bettelkarren durch Deutschland, Den auf schmutzigem Bock Jakob, der Kutscher, regiert. |
Zehnmal gelesene Gedanken auf zehnmal bedrucktem Papiere, Auf zerriebenem Blei stumpfer und bleierner Witz. |
Auf dem Umschlag sieht man die Charitinnen, doch leider Kehrt uns Aglaia den Teil, den ich nicht nennen darf, zu. |
Deutsch in Künsten gewöhnlich heißt mittelmäßig! und bist du Deutscher Monat, vielleicht auch so ein deutsches Produkt. |
Dich, o Dämon! erwart' ich und deine herrschenden Launen, Aber im härenen Sack schleppt sich ein Kobold dahin. |
Deinen heiligen Namen kann nichts entehren, und wenn ihn Auf sein Sudelgefäß Ewald, der frömmelnde, schreibt. |
Wieland zeigt sich nur selten, doch sucht man gern die Gesellschaft, Wo sich Wieland auch nur selten, der Seltene, zeigt. |
Einige wandeln zu ernst, die andern schreiten verwegen, Wenige gehen den Schritt, wie ihn das Publikum hält. |
Trocken bist du und ernst, doch immer die würdige Göttin, Und so leihest du auch gerne den Namen dem Heft. |
Du bestrafest die Mode, bestrafest den Luxus, und beide Weißt du zu fördern, du bist ewig des Beifalls gewiß. |
Nun erwartet denn auch, für seine herzlichen Gaben, Liebe Kollegen, von euch unser Kalender den Dank. |
Sieben Städte zankten sich drum, ihn geboren zu haben, Nun, da der Wolf ihn zerriß, nehme sich jede ihr Stück. |
Weil du doch alles beschriebst, so beschreib uns zu gutem Beschlusse Auch die Maschine noch, Freund, die dich so fertig bedient. |
Deinen Namen les' ich auf zwanzig Schriften, und dennoch Ist es dein Name nur, Freund, den man in allen vermißt. |
Deutschlands größte Männer und kleinste sind hier versammelt, Jene gaben den Stoff, diese die Worte des Buchs. |
Sieben Jahre nur währte der Krieg, von welchem du singest? Sieben Jahrhunderte, Freund, währt mir dein Heldengedicht. |
Accipe facundi Culicem, studiose, Maronis, Ne, nugis positis, arma virumque canas. |
Vor Jahrhunderten hätte ein Dichter dieses gesungen? Wie ist das möglich? Der Stoff ist ja von gestern und heut'. |
Menschenhaß? Nein, davon verspürt' ich beim heutigen Stücke Keine Regung, jedoch Reue, die hab' ich gefühlt. |
Faust hat sich leider schon oft in Deutschland dem Teufel ergeben, Doch so prosaisch noch nie schloß er den schrecklichen Bund. |
Jetzt noch bist du Sibylle, bald wirst du Parze, doch fürcht' ich, Hört ihr alle zuletzt gräßlich als Furien auf. |
Warum verzeiht mir Amanda den Scherz und Almansaris tobet? Jene ist tugendhaft, Freund, diese beweiset, sie sei's. |
Wäre Natur und Genie von allen Menschen verehret, Sag, was bliebe, Phantast, denn für ein Publikum dir? |
Daß ihr seht, wie genau wir den Titel des Buches erfüllen, Wird zur Erholung hiemit euch die Vernichtung gereicht. |
Preise dem Kinde die Puppen, wofür es begierig die Groschen Hinwirft, so bist du fürwahr Krämern und Kindern ein Gott. |
Ein vor allemal willst du ein ewiges Leben mir schaffen? Mach im zeitlichen doch mir nicht die Weile so lang. |
Schade fürs schöne Talent des herrlichen Künstlers! O hätt' er Aus dem Marmorblock doch ein Kruzifix uns gemacht. |
Möge dein Lebensfaden sich spinnen, wie in der Prosa Dein Periode, bei dem leider die Lachesis schläft. |
Viele rühmen, sie habe Verstand; ich glaub's, für den einen, Den sie jedesmal liebt, hat sie auch wirklich Verstand. |
Nichts als dein Erstes fehlt dir, so wäre dein Zweites genießbar, Aber dein Ganzes, mein Freund, ist ohne Salz und Geschmack. |
W. Meister betreffend.
Zu was Ende die welchen Namen für deutsche Personen? Raubt es nicht allen Genuß an dem vortrefflichen Werk? |
Ist nur erst Wieland heraus, so kommt's an euch übrigen alle, Und nach der Lokation! Habt nur einstweilen Geduld! |
Eine Maschine besitz' ich, die selber denkt, was sie drucket, Obengenanntes Werk zeig' ich zur Probe hier vor. |
Einem Käsehandel vergleich er eure Geschäfte? Wahrlich der Kaiser, man sieht's, war auf dem Leipziger Markt. |
Wie auf dem Ü. fortan der teure Schnörkel zu sparen? Auf die Antwort sind dreißig Dukaten gesetzt. |
Jeder, siehst du ihn einzeln, ist leidlich klug und verständig, Sind sie in Corpore, gleich wird dir ein Dummkopf daraus. |
Prinzen und Grafen sind hier von den übrigen Hörern gesondert, Wohl! Denn trennte der Stand nirgends, er trennte doch hier! |
Eine hohe Noblesse bedien' ich heut' mit der Flöte, Die, wie ganz Wien mir bezeugt, völlig wie Geige sich hört. |
Einen Bedienten wünscht man zu haben, der leserlich schreibet Und orthographisch, jedoch nichts in Bell-Letters gethan. |
Wir versichern auf Ehre, daß wir einst witzig gewesen, Sind wir auch hier, wie gestehen's, herzlich geschmacklos und fad'. |
Nichts ist der Menschheit so wichtig, als ihre Bestimmung zu kennen; Um zwölf Groschen kurant wird sie bei mir jetzt verkauft. |
Da die Metaphysik vor kurzem unbeerbt abging, Werden die Dinge an sich morgen sub hasta verkauft. |
(Zwischen einem Göttinger und Berliner.)
Öffnet die Schranken! Bringet zwei Särge! Trompeter geblasen! Almanachsritter heraus gegen den Ritter vom Sporn! |
(Immanuel Kant spricht.)
Zwanzig Begriffe wurden mir neulich diebisch entwendet, Leicht sind sie kenntlich, es steht sauber mein I. K. darauf. |
Wenn nicht alles mich trügt, so hab' ich besagte Begriffe In Herrn Jacobs zu Hall Schriften vor kurzem gesehn. |
Furiose Geliebten sind meine Forcen im Schauspiel, Und in der Comédie glänz' ich als Brannteweinfrau. |
Breiter wird immer die Welt, und immer mehr Neues geschiehet, Ach! die Geschichte wird stets länger und kürzer das Brot! |
Sehet wie artig der Frosch nicht hüpft! Doch find' ich die hinteren Füße um vieles zu lang, so wie die vordern zu kurz. |
Jeder treibe sein Handwerk, doch immer steh' es geschrieben: Dies ist das Handwerk, und der treibet das Handwerk geschickt. |
Nicht viel fehlt dir, ein Meister nach meinen Begriffen zu heißen, Nehm' ich das einzige aus, daß du verrückt phantasierst. |
Lieblich und zart sind deine Gefühle, gebildet dein Ausdruck, Eins nur tadl' ich, du bist frostig von Herzen und matt. |
Du nur bist mir der würdige Dichter! es kommt dir auf eine Platitüde nicht an, nur um natürlich zu sein. |
Vorn herein liest sich das Lied nicht zum besten, ich les' es von hinten, Strophe für Strophe, und so nimmt es ganz artig sich aus. |
Meine zarte Natur schockiert das grelle Gemälde, Aber, von Langbein gemalt, mag ich den Teufel recht gern. |
Unsre Poeten sind seicht, doch das Unglück ließ sie vertuschen, Hätten die Kritiker nicht ach! so entsetzlich viel Geist. |
Etwas wünscht' ich zu sehn, ich wünschte einmal von den Freunden, Die das Schwache so schnell finden, das Gute zu sehn. |
Alles in Deutschland hat sich in Prosa und Versen verschlimmert, Ach und hinter uns liegt weit schon die goldene Zeit. |
Philisophen verderben die Sprache, Poeten die Logik, Und mit dem Menschenverstand kommt man durchs Leben nicht mehr. |
Aus der Ästhetik, wohin sie gehört, verjagt man die Tugend, Jagt sie, den läst'gen Gast, in die Politik hinein. |
Wohin wenden wir uns? Sind wir natürlich, so sind wir Platt, und genieren wir uns, nennt man es abgeschmackt gar. |
Schöne Naivität der Stubenmädchen zu Leipzig, Komm doch wieder, o komm, witzige Einfalt, zurück! |
Komm Komödie wieder, du ehrbare Wochenvisite, Siegmund, du süßer Amant, Maskarill, spaßhafter Knecht. |
Trauerspiele voll Salz, voll epigrammatischer Nadeln, Und du Menuettschritt unsers geborgten Cothurns. |
Philosoph'scher Roman, du Gliedermann, der so geduldig Still hält, wenn die Natur gegen den Schneider sich wehrt. |
Alte Prosa komm wieder, die alles so ehrlich heraussagt, Was sie denkt und gedacht, auch was der Leser sich denkt. |
Alles in Deutschland hat sich in Prosa und Versen verschlimmert, Ach! und hinter uns liegt weit schon die goldene Zeit. |
Wie die Nummern des Lotto, so zieht man hier die Autoren, Wie sie kommen, nur daß niemand dabei was gewinnt. |
Kaum hat das kalte Fieber der Gallomanie uns verlassen, Bricht in der Gräkomanie gar noch ein hitziges aus. |
Griechheit, was war sie? Verstand und Maß und Klarheit! Drum dächt' ich, Etwas Geduld noch, ihr Herrn, eh' ihr von Griechheit uns sprecht. |
Eine würdige Sache verfechtet ihr, nur mit Verstande Bitt' ich! daß sie zum Spott und zum Gelächter nicht wird! |
Daß der Deutsche doch alles zu seinem Äußersten treibet, Für Natur und Vernunft selbst, für die nüchterne schwärmt! |
Völlig charakterlos ist die Poesie der Modernen, Denn sie verstehen bloß charakteristisch zu sein. |
Unsre Tragödie spricht zum Verstand, drum zerreißt sie das Herz so, Jene setzt in Affekt, darum beruhigt sie so! |
Wir Modernen, wir gehn erschüttert, gerührt aus dem Schauspiel, Mit erleichterter Brust hüpfte der Grieche heraus! |
Ödipus reißt die Augen sich aus, Jokaste erhenkt sich, Beide schuldlos; das Stück hat sich harmonisch gelöst. |
Endlich ist es heraus, warum uns Hamlet so anzieht, Weil er, merket das wohl, ganz zur Verzweiflung uns bringt. |
Freunde, bedenket euch wohl, die tiefere kühnere Wahrheit Laut zu sagen, sogleich stellt man sie euch auf den Kopf. |
Was sie gestern gelernt, das wollen sie heute schon lehren, Ach! was haben die Herrn doch für ein kurzes Gedärm! |
Jahrelang bildet der Meister und kann sich nimmer genugthun, Dem genialen Geschlecht wird es im Traume beschert! |
Muse, wo führst du uns hin? Was, gar zu den Manen hinunter? Hast du vergessen, daß wir nur Monodistichen sind? |
Desto besser! Geflügelt wie ihr, dünnleibig und lustig, Seele mehr als Gebein, wischt ihr als Schatten hindurch. |
Hölle, jetzt nimm dich in acht, es kommt ein Reisebeschreiber, Und die Publizität deckt auch den Acheron auf. |
Hekate! Keusche! dir schlacht' ich »die Kunst zu lieben« von Manso, Jungfer noch ist sie, sie hat nie was von Liebe gewußt. |
Muß ich dich hier schon treffen, Elpänor? Du bist mir gewaltig Vorgelaufen? und wie? Gar mit gebrochnem Genick? |
Ach, wie sie Freiheit schrien und Gleichheit, geschwind wollt' ich folgen, Und weil die Trepp' mir zu lang deuchte, so sprang ich vom Dach. |
Vormals im Leben ehrten wir dich, wie einen der Götter, Nun du tot bist, so herrscht über die Geister dein Geist. |
Laß dich den Tod nicht reuen, Achill. Es lebet dein Name In der Bibliothek schöner Scientien hoch. |
Lieber möcht' ich fürwahr dem Ärmsten als Ackerknecht dienen, Als des Gänsegeschlechts Führer sein, wie du erzählst. |
Du verkündige mir von meinen jungen Nepoten, Ob in der Litteratur beide noch walten und wie? |
Freilich walten sie noch und bedrängen hart die Trojaner, Schießen manchmal auch wohl blind in das Blaue hinein. |
Melde mir auch, ob du Kunde vom alten Peleus vernahmest, Ob er noch weit geehrt in den Kalendern sich liest? |
Ach! ihm mangelt leider die spannender Kraft und die Schnelle, Die einst des G*** herrliche Saiten belebt. |
Ajax! Telamons Sohn! So mußtest du selbst nach dem Tode Noch forttragen den Groll wegen der Rezension? |
Jahrelang steh' ich so hier, zur Hippokrene gebücket, Lechzend vor Durst, doch der Quell, will ich ihn kosten, zerrinnt. |
O ich Thor! Ich rasender Thor! Und rasend ein jeder, Der, auf des Weibes Rat horchend, den Freiheitsbaum pflanzt. |
Wer ist der Wütende da, der durch die Hölle so brüllet Und mit grimmiger Faust sich die Kokarde zerzaust. |
Bürger Odysseus! Wohl dir! Bescheiden ist deine Gemahlin, Strickt dir die Strümpfe, und stecke keine drei Farben dir an! |
Köpfe schaffet euch an, ihr Liebden! Thut es beizeiten! Wer nicht hat, er verliert, auch was er hat, noch dazu! |
Auch noch hier nicht zur Ruh', du Unglücksel'ger! Noch immer Rollst du bergauf wie einst, da du regiertest, den Stein! |
Hüben über den Urnen! Wie anders ist's, als wir dachten! Mein aufrichtiges Herz hat mir Vergebung erlangt. |
Ach! Wie schrumpfen allhier die dicken Bände zusammen, Einige werden belohnt, aber die meisten verziehn. |
Ja! du siehst mich unsterblich! »Das hast du uns ja in dem Phädon Längst bewiesen.« – Mein Freund, freue dich, daß du es siehst! |
»Worauf lauerst du hier?« – Ich erwarte den dummen Gesellen, Der sich so abgeschmackt über mein Leiden gefreut. |
»Edler Schatten, du zürnst?« – Ja, über den lieblosen Bruder, Der mein modernd Gebein lässet im Frieden nicht ruhn. |
Einen wenigstens hofft' ich von euch hier unten zu finden, Aber beide seid ihr sterblich, drum lebt ihr zugleich. |
Sage, Freund, wie find' ich denn dich in des Todes Behausung, Ließ ich doch frisch und gesund dich in Berlin noch zurück? |
Ach, das ist nur mein Leib, der in Almanachen noch umgeht, Aber es schiffte schon längst über den Lethe der Geist. |
Siehest du Wieland, so sag ihm: ich lasse mich schönstens bedanken, Aber er that mir zu viel Ehr' an, ich war doch ein Lump. |
»Nun Freund, bist du versöhnt mit den Philosophen? Du hast sie Oben im Leben, das weiß Jupiter! tüchtig geneckt.« |
Rede leiser, mein Freund. Zwar hab' ich die Narren gezüchtigt, Aber mit vielem Geschwätz oft auch die Klugen geplagt. |
Kommst du aus Deutschland? Sieh mich doch an, ob ich wirklich ein solcher Hasenfuß bin, als bei euch man in Gemälden mich zeigt? |
Xenien nennet ihr euch? Ihr gebt euch für Küchenpräsente? Ißt man denn, mit Vergunst, spanischen Pfeffer bei euch? |
Nicht doch! Aber es schwächten die vielen wäss'richten Speisen So den Magen, daß jetzt Pfeffer und Wermut nur hilft. |
Wer von euch ist der Sänger der Ilias? Weil' ihm so gut schmeckt, Ist hier von Heyne ein Pack Göttinger Würste für ihn. |
Mir her, ich sang der Könige Zwist! Ich die Schlacht bei den Schiffen! Mir die Würste! ich sang, was auf dem Ida geschah. |
Friede! Zerreißt mich nur nicht! Die Würste werden nicht reichen, Der sie schickte, er hat sich nur auf Einen versehn. |
(Fängt an zu recitieren.)
»Wahrlich, nichts Lustigers weiß ich, als wenn die Tische recht voll sind, Von Gebacknem und Fleisch, und wenn der Schenke nicht säumt – |
Teilt euch wie Brüder! Es sind der Würste gerade zwei Dutzend, Und wer Astyanax sang, nehme noch diese von mir. |
Gut, daß ich euch, ihr Herren, in pleno beisammen hier finde, Denn das eine, was not, treibt mich herunter zu euch. |
Gleich zur Sache, mein Freund. Wir halten die Jenaer Zeitung Hier in der Hölle und sind längst schon von allem belehrt. |
Desto besser! So gebt mir, ich geh' euch nicht eher vom Leibe, Einen allgültigen Satz, und der auch allgemein gilt. |
Cogito ergo sum. Ich denke und mithin, so bin ich, Ist das eine nur wahr, ist es das andre gewiß. |
Denk' ich, so bin ich! Wohl! Doch wer wird immer auch denken? Oft schon war ich, und hab' wirklich an gar nichts gedacht! |
Weil es Dinge doch gibt, so gibt es ein Ding aller Dinge, In dem Ding aller Ding' schwimmen wir, wie wir so sind. |
Just das Gegenteil sprech ich. Es gibt kein Ding als mich selber! Alles andre, in mir steigt es als Blase nur auf. |
Zweierlei Dinge lass' ich passieren, die Welt und die Seele, Keins weiß vom andern, und doch deuten sie beide auf eins. |
Von dem Ding weiß ich nichts, und weiß auch nichts von der Seele, Beide erscheinen mir nur, aber sie sind doch kein Schein. |
Ich bin ich, und setze mich selbst, und setz' ich mich selber Als nicht gesetzt, nur gut! setz' ich ein Nicht-Ich dazu. |
Vorstellung wenigstens ist; ein Vorgestelltes ist also, Ein Vorstellendes auch, macht, mit der Vorstellung, drei! |
Damit lock' ich, ihr Herrn, doch keinen Hund aus dem Ofen, Einen erklecklichen Satz will ich, und der auch was setzt. |
Auf theoretischem Feld ist weiter nichts mehr zu finden, Aber der praktische Satz gilt doch: Du kannst, denn du sollst! |
Dacht' ich's doch! Wissen sie nichts Vernünftiges mehr zu erwidern, Schieben sie's einem geschwind in das Gewissen hinein. |
Rede nicht mit dem Volk, der Kant hat sie alle verwirret, Mich frag, ich bin mir selbst auch in der Hölle noch gleich. |
Jahrelang schon bedien' ich mich meiner Nase zum Riechen, Hab' ich denn wirklich an sie auch ein erweisliches Recht? |
Ein bedenklicher Fall! doch die erste Possession scheint Für dich zu sprechen, und so brauche sie immerhin fort. |
Gerne dien' ich den Freunden, doch thu' ich es leider mit Neigung, Und so wurmt es mir oft, daß ich nicht tugendhaft bin. |
Da ist kein andrer Rat, du mußt suchen, sie zu verachten, Und mit Abscheu alsdann thun, wie die Pflicht dir gebeut. |
Endlich erblick' ich auch den gewaltigen Herkules! Seine Übersetzung! Er selbst leider war nicht mehr zu sehn. |
Ringsum schrie, wie Vögelgeschrei, das Geschrei der Tragöden Und das Hundegebell der Dramaturgen um ihn. |
Schauerlich stand das Ungetüm da. Gespannt war der Bogen, Und der Pfeil auf der Sehn' traf noch beständig das Herz. |
Welche noch kühnere That, Unglücklicher, wagest du jetzo, Zu den Verstorbenen selbst niederzusteigen, ins Grab! |
Wegen Tiresias mußt' ich herab, den Seher zu fragen, Wo ich den guten Geschmack fände, der nicht mehr zu sehn. |
Glauben sie nicht der Natur und den alten Griechen, so holst du Eine Dramaturgie ihnen vergeblich herauf. |
O die Natur, die zeigt auf unsern Bühnen sich wieder, Splitternackend, daß man jegliche Rippe ihr zählt. |
Wie? So ist wirklich bei euch der alte Kothurnus zu sehen, Den zu holen ich selbst stieg in des Tartarus Nacht? |
Nichts mehr von diesem tragischen Spuk. Kaum einmal im Jahre Geht dein geharnischter Geist über die Bretter hinweg. |
Auch gut! Philosophie hat eure Gefühle geläutert, Und vor dem heitern Humor fliehet der schwarze Affekt. |
Ja, ein derber und trockener Spaß, nichts geht uns darüber, Aber der Jammer auch, wenn er nur naß ist, gefällt. |
Also sieht man bei euch den leichten Tanz der Thalia Neben dem ernsten Gang, welchen Melpomene geht? |
Keines von beiden! Uns kann nur das christlichmoralische rühren, Und was recht populär, häuslich und bürgerlich ist. |
Was? Es dürfte kein Cäsar auf euren Bühnen sich zeigen, Kein Anton, kein Orest, keine Andromache mehr? |
Nichts! Man siehet bei uns nur Pfarrer, Kommerzienräte, Fähndriche, Sekretärs oder Husarenmajors. |
Aber ich bitte dich, Freund, was kann denn dieser Misère Großes begegnen, was kann Großes denn durch sie geschehn? |
Was? Sie machen Kabale, sie leihen auf Pfänder, sie stecken Silberne Löffel ein, wagen den Pranger und mehr. |
Woher nehmt ihr denn aber das große gigantische Schicksal, Welches den Menschen erhebt, wenn es den Menschen zermalmt? |
Das sind Grillen! Uns selbst und unsre guten Bekannten, Unsern Jammer und Not suchen und finden wir hier. |
Aber das habt ihr ja alles bequemer und besser zu Hause, Warum entfliehet ihr euch, wenn ihr euch selber nur sucht? |
Nimm's nicht übel, mein Heros. Das ist ein verschiedener Kasus, Das Geschick, das ist blind, und der Poet ist gerecht. |
Also eure Natur, die erbärmliche, trifft man auf euren Bühnen, die große nur nicht, nicht die unendliche an? |
Der Poet ist der Wirt und der letzte Aktus die Zeche, Wenn sich das Laster erbricht, setzt sich die Tugend zu Tisch. |
Aber jetzt rat' ich euch, geht, sonst kommt noch gar der Gorgona Fratze oder ein Band Oden von Haschka hervor. |
Alles war nur ein Spiel! Ihr Freier lebt ja noch alle, Hier ist der Bogen und hier ist zu den Ringen der Platz. |