Johann Wolfgang von Goethe
Faust: Eine Tragödie
Johann Wolfgang von Goethe

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Gretchens Stube.

Gretchen (am Spinnrad, allein)

Gretchen:

      Meine Ruh ist hin,
      Mein Herz ist schwer;
      Ich finde sie nimmer
      und nimmermehr.

      Wo ich ihn nicht hab,
      Ist mir das Grab,
      Die ganze Welt
      Ist mir vergällt.

      Mein armer Kopf
      Ist mir verrückt,
      Meiner armer Sinn
      Ist mir zerstückt.

      Meine Ruh ist hin,
      Mein Herz ist schwer,
      Ich finde sie nimmer
      und nimmermehr.

      Nach ihm nur schau ich
      Zum Fenster hinaus,
      Nach ihm nur geh ich
      Aus dem Haus.

      Sein hoher Gang,
      Sein edle Gestalt,
      Seines Mundes Lächeln,
      Seiner Augen Gewalt,

      Und seiner Rede
      Zauberfluß,
      Sein Händedruck,
      Und ach! sein Kuß!

      Meine Ruh ist hin,
      Mein Herz ist schwer,
      Ich finde sie nimmer
      und nimmermehr.

      Mein Busen drängt
      Sich nach ihm hin,
      Ach dürft ich fassen
      Und halten ihn,

      Und küssen ihn,
      So wie ich wollt,
      An seinen Küssen
      Vergehen sollt!


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