Johann Wolfgang von Goethe
Briefe von Goethe an Johanna Fahlmer
Johann Wolfgang von Goethe

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Einleitung

Unter den Freundinnen seiner Schwester zeichnet Goethe (Wahrheit und Dichtung, 14. Buch W. 22, 214) eine durch ein besonderes Lob aus: »Demoiselle Fahlmer, von Düsseldorf nach Frankfurt gezogen, und jenem [dem Jacobi'schen] Kreise innig verwandt, gab durch die große Zartheit ihres Gemüths, durch die ungemeine Bildung des Geistes, ein Zeugniß von dem Werth der Gesellschaft, in der sie herangewachsen.«

Von beiden Eigenschaften geben ihre hinterlassenen Papiere, namentlich ihr ausführliches Tagebuch, noch mehr der segensreiche Einfluß, welchen sie als Frau und Mutter in engeren Kreisen äußerte, einen vollgültigen Beweis; ihr Geist und Herzensadel vererbte sich auf eine Tochter, welche an der Seite ihres edeln Gemahls, des trefflichen David Hasenclever, den bedeutendsten Männern des Landes, einem Arndt, Brandis u. A. eine gern und oft aufgesuchte Gastlichkeit in dem schönen Ehringhausen bot; und beider Eltern, so wie der Verwandten Tugenden sind in der gediegenen Familie jener tüchtigen Männer und Frauen, die seit Jahrhunderten aus ihrem stillen Thale die Früchte ihres Fleißes über ferne Meere senden, erblich und anerkannt geblieben.

Aber von einem Schatze, welchen Johanna Fahlmer den Ihrigen hinterlassen hat, waren bisher nur einzelne Goldkörner bekannt geworden: mit lebhaftem Danke mache ich von der Erlaubniß der Angehörigen Gebrauch, indem ich nachfolgende Blätter aus Goethes Jugend nebst einigen Auszügen aus der Correspondenz ihrer frommen und geistreichen Tochter, der verstorbenen Henriette Hasenclever, geb. Schlosser, veröffentliche.

Von ihrem Leben geben die Aufzeichnungen des Tagebuchs, von ihrer Familie ein von Ernst Hasenclever verfertigter Stammbaum die wesentlichen Umrisse.

Der Kurpfälzische Commerzienrath Georg Christoph Fahlmer geb. 16. März 1687 war von seiner Vaterstadt Frankfurt nach Düsseldorf gezogen, wo er ein bedeutendes Manufakturgeschäft begründete. Dort wurde ihm am 26. Mai 1713 von seiner Frau Alcida geb. von Sonswald eine Tochter Johanna Maria geboren, welche am 4. Juni 1739, 5 Tage vor dem Tode ihrer Mutter, den etwas jüngern Kaufmann Johann Conrad Jacobi (geb. 30. Jan. 1715 gest. 28. Dec. 1788) heirathete. Ihm gebar sie am 2. Sept. 1740 den später als Dichter bekannten Johann Georg, am 25. Jan. 1743 den berühmten Philosophen Friedrich Heinrich. Sowohl der Schwiegervater als der Schwiegersohn verloren ihre Frauen frühe. Johanna Jacobi starb am 19. Sept. 1746 im vierten Wochenbette; sie hinterließ außer jenen Söhnen eine überlebende, nach ihr benannte Tochter, welche im Jahre 1763 den Kaufmann Winckelmann in Hannover heirathete. Aus der zweiten Ehe des Wittwers stammten die Tanten Lotte und Lene, die treuen Pflegerinnen des Philosophen. Auch Fahlmer vermählte sich zum zweitenmale am 31. August 1740 mit der Tochter eines Predigers in Frankfurt, Maria Starck, deren Tochter Johanna Katharina Sibylla,Diese Namen gibt das Kirchenbuch am 18. Juni d. J. an, als Taufzeugen die Jacobi'schen Eheleute, Adelaide, wie sie Jacobi (auserlesener Briefwechsel I, S. 161 und 175), und daraus Schaumburg, Jacobi's Garten, Aachen 1873, S. 28, nennen, hat sie nicht geheißen. geboren 16. Juni 1744 gestorben 31. October 1821, dergestalt der beiden Jacobi's etwas jüngere Tante wurde. Vor den Bedrängnissen des siebenjährigen Kriegs, der im Jahre 1758 Düsseldorf mit einem Bombardement heimsuchte, floh die Familie im Juni dieses Jahres nach Elberfeld, im Herbst zu Verwandten nach Mannheim. Dort starb der Vater am 16. Nov. 1759, die Wittwe kehrte im Juni 1766 nach Düsseldorf zurück, von Johannens Erzieherin Frl. Bogner begleitet. In traulichem Verkehr mit Jacobi lebte Johanna daselbst einige Jahre. Im Jahre 1770 mußte sie ihrer Kränklichkeit wegen die Bäder von Spaa und Aachen gebrauchen, von ihres Freundes junger Gattin Betty Jacobi geb. v. Clermont und der Clermont'schen Familie, sowie von der treuen Bogner begleitet und gepflegt. Ein hitziges Fieber brachte sie in Aachen an den Rand des Grabes, sie bezeichnet das Jahr als »eine große Crisenzeit meines Lebens, auch anderer als physischer Leiden.« Eine »liebevolle, schwermüthige Seele« nennt Jacobi seine Freundin noch in einem Briefe an Sophie La Roche am 10. August 1771.Auserlesener Briefwechsel I, Nr. 58.

Mit Frau v. La Roche ist Johanna durch Jacobi wahrscheinlich in Folge seines Besuches in Ehrenbreitstein im Jahre 1771 bekannt geworden. Im Juni 1772 zog sie mit ihrer Mutter in Begleitung des Galleriedirektors Mannlich von Düsseldorf nach Frankfurt, wo sie im August Merck im Auftrage der La Roche besuchte.Wagner (Briefe) c. Nr. 21. J'ai à voir Mlle Falmer de la part de Mme de la Roche et une troupe de jeunes filles de la connaissance de Goethe. Ohne Zweifel führten beide Empfehlungen den jungen Ankömmling in die Goethe'sche Familie und den Kreis von jungen Mädchen ein, die, mit Cornelien bekannt, um die Frau Rath sich versammelten. Der Dichter selbst hielt sich noch in Wetzlar auf; nach seiner Rückkehr am 11. September 1772 entwickelte sich mit der Freundin seiner Schwester, der Gerock's u. a. ein reger Verkehr, welcher im Frühling 1773 durch den kürzern Besuch der muntern und natürlichen Frau Jacobi, Helene Elisabeth geb. von Clermont, und einen längern ihrer Schwägerin Lotte belebt und immer inniger wurde. Goethe fühlte sich durch die feinere Bildung Johannens angezogen und begann gegen Ostern ihr in kürzern und längern Billets von seinem Leben und Treiben Nachricht zu geben. Die gemüthliche Anrede als Tante der genannten Damen gab der freundschaftlichen Achtung des 5 Jahre jüngern Dichters die richtige Bezeichnung. Im September 1773 machte Johanna in Begleitung von Betty und Lotte, welche letztere ein halbes Jahr bei ihr verweilt hatte, von Jacobi unterwegs in Koblenz empfangen, einen längern Besuch in Düsseldorf. Dort empfing sie wie Betty freundliche und zahlreiche Briefe von Goethe, welcher ihre Aufträge in Frankfurt besorgte und Alles zum Empfang herrichtete. Um Ostern 1774 kehrte sie zurück. Ihr Werk war es besonders, daß Goethe seine Mißstimmung gegen Jacobi überwand und im Juli d. J. jene denkwürdige Reise nach Pempelfort unternahm, die zu dem engsten Freundschaftsbunde mit F. H. Jacobi führte. In überströmender Freude schreibt der Dichter gleich nach seiner Rückkehr an den neuen Freund am 13. August: »Sie darf mit mir von ihrem Fritz reden – heute zum erstenmal, – – Ihr triumphirender Glaube: Sie werden sich lieben!«Briefwechsel zwischen Goethe und F. H. Jacobi Nr. 1. Von nun an ersetzte sie ihm seine Schwester. Nicht allein machte sie die Vermittlerin des Verkehrs mit den Düsseldorfern, besorgte Goethe's Beiträge zu der in diesem Jahre von Johann Georg begründeten Zeitschrift Iris, schlichtete die gelegentlich auftauchenden Mißverständnisse, sondern wurde auch die Vertraute seiner Liebe zu Lili und aller widerstreitenden Gefühle, welche die auf und ab wogende Leidenschaft in seiner Brust hervorrief. Auch nach der Uebersiedlung nach Weimar wandte sich Goethe an sie, wenn es galt seinen Geldnöthen abzuhelfen, gab ihr sogar den diplomatischen Auftrag, Weimarer Reisende auszuforschen: offenbar genoß sie beider Eltern Vertrauen. Sie sollte ihm noch näher treten. Schon im Jahre 1776 hatte sie, von Bobo (Fräulein Bogner) abgeholt, Düsseldorf, Baals und Aachen, und mit Jacobi's und Clermonts Spaa besucht; den dritten Besuch machte sie mit einer anmuthigen Freundin des Goethe'schen Hauses, Antoinette Gerock (G . . heißt sie im Tagebuche) im Juni des folgenden Jahres. Als sie im October mit Frau v. La Roche zurückkehrte, war Goethe's Schwester nicht mehr unter den Lebenden. Am 7. JuniNach Düntzer, Frauenbilder S. 198 am 8. war sie im Wochenbette gestorben und hatte ihrem Gatten Schlosser zwei Töchter hinterlassen. Einstweilen führte »die eine Gerock die Wirthschaft,« wie Merck berichtet.Wagner b S. 99. Da Antoinette am Rhein reiste, kann es nur eine von den ältern Schwestern, Charlotte oder Katharina, gewesen sein. Gleich nach ihrer Rückkehr verlobte sich Johanna mit dem Wittwer Schlosser. Die Nachricht überraschte Goethe; die Briefe an sie so wie an seine MutterKeil, Frau Rath 1871. S. 86. Briefwechsel mit Jacobi S. 24. Riemer II, 51. im November 1777 verrathen streitende Empfindungen. Indessen blieb er mit der Familie Schlosser, obgleich er von dem Wesen seines Schwagers nicht sympathisch berührt wurde, mit herzlicher Anhänglichkeit verbunden. Die Freunde freuten sich der Hochzeit: »ich freue mich darauf, wenn Ihr zur Fahlmer kommt,« schrieb Jacobi am 8. Juli 1778 an MerckWagner a S. 130. »Seine Frau hat sich fest in den Kopf gesetzt, ihn »von dem leidigen Autorwesen ganz zurückzubringen, »und wenn sie ihn auch noch vom Anti-PopismusDen Anti-Pope konnte Wieland Schlosser nicht vergeben. Er schreibt am 26. Juli 1778 an Frau Rath Nr. 22: »Es ist eine Stelle drinn [im Juliheft des Merkur] nehmlich ein klein Päckchen abzugeben an einen gewissen Herrn Bürgermeister von N. N. sonst Anti-Pope genannt, die schon geschrieben und gedruckt war, als mir von ungefähr zu Ohren kam daß Tante Fahlmer den Antipope heyrathe. Hätte man mir das gelegenheitlich fein hübsch geschrieben, so hätt' ich der guten Tante zu lieb den Schwamm übers Vergangene gewischt und fünfe grad seyn lassen. Nun ists wie es ist. Uebrigens freue ich mich, daß Ihre Enkelchen eine so gute Vice-Mutter bekommen, und mag dem Moralisten, wiewohl mir seine ganze Art und Kunst fatal ist, sein Glück wohl gönnen, wenn's ihm unser Herr Gott gönnt.« Wieland hatte Johanna auf seiner Reise nach Mannheim in Frankfurt kennen gelernt; auch der Maler Müller daselbst gehörte zu ihren Bekannten. Brief Nr. 14. In der Antwort Nr. 27. nimmt Frau Rath den Titel Antipope (von der so benannten Schrift Schlossers) gemüthlich auf (auch bei Wagner d S. 163). »curiren kann, so verdient sie eine Ehrensäule« schreibt Wieland im October;Wagner a S. 147. Goethe selbst aber konnte sich nicht entschließen, das gewünschte Hochzeitsgedicht zu verfertigen (Frau Rach bei Jacob hist. Taschenb, 1844 S.434f.Auch in Keil's Schrift abgedruckt. Die Vermählung fand am 27. Septbr. 1778 statt; auf der Reise nach Emmendingen speisten die jungen Eheleute bei Merck (W. a S. 147); dort wurde ein eigenes schönes Haus gekauft, das im August 1779 bezogen wurde und vom 27. September, dem Jahrestage der Vermählung, anJohanna schreibt zwar im Tagebuche: im 8ber, aber Goethe's Brief an Frau v. Stein I. 247 ist vom 28. Sept. datiert.) Goethe und Wedel so wie den Herzog selbst auf ihrer Schweizer Reise einige Tage beherbergte. Schlosser selbst äußert sich am 14. Oktober über den Besuch sehr befriedigt (an Merck Wagner b S. 171), und Goethe's Brief aus Luzern (Nr. 50) ist nicht minder herzlich. Später lockerte sich das Verhältniß; im December 1792 sucht Jacobi Johannens Urtheil über Goethe zu berichtigen.Zöppritz, aus F. H. Jacobi's Nachlaß I, S. 165 ff.) Sie hatte ihn einer Verachtung gegen Schlosser beschuldigt, seinen Stolz und das Alcibiadische in seinem Wesen getadelt; wahrscheinlich war etwas Verdruß darüber, daß er sie nicht in Karlsruhe besucht hatte, mit im Spiel. Indessen blieb Goethe seinem Schwager und der Familie zugethan. Mit Schlosser, schreibt er an Jacobi 11. August 1793 (Nr. 83) habe er »in Heidelberg einige glückliche Tage« zugebracht; gelegentlich schrieb er an ihn, so wie an seine Nichte und ihren Gemahl Nicolovius, und nach ihrem Tode richtete er an den Wittwer am 29, Oktober 1811 einen schönen Trostbrief (vgl. A. Nicolovius, J. G. Schlossers Leben 1844, und Denkschrift auf G. Nicolovius 1841). Auch über Johannens Sohn Eduard äußert er sich am 23. November 1801 (an Jacobi Nr. 108) mit vieler Theilnahme.

Mit der Frau Rath dauerte der briefliche Verkehr Johannens fort (Zöppritz II, S. 161); diese beschenkte und bewirthete die KinderMme est une excellente mère pour tous ses enfans (Merk 1786 Wagner c S. 105).), und ihren Tod unterstreicht das Tagebuch »Tod der Frau Rath Goethe 13. Sept. 1808.« Goethe selbst sah Johanna nicht wieder, und ganz entrüstet bezeigt sich Helene Jacobi am 19. Aug. 1815 (Zöppritz II, 169), daß Goethe, »der sich in Cölln aufhielt, alles zu besehen und sich mit alten Steinen und Gemäuer abzugeben, nicht auch einige Schritte weiter that, in Düsseldorf die alte Freundin aufzusuchen.«

Ihre Mutter verlor Johanna bald nach einem Besuche in Frankfurt, Ende September 1780, am 16. November desselben Jahres; zur Ordnung des Nachlasses kehrten die Eheleute Ende des Monats nach Frankfurt zurück, und bei dieser Gelegenheit sandten sie an Goethe die beiden Elzheimer »aus der Falmer'schen Verlassenschaft«, welche er am 18. Februar 1781 dem Herzog schenkte (Wagner b S. 180). Dann reisten Schlossers nach dem Tode ihrer im September 1787 besuchten Mutter von Karlsruhe, wohin sie im Jahre 1787 versetzt waren, im November 1789 wieder nach Frankfurt, flüchteten, nachdem Schlosser im Jahre 1791 seine Entlassung aus dem Badischen Staatsdienste erhalten hatte, im Jahre 1794 nach Ansbach, wo sie bei Pfarrer Roth wohnten, im Jahre 1796 nach Eutin. Dort überraschte sie am 18. Juni 1798 Schlossers Berufung als Syndicus nach Frankfurt. Am 10. November 1798 kamen sie in Frankfurt an; schon am 13. October 1799 starb Schlosser, durch die unglücklichen Schicksale seiner von den Franzosen besetzten Vaterstadt und persönliche Drangsale gebeugt.

Johannens Stieftochter Luise, Goethe's Nichte, heirathete am 5. Juni 1795 Nicolovius; sie starb am 28. Februar 1811. Von ihren eigenen Kindern mußte sie ihren geliebten Sohn Eduard, geb, 29. Januar 1784, frühe verlieren. Am 26. März 1807 raffte ihn, der als Oberchirurg bei den preußischen Lazarethen angestellt war, ein Fieber, das er sich in Ausübung seiner Pflicht zugezogen hatte, in Königsberg dahin: »Gewaltigster schrecklichster Tag meines Lebens« ruft sie nach Empfang der Todesbotschaft am 17. April aus. Ihre ältere Tochter Henriette, geb. am 7. September 1781, machte den Abend ihres Lebens zu einem glücklichen. Während eines zehntägigen Besuchs in Ehringhausen, wohin sie im August 1808 von einem Godesberger Badeaufenthalt gereist war, lernte sie David Hasenclever kennen; er kam im Februar 1809 nach Frankfurt und verlobte sich mit Henrietten am 9. April. Bald nach der Hochzeit (27. Juni) folgte die hocherfreute Mutter den Neuvermählten am 20. August und verlebte von dieser Zeit an in Düsseldorf, wohin sie ihren Wohnsitz verlegt hatte, in der Nähe ihrer Kinder und einer fröhlichen Enkelschaar bis zu ihrem am 31. October 1821 erfolgten Tode lange Jahre reinen Glücks. Eine der letzten Aufzeichnungen des Tagebuchs erwähnt den Tod ihres ältesten Freundes, den sie im Jahre 1806 in München besucht hatte. Am 10. März 1819: »Heute starb mein brüderlicher, schon bey meiner Geburt in meiner Wiege mich begrüßender Gespiele und Freund durchs ganze Leben Friedr. Heinr. Jacobi in seinem 77ten, meinem 75ten Jahre.«

Das beigefügte Bild dieser »vortrefflichen Person«, wie sie nach persönlichem Umgange Fr. Noth M. H. Jacobi's auserlesener Briefwechsel I, S. 148) mit Recht nennt, stellt die Züge ihres Alters dar; für ihren Geist und Charakter bürgt die Verehrung ihrer bedeutenden Zeitgenossen.

Goethe's Briefe bestehen zum Theil aus geränderten Zetteln in Octavformat. Die in die Queere geschriebenen gleichen dem zweiten Facsimile, welches den Briefen an Lavater beigefügt ist, genau. Sie sind in Frankfurt selbst abgesandt und von Johannen in einem Umschlage, mit der Ueberschrift: »Billets von Göthe von den 70. Jahren (als wir beyde uns in Franckf. befanden)« aufbewahrt, auch nummeriert. Im Innern des Umschlags ist Goethe's Gedicht »den Männern zu zeigen« abgeschrieben. Ob es »die Knaben alle« sind, weiß ich nicht, indessen scheint keine erhebliche Lücke vorhanden zu sein.

Zwischen diese Billets sind die von Goethe 1773/74 nach Düsseldorf auf verschiedenem Papier und in verschiedenem Format geschriebenen Briefe eingereiht.

Dazu kommen die von der Schweizerreise 1775 stammenden Briefe, und die nach der Rückkehr sowie von Weimar aus geschickten Briefe und Octavzettel. Erstere sind ebenfalls in verschiedenem Papier und Format. Die Zettel sind ebenfalls gerändert, das Papier aber schlägt durch,Wie in dem Briefe Goethe's an seine Mutter Nr. 35. und die Schrift geht der Länge nach, wie auf dem ersten Facsimile der Briefe an Lavater. Sie waren anders und neu nummeriert.

Einige der Frankfurter Zettel tragen von Johannens Hand die Bemerkung: »Schiks wieder«; wahrscheinlich waren sie Jacobi mitgetheilt worden.

Diese Nummern, welche, soweit sie sich fanden, in Klammern beigefügt werden, haben die Ordnung der Briefe erleichtert; sie begreifen drei Serien, in Frankfurt, von der Reise, aus Weimar. Im Uebrigen hat die Ordnung der mit fortlaufenden Nummern von mir versehenen Briefe muthmaßlich gegeben werden müssen. »Gedankenlos« (um einen Düntzer'schen Ausdruck zu gebrauchen) ist es nicht geschehen; Irrthümer mögen Kundigere verbessern.

Die größere Zahl befindet sich in den Händen der Wittwe von Johannens Enkel, Frau Ernst Hasenclever geb. Vezin in Ehringhausen, welche ihren vollen Werth erkannte; durch ihre Vermittlung ist es gelungen, auch von den übrigen Verwandten Abschriften der an sie gelangten Stücke zu erhalten. Den vom 23. Novbr. 1773 (Nr. 6) datierten besitzt Hr. Pastor Mönkeberg in Hamburg, die übrigen Frau Consul Schroeder in Triest, welche die Güte gehabt hat, über Format und Papier genauere Mittheilungen zu machen. Ein Brief vom 16. Nov. 1779, welcher im Jahre 1871 von Frau Hasenclever zu einer Verloosung zum Besten der Verwundeten hergegeben wurde, ist in die ausgesuchte Autographensammlung meines verehrten Collegen, Hr. Direktors v. Halm in München, gelangt, welcher mit zuvorkommender Güte mir das Original zeigte und eine genaue Abschrift verfertigte. Ein Brief endlich ist in Goethe's Briefwechsel mit Jacobi S. 24 abgedruckt und wahrscheinlich im Besitz der Jacobi'schen Erben. Diejenigen Briefe, welche ich nicht selbst gesehen habe, sind mit einem Stern bezeichnet; die Ehringhäuser Briefe habe ich im August d. J. als Gast der Besitzerin selbst abgeschrieben.


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