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DRITTES BUCH

Von welchen wundern lacht die morgen-erde
Als wär ihr erster tag? Erstauntes singen
Von neuerwachten welten trägt der wind
Verändert sieht der alten berge form
Und wie im kindheit-garten schaukeln blühten ..
Der strom besprengt die ufer und es schlang
Sein zitternd silber allen staub der jahre
Die schöpfung schauert wie im stand der gnade.
Kein gänger kommt des weges dessen haupt
Nicht ein ungewusste hoheit schmücke.
Ein breites licht ist übers land ergossen ..
Heil allen die in seinen strahlen gehn!

 

Dies ist reich des Geistes: abglanz
Meines reiches · hof und hain.
Neugestaltet ungeboren
Wird hier jeder: ort der wiege
Heimat bleibt ein märchenklang.
Durch die sendung durch den segen
Tauscht ihr sippe stand und namen
Väter mütter sind nicht mehr ..
Aus der sohnschaft · der erlosten ·
Kür ich meine herrn der welt.

 

Wer je die flamme umschritt
Bleibe der flamme trabant!
Wie er auch wandert und kreist:
Wo noch ihr schein ihn erreicht
Irrt er zu weit nie vom ziel.
Nur wenn sein blick sie verlor
Eigener schimmer ihn trügt:
Fehlt ihm der mitte gesetz
Treibt er zerstiebend ins all.

 

Neuen adel den ihr suchet
Führt nicht her von schild und krone!
Aller stufen halter tragen
Gleich den feilen blick der sinne
Gleich den rohen blick der spähe ..
Stammlos wachsen im gewühle
Seltne sprossen eignen ranges
Und ihr kennt die mitgeburten
An den augen wahrer glut.

 

Mit den frauen fremder ordnung
Sollt ihr nicht den leib beflecken
Harret! Lasset pfau bei affe!
Dort am see wirkt die Wellede
Weckt den mädchen tote kunde:
Weibes eigenstes geheimnis.
Nach den urbestimmten bräuchen
Eint sie euch den reifen schoossen
Euren samen wert zu tragen.

 

Durch die gärten lispeln zitternd
Grau und gold des späten tags.
Irr-gestalt wischt sich versonnen
Sommerfäden aus der stirne
Wehmut flötet .. dort in häusern
Bunte klänge laden schmeichelnd
Saugen süss die seele .. Eilet!
Alles dies ist herbstgesang.
Stimme die in euch erklungen
Heischt nicht greift noch welken glanz.

 

Da zur begehung an des freundes arm
Ihr in geweihtes haus geleitet waret
Sprachlos erschüttert eure kniee beugtet
Im kern ergriffen an ein all euch gabet:
Da brach die alte not – euch ward ein Sinn ..
Ihr richtet euch empor in stolz und freude
Nicht nur am haupt: am ganzen leibe strahlend ..
Ein herz voll liebe dringt in alle wesen
Ein herz voll eifer strebt in jede höhe
Und heilig nüchtern hebt der taglauf an.

 

Ihr seid bekenner mit all-offnem blick
Opfrer bekränzt das freie haar im wind
Den besten gleich im regen spiel der glieder ..
Elend sind sie die eures bandes spotten
Die auf euch starren und in eignen fesseln
Sich lieber quälen als dem sprenger danken ..
Der bangste zwang nicht freiheit ist ihr zweifeln
Und missform müdigkeit und lähme .. Glaube
Ist kraft von blut ist kraft des schönen lebens.

 

Vor dem glanz der stetigen sterne
Wandelt tag und nacht der völker
Wie der geister wuchs und dürre –
Gilt das gleiche schlaf und wache.
Irdisch glorreichste verbände
Lockert satz von ebb und flut ...
Uns bedrückt nicht solches wissen
Unser jahr ist uns die grenze
Unser licht die glut im ringe
Und ihr dienst uns ziel und glück.

 

Wir schaun nicht mehr auf landes starre
Den wald von giftigem wind ergraut
Den grund geborsten durch die darre
Das fahl-gebrannte gras und kraut.
Auf höhen ward ein quell entspündet
Und frische inseln blühn versteckt:
Das neue wort von dir verkündet
Das neue volk von dir erweckt.

 

Auf neue tafeln schreibt der neue stand:
Lasst greise des erworbnen guts sich freuen
Das ferne wettern reicht nicht an ihr ohr.
Doch alle jugend sollt ihr sklaven nennen
Die heut mit weichen klängen sich betäubt
Mit rosenketten überm abgrund tändelt.
Ihr sollt das morsche aus dem munde spein
Ihr sollt den dolch im lorbeerstrausse tragen
Gemäss in schritt und klang der nahen Wal.

 

Was euch betraf ist euch das band aus erz ..
Hat euch ein wahn umstrickt und ihr wacht auf
Und könnt dem licht nicht frank entgegensehn:
So lernt von helden euch ins schwert zu stürzen.
Habt ihr im kleinen gegen euresgleichen
Gefehlt – so geht und sühnet stumm mit tat
Dann kommt zurück: ihr habt kein recht in zwein
Würde zu schänden und hervorzulocken
Brennende scham auf eures bruders stirn ..
Verzeihung heischen und verzeihn ist greuel.

 

So will der fug: von aussen kommt kein feind ..
Wird er bedurft müsst ihr aus euch ihn schaffen
Im gegenstoss versieht er seinen dienst.
Er ist ein blendling er verstellt verrenkt
Er schärft die waffen spornst die guten kräfte
Bringt nötige gifte mit verhasstem tun.
Den fremden schadern aber ruft getrost:
Hemmt uns! untilgbar ist das wort das blüht.
Hört uns! nehmt an! trotz eurer gunst: es blüht –
Übt an uns mord und reicher blüht was blüht!

 

Ein wissen gleich für alle heisst betrug.
Drei sind des wissens grade. Eines steigt
Aus dumpfer menge ahndung: keim und brut
In alle wache rege eures stamms.
Das zweite bringt der zeiten buch und schule.
Das dritte führt nur durch der weihe tor.
Drei sind der wisser stufen. Nur der wahn
Meint dass er die durchspringt: geburt und leib.
Die andre gleichen zwangs ist schaun und fassen.
Die lezte kennt nur wen der gott beschlief.

 

Die weltzeit die wir kennen schuf der geist
Der immer mann ist: ehrt das weib im stoffe ..
Er ist kein mindres heiligtum. Das weib
Gebiert das tier · Der mann schafft mann und weib
Verrucht und gut ist es aus eurer rippe.
Rührt nicht an sein geheimnis: ordnend innen
Ist es am markte ungesetz und frevel.
Wie in der Bücher Buch spricht der Gesalbte
An jeder wendewelt: ›Ich bin gekommen
Des weibes werke aufzulösen.‹

 

Trifft euch einer von den siedlern
Die in öden einsam sinnen
Hager mit zerzaustem haare
Rät er als der weisheit kern
Schau auf Eins das alles wäre
Um aufs Nichts euch zu bereiten –
Gebt als antwort: nie benötet
Wer sein herz nie weggeworfen
Leibes furcht und erden-reue.

 

Brich nun unsrer lippe siegel
Sag dass wir die rune lösen
Vor dem volk das hungernd ruft ..
›Täuscht euch nicht mit jenen blöden
Die nur auf die lösung lauern
Um der rune kraft zu brechen
Sie besudelt zu verscharren
Und noch ärger zu verarmen –
Nur der meister weiss den tag.

 

Nennst du dich täuscher für ein ganz geschlecht
Das blinzt nicht sieht · nicht fühlt nur zuckt und schüttert
Was wird erst sein wenn viele einst erstehn
Verführend gleissen: kommt! wir sind der weg!
›Hier dient euch mein vermächtnis: denn ich gab
Euch für das hirn das trügt das wahre auge!
Antlitz und wuchs weist euch den Echten aus.
Er prägt bereits im ersten siebenjahr
Wann innen licht uns wird der herrschaft abbild
Und trägt der kürung merkmal aufgeküsst.

 

Hier schliesst das tor: schickt unbereite fort.
Tödlich kann lehre sein dem der nicht fasset.
Bild ton und reigen halten sie behütet
Mund nur an mund geht sie als weisung weiter
Von deren fülle keins heut reden darf ..
Beim ersten schwur erfuhrt ihr wo man schweige
Ja deutlichsten verheisser wort für wort
Der welt die ihr geschaut und schauen werdet
Den hehren Ahnen soll noch scheu nicht nennen.

 

So weit eröffne sich geheime kunde
Dass vollzahl mehr gilt als der teile tucht
Dass neues wesen vorbricht durch die runde
Und steigert jeden einzelgliedes wucht:
Aus diesem liebesring dem nichts entfalle
Holt kraft sich jeder neue Tempeleis
Und seine eigne – grössre – schiesst in alle
Und flutet wieder rückwärts in den kreis.

 

Ihr seid die gründung wie ich jetzt euch preise
Wie jeder ist mit sich mit mir mit jedem:
Betrieb der pflicht und drang an frommes herz.
Ihr seid die Widmenden ihr tragt das reich
So ganz wie ungewusst auf andrem stern
Bald vor- bald nachher irdischer auftritt spielt.
Fleht nicht um schnellern zuwachs grössrer macht:
Die krönungszahl birgt jede möglichkeit ..
Das in ihr Tuende tut die allheit bald
Und was ihr heut nicht leben könnt wird nie.

 

Wer schauen durfte bis hinab zum grund
Trägt ein gefeiter heim zu aller wohl
Den zauber als Begehung und als Bild.
Bringt er nur zeichen: tilgt er sie und sich
Ein übersichtiger dem ein auge fehlt.
Keiner der wahre weisheit sah verriet:
Die menschen grifffe lähmendes entsetzen
Den mutigsten vereiste blut und same
Sie brächen nieder wenn vor ihrem blick
Das Andre grausam schreckhaft sich erhübe.

 

Als nach der seligen erweckung frist
Du von mir gingest – über meinem dach
Ich einen goldnen stern mir winken sah
Mir erstem ganz Gewandelten vom geiste:
Da stelltest du die wahl noch einer frage
Da schwankt ich erst dann neigt ich mich: ›Vergieb!
Wer höchstes lebte braucht die deutung nicht
Wir wären du wenn wir dich ganz erfasst –
Du gabst genug mir welten zu bewegen:
Den fussbreit festen grund worauf ich stehen.

 

Ich liess mich von den schulen krönen
Sie hielten wert mich ihrer würde ..
Die zeit der einfalt ist nicht mehr.
Dann kam der anfang echter lehre:
In kenntnis kennen dass sie feil –
Ein weiser ist nur wer vom gott aus weiss.
Durchs heilige feld komm ich geschritten
Mit dir dem heiligen ziele zu..
Im einklang fühl ich keim und welke
Mein leben seh ich als ein glück.

 

Wer soll dich anders wünschen wenn du so
Dein haupt mit lächeln senkst und schwank dich drehst
Zu volle blume auf zu zartem halme?
Wer gönnte dir nicht licht und linde luft?
Und dennoch wisse: lebst du für den tag
Wo heilsam ungewitter dir den rest
Von asche stäubt aus deinem goldnen haar ..
›Sprecht nicht zu streng vom schwachen der sich trennte
Erinnert euch wie ihr mir freundlich tatet
Ich war ein blondes wunder euch – nichts mehr.

 

Denk nicht zuviel von dem was keiner weiss!
Unhebbar ist der lebenbilder sinn:
Der wildschwan den du schossest den im hof
Du kurz noch hieltest mit zerbrochnem flügel
Er mahnte – sagtest du – an fernes wesen
Verwandtes dir das du in ihm vernichtet.
Er siechte ohne dank für deine pflege
Und ohne groll .. doch als sein ende kam
Schalt dich sein brechend auge dass du ihn
Um-triebst in einen neuen kreis der dinge.

 

Du trugst in holder scham die stirn gesenkt
Ich ahnte wo dein buch im dunkeln liess:
Wann geist wann leib bestimmt der Sinn .. dir weist
Allein was achse ist was rollend rad ·
Wandelnd und bleibend heil · lebendige hand.
Damals beim mahl griff dich des mahles herr:
In seiner lohenden entzückung schwall
Und in der inbrunst lang gestauten glücks
Versank nicht nur der geist – es schwieg der leib
Als spät du auf mein lager kamst geschlichen.

 

Spruch und ratschlag freund und lehrer
Liessen hilflos mich am weg ..
Du vernahmst den schrei der jugend
Wurdest fürsprech meines werts
Bis mein zart und kostbar wachstum
Fall-bedroht – zum kampf erstarkt.
Drum hab ich mich dir verschrieben
Sende mich von pol zu pol
Deinen feind lass mich erschlagen
Nimm zu deinem werk mein blut.

 

Entlassen seid ihr aus dem innern raum
Der zelle für den kern geballter kräfte
Und trächtiger schauer in das weite land.
Aus jedes aug erriet sich hier sein grad
Aus jedes form die art zukünftigen wagens
Ihr seid im gang getrennt im zweck gesellt.
Euch kreist im blut dreifacher wein der liebe
Die starken heute sind die gestern schönen
Gediehn durch überschattung des Erweckers
Des kraft euch stählt des lächeln euch beglänzt.

 

Nachdem der kampf gekämpft das feld gewonnen
Der boden wieder schwoll für frische saat
Mit kränzen heimwärts zogen mann und maat:
Hat schon im schönsten gau das fest begonnen
Wo zu der huldigung von flöt und horn
Von aller farbe sang und tanz umschlungen
Von aller frucht und blüte duft umdrungen
Das heilige Loblied steigt: der ewige born.

 


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