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Die hier wiedergegebene Handschrift des Testaments Friedrichs des Großen bildete ursprünglich einen Bestandteil des vormaligen Archivkabinetts. Als Friedrich Wilhelm IV, das Hausarchiv gründete, überwies er dieser Sammelstelle für ausgesprochene Familienurkunden des hohenzollernschen Hauses auch Friedrichs II. Testament von 1769, und in diesem vormals königlichen Hausarchiv wird es noch heute aufbewahrt. Der Verlag ist der Leitung des Archivs zu aufrichtigem Dank für das verständnisvolle Entgegenkommen verpflichtet, ohne das eine Wiedergabe unmöglich gewesen wäre. Vollständig erscheint das Testament hier zum ersten Male in Faksimile. Auch die große, im Auftrage König Friedrich Wilhelms IV. veranstaltete und mit Zeichnungen Menzels geschmückte Ausgabe der Werke Friedrichs enthält nur eine Wiedergabe des Anfangs und des Schlusses, so gut wie es der damals noch nicht weit fortgeschrittenen Technik der Vervielfältigung möglich war. Dem Verlag kam es darauf an, die kostbare Urkunde mit urkundlicher Treue zu reproduzieren. Der Photograph Zeisig in Perleberg, einer der besten Urkundenphotographen und einer der kundigsten Siegelsammler, unternahm es, im Archiv selbst die Handschrift und das Siegel aufzunehmen. Als der Verlag dann den Entschluß faßte, zum Besten der Treue der Wiedergabe das kostbarste und zuverlässigste Verfahren des Lichtdrucks zu wählen, mußte die Handschrift unter der Aufsicht eines Beamten des Archivs in die Graphische Kunstanstalt Ganymed gebracht werden. Dort ist die Reproduktion hergestellt und gedruckt worden.
Die Handschrift selber verrät, daß der König sich Mühe gegeben hat, deutlich, unmißverständlich zu schreiben. Seine Feder ist sonst flüssiger, seine Schriftzüge weniger gut leserlich als hier. Wir hoffen, daß es die Vortrefflichkeit der Wiedergabe jedem Leser ermöglichen wird, mit Hilfe der Übersetzung das Original zu vergleichen. Es ist – auch darauf sei hingewiesen – auf einen vorschriftsmäßigen preußischen Stempelbogen für acht Gute Groschen (d. s. eine Mark) niedergeschrieben worden.
So wenig feierlich der äußere Eindruck des Testamentes ist, denn nur Stempel und Siegel geben ihm den Charakter der Urkunde, und es fehlen die prunkenden Kopftitel sowie Unterschriften und Siegel von Zeugen, wie das sonst bei fürstlichen Testamenten Sitte war – dennoch hat der König dafür gesorgt, daß die Urkunde ordentlich verwahrt wurde, wie es ihrer Bedeutung und seiner Auffassung von der Pflicht des königlichen Bürgers entsprach. Am zweiten Tage nach der Niederschrift seines letzten Willens ließ er durch den Geheimen Staats- und Kabinettsminister Grafen v. Finckenstein die beiden Justizminister v. Fürst und v. Dorville sowie den Geheimen Kabinettsrat Coeper zu sich kommen, um ihnen in eigener Person das Testament zu übergeben. Er hatte selbst auf den mit seinem Petschaft verschlossenen Umschlag die Worte geschrieben: » Cette enveloppe contient mon testament fait le 9. Janvier 1769. Federic.« Die Herren übernahmen das Testament, begaben sich in die Wohnung des Staatskanzlers v. Fürst und übergaben es dort dem Kriegsrat Diestel, der es gegen Quittung in amtliche Verwahrung nahm. Der Bilderschmuck des kleinen Buchs ist der von Adolph Menzel illustrierten »Geschichte Friedrichs des Großen« von Franz Kugler entnommen. Das Titelbild zeigt die Gruft in der Garnisonkirche zu Potsdam. Von den anderen Zeichnungen bedürfen noch zwei einer knappen Erläuterung. Die Flora, die der König von seinem Studierzimmer in Sanssouci aus sehen konnte, bedeckte den Eingang zu der im Testament erwähnten Gruft. Zu einem Freunde soll er, auf sie deutend, gesagt haben: »Wenn ich dort bin, werde ich ohne Sorge sein ( Quand je serai là, je serai sans souci)!« Mit dem Schlußstück auf Seite 32 illustriert Menzel aufs geistreichste die Bemerkung eines englischen Gesandten über den König: »Das Herz des Königs ist deutsch, ungeachtet der französischen Verzierungen, welche auf der Oberfläche erscheinen.« Dieses deutsche Herz eines großen Mannes enthüllt sich auch auf den wenigen Blättern dieses Testaments.