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Der Apfel und das Feigenblatt, das sind die zwei Symbole, die uns ein Gott gegeben hat zum Weh und teils zum Wohle. Durch Apfel und das Feigenblatt Der Apfel und das Feigenblatt Die beiden Dinge sind antik, Der Apfel ist nebst Feigenblatt Der Apfel und das Feigenblatt, Der Apfel und das Feigenblatt, Dem Herrn sei Lob und Preis und Dank, |
Ich schlürfe die Liebe wie Sekt aus dem Glas, ich verzehr' mich, ernähr' mich durch Liebe. Ich bin halt ein Vamp, ein papierenes Aas, ich liebe die kitschige Liebe. Ich brauch' Zigaretten, rotes Licht am Kamin, ein Pyjama, exotisch geschnitten, ein Eisbärenfell und Schallplattolin. Zur Liebe brauch' ich Requisiten. Und sonst gar nichts. Männer umschwirrn mich – wie Motten ums Licht, |
Es ist ganz gleich, ob Preuße oder Schwabe. Verstehen und Verzeihen heißt das menschlichste Gebot. Jedweder Mensch hat etwas Kot an seinem Stabe, doch einer streicht's dem andern sanft aufs Butterbrot. |
Holt man ein Schwein vom Stall zur Beletage und wickelt es in Samt und Seide ein und bindet eine Maske ihm vor die Visage, an seinem Ringelschwanz erkennt man doch das Schwein. |
Es ist so schön, im Frühling wohlzuriechen, obwohl ich sonst kein großer Lüstling bin. Ich wollte meinem Herrn Direktor in den Hintern kriechen, doch leider saßen schon ein Dutzend Prominente drin. |
Am Montag fängt die Woche an. Am Montag ruht der brave Mann, das taten unsre Ahnen schon. Wir halten streng auf Tradition. Am Dienstag hält man mit sich Rat. Am Mittwoch faßt man den Entschluß: Am Donnerstag faßt man den Plan: Am Freitag geht von alters her, Am Samstag ist das Wochen-End, Am Sonntag möcht' man so viel tun. |
An der Quelle sitzt der Knabe, und der Hund sitzt auf der Schwelle. Auf dem Baume sitzt der Rabe, droben sitzet die Kapelle. An dem Halse sitzt der Kragen, an dem Fuße sitzt der Schuh, und mir sitzt ein Schreck im Magen: Warte nur – bald sitzt auch du. |
Hei – wie ihr Bauch sich lichterloh gen Himmel schwingt, Jedweder Zoll an ihm ist orientalisch. Ha – wie der Nabel schelmisch um die Ecke blinkt, er wirbelt rhythmisch, bachanalisch, musikalisch. Es dünkt dich schier wie eine Mär aus tausend-eine Nacht, wenn dieser Bauch im Abendwinde schaukelt. Wenn dieser Nabel seine tollen Sprünge macht, ist es, wie wenn dich eitel Frühlingsföhn umgaukelt. Es rauscht und raschelt auf- und niederwärts, nach vorn und hint', inmitten Perlen, Straß und Flittern. Ja, dieser Bauch, fürwahr, der greift ans Herz. Gleich Espenlaub fühlt man die Nerven zittern. Ereilt die Tänzerin dereinst das Ehelos, dann ruht sie aus nach Wetter, Sturm und Hagel. Sie legt die Beinchen selbstgefällig in den Schoß, den müden Bauch hängt sie dann an den Nagel. Der Nabel schleußt das matte Auge zu, dann hat der Bauch und die Reserve Ruh. |
Ein altes Prinzip sagte zu seinem Reiter: »Steig ab, o Herr. Ich kann nicht mehr weiter. Verschone mich endlich. Es wäre mir lieb, du suchtest dir ein neues, beßres Prinzip.« Der Reiter aber meinte mit ernstem Gesicht: »Schon aus reinem Prinzip geht so was nicht. Ich reite dich weiter – ganz einerlei – und sei es – bis in die Abdeckerei. Meine Prinzipien sind prinzipiell bis auf die Knochen – bis auf das Fell.« So sprach der Reiter zu seinem Prinzip, gab ihm die Sporen und auch einen Hieb. Prinzip ist Prinzip – ganz unbestritten. So werden Prinzipien zu Tode geritten. Aber was ein richtiger Prinzipienreiter ist, der wirft selbst ein totes Prinzip nicht auf den Mist. O nein – er läßt es gerben und stopft es aus und reitet es als Steckenpferdchen nach Haus. Ja, wozu wären sonst die Prinzipien da? O, Santa Konsequentia. – |
Ein armer Narr, der sich vermißt, der Dummheit Oberflächen zu ergründen. Die allergrößte Klugheit ist: sich mit der allergrößten Dummheit abzufinden. |
Der Mensch soll stets auf Gott vertrauen und soll sich hüten vor den Flauen und vor den Unbeständigen und Hundertzehnprozentigen. |
Im Stalle schaukelt Mutter Ziege die kleinen Lämmlein in der Wiege. Sie stillt sie, legt sie sanft zur Ruh und blökt ein Schlummerlied dazu. Von abends spat bis früh zum Morgen muß sie die Kleinen treu besorgen. Der Ziegenbock steht nebenan und denkt bei sich als Ehemann: Was gehn den Bock die Lämmer an? – |
Der Sommer färbt die Äpfel rot, die Trauben und die Beeren. Der Mohn in Farbenflammen loht, sein Leuchten zu entzünden droht die strahlend gelben Ähren. Nur Farbenpracht, wohin man schaut, Der Maulwurf in der Erde gräbt, Es findet jeder, wie er kann, |
Es starb E. T. A. Hoffmann und Napoleon, es starb der junge Mozart und der alte Blücher, es starb der Große Kurfürst und Pipin des Kleinen Sohn, kurzum: man ist sich seines Lebens nicht mehr sicher. |
Man soll im Leben stets nach oben trachten und darf dabei das Unten nicht verachten. Es muß ein Oben und ein Unten geben. Der klügste Kopf kann ohne Gegenteil nicht leben. |
Auf diesem schönen Erdenrund ist jedes Ding an seinem Platz. Der Hundekorb ist für den Hund, der Völkerbund ist für die Katz. |
Ich hab' ein kleines Wetterhaus, da geht ein Ehepaar ein und aus. Doch sieht man beide nie zu zwei'n, ein jeder geht für sich allein. Bei schönem Wetter kommt sie raus aus ihrem kleinen Wetterhaus. Das ärgert ihn, drum bleibt er drin. Wenn's regnet, geht sie wieder rin. Erst wenn sie drin ist, kommt er raus aus seinem kleinen Wetterhaus. Das ärgert sie – drum bleibt sie drin. Wenn's schön wird – geht er wieder rin. Erst wenn er drin ist – kommt sie raus aus ihrem kleinen Wetterhaus. Das ärgert ihn – er kommt in Wut. Sie geht rein – wenn es regnen tut. Erst wenn sie drin ist – kommt er raus aus seinem kleinen Wetterhaus. Das ärgert sie – sie ist ergrimmt. Er geht rein, wenn das Sönnchen kimmt. So geht es nun tagein, tagaus, sie raus – er rein – er rein – sie raus. Einmal kommt er – einmal kommt sie, das nennt man Eheharmonie. Somit wär' die Geschichte aus vom Ehepaar im Wetterhaus. |
Freunde, die Sonne scheint, lasset uns trinken, hebet die Becher und führt sie zum Mund. Seht, wie die Strahlen im Wein lieblich blinken, Sonne ist immer ein triftiger Grund. Trinket den goldnen Wein, trinket den Sonnenschein. Rund ist die Erde, die Erde ist rund. Freunde, die Sonne scheint, das ist ein Grund. Freunde, der Regen fällt, lasset uns trinken. Freunde, bald schneit es, drum lasset uns trinken, |
Man sitzt am Straßenrand auf einem Kilometerstein und läßt die andern stolz vorüberschreiten. Man sieht sie latschen, hinken, stolpern oder gleiten, und jeder möcht' gern etwas mehr und schneller als der andre sein. Die Kleinen buffen sich nach vorwärts, grob und ungezogen, in ihrem Tun liegt – wenn auch – aber Ehrlichkeit. Die Großen machen sich mit satter Würde breit und schieben sich nach vorn mit eleganten Ellenbogen. Man sieht die Kleinen groß – die Großen wieder klein und langsam häßlich werden. Der ständige Wettkreislauf auf Erden ist immer gleich – und immer wieder interessant. Man sitzt am Straßenrand, schaut ihnen nach – und lächelt hinterdrein. |
Ein Seufzer schwebte ganz allein hoch über einem Birkenhain. Der Seufzer seufzte tief und schwer: »O weh, o weh, es quält mich sehr, daß ich ein männlicher Seufz-er. Ich wünsche Seelensympathie mit einer weiblichen Seufz-sie.« Der Seufzer war so intensiv, daß er sein Weib ins Leben rief. Bevor der Mond am Himmel hing, der Seufz-er die Seufz-sie umfing. Er herzte sie und küßte sie: »Du meine einzige Seufz-sie.« Sie seufzten glücklich alle zwei, ach, war das eine Seufzerei. Sie gingen ineinander auf, und, siehe da – am Morgen drauf thront auf der Birke als Prinzeß ein kleines, winziges Seufz-es. Es tönte lieblich durch den Mai jetzt die Familienseufzerei wie ein gefühlsharmonisches Konzert von Seufz-er, -sie und -es. So war es – so wird's immer sein: Ein Seufzer kommt niemals allein. |
Deutsche Frau, betrage dich, wie es sich gezieme. Deutsche Hausfrau: Rauche nicht. Deutsche Dame: Prieme. |
Man schafft so gern sich Sorg und Müh und sucht nach Dornen unverdrossen. Ich fand im Leben alles, nur eines fand ich nie, und zwar: ein Negerweib mit Sommersprossen. |
Wenn dich mal eine Mücke sticht, dann treib sie weg und groll ihr nicht. Wenn jemand Böses von dir spricht, dann dreh dich um und hör es nicht. Sticht eine Wanze dich zu Haus, dann räuchre deine Betten aus. |
Der Himmel zieht die Stirne kraus, er ist so bleich und blaß. Der Himmel schaut so wütend aus. Mir scheint, er muß einmal hinaus. Paß auf – er macht uns naß. Die ersten Tropfen fallen schon. Von oben feucht, von unten feucht, O, grolle nicht und schmolle nicht Sieh dort die Regenbogenpracht, |
Sie lagen hinterm Gartenzaun und waren lieblich anzuschaun, fürwahr, ein Pärchen wundervoll, die Gurke Knill und Kürbis Knoll. Er schielte schon seit langer Zeit verliebt hin zu der Gurkenmaid und brachte ihr ein Ständchen still: »Dein ist mein Herz, geliebte Knill.« Sie aber sagt mit stolzem Blick: »Nee, nee, Sie sind mir viel zu dick. Verehrter Herr, Sie sind wohl toll. Das Fett muß weg, mein lieber Knoll.« Er grämte sich und härmte sich und schwärmte innigminniglich. Er schwoll und schwoll noch Zoll um Zoll. Schwermütig weinte Kürbis Knoll. Doch nach und nach und mit der Zeit ward aus der schlanken Gurkenmaid ein ganz verschrobenes Idyll, und Runzeln kriegte Fräulein Knill. So kam denn auch im Lauf der Zeit der Ausgleich der Gerechtigkeit. Sie wölbte sich und wurde krumm, und Wärzlein wuchsen ringsherum. Die Warzen wuchsen schnell heran und an den Warzen Borsten dran. Auch Falten kämen ebenso vorn an der Nase und am Po. In einer lauen Sommernacht ihr Hochmut ward zu Fall gebracht. Sie seufzt: »Wenn du noch willst – ich will.« Da grinste Knoll, es schmollte Knill. Der dicke Kürbis neckte sie: »Schön siehste aus, du Borstenvieh. Das kommt davon, siehst du, mein Gold. Warum hast du nicht längst gewollt?« Sie schlug verschämt die Augen zu und lispelt: »Ach, du Loser, du.« Bald färbt der Herbst die Blätter braun, und es wird still am Gartenzaun. Der Gärtner pflückt die Körbe voll, er pflückte Knill und auch den Knoll. Nun schwelgen beide, Kopf an Kopf, vereint im großen Einmachtopf, in Zucker, Essig, Öl und Dill, sowohl der Knoll wie auch die Knill. So geht es auch im Leben oft: Was man erwünscht und was man hofft, das kommt so –wie es kommen soll, genau wie hier bei Knill und Knoll. Die Schönheit schwindet mit der Zeit. Die Liebe währt in Ewigkeit bei Gurken und den Damen. Amen. |
Die Sonne lacht. Ja, ja – die hat gut lachen, sie steht am Himmel – frisch, fromm, frei und froh. Wenn ich die Sonne wär' – ich würd' es auch so machen. Mir geht mit Grundeis leider der Popo. Der Flieder blüht. Ja, ja – der hat gut blühen, Die Amsel lockt. Ja, ja – die hat gut locken, |
Ein Kaktus wollte imponieren und ließ die Stacheln abrasieren. Bald merkte er zu seinem Schreck: Das Beste war nun von ihm weg. Als letzter Rest verblieb zum Schluß vom ganzen Kaktus nur der – – tus. So geht's den Menschen und den Affen: Bleib das – wozu dich Gott geschaffen. |
Ein Ofen steht einsam und abgehärmt auf dem Hof in der Sonne, wo er sich wärmt. Vom Rost verschandelt, mit Ruß beklebt, so hat er den letzten Frühling erlebt. Er hat zum Zimmer hinausgemußt, dieweil er im Winter zu sehr gerußt. Jetzt geht er bald ein zur ewigen Ruh. Warte nur, balde rußest auch du! |
Der Sonntag latscht gemächlich durch die Gassen, nach Mottenpulver stinkt sein Bratenrock. Die Stiefel hat er sich vom Freitag wichsen lassen, die Silberkrücke glänzt im Sonnenschein am Stock. Die gute Hose hat er angezogen, doch sie beträgt sich ziehharmonikanisch dann und wann. Sein Schnurrbart wallt empor in majestätem Bogen, und etwas Nudelsuppe hängt von neulich dran. Stolz wie ein Helm krönt ihn sein Hochzeitshalbzylinder, die Nase ist leicht angebläut vom Wein. Die Alten grüßen ihn, es knixen alle Kinder, des Abends dirigiert er im Gesangverein. Schlägt dann vom Turm die Glocke zehne, legt er die Röllchen ab samt Chemisett. Das Unterbeinkleid hängt er an die Sofalehne, (nur im Sommer) dann kriecht der Sonntag in sein buntkariertes Bett. |
Man soll nicht in die Sommerfrische gehen, man wird doch seines Lebens nicht so richtig froh. Ob da nun Berges- oder Meereslüfte wehen, auf dem Balkon zu Hause weht es grade so. Man wird gepiesackt von den Schnaken und den Mücken, im Meer die Quallen sind auch nicht sehr angenehm. Und dann an alle Welt das Ansichtskartenschicken. Nee, nee, mir ist schon mies von alledem. Ich frage Sie: ist das vielleicht Erbauung, wenn man da schwitzend auf die Berge klimmt? Und dann: das fremde Wasser stört mir die Verdauung. Laß mich in Ruh mit diesem ganzen Zimt. Was brauch ich Schwarzwald? Ich hab' eine Edeltanne und laß' den Ventilator durch mein Zimmer wehn. Statt in den See, kriech' ich in meine Badewanne. Nee, nee, man soll nicht in die Sommerfrische gehn. |
Letzte Schritte wankender Gestalten in der Morgendämmerung verhallten, und der brave Bürger schnarcht im warmen Nest. Hinter grauen Mauern wohlgeborgen träumt man, zwischen Nacht und Sonntagmorgen, teils von neuen Kleidern, teils vom Stiftungsfest. Hintergrund ein bläulichgraues Schweigen. Auf dem Rasen, wie ein Strauß von Blütchen, Schlaft, ihr Spießer, in den Nachtquartieren, |
Es plagt mich oft in meiner Kammer ein Schnaps- und Weltenkatzenjammer. Dann strebt zum Dach empor mein Sinn, nach irgendwo – wer weiß wohin. Ich sehne mich nach ferner Ruh und stopf' die Türenritzen zu, beginne dann mich auszuziehn, beschmiere mich mit Guttalin und klimm' empor am Ofenrohr. So täusch' ich mir den Urwald vor. |
Wer selber barfuß geht, verzeiht dem Nächsten seines Kopfes Blöße. An eines Menschen Winzigkeit erkennt man seine wahre Größe. |
Es ist im Leben gar nichts wichtig. Was nennt man falsch? Und was ist richtig? Nur darin liegt der Unterschied, durch welche Brille man's besieht. |
Solche, die im Trüben fischen, wird der liebe Gott erwischen. Unsre Freunde sind sie nit. Ab dafür und weg damit. Solche, die da Hinternkriechen, Speichellecker, Leisetreter, Solchen, die da aufrecht stehen, |
Es war einmal ein Auerhahn, der hatte seine Pflicht getan, acht Jahre lang und noch viel mehr, dann ward der Dienst ihm etwas schwer. Kein Ding auf Erden ewig dauert, er hatte eben ausge-auert. Nun ließ er seine Blicke schweifen betrübt zu all den Ordensschleifen, Diplomen und den Ehrenpreisen, die er er-auert einst auf Reisen. Was halfen ihm jetzt all die Prämien? Er mußt' sich vor den Hühnern schämien. Kein Hafer und kein Sellerie entlockte ihm ein Kikeriki. Es klang jetzt wie ein heisres Quieken sein einst so frohes Kikerikieken. Und alle Hennen, alle Glucken, die waren darob baß erschrucken. So stand er traurig wie Piek sieben im Kreise seiner Hühnerlieben. Man hat den Enterich gebeten, den Hahn einstweilen zu vertreten. Was kümmert sich das Federvieh um Sittlichkeit und Bigamie. »Jawoll«, sprach stolz der Enterich. »Die Kleinigkeit besorge ich.« Am Zaun stand nun der Auerhahn und sah voll tiefer Trauer an, wie seine Hennen, seine Glucken, ohn' mit der Wimper nur zu zucken, im Gegenteil, noch mit Frohlucken sich von dem Entrich ließen ducken. Verächtlich tät der Hahn ausspucken: »Pfui Teufel, ja so sind die Glucken.« Dann kam der böse Bauer an und schnappte sich den Auerhahn und sprach: »Du oller Veteran wirst höchstens für die Suppe taugen.« Dann schlossen sich zwei Hühneraugen. Was ist des Lebens ganze Mühe? Ein kleiner Topp voll Hühnerbrühe! – |
Der Herbst ist da. Ach ja, man konnt' es ahnen. Rings grau in grau. Verschwunden ist das letzte Grün. Die Bäume stehn wie Masten ohne Fahnen, die welken Blumen schon ans Sterben mahnen. Wer weiß, wer weiß, ob sie noch jemals wieder blühn. Der Herbst ist da. Ach ja, nun muß man frieren. Der Herbst ist da. Ach ja, in großen Scharen |
Ich bin so blasiert, eine eiskalte und ultrafrigide Person. Mein Herz ist genau wie die Spalte des Gletschers der Eisregion. Vielleicht bin ich noch gar nicht geboren. Wer weiß – vielleicht bin ich schon tot. Raunt man mir verliebt in die Ohren, dann sage ich müd: Idiot. Für mich kommt ein Mann nicht in Frage, vor Frauen graust mir noch mehr. Ich verbring' meine Nächte und Tage als lebender Frigidär. Ich bin keine Hermaphroditin. Ich bin ein verbauter Apparat. Ich bin eine echte Frigidin, von Geburt – Sexualdemokrat. |
Im Restaurant, da sitzt ein Mann ganz einsam und verlassen. Die Kellner gehn in langer Reih' im Gänsemarsch an ihm vorbei und sehn ihn von der Seite an, als würden sie ihn hassen. Ich schau mir mal den Ärmsten an. Was hat denn bloß der Mann getan, daß ihn die Kellner meiden? Bedient sind alle Gäste rings, doch dieser Mann bleibt liegen – links, den kann kein Kellner leiden. Es rauscht vorbei die Gegenwart, dem Mann wächst schon ein Knebelbart, er ist kaum noch zu retten. Die Kellner kümmert das 'nen Dreck, sie stehen müßig rum im Eck, und spieln mit den Servietten. Der Mann sitzt da ganz isoliert, bis er verhungert und erfriert. Vielleicht sitzt er noch heute. Ich zahle, gehe, und ich find', daß manches Mal die Kellner sind sehr sonderbare Leute. |
Jetzt sieht man erst, wie schön ein Abendhimmel ist, der sonst von Lichtreklamen überblendet war. Die hellsten Bogenlampen scheinen trüb und trist, wenn man zum Firmament emporschaut und genießt den goldnen Schein der Sterne, blitzeblank und klar. Jetzt ahnt man erst, wie groß und weit die Ewigkeit. Jetzt weiß man erst, wie seltsam ein Briefkasten schmeckt, |
An einem Sonntag stieg der Herrgott mal vom Wendelstein hinab ins Isartal. Er ging bis Ammerland und sah die sanften Höh'n. »Potz Tausend,« rief er. »Kinder, ist das schön. Vom weiten Marsch tun mir die Füße weh. Hier fehlt zum Baden noch ein schöner See.« Der Herrgott rief: »Wohlan, ihr Engelein, kommt alle her und pinkelt hier hinein.« Die Engel hoben ihre Röcklein in die Höh – und so entstund der Starnberger See. Tags drauf sah Petrus drunten all die Pracht, strich seinen Bart und brummt: »Das hat er fein gemacht.« |
Der Koffer steht zur Abfahrt marschbereit, trübsinnig stiert er in des Zimmers öde Leere. Halt, oller Freund, noch sind wir nicht so weit, da in dem Schiebfach liegt noch eine Kleinigkeit, ein paar beschmierte Bogen, meine Bürste und die Schere. Man kramt und grübelt dann noch eine kurze Zeit, Man tröstet sich. Das Gestern wird erst morgen nett. Von fern winkt das Büro und auch der Stammtischplatz. |
An glühendheißen Tagen plagen mich manchmal ganz verzwickte Fragen. So frag' ich schwitzend mich vor Kummer: Was macht ein Kohlenmann im Summer? |
Ein Prinzip hatte seinen Reiter verloren und mich dafür als Ersatz auserkoren. Ich aber dankte mit höflichem Gruß: Wozu ein Prinzip? Ich geh' prinzipiell zu Fuß. |
De Maenner droben in Pillkallen sind innen wäich – un schäinen außen roh. De Hundchen baellen, un de Nachtigallen, de pfäifen hier viel wäicher als wie anderswo. Un de Marjaellchens droben in Gumbinnen sind läidenschaftlich – auch zur Winterszäit. Sind fäirig wie de dollsten Spanjerinnen. Se strotzen so vor lauter Sinnlichkäit. Wer das nich glaubt – der Lorbaß is ein Flejel. Besingt der Ostermann den Rhäin auch noch so lang – ihr habt den Rhäin – wir haben unsern Prejel. Un den, den nimmt uns käiner. Gott säi Dank! – |
Durch das Fenster blinzelt Morgensonne, füllt mit goldnem Glanz das Kämmerlein. Auf dem Stuhl tickt umgekippt ein Wecker. Tiefes Schnarchen mischet sich darein. An der Lehne baumelt eine Hose, Auf dem Boden einsam liegt ein Stiefel. In dem Bett, am Fußend', ruht ein Schädel. Auf dem Fußend' steht ein großer Globus, Leise lallt es: »Ober, noch 'ne Runde. |
Ich saß am Hesselohersee, es tröpfelt–e und tröpfelt–e. Ich dachte mir: Wie wunderbar gegen heut' der vorige Sonntag war, als sanft die Sonne lagert–e wohl auf dem blitzeblanken See. Wie wäre es auf Erden fein, könnt' es doch ewig voriger Sonntag sein. Wie sang schon einst so wunderschön der Trompetersmann von Säckin-gen: Es ist gar häßlich eingericht', drum gibt's kein' ewig vorigen Sonntag nicht! – Am Tische saß ein Mann gerad', der Kreuzworträtsel lösen tat. Im Rasen spielt ein blondes Kind, ein Kranz in seinen Locken hing. Sein Antlitz war so zart und fein, so zart und fein wie Elfenbein. Ein Schwan durchschwante kühn den See, ein Vöglein mich bekleckert–e, die Geige schluchzte in die Höh', mein Herz ergriff ein leises Weh. Ich saß am Hesselohersee, es tröpfelt–e und tröpfelte–e – – – |
Es blühn die Akazien und Linden, die Nachtigall singt: Tirilie. Die Maid schwärmt von »Herzen sich finden«. Der Jüngling niest dauernd »Hatschi!« Was nützt alles Blühen und Sprießen und die herrlichste Lenzpoesie? Sie legt ihm ihr Herzchen zu Füßen, er gibt ihr als Antwort »Hatschi!« Es waren zwei Königskinder, die setzten sich nieder ins Moos. Sie konnten zusammen nicht kommen, sein Heuschnupfen war viel zu groß. |
Ein Karren steckt im Straßendreck und rührt und regt sich nicht vom Fleck. Das Pferdchen zieht mit Allgewalt, der Fuhrknecht mit der Peitsche knallt. Die Achse kracht, die Deichsel bricht, der Wagen rührt und regt sich nicht. Zwei Männer stehn voll Seelenruh am Straßenrand und schauen zu. Greift jemand in die Speichen ein? Ach, keine Spur. I wo. O nein. Der Fuhrmann kommt darob in Wut, er zückt die Peitsche, zückt sie gut und peitscht damit ganz hundsgemein nun auf das arme Rößlein ein. Jetzt werden auch die Männer wach, und es entsteht ein großer Krach. Sie schrein mit Fug und Recht empört: »Der grobe Kerl. Das arme Pferd.« Sie greifen auch sofort zur Tat. Sie greifen, aber nicht ins Rad, o nein, gleich an den Hals dem Knecht, verprügeln ihn ganz kunstgerecht, zertrümmern ihm das Nasenbein. Heißt Überschrift: »Tierschutzverein«. Und du und ich – und ich und du, wir stehn dabei – und schauen zu. |
Was Gott tut, das ist wohlgetan, das stimmt in vielen Regeln. Er lenkt den Stern in seiner Bahn, er lenkt den Strom zum Ozean, er lenkt den Mensch in seinem Wahn, er lenkt sogar des Tigers Zahn, nur nicht den Ball beim Kegeln. |
Frei nach Schiller
Gefährlich ist's, den Leu zu wecken, verderblich ist des Tigers Zahn, jedoch der schrecklichste der Schrecken ist nicht der Mensch in seinem Wahn – sondern: Einer Nackttänzerin vor dem Auftreten den Zwickel zu verstecken. |
Die schlimmste Krankheit ist kurierbar, einnehmbar, injizierbar oder schmierbar. Das größte Leiden ist zu stillen, nur: Doof bleibt doof, da helfen keine Pillen. |
Ein Mann steht vor dem Warenhaus. Die Menschen gehen ein und aus. Sie gehen aus – sie gehen ein. Der Mann steht draußen ganz allein mit einem Hündchen an der Hand. Die Frau kauft drin ein Gummiband. »Ein kleines Stückchen Gummiband brauch ich,« so sprach sie – und verschwand. Zuvor gab sie ihm ganz scharmant die Hundeleine in die Hand, lächelt' sehr freundlich und verschwand. Nun kauft sie drin das Gummiband. Die Glocke schlägt die Mittagsstund. Der Mann steht draußen mit dem Hund und wartet vor dem Warenhaus. Die Menschen gehen ein und aus. Sie gehen aus – sie gehen ein. Der Mann steht draußen ganz allein, die Hundeleine in der Hand. Die Frau kauft drin ein Gummiband. Der Mann geht wartend hin und her, sein Magen knurrt – ihn hungert sehr. Er wandelt her – er wandelt hin, der Bart sprießt ihm schon aus dem Kinn. Die Glocke schlägt die Vesperstund. Der Mann steht draußen mit dem Hund und wartet vor dem Warenhaus. Die Menschen gehen ein und aus. Sie gehen aus – sie gehen ein. Der Mann steht draußen ganz allein, die Hundeleine in der Hand. Die Frau kauft drin ein Gummiband. Dem Manne wuchs bereits ein Bart. Der Hund hat sich indes gepaart. Es brach die dunkle Nacht herein. Noch immer steht der Mann allein, die Leine in der welken Hand, lallt wie im Fieber: »Gummiband«. Er wankt mit schlotternd müden Knien – halb zieht er ihn – halb sinkt er hin. Es flimmert vor den Augen ihm. Die Glocke schlägt dreiviertel siem. Da huscht sie leichtbeschwingt hinaus zu Mann und Hund vors Warenhaus. Sie lacht mit strahlend heller Mien'. »Hast du gewartet?« fragt sie ihn. Er murmelt schwer und lebensmüd: »O nein.« Dann seufzt' er – und verschied. So gingen denn ein Mann nebst Hund an einem Gummiband zu Grund. |
Lülam feiert seinen Sonntagsfrieden meist ab vier Uhr mittags in der Regel, wenn die andern Sterblichen hienieden ziehen in die Welt hinaus mit Kind und Kegel. Alles das, was irdisch, achtet er gering, sitzt mit seiner Syrupsemmel in der Hand, sinnt und sonnt und sammelt sich als Sonderling, sozusagen Sonntagssyrupsemmelsammelsimulant. An dem grünen Waldessaum ein Lämmlein meckert, einen Reigen tanzen Selma, Senta, Sonja, Suse. Lülam sitzt daheim in der Kabuse, süß vom Syrup und von seiner freien Zeit bekleckert. Wenn der Kirchendiener zieht am Strang der Glocken, kehren all die kleinen Menschlein wieder heim. Aus den Abendsonnenwolken wie aus güldnen Haferflocken säuselt sanfter, süßer Syrupsonntagsseim. Hinter all den Fenstern nach und nach verglimmt es, die Geräusche an dem Filz der Nacht verstummen. Lülam fragt sich noch bis Mitternacht: »Wie kimmt es, daß die Fliegen sonntags lauter als an Wochentagen summen?« |
Der Kitsch ist die Phrase in jeglicher Kunst. Ein lebloses Machwerk, ein rosiger Dunst, verzuckerte Lüge, volkstümlich frisiert, ein Rehlein aus Gips mit viel Bronze beschmiert, papierene Blume aus blühender Flur, das ist der Kitsch in der Kunst und Kultur. |
Der große Feldherr Wallenstein ererbte einen Gallenstein in seiner Jugendzeit bereits vom Onkel mütterlicherseits. So hielten es die Wallensteine. Bei ihnen galten Gallensteine als sogenannte gute Stücke, als erbliche Familienschmücke. Erwirb, besitz und laß es funkeln, was du ererbt von deinen Unkeln. |
Mein Lieb ist wie ein schöner Garten, der fern im Märchenlande liegt, so schlank wie eine Edeltanne, die schmeidig sich im Winde wiegt. Den Veilchen gleichen ihre Augen, die buhlen mit des Himmels Blau. Weiß wie die Lilie ist ihr Körper, die kaum erblüht im Morgentau. Rotbäckig sind die zarten Wangen wie Äpfel aus dem Paradies, und erst die weichen, vollen Lippen sind wie die Kirschen rot und süß. Nur schade, daß das Herzenspförtchen mit keinem Schlosse ist versehn. Was nützt denn solch ein schöner Garten, wenn andre drin spazieren gehn? – |
Man hätte dieses oder jenes unternehmen sollen, so fängt man über, unter, an und mit sich selbst zu grollen. Man schleift sich herzlos sozusagen vor ein Selbstgericht und hört zerknirscht, was innen der gestrenge Richter spricht. Man stellt sich schuldbewußt halb opti- und halb pessimistisch und zwecks Entschuldigung sogar ein bißchen fatalistisch. Man faßt sich an den Kopf und sucht nach jenem dicken Brette. Man hätte. Man hätte dieses oder jenes unterlassen sollen. Man hätte dieses oder jenes morgen zu besorgen, |
Der Winzer erntet seine goldnen Trauben. Die edle Frucht ist allerwärts begehrt. Ich denk' bescheiden beim Kartoffelklauben: Ein jeder erntet, was ihm Gott beschert. Wo die Zitronen blühn im fernen Süden, Die Kokosnuß erzählt von hohen Palmen Ich stütze meine Arme auf den Spaten. Frisch auf, ans Werk. Das Buddeln hat begonnen. |
Jeder fasse sich an seine eigne Neese, jeder fege vor dem eigenen Portal. Was des einen Veilchen, ist des andern Käse, und im Himmel riechen alle ganz egal. |