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Ihr Freunde, hebet die Pokale. Das Gläserklirren hör' ich gern. Stoßt an mit einer rauhen Schale und sucht in ihr des Pudels Kern. Bei uns wird nicht gesplitterrichtet. Nur keine überspitzten Faxen. Gewiß, es ist zu allen Zeiten Wir freuen uns an allen Tönen, Der Spatz tschilpt auf dem Mist sein Liedchen, So ist's im großen wie im kleinen: So leben wir in jungen Jahren, Es gibt im Leben soviel Sachen, Du herrlich schönes Weltgebäude, |
Es ist nicht alles schön auf dieser wunderschönen Welt, Novemberstürme gibt es auch im Monat Mai. Beschimpfe nicht den Regen, der auf dich herniederfällt, bedenk: Der meiste Regen fällt an dir vorbei. |
Nicht jeder ist ein Dichter, der Gedichte macht, nicht jeder ist ein Narr, den man belacht. Nicht jeder ist ein Streber, der sich irrt, nicht jeder, der sonst gar nichts wird, wird Wirt. Nicht alles ist Gewissen, was uns mahnt, nicht jeder ist ein Lohengrin, dem etwas schwant. Nicht jeder Armleuchter ist auch ein großes Licht, nicht alles, was zwei Wangen hat, ist ein Gesicht. |
Es ist so schön, in freier Zeit zu wühlen – an den Minuten wie am Süßholz kauen – mit den Gedanken Tennis oder Fußball spielen – aus den Ideen ein Kartenhäuslein zu erbauen – auf einer Wolke über Berg und Tal zu reiten – der Wind als treuer Köter hinterdrein – auf einem Glockenton in weite Fernen gleiten – und in der Einsamkeit nicht einsam und allein zu sein. |
Da sitzt man nun und wartet auf die Sonne. Der Himmel baumelt wie ein nasser Sack hernieder. Aus Wolkenfetzen blickt ein Schimmer hin und wieder in meine Kammer wie in eine Regentonne. Man wartet schon am Abend auf den nächsten Morgen. Man wartet still von einem Jahr zum andern, Da hockt man nun in seiner Regentonne |
Wenn du dir da draußen die Natur besiehst, findest du: das dümmste Rindvieh hat sein Hörnchen. Auch der kleinste Igel ist kein Pazifist, und die allerschönste Rose hat ihr Dörnchen. Ja sogar der allerultrafrömmste Christ In der Welt regiert die Tat – nicht das Geschwätz, Du wirst finden, ob du Heide oder Christ, |
Für andre Narren hast du keinerlei Verständnis, denn ihre Schrullen bringen dich so leicht in Wut. Betrachte dich im blanken Spiegel der Erkenntnis, dann siehst du deinen eignen bunten Narrenhut. Bis siebzig Jahre hast du an dir selbst zu feilen. Glaubst du, dann fehlerfrei zu sein, mein Freund? Du irrst. Willst du vollkommen werden, mußt du dich beeilen, selbst wenn du älter noch als hundert Jahre wirst. |
Schnaps, du edler Götterfunke, Schlingel aus Elysium, nieder mit dir, du Halunke. Runter in dein Tusculum. |
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Rinne bauchwärts, Sonnenstrahl. Feuchte meine dürre Kehle. Kommst du unten an im Tal, jauchzt gen Himmel meine Seele. Meine Niere pocht Alarm, und sie lechzt nach deinem Kuß. Du machst Eisgefilde warm, heiliger Schnapsissimus. |
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Wenn sich mein Affe und mein Kater guten Morgen sagen – der eine grinst, der andre faucht und spuckt – dann habe ich ein solch Gefühl im Magen, als hätt' ich eines Landbriefträgers Fuß verschluckt. |
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In meinem vor'gen Dasein war ich eine Tümpelkröte, die sich beschaulich sonnt auf einer grünen Au. Vielleicht auch nur das Loch in eines Schweinehirten Flöte. Wer weiß? Vielleicht ein kleines Veilchen, himmelblau. |
Den ersten Frühling hast Du nun gesehn, die ersten Blümchen und den ersten Schnee. Du lerntest auf den kleinen Füßchen gehn und stehn, erlebtest Deine ersten Freuden und das erste Weh. Als Du die kleinen Händchen Dir am Ofen hast verbrannt, Noch bist Du rein und ohne Argwohn, kleiner Mann, Nun strampelst Du mit Deinen kleinen Beinchen in das zweite Jahr, |
Manchmal schau' ich aufwärts zu den Dächern ringsumher, denn die grauen Häusermauern drohn mich zu erdrücken. Auf den Straßen liegt die trübe Last so bleiern schwer. und ich trage sie wie eine Last auf meinem Rücken. Einmal möchte ich von einem grünen Bergeshang Möchte wieder einen Baum mit reifen Äpfeln sehn, Einmal möcht' ich wieder über weite Felder gehn |
Wenn's liebe Sönnchen scheint, weht meist ein milder Ostwind, dann ist man gut gelaunt, das Herz vor Freude hupft. Doch bläst des Abends spät ein rauher Frühlingsfrostwind, ist man sehr leicht verstimmt, verärgert und verschnupft. Am allerbesten ist, daß man nicht grollt und weint, auch wenn mal nicht das liebe Sönnchen scheint. Wenn's liebe Sönnchen scheint, dann kommen Mück' und Fliegen. Wenn's liebe Sönnchen scheint, dann gibt es frohe Feste, |
Der Regen tropft in meines Daches Rinne, tripp-tropp, tripp-tropp. In beide Hände stütze ich den Kopp. Im Nebel liegen Feld und Wald und meine Sinne. Der Wind bläst eine graue Melodie. Melancholie. – Des Sommers letzter Gruß ist eine Fliege, die auf meiner Nase tanzt. Hebt mühsam Fuß um Fuß. – Ich schau' dem Tanze zu, und mich beschleicht ein Kummer. Im Lenze sah ich sie als schlankes Fliegenjüngferlein, doch jetzt ist sie ein dicker Brummer. – Es heult der Wind, der Regen tropft. Mein armes Herz voll Wehmut klopft. In meiner Nase rotem Glanz vollführt sie ihren Totentanz. Zum letztenmal das Bein sie schwingt, und tot sie von der Nase sinkt! Vor mir ein Fliegenauge brach. Ein großer Tropfen rollt ihr nach Die Uhr tickt in mein Herzeleid Vergänglichkeit. – |
Das Unken geziemt den Ästheten, das Kritteln ist ihr Privileg. Ich halte es mit den Poeten und gehe gradaus meinen Weg. Es läßt sich so leicht überwintern, bewahr dir ein kindliches Herz. Aus einem verzweifelten Hintern kommt niemals ein fröhlicher Ferz. |
Die Erde prangt in buntgewirktem Kleide, gleich einem Teppich liegt der Wiesenhang. Ein Lüftchen weht, so weich wie Samt und Seide, der Nordwind webt etwas Kattun mit mang. Der Frühling schenkt der Welt die schönsten Sachen, es wächst der Stoff, wohin der Frühling haucht. Ja, ja, der gute Frühling, der kann lachen, dieweil er keine Kleiderkarte braucht. |
Es wird ein neues Haus gebaut, das Fundament ist schon gelegt. Hier wird nicht müßig zugeschaut. Hut ab vor dem, der Steine haut, der Balken schleppt und Ziegel trägt. Es wird ein neues Haus gebaut, Es wird ein neues Haus gebaut, |
Es liegt ein Stern in der Gossen, dran hanget ein Stückelein Herz. Es kam über Abend ein Regen, zog beides hinab erdenwärts. Nun sind seine Strahlen erloschen, im Dunkel der Nacht steh' ich hier. Es liegt ein Stern in der Gossen, das Herze daran ist von mir, das Herze daran ist von mir. |
O lieber Gott, mein Haus beschütz vor Dieben, Wanzen, Sturm und Blitz. Oh, halte fern vom Leibe mir den Doktor und Gerichtsvollzieh'r. |
Es liebt die Mängel aufzudecken der überkluge Erdenwicht. Er sucht selbst in der Sonne Flecken und übersieht ihr strahlend Licht. |
Ich bin in den Ländern umhervagabundiert, habe geliebt und gedarbt und Kohldampf geschoben. Meine Verse schrieb ich nieder ganz unfrisiert und schielte dabei nicht nach unten, noch nach oben. Wie der Spatz auf dem Dache, so pfeif' ich mein Lied, Ich liebe die Sonne und den See, sturmumbraust. Es gingen die Jahre ihren holprigen Gang, Dort steht jetzt meine Hütte, bescheiden und klein, |
Der Herrgott wohnt dort droben in den Bäumen, wo durch das Grün der hohe Himmel blaut. Sein Odem weht in diesen heilgen Räumen, im schönsten Dom, den die Natur erbaut. Am Morgen rauscht es leise in den Zweigen, Wenn deine Füße und dein Geist ermüden, Im Walde kannst du beten oder träumen. |
Es ist schon wieder morgens gegen vier. Ein dichter Tabaksnebel füllt den Raum. Ich glotze nach der Tür, und wie im Traum schwankst du, von irgendwo, herein zu mir. Hier wären wir so wunderbar allein, doch es ist Schluß im Bau, du kommst zu spät. Die Gäste fort, die Hähne abgedreht. Verdammtes Pech, es hat nicht sollen sein. Du schüttelst mir zum Abschiedsgruß die Hand. Den letzten Schluck im Glase teile ich mit dir, dann stolperst du hinaus zur Tür. Zeng! Peng! Das Glas fliegt an die Wand! Prost, Harry! |
Ich hab' meinen Hauklotz geschlachtet. Er war, weiß Gott, nicht mehr neu. Ich hab' ihn voll Wehmut betrachtet, er diente mir tapfer und treu. Ich habe manch knorrige Eiche auf seinem Schädel zerschellt. Es krachten die wuchtigen Streiche. Mein Hauklotz blieb stark wie ein Held. Es sausten die Splitter der Buchen beim Hacken mir wild um den Kopp. Da half weder schimpfen noch fluchen, mein Hauklotz sprach mutig: »Hau drop!« Er, den ich geliebt und geachtet, das Schicksal zerkleinerte ihn. Ich hab' meinen Hauklotz geschlachtet, nun schmort er im trauten Kamin. Zum Schornstein hinaus in die Ferne entschwebt er, so leicht wie ein Hauch. Fahr wohl und grüß mir die Sterne. Mein Hauklotz – ein Wölklein von Rauch. |
Lieber Freund, besinnst Du Dich? Wir saßen beide beim Glas Bowle in der Laube von Jasmin, dabei gröhlten wir das Liedchen von der Heide, wo die allerallerletzten Rosen blühn. Heute fühlte ich mein Herz vor Freude strahlen, auf der Straße sah ich eine hübsche Maid, lustig klippten-klappten ihre Holzsandalen wie dereinst in unsrer Jugendzeit. Weißt Du noch, wenn abends spät die Sterne blitzten, und wir saßen mit den Mädchen dort im Hain, wenn wir unsre Namen in die Holzsandalen schnitzten, so mit Herzen drum – und drunter »Ewig Dein«? Wir gelobten Treue uns zum Weh und Wohle, heil'ge Schwüre klangen in den Frühlingswind, und wir waren ganz ein Herz und eine Sohle, bis wir dann auf Tischlers Rappen heimgeklappert sind. Um mir all die schönen Bilder wieder auszumalen, singe ich mein Lied so froh und frei: Auf der Straße klappern wieder Holzsandalen wie dereinst im schönen Monat Mai. Gestern nacht, da sind sie mir im Traum erschienen, und vor lauter Freude schoß ich bald Kobolz. Seid gegrüßt, ihr lieben Holzpantinen, seid gegrüßt mit dreifach donnerndem »Gut Holz«! |
Du brauchst dich deiner Hiebe nicht zu schämen, denn Geben ist bekanntlich seliger als Nehmen. Was du nicht willst, das man dir tu, Pariere klug und ziele gut Bedenke stets bei jedem Start: |
Es hilft dir nichts, die Hände müßig in den Schoß zu legen und Gottes Mühlen langsam, aber sicher mahlen lassen. Man muß den Schicksalsrädern hin und wieder in die Speichen fassen. Selbst dann, wenn du der allerfrömmste Christ, erbitte – doch verlaß dich nicht allein auf Gottes Segen. Dein Acker braucht den Sonnenschein und ebenso den Regen wie deinen Mist. Es hilft dir nichts, der Welt verzweifelt Klagelieder wimmern, Es hilft dir nur, stets unerschrocken an das Werk zu gehen, |
Es ist so schön, das Köfferlein zu packen und dem Asphalt zu sagen lebewohl. Für ein paar Tage sich nicht abzuplacken, fort aus dem grauen Dunstkreis des Benzol. Auf, in die Berge oder in das Grüne. Hinein ins Meer und in den Sand der Düne. Nur fort nach irgendeinem Ruhepol. Ich mache Ferien. Asphalt, leb wohl. Ich hör' im Geist der Herde Glocken läuten, Ich freu' mich auf das Taschentücherschwenken. |
Der Schaum kann beim besten Willen nicht maulen, hingegen ein Maul (es gibt Fälle) oft schäumt. Ein Baum kann beim besten Willen nicht gaulen, hingegen ein Gaul (es gibt Fälle) sich bäumt. Man kann auch im Bette liegen und träumen. daß man im Bette liegt und träumt. |
Ein Wirbelwind schlich in mein Kämmerlein und steckte einen Schnupfen in mein Nasenloch. Liebkoste meinen Leib, strich sanft mein linkes Bein, worauf er dann zu meiner Dackelhündin in die Hütte kroch. Was dort geschah – genau weiß ich es nicht. Die beiden spielten dort bis in den Tag hinein. Nach ein'ger Zeit erblickt das Weltenlicht ein Dackelwirbelwindspielbaby – zirka rasserein. |
Brüder, erhebt euch von euren Plätzen. Zeiget, daß euch noch die Beine tragen. Wer es jetzt waget, ein Wörtlein zu schwätzen, dem soll man eins vor die Binde schlagen. Brüder, es gilt eine nächtliche Feier für einen Freund, der zu früh leider fiel. Für einen Freund, der uns heilig und teuer. Prost, Kameraden, die Nacht wird kühl. Laßt uns gedenken der fröhlichen Nächte, Nun ruhst du draußen im grünen Haine. |
Heute morgen war der Himmel wolkengrau bezogen. Nach dem Regen aber kam ein sonnig schöner Tag, und ein Stückchen von dem wunderbaren Regenbogen lege ich Dir mit hinein in diesen Briefumschlag. Auch dies kleine Blümchen hier, ganz einfach und bescheiden, sendet Dir die besten Grüße über Tal und Höh'n. Seine Schwestern blühn am See dort bei den alten Weiden. Wie die Blümchen heißen, weiß ich nicht, doch sie sind schön. Wenn Du hören könntest, wie die Vögel jubilieren – Nur acht Tage, noch acht schöne Tage, und dahinter |
Die Dummheit ist der Menschheit größter Feind hienieden, sie schürt den Haß und Streit auf diesem Erdenballe. Deshalb bekommen wir auch keinen Dauerfrieden. Ein Weiser sagt: Die Dummen werden niemals alle. |
Hat man bei der Arbeit eine Pause eingeschaltet, halten die Gedanken eine kleine Weile Rast. Sieht ganz nebenbei, indem man seine Hände faltet, durch das Fenster einen Vogel drüben auf dem Ast. Wie durch dichten Nebel hört man die Fabriksirene. Auf dem Hofe spielen, munter lachend, kleine Mädchen. |
Der Morgenwind weht mir ein schönes Lied entgegen, ein Sommerlied, so farbenfroh und wunderbar. Es klingt wie Harfenspiel, wenn sich die schlanken Halme regen. Wenn sich die goldnen Ähren sanft im Wind bewegen, ist es, als streichle eine zarte Frauenhand mein Haar. Der Vogel streift den Morgentau von dem Gefieder. In blauer Ferne höre ich ein Volkslied klingen, Man fühlt den Odem der Natur vorüberwehen, |
Sie stehen still, die Häupter stolz erhoben. Aus einem Kern entkeimten sie der Erde Schoß. Sie wuchsen langsam, wurden mächtig, stark und groß und strebten stets zum Licht empor, nach oben. Sie überlebten Menschen und die Zeiten. Berichten stumm aus den Vergangenheiten, erzählen Märchen uns auf Waldes Pfaden, die Bäume, diese stillen Kameraden. In ihnen lebt ein ganz geheimes Schweigen, Es ist ein Wunder, Bäume anzusehen |
Wenn man als Kind vor einem Spielzeugladen stand und sah im Schaufenster die herrlich bunte Pracht, wie hat vor Sehnsucht da das kleine Herz gebrannt! Das Kinderauge hat geleuchtet und gelacht. Ja, das möchte ich so gerne haben, und auch das da ist so wunderschön. Das Püppchen und den blonden Knaben, den Teddybär mit aufzudrehn, und das und das und noch viel mehr. Wenn man's dann hat – ja, was ist dann nachher? Erst freut man sich beinahe bis zu Tränen. Und was ist dann? Dann polkt man dran – und steht vor lauter, lauter Sägespänen. So ist nun mal das kindliche Gemüt, es braucht ein bißchen Hoffen und ein bißchen Sehnen. Wenn man das Spielzeug durch ein Schaufenster besieht, dann merkt man nichts von all den Sägespänen. So lang man klein ist, sind die Wünsche auch ganz klein. |
Bedenk, die Menschen sind oft roh und manchmal leider schadenfroh. Du ärgerst dir die Galle raus und wirst zum Schadenfreudenhaus. |
Du siehst dort das Häuslein am waldigen Rand, von Hecken umzäunt, still und klein. Es war einst verfallen, das Dach war verbrannt. Wir bauten es auf – Stein um Stein. Du siehst dort die Felder. Sie wuchsen empor Du siehst dort die Straße, die wuchtig, gerad Das Häuslein, die Straße, die Felder sind dein. |
Vielen Dank für Euer ziemlich liebes Schreiben. Es ist schön von Euch, Ihr ladet mich zu Pfingsten ein. Leider geht es nicht, ich möcht' zu Hause bleiben. Seid nicht bös' deshalb – jedoch es muß so sein. Ich bin sonst gewiß ein großer Freund vom Reisen, weil das Reisen nämlich furchtbar bilden soll. Ich befürchte nur, die gute Bahn aus Eisen ist zu Pfingsten doch zum Überlaufen voll. An der Sperre, auf dem Bahnsteig das Gedränge – und dann Kopf an Kopf und Bauch an Bauch im Abteil stehn. Oh, ich fühle meine armen Nervenstränge, wie sie schon bei dem Gedanken flöten gehn. Nein, ich möchte mal der wahren Ruhe frönen und in aller Stille sammeln neue Kraft. Möchte mich erfreuen an dem auch ganz Schönen hier in meiner allernächsten Nachbarschaft. Jäte meinen Blumenkasten, pflanze Wicken, hör', wie in der Kuckucksuhr der Kuckuck schreit, kraule meinem Wellensittich Kopf und Rücken. Ach, ich freu' mich auf die Pfingstbeschaulichkeit. Morgens wandle ich zu einem frühen Schoppen, steck' ins Knopfloch mir ein Blättchen Kopfsalat, schlürfe Pfefferminztee oder lutsch' am Proppen, abends spiel' ich Rundfunk, Kino oder Skat. Und so hoffe ich, Ihr werdet es begreifen, daß ich still genieße, was der Lenz mir beut. Warum immer in die weiten Fernen schweifen? Hier gibt es so Vieles, was das Herz erfreut. So beschließ' ich denn hiermit mein Schreiben. Ich verleb' die Pfingsten frisch und frei und froh beim gemütlichen Zuhausebleiben. Und ich hoff' von Euch, Ihr macht es ebenso. |
Es windet mir ein frischer Ost ein bläulich Band um meine Nase. Ein Brief kam mit der Morgenpost und weht mir Blumen in die Vase. Das wird fürwahr ein schöner Tag. Die Lerche schwingt sich zum Zenit. |
Hinter jenem alten Lattenzaun dort drüben, der schon ziemlich arg verwittert ist vom Sturm der Zeit, sonnt sich ein Gemüsegarten in Beschaulichkeit. Neben Kraut und Unkraut wachsen friedlich Kohl und Rüben. Neben einem Kürbis reifen zarte Zuckerschötchen. Alles, was für eine Hausfrau nütz- und dienlich ist, ist hier kunterbunt vertreten. Knollen neben Knötchen wachsen unter einer Sonne – und aus einem Mist. Hinter jenem Lattenzaun dort zwischen grünen Bohnen, hoch empor, erhaben über dem Gerank, sieht man, wie aus purem Gold zum Himmel strahlend, blank eine wunderschöne, große Sonnenblume thronen. Leuchtend wendet sie zur Sonne ihr Gesicht, alles, was da unten kreucht, kann sie nicht stören. Sie bestrahlt mit überreichem Glanz und Licht tief im Schatten die Radieschen und die Möhren. Veilchen, Petersilie, Mohn und Sellerie sprießen alle aus der gleichen Erdenkrume. Neben Kraut und Rüben blüht die Sonnenblume. Selbst auf einem Düngerhaufen liegt ein Stücklein Poesie. |
Wenn man wieder einmal alte Wege geht, die man einst mit einem lieben Menschen ging, ist es, wie wenn leise Wehmut durch die Bäume weht und ein jeder Zweig voll Tränen hing. Wie vergoldet scheint am Weg ein jeder Stein, stummen Blicks, wie alte Freunde, grüßt man sie. Fremde Menschen kommen, und man neigt den Kopf zum Schein. Ganz von fern klingt eine längst verstummte Melodie. Eine graue Mauer schaut mit faltigem Gesicht nachdenklich durch dunkles Efeugrün, und es ist, als ob sie traumversonnen spricht: »Alte Wege soll man nie alleine ziehn.« |
Es gibt ein Stück Erde, an dem man klebt, und das man im Herzen stets liebbehält. Die Scholle, auf der man die Kindheit verlebt, vergißt man niemals im Trubel der Welt. Man kennt jedes Steinchen und weiß jeden Laut. Es taucht vor uns auf, so lebendig und wach, das Haus mit dem Gärtchen, so heimisch vertraut. Die Tauben girren noch auf dem Dach. Die rissige Mauer mit dem wilden Wein, berankt bis zum Giebel grün und dicht. Die Stare nisten am Dachfensterlein. Der Vater kommt müde heim von der Schicht. Der Birnbaum steht verkümmert, wie er damals war. und Sonnenblumen blühen am Gartenrand. Es ist so, als streichle unser zerzaustes Haar der guten Mutter segnende Hand. Und wenn man die Welt kennt und alles gesehn, bleibt dieses Stück Erde, an dem man klebt. Mag sie finster und arm sein, für mich ist sie schön – die Heimat des Bergmanns, wo ich die Kindheit verlebt. |
Simpl ahoi! Ich bin kein Festredner und liebe keinen Honigkuchen. Ich hasse alle geschniegelten Phrasen. Alle frisierten Fatzken sollen mir den Hobel ausblasen. Aber vor dir steh' ich stramm, resp. ich will's versuchen. Ich will es versuchen, eine donnernde Rede zu reden. Prost, alter Simpl, du verwittertes Haus. Hinter einer Hecke fand ich diesen herbstfarbigen Strauß aus verbeulten Sonnenblumen, Astern und Reseden. Wenn ich eine Amsel wäre, würde ich dir ein Lied tirilieren und meine Stimme bis unter die Decke erheben, daß die Spinnengewebe in allen Ecken erbeben und aus den Winkeln all die guten Simplgeister aufmarschieren. Alle, die hier so manches liebe Mal mit ungebügelter Hose ihre Verse gemeckert, hinunterblickend ins weite Tal, mit Rotwein und Leberknödelsuppe bekleckert. Alle scharen sich um dich herum im Kreise. Die Lampen glimmen wie durch einen Nebelschleier. Die Nasen glühen wie bei einer hundertprozentigen Junggesellenfeier. Der Ofen in der Ecke weihräuchert eine Jubiläumsweise. So wollen wir denn Arme und Beine, die Gläser und uns selbst erheben, mag es draußen auch stürmen und schnei'n. Ein Stück meiner Jugend klingt in den Abend hinein, mit einem gepumpten Abendbrot und Flaschenbier. Laut gröhlen die Kehlen zum verstimmten Klavier: Prost, alter Simpl, du sollst leben. |
Es ist nicht so einfach, alte Hammel neue Wege leiten. Immer wieder wollen sie die ausgetretnen Pfade gehen. Immer wieder werden sie ganz ängstlich seit- und rückwärts sehen, eingedenk der guten, sanft entschlummerten Großhammelzeiten. Oh, wie dünken sie sich ach so groß und wichtig. Die Erfahrung ist ihr Schlagwort, plus und prä. Stets im Dunkeln stapsend, schnuppernd und vorsichtig, blöken sie ihr weises Mäh, mäh, mäh. Es ist nicht so einfach, alten Hammeln neue Wege zeigen. Es ist nicht so einfach, alte Hammel neue Wege führen. |
Wenn ich mir die Welt beseh', möcht' ich wie ein Böcklein hopsen. Gestern schmolz der letzte Schnee. heute sprießen schon die Knopsen. Ja, der Winter war so rauh, Alles Leid ist fortgefegt Lieber Frühling, komm geschwind, Was das arme Herz erhofft, |
Wenn man nicht mehr weinen und nicht mehr beten kann, dann ist das Herz nur ein Lederlappen aus lauter Sehnen. Das Blut fängt in den Adern zu verwässern an. Man betet ohne Worte, und man weint ohne Tränen. Wie der Mond, der durch den einsamen Abend geht, ohne Wärme und Leben zu spenden. Wie ein gebeteter Fluch oder ein gefluchtes Gebet, mit gefalteten Fäusten oder mit geballten Händen. Wenn man all den seelischen Krempel abgetan, wenn man dem Gewissen einen Fußtritt gegeben, wenn man nicht mehr weinen und nicht mehr beten kann – dann ist man reif für den Tod oder dieses Leben. |
Verschwunden sind vom Feld die letzten Garben. Das Laub der Bäume schimmert rostigbraun. Der Garten strahlt jetzt in Spätsommerfarben, und draußen steht der Herbst schon vor dem Zaun. Der Nebel senkt sich wie ein grauer, feuchter Hauch auf Flur und Au und auf den Hagebuttenstrauch. Ein letzter Gruß der bunten Georgine, dann greife ich zur Winterpellerine. Die Luft ist kühl, es schwingt in ihr ein Grämen, Jetzt rüsten sich die Vöglein auch zum Reisen, |
Die stille Straße kommt von irgendwo und schwindet. Sie macht im letzten Dorf nur flüchtig halt, wo eine Welt in eine andre mündet, dann pilgert sie zum Hügel in den Wald. Hier ist ein sanftes In- und Auseinandergleiten, ein Finden und ein Scheiden. Es verebben sacht der Welt Getriebe in des Waldes Einsamkeiten. Hier sagen sich die Häslein und die Rehe gute Nacht. |
Wieder ist ein Tag zu Ende. Oh, wie freun sich meine Hände! Hab' ich auch nicht viel gemacht, hab' ich doch den Tag verbracht. |
Halte den Schnabel und schweige, wenn dir ein Unheil droht. Lieber zwei Minuten lang feige, als ein ganzes Leben lang tot. |
Dort, wo die Leckebecke fließt, wo auf dem Feld der Kappes sprießt, wo man die dicken Bohnen baut, wo man den echten Pannas kaut, dort quillt zu Deutschlands Ruhm und Ehr' der edle, klare Steinhä–ger. Dort schafft mit Fleiß in Feld und Flur der biedere westfälsche Buer. Dort steigt der Püttmann in den Schacht, dort werden die Briketts gemacht. Die Frauen dort sind gut und fein, de Käls hewt Köppe so hart wien Stäin. Dort sagt man zart und mit Gefühl: »Du gottverdammten Donnerkiel.« Wie klingt so lieb und gar nicht grob: »Eck hau di äin förn Piepenkopp.« Wie höflich sagt man dort auf platt: »Du Dusseltier, eck driet di wat.« Ja, diese Sprachenmelodien, die sind bestimmt kein Scharm aus Wien. Sie sind geformt aus Stahl und Erz, sie haben Blut und haben Herz. O selig, wessen Arm umspannt einen Schinken aus Westfalenland. |
Wenn ich eine Ziege seh', muß ich an zu Hause denken. Höre ich das traute Mäh, kann ich mich zurückversenken in die Zeit der bloßen Füße. Vor mir seh' ich Hof und Feld. Tiere bringen ihre Grüße aus der bunten Kinderwelt. Wenn ich eine Ziege seh', denk' ich an zerrißne Hosen, und zum Dank für jedes Mäh möcht' ich ihren Bart liebkosen. Friedlich grast die Bergmannskuh unter Silberbirkenstämmchen. Gab uns Milch und noch dazu um die Osterzeit ein Lämmchen. Die Kaninchen, Täubchen, Entchen. Stare, Spatzen, groß und klein, bringen mir ein lustig Ständchen, selbst der Kater stimmt mit ein. Lieblich klingt das weiche Mäh, Heimatklänge mich umschmeicheln. Wenn ich eine Ziege seh', muß ich hingehn – und sie streicheln. |
Gehst Du durch den grünen Wald oder über Almenmatten, lieber Schatz, dann merkst Du bald: Wo viel Licht ist, ist viel Schatten. Stehst Du am Odeonsplatz, |
Es ist bestimmt auf dieser Welt, daß, wo ein Licht scheint, Schatten fällt. Zwei Hälften hat das Erdgewölbe, sie sind gleich rund, doch nicht dassölbe. Hier wohnt die Freude, dort das Leid, |
Der Fink probiert sein Osterlied und läßt die ersten Triller steigen. Es atmet in den kahlen Zweigen, wie wenn ein langer Schlaf entflieht. Am Wiesenhang der Krokus blüht, Die Pflugschar ihre Furchen zieht. |
Es ist das Wundersame am Naturgeschehen, daß es beständig unser Menschenherz erfreut. Schön ist der Sonnenaufgang, schön das Untergehen – das ewig Alte, das sich immerdar erneut. Wie herrlich sind des Frühlings erste, zarte Lieder, Es ist das Wundersame am Naturgeschehen, |
Das Haus ist rein. Die Fensterscheiben glänzen. Die Betten sind zum Lüften ausgelegt. Die Kellerasseln und die Wanzenpestilenzen, die Motten und Schmarotzerexistenzen sind ausgeräuchert und barbarisch ausgefegt. Das Haus ist rein. Selbst in dem fernsten Plätzchen Das Haus bleibt rein von jedem fremden Wesen. |
Erst haben wir auf den siebzehnten Januar getrunken. Die Rede war zünftig und der Grog wunderbar. Hierauf hat der nächste mit dem Finger gewunken, nun tranken wir auf den neunzehnten Februar. Anschließend mußten wir uns von den Plätzen erheben, denn wir tranken auf den zwölften März und den achten April. Auch den Mai und den Juni ließen wir himmelhoch leben mit feierlichen Reden und mit Gebrüll. Vom Juli bis September wurde es immer bunter, Jedesmal mit einer neuen Runde – das ist doch klar. Wir tranken den Kalender einmal rauf und wieder runter. von Sylvester auf- und abwärts bis zu Neujahr. Hierauf vertilgten wir die Likörkarte alphabetisch, vom Allasch bis zum Zwetschgenwasser, nach der Reih'. Beim X gab es Grog. Wir wurden poetisch und sangen die »Mühle im Schwarzwald« dabei. Nun folgte das Trinken mit Heimatkunde, von Apolda bis Zabern, bergauf und bergab. Der Wirt rief: »Nicht kneifen, ihr Schweinehunde!« Bei Lüdenscheid machten schon einige schlapp. Wir hieben die Gläser mit Macht aneinander und brachten einen Kantus, urmarkig und froh, für die Asta Nielsen bis zur Zarah Leander und vom Ali Baba bis zum Cicero. Mein Nachbar, der lange Ilmendörfer, zielte mit dem Glas nach einem Hirschgeweih, er war nämlich Sportsmann, von Geburt Hammerwerfer. Nun begann eine allgemeine Glaswerferei. Heißa, da flogen die Scherben. Ich hört' jemand lallen: »Bravo, meine Herren, das nenn' ich Niveau.« Weg mit den Gläsern. Peng. Karthago muß fallen. Schinkenkloppen wäre stillos und roh. Die sonst so gütige Wirtin war leise verbittert, dieweil ihr guter Kronleuchter total demoliert, die Holztäfelung an den Wänden wie von Granaten zersplittert und die Gipsbüste vom Dante auf dem Klavier ramponiert. Die Wirtin versuchte, beschwichtigend einzuschreiten. Wir gröhlten: »Nur einmal blüht im Jahr der Mai.« Einige andere gingen über zu Tätlichkeiten, dann kamen Sanitäter und die Polizei. Im Raume wogte ein festlicher Schwaden von Rumgrog und Punsch, Nießpulver und Blei, von Kartoffelsalat und kalten Schweinskarbonaden, von sauren Gurken und andrer Arznei. Wir hörten den Nachtwächter draußen Feierabend blasen. Die Gäste lagen umher wie verlorene russische Eier. Im Hofe krähten schon die lieben Osterhasen. Es war eine ausgiebige Sylvesterfeier. |
Schlaf, mein Büblein, schlafe ein. Schaut der Mond durchs Fensterlein. Draußen im Garten, da flimmert der Schnee. Drüben versank schon die Sonne im See. Friedlich in Weiß schlummern Wiesen und Hain. Schlafe, mein Büblein, schlaf ein. Schlaf, mein Büblein, schlafe ein. Schlaf, mein Büblein, schlafe ein. Schlaf, mein Büblein, schlafe ein. |
Wir setzten uns an einen Straßengraben, wir waren müde, denn der Weg war weit. Du sagtest, daß wir deinen Grund betreten haben, mit einem Drohefinger gabst du den Bescheid. Wir stehen auf mit: »Ach, verzeihn Sie, bitte.« Wir merkten es am Ton und der Gebärde: Die goldnen Berge sind ein Düngerhaufen, |
Weißt Du noch, als ich bei Dir saß? Es war anno dazumal. Vor Dir standen drei Eier im Glas, im Bahnhofswartesaal. Es war morgens gegen zwei, mein Zug fuhr erst um vier. Aus der Ecke klagte Kindergeschrei, und es roch nach Tabak und Bier. Besinnst Du Dich auf den alten Mann, der neben uns schnarchend saß? Aus Deinen Augen eine Träne rann, rann rin in die Eier im Glas. Nun sitze ich wieder im Wartesaal und denk' an den schnarchenden Mann. Auch an das Kindergeschrei denke ich jedesmal, und an die Träne, die in die Eier rann. Gleich geht mein Zug, den ich beinah vergaß. Ich schaue betrübt vor mich hin. Drei Eier im Glas, drei Eier im Glas, die liegen mir im Sinn. |
Du trittst sozusagen dein Glück mit den Füßen und zielst immer möglichst ins Leere hinein. Mit zweiundzwanzig Beinen allein kann man keine Tore schießen, es müssen auch elf Köpfe mit im Spiele sein. |
Solang man jung ist, liest man Räubergeschichten. Dann wird man älter und liest van der Velde. Wenn man noch älter wird, liest man die Baseler Nachrichten, und zum Schluß stellt sich heraus: Es ist doch immer dasselbe. |
Friedlich schläft der Winterwald. Rauhreif glitzert auf den Fichten. Märchen werden zur Gestalt, und es leben Spukgeschichten. Ruprecht steigt herab ins Tal. Brombeerstrauch und Seidelbast Buchen ragen stark und alt |
Heute ist es ganz still um mich, oh, daß niemand diesen Frieden störe. Heute denke ich so viel an Dich, mir ist, als ob ich Dein Herz schlagen höre. Es läutet keine Glocke, es lacht kein Kind, Erzählt mir von Dir so lieb und vertraut Noch immer ist es ganz still um mich, |
Gütig streicht der Abendwind übers Schilf, liebkost die Wellen. Fischlein schon zu Bette sind, friedlich schlummern die Libellen. Schläfrig läßt der Weidenbaum seine müden Zweige hangen. Binsen wispern wie im Traum, und der Mond ist aufgegangen. Nur ein Wassernixlein froh sitzt auf einem Wasserröslein, sucht nach einem Wasserfloh in dem feuchten Wasserhöslein. |
Ein Fröschlein sitzt im Schilf und Rohr und lugt zum Himmelszelt empor, wie es dort mit dem Wetter steht. Der Frosch ist, laut Beruf, Prophet. Bei Regen oder Sonnenschein ist es sehr leicht, zu prophezein, doch ist das Wetter ungewiß, traut selbst ein Frosch der Sache miß. Auf alle Fälle sagt er sich: Das Wetter ist »veränderlich«. Das macht nicht klüger und nicht dümmer. der gold'ne Mittelweg stimmt immer. |
Im Winter, wenn's nebelt, dann ziehen in Schwärmen die Krähen feldeinwärts mit Krächzen und Lärmen. Verscheucht man die Krähen, dann schrei'n sie: »Verrat!« Sie räubern dem Landmann die herbstliche Saat, und was sie im Trüben erspähen, die Krähen. Sie kommen aus Osten, sie kommen aus Westen Kommt endlich der Frühling mit Liedern und Lerchen, |
Die Hühner sitzen im Regen in einer Reihe am Zaun. Das Gackern ist ihnen vergangen. Sie lassen die Flügel hangen. Mit größter Besorgnis und Bangen, wie Pessimisten schaun die Hühner der Zukunft entgegen. Die Enten im Hofe hingegen |
Die Sonne lacht. Der Schneemann weint. Sie hat es gut mit ihm gemeint. Nun schmilzt er bis zum letzten Rest. Es säuselt leise aus Südwest. Das Eis am Giebel tropft und taut. Der Schnee am Weg ist sanft ergraut. Bald kommt der Frühling über Nacht. Der Schneemann weint. Die Sonne lacht. |
Wenn man liquidieren muß und die Schlußbilanz beachtet, wird ein Minus oft zum Plus, je nachdem man es betrachtet. Diese Rechnung ist ganz glatt: Null ist nicht zu subtrahieren. Alles, was man nicht mehr hat, kann man auch nicht mehr verlieren. |
Ich habe ein Paar Schuh' gekauft und sie, nach altem Brauch, getauft. Der rechte Schuh heißt Ottokar, der linke Schuh heißt Waldemar. Sie sind zwei sonderbare Brüder. Geht der eine hoch, geht der andre nieder. Hat der eine Freude, hat der andre Zorn. Ist der eine hinten, ist der andre vorn. Ein sonderbares Brüderpaar, der Ottokar und Waldemar. Sie sind aus gleichem Material, aber Ottokar ist rechtsradikal und Waldemar linksradikal. Sie stehen auf demselben Fleck, sie gehen durch denselben Dreck, vom gleichen Rind das gleiche Leder, trotz alledem behauptet jeder: Nur seine Meinung sei die echte, sowohl der Linke – wie der Rechte. Sowohl der Rechte wie der Linke sagt, daß des andern Ansicht stinke. Ein sonderbares Brüderpaar, der Ottokar und Waldemar. Tritt Otti mal in eine Pfütze, dann macht der Waldi faule Witze. Tritt Waldi in ein Modderloch, dann freut sich Otti noch und noch. Die beiden gehn den gleichen Trott, doch jeder schwört auf seinen Gott. Ein jeder schwört auf seinen Leisten. Sie können sich halt nicht verkneisten. Sie hassen sich, bekriegen sich, sie reiben sich beide auf für mich. Im Streiten sind sie rast- und ruhlos. Ach, wär' ich erst mal diese Schuh' los. Ein sonderbares Brüderpaar, der Ottokar und Waldemar. Glauben Sie daran? Ich glaube: nein. So blöd' können nur wir Menschen sein. |
An ihren Phrasen sind sie zu erkennen. Sie schlagen Schaum aus Oberflächlichkeit. Doch wehe, wenn sie sich noch weiblich nennen, dann wendet man sich schnell zum Gehn – und speit. Sie sind ganz Kopf – vom Knöchel bis zum Kragen. Sie sind von vornherein schon allem überlegen, Oh, wenn sie wüßten, wie sie komisch wirken! |
Ich säe den Weizen und baue den Kohl. Ich hüte die Schafe und fühle mich wohl und lasse die anderen schwatzen. Mein Karren rollt munter, es wird was getan. Ich melde gehorsamst: Bei mir geht's voran, Herr Nachbar, und wenn Sie zerplatzen. Ich lieb' meine Arbeit und will meine Ruh'. Der Winter mag kommen mit Sturm und mit Macht. |
Es war mal ein Posaunenstoß, der dünkte sich so stark und groß. Als die Sekunde kaum verrinnt, ist er nur ein verwehter Wind. Posaunenstoß, Posaunenstoß, du warst so stolz, du warst so groß. Die Größe währt nur kurze Zeit, der Wind weht noch in Ewigkeit. |
Still ruht der See. Die Enten waten im Gänsemarsch hin durch den Schlamm. Am Ufer stehen wie Soldaten die Weidenbäume stumm und stramm. Die Enten waten durch den Schlamm. Still ruht der See. Still ruht der Bagger. Still ruht der See. Still ruht's Café. |
Manchmal bin ich stolz darauf, ein Mensch zu sein. Manchmal schäme ich mich, daß ich einer bin. Aus den Trauben macht der Mensch den edlen Wein, aus dem Holz das Dynamit und Nitroglyzerin. Jeder dünkt sich, Gottes Ebenbild zu sein, |