Anzeige. Gutenberg Edition 16. 2. vermehrte und verbesserte Auflage. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++
Von dem Nutzen der Ofenröhren.
Offenbar hatten unsere drei Freunde, ohne es zu vermuthen und einzig und allein durch ihren ritterlichen, abenteuerlichen Charakter bewogen, Jemand, den der Kardinal mit seinem besonderen Schutze beehrte, einen Dienst erwiesen.
Wer war nun dieser Jemand? Das war eine Frage, welche die drei Musketiere auch an sich richteten. Da sie aber sahen, daß keine von den Antworten, welche ihr Verstand zu geben vermochte, genügend war, so rief Porthos den Wirth und forderte Würfel.
Porthos und Aramis setzten sich an einen Tisch und fingen an zu spielen; Athos ging nachdenklich auf und ab.
Bei dieser Gelegenheit kam er wiederholt an einer Ofenröhre vorüber, deren eine Hälfte abgebrochen war, während das andere Ende in ein oberes Zimmer ging und so oft er vorüber kam, hörte er ein Gemurmel von Worten, das am Ende seine Aufmerksamkeit fesselte. Athos näherte sich und unterschied einige Worte, die ihm ohne Zweifel eine so große Theilnahme zu verdienen schienen, daß er seinen zwei Gefährten ein Zeichen gab, sie möchten schweigen, während er sein Ohr an die Mündung der Röhre legte.
»Hört, Mylady,« sprach der Kardinal, »die Sache ist äußerst wichtig, setzt Euch, wir wollen uns besprechen.«
»Mylady?« murmelte Athos.
»Ich höre Euere Eminenz mit der größten Aufmerksamkeit,« antwortete eine Frauenstimme, welche den Musketier beben machte.
»Ein kleines Schiff mit englischer Bemannung, dessen Kapitän mir ergeben ist, erwartet Euch an der Mündung der Charente, bei dem Fort de la Pointe. Es wird morgen unter Segel gehen.«
»Ich muß mich also noch in dieser Nacht dahin begeben?«
»In diesem Augenblick, das heißt, sobald Ihr meine Instruktionen erhalten habt. Zwei Männer, die Ihr bei Eurem Abgang vor der Thüre findet, werden Euch als Geleite dienen. Ihr laßt mich aber zuerst gehen, und entfernt Euch eine halbe Stunde nach mir.«
»Gut, Monseigneur. Nun aber wollen wir auf die Sendung zurückkommen, mit der Ihr mich beauftragen werdet, und da mir Alles daran gelegen ist, fortwährend das Vertrauen Eurer Eminenz zu verdienen, so setzt mir gnädigst in klaren und scharfen Worten die Sache auseinander, damit ich keinen Irrthum begehe.«
Es herrschte einen Augenblick tiefes Stillschweigen unter den Sprechenden, offenbar wog der Kardinal vorher die Ausdrücke ab, deren er sich bedienen wollte, und Mylady faßte alle ihre geistigen Fähigkeiten zusammen, um die Dinge, die er ihr sagen würde, vollständig zu begreifen und, wenn sie gesagt wären, ihrem Gedächtnisse einzuprägen.
Athos benützte diesen Augenblick, um seine Freunde aufzufordern, die Thüre von Innen zu schließen und dann zu ihm heranzutreten, um mit ihm zu hören.
Die zwei Musketiere, welche die Bequemlichkeit liebten, brachten einen Stuhl für jeden von ihnen und einen weiteren für Athos herbei. Alle drei setzten sich, hielten die Köpfe neben einander und horchten mit gespannten Ohren.
»Ihr begebt Euch nach London,« fuhr der Kardinal nun fort. »Dort sucht Ihr sogleich Buckingham auf.«
»Ich erlaube mir, Eurer Eminenz zu bemerken,« sagte Mylady, »daß seit der Geschichte mit den diamantenen Nestelstiften, wegen deren mich der Herzog stets im Verdacht gehabt hat, Seine Herrlichkeit mir mißtraut.«
»Es handelt sich auch diesmal,« entgegnete der Kardinal, »nicht darum, sein Vertrauen zu gewinnen, sondern sich ihm auf eine offene und loyale Weise als Unterhändlerin zu nähern.«
»Auf eine offene und loyale Weise?« wiederholte Mylady mit einer unbeschreiblich doppelsinnigen Betonung.
»Ja, offen und loyal,« versetzte der Kardinal in demselben Ton, »diese ganze Angelegenheit muß offen behandelt werden.«
»Ich werde die Instruktionen Seiner Eminenz buchstäblich befolgen und sehe denselben entgegen.«
»Ihr sucht Buckingham in meinem Namen auf und sagt ihm, ich wisse von allen Vorbereitungen, die er treffe, aber ich kümmere mich nicht im Geringsten darum, indem ich bei der ersten Bewegung, die er wagen würde, die Königin ins Verderben stürze.«
»Wird er glauben, daß Eure Eminenz im Stande ist, diese Drohung zu erfüllen?«
»Ja, denn ich habe Beweise.«
»Ich muß diese Beweise seiner Prüfung vorlegen können.«
»Allerdings, und Ihr sagt ihm: erstens, daß ich den Bericht von Bois-Robert und vom Marquis von Beautru über die Zusammenkunft bekannt mache, die der Herzog mit der Königin bei der Frau Connetable an demselben Abend gehabt hat, wo die letztere ein Maskenfest gab. Ihr sagt ihm, damit ihm kein Zweifel übrig bleibt, daß er daselbst im Costüm des Großmoguls erschienen ist, das der Chevalier von Guise tragen sollte, dem er es um dreitausend Pistolen abgekauft hat.«
»Gut, Monseigneur.«
»Alle Einzelnheiten über seinen Ein- und Austritt im Louvre in der Nacht, wo er sich unter dem Costüm eines italienischen Wahrsagers eingeschlichen hat, sind mir bekannt; Ihr sagt ihm, damit er nicht an der Aechtheit meiner Nachrichten zweifelt, er habe unter seinem Mantel ein weites, mit schwarzen Thränen, Todtenköpfen und Knochen in Form von Andreaskreuzen besätes Gewand getragen; denn im Fall der Ueberraschung sollte er für das Gespenst der weißen Dame gehalten werden, welche, wie Jedermann weiß, im Louvre erscheint, so oft ein großes Ereigniß um den Weg ist.«
»Ist das Alles, Monseigneur?«
»Sagt ihm auch, ich wisse alle Einzelnheiten von seinem Abenteuer in Amiens. Ich werde daraus ein geistreiches Romänchen mit dem Plane des Gartens und den Porträts der Hauptpersonen dieser nächtlichen Scene machen lassen.«
»Ich werde ihm Alles das sagen.«
»Sagt ihm ferner: ich halte Montaigu fest, Montaigu sei in der Bastille. Man habe allerdings keinen Brief bei ihm gefunden, aber die Folter könne ihn dazu bringen, Alles zu gestehen, was er weiß und selbst . . . das, was er nicht weiß.«
»Vortrefflich!«
»Fügt endlich bei: Seine Herrlichkeit habe bei der Eile, mit der er die Insel Ré verließ, einen gewissen Brief von Frau von Chevreuse liegen lassen, der die Königin sehr bedeutend compromittire, indem daraus hervorgehe, daß Ihre Majestät nicht nur die Feinde des Königs liebe, sondern auch mit denen Frankreichs conspirire. Ihr habt Alles, was ich Euch gesagt, wohl behalten, nicht wahr?«
»Eure Eminenz mag selbst urtheilen: der Ball der Frau Connetable, die Nacht im Louvre, die Abendunterhaltung von Amiens, die Verhaftung von Montaigu, der Brief der Frau von Chevreuse.«
»So ist es,« sprach der Kardinal, »so ist es. Ihr habt ein sehr glückliches Gedächtniß, Mylady.«
»Aber,« versetzte diejenige, an welche der Kardinal dieses Compliment gerichtet hatte, »wenn sich der Herzog trotz all dieser Gründe nicht ergiebt und Frankreich zu bedrohen fortfährt?«
»Der Herzog ist verliebt, wie ein Narr, oder vielmehr wie ein Dummkopf,« erwiderte Richelieu mit tiefer Bitterkeit. »Wie die alten Paladine, hat er diesen Krieg nur unternommen, um einen Blick von seiner Schönen zu erlangen. Weiß er, daß dieser Krieg die Dame seiner Gedanken, wie er sagt, die Ehre und vielleicht die Freiheit kosten kann, so wird er sich doppelt in Acht nehmen, dafür stehe ich Euch.«
»Aber,« sagte Mylady mit einer Beharrlichkeit, welche bewies, daß sie den Auftrag, den man ihr gab, bis an sein Ende durchschauen wollte, »aber wenn er dennoch fest bleibt?«
»Wenn er fest bleibt« – sagte der Kardinal . . . »das ist nicht wahrscheinlich.«
»Es ist möglich,« entgegnete Mylady.
»Wenn er fest bleibt . . .« Seine Eminenz machte eine Pause und sprach sodann: »Wenn er festbleibt, gut! so hoffe ich auf eines jener Ereignisse, welche die Gestalt der Staaten verändern.«
»Wenn Seine Eminenz die Güte haben wollte, mir aus der Geschichte einige solche Ereignisse anzuführen, »sagte Mylady, »so würde ich vielleicht dieses Vertrauen auf die Zukunft theilen.«
»Nun wohl, zum Beispiel,« antwortete Richelieu, »als im Jahre 1610 wegen einer Ursache, welche derjenigen ungefähr ähnlich ist, die den Herzog in Bewegung setzt, König Heinrich IV., glorreichen Andenkens, zu gleicher Zeit einen Einfall in Flandern und Italien machte, um Oesterreich von zwei Seiten anzugreifen, – nun, geschah es da nicht, daß ein Ereigniß Oesterreich rettete? Warum sollte der König von Frankreich nicht dasselbe Glück haben, wie der Kaiser?«
»Eure Eminenz beliebt von dem Messerstiche in der Rue de la Feronnerie zu sprechen.«
»Allerdings,« sagte der Kardinal.
»Fürchtet Eure Eminenz nicht, die Hinrichtung Ravaillacs werde diejenigen zurückschrecken, welche einen Augenblick den Gedanken haben dürften, sein Beispiel nachzuahmen?«
»Es gibt zu allen Zeiten und in allen Ländern, besonders wenn die Länder durch die Religion getheilt sind, Fanatiker, deren höchster Wunsch es ist, Märtyrer zu werden. Halt! in diesem Augenblick fällt mir ein, daß die Puritaner gegen den Herzog von Buckingham wüthend sind, und daß ihre Prediger ihn als den Antichrist bezeichnen.«
»Nun?« fragte Mylady.
»Nun!« fuhr der Kardinal mit gleichgültiger Miene fort, »es würde sich für den Augenblick z. B. nur darum handeln, eine hübsche, junge, geschickte Frau zu finden, die sich selbst an dem Herzog zu rächen hätte. Eine solche Frau läßt sich finden. Der Herzog ist ein Mann, der bei den Weibern Glück hat, und säete er auch viel Liebe durch seine Versprechungen ewiger Treue aus, so mußte er dagegen ebenfalls viel Haß durch seine ewige Untreue ausstreuen.«
»Gewiß,« sagte Mylady, »eine solche Frau läßt sich finden.«
»Gut, eine Frau, welche das Messer Jacques Cléments oder Ravalliacs einem Fanatiker in die Hände zu drücken wüßte, würde Frankreich retten.«
»Ja aber sie wäre die Mitschuldige einer Mordthat.«
»Hat man je die Mitschuldigen Ravaillacs oder Jacques Cléments kennen gelernt?«
»Nein, denn sie waren vielleicht zu hoch gestellt, als daß man es hätte wagen sollen, sie da zu suchen, wo sie sich befanden. Man würde den Justizpalast nicht um Alles in der Welt verbrennen, Monseigneur.«
»Ihr glaubt also, daß der Brand des Justizpalastes einer andern Ursache, als dem Zufall zuzuschreiben ist?« fragte Richelieu in einem Ton, worin er eine ganz bedeutungslose Frage gestellt haben würde.
»Ich, Monseigneur,« antwortete Mylady, »ich glaube nichts. Ich führe eine Thatsache an, weiter Nichts. Ich sage nur, wenn ich Mademoiselle von Montpensier oder Königin Marie von Medicis hieße, würde ich weniger Vorsichtsmaßregeln nehmen, als jetzt, da ich ganz einfach Lady Winter heiße.«
»Das ist richtig,« sprach Richelieu. »Was würdet Ihr also verlangen?«
»Ich würde einen Befehl verlangen, der Alles das zum Voraus bestätigte, was ich zur Wohlfahrt Frankreichs thun zu müssen glauben würde.«
»Aber vor Allem müßte man die Frau finden, wie ich sie bezeichnet habe, und die sich an dem Herzog zu rächen hätte.«
»Sie ist gefunden,« sprach Mylady.
»Dann müßte man den elenden Fanatiker finden, der als Werkzeug für die Gerechtigkeit Gottes dienen würde.«
»Man wird ihn finden.«
»Wohl,« sagte der Herzog, »dann wird es Zeit sein, den Befehl zu fordern, den ihr so eben von mir verlangt habt.«
»Ew. Eminenz hat Recht,« erwiderte Mylady, »und ich habe Unrecht gehabt, in der Sendung, womit sie mich beehrt, etwas Anderes zu sehen, als was sie wirklich ist, das heißt Seiner Herrlichkeit von Seiten Seiner Eminenz zu melden, daß Ihr die verschiedenen Verkleidungen kennt, mit deren Hilfe es Seiner Herrlichkeit gelungen ist, sich der Königin auf dem Ball der Frau Connetable zu nähern; daß Ihr Beweise von der Zusammenkunft besitzet, welche die Königin einem gewissen Astrologen, der Niemand anders war als der Herzog von Buckingham, im Louvre gegeben; daß Ihr einen äußerst geistreichen Roman über das Abenteuer in Amiens sammt dem Plane des Gartens, wo diese Geschichte vorfiel, und den Porträts der handelnden Personen, bestellt habt; daß Montaigu sich in der Bastille befindet, und daß ihn die Folter bewegen kann, Dinge zu sagen, deren er sich erinnert, und sogar Dinge, die er vergessen hat; endlich, daß Ihr einen gewissen Brief von Frau von Chevreuse besitzt, der sich in der Wohnung seiner Herrlichkeit gefunden hat und nicht nur die Schreiberin, sondern auch diejenige, in deren Namen er geschrieben worden ist, bedeutend compromittirt. Bleibt er dessenungeachtet fest, so habe ich, da sich, wie gesagt, mein Auftrag hierauf beschränkt, nur Gott zu bitten, er möge ein Wunder zur Rettung Frankreichs thun. So ist es, nicht wahr, Monseigneur, und ich habe nichts Anderes zu vollbringen?«
»So ist es,« erwiderte der Kardinal trocken.
»Und nun,« sprach Mylady, ohne daß sie die Veränderung im Tone des Kardinals zu bemerken schien, »nun, da ich die Instruktionen Eurer Eminenz in Bezug auf Eure Feinde erhalten habe, so wird mir Monseigneur erlauben, ihm ein paar Worte über die meinigen zu sagen.« – »Ihr habt also Feinde?« fragte Richelieu. – »Ja, Monseigneur, gegen die Ihr mir Eure Unterstützung schuldig seid, denn ich habe sie mir im Dienste Eurer Eminenz zugezogen.« – »Und wer sind sie?« fragte der Kardinal. – »Vor allem eine kleine Intrigantin, Namens Bonacieux.« – »Sie ist im Gefängnisse von Nantes.« – »Das heißt, sie war dort,« entgegnete Mylady; »aber die Königin hat sich von dem König einen Befehl zu verschaffen gewußt, mit dessen Hülfe sie dieselbe in ein Kloster bringen ließ.« – »In ein Kloster?« sagte der Herzog. – »Ja, in ein Kloster.« – »Und in welches?« – »Ich weiß es nicht; daß Geheimniß ist wohl verwahrt.« – »Ich werde es erfahren.« – »Und Eure Eminenz wird mir sagen, in welchem Kloster sich diese Frau befindet?« – »Ich sehe keinen Grund, es Euch zu verweigern,« sprach der Kardinal. – »Gut. Nun habe ich noch einen andern Feind, der mir viel furchtbarer ist, als die kleine Madame Bonacieux.« – »Und wen?« – »Ihren Liebhaber.« – »Wie heißt er?« – »Oh! Eure Eminenz kennt ihn wohl,« rief Mylady voll Zorn; »er ist der böse Genius von uns Beiden. Es ist derselbe Kerl, der bei einem Zusammentreffen mit den Leibwachen Ew. Eminenz den Sieg zu Gunsten der Musketiere des Königs entschieden hat; derselbe, der dem Grafen von Wardes, Eurem Emissär, vier Degenstiche versetzte und dadurch die Angelegenheit mit den Nestelstiften scheitern machte; derselbe, der mir, weil er weiß, daß ich ihm Madame Bonacieux entführte, den Tod geschworen hat.« – »Ah! ah!« sagte der Kardinal, »ich weiß, von wem Ihr sprechen wollt.« – »Ich will von dem elenden d'Artagnan sprechen.« – »Das ist ein kecker Geselle,« rief der Kardinal. – »Und gerade, weil er ein kecker Geselle ist, hat man ihn um so mehr zu fürchten.« – »Man müßte einen Beweis von seinem Einverständniß mit Buckingham haben,« sprach der Herzog. – »Einen Beweis!« rief Mylady, »es werden mir zehn zu Gebot stehen.« – »Gut, dann ist es die einfachste Sache der Welt. Liefert mir diesen Beweis und ich schicke ihn in die Bastille.« – »Wohl, Monseigneur, aber hernach?« – »Wenn man in der Bastille ist, gibt es keine Hernach,« entgegnete der Kardinal mit dumpfer Stimme. »Ah! bei Gott!« fuhr er fort, »wenn es mir so leicht wäre, mich meines Feindes zu entledigen, als es mir leicht ist. Euch den Eurigen vom Halse zu schaffen, und wenn Ihr gegen solche Leute Straflosigkeit von mir verlangtet . . .« – »Monseigneur,« versetzte Mylady, »Zug um Zug, Leben um Leben, Menschen um Menschen: gebt mir diesen, und ich gebe Euch den andern.« – »Ich weiß nicht, was Ihr damit sagen wollt,« erwiderte der Kardinal, »und will es sogar nicht einmal wissen; aber ich hege den Wunsch, Euch angenehm zu sein, und ich sehe nichts Ungeeignetes darin, Euch Euern Wunsch in Betreff eines so untergeordneten Geschöpfes zu gewähren, um so mehr als dieser kleine d'Artagnan, wie Ihr mir sagt, ein lockerer Geselle, ein Raufbruder, ein Verräther ist.« – »Ein Schandbube! Monseigneur! ein Schandbube!« – »Gebt mir Tinte, Feder und Papier,« sagte der Kardinal.
Es trat ein kurzes Stillschweigen ein, woraus hervorging, daß der Kardinal damit beschäftigt war, die Ausdrücke zu suchen, in denen das Billet beschrieben werden sollte, oder es wirklich zu schreiben. Athos, der kein Wort von der Unterredung verloren hatte, nahm seine zwei Gefährten bei der Hand und führte sie ans andere Ende der Stube.
»Nun,« sagte Porthos, »Was willst Du? und warum läßt Du uns nicht den Schluß des Gespräches hören?«
»Stille!« entgegnete Athos, leise redend, »wir haben Alles vernommen, was wir vernehmen mußten; übrigens halte ich Euch nicht ab, den Rest zu hören, aber ich muß gehen.«
»Du mußt gehen?« fragte Porthos. »Aber wenn der Kardinal nach dir verlangt, was sollen wir antworten?«
»Ihr wartet nicht, bis er nach mir verlangt, Ihr sagt ihm, ich sei als Kundschafter vorausgeritten, weil mich gewisse Worte unseres Wirthes auf den Gedanken gebracht hätten, daß der Weg nicht sicher sei. Ueberdies werde ich dem Stallmeister des Kardinals ein paar Worte zuflüstern. Das Weitere geht mich an, kümmre Dich nicht darum.«
»Sei klug, Athos,« sagte Aramis.
»Seid ruhig,« antwortete Athos, »Ihr wißt, daß ich kaltes Blut habe.«
Porthos und Aramis nahmen ihren Platz bei der Ofenröhre wieder ein.
Athos ging hinaus, ohne ein Geheimniß daraus zu machen nahm sein Pferd, das mit denen seiner zwei Freunde an die Läden angebunden war, überzeugte mit vier Worten den Stallmeister von der Nothwendigkeit einer Vorhut bei der Rückkehr, untersuchte, scheinbar mit großer Sorgfalt, das Zündkraut auf seiner Pistole, nahm den Degen zwischen die Zähne und ritt wie ein verlorener Posten auf dem Wege voraus, der nach dem Lager führte.