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Wer es unternimmt, die technische Entwicklung auf Jahrzehnte vorauszusagen, muß die Zeichen seiner eigenen Zeit zu deuten wissen. Mit hellseherischer Begabung muß er die großen praktischen Entwicklungsmöglichkeiten voraussehen, welche die fortschreitende Vertiefung der Naturerkenntnis in sich birgt. Den zarten Keimen, die unter pfleglicher Forschung in unsern physikalischen und chemischen Laboratorien ersprießen, muß er es früher als alle andern ansehen, ob sie nur bescheidene Blumen für den Garten der Wissenschaft liefern, oder ob über lang oder kurz weltbeschattende Bäume aus ihnen erwachsen werden.
Mehr als jede vorhergehende Epoche ist unsere Zeit für solche Voraussagen geeignet. Haben uns doch die letzten zwei Jahrzehnte neue naturwissenschaftliche Erkenntnisse gebracht, die Ausblicke von überwältigender Schönheit und Größe in die Zukunft gewähren.
Das Bild der Weltschöpfung, noch uneinheitlich und verworren im neunzehnten Jahrhundert, hat sich in unsern Tagen zur harmonischen Einheit entwickelt. Kraft und Stoff, die beiden Gegenpole einer früheren dualistischen Naturanschauung, sind in unserer fortgeschrittenen Erkenntnis wesenseins geworden, und diese Erkenntnis bedeutet die Morgenröte eines neuen, energetischen Zeitalters. Eines Zeitalters, das sich zu unserer Steinkohlen- und Dampfmaschinenzeit etwa verhalten dürfte, wie diese zu der Epoche der Steinzeit- und Höhlenmenschen.
Aber wer in der großen Menge derer, welche die Naturwissenschaften nicht von Berufs wegen treiben, weiß Genaueres um dieses neue Wissen und um die riesenhaften Möglichkeiten, die in ihm verschlossen liegen? Wer von ihnen ahnt etwas davon, daß die technische Physik unserer Tage schon mit starker Hand an den Felsen klopft, aus dem kommenden Geschlechtern die mächtige Quelle der Atomenergie fließen soll und bald vielleicht auch fließen wird? Ein Kraftborn, der millionenfach mächtiger ist als die Energiequelle der Steinkohlenwärme, auf der unsere ganze heutige Zivilisation beruht.
Derjenige aber, der darum weiß und davon schreibt, befindet sich heute etwa in der Lage eines Mannes, der zur Zeit des Siebenjährigen Krieges ein kommendes Jahrhundert der Dampfmaschinen und der Starkstromtechnik vorausgesagt hätte und Ende seines Jahrhunderts gefragt worden wäre, wie es denn nun eigentlich um die Erfüllung seiner Prophezeiung stünde. Der so Inquirierte hätte damals wohl antworten können, daß Mister Watt in England recht schöne Fortschritte im Bau der Feuermaschine gemacht und ein wichtiges Patent auf die Ausnutzung der Dampfexpansion genommen habe, und daß einem gewissen Professor Galvani in Bologna die Entdeckung ganz merkwürdiger elektrischer Erscheinungen geglückt sei. Aber ob der Mann mit solcher Antwort viel Glück gehabt hätte, ob ihm seine Zeitgenossen von 1791 beispielsweise geglaubt hätten, daß von den zuckenden Froschschenkeln Galvanis ein direkter Weg zu den Riesenkraftwerken des zwanzigsten Jahrhunderts führt, ist zumindest zweifelhaft.
Doch vielleicht schenkt man nach diesen Erfahrungen vergangener Generationen dem Autor heute ein wenig leichter Glauben, wenn er es unternimmt, in romanhafter Form jene großen Möglichkeiten zu schildern, die nach seiner Überzeugung das Antlitz der Erde und die Lebensformen der Menschheit in den kommenden Jahrzehnten von Grund aus umgestalten werden. Freilich vollziehen sich solche einschneidenden Wandlungen nicht von heute auf morgen. Dauerte es doch auch noch zwei Menschenalter nach der grundlegenden Erfindung von James Watt, bevor die Dampfkraft in Europa Allgemeingut der Wirtschaft wurde. Währte es doch noch ein halbes Jahrhundert, nachdem Werner Siemens die Dynamomaschine erfunden hatte, bis die elektrische Energie sich wirklich in jeden Haushalt ergoß. Mit ähnlichen Zeiträumen werden wir daher rechnen müssen, bevor alles das, was der Wissende heute bereits sicher kommen sieht, restlos verwirklicht wird. Wer es trotzdem unternimmt, von kommenden technischen Dingen zu schreiben, muß es sich gefallen lassen, daß seine Prophezeiungen zunächst bezweifelt oder in das Gebiet der Utopie verwiesen werden.
Das ist auch dem Verfasser dieser Zeilen mit seinen technischen Zukunftsromanen bisweilen so gegangen, und er muß es den dahinrauschenden Jahrzehnten überlassen, die Wahrheit seiner Prophezeiungen zu erweisen. Doch neben jenen ganz großen Wandlungen, deren Ablauf Menschenalter beansprucht, vollzieht sich viel schneller ein technischer Fortschritt im kleinen, dessen Erscheinungen gewissermaßen die Staffage zu der Haupthandlung bilden. Davon aber ist in den dreizehn Jahren, die vergingen, seitdem der erste Roman dieser Reihe, »Die Macht der Drei«, geschrieben wurde, nun doch schon vieles in Erfüllung gegangen, und es lohnt sich wohl, im einzelnen einmal zu prüfen, was davon bereits Wahrheit wurde.
In dem genannten Roman, dessen Handlung im Jahre 1955 spielt, wird unter anderem ein Sportfest des englischen Aero-Klubs am Solent beschrieben. Es heißt dort:
»Man schob in das Programm ein Wettfliegen mit motorlosen Flugzeugen ein. Nach dem pomphaften Schauspiel der Luftflotte und dem dämonischen der Tauchflieger kam die Idylle. Von der höchsten Spitze der Uferklippen segelten die einzelnen Flieger ab. Wie die Schmetterlinge gaukelten sie mit geblähten Tragflächen in der Luft. Hingen oft fast bewegungslos an derselben Stelle, um dann plötzlich die Flügel zu recken und sich wie Albatrosse in weiten Kreisen in die Höhe zu schrauben.«
Diese Zeilen wurden im Frühjahr 1921 geschrieben, als sich die Versuche mit motorlosen Flugzeugen noch im allerersten Anfangsstadium befanden und die längste Flugdauer für ein motorloses Flugzeug nur wenige Minuten betrug. Daß man nicht nur in den starken Aufwinden an der Wasserkuppe im Rhöngebirge, sondern fast überall und viele Stunden hindurch mit Segelfliegern in der Luft bleiben könne, lag damals noch außerhalb jeder Wahrscheinlichkeit und Erkenntnis. Wie sich die Segelfliegerei aber inzwischen entwickelt hat, ist allgemein bekannt, und der Autor darf sich, da der Rekord des Segelfluges heut bei sechsunddreißig Stunden liegt, eine erfüllte Prophezeiung gutschreiben.
In dem gleichen Roman besitzt die amerikanische Armee Höhenflugzeuge (Rapid Flyers), die in der dünnen Stratosphäre mit 1000 Kilometer Stundengeschwindigkeit verkehren. Der Schnelligkeitsrekord der üblichen Flugzeuge stand, als das Buch geschrieben wurde, bei 300 Stundenkilometer. Heute, dreizehn Jahre später, hat er die 700 Kilometer bereits überschritten. Außerdem aber sind in Deutschland (Junkers) und Frankreich Höhenflugzeuge fertiggestellt, die alle wesentlichen Merkmale der im Roman geschilderten haben. Die Wirtschaftskrise hat die Erprobung der neuen Typen verzögert, aber sie sind doch bereits vorhanden und werden im nächsten Sommer auch fliegen und bald auch ihre 1000 Stundenkilometer erreichen. Auch diese zweite Prophezeiung dürfte also unmittelbar vor der Erfüllung stehen.
In demselben Roman sagt einer der Helden: »Ich muß leider weiter. Geben Sie telephonischen Bericht! Wellenlänge der Regierungsflugzeuge! Ich gehe nach Washington.« Diese Stelle wurde 1921 von vielen Lesern überhaupt nicht verstanden, und es wurde dem Verfasser sogar nahegelegt, sie in der Buchausgabe fortzulassen. Aber damals gab es ja auch noch keinen Rundfunk und nicht vier Millionen Hörer in Deutschland, die ihre Empfangsapparate täglich auf die Wellenlängen der verschiedenen Sender einstellen. Heute weiß natürlich jeder, daß die Regierungsflugzeuge Empfänger an Bord führen, die auf eine bestimmte Wellenlänge eingestellt sind, um jederzeit Nachrichten aufnehmen zu können. Also auch die dritte Prophezeiung ist in einem Jahrzehnt Wirklichkeit geworden.
Schließlich wären aus jenem Roman noch die »Transatlantiks« zu erwähnen, große Überseeflugzeuge, die einen fahrplanmäßigen Verkehr zwischen den Vereinigten Staaten und England unterhalten. Damals mußte etwas Derartiges reichlich utopisch erscheinen. Heute haben wir einen regelmäßigen Zeppelindienst nach Südamerika und den Do X, der mit einer Zwischenlandung auf den Azoren einen solchen Dienst nach Nordamerika aufnehmen kann, sobald es die Wirtschaftskrise gestattet, womit Prophezeiung vier als erfüllt gelten darf. Schließlich wählen die Flugschiffe des Romans für den Verkehr zwischen Amerika und Europa den kürzesten Weg über Grönland. Inzwischen hat v. Gronau praktisch bewiesen, daß dieser Weg in der Tat der beste und bequemste ist, also auch hier eine erfüllte Voraussage.
In dem Roman »Die Macht der Drei« wird ein Präsident-Diktator der Vereinigten Staaten geschildert, der einen bolschewistischen Aufstand des amerikanischen Ostens mit eiserner Hand niedergeworfen hat und eine fast unumschränkte Gewalt besitzt. Als dieser Roman geschrieben wurde, standen die Vereinigten Staaten im Zeichen der Prosperity und wußten nichts von Kommunismus. Wer es damals gewagt hätte, kommunistische Lehren in der Union zu predigen, hätte die besten Aussichten gehabt, seine Tage als Greis in einem Zuchthaus zu beschließen. Mehr als kühn war es damals, von einem solchen Aufstand zu sprechen, und wie sehr ist doch das Unwahrscheinliche inzwischen in den Bereich der Möglichkeit gerückt!
Von einer Weltkrise sondergleichen wurde die amerikanische Prosperity verschlungen. Zu Zehntausenden unternahmen Verzweifelte Hungermärsche nach der Bundeshauptstadt. Nur mit Waffengewalt, mit Tränengas und Maschinengewehren, konnte ein offener Aufstand unterdrückt werden, und auf der andern Seite zwang die außergewöhnliche Zeit dazu, dem amerikanischen Präsidenten heute bereits Vollmachten zu geben, die kaum noch hinter denjenigen des Präsidenten-Diktators in der »Macht der Drei« zurückstehen.
Einen japanischen und chinesischen Block bilden in dem Roman »Die Spur des Dschingis-Khan« die beiden gelben Reiche des Fernen Ostens. Ganz unmöglich, völlig unwahrscheinlich mußte eine solche Entwicklung vor zehn Jahren erscheinen, als dieser Roman entstand. Heute sehen wir das übervölkerte japanische Reich eine chinesische Provinz nach der andern erobern und seinem Machtbereich angliedern. Sehen gleichzeitig, wie es in dem Roman vorausgesagt wurde, Rußland und die übrigen weißen Mächte unfähig, diese Entwicklung mit Waffengewalt aufzuhalten. Wie lange noch, und der große gelbe Block wird Wirklichkeit sein, von dem aus ein neuer Dschingis-Khan den Vormarsch nach Westen antreten kann. Hier wie in der Union hat ein knappes Jahrzehnt genügt, um das damals so Unwahrscheinliche, Bedrohliche wirklichkeitsnah werden zu lassen.
An den Gran Chaco mag noch erinnert sein, in dem sich ein Teil der Ereignisse des Romanes »Das Erbe der Uraniden« abspielt. Vor sieben Jahren, als »Das Erbe der Uraniden« geschrieben wurde, war der Gran Chaco, jenes weite, fruchtbare Präriengebiet, ein geographischer Begriff und eigentlich nur den Fachgelehrten näher bekannt. Heute steht er im Mittelpunkt machtpolitischer Auseinandersetzungen zwischen den südamerikanischen Republiken. Schon seit Jahresfrist wird um ihn gekämpft, und noch jahrelang werden die Kämpfe andauern. Diese Beispiele mögen zeigen, daß auch die politische Zukunftsentwicklung in vielen Einzelheiten richtig vorausgesehen wurde.
Es bleibt die letzte, größte Frage zu beantworten: Wird es der Technik gelingen, jene Energiequelle zum Fließen zu bringen, die ihr die Physik in den Atomen nachgewiesen hat? Eine wundersame Wandlung hat ja unser Wissen um die Atome während der letzten beiden Jahrzehnte, besonders unter dem Einfluß der Radiumforschung, durchgemacht. Zu vollkommenen Sonnensystemen wurden jene kleinsten und letzten Bausteine der Schöpfung, in denen die Atome der negativen Elektrizität, die Elektronen, um den aus positiven Elektrizitätsteilchen aufgebauten Atomkern wie um eine Sonne kreisen. Und man lernte weiter, daß es möglich ist, die Kerne der Atome unter Energiegewinnung zu zertrümmern, ähnlich etwa wie auch Schießpulver Energie abgibt, wenn man es verpuffen läßt.
Vor einem halben Menschenalter begannen die ersten tastenden Versuche auf diesem Gebiet. Die mit großer Geschwindigkeit aus dem Radium herausgeschleuderten Heliumkerne, die sogenannten Alpha-Strahlen, ließen Ramsay und andere auf stark verdünnte Gase in einer Röhre wirken, und nach längerer Einwirkung gelang ihnen durch die Spektralanalyse der Nachweis, daß die Atome schwerer Gase wirklich von den Heliumgeschossen zerschlagen wurden. Für die physikalische Theorie war es ein unerhörter Triumph, für die Praxis nur ein bescheidener Anfang.
Deutsche waren es, die Physiker Brasch und Lange, welche diese Versuche auf einer anderen, aussichtsreicheren Basis weiterführten. Nicht mehr mit den verhältnismäßig langsam fliegenden Alpha-Strahlen, sondern mit frei fliegenden Elektronen, die bis zu dreiviertel Lichtgeschwindigkeit beschleunigt werden, suchten sie die Atomkerne der schwereren Elemente zu treffen und zu zertrümmern. Das Radium sendet in seiner Beta-Strahlung auch solche Elektronen aus, aber sie schufen sich diese Strahlung unabhängig von den natürlichen radioaktiven Substanzen in ihren Blitzröhren selber.
Riesenhafte Spannungen, von Millionen von Volt, waren nötig, um den Elektronen in der Röhre diese Geschwindigkeit zu verleihen. Spannungen, welche die Elektrotechnik vor sieben Jahren noch nicht liefern und bändigen konnte. Da zogen sie in die gewitterreiche Gegend am Monte Generoso in der Schweiz, fingen dort die Blitze in Luftdrähten und leiteten die eingefangenen Spannungen von mehreren Millionen Volt in ihre Röhre. Sie erhielten dabei Atomzertrümmerungen, die bewiesen, daß sie sich auf dem richtigen Wege befanden. Das war vor fünf Jahren.
Eine Zeitlang sah sich die Technik dies Experiment mit Blitzen mit an, aber nicht sehr lange. Dann trat sie mit eigenen neuen Hochspannungsquellen und dazu passenden Blitzröhren auf den Plan. Während diese Zeilen geschrieben werden, gehen solche Apparate, die Spannungen von sieben Millionen Volt sicher erzeugen und beherrschen, ihrer Vollendung entgegen, und jeder kommende Monat dürfte uns neue Fortschritte dieser Zertrümmerungstechnik bringen. Einwandfrei wurde bei den bisherigen Versuchen bereits ein Energiegewinn festgestellt in dem Sinn, daß die Trümmerstücke eines getroffenen Atoms mit größerer lebendiger Kraft weiterflogen, als sie die treffende Kugel besaß.
Für die Leistungsfähigkeit der neuen Blitzröhren spricht besser als alles andere eine einfache Zahl: Die Beta-Strahlung, das heißt die Energie der in einer solchen Röhre frei fliegenden Elektronen, ist gleichwertig derjenigen, die eine Radiummenge von 50 Tonnen liefern würde. Erinnert man sich dabei, daß die gesamte heute in menschlichem Besitz befindliche, über zahllose Laboratorien und Krankenhäuser der ganzen Welt verteilte Radiummenge noch nicht ein einziges Pfund beträgt, so wird die Größe des Erreichten klar.
Trotzdem handelt es sich auch bei den neuesten Arbeiten mit diesen Blitzröhren vorläufig immer noch um recht subtile Laboratoriumsversuche, bei denen die Ergebnisse oft nur mit Hilfe der feinsten Meßmethoden festgestellt werden können. Von dem idealen Zustand, daß man irgendwo einen Schalter knipst und danach die Atomenergie ebenso zu fließen beginnt wie heute der elektrische Strom und ebenso wie dieser unsere Öfen heizt und unsere Lampen zum Leuchten bringt, sind wir natürlich noch sehr weit entfernt. Aber es war ja auch ein langer und oft recht dornenvoller Weg von den zuckenden Froschschenkeln Galvanis und den primitiven Zink-Kupfer-Elementen Voltas bis zu den Turbo-Dynamos unserer Tage. Das Wesentliche bleibt, daß die Entwicklung in der vorausgesagten Richtung weitergeht und der Beobachter den Fortschritt zu konstatieren vermag. Und dieser Fortschritt war während der letzten fünfzehn Jahre so groß, daß noch einmal fünfzehn Jahre uns vielleicht schon bis dicht an das Ziel bringen können.
Eine unscheinbare Formel der modernen Physik zeigt uns das letzte Ziel. Wenn es gelingt, Materie im Gewicht von einem Kilogramm auf dem Wege der Atomzertrümmerung restlos zu vernichten, so daß sie aus der Schöpfung verschwindet, so muß dafür nach dem energetischen Äquivalent eine Energiemenge von neuntausend Billionen Meterkilogramm auftreten, eine Energiemenge, die einer Wärmemenge von 21 Billionen Kalorien entspricht. Wollte man diese Wärmemenge durch einen Verbrennungsvorgang gewinnen, so müßte man drei Millionen Tonnen Steinkohle verbrennen. Das wäre die Ladung von 150 000 Großgüterwagen oder von 1500 langen Kohlenzügen zu je 300 Achsen.
Die gleiche Energiemenge liegt aber nach unserer neuen Erkenntnis in einem Stückchen Materie verschlossen, das man bequem in der Hand halten kann. Wie nach der morgenländischen Sage der König Salomo gefährliche Geister in kupferne Flaschen bannte, so wurden bei irgendeinem Schöpfungsakt einmal unvorstellbar große Energiemengen in Form von Materie festgelegt. Hier die Siegel zu lösen und die gebannte Energie wieder frei fließen zu lassen, wird das Ziel einer kommenden Technik sein. Ein nicht leichtes, vielleicht sogar ein gefährliches Ziel, denn nicht in vernichtendem Ausbruch darf die befreite Energie dahinrasen. Nützlich und dem Menschen dienstbar wird sie fließen müssen. Dann aber wird ihr reicher Strom ein neues Zeitalter befruchten. Ein Zeitalter, in dem der alte Erdball der Menschheit zu klein wird und sie ihren Pfad zu anderen Gestirnen lenkt.
In einem, höchstens zwei Menschenaltern wird die neue gewaltige Quelle der Atomenergie uns willig fließen. Viele Jahrhunderte früher jedenfalls, als unsere Kohlenvorräte einmal erschöpft sind.
Und auch die Rakete, jenes Mittel eines künftigen Weltraumverkehrs, wird stetig weiterentwickelt. Man begann mit pyrotechnischen Treibsätzen und arbeitet heute bereits mit wirksameren flüssigen Brennstoffen und wird die Weltraumschiffe eines kommenden Zeitalters mit der Atomenergie treiben, sobald einmal deren Beherrschung der Menschheit gelungen ist. Die Entwicklung wird und muß diesen Weg gehen, denn all die mannigfachen verblüffenden und so oft bezweifelten physikalisch-technischen Voraussagen, welche in Zukunftsromanen des Autors die tragende Unterlage bilden, wurden ja nicht auf blauen Dunst hin gemacht, sondern unter genauer Berücksichtigung des bisher von der Wissenschaft Erforschten und Erkannten. Daß sie eines Tages ebenso volle Wirklichkeit werden, wie es so manches andere in diesen Romanen Vorausgesagte bereits geworden ist, das ist die feste Überzeugung des Verfassers.
Hans Dominik
[geschrieben ca. 1935]