Richard Dehmel
Die Verwandlungen der Venus
Richard Dehmel

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Venus Socia.

          Da gab's Branntwein und Bier,
im Spelunkenrevier,
und ein Lied scholl rührend durch die Tür;
und das sangen und spielten die traurigen Vier,
ein Vater mit seinen drei Töchtern.
Er stand am Ofen, die Geige am Kinn,
schief neben ihm hockte die Harfnerin,
und die Jüngste knixte und schloß ihr Lied,
die Geige machte ti-flieti-fliet:
»War Eine, die nur Einen lieben kunnt.«

Die Dritte ging stumm
mit dem Teller herum,
ums polternde Biljard, blaß und krumm;
und nun drehte der Alte die Fidel um
und klappte darauf mit dem Bogen.
Und auf einmal schwieg der Keller ganz,
die Jüngste hob die Röcke zum Tanz;
die Harfe machte ti-plinki-plunk,
und die Jüngste war so kinderjung
und sang zum Tanz ein wüstes Hurenlied.

Sie sang's mit Glut,
das zarte Blut;
und der schwarze zerknitterte Roßhaarhut
stand zu der plumpen Harfe gut,
mit den weißen papiernen Rosen.
Laut schrillten die Saiten tiflieti-plunk,
und Alle beklatschten den letzten Sprung,
und vor mir stand die Tellermarie.
»Spielt mir noch einmal«, bat ich sie,
»War Eine, die nur Einen lieben kunnt«! –

                All mein dumpfes Glückverlangen
schien dies eine Wort zu klären;
meine guten Geister sprangen
auf, als sei's Musik der Sphären.

Am Altar der Seele traten
sie zusammen, flugbereit:
Zartsinn, Ehrfurcht, Großmut, Lust zu Taten,
Sehnsucht nach Unsterblichkeit.

Aber während sie die Herrin feiern,
übermannt mein sterbliches Herz ein Schaudern:
wird sich je mein Glück entschleiern?
Und ich seh mich vor dir zaudern,...


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