Max Dauthendey
Gedichte
Max Dauthendey

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Das Dunkel griff uns um den Leib

        Die Nacht am Fuß des Berges stand,
Jed' Blatt ward eine dunkle Hand,
Der Weg uns unter den Füßen schwand.

Auf Moos und Wurzeln klang hohl der Tritt,
Und hinter und gingen bei jedem Schritt
Waldbäume in schweren Scharen mit.

Das Dunkel griff uns um den Leib,
Und Bäume, umschlungen wie Mann und Weib,
Sagten mit toten Gesten: »Bleib«.

Die Weg wurden wie tiefe Schlünde,
Als ob man an offenen Gräbern stünde
Und jeder zu einem Sarg hinmünde.

Viele Fäuste haben geballt, gedroht,
Es war alle Liebe vom Tage tot,
Eng Blatt bei Blatt wuchs im Finstern die Not.

Als ob uns die Schritte verjagten und bannten,
Wir uns einander bald nicht mehr erkannten,
Stets fliehend vor Nacht durch Nacht wir rannten.

– So laufen wir alle ein ganzes Leben
Und können im Finstern die Hand uns kaum geben.
Nur ein Kuß kann uns manchmal das Dunkel heben.

 


 


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