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Und als die Austr-Wogen eisfrei geworden, schwamm der Sing-Schwan gen Svearike und durch mancherlei Fährlichkeiten bis in den großen See, der Upland gegen Mittag und gegen Aufgang liegt und fuhr von da auf einem Strom, soweit er Schwimmgrund fand, aufwärts gegen Tiundaland und nach Upsala.
Und glaubt nun wohl Mancher, daß Halfred große Kämpfe und Mühe gehabt habe, König Hartstein und seine Tochter zu besiegen und erwartet das nun gesagt zu hören.
Aber davon ist gar nichts zu sagen: denn es ging ihm da Alles leicht und rasch nach dem Wunsche, was die Heidenleute wieder als von dem Wunschgott so gefügt rühmten.
König Hartstein war sonst ein kieselherziger Mann, voll Mißtrauen und karg an Worten: als er aber Halfred sah und anrief, wie dieser in seiner Halle vor seinen Königstuhl trat, und ihn fragte: »Fremdling, was begehrest du in Tiundaland und von König Hartstein?«
Und als Halfred ihm mit jenem Lächeln, das ihm der Wunsch geschenkt, in die harten Augen sah und freudig sagte: »Das Beste will ich, was Tiundaland und König Hartstein haben, seine Tochter« – da war des alten finstern Mannes Herz sofort gewonnen und er wünschte sich Halfred heimlich in seinen Gedanken zum Eidam.
Und sie gingen hinaus in den Hof zum Hammerwurf und der König warf gut: aber Halfred warf noch viel besser, und war so das erste Spiel gewonnen.
»Schwerer wird dir das zweite scheinen,« sagte der Alte und führte Halfred in die Skemma, das Frauengemach, wo die Männerwitzzerbrecherin in glänzend dunkelblauem Mantel saß unter ihren Mädchen, um Hauptes Länge sie alle überragend.
Und sie sagen, als Halfred in das Gemach trat und sein Blick sie traf, erschrak sie heiß und ein Gluthstral färbte ihre Wangen hochroth und verwirrte sie.
Und gewiß ist, daß sie sich mit einer goldnen Spindel, mit der sie gespielt mehr als gesponnen hatte, in die Finger stach und sie klirrend fallen ließ.
Aber Sudha, die vornehmste ihrer Jungfrauen, des Königs von Halogaland gefangene Tochter, die ihr zur Rechten saß, hob die Spindel auf und behielt sie: und Viele deuteten das später als ein böses Zeichen.
Damals aber achtete man kaum darauf.
Und Vandrad der Skalde sagte später Halfred, daß das Weib elfenpfeil getroffen ward, da sie ihn zuerst sah; er aber sprach darauf ernsthaft: »Es wäre besser, ich wäre bei ihrem Anblick elfenwund geworden! Aber ich blieb ganz heil.«
Und alsbald versammelte König Hartstein alle Hofleute und die Frauen der Burg und die Gäste in der Halle zu dem Räthselrathen.
Und Harthild stand auf von dem Armstuhl zu seiner Rechten und ward roth im Antlitz, als sie auf Halfred blickte, was ihr – wie sie sagen – vordem nie widerfahren war bei dem Herausfordern zum Räthselrathen.
Sie schwieg eine Weile, sah vor sich nieder, blickte abermals auf Halfred – diesmal aber mit forschendem und trotzigem Auge – und sie begann:
»Was hallt in Walhalla?
Was hehlt sich in Hel?
Was hämmert im Hammer?
Was hebt sich im Helm?
Was beginnet die Heerschlacht«
Was schließet die Ruh?
Und was hält in Harthild
Das Haupt und das Herz?«
Und wollte sich setzen, wie sie pflag, nachdem sie das Räthsel aufgegeben: aber starr vor Schreck blieb sie stehen und griff nach der Stütze des Armstuhls, als Halfred sofort ohne Besinnen die rechte Hand gegen sie erhob und sprach:
»Hältst du nicht Härteres,
Herrin, verholen,
So kränze das Haupthaar
Hurtig zur Hochzeit!
Denn was hallt in Walhalla,
Was in Hela sich hehlt,
Was da hämmert im Hammer
Und sich hebet im Helm,
Was die Heerschlacht beginnet
Und schließet die Ruh',
Was Harthild der Hohen
Das Haupt und das Herz hält,
Das hüpfet ihr heimlich
Im Hochgang des Herzens
Und hat heute Halfred
Zu Harthild verholfen –
Die heilige Rune: – –
Das hauchende H!«
Da sank Harthild zornesbleich auf den Stuhl und verhüllte das Haupt mit dem Schleier.
Als Hartstein, ihr Vater, herantrat unter dem lauten Staunensruf der Hörer in der Halle und ihr den Schleier von dem Antlitz ziehen wollte, sprang sie auf, schlug heftig den Schleier zurück – da sah man, daß sie geweint hatte – und rief mit rauher Stimme:
»Gerathen hast du
Die Räthselrede:
Mit Witzes Gewalten
Gewonnen ein Weib:
Weh dir, wenn weich du
Sie nicht dir gewöhnest.«
Alle schwiegen, bang über die drohenden, nicht bräutlichen Worte.
Halfred brach endlich die Stille: er warf das Haupt in den Nacken, das schwarze Gelock schüttelnd, und lachte: »Ich wag' es darauf! König Hartstein, noch heute zahl' ich dir den Muntschatz: wann rüsten wir den Brautlauf?«