Gilbert Keith Chesterton
Priester und Detektiv
Gilbert Keith Chesterton

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Die drei Todeswerkzeuge

Sowohl durch seinen Beruf als aus Überzeugung wußte Father Brown besser als die meisten unter uns, daß jedermann eine gewisse Würde umgibt, wenn er tot ist. Und doch überkam sogar ihn etwas wie Ungereimtheit, als er bei Tagesanbruch herausgerufen wurde und hörte, Sir Aaron Armstrong sei ermordet worden. Es lag etwas Absurdes und nicht Zusammenpassendes in dem Gedanken geheimer Gewaltanwendung in Verbindung mit einer so gänzlich leutseligen und volkstümlichen Gestalt. Denn Sir Armstrong war leutselig bis zur Komik und volkstümlich in einer Weise, die nahezu ans Legendenhafte grenzte. Es war, wie wenn man vernähme, Sunny Jim habe sich aufgehängt oder Mr. Pickwick sei in Hanwell gestorben. Denn obwohl Sir Aaron Armstrong Menschenfreund war und als solcher mit den düsteren Seiten der Gesellschaft verkehrte, so tat er sich doch etwas darauf zugute, das in möglichst gemütlicher Weise zu tun. In seinen politischen und gesellschaftlichen Reden jagten Anekdoten und »schallendes Gelächter« einander, er strotzte von Gesundheit; seine Lebensauffassung war ganz von Optimismus durchsetzt, und wenn er sich mit dem Trinkprobleme, seinem Lieblingsthema, befaßte, tat er es mit jenem grenzenlosen, ja sogar eintönigen Frohsinn, welcher so oft den wohlhabenden Abstinenzler kennzeichnet.

Die allbekannte Geschichte seiner Umkehr war in den mehr puritanischen Kreisen und unter ihren Predigern geläufig, jene Geschichte, da er noch fast ein Knabe von schottischer Theologie zu schottischem Whisky überging, wie er sich beiden entwunden und, wie er in seiner Bescheidenheit zu sagen pflegte, das wurde, was er war. Und dennoch machte sein breiter, weißer Bart, sein kindlich frohes Gesicht und die glänzende Brille es auf den zahllosen Festessen und Versammlungen, wo er erschien, schwer glaubhaft, daß er sich jemals soweit vergessen hatte, ein Trunkenbold zu sein. Ihm eignete, man fühlte es, der gesundeste Frohsinn unter allen Menschenkindern.

Er wohnte am äußersten Rande von Hampstead in einem hübschen Hause, wohl hoch, aber nicht breit, einem richtigen modernen und prosaischen Turme. Die schmalste der schmalen Seitenmauern erhob sich über dem steil abfallenden Grasdamme einer Bahnlinie, deren vorübereilende Züge sie erbeben machten. Sir Aaron Armstrong hatte, wie er sich zu rühmen pflegte, keine Nerven. Doch wenngleich der Zug oft das Haus hatte erbeben lassen, an diesem Morgen waren die Rollen vertauscht, es war das Haus, welches dem Zuge einen Stoß versetzte.

Die Lokomotive wälzte sich langsam heran und hielt gerade an dem Punkte, wo eine Ecke des Hauses bis zu dem steilen Rasenabhang vorstieß. Das Anhalten fast alles Mechanischen vollzieht sich langsam, doch war die lebende Ursache hier eine sehr rasche. Ein Mann, vollständig in Schwarz gekleidet und wie man bemerkte, sogar in schwarzen Handschuhen, erschien auf dem Damm oberhalb der Maschine und winkte wie eine düstere Windmühle mit seinen schwarzen Händen ab. Das allein hätte allerdings kaum einen selbst langsam fahrenden Zug zum Anhalten gebracht. Doch ging ein Schrei von ihm aus, von dem man später als von etwas gänzlich Unnatürlichem und nie Gehörtem noch sprach. Es war einer jener hervorgestoßenen Schreie, die, selbst wenn wir nicht hören können, was ausgerufen wird, dennoch so furchtbar deutlich sind. In diesem Falle lautete er »Mord«!

Doch der Zugführer schwört, er würde auch dann gebremst haben, wenn er nur den schrecklichen und unverkennbaren Ton und nicht das Wort vernommen hätte.

Nachdem der Zug einmal zum Stehen gekommen war, konnte selbst der oberflächlichste Blick vieler Bestandteile des Dramas gewahr werden. Der Mann in Schwarz auf dem grünen Rasen war Sir Aaron Armstrongs Diener, Magnus. Oft hatte der Baron in seiner frohen Laune sich über die schwarzen Handschuhe dieses mürrischen Dieners lustig gemacht; in diesem Augenblicke jedoch lachte gewiß niemand darüber.

Die ersten paar Neugierigen hatten kaum den Bahndamm und die rauchgeschwärzten Büsche überschritten, als sie den fast bis zum Fuße des Dammes herabgerollten Körper eines alten Mannes in gelbem, scharlachgefüttertem Schlafrock erblickten. Ein Stück Strick schien sich um sein Bein verwickelt zu haben, vielleicht infolge eines Kampfes. Es gab auch ein paar, wenngleich sehr kleine Blutspritzer, der Körper aber war in einer Stellung zusammengebogen oder gebrochen, die für ein lebendes Wesen unmöglich gewesen wäre. Es war Sir Aaron Armstrong. Nach einigen Augenblicken der Verwirrung tauchte ein kräftiger Mann mit blondem Barte auf, den ein paar Fahrgäste als den Sekretär des verstorbenen, Patrick Royce, erkannten, einst eine bekannte Figur der Bohème und sogar berühmt in bohèmischer Kunst. In abgeschwächteren, aber vielleicht klarer verständlichen Tönen gab er den Angstschrei des Dieners zurück. Als dann die dritte Gestalt dieses Haushaltes, Alice Armstrong, die Tochter des Verstorbenen, wankend und zitternd in den Garten heraustrat, hatte der Zugführer dem Halten seines Zuges halt geboten. Ein Pfiff ertönte und der Zug war davon gestampft, von der nächsten Station Hilfe zu holen.

So war denn auf Verlangen des kräftigen Ex-Bohèmien und Sekretärs, Patrick Royce, Father Brown eilends herbeigerufen worden. Royce war von Geburt Ire und von jener nicht seltenen Sorte von Katholiken, die sich ihrer Religion erst dann erinnern, wenn sie wirklich einmal erst in der Klemme stecken. Royces Bitte hätte jedoch vielleicht weniger schnell Gehör gefunden, wenn nicht einer der beamteten Geheimpolizisten ein Freund und Bewunderer des unbeamteten Flambeau gewesen wäre; und man konnte unmöglich ein Freund Flambeaus sein, ohne zahllose Geschichten über Father Brown gehört zu haben. Während daher der junge Geheimpolizist (er hieß Merton) den kleinen Priester über die Felder zur Station geleitete, war ihre Unterhaltung dennoch vertraulicher als man von zwei sich gänzlich Fremden erwarten konnte.

»So weit ich sehen kann,« gestand Merton aufrichtig, »kann man überhaupt nicht daraus klug werden. Es ist niemand da, auf den man Verdacht haben könnte. Magnus ist ein umständlicher, alter Narr, zu sehr Narr, um Mörder zu sein, Royce war seit Jahren des Barons bester Freund, und zweifellos, seine Tochter betete ihn an. Überdies ist alles viel zu absurd, wer sollte einen so frohgesinnten alten Burschen wie Armstrong umbringen? Wer könnte Hand an die Kehle eines Nachtisch-Redners legen? Es wäre, als wollte man Knecht Ruprecht ermorden.«

»Ja, es ging fröhlich her in diesem Hause,« stimmte Father Brown bei. »Es ging fröhlich her solange er am Leben war. Glauben Sie, es wird auch so sein, jetzt, da er tot ist?«

Merton blieb ein wenig stehen und blickte seinen Begleiter aufmerksam an. »Jetzt, da er tot ist?« wiederholte er.

»Ja,« fuhr der Priester unbekümmert fort, »er war heiter. Aber teilte er seine Heiterkeit anderen mit? Offen gestanden, war außer ihm jemals noch irgend jemand anderer im Hause heiter?«

In Mertons Denkvermögen begann jenes sonderbare Licht der Überraschung aufzuleuchten, durch welches wir zum erstenmal Dinge sehen, die wir schon längst gewußt haben. Oft war er wegen unbedeutender, den Menschenfreund angehenden Amtsangelegenheiten bei den Armstrongs gewesen, und jetzt erst fiel ihm ein, es war an und für sich ein niederdrückend stimmendes Haus. Die Zimmer waren sehr hoch und sehr kalt, die Ausstattung dürftig und gewöhnlich, die zugigen Treppenflure wiesen elektrisches Licht auf, düsterer als der Mond. Und obwohl des Alten frischrotes Gesicht und silberner Bart wie ein Freudenfeuer der Reihe nach durch die Zimmer und Gänge geleuchtet hatten, es blieb darum keine Wärme zurück. Zweifellos hing diese geisterhafte Ungemütlichkeit des Hauses teilweise eben mit der Lebenskraft und dem Überschwange seines Besitzers zusammen; er brauchte weder Ofen noch Lampen, pflegte er zu sagen, sondern trug seine eigene Wärme in sich. Aber als Merton an die anderen Insassen dachte, mußte er zugeben, daß auch sie gleichsam Schatten ihres Herrn waren. Schon der mürrische Diener mit seinen Ungetümen von schwarzen Handschuhen sah aus wie ein böser Traum; Royce, der Sekretär, war greifbar genug, ein Riesenkerl in Lodenanzug und kurzem Bart. Aber der strohfarbene Bart war wie der Loden bedenklich mit grauen Fäden durchzogen und die breite Stirne von vorzeitigen Runzeln durchfurcht. Er war auch ganz gutmütig, jedoch von einer fast traurigen Gutmütigkeit eines etwa gebrochenen Herzens, er hatte so etwas an sich wie von einem verfehlten Leben. Was Armstrongs Tochter betraf, so schien es fast unglaublich, daß sie seine Tochter sei, so bleich an Farbe und zart von Gestalt war sie. Ihre Bewegungen zeichneten sich durch Vollendung aus, doch ihre ganze Gestalt durchbebte ein Zittern, das an Espenlaub erinnerte. Merton hatte sich manchmal gefragt, ob das Poltern des vorüberfahrenden Zuges bei ihr das Zittern verursachte.

»Sie verstehen,« sagte Father Brown bescheiden blinzelnd, »ich bin nicht sicher, ob Armstrongs Heiterkeit wirklich so erheiternd ist – für andere. Sie meinen, niemand vermöchte einen so glücklichen, alten Mann zu ermorden, aber ich weiß nicht, ne nos inducas in tentationem. Wenn ich je jemanden ermorden sollte,« fügte er ganz einfach hinzu, »glaube ich, würde es ein Optimist sein.«

»Weshalb?« rief Merton belustigt. »Glauben Sie, die Leute lieben Heiterkeit nicht?«

»Die Leute lieben öfteres Lachen,« antwortete Father Brown, »aber ich glaube nicht, daß ihnen ein fortwährendes Lächeln gefällt. Heiterkeit ohne Humor ist eine sehr mißliche Sache.«

Sie schritten schweigend ein Stück auf dem längs des Geleises sich hinziehenden Rasen entlang und gerade als sie in den langgestreckten Schatten des hohen Armstrongschen Hauses traten, bemerkte Father Brown plötzlich, wie jemand, der mehr einen unangenehmen Gedanken von sich werfen, anstatt ihn ernsthaft aufwerfen will: »Freilich, Trinken an sich ist weder gut noch schlecht. Doch ich weiß nicht, ich habe manchmal das Gefühl, daß Leute wie Armstrong gelegentlich eines Glases Wein bedürfen, um ihre Stimmung niederzuhalten.«

Mertons amtlicher Vorgesetzter, ein ergrauter und erfahrener Detektiv namens Gilder stand auf dem grünen Hafendamm und erwartete den Kronrichter, während er mit Patrick Royce sprach, dessen breite Schultern und struppiger Bart und Haare ihn überragten. Dies trat um so mehr hervor, als Royce immer wie unter einer schweren Last bedrückt einherging und seine kleinen Pflichten als Sekretär und Untergebener mit einer Art Schwerfälligkeit und Ergebung zu erfüllen schien, etwa wie ein Stier, der einen Handwagen zieht.

Mit ungewöhnlicher Freude erhob er sein Haupt, als er den Priester gewahrte, und er führte ihn einige Schritte beiseite. Inzwischen wandte sich Merton zwar ehrerbietig, aber doch nicht ohne eine gewisse knabenhafte Ungeduld an den anderen Detektiv.

»Nun, Mr. Gilder, haben Sie das Rätsel weiter gelöst?«

»Es gibt kein Rätsel,« erwiderte Gilder, während er unter schweren Augenlidern an dem hohen Bau emporblickte.

»Nun, mir ist es jedenfalls eines,« gab Merton lächelnd zurück.

»Es ist einfach genug, mein Junge,« meinte der bejahrte Untersucher, seinen grauen Spitzbart streichend. »Drei Minuten, nachdem Sie Mr. Royces Geistlichen holen gegangen waren, kam die ganze Sache heraus. Sie erinnern sich des Dieners mit dem Wachsgesicht und den schwarzen Handschuhen, der den Zug anhielt?«

»Ich würde ihn überall wiedererkennen. Ich bekam beinahe eine Gänsehaut, als ich ihn sah.«

»Gut,« fuhr Gilder langsam fort, »als der Zug wieder weg war, war auch der Mann wieder weg. Ein ziemlich unverfrorener Verbrecher, nicht, der mit demselben Zuge entkommt, welcher die Polizei herbeiholt?«

»Sie sind also wohl ziemlich sicher,« versetzte der junge Mann, »daß er wirklich seinen Herrn ermordete?«

»Ja, mein Sohn, ich bin ziemlich sicher,« erwiderte Gilder trocken, »aus dem einfachen Grunde, weil er mit zwanzigtausend Pfund durchgegangen ist, die im Schreibtische seines Herrn lagen. Nein, das einzige, was man eine Schwierigkeit nennen kann, liegt darin, wie er ihn umbrachte. Der Schädel scheint von einer großen Waffe eingeschlagen zu sein, doch ist nirgends eine solche Waffe zu finden und es wäre auch dem Mörder lästig gewesen, sie mit sich zu nehmen, es sei denn, sie war zu klein, um beachtet zu werden.«

»Vielleicht war die Waffe zu groß, um beachtet zu werden,« sagte der Priester mit sonderbarem leisen Kichern.

Gilder wandte sich bei dieser gewagten Bemerkung um und fragte Brown ziemlich ernsthaft, was er meinte.

»Habe mich dumm ausgedrückt, ich weiß es,« erwiderte Father Brown entschuldigend. »Es klingt wie ein Märchen. Aber der arme Armstrong wurde mit einer Riesenkeule ermordet, einer großen, grünen Keule, zu groß, als daß man sie sehen könnte, und die wir die Erde nennen. Er zerschellte an diesem grünen Damm, auf dem wir stehen.«

»Wie meinen Sie das?« fragte der Detektiv hastig.

Father Brown wandte sein Vollmondgesicht der schmalen Rückwand des Gebäudes zu und blinzelte hoffnungslos hinauf. Seinen Augen folgend sahen sie, daß ganz oben an dieser sonst fensterlosen Wand ein Dachstubenfenster offen stand.

»Sehen Sie nicht,« erklärte er, indem er etwas linkisch wie ein Kind emporzeigte, »er wurde von dort oben herabgestürzt.«

Gilder betrachtete stirnrunzelnd das Fenster und meinte dann: »Nun ja, möglich ist es ja. Aber ich verstehe nicht, weshalb Sie Ihrer Sache so sicher sind.«

Brown riß seine grauen Augen weit auf. »Nun,« sagte er, »ein Stück von einem Stricke hängt an dem Bein des Toten. Sehen Sie nicht das andere dort oben in der Ecke des Fensters eingeklemmt?«

In dieser Höhe sah das Ding wie ein Staubstreifen oder ein Haar aus, aber der scharfsinnige alte Schnüffler war befriedigt. »Sie haben ganz recht, Herr,« gab er Father Brown zu, »der Trumpf gehört jedenfalls Ihnen.«

Fast während er noch sprach, bog zu ihrer Linken ein Extrazug mit einem Wagen auf der Linie ein, hielt an und spie ein paar weitere Polizisten aus, in deren Mitte das Galgenstrickgesicht von Magnus, dem verschwundenen Diener.

»Wahrhaftig! Sie haben ihn,« rief Gilder und trat mit einer ganz neuen Lebhaftigkeit darauf zu.

»Haben Sie das Geld?« schrie er den ersten Polizisten an.

Der Mann blickte ihn mit einem ziemlich befremdeten Gesichtsausdruck an. »Nein.« Dann fügte er hinzu, »wenigstens hier nicht.«

»Welches ist der Inspektor, bitte?« fragte der Mann namens Magnus.

Sobald er den Mund aufmachte, begriff jeder sofort, wie diese Stimme einen Zug anhalten konnte. Er war ein unfreundlich blickender Mann mit glattem, schwarzem Haar, farblosem Gesicht und einem leisen Anfluge von östlicher Rasse in den geschlitzten Augen und dem Mund. Abstammung und Namen waren unbestimmt geblieben, seit Sir Aaron ihn von einer Kellnerstelle in einem Londoner Restaurant und auch (wie man sagte) von noch schlimmeren Dingen »gerettet« hatte. Doch seine Stimme war so lebensvoll wie sein Gesicht. Entweder infolge genauer Aussprache einer ihm fremden Sprache oder aus Rücksicht gegen seinen Herrn (der etwas taub gewesen war), hatten Magnus' Laute einen eigenartig durchdringenden und scharfen Klang und die ganze Gruppe sprang fast auf, als er sprach.

»Ich habe es immer gewußt, daß es so kommen würde,« sagte er laut mit unverschämter Freundlichkeit. »Mein armer, alter Herr machte sich über mich lustig, weil ich schwarz trug, aber ich sagte es immer, ich würde für sein Leichenbegängnis bereit sein.«

Hier machte er eine kurze Bewegung mit seinen schwarz behandschuhten Händen.

»Sergeant,« sagte Inspektor Gilder, wütende Blicke auf die schwarzen Hände werfend, »wollen Sie diesem Kerl nicht die Handschellen anlegen? Er sieht ziemlich gefährlich aus.«

»Ja, Sir,« zögerte der Aufgeforderte mit demselben sonderbar verwunderten Blicke, »ich weiß nicht, ob wir dürfen.«

»Wieso?« fragte Gilder ärgerlich, »Hatten Sie ihn denn nicht verhaftet?« Etwas wie Verachtung spielte um den schlitzartigen Mund und der Pfiff eines nahenden Zuges klang wie höhnischer Widerhall.

»Wir verhafteten ihn,« erwiderte der Sergeant ernst, »als er eben aus dem Polizeiamt in Highgate heraustrat, wo er all seines Herrn Geld bei Inspektor Robinson hinterlegt hatte.«

Gilder blickte in höchster Verblüffung den Diener an. »Warum in aller Welt haben Sie das getan?« fragte Magnus.

»Damit es vor dem Verbrecher in Sicherheit ist, natürlich,« versetzte dieser ruhig.

»Ich meine,« sagte Glider, »Sir Aarons Geld wäre bei Sir Aarons Familie sicher gewesen.«

Der Schluß des Satzes wurde von dem Donnern des Zuges übertönt, der ratternd und schüttelnd vorbeifuhr; aber durch all den Höllenlärm, dem dieses Unglückshaus von Zeit zu Zeit ausgesetzt war, konnten sie jede Silbe von Magnus Antwort in ihrer glockengleichen Klarheit vernehmen: »Ich habe keinen Grund, Sir Aarons Familie zu trauen.«

Alle die regungslos Dastehenden hatten das unheimliche Gefühl, als sei plötzlich eine neue Persönlichkeit zugegen, und Merton war wenig mehr überrascht, als er aufblickte und über Father Browns Schulter das bleiche Gesicht von Armstrongs Tochter sah. Sie war noch jung und schön gleich einem Silberkunstwerk, doch ihr Haar von einem so matten und toten Braun, daß es an einigen Stellen völlig ergraut schien.

»Nehmen Sie sich in Acht, was Sie sagen,« bemerkte Royce barsch, »Sie erschrecken sonst Miß Armstrong.«

»Das hoffe ich,« sagte der Mann mit der klaren Stimme.

Als die Dame zu aller Verwunderung zusammenzuckte, fuhr er fort: »Ich bin so ziemlich an Miß Armstrongs Zittern gewöhnt. Ich habe sie Jahre hindurch dann und wann zittern gesehen. Einige meinten, sie zitterte vor Kälte, andere, sie zitterte aus Furcht, aber ich weiß es, sie zitterte vor Haß und gottlosem Zorn – Unholde, die heute früh ihren Festtag hatten. Sie wäre längst schon mit ihrem Verehrer und all dem Gelde weggelaufen, wenn ich nicht gewesen wäre. Seit dem Augenblick, da mein armer alter Herr ihr die Heirat verbot mit jenem versoffenen Lumpen –«

»Halt,« wehrte Gilder sehr ernst, »Ihre Familiengeschichten oder Vermutungen gehen uns nichts an. Wenn Sie keine greifbaren Beweise haben, so sind Ihre bloßen Meinungen –«

»O, ich werde Ihnen greifbare Beweise beibringen,« unterbrach Magnus mit seinem kurzen Akzent. »Sie werden mich vorzuladen haben, Herr Inspektor, und ich werde dann die Wahrheit zu sagen haben. Und die Wahrheit ist diese: Einen Augenblick, nachdem der alte Mann blutend aus dem Fenster gestoßen war, lief ich in das Dachzimmer und fand seine Tochter ohnmächtig am Boden, noch mit einem geröteten Dolchmesser in der Hand. Gestatten Sie, daß ich auch dieses der zuständigen Behörde übergebe.« Er entnahm seiner Frackschoßtasche ein rotbeflecktes langes Messer mit Horngriff und überreichte es höflich dem Polizeibeamten. Dann trat er wieder zurück und die Schlitze seiner Augen verschwanden wie bei einem fetten grinsenden Chinesen, nahezu gänzlich aus seinem Gesichte.

Merton fühlte bei diesem Anblicke eine nahezu körperliche Übelkeit in sich aufsteigen und flüsterte Gilder zu: »Sie werden doch sicher Miß Armstrongs Aussage der seinen gegenüberstellen?«

Father Brown erhob und zeigte plötzlich ein so überraschend frisches Gesicht, als sei es soeben erst gewaschen.

»Ja,« sagte er strahlend vor Einfalt, »aber steht Miß Armstrongs Aussage gegen die seine?«

Das Mädchen stieß einen sonderbaren kurzen Schrei aus; alle blickten nach ihr. Ihre Gestalt war steif, wie gelähmt; nur ihr Gesicht, umrahmt von mattbraunem Haare, drückte maßloses Erstaunen aus. Sie stand da, als wäre sie im selben Augenblicke mit einer Wurfschlinge gefangen und gewürgt worden.

»Dieser Mann,« versetzte Gilder ernst, »sagt aus, Sie wurden nach der Mordtat bewußtlos und ein Messer umklammernd aufgefunden.«

»Er sagt die Wahrheit,« antwortete Alice.

Das Nächste, dessen man gewahr wurde, war, daß Patrick Royce mit seinem großen, gebeugten Kopfe in den Kreis trat und die sonderbaren Worte sprach: »Nun, wenn ich mit muß, dann will ich erst noch mein Vergnügen haben.«

Seine mächtigen Schultern hoben sich und seine Eisenfaust fuhr Magnus in sein grinsendes Mongolengesicht, so daß dieser flach wie ein Seestern auf den Rasen gestreckt lag. Zwei oder drei Polizisten legten sofort ihre Hände an Royce, den übrigen aber schien es, als wäre jedwede Vernunft zusammengebrochen und als hätte sich das Weltall in ein sinnloses Narrenspiel verwandelt.

»Nichts davon, Mr. Royce,« hatte Gilder befehlerisch ausgerufen. »Ich werde Sie wegen tätlichen Angriffes festnehmen.«

»Nein, das werden Sie nicht,« erwiderte der Sekretär und seine Stimme klang wie die eines eisernen Gongs, »Sie werden mich wegen Mordes festnehmen!«

Gilder warf einen beunruhigten Blick auf den niedergeschlagenen Mann, aber da diese mißhandelte Person bereits aufrecht saß und von dem wesentlich unverletzten Gesichte das bißchen Blut abwischte, meinte er nur kurz: »Was meinen Sie?«

»Es ist ganz richtig, was dieser Kerl sagt,« erklärte Royce, »Miß Armstrong war mit einem Messer in der Hand ohnmächtig. Aber sie hatte nicht das Messer ergriffen, ihren Vater zu überfallen, sondern um ihn zu verteidigen.«

»Ihn zu verteidigen?« wiederholte Gilder strenge. »Gegen wen?«

»Gegen mich,« antwortete der Sekretär.

Alice blickte ihn verwirrt, und betroffen an, dann sagte sie leise: »Trotz allem, es freut mich doch, daß Sie hochherzig sind.«

»Kommen Sie hinauf,« lud Patrick Royce nachdenklich ein. »und ich will Ihnen die ganze vermaledeite Geschichte erklären.«

Das Dachzimmer, des Sekretärs Privatzimmer (eine ziemlich kleine Zelle für einen so umfangreichen Einsiedler), trug allerdings alle Spuren eines gewaltsamen Dramas. In der Mitte des Bodens lag wie weggeworfen ein großer Revolver, weiter zur Linken eine Branntweinflasche, offen, doch nicht ganz leer. Die Decke des kleinen Tisches war herabgezerrt und zertreten und ein Stück von einer Schnur gleich der bei der Leiche gefundenen hing unordentlich über das Fensterbrett hinweg. Zwei Vasen lagen zerbrochen auf dem Kaminbrett und eine auf dem Teppich.

»Ich war betrunken,« bekannte Royce und diese Einfachheit bei dem so vorzeitig vernichteten Manne hatte doch etwas Rührendes, wie etwa die erste Sünde eines kleinen Kindes.

»Sie alle kennen mich,« fuhr er mit heiserer Stimme fort; »jedermann weiß, wie meine Geschichte begann und so mag sie auch ebenso enden. Man nannte mich einst einen klugen Mann und ich hätte auch ein glücklicher sein können: Armstrong rettete die Überbleibsel von Verstand und Kraft aus der Kneipe und war nach seiner Art immer gut mit mir, der arme Bursche. Nur wollte er mich nicht Alice heiraten lassen und man wird immer behaupten, er hatte recht. Nun können Sie Ihre eigenen Schlüsse ziehen und werden nicht verlangen, daß ich auf Einzelheiten eingehe. Das dort in der Ecke ist meine halbgeleerte Branntweinflasche, hier auf dem Teppich mein ganz verschossener Revolver. Es war der Strick von meinem Koffer, den man bei dem Toten fand und aus meinem Fenster wurde die Leiche gestürzt. Sie brauchen keinen Detektiv damit zu befassen, meine Tragödie zusammenzustellen, es ist ein in dieser Welt nur zu oft wiederkehrender Fall. Ich stelle mich selbst dem Galgen und, weiß Gott, das sagt genug.«

Auf ein ziemlich rücksichtsvoll gegebenes Zeichen traten die Schutzleute an den starken Mann heran, um ihn abzuführen; aber ihre Rücksichtnahme wurde durch das sonderbare Gebaren Father Browns gestört, der auf Händen und Knien an der Türe auf dem Teppich umherkroch, als wäre er in eine unverständliche Gebetsart vertieft. Vollkommen gleichgültig dafür, was andere über sein Tun und dessen Art denken mochten, blieb er in dieser Stellung, zeigte aber der Gesellschaft ein vergnügtes, rundes Gesicht und glich so einem Vierfüßler mit einem sehr komischen Menschenkopfe.

»Sehen Sie,« sagte er gemütlich, »das stimmt wirklich nicht zusammen. Erst sagten Sie, wir hätten keine Waffe gefunden, jetzt aber finden wir deren zu viele. Da ist das Messer zum Erstechen und die Schnur zum Erdrosseln und die Pistole zum Erschießen, bei all dem brach er sich noch den Hals durch den Sturz aus dem Fenster! Das paßt nicht zusammen, es ist nicht wirtschaftlich!« Und er schüttelte den Kopf über dem Boden wie ein grasendes Pferd.

Inspektor Gilder hatte in ernster Absicht den Mund geöffnet, ehe er jedoch sprechen konnte, fuhr die groteske Gestalt am Boden geschwätzig fort. »Und dann drei unmögliche Dinge. Erstens diese Löcher im Teppich, wo die sechs Kugeln eingedrungen sind. Warum in aller Welt sollte jemand auf einen Teppich schießen? Ein Betrunkener wirft seinem Gegner das an den Kopf, was ihm gerade ins Auge fällt. Er fängt nicht mit seinen Füßen Händel oder mit seinen Pantoffeln Krieg an. Und dann noch der Strick –« und nachdem der Sprecher mit dem Teppich fertig war, erhob er seine Hände und steckte sie in die Taschen, blieb aber trotzdem ganz unbefangen auf den Knien. »In welcher denkbaren Betrunkenheit würde es jemanden einfallen, einem anderen einen Strick um den Hals zu legen zu suchen, um diesen ihm schließlich ums Bein zu schlingen? Gar so betrunken war Royce jedenfalls nicht, sonst schliefe er jetzt wie ein Klotz. Und dann klarer als alles andere, die Branntweinflasche! Sie nahmen an, ein Trunksüchtiger rang um die Branntweinflasche, und dann, nachdem er gewonnen hat, schiebt er sie weg in die Ecke, verschüttet die Hälfte und läßt die andere Hälfte darin. Das ist gerade das Allerletzte, was ein Trunkenbold täte.«

Er stand unbeholfen auf und sagte zu dem sich selbst anklagenden Mörder im Tone reinster Zerknirschung: »Es tut mir schrecklich leid, mein lieber Herr, aber Ihre Erzählung ist wirklich Unsinn.«

»Herr,« wandte Alice Armstrong sich halblaut an den Priester, »kann ich einen Augenblick allein mit Ihnen sprechen?«

Diese Bitte trieb den mitteilsamen Geistlichen auf den Gang hinaus und ehe er noch ins Zimmer eintreten konnte, sprach das Fräulein schon mit auffallender Schärfe. »Sie sind ein gescheiter Mann, und ich weiß, Sie versuchen Patrick zu retten. Aber es ist nutzlos. Der Kern des Ganzen ist schwarz, und je mehr Sie herausfinden, um so mehr spricht gegen den Elenden, den ich liebe.«

»Weshalb?« fragte Brown, sie fest ins Auge fassend.

»Weil,« antwortete sie ebenso fest, »ich selbst ihn das Verbrechen begehen sah.«

»Ah,« sagte Brown regungslos. »Und was tat er?«

»Ich befand mich in diesem Zimmer neben ihnen,« erklärte sie, »beide Türen waren geschlossen, aber plötzlich hörte ich eine Stimme brüllen, wie ich sie nie zuvor in meinem Leben gehört habe. ›Hölle, Hölle, Hölle!‹ immer und immer wieder und dann erbebten die beiden Türen unter dem ersten Revolverschuß. Dreimal noch krachte es, ehe ich die beiden Türen aufbrachte und das Zimmer voll Rauch fand; aber die Pistole rauchte noch in meines armen, wahnsinnigen Patricks Hand und ich sah mit eigenen Augen, wie er den letzten todbringenden Schuß abgab. Dann warf er sich auf meinen Vater, der sich entsetzt an das Fensterbrett anklammerte, und versuchte, ihn im Handgemenge mit dem Strick zu erdrosseln, den er ihm über den Kopf warf, der aber über seine sich wehrenden Schultern zu den Füßen herabglitt. Er schlang ihn ihm wie ein Wahnsinniger um das Bein und zerrte ihn damit. Ich ergriff ein auf dem Teppich liegendes Messer und indem ich mich zwischen die beiden warf, gelang es mir noch, den Strick zu durchschneiden, ehe ich ohnmächtig wurde.«

»Ich verstehe.« sagte Father Brown mit derselben hölzernen Höflichkeit. »Ich danke Ihnen.«

Während das Mädchen unter dem Drucke ihrer Erinnerungen zusammenbrach, schritt der Priester steif in das Nebenzimmer, wo er Gilder und Merton allein mit Patrick Royce, diesen gefesselt auf einem Stuhl sitzend, vorfand. Dort wandte er sich untertänigst an den Inspektor.

»Darf ich in Ihrer Gegenwart ein Wort mit dem Gefangenen sprechen, und darf er einen Augenblick diese spassigen Armreife ablegen?«

»Er ist ein sehr kräftiger Mann,« brummte Merton. »Weshalb wollen Sie, daß man sie abnimmt?«

»Nun ich dachte,« erwiderte der Priester demütig, »ich werde vielleicht die sehr große Ehre haben, ihm die Hand zu drücken.«

Beide Polizisten starrten ihn an und Father Brown fügte hinzu: »Wollen Sie es ihnen nicht sagen, Sir?«

Der Mann auf dem Stuhle schüttelte seinen zerzausten Kopf und der Priester wandte sich ungeduldig ab.

»Dann werde ich es tun,« versetzte er. »Das Leben des einzelnen ist mehr wert als öffentliches Ansehen. Ich will die Lebenden retten und die Toten sich selbst begraben lassen.«

Er trat an das verhängnisvolle Fenster und blickte hinaus, während er weitersprach.

»Ich sagte Ihnen, daß es in diesem Falle zu viele Waffen und nur einen einzigen Todesfall gab. Jetzt sage ich Ihnen, es waren überhaupt keine Todeswaffen und man bediente sich ihrer nicht, um einen Tod herbeizuführen. All diese unheimlichen Werkzeuge, der Strick, das blutbefleckte Messer, die Schutzwaffe, waren Werkzeuge eines ausnehmenden Mitleides. Sie dienten nicht, um Sir Aaron zu morden, sondern um ihn zu retten.«

»Ihn zu retten!« wiederholte Gilder. »Und wovon?«

»Vor ihm selbst,« erwiderte Father Brown. »Er litt an Selbstmordwahn.«

»Was?« schrie Merton ungläubig. »Und die Religion des Frohsinnes?«

»– ist eine grausame Religion,« erklärte der Priester zum Fenster hinausstarrend. »Weshalb konnte man ihn nicht ein wenig weinen lassen, wie seine Väter es vor ihm getan? Seine Pläne erstarrten, sein Denken erkaltete, hinter der fröhlichen Maske barg sich der leere Verstand des Atheisten. Schließlich, um seinen allbekannten Frohsinn nach außen hin aufrechtzuerhalten, verfiel er wieder dem Schnaps, den er so lange aufgegeben hatte. Aber da haben wir dieses Schreckgespenst von Alkoholismus für den aufrichtigen, vollkommenen Abstinenzler: er malt ihn sich aus und erwartet sich diese psychologische Hölle, vor der er andere gewarnt hat. Es hatte zu früh von dem armen Armstrong Besitz ergriffen und heute morgen war er in einem solchen Zustande, daß er hier saß und schrie, er sei in der Hölle, mit einer fürchterlichen Stimme, daß seine Tochter sie nicht wiedererkannte. Er war versessen auf den Tod und mit der Tollheit des Wahnsinnigen hatte er den Tod um sich gestreut in den verschiedensten Gestalten – einen Strick und seines Freundes Revolver und ein Messer. Royce trat zufällig ein und handelte unverzüglich. Er schleuderte das Messer auf dem Teppich hinter sich, griff schnell den Revolver auf, und da keine Zeit war, ihn zu entladen, gab er Schuß um Schuß daraus auf den Fußboden ab. Der Selbstmörder ersah den Tod in einer vierten Möglichkeit und machte einen Sprung nach dem Fenster. Der Retter tat das einzige, was er tun konnte, er lief mit dem Strick hinter ihm drein und versuchte, ihm Hände und Füße zu binden. Da stürzte dieses unglückselige Mädchen herein, und in völliger Verkennung des Kampfes suchte sie, ihren Vater zu befreien. Zuerst ritzte sie nur des armen Patrick Royce Handknöchel, woher das ganze bißchen Blut in der ganzen Geschichte kommt. Aber sie haben natürlich bemerkt, daß er Blutspuren, aber ohne Wunde auf dieses Dieners Gesicht hinterließ? Doch kurz ehe das arme Weib ohnmächtig wurde, schnitt sie ihren Vater los, so daß er zerschmetternd durch dieses Fenster in die Ewigkeit einging.«

Langes Schweigen herrschte, nur unterbrochen durch den Metallklang der Fesseln, welche Gilder Patrick Royce abnahm, indem er zu diesem bemerkte: »Ich glaube, ich hätte doch die Wahrheit gesagt, Sir. Sie und die junge Dame sind mehr wert als alle Nachreden für Armstrong.«

»Hol' der Kuckuck Armstrongs Nachrede,« brauste Royce auf. »Verstehen Sie denn nicht, daß es geschah, damit sie es nicht erfährt?«

»Was nicht erfährt?« fragte Merton.

»Nun, daß sie ihren Vater tötete, Sie Dummkopf!« brüllte der andere. »Er wäre jetzt noch am Leben ohne ihr Dazwischentreten. Sie würde den Verstand verlieren, wenn sie es erfährt.«

»Nein, das glaube ich nicht,« warf Father Brown ein, seinen Hut aufhebend. »Ich wäre sogar dafür, es ihr zu sagen. Selbst die mörderischsten Unklugheiten vergiften ein Leben nicht so, wie die Sünde; jedenfalls glaube ich, Sie werden beide jetzt glücklicher sein. Ich muß jetzt nach der Taubstummenschule zurück.«

Als er auf das vom Wind bewegte Gras hinaustrat, hielt ihn ein Bekannter von Highgate an und sagte: »Der Untersuchungsrichter ist angekommen; die Untersuchung wird sofort beginnen.«

»Ich muß nach der Taubstummenschule zurück,« versetzte Father Brown. »Es tut mir leid, ich kann der Untersuchung nicht beiwohnen.«


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