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In der oberflächlichen Ähnlichkeit, die zwischen den Echsen und Molchen besteht, begründet sich wahrscheinlich die Anschauung derjenigen Forscher, die Kriechtiere und Lurche als Mitglieder einer und derselben Klasse betrachten. Man vergißt, daß die Molche oder Schwanzlurche überhaupt die Eidechsen eben nur in derselben Weise wiederholen, wie der Papagei den Affen, die Eule die Katze, die Ente das Schnabeltier, der Pinguin den Seehund oder, um innerhalb einer und derselben Klasse Vergleiche zu ziehen, die Schnappschildkröte das Krokodil, die Schlange die Schleiche usw. Die zwischen Molchen und Echsen bestehenden Unterschiede sind jedoch viel bedeutsamer als jene, die bei Vergleichen der letztgenannten Tiere sich ergeben, und werden bemerklich, auch wenn man von ihrer Entwicklungsgeschichte gänzlich absieht. Allerdings haben die Molche ebenfalls einen gestreckten, walzigen Leib mit deutlich abgesetztem Kopfe und langem, mehr oder weniger rundem Schwanze, der von vier, ausnahmsweise zwei Beinen getragen wird wie bei den Echsen; schon die schuppenlose, schleimige Haut aber und noch schärfer das Fehlen einer Paukenhöhle unterscheidet sie von den letztgenannten so bestimmt und sicher, daß man sich schwerlich berechtigt fühlen kann, beide als Verwandte zu bezeichnen.
Ausführlicher angegeben, sind die Merkmale der Schwanzlurche folgende: der Leib ist mehr oder weniger lang gestreckt, abgerundet, ziemlich gleich dick, zuweilen etwas plump, der Kopf verhältnismäßig groß, in der Regel sehr abgeflacht, an der Schnauze abgerundet, der Hals vom Kopfe abgesetzt, also dünner als dieser und der Leib, der Schwanz mehr oder weniger lang, rund oder seitlich zusammengedrückt, bisweilen flossenartig abgeplattet; die Beine haben die plumpe Gestalt der Gliedmaßen aller Lurche, sind jedoch mehr oder minder gleich lang; die Vorderfüße besitzen in der Regel drei bis vier, die hinteren, die übrigens ausnahmsweise gänzlich fehlen können, zwei bis fünf Zehen.
Die äußere Haut ist kaum minder verschieden als bei den Froschlurchen, im allgemeinen zart und dünn, zuweilen aber auch uneben und warzig. Die Warzen vereinigen sich ebenfalls hier und da zu Gruppen und sind nichts anderes als stark entwickelte, einen eigentümlichen, klebrigen, eiweißartigen Schleim absondernde Drüsen. Wie bei den Froschlurchen wird die Haut sehr häufig abgestoßen, und zwar in der Regel teilweise, weshalb die Häutung wenig bemerklich ist. In der Färbung der Haut herrschen dunkle Töne vor; der Grund wird jedoch gewöhnlich durch hellfarbige Flecke und Streifen gezeichnet; Einfarbigkeit ist selten.
Das Verbreitungsgebiet der Schwanzlurche beschränkt sich ausschließlich auf die nördliche Halbkugel der Erde. Hier bewohnen sie, laut Strauch, alle warmen, gemäßigten und selbst die kalten Landstriche der Alten wie der Neuen Welt. Die Polargrenze ihres Verbreitungsgebietes muß sicherlich unter hohen Breiten gesucht werden.
Wenn auch nicht alle, so doch die meisten bekannten Lurche halten sich zeitlebens im Wasser auf, viele in seichten, schlammigen Sümpfen, andere in tieferen Seen, einzelne in solchen, die mehrere hundert Meter über dem Meere liegen; fast alle sind Nachttiere, die tagsüber still und verborgen in Schlupfwinkeln oder auf dem Grunde ihres Gewässers ruhen oder ihre eigene Tätigkeit erst nach Beginn der Dunkelheit oder nach einem eben gefallenen Regen beginnen: sie alle lassen sich nicht leicht beobachten und können, wie unsere einheimischen Arten beweisen, massenhaft an Örtlichkeiten leben, auf denen man sie nicht vermutet. Diejenigen Arten, die wir Landbewohner nennen dürfen, lieben düstere, feuchte Gegenden, die den Strahlen der Sonne wenig ausgesetzt sind, also vorzugsweise enge Täler oder Waldungen, und verkriechen sich hier unter Steinen, faulenden Baumstämmen oder in Erdhöhlen. Die Wassermolche verlassen ihre Wohngewässer bloß dann und wann, verbergen sich unter Umständen aber baldmöglichst in der Nähe des Ufers oder eilen wieder nach ihrer eigentlichen Wohnstätte zurück. Trotz dieses Aufenthaltes entdeckt man sie leichter als jene, weil ja alle Wassertiere zwischen Tag und Nacht oder Hell und Dunkel einen geringeren Unterschied machen als die Landtiere, unsere Wassermolche auch dann und wann zur Oberfläche emporsteigen müssen, um Luft zu schnappen. Im Norden ihres Verbreitungskreises fallen sie, wie andere Lurche und Kriechtiere, mit Beginn des Winters in Erstarrung; in niederen Breiten findet dasselbe statt, wenn die Hitze ihre Wohngewässer austrocknet. Die wunderbare Lebenszähigkeit, die gerade sie zeigen, hilft ihnen derartigen Wechsel überstehen: sie können im Schlamme eindorren und im Eise einfrieren, und der Regen oder der erste warme Sonnenstrahl befreit sie doch wieder aus ihrem Grabe. Für sie insbesondere gilt, was ich oben im allgemeinen von der Zählebigkeit mitteilte; sie sind es, die ihnen entrissene Glieder wieder ersetzen, ein und dasselbe sogar zu wiederholten Malen.
In der Regel bezeichnet man die Bewegungen der Molche als träge und schwerfällig; dies gilt jedoch nur für einzelne Arten: selbst manche Salamander laufen so schnell dahin, daß man durch sie an Eidechsen erinnert werden kann. Im Wasser bewegen sich alle, also auch die, die dem Lande angehören, mit vielem Geschick, die Wassermolche selbstverständlich am gewandtesten und behendesten; aber auch die Salamander wissen sich hier vortrefflich zu benehmen und sich keineswegs nur dadurch, daß sie auf dem Grunde fortlaufen, zu fördern, sondern auch durch schlängelnde Bewegungen ihres Schwanzes vorwärts zu treiben.
Die Nahrung besteht aus Weichtieren, Würmern, Spinnen, Kerfen und mancherlei Wirbeltieren. Einzelne von ihnen sind ausgezeichnete Räuber, die meisten so rücksichtslos, daß sie schwächere ihrer eigenen Art ohne weiteres auffressen. Ihre lebhafte Verdauung bedingt Gefräßigkeit; soviel aber die Schwanzlurche zu gewissen Zeiten zu sich nehmen, solange können sie auch Hunger ertragen.
Eigentümlich und keineswegs übereinstimmend ist die Fortpflanzung dieser Tiere. Eine wirkliche Begattung findet, soviel bis jetzt bekannt, nicht statt; beide Geschlechter suchen sich vielmehr während der Paarungszeit im Wasser auf: die Männchen verfolgen die Weibchen, geben dann ihren Samen von sich, und die Weibchen nehmen das samengeschwängerte Wasser durch den After in sich auf und befruchten die Eier, die sie noch im Mutterleibe tragen. Die Salamander verlassen nach der Paarungszeit das Wasser wieder; aber die Weibchen kehren geraume Zeit später zu ihm zurück, um ihre Jungen, die inzwischen in ihrem Leibe sich entwickelt haben, abzusetzen; die Wassermolche hingegen legen Eier, und zwar nur wenige auf einmal, und befestigen sie mittels eines klebrigen Schleimes an Pflanzenblättern. Land- wie Wassermolche verleben ihre erste Jugendzeit im Wasser und verlassen dieses erst, wenn ihre Lungen sich ausgebildet haben und die Atmung durch diese stattfindet.
Es dürfte schwer sein, ein Mitglied dieser Ordnung zu nennen, das dem Menschen merklichen Schaden zufügt. Eher noch darf man sie als nützliche Tiere bezeichnen, da sie eine Menge von lästigen oder den Pflanzen Schaden bringenden Tieren verzehren. Daß die Absonderung ihrer Drüsen niemandem Unheil zufügen kann, obgleich von alters her hierüber das Tollste gefabelt worden ist, werden wir später sehen.
Unter den Feinden, die den Molchen nachstellen, werden ihnen wohl nur einzelne Schlangen und Fische gefährlich; Säugetiere und Vögel nehmen bloß Wassermolche auf und verschmähen dagegen die Erdmolche ihres Drüsensaftes halber, während die Schlangen sich durch denselben nicht behindern lassen. Der ungebildete Mensch hegt noch heutigentags entsetzlichen Abscheu vor den Salamandern und deren Verwandten, hat aber glücklicherweise keine Gelegenheit, seinen Gefühlen durch die Tat, die fast ebensoviel als Vernichtung der Tiere sein würde, Nachdruck zu geben; der Aufgeklärte und Gebildete verlacht jenen und stellt den Molchen nur deshalb eifrig nach, weil sie sich vortrefflich zur Besetzung der solchen Tieren dienenden Käfige eignen, nämlich jahrelang in der Gefangenschaft aushalten.
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Die Molche ( Salamandria), zu denen bei weitem die meisten, wenn auch nicht die eigentümlichsten Schwanzlurche gehören, kennzeichnen sich durch eidechsenartigen, meist schlanken, seltener plumpen und gedrungenen Bau, großen, breiten, mehr oder weniger flachgedrückten, an der kurzen Schnauze stumpf zugerundeten Kopf, verhältnismäßig große, stark vorstehende, stets mit deutlich ausgebildeten, klappenförmigen Lidern gedeckte Augen, kleine, an der Spitze der Schnauze mündende Nasenlöcher, äußerlich niemals sichtbare Ohren, einen mehr oder weniger deutlich eingeschnürten, von der Kehle gewöhnlich durch eine stark ausgebildete Hautfalte abgegrenzten Hals, schlanken, spindel- oder walzenförmigen Rumpf, vier verhältnismäßig schwach entwickelte Beine, deren Füße vorn stets vier, hinten dagegen meist fünf und nur ausnahmsweise vier, bald lange, bald kurze, gewöhnlich freie, seltener durch Schwimmhäute verbundene, krallenlose Zehen haben, und endlich einen stets kräftig ausgebildeten, den Rumpf gewöhnlich an Länge übertreffenden, am Ende abgerundeten oder lanzettförmig zugespitzten, stärker oder schwächer seitlich zusammengedrückten, selten drehrunden Schwanz. Die feuchte Haut ist mit einer Menge von Drüsen und Warzen besetzt und daher meist weich und uneben; doch gibt es auch viele Arten, bei denen sie dem unbewaffneten Auge vollkommen glatt erscheint. An den Seiten des Hinterkopfes finden sich zuweilen größere Drüsenanhäufungen, die den sogenannten Ohrdrüsen der Kröten ähneln und ebenso bezeichnet werden. Beide Kinnladen sind bezahnt; außerdem finden sich kleine Zähne am Hinterrande des Gaumenbeines in verschiedener Anordnung, indem sie entweder am Innenrande zweier langer, nach hinten zu auseinanderschweifender Fortsetzungen des Knochens sitzen, also sich der Länge nach richten oder aber einfach den schräge oder glatt abgestutzten Hinterrand des Gaumenbeines einnehmen und alsdann schräge oder der Quere nach gerichtete Reihen bilden. Die Zunge hat rundliche oder eiförmige Gestalt, ist bei einem Teile der Arten mit ihrer ganzen Unterseite oder mit einem schmäleren oder breiteren Mittelstreifen an den Boden der Mundhöhle festgewachsen und daher nur an den Rändern mehr oder weniger frei, ruht dagegen bei anderen Arten in der Mitte auf einem Stiele, ähnelt also einem Pilze, und ist entweder rundum frei oder mit ihrem Hinteren Zipfel an den Kinnwinkeln befestigt.
»Der Salamander, ein Tier von Eidechsengestalt und sternartig gezeichnet, läßt sich nur bei starkem Regen sehen und kommt bei trockenem Wetter nie zum Vorscheine. Er ist so kalt, daß er wie Eis durch bloße Berührung Feuer auslöscht. Der Schleim, der ihm wie Milch aus dem Maule läuft, frißt die Haare am ganzen menschlichen Körper weg; die befeuchtete Stelle verliert die Farbe und wird zum Male. Unter allen giftigen Tieren sind die Salamander die boshaftesten. Andere verletzen nur einzelne Menschen und töten nicht mehrere zugleich – ganz abgesehen davon, daß die Gifttiere, die einen Menschen verwundet haben, umkommen und von der Erde nicht wieder aufgenommen werden –, der Salamander hingegen kann ganze Völker vernichten, falls diese sich nicht vorsehen. Wenn er auf einen Baum kriecht, vergiftet er alle Früchte, und wer davon genießt, stirbt vor Frost; ja, wenn von einem Holze, das er nur mit dem Fuße berührt hat, Brot gebacken wird, so ist auch dieses vergiftet, und fällt er in einen Brunnen, das Wasser nicht minder. Doch wird dieses so giftige Geschöpf von einigen anderen Tieren gefressen, so z. B. von den Schweinen, und es ist wahrscheinlich, daß sein Gift vorzüglich durch solche Tiere gedämpft wird, denen er zur Nahrung dient. Wäre begründet, was die Magier vorgeben, daß sie gewisse Teile des Salamanders als Mittel wider Feuersbrünste vorschlagen, weil es das einzige Tier ist, das das Feuer auslöscht, so würde Rom längst einen solchen Versuch gemacht haben. Sextius sagt, daß der Genuß eines Salamanders, dem man die Eingeweide ausnimmt, Fuß und Kopf abschneidet und in Honig aufbewahrt, erregend wirkt, leugnet aber, daß er das Feuer lösche.«
So spricht sich Plinius aus, und von seiner Zeit an bis zu unseren Tagen hat es der Gläubigen an der Wahrheit dieser Mitteilungen viele, der Ungläubigen nur wenige gegeben. Der Salamander war und ist noch jetzt verschrien als entsetzliches, fürchterliches Tier. Nach den römischen Gesetzen wurde derjenige, der einem anderen irgendeinen Teil des Salamanders eingab, als ein Giftmischer erklärt und des Todes schuldig befunden. Und noch zu Ende des vorigen Jahrhunderts versuchte eine Frau ihren Gatten vermittels eines Salamanders, dessen Fleisch sie der Speise beigemengt hatte, zu vergiften, zum Glücke des Mannes, der nach genossener Speise keine andere Wirkung als die der Sättigung verspürte. Die Goldmacher verbrannten das beklagenswerte Geschöpf unter lächerlichen Gebräuchlichkeiten und meinten, das von ihnen begehrte Metall dadurch erhalten zu können, daß sie das arme Tier auf ein Schmelzfeuer setzten und nach geraumer Zeit Quecksilber auf den verkohlenden Giftwurm träufeln ließen, sahen aber diese Vornahme als äußerst gefährlich an. Ebenso wurde das Tier bei Feuersbrünsten zum Märtyrer des Wahnes: man warf es in die Flamme, vermeinend, dadurch dem Unheil zu begegnen. Wer sich erfrechte, derartigen Unsinn zu bestreiten, wurde in der allen schwachgeistigen Menschen eigenen Weise bedeutet, d. h. mit Grobheiten und Roheiten überhäuft. »Wer solche Dinge für Fabeln und Lügen hält«, sagt ein Dr. Scheffers, erbost über das verständige Urteil anderer Leute, »beweist sein mittelmäßiges, dummes und dünnes Gehirn und gibt zu erkennen, daß er nicht weit in der Welt umhergekommen und mit gelehrten und gereisten Personen niemals Umgang gepflogen hat.« Der Wunderglaube erklärt die Fabelei über den Salamander: wer den einen Unsinn für möglich hält, ist auch des anderen fähig; wer an übernatürliche Kräfte glaubt, fragt nie nach dem, was Beobachtung und gesunder Menschenverstand ihn lehren, über den Salamander nun und sein Wesen, seine Giftigkeit und seine Lebensweise wird das Nachstehende Auskunft geben.
Der Salamander oder Feuersalamander ( Salamandra maculosa), für uns das Urbild der nach ihm benannten Familie und Sippe ( Salamandra), erreicht eine Länge von zwölf bis siebzehn Zentimeter und ist auf tief samtschwarzem Grunde mit großen, unregelmäßigen, prachtvoll goldgelben Flecken gezeichnet, die zwei mehr oder minder deutlich hervortretende und unterbrochene, bisweilen zusammengefügte, auf der Schnauzenspitze beginnende und bis zum Schwanzende verlaufende Binden oder Reihen darzustellen Pflegen und jederseits von einzelnen größeren Flecken begleitet werden, auf dem Schwanze auch wohl hier und da zusammenfließen. Die Gliedmaßen zeigen meist auf jedem Hauptteile, also auf dem Oberarme oder Schenkel, Unterarme oder Unterschenkel, dem Fuße oder der Hand, je einen gelben Flecken. Die Kehle ist stets, die Unterseite niemals regelmäßig gefleckt.
Die Heimat des Feuersalamanders erstreckt sich über ganz Europa, von Südschweden bis Spanien, Italien und Griechenland, reicht auch bis Nordwestafrika hinüber. Eigentlich selten ist er wohl nirgends innerhalb der Grenzen dieses Verbreitungskreises, häufig jedoch nur in einzelnen, ihm besonders zusagenden Teilen desselben. Feuchte, düstere Orte, tiefe Täler oder dunkle Wälder z. B., geben ihm Herberge, Höhlungen unter Gewurzel und Steinen, Bauten verschiedener Tiere und dergleichen die erwünschte Wohnung. Tagsüber verläßt er dieselbe nur nach einem Regen; denn auch seine Arbeitszeit ist die Nacht. Trockene Wärme oder die Einwirkung der Sonne entzieht seinem Leibe rasch so viel von der ihm unentbehrlichen Feuchtigkeit, daß er dadurch gefährdet wird; schon wenn es tagelang nicht geregnet hat, erscheint er, obgleich seine Haut mit dem Tau in Berührung kommt, mager und hinfällig, während er nach gefallenem Regen den Anschein von Wohlbeleibtheit, Glätte und strotzender Gesundheit erhält. Seine Bewegungen sind langsam und schwerfällig. Der Gang ist ein Kriechen mit seitlichen Biegungen, das Schwimmen, streng genommen, auch nur ein Gehen im Wasser, bei dem der Schwanz als das hauptsächlichste Werkzeug zur Fortbewegung angesehen werden muß. Alle höheren Fähigkeiten erscheinen unbedeutend, die Sinne ziemlich stumpf, die geistigen Begabungen äußerst gering. Obwohl er häufig mit anderen seiner Art vereinigt gefunden wird, kann man ihm doch keinen Hang zur Geselligkeit zusprechen; der eine bekümmert sich auch in der Tat kaum um den anderen, und der stärkere fällt, wenn er Hunger hat, ohne Umstände über den schwächeren her, um ihn aufzufressen. Nur während der Begattungszeit suchen sich die verschiedenen Geschlechter wirklich auf; sobald sie aber ihrem Triebe genügt haben, endet jegliche Verbindung, und einzig und allein die schützende Örtlichkeit, eine brauchbare Höhlung z. B., bringt später die einzelnen wieder zusammen. Langsam sich bewegende Tiere, vorzugsweise Schnecken, Regenwürmer und Kerfe, unter Umständen aber auch kleine Wirbeltiere, bilden die Nahrung. Von ihr wird zuweilen eine große Menge verbraucht, dagegen aber auch zu anderen Zeiten wochen- und monatelang gefastet.
Hinsichtlich der Fortpflanzung des lebendiggebärenden Erdsalamanders sind wir noch heutigentags nicht vollständig im klaren. Eine wirkliche Begattung findet im Wasser, aber vermutlich auch auf dem Lande in der Form statt, daß sich umschlingende männliche und weibliche Salamander mit den während der Begattungszeit geschwollenen Rändern ihres Afters sich berühren, wobei sich der Samen in die weibliche Kloake ergießt. Es erscheint jedoch auffällig, daß ein Salamanderweibchen, das seit fünf Monaten von dem Männchen getrennt ist, Larven zur Welt bringt, da man doch kaum annehmen kann, daß die Entwicklung der Eier im Mutterleibe soviel Zeit bedarf, noch auffallender, daß nach dieser einen Geburt unter Umständen eine zweite stattfinden kann. Zur Erklärung dieser Tatsache bleibt nur die eine Annahme übrig, daß eine einmalige Befruchtung für längere Zeit wirksam bleibt und sich gewissermaßen auch auf solche Eier erstreckt, die zur Zeit der Befruchtung noch gar nicht befruchtungsreif waren. Die Anzahl der Larven, die gleichzeitig ausgestoßen werden, ist beträchtlich: man hat schon ein halbes Hundert und mehr von ihnen in den Eiergängen eines Weibchens gefunden. Ein von Noll gepflegtes Salamanderweibchen setzte sich in dem ihm als Käfig dienenden Wassergefäße auf einem hervorragenden Steine so zurecht, daß der Hinterleib im Wasser, der Vorderleib in der Luft sich befand, begann in dieser Stellung nachts seine Eier In der Gefangenschaft legen sie jedoch auch nicht selten Eier, denen aber auch gleich nach der Ablage die Larven entschlüpfen. Herausgeber. abzulegen und fuhr damit fort, bis es am folgenden Nachmittage zweiundvierzig geboren hatte. Gewöhnlich werden dreißig bis fünfzig gleichzeitig oder doch bald nacheinander, in einem Zeitraume von zwei Tagen ungefähr, zur Welt gebracht, und zwar solche von fast gleicher Größe und demselben Grade der Entwicklung; ausnahmsweise aber geschieht es, obschon vielleicht nur bei Gefangenen, daß Salamanderweibchen Junge, d. h. Larven, und Eier legen. Solches erfuhr Erber, und zwar war hier auffallenderweise die Anzahl der Eier genau ebenso groß wie die der Jungen, je vierunddreißig Stück nämlich. Die großen Eier erscheinen einzeln und sind so durchsichtig, daß man die vollständig ausgebildeten Jungen in ihnen deutlich erkennen kann; vor der Geburt liegen sie, jedes getrennt von dem anderen, in den unten erweiterten Eiergängen, wagerecht übereinandergeschichtet und möglichst gepreßt, jeder einzelne Keimling so zusammengerollt, daß die Schwanzspitze um den Kopf geschlagen ist. Nachdem das geborene Ei durch Wasseraufsaugung sich etwas vergrößert hat, zerreißt der Keimling die Hülle durch eine Bewegung des Schwanzes und erscheint als eine bereits mit vier Beinen versehene Kaulquappe, vollkommen befähigt, sich im Wasser, woselbst die Geburt stattfindet, nach Art sehr entwickelter Froschquappen zu bewegen. Am meisten lieben die Mütter kaltes Quellwasser zur Großziehung ihrer Jungen, gleichsam als ob es ihnen bewußt wäre, daß die Weiterentwicklung noch mehrere Monate beansprucht und sie deshalb ein nicht versiegendes Wasser aussuchen müssen. Wenn es dem Aufenthaltsorte des Salamanderweibchens gänzlich an Wasser fehlt, soll es, wie mehrere Beobachter versichern, die Jungen an feuchten Orten absetzen. Die Larve hat schwärzlichgraue, mehr oder weniger ins Grünliche scheinende Färbung; ihre Haut schimmert oberseits aber förmlich, infolge kleiner, goldglänzender Flecke, die das Tier sehr schmücken; Goldglanz zeigt sich später auch an den Seiten und am Bauche. Nach und nach bilden sich zwischen den goldglänzenden die gelben Flecke heraus; die Haut verliert die fischige Glätte, wird rauher, warziger, und die Larve sucht nunmehr, obgleich ihre Kiemen noch nicht eingeschrumpft sind, das Land zu gewinnen. Oft findet man die Larven noch im Oktober in solchen Gewässern; gewöhnlich jedoch schrumpfen schon im August oder anfangs September die Kiemen ein, und werden die Larven damit befähigt, die Wohnorte ihrer Eltern aufzusuchen, deren Kleid sie schon vor dieser Zeit erhalten haben. Auch sie erscheinen, wenn die Umwandlung vollendet, kleiner, als die Larven in der letzten Zeit es waren. Wie lange das Wachstum der Jungen währt, läßt sich schwer angeben; es wird, weil man sie nicht häufig findet, angenommen, daß sie die ersten beiden Jahre ihres Lebens äußerst verborgen zubringen. In der Gefangenschaft geborene Salamander verwandeln sich, wahrscheinlich infolge der größeren Wärme, weit schneller als die im Freien zur Welt gebrachten und können schon nach drei Wochen aufs Trockene gehen.
Der scharfätzende Saft, den die Hautdrüsen absondern, schützt diese Lurche vor vielen Feinden, weil er letzteren unangenehm, ja sogar gefährlich wird. Wenn man einen Salamander im Genicke ergreift und ihn drückt, spritzt dieser Saft aus; das Tier kann seine Drüsen aber auch willkürlich entleeren und tut es in der Angst regelmäßig, um sich vor Angriffen zu schützen. Man hat die Wirkungen gedachten Giftes vielfach übertrieben, sogar ein Oken sich nicht gescheut, anzugeben, daß Kinder gestorben seien, die aus einem mit Salamandern besetzten Brunnen getrunken hätten; vielfache Versuche aber, die angestellt wurden, haben eben nur bewiesen, daß er auf Schleimhäuten heftiges Brennen, also gewissermaßen eine Entzündung verursacht, an der kleine, schwache Vögel, Kriechtiere und Lurche auch wohl zugrunde gehen können. Eidechsen, die Laurenti zwang, Salamander zu beißen, wurden von Krämpfen befallen und starben, Hunde hingegen, Puter und Hühner, denen man in Stücke zerhackte Salamander zu fressen gab, verdauten diese ohne Schaden, obgleich es zuweilen vorkam, daß die Hunde sich erbrachen. Neuerdings nun hat Abini das »Gift« wieder untersucht und die gewonnenen Ergebnisse mitgeteilt. Das Gift wirkt örtlich reizend, wie es bewiesen wird durch die starke Rötung der Mund- und Zungenschleimhaut der Frösche, denen einige Tropfen des Saftes oder eines wäßrigen Auszuges desselben in den Mund eingeflößt wurden, sowie ferner durch Schütteln des Kopfes und Öffnen des Schnabels bei Vögeln, denen man die Absonderung eintrichterte. Bei großen Gaben und rasch folgendem Tode, der bei vergifteten Vögeln gewöhnlich einzutreten pflegt, stellen sich Krämpfe ein, die mit Schmerzensäußerungen und ängstlicher Aufregung begleitet zu sein pflegen; Atmung und Herzbewegungen sind rascher und häufiger; ein Vogel kann fliegen, aber nicht aufrecht auf den Füßen stehen; die Füße werden gewöhnlich krampfhaft zusammengezogen wie die Zehen, und wenn der vergiftete Vogel sich von der Stelle bewegen will, dreht er sich, auf einer oder der anderen Seite des Körpers liegend, im Kreise herum. Unmittelbar nach der Vergiftung schreit der Vogel laut auf vor Schmerz; sein Tod tritt oft schon in der ersten Minute ein; dann aber schlägt das Herz noch eine Zeitlang weiter, und ist dies vorüber, so kann es durch Reize wieder erregt werden, ebenso wie die anderen willkürlichen und unwillkürlichen Muskeln auch. Bei geringer Gabe und langsamer Wirkung, wie sie sich gewöhnlich bei Fröschen zeigt, wird Atmung und Blutumlauf anfänglich gesteigert; dann tritt Steifheit der Gliedmaßen ein, und ihr folgen Streckkrämpfe, die anfangs von kurzer Dauer sind, später aber ununterbrochen fortwähren und tagelang anhalten können, bis Atmung und Blutumlauf abnehmen und der Tod erfolgt. Die Frösche ändern dabei merklich ihre Hautfarbe, die immer heller wird; die Haut selbst scheint dünner zu werden, und ihre Verdunstung ist sehr stark.
In der Gefangenschaft hält der Salamander, bei genügender Pflege, mehrere Jahre aus. Er verlangt einen Käfig mit einem kleinen Wasserbecken und entsprechenden Schlupfwinkeln, wie er solche während seines Freilebens aufsucht. Zur Ernährung genügen Mehl- und Regenwürmer, Kerbtiere und Schnecken; kleinere Stücke der eigenen Art frißt er auf.
Beachtenswert ist, daß dieses in vieler Beziehung so empfindliche Tier gewissen Einflüssen sofort unterliegt, daß namentlich Kochsalz auf ihn äußerst giftig wirkt. Wer einen Salamander rasch töten will, braucht ihn bloß mit Salz zu bestreuen.
In den Alpen wird der Feuersalamander durch eine verwandte Art, den Alpen- oder Mohrensalamander ( Salamandra atra), vertreten, einen jenem höchst ähnlichen, aber ungefleckten, gleichmäßig tief samtschwarzen Molch, dessen Größe hinter der des Verwandten etwas zurücksteht und selten mehr als dreizehn Zentimeter beträgt. Sein Verbreitungsgebiet erstreckt sich über die Alpen der Schweiz, Savoyens, Tirols, Steiermarks, Kärntens, Salzburgs und Oberösterreichs und einige Gebirgszüge Süddeutschlands, die mit den Alpen zusammenhängen oder Vorberge derselben sind. In den Alpen bevölkert er innerhalb eines zwischen sechshundert bis zweitausend Meter über dem Meere gelegenen Höhengürtels geeignete Orte in zahlreicher Menge, so in Tirol, laut Gredler, feuchte Wälder oder von Bächlein durchrieselte Schluchten des Berg- und Voralpengürtels. Er lebt fast immer gesellig, meist zu Dutzenden beisammen unter Steinen, Moos und Gestrüpp, nach Art seines Verwandten. Wie dieser ist er ein träges, langsames, schläfrig erscheinendes Geschöpf, das ebenfalls nur bei feuchtem Wetter sich außerhalb seiner Versteckplätze zeigt und bei größerer Trockenheit verkümmert. Seiner Trägheit halber belegt ihn der Tiroler mit dem Schmähnamen »Tattermann« oder »Tattermandl«, der soviel wie toter Mann oder in üblicher Bedeutung Vogelscheuche besagen will.
Der Mohrensalamander weicht, laut Schreiber, in der Art der Fortpflanzung vom Feuersalamander ab. Er bringt zwar auch lebende Junge zur Welt, aber nie mehr als je zwei auf einmal. Obgleich die Eierstöcke des Weibchens ebenso groß und gehaltreich sind, auch ebenso viele Eier auf einmal in die Eiergänge gelangen wie beim Feuersalamander, so bildet sich doch in jedem Eiergange nur eines aus, und der Keim entwickelt sich auf Kosten der übrigen Eier, indem dieselben in eine gemeinschaftliche Dottermasse zusammenfließen, die den Keimling einschließt, bis er die Eihülle sprengt und sich frei in derselben bewegen kann. Zwanzig und mehr Eier in jedem Eiergange bleiben also unbefruchtet und bieten als eine gleichförmige, zähflüssige Masse dem Keimlinge Nahrung. Zur Zeit der Geburt ist der Vorrat jener Masse rein aufgezehrt.
Der einzelne Keimling erhält hier nicht bloß seine völlige Ausbildung, sondern wächst bis zu einer Größe von fünfundvierzig bis fünfzig Millimeter an, füllt das hintere Ende des nicht gekrümmten und auf fünfunddreißig Millimeter Länge und einen Zentimeter im Durchmesser erweiterten Eierganges ganz aus, liegt mit an den Leib gebogenem, oft zweimal gekrümmtem Schwanze, bewegt sich frei und lebhaft, wendet sich oft ganz um und wird bald mit dem Kopfe, bald mit dem Schwanze voran geboren. Die Kiemen verschwinden schon vor der Geburt.
Die Entwicklung der Eier währt ebensolange wie beim Feuersalamander, aber die Dauer der Trächtigkeit von der Befruchtung an bis zur Geburt weit länger, weil die Jungen so lange im Leibe der Mutter verbleiben, bis sie ihre Verwandlung vollendet und eine bedeutende Größe erreicht haben. Selten findet man vor dem August trächtige Weibchen mit weitentwickelten Jungen; die Befruchtung geschieht aber, der Höhe des Aufenthaltes entsprechend, oft auch sehr spät, und ist es also nicht bloß der Mangel an Wasser, sondern auch das Klima des Wohnortes, das diese abweichende Fortpflanzung teilweise erklärt.
Gewöhnlich sind die Jungen eines Weibchens in den Eiergängen beide von gleicher Größe und Stärke, werden auch oft in derselben Stunde geboren; doch geschieht es ausnahmsweise, daß sie sich ungleich entwickeln und das eine erst nach Verlauf von mehreren Tagen oder selbst Wochen nach dem anderen zur Welt kommt. Diese Verschiedenheit scheint daher zu rühren, daß das zuerst befruchtete Ei abstarb und nun ein anderes statt seiner sich entwickelte. Nicht selten findet man in einem und demselben Eiergange zwei, auch drei in verschiedenen Graden ausgebildete Eier, während alle übrigen bereits mehr oder minder verdrückt, verunstaltet oder schon zusammengeflossen sind. Hieraus ergibt sich, daß alle Eier einer Brut gleichzeitig in den Eiergängen oder Eierstöcken befruchtet werden, obschon immer nur je zwei sich entwickeln. In allem übrigen kommt der Mohrensalamander mit seinen Verwandten vollständig überein.
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Michahelles, ein trefflicher Forscher, veröffentlichte im Jahre 1830 die Beschreibung eines Wassermolches, der von ihm zum Vertreter einer besonderen Sippe erhoben wurde. Das Tier, der Rippenmolch ( Pleurodeles waltlii), ist schlank und gestreckt gebaut, der Leib gleichwohl ziemlich kräftig, der Kopf etwas länger als breit, an der Schnauzenspitze abgestutzt, beim Weibchen sogar flach krötenartig gerundet, der Schwanz messerförmig zusammengedrückt, am Ende stumpf abgerundet und sowohl oben als auch unten mit einem deutlichen Hautkamme verziert. Die Vorderfüße haben vier, die Hinterfüße fünf freie Zehen. Die drüsige und körnige Hautbedeckung zeichnet sich namentlich durch eine jederseits längs der Scheidungsgrenze zwischen Rücken und Bauch verlaufende Reihe größerer horniger Höcker aus, die genau an den Stellen liegen, wo die Rippenenden an die äußere Bedeckung stoßen, und daher von einzelnen Forschern irrigerweise für die freien durch die Haut getrennten Enden der Rippen selbst gehalten worden sind. Die rundliche Zunge ist klein, vorn angeheftet, am Hinterrande und an den Seiten mehr oder weniger frei. Michahelles beschreibt die Färbung als ein schmutziges, etwas ins Grauliche spielendes Braun, mit wenig bemerklichen Flecken auf dem Rücken, während die Bauchseite auf ockergelbem Grunde kleine, runde, schwarzgraue Flecke zeigt. Schreiber, der über eine größere Anzahl von Stücken verfügen konnte, sagt, daß die Grundfärbung der Oberseite gewöhnlich ein schmutziges Ockergelb sei, das bei den alten Weibchen mehr ins Graue, bei den Männchen dagegen mehr ins Rote, häufig auch ins Braune, Olivenfarbene oder selbst in das Schwärzliche übergeht. Die Unterseite, die in der Regel blässer als die Oberseite ist, zeichnen ziemlich kleine, unregelmäßig gerandete, schwärzliche Flecke, die meist zwar einzeln stehen, aber auch mehr oder weniger zusammenfließen und ausnahmsweise so gehäuft auftreten können, daß sie die Grundfärbung teilweise oder fast ganz verdrängen. Der untere Flossensaum des Schwanzes und die Zehenspitzen sind gelblich, die zahlreichen Körperwarzen an der Spitze von einer schwarzen, hornartig glänzenden Verdickung gekrönt. Junge Rippenmolche unterscheiden sich von den alten durch hellere, meist ins Ziegelrote ziehende Oberseite und einfarbige Unterseite. Die ausgewachsenen Larven sind auf weißem oder hellgelblichem Grunde mit zahlreichen, größtenteils zusammenfließenden, dunkelaschgrauen Flecken gezeichnet, unterseits auf weißem Grunde mit kleinen grauen, zerstreut stehenden Pünktchen gesprenkelt. Unter ihren drei Kiemenbüscheln ist der mittlere der kürzeste, während der untere und längste bis hinter die Knie der Vorderbeine reicht. Der etwa körperlange Schwanz erscheint seitlich sehr zusammengedrückt und sein Flossensaum oberseits sehr hoch. Die Haut ist fast glatt. Vollkommen ausgewachsene Tiere können bis sechsundzwanzig Zentimeter an Länge erreichen: so große Stücke kommen namentlich in Afrika vor. Die kleinsten, eben verwandelten Jungen sind sechs Zentimeter lang; nicht selten aber findet man noch Larven, die schon ziemlich erwachsenen Tieren an Größe kaum nachstehen oder wenigstens die eben verwandelten Jungen an Länge mindestens um das Doppelte, an Masse aber wohl um das Sechs- bis Achtfache übertreffen. Weit mehr als durch äußere Gestalt und Färbung weicht der Rippenmolch durch seinen Knochenbau von anderen Schwanzlurchen ab. Er besitzt die große Anzahl von sechsundfünfzig Wirbeln. Kein anderer Molch hat so viele und so ausgebildete Rippen und eine so bedeutende Wirbelzahl.
Der Rippenmolch ist bis jetzt nur in Spanien, Portugal und Marokko gefunden worden, scheint hier auch bloß gewisse Teile des Landes zu bewohnen. Waltl, sein Entdecker, zu dessen Ehren er benannt wurde, fand ihn in Zisternen, wie sie in ganz Andalusien üblich sind. Einzelne von diesen Wasserbehältern haben die Tiefe von sechs bis zehn, einige sogar bis dreißig Meter; nur die wenigsten sind so gebaut, daß man mit einem langen Stocke und Hamen die in ihnen sich aufhaltenden Molche fangen kann. Letztere beleben jene Zisternen in großer Anzahl, lassen sich jedoch aus den erwähnten Gründen schwer herausfischen, so daß sich der wißbegierige Forscher gewöhnlich mit dem Sehen begnügen muß. Später hat sich herausgestellt, daß sich der Rippenmolch nicht ausschließlich in Regensammelbrunnen, sondern auch in Tümpeln und Teichen aufhält, die leichter zugänglich sind. Über seine Lebensweise wissen wir noch wenig. Die bedeutende Größe der unverwandelten Larven läßt jedoch die Vermutung zu, daß auch bei ihm ähnliche Verhältnisse obwalten, wie bei dem mexikanischen Axolotl, über den ich weiter unten eingehendere Mitteilungen zu geben haben werde. Unter einer Anzahl Rippenmolche, die in Andalusien zu derselben Zeit und in demselben Tümpel gefangen worden waren, befanden sich, nach Angabe Schreibers, der diese Tiere erhielt, fast ebenso viele große, noch unverwandelte Larven als verwandelte Rippenmolche, woraus der Genannte den Schluß zieht, daß die Larvenform vielleicht ebensohäufig vorkommen möge wie die vollendete.
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Die Wassermolche oder Tritonen ( Triton) kennzeichnen sich durch gestreckten Leib, vierzehige Vorder- und fünfzehige Hinterfüße, stark zusammengedrückten, hohen Ruderschwanz, einen, wenigstens bei den Männchen während der Paarungszeit entwickelten, längs des Rückens verlaufenden Hautkamm und mehr oder weniger glatte Haut. Die Gaumenzähne bilden zwei gerade, vorn einander sich genäherte, nach hinten zu gewöhnlich stark auseinanderlaufende Längsreihen. Die Zunge ist mäßig groß, rundlich oder eirund und entweder mit ihrer ganzen Unterseite an den Boden der Mundhöhle angewachsen oder nur an den Seiten wie auch am Hinterrande mehr oder weniger frei oder aber nur durch einen mittleren Längsstreifen befestigt und dann an den Seiten in beträchtlicher Ausdehnung frei. Faßt man die Sippe in weiterer Ausdehnung, wie es jetzt von den meisten Forschern geschieht, so ist noch zu bemerken, daß der Schwanz echter Tritonen ausnahmsweise auch sehr dick, fast drehrund sein kann, immer aber sowohl oben als unten einen Hautkamm trägt, und daß der Rumpf bei einzelnen Arten mehr oder weniger deutlich der Quere nach verlaufende, linienartige Eindrücke oder Einschnitte zeigt, die dem Tiere ein fast geringeltes Ansehen verleihen, sowie endlich, daß anstatt der glatten auch eine drüsige, warzige, körnige Haut sich findet. In Deutschland leben vier Arten, die dieser Sippe angehören.
Der Kammolch oder große Wassersalamander ( Triton caristatus) erreicht eine Länge von dreizehn bis siebzehn Zentimeter und zeichnet sich durch den abgeflachten, vorn gerundeten, krötenartigen Kopf und die grobkörnige Haut aus. Die Grundfärbung des Rückens, der Seiten, des Schwanzes und der Oberseiten der Glieder ist ein dunkles Braun; die Zeichnung besteht aus größeren, zerstreuten schwarzen und weißen, oft in Gruppen zusammenfließenden Flecken. Die Unterseite von der Kehle an zeigt auf gelbem Grunde schwarze Flecke von verschiedener Größe und Gestalt. Das Auge hat goldgelbe Iris.
Im Hochzeitskleide ändert sich der Kammolch wesentlich um. Auf seiner Oberseite und seinem Schwanze erhebt sich ein hoher, scharf gezackter Hautkamm, der schon vorn am Kopfe zwischen den Augen beginnt und bis zur Schwanzspitze sich erstreckt, an der Schwanzwurzel aber ziemlich tief eingebuchtet ist. Gleichzeitig geht das Gelb der Unterseite in gesättigtes Orange über, und an den Seiten des Schwanzes zeigen sich weißbläuliche, perlmutterfarbene Streifen, an der Kehle endlich außer den dunklen Flecken sehr zahlreiche weiße Wärzchen. Dem Weibchen mangelt auch im Hochzeitskleide der Hautkamm, und das Gelb der Bauchseite zieht mehr ins Schwefelfarbene, erstreckt sich aber an der Bauchkante des Schwanzes bis zu dessen Endspitze. Verschiedene Spielarten sind beobachtet worden. Das Verbreitungsgebiet des Kammolches erstreckt sich über Deutschland, die Schweiz, Frankreich, Belgien, Holland, Dänemark, England, Skandinavien und Rußland sowie Italien und reicht nach Osten hin bis Transkaukasien.
Der Bergmolch oder Bergsalamander ( Triton alpestris) ist merklich kleiner als der vorhergehende: seine Länge beträgt acht bis neun, die des Weibchens höchstens zehn Zentimeter. Der Kopf ist noch mehr krötenartig als bei dem vorher beschriebenen Verwandten, die Grundfärbung der Rückenseite schiefergrau. Die Zeichnung besteht aus dunkelbräunlichen, gezackten Flecken, die an den Seiten des Kopfes, Leibes, Schwanzes und auf der Oberseite der Glieder in rundliche, schwarze Flecke übergehen. Die orangerote Unterseite ist ungefleckt, die Iris goldgelb, schwärzlich getrübt.
Im Hochzeitskleide erhebt sich auf der Rückenlinie des Männchens ein niedriger, ungezackter, erst hinter dem Kopfe beginnender und in dem oberen Flossensaume des Schwanzes sich verlierender Kamm, dessen weißgelbliche Grundfärbung durch senkrechte, kurze, schwarze Binden, zwischen denen nicht selten kurze, dunkle, dreieckige, von unten herkommende Flecke eingreifen, gezeichnet wird. Das Schiefergrau der Grundfärbung zieht ins Braune und kann an der Bauchseite ins Hellbraune übergehen; die schwarzen, weißlichen Punkte umgeben sich mit weißlichem Grunde und können zu Streifen zusammenfließen; das Orange der Bauchseite wird feuerrot, der obere und der untere Flossensaum des Schwanzes blaß oder weißlichgelb mit dunklerer Fleckung; zur Seite des Schwanzes endlich zeigt sich eine Reihe bläulichweißer Flecke. Dem Weibchen im Hochzeitskleide fehlt der Kamm in der Regel ebenfalls oder ist nur angedeutet. Die Grundfärbung der Rückenseite geht in ein helles oder dunkleres Grau, selbst ins Bräunliche oder Schwärzliche über und erscheint überall dunkler gepunktet; die großen, braunen, zackigen, stellenweise zusammenfließenden Flecke sind zahlreicher als beim Männchen, hell- oder dunkelbraun und heben sich schärfer ab; die schwarzen Fleckenreihen zur Seite grenzen unmittelbar an das Orangegelb des Bauches, liegen auch nicht selten in einem lichten, weißlichen Gürtel oder werden wenigstens von weißlichen Punkten umgeben; das Gelb des Bauches erstreckt sich, unterbrochen von einzelnen schwarzen Flecken an der Bauchkante des Schwanzes bis zu dessen Spitze. Der Bergmolch verbreitet sich über Mittel- und Süddeutschland, die Schweiz, Frankreich, Belgien und Italien.
Der Streifen- oder Gartenmolch, kleiner Wassersalamander ( Triton taeniatus) erreicht nur sieben, in seltenen Fällen acht Zentimeter an Länge und zeichnet sich durch seinen zarten, schmächtigen Bau, den mehr fisch- als krötenartigen Kopf und eine unregelmäßige Doppelreihe eingedrückter Drüsen auf dem Kopfe sowie den am Ende zugespitzten, langen, fast fadenartigen Schwanz vor den Verwandten aus. Olivengrün oder Braun, das auf den Seiten in zartes, schwach silberglänzendes Weißgelb übergeht, ist die Grundfärbung der Ober-, Orangegelb die der Unterseite. Schwarze Flecke bilden hier wie dort die Zeichnung; ein länglicher, senkrecht gestellter Fleck von hellerer Farbe tritt über der Wurzel der Hinterbeine hervor.
Im Hochzeitskleide verbreitert sich beim Männchen der Schwanz, und erwächst der im Nacken beginnende, über dem After nicht nur nicht unterbrochene, sondern im Gegenteile noch besonders entwickelte Kamm zu einer hohen Flatterhaut; auch die Zehen der Hinterfüße zeigen jetzt einen lappigen Saum. Die ganze Haut erscheint mit weißlichen Punkten besäet; die Färbung der Unterseite geht in sattes Olivengrün, die der Bauchmitte in kräftiges Orange über, das sich als Streifen auf dem unteren Flossensaume des Schwanzes fortsetzt. Große, rundliche, dunkle Flecke ordnen sich am Leibe und Schwänze in Längsreihen und fließen oben und seitlich am Kopfe in Längsstreifen zusammen; den Schwanz zeichnet außerdem über dem gelben Saume ein perlmutterblauer Streifen, der unter Umständen durch dunkle Punkte unterbrochen werden kann. Dem hochzeitlichen Weibchen fehlt der Rückenkamm, und auch der Schwanz zeigt nur oben und unten einen unbedeutenden, im ganzen schmalen Flossensaum. Der Rücken ist heller olivengrün oder braun gefärbt, das Weißgelb der Seiten schwach goldglänzend, das Orange des Bauches wenig kräftig; die dunklen Flecke sind klein, aber dicht gestellt und häufig, nicht allein am Kopfe, sondern auch am Leibe und Schwanze zu zarten, zackigen Bünden vereinigt. Unter unseren deutschen Tritonen ist der Streifenmolch der verbreitetste. Außerdem bewohnt er ganz Europa.
Der Leistenmolch ( Triton palinatus) endlich kommt in der Größe mit dem Bergmolch überein, ist schlank gebaut, hat froschartigen Kopf und zeichnet sich vor allen anderen in Deutschland lebenden Verwandten durch eine Längslinie aus, die je zur Seite des Rückgrates verläuft, so daß der Rücken dreikantig erscheint. Von dem abgestutzten Schwanzende ragt eine fadenartige Spitze von verschiedener Länge frei hervor. Die Grundfärbung der dunkel gefleckten und gestreiften Oberseite ist ein mehr oder weniger ins Gelbe ziehendes Olivenbraun mit schwachem Goldglanze, die der Unterseite ein geflecktes, mattes Orangegelb.
Beim Männchen im Hochzeitskleide erhebt sich auf dem Rücken anstatt des Kammes eine Kante oder Leiste, die sich auf dem Schwänze zum oberen Flossensaume entwickelt; gleichzeitig erhalten die Hinterfüße eine vollständige Schwimmhaut zwischen den Zehen, und endlich gehen die Grundfärbung des Kopfes, des Rückens bis zur Seitenkante sowie des Rückensaumes am Schwänze in Olivenbraun, die Kopfseiten, die obere Hälfte des Leibes und die Seiten des Schwanzes in metallisch schimmerndes Gelb über, während die untere Seitenhälfte des Leibes glänzend weißlich und der Bauch selbst orangegelb aussieht. Durch die der Grundfarbe aufgesetzten, dunkleren Flecke bekommt der Kopf oben ein zierlich gemarmeltes Aussehen, ebenso sind die Vorderglieder gemarmelt und klein gefleckt. Zahlreiche, bunt durcheinander gestellte, unregelmäßig gestaltete Flecke zeichnen Rücken und Seiten. Kehle und Bauch sind ungefleckt, die dunklen Flecke des Schwanzes in eine obere und untere Längsreihe vereinigt, zwischen denen die bläulich schillernde Binde sich dahinzieht. Beim Weibchen im Hochzeitskleide ist der Schwanz niedrig, die Schwimmhaut an den Hinterfüßen nicht entwickelt, die Färbung eintöniger. Nur der Unterteil des Leibes ist lebhafter gefärbt als beim Männchen. Der Leistenmolch bewohnt Süddeutschland und die Schweiz, Frankreich, Belgien, England und Portugal. Den Brennpunkt seines Verbreitungsgebietes scheint Frankreich zu bilden. In Deutschland bewohnt die Art, so viel bis jetzt bekannt, nur Schwaben, den Mittelrhein, Hessen, Westfalen, sowie vereinzelt den Harz und Thüringen.
In ihren Sitten und Gewohnheiten unterscheiden sich die Tritonen so wenig, daß man ein Lebensbild aller entwirft, wenn man das Betragen und Gebaren, die Sitten und Gewohnheiten einer Art schildert. Ich fasse in erster Reihe den Kammolch ins Auge und ergänze hier und da durch Einschaltung von Beobachtungen, die anderen deutschen Arten abgelauscht wurden.
Man bezeichnet die Tritonen gewöhnlich als Wassertiere und hat damit nicht unrecht, insofern sie ihre Paarzeit stets und auch außer dem Monate im Wasser zubringen, dasselbe unter Umständen überhaupt nicht verlassen, darf jedoch nicht vergessen, daß sie auch längere, einzelne Arten, nachdem ihre Fortpflanzung beendet, sogar alle übrige Zeit auf dem Lande zubringen. Während sie sich paaren und ihre Eier legen, ziehen sie klare Gewässer, die mit Gebüsch bestanden sind und die nötige Nahrung gewähren, allen übrigen vor und meiden eigentlich nur raschfließende Bäche und Flüsse. Auf dem Lande täppisch und ungeschickt, bewegen sie sich im Wasser sehr hurtig, vorzugsweise mit Hilfe ihres breiten Schwanzes, steigen oft senkrecht in die Höhe, um Luft zu wechseln, atmen in der Tiefe aus und lassen dabei einige Luftblasen zur Oberfläche emporsteigen, senken sich unter schlängelnden Bewegungen tiefer hernieder und huschen niedrig über dem Grunde hin und her, auf Beute spähend und jagend. Im Sommer verlassen sie ihr Wohngewässer, um unter Steinen und Baumwurzeln, in Uferhöhlen usw. Schlupfwinkel, später im Herbste gemeinschaftlich eine Winterherberge zu suchen; diejenigen aber, die sich einen quellenreichen Teich erwählten, verbleiben hier wohl auch während der kalten Jahreszeit. Nach Leydigs Erfahrungen scheinen die Wassermolche sehr lange ohne Wasser bestehen zu können. »Ich habe«, sagt dieser treffliche Forscher, »mehr als einmal beobachtet, daß Tümpel, in denen sie zahlreich anzutreffen waren, durch warme Sommer völlig austrockneten und mehrere Jahre ohne Wasser blieben. Es betraf dies zum Teil ganz vereinzelt liegende Pfützen, z. B. eine in einem Steinbruche auf einem Berge, wo weit und breit kein anderes Wasser ist, das die Tiere hätten aufsuchen können. Nicht ohne Staunen sah ich dann, daß, wenn nach Verlaus so langer Zeit die Tümpel in einem regnerischen März sich von neuem füllten, auch die Tritonen wieder da waren.« Ebenso leicht ertragen diese grimmige Kälte: man hat wiederholt solche gefunden, die zu Eis gefroren waren, vollkommen leblos schienen, beim Auftauen aber doch wieder lebendig und munter wurden? Gewässer, die bis zum Grunde gefrieren, können ihnen daher ohne Schaden zur Winterherberge dienen. Aus dieser kommen diejenigen, die sich nicht aufs Land begaben, gewöhnlich schon Ende Februar wieder zum Vorschein, schwimmen munter und lustig im Wasser umher, suchen sich auch wohl gegenseitig auf und beginnen die Spiele der Liebe, indem sie sich paarweise zusammenhalten, dicht nebeneinander dahinschwimmen, sich, wie die Fische, gegenseitig an die Schwänze schlagen usw. Treffen mehrere Männchen bei einem Weibchen zusammen, so sucht eines das andere zu verdrängen, und dasjenige, das am beharrlichsten ist, folgt zuletzt wenigstens zeitweilig dem Weibchen. So geht es während der ganzen Paarungszeit fort, zuweilen Wochen nacheinander.
Gachet beobachtete, daß das paarungslustige Männchen seinen Kamm erhebt und schnell bewegt, sich hierauf mit dem Kopfe der Schnauze des Weibchens nähert und, wenn dies nötig, mit dem Munde an Pflanzen festhält, um in derselben Lage zu bleiben. Sein Schwanz wird währenddem beständig bewegt und so stark gekrümmt, daß er die Seiten des Weibchens berührt oder schlägt. Beide Gatten nähern sich mit den Köpfen bis zur Berührung, entfernen sich aber mit dem Hinterteile des Leibes etwas mehr voneinander und bilden so einen spitzen Winkel. Nach geraumer Zeit spritzt das Männchen seinen Samen in das Wasser, der durch dasselbe zu den Geschlechtsteilen des Weibchens gelangen und dessen Eier befruchten kann.
Über das Eierlegen des Kammolches und die Entwicklung der Eier und Larven gibt Rusconi nach sorgfältigen Beobachtungen in einem besonderen Werkchen uns Kunde. Danach ist das frischgelegte Ei anfänglich kugelrund, weißgelblich von Farbe und mit einer klebrigen Masse umgeben. Bewegt man das Ei mit einem Pinsel und wälzt man es um, so kehrt es sich sogleich wieder auf die Seite, auf der es vorher lag. Dabei bemerkt man auch, daß es nur auf der einen Seite weiß, auf der anderen hingegen braun ist, dem lichten Eiweiß und dem dunklen Dotter entsprechend, welch letzterer die scheinbare Umdrehung bewirkt, indem er vermöge seiner größeren Schwere abwärts sinkt. Schon nach drei Tagen hat sich die Form des Eies etwas geändert, und man sieht, wenn man das Auge mit einem Vergrößerungsglase bewaffnet, bereits die allgemeine Gestalt des Keimes. Am fünften Tage hat dieser eine gekrümmte Lage angenommen, und man kann nun Unterleib, Kopf und Schwanz unterscheiden, ja am Kopfe bereits kleine Erhabenheiten, die ersten Spuren der sprossenden Kiemen und Vorderfüße, wahrnehmen. Am siebenten Tage sind alle einzelnen Teile deutlicher geworden; man bemerkt auch eine Furche, die den Rumpf von dem Kopfe trennt, und erkennt die Wirbelsäule. Am neunten Tage hat der Keim seine Lage geändert, und damit ist der Unterteil des Kopfes und Unterleibes sichtbar geworden; gleichzeitig nimmt man den Schwanz als dünnen Anhang wahr, ebenso die Spuren des Mundes und der Augen, beobachtet, daß der Keim sich bewegt und daß sein Herz sich wechselseitig zusammenzieht und erweitert. Die Bewegungen werden am zehnten Tage häufiger; der Keim ändert binnen vierundzwanzig Stunden wohl drei- bis viermal seine Lage; die unteren Teile bedecken sich mit schwarzen Flecken; an den Seiten des Kopfes entdeckt man vier Fäden, die, wie sich später zeigt, der ausschlüpfenden Kaulquappe zum Anketten dienen. Am folgenden Tage bekommen die Kiemen Blättchen; der Kreislauf des noch weißlichen Blutes läßt sich verfolgen. Mit dem zwölften Tage erscheinen die Seitenblättchen der beiden größeren Kiemen deutlicher; die Bewegungen sind äußerst schnell und vielseitig, so daß die Wände des Eies gespannt werden. Am dreizehnten Tage zerreißen die Eihäute; die Larve entschlüpft ihrer Hülle und hängt sich mittels jener Faden an Blättern und ähnlichen Gegenständen fest, bei der leisesten Berührung sich mit Körper und Schwanz bewegend, in der Ruhe stundenlang auf einer und derselben Stelle verweilend. Zuweilen geschieht es, daß sie ohne eigentlich ersichtlichen Grund erwacht, vermittels seitlicher Bewegungen des Schwanzes umherschwimmt, sich von neuem an irgend ein Blatt anhängt und dann wieder halbe Tage und länger ruht. Manchmal fällt sie auch auf den Boden und bleibt hier wie tot liegen. Die Augen sind kaum geöffnet; der Mund ist kaum gespalten; die Vorderfüße machen sich erst als Stummel bemerklich; die Kiemen aber bekommen mehr und mehr Blätter. Mit der Entwicklung der inneren Eingeweide, die gleichzeitig vor sich geht, äußert sich das tierische Leben kräftiger: die Kaulquappe flieht, was ihr unangenehm, und sucht, was ihr angenehm ist; sehr kleine Kerfe, die sich im Wasser aufhalten, werden lebhaft verfolgt und mit Geschicklichkeit erfaßt, bei großem Hunger selbst die eigenen Geschwister nicht verschont, ihnen wenigstens Kiemen und Schwänze abgebissen. Nach und nach bilden sich die Vorderfüße aus, später, wenn die Larve etwas mehr als zwei Zentimeter an Länge erreicht hat, auch die Hinterbeine. Nach drei Monaten ist die Umwandlung vollendet. Unter anderen hat Leydig die Beobachtungen Rusconis wieder aufgenommen und auf die übrigen Arten ausgedehnt, die Angaben des letztgenannten daher wesentlich vervollständigt. »Ob das Ei langsam oder rascher zum Keimling sich umgestaltet«, sagt er vom Kammolche, »hängt sehr von der höheren oder niederen Wärme ab. Die gefangenen Kammolche laichten Anfang April im Zimmer bei fünfzehn Grad Réaumur, während dieselbe Art im Freien schon bei elf Grad Réaumur Mittagswärme im Schatten die ersten Eier abgelegt hatte. Im Freien heftet der weibliche Kammolch seine Eier immer einzeln an Gegenstände, die sich im Wasser vorfinden, am liebsten an lebende Pflanzen an, nimmt jedoch nach Umständen auch mit abgestorbenen Grashalmen, Holzstücken und Steinen vorlieb; in Gefangenschaft und geängstigt läßt er aber eine größere Anzahl als kurze Schnur zusammenhängend auf einmal abgehen und, ohne sie anzukleben, auf den Boden des Glases fallen. Die Larven sind schon in der frühesten Zeit von denen der Verwandten zu unterscheiden. Das aus dem Ei gekommene Tier behält noch eine Weile den gelbgrünen Ton der Grundfärbung, die schon der Dotter an sich hatte, und kennzeichnet sich später, wenn das Gelbgrün durch die Ausbildung von zwei Schwanzrückenbinden und das Auftreten anderer schwärzlicher Farbstoffe mehr und mehr zurückweicht, durch einen sehr schmalen weißlichen Saum, der die sonst lichte Schwanzflosse umzieht. Mitte Juli haben die jetzt etwa fünf Zentimeter lang gewordenen Larven ein sehr schönes Aussehen. An den vier zierlichen Beinen sind die Zehen verhältnismäßig sehr lang und zart, die Kiemen, namentlich die obersten von ihnen, ungemein entwickelt. Am Schwänze hat sich der weiße Saum verbreitert und ein allmählich sich verjüngender, etwa zentimeterlanger Faden ausgebildet, und außer dem feinen, schwärzlichen, sich über die Schwanzflosse verbreitenden Netzwerk von Farbstoff unterscheidet man auch eine Anzahl größerer, schwarzer Tupfen und eine Reihe kleiner, gelber Punkte zur Seite des Leibes und Schwanzes. Im übrigen ist die Grundfärbung des Rückens ein lichtes Olivenbraun, von dem sich vereinzelte schwarze Punkte abheben; die Stiele der Kiemen, die Seiten und der Bauch zeigen Goldglanz. Anfang September schwindet der metallische Glanz; die Grundfarbe erscheint als lichtes Olivengrau, und neben den schwarzen Flecken heben sich weißliche, etwas verwaschene Stellen ab. Am Bauche aber zeigt sich bereits schwaches Gelb mit Spuren dunklerer Fleckung, auf der Mittellinie des Rückens ein mattgelber Längsstrich. Auch die weißen Hautwärzchen zur Seite sind jetzt ausgetreten. Die äußere Gestalt ist im ganzen und wesentlichen die alter Tiere; die Kiemen sind sehr zurückgebildet und mit dem fischartigen Aussehen auch die Fischfarbe, Silber- und Goldglanz geschwunden.«
Der Bergmolch laichte unter den von Leydig gepflegten einheimischen Arten im Zimmer am frühesten, Anfang April nämlich. Mitte Mai erfolgte ein Stillstand; mit Beginn Juni, als die Wärme sich hob, heftete das Weibchen eine Menge Eier, viel mehr als früher, an die Wasserpflanzen. Die gelegten Eier haben graubraune Färbung, die ganz jungen Larven bräunliches Aussehen und zwei dunkle Rückenstreifen. Bei halb erwachsenen Larven ist die Grundfärbung der Oberseite ein helles, unten und seitwärts silbern glänzendes Olivenbraun. Der Schwanz zeigt auf hell olivenfarbenem Grunde ein dichtes Netz dunklerer Farbstoffanhäufungen. Später im August erhalten die Larven ein sehr bezeichnendes Aussehen durch das Auftreten hellerer Flecke von unregelmäßiger Form und ziemlicher Größe, die an der Seite hin sich erstrecken, nach und nach immer lichter und größer werden, auch wohl untereinander zusammenfließen und sich von der lederbraunen Grundfarbe schön abheben. Schon vorher vermag man die Larven des Bergmolches unschwer von denen des Kamm- und des Streifenmolches zu unterscheiden, selbst wenn alle zufällig gleiche Größe haben sollten. Der Schwanz ist am Ende abgestumpft, der weißliche Saum um die Schwanzflosse nicht vorhanden, der schwarze Farbstoff auf der Schwanzflosse gleichmäßiger und dichter gegittert, auch nicht gefleckt. Sind einmal an den Seiten des Leibes die lichten Flecke auf lederbraunem Grunde erschienen, so werden die Tiere auf den ersten Blick kenntlich.
Vierbeinige Larven des Streifenmolches stehen denen des Bergmolches an Größe nach und haben entschieden schlankeren, zarteren Bau. Ihre Färbung ist licht olivenbraun, der Schwanz nur in geringem Grade fein schwarz punktiert. Ganz besonders aber zeichnet sie vor den Larven des Bergmolches eine Reihe gelber Punkte aus, die am Leibe genau nach der Seitenlinie verläuft, dann am Schwänze etwas in die Höhe biegt, um aber auch dort bis zu dessen Ende sich fortzuziehen.
Unter allen einheimischen Arten begann, nach Leydigs Beobachtungen, der Leistenmolch am spätesten seine Eier abzusetzen, nämlich erst Ende April. Mitte Mai, als kühleres Wetter eingetreten war, erfolgte ein Stillstand; im Juni hefteten die Weibchen viel mehr Eier als früher an die Wasserpflanzen. Die Männchen stellten nun in dieser Jahreszeit den Weibchen nach und führten mit seitlich gebogenem Schwänze ihre Flatterbewegungen aus, wie im Frühjahre: Leydigff beobachtete sogar, daß ein männlicher Streifenmolch, der mit einem weiblichen Leistenmolche zusammen in einem Glase gehalten wurde, letzterem in gleicher Weise den Hof machte, als ob er seiner Art angehöre. Die abgesetzten Eier sind kleiner als jene der übrigen Arten. Es gelang nicht, sie im Zimmer zur Entwicklung zu bringen; Leydig erhielt jedoch im September Larven, die nahe daran waren, die Kiemen zu verlieren, und sich durch die beiden Seitenwulste kennzeichneten. Die Grundfärbung der Rückenmitte war licht lederbraun; längs der Mittellinie des Rückens verlief ein dunklerer Strich, zur Seite der beiden Rückenkanten je eine Reihe schwach silberfarbiger Flecke, fast wie ein Band, das sich bis zum Schwanzende dem oberen Saum entsprechend hinzog. Gegen die Seiten des Leibes nahmen die weißen, metallischen Punkte zu, und der Bauch zeigte schönen Goldglanz, die untere Kante des Schwanzes einen schwachen Streifen von Orangegelb.
Die Tritonen sind schon in ihrer frühesten Jugend Räuber, die sich ausschließlich von tierischen Stoffen nähren. Anfänglich jagen sie auf sehr kleine Wesen, namentlich kleine Krebstiere und Verwandte, Kerbtierlarven und Würmer, später gehen sie größere Beute an, so allerlei Kerfe, die auf der Oberfläche des Wassers schwimmen, Schnecken, überhaupt Weichtiere, Regenwürmer, Froschlurche, kleine Fischchen, vielleicht auch junge Fröschchen oder die Larven ihrer eigenen Art. Schädlich werden sie nirgends, da ihr Nahrungsverbrauch doch außerordentlich gering ist; eher noch dürften sie durch ihre Tätigkeit als nützlich sich erweisen.
Abgesehen von den Veränderungen, die die Tritonen während der Fortpflanzungszeit zeigen, bekunden sie die Fähigkeit, mehr oder minder willkürlich ihre Färbung zu wechseln. Auch sie besitzen bewegliche Farbzellen. Als Leydig einen in seinem prachtvollsten Kleid prangenden hochzeitlichen Kammolch, der innerhalb eines geräumigen Beckens nicht immer standhalten wollte, in ein engeres Glas versetzte, um ihn bequemer malen zu können, bemerkte er nicht ohne Überraschung, daß der jetzt sich ängstlich bewegende Triton bei ganz gleicher Beleuchtung von feinem Farbschmelze etwas eingebüßt habe; die Färbung war entschieden matter geworden. Als das Tierchen wieder in seine frühere geräumige, mit Wasserpflanzen geschmückte Wohnung zurückgebracht worden war, legte sich augenscheinlich nach und nach seine Aufregung, und nach Verlauf von etwa einer halben Stunde hatte es dieselbe glänzende Färbung wieder erlangt. Allein Leydig bemerkte bald noch grelleren Farbenwechsel. Alle im kalten Räume lebenden Tiere, die er gefangen hielt, hatten ein sehr wesentlich anderes, durch hellere Färbung abweichendes Aussehen als diejenigen, die in wärmeren Räumen lebten, und als Leydig einzelne, die auf licht schiefergrauem Grunde große, deutlich abgegrenzte, lederbraune Inselflecke zeigten, zeichnen wollte und deshalb in das geheizte Zimmer bringen ließ, hielt die Färbung nicht mehr stand. Das lichte Schiefergrau verwandelte sich in dunkles Schieferblau; die vorher so deutlich lederbraunen Flecke verschwanden; kurz, die Tiere nahmen eine vollständig andere Färbung an. Aufregung, Angst, Schreck, höhere oder niedere Wärme wirken auf sie ein. Von den Lurchen warmer Länder unterscheiden sich unsere einheimischen nur dadurch, daß ihr Farbenwechsel nicht so lebhaft ist wie bei jenen.
Die Häutung der Tritonen geschieht im Frühjahr alle zwei bis acht Tage, nach der Paarung seltener. Der Kleiderwechsel scheint, obwohl er ziemlich rasch vonstatten geht, sie sehr in Anspruch zu nehmen, da sie vorher sich träge und unlustig zeigen. Vor Beginn der Häutung wird die Haut dunkel und farblos, weil sie sich nach und nach ablöst; hierdurch entsteht wahrscheinlich ein dem Tiere unangenehmes Gefühl. Wenn die rechte Zeit gekommen, versucht es, mit Hilfe seiner Vorderfüße in der Gegend der Kinnlade eine Öffnung in der Haut zu machen, löst sodann die Kopfhaut an der Spitze der Schnauze ab, zieht sich bald auf der rechten, bald auf der linken seitlich zusammen und schüttelt sich häufig. Durch fortgesetzte Krümmungen des Leibes und Eingreifen mit den Vorderfüßen zieht es die Haut langsam ab, dreht und schüttelt, wenn einmal die Vorderfüße frei, den Leib gewaltig, so daß die vorher schon runzelige Haut sich über die Schwanzspitze hinausschiebt, packt sodann die hohle Schwanzspitze mit dem Maule und entkleidet sich nun vollends, so wie man ein Hemd auszieht. Der Wechsel ist oft in einer Stunde vollbracht, dauert aber zuweilen auch zwei und mehr Stunden und erschöpft dann den Molch ungemein. Zuweilen helfen andere den einen entkleiden, verschlucken selbst die Haut, die sie mit dem Maule gepackt hatten, geben sie auch wohl, und nicht immer ohne Anstrengung, unverdaut wieder von sich. So geschieht es, daß der zusammengeballte Haufen, den sie verschlucken, ihnen weit aus dem After hängt. Wenn alles gut und rasch vor sich geht, sieht die abgelegte Haut sehr hübsch aus; sie ist nämlich einfach umgekehrt, nirgends aber zerrissen, so daß man jede einzelne Zehe unterscheiden kann; nur in der Augengegend finden sich zwei Löcher.
Unter gewöhnlichen Umständen vernimmt man keinen Laut von den Tritonen; stimmlos aber sind sie nicht. Berührt man sie etwas rasch und unsanft, so bekunden sie einen hellen, quäkenden Ton. Aber sie rufen auch im Freien während der Paarungszeit, und zwar so täuschend nach Art der Unken, daß man sie wahrscheinlich oft mit diesen verwechselt haben mag.
Das Gefangenleben der Wassermolche hat Glaser besser als irgendein anderer vor und nach ihm geschildert. Entsprechend seinen Beobachtungen sind die Tiere in keiner Weise heiklig und deshalb ohne alle Schwierigkeiten im einfachen Aquarium zu halten. Hier gewähren sie fortwährend Unterhaltung. Sie sind äußerst gefräßig und werden daher, wenn man sich viel mit ihnen beschäftigt, sie namentlich fleißig füttert, bald ganz zahm. Nähert man sich ihnen, so sitzen sie, wie Hunde aufblickend, auf dem Grunde des Wassers und stieren jede herantretende Person auf Futter wartend an. In der ersten Zeit nach ihrem Einfangen zeigen sie sich scheu und ängstlich, halten sich beständig versteckt, kommen nur alle zehn Minuten etwa einen Augenblick an den Wasserspiegel, um Luft abzugeben und neue einzuschnappen, ziehen sich aber sogleich wieder eilig in ihre Schlupfwinkel zurück; wenn sie aber doch einmal der Hunger hervortreibt und man ihnen Gelegenheit gibt, diesen zu befriedigen, werden sie bald klug und kirr und endlich so zahm, daß sie den ganzen Tag frei und im Behälter unter dem Wasser umherschreiten, neugierig um sich schauen und warten, ob es nichts für sie zu fressen geben wird. Bei ihren kleinen Augen sehen diese an das Dunkel der Höhlen und Brunnen gewöhnten Tiere nur schlecht. Auch sind sie beim Fangen und Hinabwürgen der Beute höchst unbeholfen, werfen den Kopf hin und her, um den erfaßten Gegenstand tiefer in das Maul zu bringen, und schlucken schwerfällig unter Kopfzucken und Auftreten der Vordertatzen oder unter krampfhaften Bewegungen mit denselben. Von Zeit zu Zeit sieht man sie förmlich und im eigentlichsten Sinne gähnen, wie sie denn überhaupt als Musterbilder der Trägheit und Unbeholfenheit gelten mögen. Daher ist ihnen zum Fressen alles recht. Kleine, tote, ihnen vors Maul gehaltene Fische packen und verschlucken sie mit Begierde, ebenso Semmelkrumen, einen Streifen rohen Fleisches und dergleichen mehr. Man kann sie daher über den Winter in einer warmen Stube ohne alle Schwierigkeiten halten.
Aus Furcht vor den großen Tritonen halten sich die kleineren, sowohl die jüngeren der eigenen Art als auch die graugelben Gartenmolche, beständig versteckt. Einen mittelgroßen, schwarzen Triton, also ein Tier vom eigenen Geschlecht, sah Glaser eines Morgens fast den größten derselben Art bis auf das Kopfende und die Vorderfinger verschlingen, quälte den Würger mit einem Stocke, drückte ihn an die Wand und bewirkte, daß er beim Loslassen den verschluckten Artgenossen wieder von sich gab. Letzterer war von weißlichem Schaume umhüllt und halb tot, erholte sich aber bald wieder und fraß nach einigen Tagen, als wäre ihm nichts geschehen, in seinem Verstecke die ihm vorgehaltenen Fliegen. Ein halbes Dutzend ganz kleiner, junger, schwarzer Tritonen von drei Zentimeter Länge wurden sehr bald alle von den Alten verzehrt, und ebenso beobachtete Glaser, wie die großen Tritonen junge, neu zu ihnen gebrachte Gartenmolche aufschnappten und verschluckten. Andere Molche sind überhaupt in Gesellschaft des Kammolches nicht zu erhalten.
Zu einem Hauptvergnügen gestaltet sich die Fütterung der Tritonen mit Regenwürmern. Denn hierbei und auch oft beim Füttern mit Fliegen beißen sie einander weg, fassen einer den anderen mit dem Maule am Bein, worauf heftiges Bäumen und Hinundherzerren erfolgt, bis sie endlich voneinander lassen. Dann kehrt der Sieger sogleich zurück und nimmt als Preis die seiner harrende Beute in Empfang. Oft kommt, wenn sich zwei große Tritonen um die Wette bemühen, ein ihnen zugeworfenes Kerbtier zu haschen, als dritter Gast der den Raum mit ihnen teilende Teichfrosch mit einem Satze aus der Ferne herbei und schnappt den unbeholfenen und halbblinden Gesellen die Beute vor der Nase weg. Da die Tritonen schlecht sehen, so hat man einige Mühe, ihnen die zugeworfenen Gegenstände, nach denen sie in ihrer Gier oft fehlschnappen, durch Bewegen mit der Spitze eines Stäbchens bemerklich zu machen. Dann beißen sie oft die Spitze des Stäbchens gierig an und lassen sich daran in die Höhe heben. Mehrmals sah Glaser Kammolche Teich- und Tellerschnecken mit großer Anstrengung aus den Gehäusen zerren. Diese Tiere ragen mit ihren schwarzen Vorderleibern weit aus dem Gehäuse, indem sie mit allerlei Verrenkungen nach Pflanzen suchend umherschwimmen oder unter solchen an einer Pflanze hinkriechen. Hierbei begegnen sie von ungefähr einem hungrigen, nach Nahrung suchenden Molche, der sofort, so ungeschickt er auch sonst im Fange lebender Geschöpfe ist, diese noch trägeren und unbeholfeneren Wesen mit dem Maule packt, festhält und durch heftiges Hinundherwerfen des Kopfes allmählich aus ihrem Hause heraus in seinen Leib schlürft. Sicher ist nächst jüngeren und kleineren Tieren ihres eigenen Gelichters diese Nahrung diejenige, die den Molchen in Teichen, Lachen und Gräben hauptsächlich zuteil wird, während dieselben bei ihrem Aufenthalt im Trockenen unter Steinen, in Erdlöchern und auf ihren nächtlichen Ausflügen mehr an grauen Ackerschnecken und Regenwürmern ihren Unterhalt finden. Glasers gefangene Kammolche brachten die heißen Hundstage in Höhlen des als Insel dienenden Bimssteines in vollständiger Zurückgezogenheit und Teilnahmlosigkeit zu. Erst nachdem die Witterung sich bedeutend abgekühlt hatte, kamen sie wieder zum Vorschein und verlangten Futter. Die dann vielfach in den Häusern vorhandenen großen Schlammfliegen waren ihnen höchst willkommene Kost. Dagegen bemerkte Glaser, daß eine große, geflügelte, weibliche Ameise, die er einem Molche vorwarf, wiederholt von ihm ausgebrochen und zuletzt nicht mehr angenommen wurde, obgleich sie zappelnd vor ihm auf dem Wasser lag. Auch getrocknete Ameisenpuppen, mit denen man im Winter Goldfische und Lurche füttern kann, fressen die Tritonen nach Glasers Erfahrungen ungern. Die kleineren Tritonen benehmen sich im Wasserbecken in allen wesentlichen Stücken wie die Kammolche.
Die Tritonen sind es, an denen man verschiedene Versuche über die Lebenszähigkeit und Ersatzfähigkeit angestellt hat. Ihre Unempfindlichkeit gegen Witterungseinflüsse, die Zähigkeit, mit der sie den Einwirkungen der Hitze oder Kälte zu trotzen vermögen, war schon früh beobachtet worden; man hatte auch erfahren, daß abgeschnittene Glieder wieder nachwuchsen, und so forderten sie selbst gleichsam auf, durch Versuche festzustellen, was ein lebender Lurch aushalten und leisten kann. Spallanzani und Blumenbach verhalfen ihnen zum Heiligenscheine des Märtyrertums, indem sie ihnen die Beine, den Schwanz abschnitten, die Augen aushoben und zerstörten usw. Durch diese Versuche wurde erwiesen, daß alle Glieder sich, und zwar in einer wunderbaren Vollständigkeit, wieder erzeugen; denn es entstehen nicht stummelhafte, sondern wirklich neue Glieder mit allen Knochen und Gelenken. Ein abgeschnittener Schwanz ersetzt sich vollkommen, erhält neue Wirbel, wird auch wieder ebenso lang, wie er vorher war; in abgeschnittenen Beinen bilden sich sämtliche Knochen wieder aus, und zwar mehrmals hintereinander; sogar die abgetrennten Kinnladen wachsen wieder nach. Spallanzani ließ seine gefangenen Molche binnen drei Monaten sechshundertsiebenundachtzig neue Knochen erzeugen; Blumenbach schnitt einem Triton vier Fünftel des Auges weg und erfuhr, daß das Tier binnen zehn Monaten einen neuen Augapfel mit Hornhaut, Regenbogenhaut, Linse, kurz ein neues Auge erhielt, das von dem ersteren nur durch etwas geringere Größe sich unterschied.
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In der Nähe der Stadt Mexiko, so erzählt der alte Hernandez, gibt es eine Art Seefische mit weicher Haut und vier Füßen, wie sie die Eidechsen haben, eine Spanne lang und einen Zoll dick, Axolotl oder Wasserspiel genannt. Der Kopf ist niedergedrückt und groß; die Zehen sind wie bei den Fröschen. Die Färbung ist schwarz und braun gefleckt. Das Tier hat seinen Namen von der ungewöhnlichen und spaßhaften Gestalt erhalten. Sein Fleisch gleicht dem der Aale, ist gesund und schmackhaft und wird gebraten, geschmort und gesotten gegessen. Lange Zeit achtete niemand dieser Angaben, bis das von dem in seiner Art trefflichen Beobachter recht gut beschriebene Tier nach England kam und nun der wissenschaftlichen Welt bekannt wurde. Eine genauere Beschreibung lieferte Cuvier nach zwei von Alexander von Humboldt aus Mexiko mitgebrachten Stücken. Diese hatten die Größe eines Erdsalamanders und die Gestalt einer Molchlarve, wurden von Humboldt und Cuvier auch als solche angesehen. Nach diesen beiden Stücken gelangten viele andere nach Europa, und alle glichen den beschriebenen. Deshalb sah man sich veranlaßt, zu glauben, daß diese Larvengestalt die bleibende der Tiere sein möchte, und wurde darin unterstützt durch andere Schwanzlurche, von denen man ebenfalls nur Larvenformen kannte. So ließ sich denn selbst Cuvier bestimmen, den Axolotl zu den Kiemenlurchen zu setzen, tat dies jedoch nicht, ohne ausdrücklich seine Zweifel hervorzuheben, und entschuldigte sich mit den Worten: »Ich sehe mich genötigt, den Axolotl unter die Geschlechter mit bleibenden Kiemen zu setzen, weil so viele Zeugen versichern, daß er letztere nicht verliert.«
So stand es um die Kunde des Tieres im Jahre 1865. Einer oder der andere Forscher verfuhr wie Cuvier; aber obgleich Baird sagte, daß das Gepräge einer Larve dem Axolotl viel zu deutlich aufgedrückt sei, um an dem Larvenzustande desselben zweifeln zu können, und daß das Nichtauffinden des ausgebildeten Tieres noch keineswegs ein Beweis sei gegen sein Vorhandensein, gab es doch auch andere, die jeden Zweifel ausschlossen und mit aller Bestimmtheit behaupteten, die eingehendsten Untersuchungen hätten bewiesen, der Axolotl verwandle sich nicht. Für letztere Meinung sprach auch die, obschon äußerst dürftige Kunde, die wir inzwischen über das Freileben der Tiere erhalten hatten. Nach allen Angaben, auch den neuesten Mitteilungen Saussures, hat man den Axolotl in Mexiko niemals im verwandelten Zustande gesehen, ebensowenig einen einzigen verwandelten Molch in der Nähe der Seen gefunden, wogegen der Axolotl so gemein ist, daß man ihn als Nahrungsmittel zu Tausenden auf den Markt bringt.
Da erhielt der Akklimatisationsgarten zu Paris sechs lebende Axolotl, fünf Männchen und ein Weibchen, und gab sie an die reichhaltige Sammlung lebender Kriechtiere und Lurche ab, die sich im Pflanzengarten zu Paris befindet. Ein Jahr lang hatten die Tiere, die man in geeigneten Becken untergebracht hatte, in Gefangenschaft gelebt, gefressen und sich nach Art anderer Molchlarven benommen, als plötzlich am achtzehnten Februar 1865 große Aufregung unter ihnen bemerklich wurde. Es zeigte sich bei Männchen und Weibchen eine beträchtliche Anschwellung der Afterränder, und erstere gaben, während sie das Weibchen eifrig verfolgten, ihren Samen ins Wasser ab. Bereits am folgenden Tage begann das Weibchen Eier zu legen, und zwar ganz in derselben Weise, wie es Tritonen tun; im Laufe des folgenden Tages hatte es sein Geschäft bereits vollendet. Sechs Wochen später wiederholten sich dieselben Vorgänge. Dumeril ließ beide Male die Pflanzen, an die die Eier angeklebt worden waren, herausnehmen und in gesonderte Becken versetzen. Es ergab sich, daß fast alle Eier befruchtet waren. Achtundzwanzig bis dreißig Tage später begann das Ausschlüpfen der Larven. Zunächst entwickelten sich die Kiemen; einige Tage später platzte die Mundspalte, und die Tierchen begannen mit Begierde die im Wasser umherschwimmenden Kerfe wegzuschnappen. Von nun an ging die Weiterbildung ihren regelmäßigen Gang. Anfang September hatten die jungen Tiere beinahe die Größe ihrer Erzeuger erlangt.
Mitte September zeigte sich an einem Jungen eine höchst auffallende Veränderung. Die Kiemenquasten, der Kamm auf Rücken und Schwanz schrumpften ein; die Gestalt des Kopfes veränderte sich etwas, und auf der dunklen Grundfarbe der Haut traten kleine gelblichweiße Flecke in großer Anzahl hervor. Am achtundzwanzigsten September beobachtete man gleiche Veränderungen an einem anderen Jungen, am siebenten Oktober dieselben an einem dritten, am zehnten Oktober an einem vierten. Alle vier wandelten sich in derselben Weise zu vollkommenen Tieren um, wie andere Schwanzlurche auch: es wurden Molche aus ihnen, und die Richtigkeit der Ansicht Humboldts und Cuviers war erwiesen.
Einer der ersten Versuche, die Dumeril anstellte, bezweckte, zu erfahren, ob man durch gewaltsamen Eingriff die Entwicklung beschleunigen könne. Er schnitt deshalb mehreren Axolotl zuerst einzelne Kiemen der einen, später auch die der anderen Seite ab, erfuhr, daß diese Gebilde sich ersetzten, wiederholte an denselben Tieren den Versuch und gelangte zu dem Ergebnisse, daß der Ersatz der Kiemen bei einem und demselben Stücke fünf- bis sechsmal stattfinden kann, ohne die Larve zu gefährden. Einzelne der Versuchstiere verwandelten sich schließlich allerdings auch; schwerlich aber ist man berechtigt, anzunehmen, daß dies infolge der Verstümmelung ihrer Kiemen geschehen sei.
Was Dumeril nur unvollständig oder nicht zu erzielen vermochte, gelang einer durch ihre sorgsamen Beobachtungen an Kerbtieren wohlbekannten und von allen Fachmännern gerühmten Dame, Fräulein von Chauvin in Freiburg im Breisgau. Weismann war auf den Gedanken gekommen, ob es nicht möglich sei, die Axolotllarven samt und sonders oder doch größtenteils zur Verwandlung zu zwingen, wenn man sie in Lebensverhältnisse bringe, die ihnen den Gebrauch der Kiemen erschweren, den der Lungen aber erleichtern, sie also nötige, von einer gewissen Altersstufe an halb auf dem Lande zu leben. Der genannte Gelehrte hatte auch hierauf bezügliche Versuche angestellt, aber keine Erfolge gewonnen, weil, wie er bald einsah, höchst sorgfältige, durch Monate hindurch fortgesetzte Pflege und Beobachtung der Tiere dazu erforderlich war. Fräulein von Chauvin nahm seine Versuche wieder auf und begann dieselben mit fünf ungefähr acht Tage alten Axolotllarven, die von zwölf ihr zugekommenen allein am Leben geblieben waren. Bei der außerordentlichen Zartheit dieser Tiere, schreibt die Dame, übt die Beschaffenheit und Wärme des Wassers, die Art und Menge des gereichten Futters namentlich in der ersten Zeit den größten Einfluß aus, so daß man nicht vorsichtig genug in deren Behandlung sein kann. Die Tierchen wurden bei geregelter Wasserwärme in einem Glase von etwa dreißig Zentimeter Durchmesser gehalten und ihnen als Nahrung zuerst Daphnien, später auch größere Wassertiere in reichlicher Menge dargeboten. Dabei gediehen alle fünf Larven vortrefflich. Schon Ende Juni zeigten sich bei den kräftigsten die Anfänge der Vorderbeine; am neunten Juli kamen auch die Hinterbeine zum Vorscheine. Anfang November fiel der Pflegerin auf, daß ein Axolotl beständig an der Oberfläche des Wassers sich aufhielt, und dies brachte sie auf die Vermutung, daß nunmehr der richtige Zeitpunkt eingetreten sei, ihn auf die Umwandlung vorzubereiten. Zu diesem Ende wurde er am ersten November in ein bedeutend größeres Glasgefäß mit flachem Boden gebracht, das derartig gestellt und mit Wasser gefüllt war, daß er nur an einer Stelle ganz unter Wasser tauchen konnte, während er bei dem häufigen Herumkriechen auf dem Boden des Gefäßes mehr oder weniger mit der Luft in Berührung kam. An den folgenden Tagen wurde das Wasser allmählich noch mehr vermindert, und in dieser Zeit zeigten sich die ersten Veränderungen an dem Tiere. Die Kiemen fingen an einzuschrumpfen; gleichzeitig bestrebte sich die Larve, seichte Stellen zu erreichen. Am vierten November begab sie sich ganz und gar aufs Land und verkroch sich in feuchtem Moose, das auf der höchsten Stelle des Bodens auf einer Sandschicht angebracht worden war. Zu dieser Zeit erfolgte die erste Häutung. Innerhalb der vier Tage vom ersten bis vierten November ging eine auffallende Veränderung im Äußeren vor sich. Die Kiemenquasten schrumpften fast ganz zusammen, der Kamm auf dem Rücken verschwand vollständig, und der bis dahin breite Schwanz nahm eine rundere Gestalt an. Die graubraune Körperfarbe verwandelte sich nach und nach in eine schwärzliche; vereinzelte, anfangs undeutliche weiße Flecke traten hervor und gewannen mit der Zeit an Lebhaftigkeit. Als am vierten November der Axolotl aus dem Wasser kroch, waren die Kiemenspalten noch geöffnet, schlossen sich aber allmählich und konnten bereits nach etwa acht Tagen nicht wahrgenommen werden, weil die Haut inzwischen sie überwachsen hatte. Von den übrigen Larven zeigten sich schon Ende November noch drei ebenso kräftig entwickelt wie die ersten, und die Dame glaubte darin einen Hinweis zu erkennen, daß auch für jene der richtige Zeitpunkt für Beschleunigung des Entwicklungsherganges eingetreten sei; sie wurden deshalb derselben Behandlung unterworfen. Einer von ihnen verwandelte sich auch in der Tat gleichzeitig und genau so wie der erste. Bei den beiden anderen ging die Entwicklung langsamer vonstatten. Die beiden suchten nicht so häufig die seichten Stellen auf und setzten sich im allgemeinen auch nicht so lange der Luft aus, so daß die größere Hälfte des Januar verstrich, bis sie ganz aufs Land gingen. Nichtsdestoweniger dauerte das Eintrocknen der Kiemenquasten nicht längere Zeit als bei den ersten beiden. Ebenso erfolgte auch die erste Häutung, sobald sie aufs Land krochen. Der letzte Axolotl, der von Anfang an schwächlicher aussah als die anderen und auch im Wachstum auffallend zurückblieb, zeigte noch viel beträchtlichere Abweichung bei der Verwandlung als die beiden letzterwähnten. Er gebrauchte vierzehn Tage anstatt vier, um die Verwandlung so weit zu vollenden, daß er das Wasser verlassen konnte. Bei seiner Zartheit und schwächlichen Natur war er selbstverständlich für alle äußeren Einflüsse viel empfindlicher als die anderen. Wurde er der Luft zu lange ausgesetzt, so nahm er eine hellere Färbung an und gab außerdem einen eigentümlichen Geruch von sich, ähnlich dem, den Salamander verbreiten, wenn sie geängstigt oder gefährdet werden. Wurde er, wenn solche Erscheinungen eintraten, wieder in tieferes Wasser zurückgebracht, so tauchte er sofort unter und erholte sich dann allmählich wieder. Die Kiemen aber entfalteten sich dann immer von neuem. Derselbe Versuch wurde wiederholt angestellt und war jedesmal von denselben Erfolgen begleitet, woraus geschlossen werden darf, daß durch die Ausübung eines zu heftigen Zwanges mit Absicht auf die Beschleunigung des Umwandlungsherganges ein Stillstand und bei fortgesetztem Zwange sogar der Tod eintreten kann.
Aus den Beobachtungen schließt Fräulein von Chauvin folgendes: Axolotllarven vollenden zum größten Teile, wenn nicht alle, ihre Verwandlung, wenn sie gesund aus dem Ei schlüpfen und richtig gefüttert werden, und zweitens, wenn man Einrichtungen trifft, die sie vom Atmen unter dem Wasser zum Atmen über dem Wasser nötigen.
Infolge der außerordentlichen Vermehrung der Axolotl, die allein im Pariser Pflanzengarten binnen zwei Jahren und neun Monaten nicht weniger als dreitausenddreihundert Eier legten, ist die Larve des Molches seitdem in viele Hände gelangt. Auch ich habe zeitweilig Axolotl besessen, währenddem aber, weil übermäßig beschäftigt, niemals etwas über sie niederschreiben können, und will deshalb über ihr Betragen in Gefangenschaft und ihre Pflege noch einige Bemerkungen Röhrigs einschalten, weil ich glaube, ihnen in jeder Beziehung beistimmen zu dürfen. Bei Tage kriechen die Axolotllarven gewöhnlich träge am Boden hin; kommt ihnen aber etwas Fremdartiges in den Weg, so fliehen sie mit Ungestüm so, daß sie gewöhnlich heftig an Steine und Glaswand des Wasserbeckens anstoßen. Nachts hängen sie sich an irgendeiner Pflanze in der Nähe des Wasserspiegels fest, wahrscheinlich, um leichter Luft einholen zu können. Denn außerdem, daß sie mittels der Kiemen im Wasser atmen, kommen sie auch häufig über der Oberfläche hervor, nehmen mit so großer Heftigkeit Luft ein, daß man zuweilen ein förmliches Geräusch vernimmt, und drehen sich hierauf wiederum wie unsere Molche blitzschnell mit dem Kopf nach unten. Als Beute betrachten sie alles Getier, das sie bewältigen und verschlingen können, sind auch ebenso gefräßig wie unsere Molche, nicht aber imstande, so große Bissen zu verschlucken, wie beispielsweise der Kammmolch es vermag. Regenwürmer, kleine Krebsarten, namentlich Wasserflöhe, Ameisenpuppen, kleine Erdwürmer, schmächtige Kaulquappen, junge Fröschchen und dergleichen; als Ersatz derselben lange, wurmähnliche Streifen geschnittenen rohen Fleisches, bilden ihre Nahrung. Die dargereichte Speise wird erst ein wenig gekaut und dann verschluckt. Wenn die Laichzeit eintritt, die sich bei uns zulande nicht nach der Jahreszeit zu richten scheint, setzt das Männchen seinen Samen in Kegeln ab, deren Fuß eine gallertartige Masse bildet, wogegen die Spitze die Samenfäden enthält. Nach einigen Tagen öffnet sich die Spitze des Kegels, die Samenfäden werden frei und verteilen sich im Wasser, und das Weibchen legt nun seine Eier, die im Wasser mit dem Samen in Berührung kommen. Je nach der Wärme durchbrechen die Keimlinge die Eihaut und leben dann nach Art älterer Larven, denen sie vom ersten Anfang an in Färbung und Aussehen gleichen.
Nachdem also in unwiderleglicher Weise nachgewiesen worden, daß der Axolotl nur die Larve eines Molches ist, hat man ihm auch seine Stellung im System endgültig anweisen können. Dumerils Untersuchungen zufolge gehört er der in Nordamerika weit verbreiteten und artenreichen Sippe der Querzahnmolche an. Der Bau der Querzahnmolche ( Amblystoma) im engeren Sinne ist bald schlank, bald mehr oder weniger gedrungen, die Haut glatt, die Ohrdrüsengruppe gewöhnlich vorhanden, aber oft sehr undeutlich begrenzt, der Rumpf durch eine Anzahl senkrechter Hautfalten förmlich geringelt, der Schwanz dick, an der Wurzel fast drehrund, im weiteren Verlaufe stärker oder schwächer zusammengedrückt, am Ende ziemlich spitz abgerundet und niemals mit Hautsäumen versehen; die Vorderfüße haben vier, die Hinterfüße fünf freie Zehen. Die Gaumenzähne bilden zwei glatte oder leicht bogenförmig gekrümmt verlaufende Querreihen. Die Zunge ist groß, eiförmig gestaltet und mit ihrer ganzen Unterseite an dem Boden der Mundhöhle festgewachsen, so daß mit Ausnahme des Hinterrandes nur ihre Ränder in sehr geringer Ausdehnung frei sind. Nach der Feststellung der Sippe hat der Axolotl den Namen des fertigen Tieres ( Amblystoma mexicanum) erhalten.
»Wir haben, nebst dem ohnfehlbaren Zeugnuß des Göttlichen Wortes, so viel andere Zeugen jener allgemeinen und erschröcklichen Wasser-Flut; als viel Länder, Stätte, Dörffer, Berge, Thäler, Stein-Brüchen, Leim-Gruben sind. Pflantzen, Fische, vierfüssige Tiere, Ungeziefer, Muschelen, Schnecken, ohne Zahl; von Menschen aber, so damahls zu Grund gegangen, hat man biß dahin sehr wenig Ueberbleibselen gefunden. Sie schwummen tod auf der obern Wasser-Fläche, und verfaulten und läßt sich von denen hin und wider befindlichen Gebeinen nicht allezeit schliessen, das sie von Menschen seyen. Dieses Bildnuß, welches in sauberem Holtz-Schnitt der gelehrten und curiosen Welt zum Nachdenken vorliegt, ist eines von sichersten, ja ohnfehlbaren Überbleibselen der Sünd-Flut; da finden sich nicht einige Lineament, auß welchen die reiche und fruchtbare Einbildung etwas, so dem Menschen gleichet, formieren kann, sondern eine gründliche Übereinkunft mit denen Teilen eines Menschlichen Bein-Gerüsts, ein vollkommenes Eben-Maß, ja selbs die in Stein (der auß den Oningischen Stein-Bruch) eingesenkte Bein; selbs auch weichere Teil sind in Natura übrig, und von übrigen Stein leicht zu unterscheiden. Dieser Mensch, dessen Grabmahl alle andere Römische und Griechische, auch Egyptische, oder andere Orientalische Monument an Alter und Gewüßheit übertrifft, präsentiert sich von vornen«.
Diese Worte erläutern eine Abbildung, die Johann Jakob Scheuchzer, Doktor der Medizin und vieler gelehrten Gesellschaften Mitglied, einer im Jahre 1726 erschienenen Abhandlung, betitelt: » Homo diluvii testis«, beizugeben für nötig erachtete, damit jedermann augenscheinlich von der Wahrheit seiner Worte überzeugt werde. Nach einer anderen Stelle habe ich leider vergeblich gesucht; sie beginnt mit den Worten:
»Betrübtes Beingerüst von einem alten Sünder,
Erweiche Herz und Sinn der neuen Bosheitskinder«,
und mag gewiß noch recht viel Schönes und Erbauliches enthalten, wenn sie auch leider ihren Zweck, Herz und Sinn der neuen Bosheitskinder zu erweichen, gänzlich verfehlt hat. Denn der » Homo diluvii testis« hat nur kurze Zeit die »gelehrte und curiose Welt« zum Nachdenken veranlaßt, weil das neue Bosheitskind Cuvier ihn seiner Menschlichkeit gänzlich entkleidete und das »betrübte Beingerüst des alten Sünders« als – die versteinerten Knochen eines Molches bestimmte. Dieser Molch, von den Vorweltskundigen Andrias Scheuchzeri genannt, mag die Reihe der Fischmolche ( Ichthyoidea), denen er angehört hat, eröffnen.
Bei diesen Tieren, die die zweite Familie der Ordnung bilden, ist namentlich auffallend die Schwäche der Gliedmaßen im Verhältnis zur Länge des Leibes, das Auseinanderstehen der Vorder- und Hinterglieder, die zwar wohlentwickelt, aber kaum noch zum Gehen tauglich sind und tatsächlich auch nur in sehr beschränktem Grade hierzu benutzt werden. Nicht minder unvollkommen erweisen sich die Sinneswerkzeuge. Die Augen fehlen entweder gänzlich oder sind unverhältnismäßig klein und besitzen entweder keine Spur von Augenlidern, oder diese werden nur durch eine äußerst kurze, sie vertretende Hautfalte angedeutet. Die Zunge hängt nur an ihrer Spitze nicht mit dem Kiefer zusammen. Außerdem befinden sich bei den meisten Arten an den Seiten des Halses Kiemenspalten oder auch Kiemenbüschel. Alle dieser Familie angehörigen Schwanzlurche leben ausschließlich im Wasser und atmen meist durch Lungen und Kiemen zugleich.
Es sind gegenwärtig ungefähr zweihundertfünfzig Jahre her, daß Valvasor von dem merkwürdigen Geschöpfe berichtete, das wir heutigentags, Okens Vorgang folgend, Olm nennen. Die Krainer hatten dem Verfasser der »Ehre des Herzogtums Krain« von Lindwürmern erzählt, die zuzeiten aus der Tiefe der Erde hervorkommen und Unheil anrichten. Valvasor untersuchte die Sache und fand, daß der vermeintliche Lindwurm »ein kleines, spannenlanges und einer Eidechse ähnliches Ungeziefer sei, davon es sonst hin und wieder mehr gibt«. Im Jahre 1786 erfahren wir durch Steinberg, daß bei der im Jahre 1751 stattgefundenen Überschwemmung der Fischer Sicherl im Unzflusse einmal fünf unbekannte Fische gefangen habe, die eine Spanne lang und schneeweiß waren, aber vier Füße hatten. Nach Steinberg wurde Scopoli durch die Landleute von Sittich in Krain auf den Olm hingewiesen, und durch ihn erhielt der naturkundige Domherr von Gurk, Siegmund von Hochenwarth, ein Stück, das Laurenti in Wien der gelehrten Welt zur Kenntnis brachte und Proteus anguineus benannte. Wahrscheinlich aus derselben Quelle bezog auch Schreiber das Stück, das er im Jahre 1800 ausführlicher beschrieb. Man hat jetzt gegen sechzig verschiedene Fundstellen kennengelernt.
Der Olm ( Proteus anguineus), Vertreter einer eigenen Sippe ( Proteus) und unzweifelhaft eines der merkwürdigsten aller Tiere, darf zwar nicht als das am höchsten entwickelte Mitglied der Familie angesehen, dessenungeachtet aber, da er uns am nächsten angeht, unserer Schilderung zugrunde gelegt werden. Er ähnelt dem Aal hinsichtlich seines langen Leibes, beweist seine Molchnatur aber durch seine kleinen voneinanderstehenden Beine, deren Vorderfüße drei und deren Hinterfüße zwei krallenlose Zehen tragen. Charakteristisch für ihn sind ferner seine Hechtschnauze und die Kleinheit seiner Augen, die gänzlich unter der Kopfhaut verborgen liegen, äußerlich auch durchaus unsichtbar sind. »Die Mundspalte«, sagt Wagler, »ist ziemlich klein, die Lippe des Oberkiefers dick; sie überdeckt in ihrem ganzen Umfange den Rand des Unterkiefers; die Nasenlöcher sind zwei längliche, mit dem Rande der Oberlippe gleichlaufende Spalten. Auf jeder Seite des Halses stehen drei kurze dreiästige Kiemenbüschel. Der Schwanz ist im Verhältnis zur Länge des Rumpfes kurz und von einer Fettflosse umzogen. Das Gerippe gleicht dem des Salamanders, wenn man hiervon den Kopf, die Gestalt und größere Anzahl der Wirbel, sowie die geringere Anzahl von Rippenanhängen ausnimmt. Der Magen des Olm ist eine bloße Erweiterung des Darmschlauches, der sich in fast gerader Richtung von einem Ende des Bauches zum andern erstreckt.«
Die meisten Olme haben weißgelbliche oder lichtfleischrötliche Färbung, verändern diese aber, wenn sie dem Lichte ausgesetzt werden, mehr oder weniger. Einzelne werden gleichmäßig rotbraun, andere bekommen dunklere, gewöhnlich blauschwarze Flecke. Auch gibt es Spielarten, solche, die auf schwärzlichem Grunde goldgelbe Flecke zeigen und so fort. Laut Schreiber ändert die Grundfärbung von reinem oder schmutzigem Gelblichweiß durch Rötlichweiß oder Fleischrot bis ins Veilchenfarbene in allen denkbaren Zwischenstufungen ab. Sehr häufig finden sich auf dieser Grundfärbung mehr oder weniger deutlich abgehobene, bald kleinere, bald größere, bald regelmäßige, bald unregelmäßige Punkte oder Flecke von gelblicher, graulicher oder rötlicher Färbung, die entweder dichter oder spärlicher über dem ganzen Körper verteilt sind und mitunter sich vergrößern und zu wolkenartigen Flecken zusammenfließen. Die Kiemen sind im Leben hell blutrot, bleichen aber an der Luft. Die Länge kann bis zu dreißig Zentimeter ansteigen, beträgt jedoch in der Regel nicht über fünfundzwanzig Zentimeter.
Bis jetzt hat man den Olm ausschließlich in den unterirdischen Gewässern Krains und Dalmatiens gefunden, insbesondere in den Höhlen des Karstgebirges bei Adelsberg, in der Magdalenengrotte, bei Oberalben, in Tümpeln bei Haasberg, bei Lase, in dessen Nähe der hier Unzfluß genannte Bach in unterirdische Vertiefungen hinabstürzt, aus denen er erst wieder bei Oberlaibach zum Vorschein kommt, bei den sogenannten Seefenstern des Laibacher Morastes und in Wassergräben, die mit dem Laibachflusse zusammenhängen. Die Landleute, die den Olm oder, wie sie ihn nennen, das »Menschenfischlein« und die »Wasserwühlerin der Finsternis« sehr wohl kennen, weil sie seinen Fang als Erwerbsquelle betrachten, erzählen, daß man die Tiere nur in den tiefen Buchten der Höhle regelmäßig findet, in den zutage kommenden Gewässern dagegen nach starken Regengüssen, die die unterirdischen Gewässer anschwellen und so zur gewaltsamen Fortführung unserer Lurche Veranlassung geben. Obwohl sich die Tiere ausschließlich im Wasser aufhalten, so sollen sie doch nach Aussage der Grottenführer zuweilen, namentlich beim Herannahen eines Gewitters, das Wasser verlassen und am Ufer im feuchten Schlamme mit unbeholfenen, aalartigen Bewegungen umherkriechen.
Gegenwärtig untersuchen die Bauern nach jedem stärkeren Regengusse gewisse Wassertümpel, die von unten her angefüllt werden, oder die Ausmündungen unterirdischer Bäche, fischen hier die ausgeworfenen Olme auf und bewahren sie bis zu gelegentlicher Versendung, dringen auch wohl mit Hilfe von Fackeln in das Innere der Grotten, die von Bächen durchströmt werden oder Tümpel in sich haben, versuchen das Wasser zu erhellen und fangen die erspähten Lurche mit einem Hamen oder mit der bloßen Hand weg. Hierauf werden die Gefangenen in weitmündigen, zur Hälfte mit Wasser gefüllten, mit feinen Netzen überdeckten Gläsern verwahrt und so versendet.
Viele Liebhaber und Forscher haben Olme längere Zeit, einzelne Stücke sechs bis acht Jahre lang, in einfachen Becken oder selbst in Glasgefäßen erhalten und sorgfältig beobachtet. Gewöhnlich halten sich die Gefangenen auf dem Boden des Gefäßes, in der Regel in ausgestreckter Lage auf einer und derselben Stelle verweilend, dann und wann auch wohl mit den Füßen krabbelnd, um sich fortzubewegen. Tagsüber liegen sie sehr ruhig, vorausgesetzt, daß ihr Behälter an einem dunklen Orte steht; jeder Lichtstrahl hingegen bringt sie in Aufregung und bewegt sie, so eilig als möglich eine dunklere Stelle aufzusuchen. In einem Becken, dessen Wasser selten gewechselt wird, kommen sie oft zur Oberfläche empor, um Luft zu schöpfen, sperren dabei das Maul auf und lassen gleichzeitig unter gurgelndem Geräusche Luftblasen aus den Kiemenlöchern fahren; in tieferem oder beständig erneuertem Wasser hingegen sondern ihre Kiemen eine ihnen zum Atmen nötige Menge von Sauerstoff ab. Nimmt man sie aus dem Wasser, so gehen sie innerhalb zwei bis vier Stunden unfehlbar zugrunde; doch kann man sie, wie Schreiber erfuhr, in sehr seichtem Wasser wohl am Leben erhalten, bewirkt unter solchen Umständen auch, daß ihre Lungen sich vergrößern und ausdehnen, während sie, gezwungen, beständig unter Wasser zu bleiben, wiederum ihre Kiemen überwiegend ausbilden. Man hat verschiedene Versuche angestellt, Olme zur Umwandlung zu zwingen, ihnen beispielsweise die Kiemen unterbunden, niemals aber den gewünschten Erfolg gehabt, vielmehr bei so gewaltsamen Eingriffen regelmäßig den Tod herbeigeführt. Demungeachtet scheint mir die Aussicht auf eine endliche Verwandlung des Tieres nicht hoffnungslos zu sein; möglicherweise kommt man früher oder später doch noch zum Ziele. Diese Hoffnung ist seither noch nicht in Erfüllung gegangen. Dem Axolotl darf man den Olm also nicht vergleichen. Herausgeber.
Die Sinne des Olm dürften durchschnittlich schwach sein; gerade diejenigen aber, die wir für gänzlich verkümmert halten, bekunden eine überraschende Fähigkeit. So merken es die Tiere augenblicklich, wenn man ihnen Futterstoffe in ihr Wohnbecken wirft, schwimmen schnurstracks auf dieselben los und greifen sie fast mit unfehlbarer Sicherheit, so daß man geneigt wird, an eine bedeutende Entwicklung ihres Geruches und Gefühles zu glauben, da man den punktgroßen, versteckten Augen doch kaum ein so scharfes Sehvermögen zutrauen darf. Die Gefangenen fressen kleine Fischchen, Würmer und Schnecken, nach Welkers Beobachtungen mit besonderer Vorliebe Wasserflöhe, die bekanntlich in allen dichtverzweigten Wasserpflanzen in Menge leben. Zwei Gefangene des eben Genannten pflegten, wenn sie aufgestört wurden, in raschen Kreisgängen an den Wänden ihres Glasbeckens entlang zu schwimmen, und der Pfleger hatte die Freude, zu bemerken, daß sie während ihrer Ausflüge auf die ihnen gebotene Kost sofort zuschwammen und trotz der unter der Haut vergraben liegenden Augen dieselbe im schnellsten Schwimmen nach rechts und links schnappend erhaschten. Niemals sah man, daß sie sich um ein ruhendes Tier bekümmerten. Einzelne Olme verschmähten hartnäckig alle Nahrung, halten jedoch, falls man ihnen nur immer wieder frisches Wasser gibt, trotzdem mehrere Jahre aus, ohne daß man eigentlich begreift, von was sie leben. In ihren Höhlen hat man allerdings mehrere kleine, eigentümliche Tierchen entdeckt, die ihnen zur Nahrung dienen, bei einzelnen auch beobachtet, daß sie die Schalen kleiner Muscheln ausbrachen, hinsichtlich der Art und Weise ihrer Ernährung aber durchaus noch nicht die erwünschte Kunde erlangt.
Man hat jahrelang Dutzende von Olmen in einem und demselben Gefäße zusammengehalten, sie auch miteinander spielen sehen, niemals aber eine Begattung wahrgenommen; wohl aber hat der Obergrottenführer Preleßnig neuerdings beobachtet, daß die Tiere Eier legen. »Ich nehme mir die Freiheit«, so schreibt mir der Genannte unter dem neunten Mai 1875 wörtlich, »Ihnen bekannt zu machen, was hier noch nicht der Fall war.
Ich habe vor etlichen drei Wochen zwei Stück Olme in der Magdalenengrotte bei Adelsberg gefangen. Am vergangenen Freitag nachts nahm ich die beiden Stücke aus dem Behältnisse, nämlich aus einer Schüssel, um sie einigen Grottenbesuchern zu zeigen. Zu meinem größten Erstaunen bemerkte ich vierzig Stück Eier. Ich wußte nicht gleich, um was es sich handelte, weil diese Eier den Gerstenkörnern ähnlich waren, nahm aber die beiden Olme aus dem Gefäße und legte sie in ein anderes Geschirr, über Nacht waren aber wieder zwölf Stück Eier gelegt worden. Also am anderen Tage habe ich diese samt dem Wasser und den beiden Olmen in die erste Schüssel zu den vierzig Eiern gebracht, und bilden sich um die Eier kleine Netze gleich Spinnweben, und zwischen den Eiern und diesem Netze so etwas als das Weiße im gewöhnlichen Ei. Ich gebe täglich ein Maß Wasser, damit sie nicht immer in demselben sind. Heraus nehme ich die Olme nie und auch die Eier berühre ich nicht. Das Wasser wird sehr behutsam von oben weggenommen und anderes dazu getan. Ob was daraus wird, muß sich zeigen.« Elf Tage später teilte mir derselbe noch mit, daß am fünfzehnten Mai wiederum vier und am neunzehnten noch zwei, im ganzen also achtundfünfzig Eier, gelegt wurden. Von diesen sandte Preleßnig einige nach Wien, um sie dort untersuchen zu lassen. An den übrigen erfuhr er, daß sie sich mit der Zeit etwas vergrößerten, nach und nach aber in Verwesung übergingen. Sie waren also offenbar nicht befruchtet gewesen oder unter Bedingungen gepflegt worden, die ihre Entwicklung verhinderten.