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Seinem letzten Entschluß gemäß ließ sich Steuben also von dem Strome der Ereignisse treiben, aber dennoch mit dem festen Vorsatze, sofort sein Steuer zu wenden und die Sache aufzugeben, wenn er finde, er sei derselben entweder nicht gewachsen oder könne ihr nichts nützen. Die Offiziere der preußischen Armee waren übrigens damals die anspruchsvollsten, prätentiösesten der ganzen Welt. Sie durften es auch sein, denn man riß sich in fremden Staaten um sie und bewilligte ihnen gern höhere Chargen und größere Kommandos, als sie unter Friedrich II. je besessen hatten; der Nimbus des siegreichen Genius Preußens umgab sie wie eine Aureole.
Am folgenden Tage ging Steuben wieder zu St-Germain ins Arsenal, um den Plan seines Eintritts in den Dienst der Union näher mit ihm zu besprechen. St-Germain war auch weit davon entfernt, ihn zu drängen, im Gegenteil, er zeigte sich sehr behutsam, sehr verstandeskalt. Der Minister ging auf die kleinsten Einwände, welche Steuben geltend machte, ein.
Zunächst gab er ihm eine genaue Übersicht des Standes der Politik in Europa. Aus derselben ging hervor, daß England zur Zeit keinen einzigen Freund, geschweige denn einen Alliierten habe. Frankreich war sein offenbarer Feind, der nur noch eine lächelnde Maske trug, um nicht vorschnell zu verraten, daß er im Begriffe stehe, sich für Amerika zu erklären. Spaniens Stellung war die gleiche, nur hing seine Politik sehr wesentlich von Frankreich ab. Österreich und Rußland verhielten sich neutral, das eine aus innerer Schwäche und Gleichgültigkeit, das andere, weil es seiner Politik im Orient wie dem skandinavischen Norden gegenüber sehr zustatten kam, England jetzt kriegerisch beschäftigt und womöglich geschwächt zu sehen. Allerdings waren Schweden und Dänemark mehr englisch als französisch gesinnt, aber nur, weil sie Rußland gegenüber sich auf die britische Seemacht zu stützen wünschten, der Kampf mit den Kolonien aber nötigte ihnen kein besonderes Interesse ab. Preußen und Holland endlich begünstigten Amerika England gegenüber, wenigstens indirekt. Friedrich sah die Union eben als einen ganz guten Ableiter etwaiger Kriegsgelüste der westeuropäischen Mächte an, Holland aber operierte am Kap bereits selbst kriegerisch gegen Britannien. Nur noch eines wahrhaft entscheidenden Erfolges der Waffen bedurfte die Union, und sie hatte sofort zwei offene und verschiedene heimliche Alliierte.
Der englische Hof wußte dies nur zu wohl. Er unterhielt deshalb in Paris und in Versailles eine Bande von Kundschaftern aus allen Gesellschaftskreisen. Deshalb beschwor St-Germain Steuben auch, sich ja nicht in Versailles blicken zu lassen und vorläufig nur mit ihm und seinen sonstigen französischen Freunden durch Herrn Baron de Beaumarchais, den Dichter, Journalisten und Millionär, in Verbindung zu treten. Dieser war der vermittelnde Agent zwischen Spanien, Frankreich und den Vereinigten Staaten.
Mit Erstaunen erkannte Steuben, wie viele Fäden diese beiden Staaten schon unsichtbar mit der Union verbanden, und daß sich Frankreich namentlich mit ihr schon so stark engagiert hatte, daß es nicht mehr zurücktreten konnte, ja, daß man jeden Tag seine Kriegserklärung an England erwarten durfte. Der junge Lafayette sandte an seine vornehme und mächtige Familie, an die Aristokratie und den Hof wahre Brandbriefe und betrieb von Amerika aus durch so glühende Schilderungen, wie sie eben nur der Übertreibung eines Franzosen möglich sind, eine eifrige Agitation für die offene, bewaffnete Unterstützung Amerikas.
Seit Steuben Beaumarchais kennengelernt hatte, erhielt der Gedanke, sein ferneres Leben der Union zu weihen, konkretere Formen und verlor sowohl die bedenkliche wie die allzu romantische Seite. Wenn das Vertrauen, das Katharina und Friedrich II. zu ihm in einer Art Prophezeiung ausgesprochen hatten, ihm den Anstoß gegeben hatte, der Frage über seine kriegerische Zukunft näherzutreten, war die Sicherheit, mit welcher Graf St-Germain, der Prince de Ligne und Beaumarchais es aussprachen, »daß sie gerade von seinen Diensten für Amerikas Sache Bedeutendes erwarteten«, die Ursache gewesen, diese seine kriegerische Zukunft als etwas positiv bereits Gegebenes zu betrachten und sich nur noch zu fragen, wie er derselben gerecht werde und ob er Fähigkeiten genug besitze, im friederizianischen Geiste mit Faktoren fertig zu werden, die ihm völlig neu, mit Verhältnissen sich abzufinden, die denen seines Vaterlandes entgegengesetzt waren. Hierüber klar zu sehen, gab es in Paris indessen nur einen Mann, mit dem er sich berühren, den er kennen, aushorchen, verstehen lernen mußte – den ersten Würdenträger der Union, Benjamin Franklin.
Beaumarchais und St-Germain hatten alles eingeleitet, und Steuben fuhr eines Tages zu ihm nach Passy hinaus. –
Steuben wußte, daß Franklin nicht bloß ein großer Mann, sondern ein ziemlich schnurriger Heiliger, daß er in seiner Eigenart geradezu das fabelhafte Meerwunder von Paris geworden sei. Schon die Geschichte des Modisten Glorieux mit den grauen »Indépendances« hatten ihm den Verdacht eingegeben, Franklin sei ein sehr schlauer Yankee, der alles nur aus Berechnung tue, ein diplomatischer Schauspieler, der seine Staatskunst in eine republikanische Römertoga hülle, weil das unter den Franzosen eine völlig neue, höchst effektvolle Inszenierung seiner Person, noch weit mehr aber seiner Sache sei. Unter solchen Voraussetzungen und Gefühlen langte er vor dem kleinen Hause in Passy an, das den absonderlichen Mann beherbergte.
Als Steuben in den Garten trat, fand er einen kraftvollen Greis, hoch an Jahren; er mochte wohl schon in den Siebzigern stehen. An seiner rechten Seite schritt eine Greisin, links neben ihm aber ein hagerer großer Herr von starkem Knochenbau, in braunes Sommertuch gekleidet. Es bedurfte keiner Vorstellung, denn die Pariser Bilderläden hatten sie unnötig gemacht. Der Greis war Franklin selbst, die Gefährtin seine Gattin, die berühmte Leah Read; der Hagere endlich war Mister Silas Deane.
»Ich glaube, ich stehe vor Herrn Franklin!« sagte unser Held. »Mein Name ist Steuben.«
»Du bist willkommen, General, denn du bringst Gutes, dich selbst.« Franklin reichte ihm die Hand. »Du willst deine Gaben, die du unter deines Herrschers Auges entwickelt hast, der Republik Amerika überbringen?«
»Ich habe das im Sinn, Herr Franklin. Es handelt sich nur darum, unter welchen Bedingungen es geschehen kann.«
»Ich muß dich aufmerksam machen, General, daß du vor allen Dingen dir manches wirst abgewöhnen müssen, was in deinem Vaterland Sitte war, wovon man aber bei uns nichts weiß. Ich nenne dich du, wie ich deinen König auch du nennen würde, denn ich gehöre dem Religionsbekenntnis der »Reinen«, oder wie uns die Welt nennt, der »stillen Brüder« an. Meine Überzeugung verbietet mir, dich anders als meine übrigen Mitmenschen anzureden. Ich bin kein Herr, denn bei uns gibt es keine Herren, sondern nur freie Männer. Nenne mich du und Franklin, das ist das beste. – Du sprichst endlich von Bedingungen. Ich verstehe dich nicht! Bedingungen macht man seinen Feinden oder bei Kauf und Verkauf! Bist du denn unser Feind, oder willst du dich uns verkaufen, so etwa, wie ich höre, daß es andere Generale in Europa tun, wenn sie in fremde Dienste treten?«
Steuben beschlich eine große Enttäuschung. »Es ist hier nicht von einem Verkauf meiner Dienste die Rede, Franklin, wenn ich dich denn so nennen soll. Du wirst mir aber doch zugeben, daß, wenn ich in Europa eine feste und ehrenvolle Stellung, gesicherte Einkünfte, meinen Besitz und ein ruhiges Leben aufgebe, um mich in einen ungewissen Krieg auf fremder Erde zu stürzen, ich doch wissen muß, welche Stellung ich dort einnehme, was ich dafür erstattet erhalten werde, wenn ich euch alles opfere?«
Franklin sah ihn groß und schweigend an.
»Ben!« sagte Leah betroffen, »dieser Mann spricht von Stellung, von Lohn!«
Franklins Ton bekam eine eigene Härte. »Ich muß dir sagen, General, daß du mir gar nicht gefällst; wir werden schwerlich zueinander passen. – Der Freiheit und dem Volke dient man nicht um Lohn! In einer Republik, die um ihr Höchstes kämpft, sucht man keine Stellung, denn jede Stellung unter den Streitern einer guten und gerechten Sache ist recht, die das Bedürfnis des öffentlichen Wohls und deine größeren oder geringeren Eigenschaften unter uns anweisen. Du magst deinem Lande und Könige sehr wertvoll sein, magst dich nicht bloß als hochbezahlten, sondern auch als einen vortrefflichen General bewiesen haben – was du uns aber nütze bist, das müssen wir doch erst abwarten!«
»Mit anderen Worten, Franklin, du nimmst an, ich lasse alles hinter mir, um mich zum Bettler zu machen und für jeden Dienst anzubieten, zu dem mein Reitknecht vielleicht ebensogut tauglich sein würde wie ich, der an eines Königs Seite in die Schlacht ritt!«
»Mit wem du in den Kampf gingst oder rittest, kann mir gleichgültig sein, sobald du nur wie ein braver Mann gekämpft und gehandelt hast. Wir können keine Leute brauchen, die Stellungen und Lohn suchen, sondern allein Männer, welche mit warmem Herzen, aus freiem Entschlusse uns im Widerstande gegen widerrechtliche Bedrückung helfen und als amerikanische Bürger, als unsere Brüder, mit uns leben oder sterben wollen.«
»So hast du mir keinerlei Vorschläge zu machen, Franklin, welche geeignet wären, mich zu vergewissern, in welcher Art meine Dienste von euch gern gesehen werden und wieviel ich zu empfangen habe, um eben die beanspruchten Dienste überhaupt leisten zu können?«
»Ich habe dir keine solche Vorschläge zu machen! – Ich bin von dem Kongreß nicht ermächtigt, Offiziere zu engagieren, noch Vorschüsse, Gehälter, sonstigen Lohn oder Stellungen zu bewilligen. Ein französischer Adliger, du Coudrai, dessen Dienste mein Vorgänger hier angenommen hat und den er gegen Geldeswert und Anspruch auf Rang bei uns engagiert hatte, wurde vom Kongreß, als er hinüberkam, nicht angenommen, obwohl er, wie gesagt, einen Kontrakt des amerikanischen Gesandten vorzeigte. Niemand hat das Recht unter uns, über Staatsgelder zu verfügen und eigenmächtig zu handeln. Der Kongreß allein kann entscheiden, ob er dich will und was mit dir zum Heil der gemeinsame« Sache anzufangen ist.«
»Ich bin somit darüber belehrt, wie wenig ich dir gelte, und daß ich auf das Geratewohl nicht nach Amerika gehen kann.«
»Dann bleibe, wo du bist. Nicht was du mir giltst, ist hier die Frage, sondern was du George Washington, vor allem, was du dem Kongresse gelten würdest, wenn du hinübergegangen wärest. Was hülfe es dir, wenn ich dich auch für einen so guten Feldherrn wie deinen König, für einen zweiten Alexander von Mazedonien hielte, wenn der Kongreß doch fände, du taugtest für ihn nichts, oder Washington wüßte nicht, ob er dir ein Regiment oder eine Kompagnie nur auf eine Stünde anvertrauen dürfe.«
»So wird bei unseren Verhandlungen wohl wenig herauskommen.«
»Es scheint so. – Mir ist hierbei aber besonders mißfällig, Steuben, daß du nur von deiner Stellung bei uns, von deinem Lohne oder Solde redest, kein Wort aber über deine Lippe kommt, was du uns denn leisten willst.«
»Höre, General,« fiel Leah ein, »du verrechnest dich in uns, und das tut uns leid, das enttäuscht uns. Nach St-Germains und Beaumarchais' Angaben sahen wir in dir einen ganz anderen Mann. – Darf ich als Frau, als alte Frau dich etwas fragen?«
»Gewiß, Mistreß Leah«, stotterte Steuben, halb in Verlegenheit, halb in Unmut.
»Sage mir – hast du schon je im Leben ein Weib geliebt, das du besitzen wolltest?«
Steuben schrak empor. Sein Gesicht erglühte, dann ward es bleich. Seine Augen schimmerten feucht, und seine Lippen bebten.
»Ich habe einst ein edles Mädchen geliebt!«
»Liebst du sie nicht mehr?«
Leahs kleine magere Hand ergriff die seine und drückte sie.
»Ich werde sie solange lieben, wie meine Seele lebt. Sie ist tot.«
»So höre mich an, Steuben, und erwäge in deinem Herzen und in deinem Geiste jedes meiner geringen Worte, dann geh – wenn du kannst, komme wieder. – Hast du jene geliebte Tote je gefragt, was sie dir an Geld oder Rang geben würde, wenn du sie heiratest?«
»Du fragst töricht, Frau. Welcher Mann von Ehre und Gefühl würde das Mädchen seiner Wahl, die Geliebte, nach solchen Dingen fragen? Müßte die Scham ihm nicht nach dem ersten Worte die Lippen schließen?«
»Wohl! So gefällst du mir. Denk dir unter dieser toten Geliebten jetzt, General, die Freiheit! Die Freiheit, die begraben ist, die zum Himmel entfloh und die du für dein armes Vaterland durch treues Kämpfen, durch das Opfer deines Lebens erwecken und wieder lebendig machen sollst. Welcher Mann von Ehre und Gefühl würde die Freiheit, die er wählte, das Vaterland, dem er sich weihen will, danach fragen, was es ihm einbringt? Müßte die Scham ihm nicht die Lippen schließen?« – Leah legte Steuben beide Hände auf die Schulter, und ihr altes, ehrwürdiges Gesicht blickte ihn mit treuherzigem Lächeln an. –
Steuben ergriff ihre Rechte. »Erlaube mir, Leah, daß ich diese deine mütterliche Hand küssen darf. Du hast mich beschämt und besiegt! – Wir stehen hier unter Gottes Auge, und ich sage dir, Franklin, wäre ich in diesem Augenblicke so reich, wie ich es nicht bin, ich ginge nach Amerika unter Washingtons Fahnen! Ich habe aber nicht Mittel genug, um so hinüberzugehen! Ich kann aufs Ungewisse um so weniger hinüber, als mich mein Diener und höchstwahrscheinlich meine ehemaligen Adjutanten in Berlin begleiten werden.«
Franklin legte die Rechte auf Steubens Arm. »Ich kann dir die Mittel nicht geben noch verschaffen, die dich und deine Begleiter hinüber in meine Heimat bringen, ich kann, ich will es nicht, weil ich es nicht darf! Ich bin ein schlichter Mensch, der aber in seiner Person seine kämpfenden Brüder daheim, sein gequältes Vaterland, die Majestät der amerikanischen Freiheit vertritt. Die Freiheit darf nie lohnen, denn belohnt ist der Kämpfer dadurch, daß er sie liebt! Ich bin zu vornehm, das zu bewilligen, was du zu vornehm sein müßtest anzunehmen. Kehre nach Paris zurück, Freund Silas mag dich begleiten und deinen Freunden die Sache auseinandersetzen. Lasse mich hoffen, daß sich die nötigen Mittel finden werden, dich in den Stand zu setzen, meine Mitbürger, meines Landes Verteidiger zu werden. Kannst du dann mit derselben Liebe für die Union vor mich hintreten, die du der toten Frau deines Herzens bewahrst, dann wird der Herr mit dir, mein Bruder, sein als eine ewige Kraft, die dem Schwachen hilft und den Niedrigen zu Ehren bringt. Lebe wohl!«
»Lebe wohl, Franklin! – Sollte ich auch – nicht wiederkommen, ich werde dich nicht vergessen!« –
Steuben verließ mit Deane Passy. Schweigend kehrten sie nach Paris zurück.
Die Stimmung, in welcher Steuben wieder in seinem Hotel eintraf, nachdem Silas Deane sich von ihm getrennt hatte, um zu Beaumarchais zu gehen, war nicht sehr rosig. Die Umgangsformen Franklins, die Rauheit seiner Zurückweisung hatten ihn anfänglich abgestoßen. Seine Manier, echt amerikanisch frei und steif quäkerisch dazu, war ihm zu ungewohnt. Ein politischer Komödiant war er gewiß nicht, sicher ein großer Mann. Dies und die stille ernste Begeisterung für ein Volk, das solche Männer und Frauen hervorbrachte wie jenes greise Ehepaar, konnte seine Mißstimmung dennoch nicht völlig beheben. Davon konnte keine Rede sein, bei seinen knappen Mitteln, die nur für die Sommerreise nach Paris und England langten, einen Krieg mitzumachen, bei dem er nicht wußte, ob man ihn als gewöhnlichen Leutnant in der Masse verschwinden lassen oder ihm eine umfangreichere Stellung zuweisen werde. Der Stolz des Republikaners hatte in ihm den Stolz des Royalisten geweckt, letzteren aber zu steigern, war ein Gespräch mit General von Koch sehr geeignet, bei dem er heute zu Tische war. Koch zeigte sich ganz empört über die Zumutung Franklins, daß Steuben aufs Blaue hin alles opfern solle. Er kritisierte den amerikanischen Krieg, und die Unionspartei kam hierbei schlecht genug weg. Jedenfalls ergaben die Betrachtungen der beiden alten Freunde, daß die Sache der Befreiung Amerikas auf sehr schwachen Füßen stehe, Franklin also nicht berechtigt war, gar so stolz zu tun. Wenn die Union bisher nicht gerade unterlegen war, so lag das nach Kochs Überzeugung an der Unkenntnis des Terrains und der Unfähigkeit der englischen Generale. Teilte Steuben auch diese Ansicht nicht ganz, so hatte der General ihn doch bedenklich und zweiflerisch genug gemacht, um nach dem Essen Beaumarchais aufzusuchen.
»Herr Chevalier,« so trat Steuben bei Beaumarchais ein, »ich habe Ihnen zu erklären, daß ich meine Dienste den Freistaaten nicht widmen werde!«
»Keinen zu hastigen Entschluß, teuerster Baron. Ich weiß bereits von Deane alles! Es ist für Franklin wie Silas unmöglich, Ihnen einen Sold oder Ihre künftige Charge zu bestimmen, noch ihr Land Ihnen gegenüber kontraktlich zu binden. Einmal hat Franklin nichts zu ernennen und zu bewilligen, selbst Washington nicht, sondern nur der Kongreß. Er versteht ferner von militärischen Dingen nichts. Er vermag Sie nicht zu beurteilen, auch würde man im Kongreß, so hoch man Franklin sonst verehrt, in dieser Richtung ihm doch nicht glauben. Franklin ist zwar ein vermögender Mann, aber er ist Ausländern gegenüber höchst mißtrauisch. Würde er Ihnen oder sonst einem Militär Vorschüsse und Equipierungsgelder aus eigenen Mitteln bewilligen, so können Sie sicher sein, Baron, daß Passy bald von einem Heere französischer abenteuerlustiger Offiziere und Edelleute belagert sein würde, unter denen man das Genie von der Mittelmäßigkeit, den verlorenen Sohn, den Abenteurer, den Lasterhasten, den Egoisten nicht von dem wackeren Manne mit reinem Willen unterscheiden könnte. Zudem ist der Amerikaner, zumal jetzt, auf Rang, Titel, Stellung höchst eifersüchtig, auf alles, was an die Monarchie erinnern könnte. Geld aber, mein lieber Baron, das ist dasjenige gerade, was die junge Republik leider am wenigsten besitzt. Ich mache Ihnen jedoch einen Vorschlag, der alles beseitigt. – Meine Kasse steht Ihnen zu Gebote! Nehmen Sie 1000 Louisdor an, aber entziehen Sie in sich Amerika nicht einen Mann, den es braucht, um zu siegen!«
»Das hätte der Amerikaner Franklin aber nur sagen müssen, nicht Sie, der Franzose! Ein für allemal, Chevalier, wie jetzt die Sache liegt, ist sie für mich abgetan! Ich reise nicht und bedaure, daß ich mit dieser Angelegenheit meinen hiesigen Freunden soviel zu schaffen machte.«
»Sprechen Sie doch nicht so schroff, Baron. Ich glaube wahrhaftig, Sie wären imstande, schon morgen nach England abzugehen. Bitte, warten Sie doch diese Woche nur noch, ich fahre zu St-Germain! Seien Sie überzeugt, daß ein Ausweg gefunden werden wird, der alle Teile befriedigt!«
»Gut, die Woche noch! – Tun Sie, was Sie wollen, Chevalier, aber seien Sie überzeugt, ich gehe nicht nach Amerika, wenn ich nicht über meine Stellung beruhigt bin.«
Noch keine vierundzwanzig Stunden waren verflossen, als Steuben einen Brief des Grafen von St-Germain in Händen hielt, welcher ihn aufforderte, sich abends mit Gepäck und Diener in Versailles einzufinden und schlicht-bürgerliche Tracht anzulegen. Oberst Pagenstecher werde kurz vor Versailles auf der Pariser Chaussee seine Ankunft in Zivil erwarten und ihn zu ihm führen. Man laufe nämlich jetzt, da die Entscheidung der französischen Regierung bevorstehe, äußerste Gefahr, durch vorzeitige Entdeckung alle guten Absichten unmöglich zu machen. –
Steuben folgte dieser Einladung. In der angedeuteten Weise reiste er mit Gepäck und Diener mittels Mietskutsche nach Versailles ab, wo er elf Uhr abends anlangte. Er kannte die politischen Verhältnisse bei Hofe jetzt gut genug, um zu wissen, wie der Stand der Dinge war. Nicht nur die ganze französische Nation, auch der Hof, ja der König selbst, waren von der Lust angesteckt, Amerika zu helfen und England zu demütigen. Waren die Motive der verschiedenen Parteien auch nicht dieselben, so doch die Absicht. –
Ludwig XVI. war schüchtern, er mußte stets mit fortgerissen werden, auf seine Entschließungen mußte ein zwingender Druck ausgeübt werden, wenn er überhaupt handeln sollte. Wie in allen Regierungsmaßregeln dieses unglücklichen Monarchen, gab sich auch hierin ein unsicheres Tasten und Zaudern kund, und von dem »Instinkt der Könige« hatte er sicher nicht die leiseste Spur. Er wünschte Amerika frei zu sehen, wünschte, daß Frankreichs Waffen an den Engländern Vergeltung üben möchten für die Schmach, des schönsten Teils der eigenen amerikanischen Besitzungen beraubt worden zu sein. Aber er verschob die Kriegserklärung von Monat zu Monat, suchte nach Gründen, sein Zögern vor den eigenen Ministern zu beschönigen, und hoffte noch immer auf einen von außen kommenden Anstoß, der ihm den Entschluß zum Kriege erleichtern sollte. Hätte er sich die Frage vorgelegt: ist ein Krieg Amerikas gegen England für Frankreich von großem Nutzen oder Gefahr, hätte er königliches Selbstbewußtsein gehabt, diese Frage zu entscheiden, dann war es etwas anderes. Er war aber bereits Partei in dieser Angelegenheit. Der Enthusiasmus des Volks für Amerika war Gefühlssache, war Sympathie, war das erste Resultat, welches die Rousseauschen Ideen und die enzyklopädistische Philosophie in des Seelen erzeugt hatte. Die Parteinahme des Adels und Hofes für Amerika hingegen war vornehmlich das Gelüst einer politischen Clique, welche mit den Doktrinen der Menschenrechte, der Freiheit und Gleichheit ein höchst gefahrvolles Spiel trieb, nur weil diese Doktrinen eben Mode waren und es zum guten Ton gehörte, den Liberalen und Philosophen zu spielen. Der Adel brauchte Popularität, um sich im Besitze seiner wankenden Gewalt zu erhalten, die Minister bedurften der Popularität, um ihr stets bedrohtes Portefeuille nicht zu verlieren. Das jetzige Zaudern des Königs war also eine ebenso große Schwäche wie die, welche er beging, als er sich später Hals über Kopf dennoch in den Krieg reißen ließ. Er wurde zuerst die Beute seiner eigenen Partei, bevor er reif war für den hungrigen Volksrachen. Der Wagen fuhr in die Stadt ein, bog in eine kleine Seitenstraße ab und hielt endlich vor der hinteren Front eines großen Gebäudes an; es war das Hotel St-Germain. In den inneren Hof gelangt, führte Pagenstecher Steuben sofort in eine Hintere Mansarde des dritten Stocks, welche ein Zimmer nebst Kabinett enthielt, die man eiligst möbliert hatte. Diener des Ministers brachten mit Vogel das Gepäck herauf, Pagenstecher wünschte Steuben gute Nacht, und nachdem dieser soupiert hatte, begab er sich mit etwas unklaren Vorstellungen seiner nunmehrigen Lage, welche einer freiwilligen Gefangenschaft sehr nahe kam, zur Ruhe.
Am nächsten Morgen ließ ihn der Kriegsminister durch seinen Kammerdiener zu Tische bitten. Der Lakai führte ihn zur festgesetzten Stunde in die Privatgemächer des Grafen, wo er mit demselben in engstem Kreise speiste. Hierbei drang der Minister mit allen Gründen, die sein klarer und beweglicher Geist nur geltend zu machen wußte, in Steuben, nach Amerika zu gehen und sowohl den Empfehlungen seiner französischen Freunde, wie Silas Deanes und Ben Franklins, noch mehr aber seinem militärischen Wissen, seinem Talente und seiner praktischen Kriegserfahrung es ruhig zu überlassen, ihm seine Stellung und Zukunft zu sichern. »So richtig Sie auch als preußischer Offizier denken mögen,« sagte er, »so urteilen Sie doch vom amerikanischen und republikanischen Gesichtspunkte aus gänzlich falsch. Sie würdigen die Art, Meinung und Gewohnheit des Landes nicht, dem Sie Ihre Dienste widmen und das Sie als Ihr künftiges Vaterland ansehen wollen. Ein Republikaner ist stets eine eifersüchtige Natur! Die amerikanischen Offiziere aller Grade sehen die ausländischen Militärs, welche mit höheren Fähigkeiten und größerer Erfahrung zur Armee kommen, als Okkupatoren ihrer Rechte, ja – als Abenteurer an, die ihr Glück machen wollen, und bei vielen irren sie leider auch nicht. Sie haben, Baron von Steuben – verzeihen Sie die Andeutung, zurzeit keine höhere Charge als die eines Obristen! Mögen Sie auch mit großem Rechte die jämmerlichen Milizoffiziere belächeln, welche jenseits des Meeres die Obristen spielen, so wird das diese Leute gewiß nicht abhalten, sich für genau soviel, für so klug, so militärisch gebildet, für so tapfer zu halten, wie Sie sind. Eifersucht und der schlechte Wille, sich Ihnen unterzuordnen, wird Ihnen anfänglich entgegentreten, sobald Sie schon von vornherein eine Stelle und Vorteile von der Union zugesichert erhalten, welche diese Leute als eis Privilegium ansehen, deren Notwendigkeit ihnen deshalb schon nicht einleuchtet, weil sie eben kenntnislos sind. Daß ein preußischer Obrist etwas anderes sein könne als ein Oberst der republikanischen Miliz, ist ihnen unfaßbar, und erst Ihre tatsächlichen Leistungen, mein Herr, also das Vertrauen, das man zu Ihnen faßt, die Entdeckung, daß Sie eben den Krieg besser verstehen als diese Herren, wird diese geneigt machen, Sie anzuerkennen!« –
Diese und ähnliche Unterredungen trugen mächtig dazu bei, die Skrupel Steubens abermals zu widerlegen. Plötzlich trat der Kammerdiener des Grafen mit bestürztem Gesicht und der Nachricht ein, der englische Gesandte sei erschienen und verlange eine dringende Unterredung.
St-Germain sprang auf. »Er muß eine Ahnung habe», daß jemand hier ist, welcher England nicht liebt, er hat sicher eine Spur Ihrer Anwesenheit! – Ich werde zu ihm gehen. Mein Dieser kann Sie durch die Privatgalerie in mein Schlafzimmer führen, das an mein Arbeitszimmer stößt. Dort werden Sie unser Gespräch hören und selbst beurteilen können, ob ein plötzlicher Entschluß jetzt nicht geboten ist.«
Damit eilte er hinweg, indessen Steuben an den bezeichneten Ort geführt wurde.
Er horte Wort für Wort das Gespräch der beiden Diplomaten.
»Exzellenz,« sagte der Engländer, »Gründe der verschiedenfies Art bewegen mich, Fragen an Sie zu richten, welche unaufschiebbar geworden sind. Von Ihrer Loyalität und Offenheit bin ich überzeugt, daß Sie dieselben so beantworten werden, daß Ihre Meinung mit Ihren Handlungen übereinstimmt. – Der Geist Frankreichs ist erregt, die Gemüter allerorts in Gärung, das Volk haßt uns und wünscht, Ihre Regierung helfe den amerikanischen Rebellen gegen ihr Mutterland, ihre gesetzmäßige Regierung! Können Sie das länger leugnen?«
»Es tut mir leid, daß ich das nicht vermag; diese Gärung besteht nicht bloß, sie wächst mit jedem Tage!«
»Sehr wohl! – Bei Worten des Hasses aber bleibt es nicht mehr. Nicht nur, daß französische, polnische und andere Offiziere hinübergegangen find, den Yankees gegen uns zu dienen, französische Finanzmänner liefern des Amerikanern sogar Geld, Waffen und Munition! Ich weiß bestimmt, daß ein gewisser Chevalier de Beaumarchais, ein Millionär, mitten in Paris ein Waffendepot, ein förmliches Arsenal für Amerika errichtet hat, daß zwischen ihm und Buchdrucker Franklin, dem ersten aller verräterischen Anstifter dieser Erhebung, ein lebhaftes Einverständnis herrscht. Es steht ferner fest, daß diese beiden dieser Tage einen verkappten preußischen Offizier aus Friedrichs II. nächster Umgebung empfangen haben! Einen seiner Adjutanten oder Stabsoffiziere! Agenten meiner Regierung wollen sogar behaupten, Ew. Exzellenz ständen diesen Vorkommnissen nicht fern. – Obwohl ich das zu glauben höchsten Anstand nehme, gebietet meines Landes Lage wie seine bisher freundschaftliche Beziehung zu Frankreich denn doch, daß Sie mich so weit aufklären, daß meine Regierung über Ihre Politik sich beruhigen kann!«
»Mylord,« entgegnete St-Germain lächelnd, »ich befürchte, daß es eben Ihre vielen Agenten sind, deren bezahlter Entdeckungseifer diese Beunruhigung hauptsächlich bewirkt. Ich weiß von dieses Herrn Beaumarchais Treiben sowenig, als ich Herrn Franklin je sah. Was Sie da von einem Sendling des preußischen Monarchen sprechen, verstehe ich wirklich nicht. Mir scheint, eine derartige Person gehört ins Reich der Mythe. – Eins räume ich Ihnen gewiß ein, die Feindschaft unseres Volkes und Adels gegen Ihr Land und Ihre Politik in Amerika! Ich habe Ihnen schon längst nicht mehr verhehlt, daß ich diese Politik für heillos halte. Von allen Seiten werden wir durch das Land gedrängt, für Amerika gegen England das Schwert zu ziehen. Dies alles ist gewiß richtig. Folgt daraus denn aber, daß wir es tun werden? Ich erkläre Ihnen, das geschieht nicht, wenn uns nicht zwingende, für uns selbst bedenkliche Ereignisse jedes freien Willens berauben!«
»Das aber, fürchte ich, wird eintreten, Herr Graf!« rief der Engländer. »Die Bewegung zugunsten Amerikas greift schon in Ihrem Heere um sich, die höchsten Personen in Sr. Majestät Umgebung sprechen Grundsätze aus, welche sich weder mit einer monarchischen Gesinnung noch mit der Freundschaft für uns vertragen! Kann diese Bewegung nicht zur Empörung führen? Können Sie nicht eines Tages nur noch zwischen der Rebellion im eigenen Hause oder dem Kriege gegen uns zu wählen haben?«
»Oh, so ganz unmöglich ist das nicht, Mylord, aber es ist unwahrscheinlich. Wir haben gerade die entgegengesetzten Besorgnisse, und diese sind es vor allem, welche uns verhindern, Englands Gegner und Freund der Amerikaner zu sein!«
»Was sind das für Besorgnisse?«
»Mylord, die Philosophie, die extravaganten Ideen der Neuzeit haben mein ebenso leichtlebiges, exzentrisches wie heißblütiges Volk in Gärung gebracht. Der Freiheitskrieg der Union gibt ihm gewissermaßen nun die Gelegenheit, diese modernen Ideen in Szene gesetzt zu sehen. Trotzdem ist Frankreich nicht nur ein sehr katholisches Land, es bedarf zu seiner Existenz auch der monarchischen Staatsform. Es ist bei aller Phantasterei der stets willige Sklave seiner Könige und unserer Kirche. Auf dieser alten Erfahrung beruht unser innerer Friede. Gesetzt aber, wir geben diesem momentanen Taumel der Menge nach, sendeten eine starke Flotte und eine große Armee nach Amerika – gesetzt, wir schlügen England drüben, mit unserer Hilfe würde Amerika frei und eine Republik – wissen Sie auch, was wir dann getan hätten? – Wir hätten unsere eigene Armee, unsere Flotte dann durch eine solche Verwendung ihrer monarchischen Gefühle und Traditionen beraubt, hätten sie republikanisch gemacht! Diese Soldaten und Matrosen, als Sieger zu uns ins Land zurückgekehrt, würden, berauscht von amerikanischer Freiheit, bei uns die Republik predigen, und gerade diejenige Institution, welche sein sicherster Schutz zu sein bestimmt ist, würde Frankreichs Verderben herbeiführen. Diese Furcht hegt der König, dieses stille Bedenken hege ich wie Vergennes. Ich sollte meinen, wenn auch nichts sonst England vor unserer Feindschaft bewahrte, so doch gewiß der Wunsch, an uns selbst keinen Selbstmord zu begehen! Darf ich das Gespräch mit einem Rate schließen?«
»Ich bitte darum, Herr Graf!«
»So mache England vor allen Dingen, daß seine Generale ein oder zwei entscheidende Schlachten gegen die Republikaner gewinnen! Das wird nicht bloß meine Landsleute abkühlen, meine Regierung bestimmen, offen für England aufzutreten und die Widersinnigkeit des Aufstandes der Kolonien auszusprechen, Ihr Sieg wird auch die monarchische Idee in Frankreich überhaupt, ja in ganz Europa befestigen, und unter uns, haha, wird eben etwas anderes dann Mode werden als Philosophie und Amerika. Ich kenne die Franzosen, Mylord!«
»Sie haben so offen Sr. Majestät und Ihre Meinung angesprochen, Herr Graf, und mit so schlagenden Gründen unterstützt, daß ich mir Glück wünsche, das Kabinett von St. James über Frankreich beruhigen zu können.« –
Wenige Augenblicke später empfing St-Germain Steuben lachend wieder in dem Speisezimmer. »Meinen Sie nicht, daß ich ihn köstlich mystifiziert habe? Nun werden wir mit weniger gêne vorgehen können.«
»Wenn ich Sie nicht kennen würde, Herr Graf, ich müßte glauben, Sie seien ein politisches Chamäleon, oder die Völker und Menschen dienten Ihnen bloß zum Ballspiel!«
St-Germain griff in die Tasche und brachte einen Louisdor zum Vorschein. »Sehen Sie die Seite an, was sehen Sie?« –
»Das Porträt Ihres Monarchen!«
»Gut! Die Seite zeigte ich dem Engländer, und nur sie! Ihnen zeige ich die andere, das Wappen Frankreichs. Beide goldenen Seiten aber, den wirklichen, sehr angenehmen Louisdor, stecke ich wieder ein! Jedes Volk, messieurs, hat seinen Charakter und will nach ihm regiert sein. England wie Deutschland sind stabile Völker im Guten wie im Schlimmen. England ohne Parlament, Deutschland ohne Zerrissenheit sind undenkbar! Die Franzosen sind aber eine Nation, die nur mittels ihrer Veränderlichkeit bestehen kann! Wir ertragen schon übermorgen nicht mehr gern, was uns vorgestern amüsierte, und wer uns amüsiert, der darf uns regieren! Wie, womit er das tut, ist uns gleich, sobald es nur amusable ist. Einmal liegt bei dem Louisdor der goldene Louis oben, wir werden dann absolut, aber was die Hauptsache ist, mit Brillance regiert. Geschieht das nicht, liegt Louis unten, eh bien, so ist das goldene Frankreich oben, und die Herrschaften, welche sich den »Gedanken« Frankreichs nennen, die Patrioten, Philosophen, kurz, die Skandalmacher regieren! Gewiß ist richtig, was ich dem Lord sagte. Unsere Armee, einmal in Amerika, bringt uns die Republik in den Patronentaschen mit. Aber noch weit richtiger ist, daß die Republik überhaupt schon Frankreich und unserer Armee in den Gliedern liegt. Spielen wir drüben nicht die politischen Befreier, so geht hier die Theorie zur Praxis über! Es ist also besser für uns, wir geben der öffentlichen Stimme betreffs Amerika nach, als daß wir ihr hier auf den Boulevards mit Bajonett und Kugel zu begegnen haben. Mit dieser Ansicht stehe ich freilich noch in Paris allein, aber so wahr ich weder das Ende des amerikanischen Krieges noch den Anfang unserer Republik zu erleben hoffe, so sicher sehe ich beides voraus. Erinnern Sie sich dessen, wenn ich tot bin, die Sache ist heillos ernst!«
»Und Ihr Monarch? Die königliche Familie?«
»Wenn ich einen König hätte, wenn ein Louis XIV., ein Heinrich IV. auf dem Lilienthrone säße, ich würde weder mit Ihnen noch dem Briten solche Gespräche geführt haben. Man hätte aber dann auch Rousseau, Voltaire und die ganze Enzyklopädie nach der ersten Zeile, die sie schrieben, schon in den Temple und die Bastille gesteckt, statt sie zum gehätschelten Liebling unserer Aristokratie zu machen. Wenn die Könige, wie hier und in England, selber ihre Fahne verlassen, wenn sie selbst nicht wissen, was sie sein müssen, um zu sein, den Teufel auch, wozu sollen wir uns denn für sie abmühen! Die Republik ist für mein Bewußtsein da überall das Beste, Sicherste, wo die Könige aufhören, royalistisch zu sein, das aber sind sie bei uns schon sehr lange nicht mehr.«
»So raten Sie mir also auch aus Ihrem eigenen politischen Prinzipe heraus, nach Amerika zu gehen?« rief Steuben.
»Mit tiefster Überzeugung! Was hier nur Mode ist, vor der Hand eine bloße Spielerei, dort ist es Ernst, dort ist es eine Naturnotwendigkeit. Hier hoffe ich den Ernst nicht mehr zu erleben, denn die Freiheit würde uns genau so unglücklich machen, als sie für Amerika ein Bedürfnis ist.«
»Exzellenz,« erwiderte Steuben, »ich hatte bisher Lust, nach Amerika zu gehen, jetzt habe ich die bestimmte Absicht!«
Steuben hatte noch eine Bittschrift an Friedrich II. gerichtet, in welcher er, nachdem er seinen Vorsatz, für die Union zu kämpfen, ausgesprochen hatte, um die Gnade bat, daß seine Havelberger Pfründe von ihm auf seine beiden Neffen von Canitz, die Söhne seiner Schwester, übertragen werden möchte. Hierauf hatte er seinen Freunden wie dem Hofe für immer Lebewohl gesagt. – Den Tag vor seiner Abreise war ihm, unvermutet rasch, folgende Antwort seines ehemaligen Monarchen zugegangen:
»Mein lieber Steuben!
Wir find erfreut, daß Sie der Union Ihre Dienste widmen wollen. Wir kennen nur zwei Staaten, in denen die Republik praktiziert werden kann, ohne daß sie tyrannischer würde, als ein schlechter König nur sein kann, Amerika und Holland. Gehen Sie, helfen Sie den wackeren Kolonisten einen geldsüchtigen herzlosen Gebieter überwinden und ein Staatsgebäude aufrichten, dessen Säulen Unabhängigkeit, Gerechtigkeit und Ordnung sind. Es wird Uns freuen, zu hören, daß Sie Ihrem alten Lehrmeister und Könige Ehre machen, obwohl Wir dessen versichert sind. Möge der Ruhm Ihnen reichlich den Verlust eines Gefühls ersetzen, das – fürchten Wir, für Sie begraben ist. Ihre Bitte wegen Ihrer Neffen ist gewährt. Gehen Sie mit Gott. Ihr wohlaffektionierter
König Friedrich.«
Am anderen Morgen gegen Mittag fuhr Steuben hinaus nach Passy zu Ben Franklin. Sein Entschluß war während der Nacht und den Morgenstunden, in denen er mit sich mannhaft und ehrlich genug gerungen hatte, gereift. – Er konnte nicht zurück! Verachtung bei seinen Freunden in Paris, Verachtung bei den Freunden in Deutschland wären sein Los gewesen.
Er fand den alten Herrn am Schreibtisch über einer Menge von Papieren, Mistreß Leah saß am Fenster bei einer Handarbeit. Der amerikanische Staatsmann erhob lächelnd das Haupt. »Nun, General, du kommst doch wieder?«
»Um dir zu sagen, Vater Ben, daß ich von Amerika nicht mehr lasse und du nur zu bestimmen hast, wann ich den Boden deines Vaterlandes, das ich das meine jetzt nennen will, betreten soll, um mich zum Dienst zu stellen!«
»Wir haben uns nicht in ihm betrogen!« sagte Leah sanft, ihr gerötetes, von Rührung überstrahltes Gesicht zu dem Gatten wendend.
Franklin stand auf. Forschend blickte sein Auge auf den Kriegsmann, dem er langsam die Hand reichte. »Ich danke dir für dies gute Wort! Damit Klarheit und Offenheit nun aber unter uns herrsche und ich dann für dich tun kann, was ich glaube zum Wohle der Republik tun zu sollen, so bitte ich dich, mir aufrichtig zu sagen, weshalb du jetzt erst zu diesem festen Entschluß kamst, und welches dann deine sogenannten Bedingungen eigentlich sind, auf denen du damals bestandest, und ob du sie noch festhältst.«
»Das wird bald gesagt sein, Ben. Erstlich kannte ich damals die amerikanischen Verhältnisse, Gewohnheiten und Eigentümlichkeiten so gut wie gar nicht, ich urteilte eben als preußischer Offizier. Das hat sich geändert. Ich habe lange gekämpft mit mir, und um als gewissenhafter Mann nicht selbstsüchtigen Gefühlen zu folgen, zu denen ich unter euch nicht berechtigt bin, noch etwa einen falschen oder voreiligen Schritt zu tun, habe ich diejenigen zu Rate gezogen, die mich am besten kennen, und die in militärischer Beziehung meine besten Ratgeber zu sein vermögen.«
»Wen hast du über diese Lebensfrage zu Rate gezogen?«
»Ich schrieb an meinen früheren Monarchen, dem ich, eine letzte Bitte ans Herz legend, meine Absicht kundtat. Hier ist seine Antwort.«
Franklin nahm Friedrichs II. Brief und überflog ihn. Zum ersten Male bemerkte Steuben eine tiefinnerliche Bewegung in diesem Greisenantlitz. – »Willst du den Brief mir überlassen, um ihn dem Kongreß einzusenden?« fragte er.
»Alles, was ich bin und habe, gehört der Union!« –
Franklin wandte sich und legte den Brief auf seinen Tisch. Obwohl Steuben sein Gesicht in diesem Augenblicke nicht sah, so schien doch mit dem Alten etwas ganz Sonderbares vorzugehen, denn selbst Leahs Blick, der auf Ben ruhte, hatte etwas Bestürztes. Als sich Franklin umwandte, war er etwas entfärbt.
»Höre, General, die Verhältnisse haben sich, seit wir uns sahen, sehr geändert. George Washington wurde zweimal geschlagen!« Franklins Auge glühte, seine Lippen bebten. –
Steuben blieb bei dieser Nachricht unbewegt. – »Franklin,« sagte er, »geschlagen werden kann selbst der beste General, auch Friedrich wurde mehr als einmal geschlagen! Nicht Washington, nicht die Republik ist zeitweise unterlegen, sondern die Untüchtigkeit eures schlecht geschulten und formierten Heeres! Laß mich je eher, je lieber hinüber, und wenn wir auch ein Jahr lang dann selbst noch die Leidenden sind, nach diesem Jahre werde ich die Milizen zu guten und geübten Soldaten gemacht haben, dann wird der tapfere Washington nicht mehr geschlagen werden, weil England keinen militärischen Vorteil mehr voraus hat!«
Franklins Auge schimmerte feucht, er legte seine Arme auf Steubens Schulter. »Sieh, so bist du mein Sohn, mein Bruder, so nehme ich dich an! Die Republik wird für dich sorgen, wie du verdienst, und wie sie es kann, sie wird den tugendhaften Mann, der für sie alles opferte, um ihr zu dienen, nicht im Alter vergessen, vermag sie auch nicht mit Orden, Ketten und tönenden Titeln ihm zu vergelten. Dein bester Lohn wird die Liebe aller Amerikaner sein. – Ich habe für dich getan, was ich noch nie tat, nie wieder tun werde, ich habe, um dich zu prüfen, gelogen! Washington wurde nicht geschlagen! Erkenne daran, daß du mir um meines Landes, meiner Sache willen selbst die schwere Sünde der Unwahrheit wert bist!«
»Würde auch diese Täuschung dennoch Wahrheit, bis ich hinüberkomme, Franklin, ich würde anders nie gesonnen sein, als ich in dieser Stunde bin!«
Fortan war Steuben viel in dem stillen Hause zu Passy. Franklins Umgang weihte ihn in die Eigenart amerikanischen Lebens, die Verhältnisse, die Gefühle und Anschauungen seiner künftigen Heimat ein. Ende August wurde er durch das geradezu jubelnde Eintreffen de l'Enfants und Romanais ebensosehr überrascht als erfreut. Er hatte ihr Kommen nicht mehr erhofft. – Sehr gern aber hatten sie den preußischen Dienst verlassen, denn, wie sie sagten, hatte der Friede die Armee des großen Königs sehr verschlechtert. Wohl lebte der alte Geist in ihr, aber ihre Helden waren gealtert, die Untergenerale lässig geworden, schritten mit den Bedingungen der Zeit nicht mit, und Apathie schlich durch die Cadres, welche in der Not einst wie Eisen zusammengehalten hatten. Der große König selbst, ein Ziethen und Seydlitz vermochten dem nicht zu steuern, das Land aber war noch zu erschöpft, als daß man ihm die Opfer hätte zumuten dürfen, welche nötig waren, das Heer zu verjüngen und zu vergrößern, damit Preußen seine nunmehrige Stellung aufrechterhalten könne.
Es wurde verabredet, daß l'Enfant wie Romanai sich unter Steuben als Kapitäne, Adjutanten und Instruktoren zu betrachten hätten. Beide Freunde machte er darauf mit Franklin und Deane, St-Germain, Vergennes, Beaumarchais, Montbarey, dem Duc de Ligne und dem Grafen Aranda, dem spanischen Gesandten, bekannt. Man schritt nunmehr zur Ausführung der Expedition. Außer Romanai und l'Enfant wurde Steuben noch Mr. Pierre Duponceau zum Sekretär und Dolmetscher, ein Leutnant Des Epiniers aber als dritter Adjutant mitgegeben. Ferner sollte Beaumarchais' Neffe, Mr. de Francy, als dessen Agent für Amerika und Rittmeister de Pontière die Gesellschaft begleiten. Franklin hatte Steuben und dessen Genossen Empfehlungen an den Kongreß, an Washington selbst und Samuel Adams mitgegeben. – Um nicht Englands Verdacht zu erwecken, nahm Steuben auf den Namen des Herrn von Frank, eines alten Hechinger Freundes, einen französischen Paß, und nachdem er, seines Versprechens eingedenk, dem Chevalier de Robignac noch seinen Abschiedsbesuch gemacht hatte, welcher ebenso entzückt wie die Chevalière und Demoiselle Claire war, in ihm nun – doch einen Kämpfer für Amerika zu erblicken, verließen alle inkognito Paris, um in Marseille an Bord des Sechsundzwanzigpfünders »l'Heureur« zu gehen, welchen man auf Arandas Rat in »le Flammand« umgetauft hatte. Am 26. September lichtete die Fregatte vor Tagesgrauen ihre Anker, und als die Sonne sank, lag schon die Salzflut breit und mächtig als ewige Trennung zwischen ihnen und der europäischen Heimat.
Am 30. November desselben Jahres, in welchem unsere letzten Begebenheiten zu Paris gespielt hatten, passierte ein Schiff am Spätnachmittage eben den 43. Grad nördlicher Breite und den 51. Grad westlicher Länge. Schon am frühen Morgen hatte es die Südspitze der Halbinsel von New Schottland oder Arkadien, das Kap de Sable und die Inselgruppe der »Meerwölfe« (loupsmarins) hinter sich und befand sich bereits im Weichbilde der Küste von New Hampshire, deren grüne Uferstreifen ihm erst fern vor dem Bugspriet, dann während des Tages deutlicher an der Steuerbordseite aus den rollenden Wogen der Atlantis hervortauchten.
Das Fahrzeug führte an Topp und Gaffel die spanische Flagge. Es hatte zwölf sechsundzwanziger Kanonen in seinen Batterien, ein sogenannter Jäger (ein langes Deckgeschütz) sah drohend über das Vorderkastell, und scharf blähte der nordwestliche Küstenwind seine Segel und warf es gegen die schäumenden Wasserkämme, deren Kürze und Heftigkeit bereits die Nähe des Landes verrieten. So stattlich das Schiff nun auch seinem Port zusteuerte, erfahrene Seemannsaugen würden doch bald erspäht haben, daß bei ihm nicht alles in Ordnung sei. Man hätte bei so starkem Wind gewiß mehr Segel beisetzen können, anstatt am Hauptmast allein das große Marssegel zu benutzen, Bram- wie Toppsegel aber, ja das Bugspriet selbst außer Gebrauch zu lassen. Dies ließ sich nur rechtfertigen, falls es an Bord an Händen fehlte, die Takelage zu bedienen.
Die Besorgnis, daß dem Schiffe Außergewöhnliches zugestoßen sei, würde sich für diejenigen aber zur Gewißheit gesteigert haben, welche in dem Augenblick, da das grünende Festland schon winkte, das Fahrzeug betreten hätten. Das Gallion oder der Schnabel war rauchgeschwärzt und stark verbrannt, das Bugspriet nur unvollkommen durch Stangen ersetzt worden. Große Lachen geronnenen Blutes zeigten sich auf dem Deck und die Spuren eines wilden Kampfes, welcher vor sehr kurzer Zeit erst hier stattgefunden haben mußte. – Das Schiff war derselbe »I'Heureux«, der »Glückliche«, welcher – ominös genug – in Marseille in »le Flammand« – der »Flammende« – umgetauft worden war. Er hatte zwei scharfe Stürme, einen im Mittelmeer und einen an der nördlichen Küste von Neu-Schottland, und drei Schiffsbrände glücklich genug überstanden. Das Entsetzen der Reisenden war bei letzteren um so größer gewesen, als sie bedeutende Kriegsvorräte, 1700 Zentner Pulver, 22 Tonnen Schwefel, 52 metallene Kanonen, 19 Mörser, 1500 Musketen, 2500 Bomben und eine Menge Flinten, Karabiner und Pistolen, für Beaumarchais' Rechnung an Bord hatten. Diese Brände, bei denen der bedeutendste Teil der Schiffsmannschaft sich verdächtig genug erwiesen hatte, ließen den Kapitän Landoi, Steuben und dessen Begleiter eine Katastrophe ahnen. Ein Teil der zusammengepreßten Matrosen, ihrer tristen Lage, der Vorräte des Schiffes ebenso wie der Kriegslage sich bewußt, welche die Piraterei nur zu sehr begünstigte, hatte den Plan gefaßt, durch leichte Brände den Kapitän erst zu schrecken und durch Wachsamkeit und immerwährende Angst zu ermüden, um in einer plötzlichen Meuterei sich des Schiffes dann leicht zu bemächtigen, die schwarze Flagge aufzuziehen und ein »freies Geschäft« auf eigene Hand zu etablieren. Diese Meuterei war fast angesichts der Küste von Neu-Schottland vor kaum zwei Tagen ausgebrochen, und vierzehn Passagiere, unseren Helden und seine Begleiter mit einbegriffen, waren nebst dem Kapitän und wenig Getreuen gezwungen worden, mit den vierundachtzig Meuterern einen verzweifelten Kampf zu bestehen. Landois und de Franeys vorbauende Klugheit, Steubens und seiner Kameraden kaltblütiges Handeln im Augenblick des Ausbruchs, besonders aber, daß es gelungen war, die beiden Rädelsführer sofort niederzuschießen und der Nächstbeteiligten sich zu versichern, hatten den sicheren Untergang der Reisenden abgewendet. Wie es an Bord stand, beweist, daß Kapitän Landoi an Stelle des ersten Steuermanns den Platz am Rade und Kompaßhäuschen hatte, Steuben unter dessen Beirat das Schiff kommandierte und seine Offiziere diejenigen Leute, denen bei guter fernerer Pflichterfüllung Nachsicht versprochen worden war. Mit Pistole und Degen unter der Fuchtel hielten und sie aus dem Dienst bei Tag und Nacht nicht mehr herauskommen ließen. Zwölf der Meuterer waren tot und bereits über Bord geworfen, dreißig, meist verwundet, lagen unten im Schiffsraum in Eisen, die übrigen waren nun zahm und wurden mit jeder Stunde, welche den Raum zwischen Schiff und Land verringerte, demütiger. – Ein unheimlicher Geist schwebte dennoch über der Fregatte, die unter kurzen Wogesstößen erzitterte. Steuben, mit dem Glase in der Hand, stand auf dem Hinterkastell, oberhalb der Steuerbordtreppe, das Ohr lauschend nach Landoi, den Blick aber zum Lande gerichtet, das hüpfend und zitternd rechts in der Ferne vorüberzog.
»General,« sagte Landoi halblaut, »das Kap südlich da ist Casko, links davon ist eine schlimme Bank. Zwischen beiden hindurch aber kommen wir in die Bai von Portsmouth. Einfahren in sie können wir heute nicht mehr, sowohl wegen des Zustandes an Bord wie auch, weil es zu spät wird. – Wenn wir Casko gegenüber sind, wende ich westwärts, der Nordwest wird dann ein steifer Nord, ein Seitenwind sein. Lassen Sie unter Romanais und Duponceaus Aufsicht dann sofort die Segel schräg südwestlich stellen und alle anpacken, damit das große Focksegel endlich aufkommt und Wind faßt, bis wir durch sind! Vor allen Dinges lassen Sie Mac Oddon, des Unterschiffer, am Backbord vom Vorderkastell aus die Tiefe messen, damit wir nicht auf die Bank geraten. L'Enfant mag ihn mit der Pistole in Ordnung halten, Epiniers aber soll laut die Zahl angeben. Der Augenblick der Durchfahrt wird für die Schurken der günstigste sein, falls sie noch einmal den Tanz von vorgestern wiederholen wollen. Seien Sie daher energisch, und vergessen Sie nicht, daß ich Ihnen jetzt nicht helfen kann. Ich darf vom Rade nun nicht los, sonst gibt es ein Unglück!«
»Genug gesagt, ich treffe alle Anstalten!« Damit winkte Steuben seinem Dolmetscher Duponcean und schritt, von demselben gefolgt, die Steuerbordstreppe hinab. – Eben hatte er Romanai, Duponcean und de l'Enfant zu sich gerufen und sie betreffs der beabsichtigten veränderten Bewegung instruiert, als im Zwischendeck ein Krachen erfolgte. Alles war starr und stumm! – Die Matrosen, bisher im Oberdeck auf Kollis und Lafetten hockend und düster brütend, sprangen bleich auf, blieben aber zögernd stehen. Aus der Zwischendeckluke hob sich jetzt Karl Vogels wildes Gesicht. Er sprang aufs Deck, die noch rauchende Pistole in der Hand.
»Young Inglish, der Hochbootsmann, hat die Handeisen abgestreift, und ich ertappte ihn, als er sich schon an den Fußschellen zu schaffen machte. Wie Ihr Befehl lautete, General, schoß ich ihn nieder!«
»Du hast deine Pflicht getan, Vogel. – Teilen Sie den englischen Matrosen in ihrer Sprache den Vorfall mit, Mr. Duponceau, dann rufen Sie Whyters und übersetzen Sie ihm meinen Befehl wie das, was ich sonst zu den Leuten reden werde, es gilt jetzt alles!« –
»Whyters!« – Der Matrose trat salutierend vor.
»Ich halte Euch für 'nen ehrlichen und frommen Mann. Geht mit Vogel hinab, Whyters, und bringt den unseligen Mann herauf!« –
Steuben fühlte, wie gefahrvoll dieser blutige Zwischenfall war, aber er hatte das Äußerste beschlossen. Einen Blick auf Landoi werfend, trat er zum Hauptmast, das Auge bald auf die Luke, bald auf Kap Casko richtend, welches sich langsam westwärts schob und samt dem Ufer näher rückte. Whyters und Vogel brachten Young Inglish herauf. Durch den Kopf geschossen, war er bereits entseelt. Man legte ihn vor Steuben nieder. Er war vor der Meuterei einer der Beliebtesten an Bord gewesen!
»Hauptmann de Romanai und Monsieur de Pontière, begeben Sie sich zum Kapitän ans Rad, falls er Weisungen zu erteilen hat. – Alle Mann auf Deck! Achtung! Stillgestanden! Mütze ab!« –
Die Matrosen standen entblößten Hauptes um Steuben und die Leiche.
»Der Unglückliche vor euch wußte nicht, was er tat, als er sich gewaltsam befreien wollte, um zu seiner Schuld eine neue zu häufen! Ich habe Inglish sehr gern gehabt und hatte vor, ihm völlig zu verzeihen, sobald Portsmouth in Sicht sei, so wie ich eurer Verirrung ferner nicht mehr gedenken will. Ihr seht, wie er sich wahnsinnig selbst alle Hoffnung abschnitt! Gott sei Richter zwischen mir und ihm! Wollt ihr bei dieser armen Leiche mir schwören, daß ihr willig und treu das Ende der Fahrt mit uns aushalten wollt? Wollt ihr mir schwören, dies hier solle das letzte Blut sein, das auf diesem Schiffe fließt?«
»Ja!« zitterte es von den Lippen.
»So lege ich meine Hand auf Young Inglishs Leiche« – Steuben kniete nieder –, »daß mit meinem Willen kein Blut mehr zwischen uns fließen soll, und daß jeder, der seine Hand im gleichen Schwur auf diesen stillen Mann legt, als ein freier Amerikaner das Festland betreten soll!« Er erhob sich. »Tue jeder seinen Schwur.«
Alle drängten sich heran. MacOddon aber trat gebeugt zu Steuben. »General, wenn Ihr's wirklich so gut mit uns vorhabt und den Inglish nicht an den Strang habt liefern wollen, gebt für ihn eines der anderen unten schmachtenden Leben los! Den jungen Fergus, meiner Schwester Sohn! – Sie – die Toten – hatten ihn nicht bloß wild, sondern auch trunken gemacht. So verging er sich, und ich half ihm bloß, um das Schicksal von meiner Schwester einzigem Blute zu teilen!«
Die Matrosen standen still und hörten.
»Mac Oddon, ich weiß wohl, daß ihr englischen Matrosen von französischen Kapern aufgebracht und zu dieser Fahrt gezwungen worden seid, das entschuldigt auch allein eure Verwirrung! Man hat euch nicht nach dem Recht behandelt, und ich danke Gott, daß ich an eurem Mißgeschick keinen Teil habe. Deshalb, Oddon, und weil mir das Geschehene leid ist, gebe ich nicht bloß Fergus, sondern jeglichen englischen Matrosen, der unten in Eisen liegt, so frei wie euch! Aber meine Pflicht und was recht ist tue ich auch! Jeder Franzose und Amerikaner dort unten hängt, denn diese Leute haben ihres eigenen Landes Schiff, sie haben Frankreich und Amerika verraten! Seid ihr zufrieden?«
»Hurra!« – Freude verklärte alle Gesichter.
»So tut den Schwur, dann an die Arbeit! Wenn ihr macht, daß wir beim Sonnensinken die Portsmouth-Bai in Sicht haben, dann sollt ihr sie heraufholen, ihnen die Eisen lösen und sie pflegen. Sie sollen mit euch morgen zu Lande gehen, wohin sie wollen!«
Das Gelöbnis erfolgte jetzt rasch und aufrichtig. Die Mannschaften gingen sichtlich beruhigt zu ihres Dienstplätzen. Steuben eilte auf das Hinterkastell zu Romanai, Pontière und Landoi.
»Die höchste Zeit ist's«, sagte der Kapitän halblaut. »Kap Casko, wie Sie sehen, liegt dicht genug vor uns. In zehn Minuten muß ich wenden!«
»Hinab denn, Romanai! Ein langer Pfiff gilt dem Epiniers, l'Enfant und Oddon. Lassen Sie l'Enfant die Pistole aber jetzt wegstecken. Der kurze Doppelpfiff ist für Sie und Duponceau wegen der Takelage. Wir wollen tun, als vertrauten wir unbedingt den Leuten. Ich denke, wir können's!«
Romanai verfügte sich auf seinen Posten, l'Enfant informierend. Kap Casko hatte sich rechts geschoben.
»Jetzt, General!« sagte Landoi.
Steuben ließ die Schiffspfeife in langgezogenem Gellen ertönen, Oddon eilte zum Backbord und warf das Lot aus.
»25!« meldete Epiniers.
Londoi wendete. – »Nun an die Segel!«
Steuben ließ das zweite Signal ertönen und eilte nach dem Vorderkastell. »Rasch, Jungens, die Sonne sinkt! Wer frei sein will und bald ruhen, der soll jetzt vier Hände haben!«
Ein »Ahoi« und »Hurra« antwortete ihm. In wenigen Minuten stand die volle Takelage außer den Sprietsegeln schräg gegen den Nordwind, Kap Casko schob sich seitlich mächtig heran.
»10 – 14 – 4 – 8 – 9 – 17 – 30!« meldete Epiniers; das Vorgebirge lag bereits dem Schiff im Spiegel.
»Gott sei Dank – wir sind hindurch!« atmete Landoi auf. »Bald kann ich südlich der Küste entlang gehen. – Lassen Sie dann die Segel geradestellen, wir nützen so den vollen Nord. In einer Stunde ist's dunkel, wir werden aber den Leuchtturm von Portsmouth vor uns haben und werfen endlich den ersten gesegneten Anker. Am Morgen kann dann alles manierlich gemacht werden, ehe wir einfahren!«
»Schon recht. Eine Nacht Schlaf wird allen außer mir gewiß willkommen sein.«
»Sie schlafen nach diesen Höllentagen nicht?«
»Ich nehme die Schiffswache abwechselnd mit meinen Offizieren gemeinsam!« –
Landoi schwieg, seine Aufmerksamkeit ganz der Leitung des Steuers widmend.
»36!« klang jetzt die Meldung.
»Vortrefflich! Wir haben starkes Tiefwasser! Die Segel jetzt, General, die Schiffslaterne, wenn's dämmert, dann Anker los, sobald Sie das Leuchtfeuer sehen. Darauf disponieren Sie über die Leute ganz nach Gutdünken; meine Knochen fallen mir förmlich ab.«
»Das glaub' ich! Sie haben wohl nie 'ne große Schlacht nach 'nem vollen Wochenmarsche mitgemacht? Haha!« Damit begab sich Steuben auf die Schanze, befahl durch Duponceau, die Segel steif auf das Bugspriet zu richten, und der »Flammand«, einen Bogen beschreibend, lief jetzt unter vollem Winde. Es war den Matrosen nunmehr so sehr um rasche Ankunft zu tun, daß sie sogar noch zwei Bugsprietsegel befestigten und seitlich stellten, um, wie sie sagten, »jeden Mund voll Wind abzufangen«. Noch war die Dämmerung nicht ganz eingetreten, als vor ihnen am Lande tief in einer Bucht ein Feuer erglühte. »Der Turm von Portsmouth!« riefen die Leute. Landoi drehte bei. –
»Refft die Segel! – Geht vor Anker! – Die Laternen auf!« kommandierte Steuben. »Dann bringt eure freigegebenen englischen Kameraden aufs Deck! Ist das geschehen, so wird gegessen, und alles geht zur Ruhe! Morgen ist ein neuer Tag, und neue Menschen sollt ihr sein!«
»Holliho! Es lebe der General!« – die Anker fielen. Die gefangenen englischen Matrosen wurden heraufgebracht und begnadigt erklärt. – Als die Sonne hinter dem Ufer des Festlandes versank, wurde Young Inglish auf einem Brett, die Kanonenkugel am Fußende, unter dumpfem Trommelschlag ins nasse Grab versenkt. Der Schiffsarzt verband die Verwundeten, die Rationen wurden verteilt, eine Stunde später schliefen alle.
Steuben hatte die Wachen für die Nacht bereis eingeteilt, die Tür zu den Gefangenen war durch schwere Kollis verrammelt worden; Vogel mit zwei sicheren Leuten hielt dort die Wache. Übrigens war nun nichts mehr zu besorgen. Die Mannschaften waren nicht nur zu ihrer Pflicht zurückgekehrt, sondern voll Vertrauen zu Steuben; überdies wußten sie ebensogut wie er, daß etliche Notschüsse genügt hätten, ihnen nunmehr binnen zwei oder drei Stunden die Unionssoldaten von Portsmouth auf den Hals zu ziehen, und daß dann das Verfahren höchst summarisch ausfiele.
Obwohl man den letzten November zählte, war doch in jenen Breiten, zumal der ganze Herbst höchst drückend gewesen war, die Temperatur noch nicht kalt. Erst tiefer im Lande nach dem Gebirgen hin begann der Winter bereits scharf einzusetzen. Die Mehrzahl der Leute zog deshalb vor, lieber die Nacht auf dem Oberdeck zu bleiben als in den dumpfen Kojen. –
Steuben umwanderte langsam die Borde des Schiffes, Romanai an seiner Seite, der die erste Wache mit ihm teilte. –
Die Nacht hatte etwas feenhaft Magisches. Rückwärts das ewige Meer, vor ihnen als breiter, schwarzer, unregelmäßiger Streif lag die Küste mit der Bucht, welche tief einschnitt, und deren Perspektive das Leuchtfeuer bildete, einem braunroten Sterne gleich, der sich in der Flut spiegelte. Das gelbe Licht der Schiffslaterne schien mehr zu blenden als zu leuchten, denn die weiße volle Mondscheibe am dunklen Himmel streute ihr silbernes Licht hell auf das Deck, auf die Schläfer ringsum aus. Sie beleuchtete auch das verwitterte, aber zufrieden lächelnde Gesicht Mac Oddons, des Unterschiffers, auf dessen breiter Brust das blasse Haupt des Sohnes seiner Schwester, Fergus, ruhte, dem der linke Arm verbunden war.
»Es wird doch kälter werden, lieber Romanai,« sagte Steuben, »als dem armen Jungen da gut ist. Ich will die Erschöpften nicht wecken und in die Koje schicken, holen Sie also meinen Mantel, wir wollen den Knaben zudecken.«
Romanai eilte zu der Kajüte im Spiegel, indes Steuben ins Brüten versank. Beide schlichen die Lauftreppe hinab zum Oberdeck und hüllten den Schiffsjungen ein. Doch konnte es so behutsam nicht geschehen, daß Mac Oddon nicht erwacht wäre.
Er hob erschrocken den Kopf und starrte beide Offiziere an.
»Dem Jungen wird die Nachtluft schaden, Mac, zumal er das Wundfieber noch nicht ganz los ist!« sagte Steuben in sehr gebrochenem Englisch.
»Vergelte es Ihnen Gott, Sir, ich – ich werde das Ihnen nie vergessen! – Und wenn Sie, General, – wenn Sie 'nen treuen Kerl etwa zum Diener oder zum Soldaten brauchen können, nehmen Sie mich mit. Der Junge wird wohl auch noch zu was taugen, wenn's auch nur zum Tambour wäre!«
Steuben reichte dem Unterschiffer die Hand. »Ich werde es bis morgen überlegen, Mac. Schlaft jetzt, Ihr habt's nötig!« – Mac Oddon küßte bewegt Steubens Hand und befolgte willig seine Mahnung.
»Sie haben Lust, General, diesen Wunsch zu erfüllen?« sagte Romanai im Weiterschreiten.
»Halb und halb, Freund. Mac weiß mit allem Bescheid, was auf Wasser Bezug hat, wir werden aber in diesem Lande mit manchem breiten Strome zu tun bekommen. Ich meine, 's ist dann gut, 'nen sicheren Mann bei der Truppe zu haben, der mit Ruder und Segel, Wind und Strömung Bescheid weiß.« –
Sie schritten eine Weile nebeneinander her, in den Herzen der alten Kameraden lebten vergangene Zeiten auf.
»Da wären wir denn nach scheußlichen fünfundsechzig Tagen an Ort und Stelle«, begann Romanai, »und noch leidlich weggekommen. Sie schlafen also wirklich nicht?«
»Nein. Diese eine Mondnacht noch will ich von Europa träumen, morgen werden Sie keine anderen als Yankee-Gefühle an mir erleben! Gute Nacht!«
Es war halb sechs, als der neue Tag dämmernd heraufzog. Rosige Wolken zogen über den Ozean her und brachten von Europa die letzten Grüße. Rosiges Glühen erfüllte des Meeres fernen Rand und hüpfte leise tanzend heran, mit seinem Inkarnate den Schaum der Wellen färbend, indes noch über dem Schiffe selbst die graue Dämmerung lag und dichte Nebel das träumende Land verhüllten.
Steuben hatte kein Auge zugetan. Diese Nacht war seiner Vergangenheit Abschluß gewesen, und als er jetzt die Schiffspfeife ansetzte und sie schrill ertönen ließ, war er ein anderer. –
Die Schläfer rings rissen sich empor, Kapitän Landoi erschien bei Steuben mit Duponceau auf der Schanze.
»Lassen Sie die letzte Ration verteilen, Kapitän,« sagte Steuben, »indes ich dem ›Flammand‹ ein besseres Aussehen gebe. Man soll nicht sagen, daß wir so bettelhaft unser Ziel erreicht haben.«
Landoi nickte und eilte mit zwei Matrosen in den Proviantraum.
»Matrosen,« redete Steuben durch den Dolmetscher die Leute an, »ich denke, ihr seid einer Meinung mit mir, daß wir anständig einsegeln müssen, und daß man nicht auf den ersten Blick zu sehen braucht, was Trauriges unter uns geschah! Macht das Deck klar zur Parade, wascht Blut und Schmutz weg wie aus eurer eigenen Brust Jammer und Verblendung! Dann frühstückt und legt Paradeanzug an, daß die Sonne freundlich in freundliche Gesichter schaue. In zwei Stunden müssen wir die Anker lichten, gegen Mittag aber in Portsmouth sein.«
Frohes Ahoi antwortete ihm. – Als die Sonne des ersten Dezember ihre letzten Nebel verscheuchte und Meer wie Land goldig übergoß, stand die Mannschaft in Parade an den Laufplanken, Landoi saß vor dem Rade. Aus der Kajüte aber trat Steuben, wie ihn außer seinen beiden Freunden de Romanai und l'Enfant noch keiner bisher gesehen hatte, nämlich in der Uniform eines königlich preußischen Flügeladjutanten mit Schärpe, Degen und Federhut; sein Bein umschloß die enge lederne Reithose und der bespornte Reiterstiefel. – Ähnlich erschienen Romanai und l'Enfant, die französische Begleitung des Generals, aber in der Uniform ihres Landes. Als der Tambour anschlug und die Leute salutierten, sah man unter ihnen manches erstaunte Gesicht, das mit Wohlgefallen auf der athletischen Gestalt Steubens ruhte. Er hielt einen Säbel und zwei Pistolen in den Händen.
»Guten Morgen, Kinder!« Er lüftete den Hut.
»Guten Morgen, General!« tönte es zurück.
»Mac Oddon vor!«
»Ihr habt diese Nacht gewünscht, unter mir zu Lande zu dienen. Seid Ihr das noch willens?«
»Ja, wenn mein Neffe Fergus nur auch mit darf.«
»Der Junge soll mit und wird einstweilen meine Offiziere bedienen, bis er enrolliert werden kann. Da ich in Eurer Bitte eine Anhänglichkeit an meine Person sehe, so ernenne ich Euch zum Unteroffizier und Schiffsmeister während der Kampagne; hier sind Eure Waffen. Das Patent erhaltet Ihr, wenn ich das meine habe! – Genug, dankt mir mit Gehorsam! – Achtung! Anker auf und unter Segel!« – Steuben trat mit Duponceau zu Landoi an das Rad.
Langsam stiegen die Anker in die Höhe, die Segel blähten sich. Der »Flammand« wendete, der Morgenwind faßte das Linnen, zweimal krachte ein Signalschuß über die Flut, und man zog zu Lande. – Auf halbem Wege vor der Mündung der Bai kam ihnen der amerikanische Hafenkutter entgegen und brachte den Lotsen. Bald zog das volle Bild der Küste von New Hampshire mit der Bai, den grünen Wäldern, der Stadt im Grunde des Hafens, der Bastion bei der Einfahrt, von welcher das Sternenbanner wehte, vorbei. Als sie letzterem nahten, zog der »Flammand« die amerikanische Flagge auf, unter ihr das Lilienbanner, und alle seine Kanonen wurden mit Hurra zum Gruße für Amerika gelöst. Das Fort beantwortete ebenso höflich den Willkomm, und kurz nachher lag die Fregatte ruhig im Hafen von Portsmouth. –