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1. | Bist du um sieben Uhr geladen, So geh nicht etwa erst um neun. Sieh: Pünktlichkeit kann keinem schaden, Und's erste Stück kann's beste sein! |
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2. | Gut ist's, der Hausfrau was zu schenken: Ein Strauß, ein kleiner, freut sie sehr. Ein großer – mußt du stets bedenken – Geniert sie leicht und kostet mehr! |
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3. | Sei mäßig, aber nie dich ziere! Solch Zögern schafft der Hausfrau Pein. Beim ersten Gang nimm gleich für viere: Bedenk, es kann der letzte sein! |
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4. | Der Weine Reinheit anzufechten Erlaub dir nicht in fremdem Haus: Lob alle und zumal die schlechten Und trink die guten Sorten aus. |
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5. | Die Damen gut zu unterhalten Sei dein beständiges Bemühn: Gelingt dir's nicht mit einer alten, Ist eine junge vorzuziehn. |
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6. | Auch Gutes läßt sich übertreiben. Wenn's auch den Wirt freut, merke ja: Such niemals allzulang zu bleiben – Besonders, wenn kein Wein mehr da! |
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7. | Vergiß das Trinken nicht beim Essen – Es reut dich andern Tags, mein Sohn, Hast du das Trinkgeld mal vergessen, Der Schmerz erträgt sich leichter schon. |
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8. | Fühlst du vorm Redenhalten Schrecken – Kling dennoch, rat ich dir, ans Glas: Im schlimmsten Falle bleibst du stecken – Das macht oft mehr als Reden Spaß. |
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9. | Oft tritt ne Stille ein, ne große, Das sei zu ändern klug bestrebt: Schnell ein Kompott auf Nachbars Hose – Du sollst mal sehn, wie das belebt! |
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10. | Bei Tisch den Hausherrn anzupumpen, Dies, lieber Sohn, ist niemals »fair«. Ein feiner Mann läßt sich nicht lumpen, Ißt ruhig erst und pumpt nachher. |
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11. | Wärst du auch mitten im Genießen Und siehst: der Kaffee wird gebracht, Ist das ein Zeichen, man will schließen – Dann schnell dich über'n Sekt gemacht! |
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12. | Beim Sekt begnüge dich zu naschen, Willst du den Hausherrn recht erfreun. Du trinkst schon viel, trinkst du zwei Flaschen; Wer mehr trinkt – nehme Natron ein. |
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13. | Den Nächsten – auch bei Tafel – lieben, Ist, wie wir wissen, Christenpflicht. Die Pflicht kann höchstens übertrieben – Erlassen werden kann sie nicht. |
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14. | Ward dir zur Nachbarin ne Tante, So lausch voll Ehrfurcht, wenn sie spricht. Wie anders bei nem Leutenante – Da braucht es der Empfindung nicht. |
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15. | Damit sie ihre Gunst dir schenken, Sprich mit den Nachbarinnen viel. Wer lieber schweigt, der mag bedenken: Auch Händedrücken bringt ans Ziel. |
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16. | Ist leer dein Glas, dann ohn Bedenken Schenk wieder ein dir auf der Stell. Scheint dir's nicht fein, schnell einzuschenken – Schenk langsam ein und trinke schnell. |
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17. | Schwer ist's, bei Tafel gut zu plaudern, Gut zuzuhören, ist's noch mehr. Wirf dich aufs letztre ohne Zaudern – Es fördert auch beim Essen sehr. |
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18. | Blieb nur ein Rest von einer Speise Und schmeckte sie dir noch so gut – So bitt nicht drum törichterweise: Gleich nehmen – eh's ein andrer tut. |
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19. | Will sich dein Nachbar mit dir streiten Bei Tisch – so setz' dich nicht zur Wehr Verdopple deine Höflichkeit: 's ist christlicher und ärgert mehr. |
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20. | Kannst du als Redner nicht genügen, Sprich dennoch, rat ich dir. Probier's! Kommst du zurecht – hast du's Vergnügen. Und bleibst du stecken – haben wir's. |
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21. | Verbindlich zeig beim Präsentieren Dem Nachbar stets das beste Stück: Selbst höflich, wird er sich genieren, Und du bekommst das Stück zurück! |
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22. | Ein Unfall darf dich nicht erbosen – Kaltblütigkeit ist Goldes wert. Hast du den Rotwein umgestoßen: Gleich Salz darauf! – (Und umgekehrt!) |
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23. | Reichst du die Sauce, dann vor allen Acht auf der Damen Kleider sehr. Sieh: läßt du mal die Schüssel fallen – Gibt es oft keine Sauce mehr. |
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24. | Rauchst du, laß nicht an jedem Orte Der Lust am Rauchen freien Lauf. Steht wo z. B. eine Torte, Empfiehlt sich's: du ißt die erst auf. |