Charles Baudelaire
Die künstlichen Paradiese
Charles Baudelaire

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III

Ich habe euch gewisslich nicht viel Neues erzählt. Alle kennen den Wein, alle lieben ihn. Wenn einmal ein wirklicher philosophischer Arzt leben wird – ich sehe es noch nicht – wird er ein grundlegendes Essay über den Wein schreiben können, eine Art doppelter Psychologie, in der der Wein und der Mensch die Pole bilden. Er wird erklären, wie und warum gewisse Getränke die Fähigkeit enthalten, die Persönlichkeit des denkenden Geschöpfes über alles Mass hinaus zu steigern und sozusagen eine dritte Person in geheimnisvoller Operation zu schaffen, in der der natürliche Mensch und der Wein, die tierische und die pflanzliche Gottheit die Rollen des Vaters und des Sohnes in der Dreieinigkeit spielen; sie verschwägern sich im Heiligen Geist, dem höheren Wesen, das beiden zugleich entstammt. Es gibt Leute, auf die der Wein so mächtig wirkt, dass ihre Beine fester und ihr Ohr ausserordentlich fein wird. Ich habe jemanden gekannt, dessen geschwächter Blick in der Trunkenheit seine ursprüngliche Scharfsichtigkeit wiederfand. Der Wein verwandelte den Maulwurf in einen Adler.

Ein alter unbekannter Autor hat gesagt: »Nichts gleicht der Freude des Menschen, der trinkt, ausser der Freude des Weines getrunken zu werden!« In der Tat spielt der Wein eine so intime Rolle im Leben des Menschen, dass es mich nicht wundern würde, wenn, von pantheistischen Ideen verführt, einige vernünftige Geister ihm eine Art Persönlichkeit zusprächen. Wein und Menschheit scheinen mir zwei Ringkämpfern zu gleichen, die ohne Unterlass ringen und sich immer wieder versöhnen. Immer umarmt der Besiegte den Sieger.

Es gibt bösartige Trunkenbolde: Das sind von Natur aus böse Menschen. Der schlechte Mensch wird ebenso unausstehlich wie der gute ausgezeichnet wird.


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